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Der litauische Regisseur Robertas Nevecka überlegt in seinem animierten Kurzfilm, was Filmschaffende aller Gewerke wohl jetzt so zuhause machen. | Screenshot

Kurz vor Redaktionsschluss erreicht uns eine gut Nachricht: Für freiwillig Versicherte Selbstständige werden die Regeln beim Arbeitslosengeld gelockert. Über Hilfsprogramme für Kleinunternehmer und Selbständige sprach der Deutschlandfunk heute mit Experten. Über eine Stunde geben sie Tipps und Erklärungen. Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Anregungen, Fragen und Kommentare. 

 

Was treiben Filmschaffende in der Quarantäne? Der litauische Regisseur Robertas Nevecka unternimmt einen animierten Streifzug durch die Gewerke.

 

Eine gute Nachricht für Selbständige, die freiwillig in der gesetzlichen Arbeitslosenver- sicherung versichert sind: Für sie wurden die Regeln zum Arbeitslosengeldbezug und zu Beitragszahlungen gelockert, wenn sie durch die Corona-Krise unverschuldet arbeitslos geworden sind. Das teilte die Agentur für Arbeit München heute mit. Wer bereits innerhalb der letzten 12 Monate Arbeitslosengeld bezogen und erneut beantragt hat, kann sich danach erneut freiwillig versichern. Diese Ausnahme gilt bis zum 30. September 2020 (bisher wurden Selbstständige bei einem zweiten Arbeitslosengeldbezug binnen eines Jahres aus der freiwilligen Arbeitslosenversicherung ausgeschlossen, wenn sie die gleiche selbstständige Tätigkeit wieder aufnehmen).
Wer in den letzten 30 Monaten vor der jetzigen Arbeitslosigkeit mindestens 12 Monate Beitrage gezahlt hat, kann Arbeitslosengeld bei der Agentur für Arbeit beantragen. Dabei ist unerheblich, ob die Beitragszeiten durch freiwillige Versicherung oder Pflichtversicherung (etwa als sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter) gezahlt wurden.
Auch Selbstständige, die bereits vor längerer Zeit einmal über die freiwillige Versicherung Arbeitslosengeld bezogen haben, können einen erneuten Anspruch auf Arbeitslosengeld erwerben. Voraussetzung ist, dass seitdem mindestens 12 Monate Beiträge in die freiwillige Arbeitslosenversicherung eingezahlt wurden. Nach der Arbeitslosigkeit können Sie sich wieder freiwillig versichern. 

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Filme wollte sie schon machen, als sie 30 war. Dann kamen nochmal 30 Jahre und einige Umwege, bis Ulla Geiger (links) sich an ihren ­Debütfilm wagte. Ihr Hauptdarsteller Michael Ransburg (rechts) bekräftigte sie in ihrem Entschluss. Die Premiere sollte im März sein. Nun startet „Wir drehen keinen Film“ erstmal online. | Foto © Ulla Geiger

 

Voraussichtlich bleiben die Kinos länger geschlossen. Das Erlebnis, gemeinsam mit Fremden etwas zu erleben, wird weiterhin nicht möglich sein. Ideen, wie man Filme trotzdem zum Publikum bringt, gibt es immer mehr; viele unterschiedliche Konzepte tauchen auf. Ich fürchte, das verzettelt sich. Im Zweifel wird man nicht erstmal auf die Suche gehen, wie man an einen Film rankommt, sondern doch bei den großen Anbietern Netflix, Amazon Prime und seit kurzem Disney+ bleiben. Es fehlt sicherlich eine gemeinsame Plattform, von der aus das Publikum auswählen könnte. Bis dahin stelle ich die verschiedenen Ansätze vor.

Die Idee eine Plattform zu schaffen, von der aus man die verschiedenen Aktionen aus dem Kulturbereich (Kino ebenso wie Konzerte und Museumsauftritte) sehen kann, hatte ein Team auf dem Hackathon #WirVsVirus der Bundesregierung vom 20. bis 22. März 2020. Bei Culturestreams kann man nun die unzähligen Kultur-Streams gebündelt oder gefiltert auffinden. Die Seite ist noch in der Beta-Version. Von dieser Seite aus kommt man zum Beispiel auf Kinoflimmern: 

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Auch wenn die Server zusammenbrachen: In Berlin klappte die Soforthilfe offenbar so, wie versprochen war – schnell und unbürokratisch. | Screenshot

Die letzten Steinchen haben wir zusammen, aber unser Bild vom Kurzarbeit-Tarifvertrag ist trotzdem bloß ein Mosaik. Zusammengefasst heißt die Botschaft: In der gegenwärtigen Situation an sich eine gute Sache – trotzdem Vorsicht! Und im Zweifel jemand fragen, der*die sich auskennt. Wir stellen weitere gute Erfahrungen mit den Soforthilfen vor und viele neue Ideen gegen den Stillstand. Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Anregungen, Fragen und Kommentare. Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können. 

 

Schreibt ein Mann ans ZDF: Warum der Sender im Zuge der Corona-Krise nicht auf den Rundfunkbeitrag verzichtet? Antwortet das ZDF …

Kommt kein Mann in eine Bar: Wieviel Witz erträgt die Corona-Krise? Fragt Peter Wittkamp, einer der Hauptautoren der „Heute Show Online“.

 

Eigene Streaming-Angebote werden die Kinos nicht retten können„die Filmkunst funktioniert nicht ohne Kinos“, meint Claus Löser vom Berliner Kino „Brotfabrik“.

Der Medienwissenschaftler Otfried Jarren kritisiert die Berichterstattung des deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehens über das Corona-Virus. Es (das Fernsehen) betreibe „Systemjournalismus“.

„Jetzt geht es darum, wie vor allem mittlere und kleine Produktionsgesellschaften überleben können“, mahnt Martin Moszkowicz im Interview. Mehr Geld müsse fließen, und der Constantin-Chef sagt auch, wie. 

Wie geht’s den Kolleg*innen an der Bühne? Jörg Rowohlt von der Bühnengenossenschaft berichtet von einer „Kultur unter Quarantäne“ – gefolgt von einer erklärenden Übersicht der Hilfsprogramme.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisiert den Umgang der öffentlich-rechtlichen Sender mit freien Mitarbeiter*innen in der Corona-Krise: Sie ließen einen großen Teil von ihnen einfach hängen, wirft der Verband mehreren Rundfunkanstalten vor. Der DJV hatte Briefe an ZDF-Intendant und ARD-Vorsitzenden geschickt, die bislang unbeantwortet geblieben seien. Darin fordert der DJV unter anderem, durch die Corona-Krise verursachte Ausfälle der freien Mitarbeiter*innen abzufedern. Viele erlitten massive Honorareinbußen. Kleinere Anstalten wie Radio Bremen, der RBB und der Saarländische Rundfunk hätten bereits vorbildliche Lösungen für ihre Freien gefunden.

 

Wie klappt’s mit den Soforthilfen? Zwei Erfahrungsberichte erreichten uns aus Berlin:

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Deutsche Eltern schreckt das Bild. In Schweden setzt man auf die eigene Verantwortung. So vertraut die Politik ihren Bürgern. Das macht auch ein Vergleich der Regierungsansprachen deutlich. | Foto © Archiv

Was heißt Gesellschaft, gegen die Expertokratie und eine Erinnerung an Eva Hesse: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 08.

 

„April is the cruellest month, breeding
Lilacs out of the dead land, mixing
Memory and desire, stirring
Dull roots with spring rain.“
T. S. Eliot, „The Waste Land“

„There are a few crucial moments in life when you have to make sacrifices, not only for your own sake but also in order to take responsibility for the people around you, for your fellow human beings, and for our country.
That moment is now. That day is here. And that duty belongs to everyone.“
Stefan Löfven, Ministerpräsident von Schweden in seiner „Address to the Nation“ am 22. März 2020

 

Die ganz große Eva Hesse ist tot – what a pity. Eine Frau „wie es sie heute nicht mehr gibt“. Oder doch? Jedenfalls eine Mischung aus altmodischer großbürgerlicher Damenhaftigkeit mit einmaliger Ausstrahlung und viel Stil (Tücher von Chanel oder Hermes im Haar, große Sonnenbrillen auch in Innenräumen, Cigarillos in der Hand) und einer scharfen Intellektuellen, die ihr Leben vor allem für einen Dichter aufopferte: Ezra Pound, nach dem Krieg durch seine Sympathien für Mussolini Persona non Grata der europäischen Kultur, bis ihn Hesse, selbst eine radikale Linke, wieder in die Kreise der Avantgarde zurückholte: Durch ihre Übersetzungen und mehrere Bücher mit klugen Interpretationen. Hesse war auch Übersetzerin von T.S.Eliot. 

„Aufopfern“ ist übrigens fast wörtlich gemeint, denn weil man mit Übersetzung und Literaturkritik nicht viel verdient und das Erbe der reichen Diplomaten-Familie offenbar bald aufgebraucht war, lebte Hesse mit ihrem irischen Mann, der bei Siemens angestellt war, in München lange in einer Ein- später einer Zweizimmerwohnung. 

Über diese tolle Frau haben Willi Winkler in der SZ und Hannes Hintermeier in der FAZ zwei schöne, einander ergänzende Nachrufe geschrieben. Lesen könnte man auch noch das Interview, dass Hintermeier vor acht Jahren mit Hesse geführt hat.

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Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Diesen Eindruck hat man manchmal wenn dieser Tage über den schwedischen Sonderweg in Sachen Anti-Corona-Politik gesprochen wird. Da klingen viele Beiträge so, als wüssten alle anderen Bescheid, als wären die Schweden Verantwortungslose, Vollidioten, Hasardeure. Als hätten nicht alle in dieser eskalierenden Krise sich immer wieder korrigieren müssen.

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Kreativ in der Krise: Der slowenische Designer Jure Tovrljan hat bekannte Marken-Logos auf die Pandemie umgestaltet. | Grafik © Jure Tovrljan

Der Run auf die Hilfsprogramme ist groß. Wir haben einen ersten Erfahrungsbericht und erste Stellungnahmen der Verbände zum Thema Kurzarbeit. 

 

Ein wenig Kurzweil zum Einstieg: Der slowenische Designer Jure Tovrljan hat bekannte Marken-Logos auf die Pandemie umgestaltet.

 

Einen Run auf die Hilfskredite für Unternehmen und Selbstständige verzeichnen die Wirtschaftsministerien der Länder. Weitere Maßnahmen werden diskutiert.

Der Andrang auf staatliche Soforthilfen in der Corona-Krise für kleinere Betriebe mit Finanznot ist in Hessen riesig, meldete die „Hessenschau“ gestern Abend. Zeitweise waren die Server überlastet.

 

Wir baten um Erfahrungsberichte mit den Hilfsprogrammen. Hier ist der erste, von einem Filmemacher aus dem Südwesten:

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In der Virus-Krise sucht Schweden einen sehr eigenen Weg. Szenenfoto aus Ingmar Bergmans „Fanny und Alexander“ (1982) | Foto © Tobis

Abgerechnet wird zum Schluss: Die agile Hauptrisikogruppe, das schwedische Modell, und ein Krisenstab im Sender: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 07. 

„Es ist besser, im Stehen zu sterben, als auf den Knien zu leben.“
Alexander Lukaschenko, Staatschef von Weißrussland

 

In Krisenzeiten kümmern sich Chefs und Auftraggeber in sehr unterschiedlicher Weise um ihre Mitarbeiter. Im Medienfeld finde ich gerade den WDR vorbildlich. Vielleicht durch leidige Erfahrungen mit motorradfahrenden Omas und dem schwachen Umgang mit hausinternen, anonymen #MeToo-Beschuldigungen schlauer geworden, bekommen Mitarbeiter fast täglich eine umfangreiche Informationsmail mit einem Update vom eigens eingerichteten Krisenstab. 

Sechs positiv getestete Kollegen seien in Quarantäne, erfährt man da, bekommt Hinweise für Ausfallhonorare und anteilige Bezahlung bei Projekten, die nicht fertiggestellt werden können. Freie Mitarbeiter können bei der Personalabteilung ein Darlehen beantragen. 

Außerdem wird gebeten „da wir alle die WDR Server schonen sollten“, keine Videokonferenzen abzuhalten, da diese zu viel Datenmenge brauchen. Stattdessen rät der Krisenstab zur Audiokonferenz per Skype oder Festnetz und Handy. 

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Bücher und DVD gibt’s nicht nur bei Amazon. Auch klassisch Buchhandlungen bieten Telefon- und Onlinebestellungen mit Lieferservice an. Nicht nur in den Metropolen. | Foto © Buchhandlung Collibri

Wenn der Notfall da ist, kann man ihn nicht vorbereiten. Handeln kann man aber trotzdem: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 06.

„Unsere Körper pulsieren im Beat der Angst.“
Sasha Marianna Salzmann 

 

Hattet ihr, liebe Leser, ein angenehmes Wochenende? Wie ist es auf der Insel namens Corona-Island? Sonnig am Samstag, kalt am Sonntag. Wer hat den Online-Gottesdienst besucht, für wen war es ein Werktag im Heimat-Büro, äh Home Office? Wer ist rausgegangen und wer kommt schon auf zweistellige Tage im geschlossenen Pandemie-Knast? In den 70er-Jahren kam bei der politischen Linken, die mit den „politischen Gefangenen“ der RAF sympathisierte, der Ausdruck „Isolationsfolter“ auf. Wenn man denen gesagt hätte: Das ist doch „Social Distancing“, das würde uns allen ganz gut tun, hätte es zynisch geklungen. Heute meinen das nicht wenige ernst – jedenfalls den letzten Satz. Bin gespannt, wann der Ausdruck „Isolationsfolter“ wieder in Mode kommt. Kann nicht mehr lange dauern – wetten das?

Und für wen ist Corona-Island wie ein Gang in eine riesige Bibliothek oder Mediathek? Oder bleibt man einfach im Bett? Schon Lagerkoller? 

Ein bisschen entwickelt man wohl auch das Gefühl einer Weltraumfahrt: Völlig losgelöst, von der Erde, fliegt das Raaaaauuuumschiff …“ Man kann sich verlieren – keine Ground Control für den Major Tom in uns allen. Das Lied von David Bowie habe ich am Samstag gehört, ein Lokal, das in Berlin-Mitte Straßenverkauf macht, hatte gedacht: Da machen wir doch gleich noch Samstagsnachmittagsdisko für die ganze Straße.Immerhin war die Musik gut.

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Eine Online-Plattform sammelt Ideen von Kinos für Kinos, die durch die Krise helfen sollen.? | Foto © Kur-Theater Hennef

Ab heute sollen die Hilfen fließen. Derweil schafft die Diskussion ums Kurzarbeitergeld weiter Unsicherheit, und manche halten es gar für Zeit, den Stillstand zu beenden. Die gute Nachricht: Die Lage der Filmarbeiter ist Dauerthema in den Medien.  Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare.

 

Die Kurve zeigt weiterhin steil nach oben, die Diskussion, wie es weitergehen soll, ist schon im Gange. Der Virologe  Alexander Kekulé macht Vorschläge, wie der Stillstand beendet werden könne.

Die Produzentin Meike Kordes mahnt, die Zeit nach der Krise nicht aus den Augen zu verlieren – und schon jetzt geplante Fördersitzungen abzuhalten.

Die Corona-Epidemie kostet zahlreiche Leben, die drohende Wirtschaftskrise aber auch, meint der Regisseur Dietrich Brüggemann („3 Zimmer Küche Bad“) in seinem Blog. Das zweite Szenario hält er „für deutlich gravierender“. 

Covid-19 ist schlimm. Manche meinen, es gibt Schlimmeres, und möchten sich dem Coronavirus mit dem Wirtschaftswunder entgegenstemmen. »Ein interessantes Experiment!“ meint Thomas Fischer in seiner „Spiegel“-Kolumne.

Politik in Zeiten von Corona darf sich nicht in Krisenbewältigung erschöpfen. Sie muss auch Zukunft gestalten, meint der Politik-Professor Hans-Jörg Sigwart: Die aktuelle Krise erfordere eine demokratische und eine zur Utopie fähige Politik.

Damit all die Anzeigen und Anträge möglichst schnell bearbeitet werden, hat die Arbeitsagentur in Hamburg inzwischen die 40-Stunden-Woche für ihre Mitarbeiter aufgehoben. Freiwillige durften auch am Samstag arbeiten, die zuständige Abteilung wurde mit Kollegen aus anderen Bereichen verstärkt. Trotzdem dauere es 10 bis 15 Werktage, bis Unternehmen eine Rückmeldung bekommen.

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Jeder Zyniker ist nur ein enttäuschter Moralist, lässt Susanne Heinrich in ihrem Film „Das melancholische Mädchen“ sagen. Nein, ein Zyniker will unser Kolumnist nicht sein. | Foto © Stadtkino

Lese-, Hör- und Streamingtips fürs blogfreie Wochenende, Hilfe für eine Schauspielerin und ein paar Sätze in eigener Sache – Apokalyptiker & Integrierte; Gedanken in der Pandemie 05.

 

„The streets are that empty. It seems as though the bulk of the city has retreated to their quarters, rightfully so. At this time, it seems very poignant to avoid all public spaces. Even the bars, as I told Hemingway, but to that he punched me in the stomach, to which I asked if he had washed his hands. He hadn’t. He is much the denier, that one. Why, he considers the virus to be just influenza. I’m curious of his sources.“
Der US-Schriftsteller F. Scott Fitzgerald über sich und seinen Freund Ernest Hemingway während der Spanischen Grippe – leider zu schön, um wahr zu sein.

 

Fake News gibt es viele. So auch leider, leider dieses wunderbare Zitat von Francis Scott Fitzgerald, das in den letzten Tagen durch die Medien geisterte. Auch die „Taz“ ist ihm aufgesessen, reagiert aber souverän: „Warum soll man denn Fakes vergessen, Non-Fakes aber nicht? Das war mal genau andersherum: Als Romane noch buchstäblich ergreifend waren, und Zeitungen eher was für den ebenso schnell- wie leichtgläubigen Plebs.“ schreibt „Taz“-Autor Ralf Sotschek. Recht hat er.

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Eigentlich wollte ich heute mal nur über schöne Dinge schreiben. Aber das ist nicht ganz so einfach in Corona-Zeiten. 

So muss ich zuerst eine Schauspielerin erwähnen, der es gerade nicht gut geht, nicht zuletzt in der Hoffnung dass wir alle ihr helfen können. Es handelt sich um Halima Ilter. Sie kommt aus Berlin und ist Deutsche. In den letzten Wochen hat sie im kurdischen Teil des Irak (oder im irakischen Kurdistan, das ist egal jetzt) mit einer spanischen Crew einen Film gedreht. Jetzt wollte sie zurück, alle Flüge sind gecancelt, und das deutsche Konsulat in Erbil hat sich (anscheinend auch in nicht eben freundlichen Worten) geweigert, ihr zu helfen oder auch nur Unterkunft zu besorgen – warum auch immer. Nun muss sie im spanischen Konsulat wohnen. 

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Wir wollen nicht angeben mit unserer Collage. Sondern uns damit einfach mal zurückbedanken für die vielen Dankeschöns auf unsere Brancheninfos. Das spornt uns an. | Collage © cinearte

Die überall angekündigten Hilfsprogramme sind da (oder zumindest fast), Unsicherheit herrscht weiterhin in Sachen Kurzarbeit. Und wir schildern ein Beispiel, wie man die Krise zum Guten nutzen kann. Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare. Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können. 

 

Der Bundespräsident hat heute das Gesetzespaket mit den Milliardenhilfen in der Corona-Krise unterzeichnet. Die Gesetze müssen jetzt nur noch im Bundesgesetzblatt veröffentlicht werden, dann soll die Hilfe rollen. 

Doch wie funktionieren diese und ähnlich Hilfsmaßnahmen in der Praxis? Wir bitten alle, die bereits Erfahrungen mit den Soforthilfen aller Art gemacht haben, um eine Einschätzung beziehungsweise einen Erfahrungsbericht.

 

Seit dieser Woche gibt es einen Kurzarbeit-Tarifvertrag für die Branche. Und der schafft weitere Unsicherheit. Die Berufsverbände prüfen noch, Juristen auf beiden Seiten sehen Probleme und zu viele offene Fragen. Und wie viele Fragen tatsächlich noch offen sind, erfahren wir seitdem in ratlosen E-Mails von Betroffenen. Die Antworten wissen wir auch nicht. Zum Ende der Woche scheinen uns aber folgende Hinweise für Betroffene, also alle Filmschaffende, die einen laufenden Vertrag haben, hilfreich zu sein:

# Überstürzt nichts.
# Erstmal keine Kurzarbeitergeld-Vereinbarung unterschreiben, die sich auf diesen Tarifvertrag beziehen, denn die Gageneinbußen und die „Anordnung“ scheinen zu groß zu sein. Für Verdi-Mitglieder kann die Kurzarbeit natürlich angeordnet werden.
# Die Entwicklung der nächsten Tage und die Einschätzungen und Empfehlungen der Berufsverbände abwarten.
# Solange keine Kurzarbeitergeld-Vereinbarung vom Filmschaffenden unterschrieben wurde, läuft der Gagenanspruch in vereinbarter Höhe weiter. Erst durch eine Kurzarbeitergeld-Vereinbarung verliert man diesen.
# Lieber keine Kurzarbeitergeld-Vereinbarungen unterschreiben, die irgendeine Änderung oder Verkürzung der Vertragslaufzeit zur Folge haben könnten. Die Verträge laufen ja nicht etwa zu dem in den Verträgen meistens „voraussichtlich“ genannten Termin aus, sondern erst mit der tatsächlichen Fertigstellung des Films. Es handelt sich bei den Verträgen in der Regel nicht um zeitlich befristete Verträge, sondern um „zweckbefristete“. Erst mit der Fertigstellung der Produktion wird deren Zweck erreicht und das Arbeitsverhältnis beendet. Daher heißt der Tarifvertrag ja auch „für auf Produktionsdauer beschäftigte Film- und Fernsehschaffende“.
# Vor dem Unterschreiben die Vereinbarung möglichst von einem Rechtsanwalt oder einer Einrichtung, die rechtsberatend tätig sein darf, prüfen lassen.

 

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In Wolfgang Petersens „Outbreak“ ließ sich die Pandemie noch in 127 Minuten besiegen. Das war 1995. | Foto © Warner Brothers

Von kommenden Dingen: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 04. 

„Wir sind gesessen, ein leichtes Geschlechte / In Häusern, die für unzerstörbare galten
(So haben wir gebaut die langen Gehäuse des Eilands Manhattan
Und die dünnen Antennen, die das atlantische Meer unterhalten). 

Von diesen Städten wird bleiben: der durch sie / Hindurchging, der Wind!
Fröhlich machet das Haus den Esser: Er leert es. / Wir wissen, daß wir Vorläufige sind /
Und nach uns wird kommen: nichts Nennenswertes. 

Bei den Erdbeben, die kommen werden, werde ich hoffentlich /
Meine Virginia nicht ausgehen lassen durch Bitterkeit
Ich, Bertolt Brecht, in die Asphaltstädte verschlagen /
Aus den schwarzen Wäldern in meiner Mutter in früher Zeit“
Bertold Brecht

 

„Wenn die Ressourcen nicht ausreichen, muss unausweichlich entschieden werden, welche intensivpflichtigen Patienten akut-/intensivmedizinisch behandelt und welche nicht (oder nicht mehr) akut-/intensivmedizinisch behandelt werden sollen. Dies bedeutet eine Einschränkung der sonst gebotenen patientenzentrierten Behandlungsentscheidungen, was enorme emotionale und moralische Herausforderungen für das Behandlungsteam darstellt.“
Empfehlungen zur Ressourcenzuteilung in Notfall- und Intensivmedizin bei Covid-19-Pandemie

Als ich gestern über die wattierte Melancholie dieser Tage geschrieben habe, meinte ich: Die dumpfe Erwartung des Kommenden. Das seltsam Irreale des Geschehens. Die coole Apokalyptik, die zum Beispiel das oben zitierte Brecht-Gedicht durchzieht. Die coole Pragmatik der Handlungsempfehlungen für Intensivmediziner.

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Die Kinos haben geschlossen. Einige Arthaus-Verleiher setzen darum auf den Stream – und wollen mit den Kinos teilen. Und in Berlin gibt es jetzt sogar eine Crowdfunding-Kampagne. | Foto © Yorck Kinogruppe

Draußen wird’s ernster, es herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Derweil regen sich auch schon Stimmen gegen den verordneten Stillstand. Mit weiteren Petitionen und Initiativen organisieren sich Teile der Branche. Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare. Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können. 

 

Die Welt kommt zum Stillstand. Die Corona-Krise bringt den Verkehr zum Erliegen. Wie weit, zeigt „Der Spiegel“ mit teils interaktiven Grafiken. 

Wegen des Corona-Virus wird die Wirtschaft weltweit heruntergefahren. Doch irgendwann ist das wieder vorbei. Und die Kolumnistin „Der Zeit“ überlegt: „Was aber müsste passieren, damit die Politiker nicht einfach versuchen, jenes Deutschland, das wir vor der Krise hatten, möglichst weitgehend wiederherzustellen? Was braucht das Land, um nicht nur die Corona-Krise, sondern auch andere Krisen zu meistern?“

Einige fordern schon den großen Lockdown, andere meinen, es müsse langsam gut sein mit den Einschränkungen – eine Wirtschaftskrise droht. Ein Bericht zur Talkrunde bei „Maischberger Die Woche“.  

Konsequent bis zum Schluss gibt sich der Vizegouverneur von Texas: Das Wichtigste sei, dass die Wirtschaft weiterläuft, sagt Dan Patrick. Dafür würde er sogar sein Leben geben.

Der US-Forscher Anthony Fauci hingegen sei „die Stimme der Vernunft im Chor der Unvernünftigen“, meint „Der Spiegel“.

Und in Italien verzweifeln Bürgermeister an der Vernunft.

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Hand in Hand am Band. Im Youtube-Video erklärt die Agentur für Arbeit die Sache mit dem Kurzarbeitergeld. Doch die Filmbranche tickt anders. | Screenshot

Ab heute gilt ein Tarifvertrag zur Kurzarbeit, und er wirft auf allen Seiten neue Fragen auf. Wir verweisen auf erste Einschätzungen und Reaktionen und zeigen nützliche Links zu Antworten zum Arbeitsrecht. Und zeigen einige Ausblicke in die Zukunft, die auch unser Kolumnist teilt. Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare an (Aktiviere Javascript, um die Email-Adresse zu sehen). Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können. 

 

Vorab ein Nachtrag: Schon vorige Woche hatte der Bundesverband Herstellungs- und Produktionsleitung (HBU) beim Kreisverwaltungsreferat (KVR) München nachgefragt, wie das Verbot von Dreharbeiten genau zu verstehen sei. Generell, lautet kurzgefasst die Antwort, die uns vorliegt: „Mit Blick auf die Intention der Allgemeinverfügung ist es hierbei unerheblich, ob die Drehaufnahmen auf öffentlichem Verkehrsgrund oder auf Privatgrund stattfinden. […] Entsprechend sehen wir auch die Durchführung von Drehaufnahmen auf Privatgrund im Freien sowie die Durchführung von reinen Innendrehs bis zum 19. April 2020 nach Maßgabe der Allgemeinverfügung als nicht erlaubt und nicht erlaubnisfähig an. Es würde explizit dem Sinn der Allgemeinverfügung entgegenlaufen, (gewerbliche) Aktivitäten vom öffentlichen Grund auf Privatgrund bzw. Indoor zu verlegen. Zudem ist aus Sicht des Infektionsschutzgesetzes zu beachten, dass die Gefahr einer Verbreitung des Virus in geschlossenen Räumen viel höher ist als im Freien.“ 

Ob oder wie etwaige Verstöße dieser Art kontrolliert werden, teilt das KVR nicht mit. Nach Auskünften aus Gewerkschaftskreisen richten sich die Behörden in Bayern weitestgehend nach der Aussage des Filmbüros des KVR München: „Die Behörden haben aber erst einmal keine Handhabe, weil sie ja nur Genehmigungsstellen sind. Zuständig für den Vollzug auf Privatgrund ist die Polizei.“

 

„Die Dreharbeiten müssen aufhören, jetzt!“ berichtete gestern die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“: „Es ist unklar, ob sie arbeiten dürfen und wer ihre Ausfälle zahlt. So ergeht ein dramatischer Appell an Politik, Verwaltung und Sender.“ 

Seit heute fordert eine Petition ein einheitliches Verbot von Dreharbeiten für fiktionale Kino- und TV-Produktionen. Absender sind Produzentenverband und acht weitere Berufsverbände und Organisationen.

  

Wie geht’s weiter nach der Krise? Der Zukunftsforscher Matthias Horx hat vier Szenarien entworfen. Das optimistischste zeichnet eine neue, aber überwiegend positivere Welt mit veränderten Werten. Anschaulich schildert er es in einem Rückblick: Wie wir in einem halben Jahr auf die Krise und das Virus blicken werden.

Der Zukunftsforscher Horst Opaschowski sieht das übrigens ähnlich optimistisch: „Jetzt bildet sich eine Selbsthilfegesellschaft aus der Einsicht, aufeinander angewiesen zu sein.“

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Tom Hanks ist einer der prominentesten Corona-Infizierten. Der Schauspieler sammelt auch Schreibmaschinen – hier eine „Skyriter“ von Smith Corona, zu sehen im Dokumentarfilm „California Typewriter“ von 2016. | Foto © New KSM

Heute forderte der Produzentenverband NRW einen bundesweiten Drehstopp für Fiction-Produktionen. Produzentenallianz und Verdi einigten sich auf einen Tarifvertrag für die Kurzarbeit. Und die Kulturstaatsministerin glaubt, dass durch die Corona-Krise der Stellenwert von Kultur allmählich besser begriffen werde. Solche Hoffnungen hegt auch unser Kolumnist zum Abschluss der heutigen Nachrichten. Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare. Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können. 

 

Heute beginnen wir gleich mit einer Richtigstellung. „Liebe Freunde von crew united, danke für euer Engagement und die Brancheninfos, ich weiß es zu schätzen. Doch die Kulturstaatsministerin (BKM) heißt immer noch Monika Grütters, nicht Rüttgers. Nix für ungut.“

Mist! Das wußten wir doch, sind zerknirscht und bitten auch die Kulturstaatsministerin um Verzeihung. Heute schreiben wir sie wieder richtig. 

Zum Glück hat niemand unseren anderen kleinen Patzer bemerkt … Und schon haben alle wieder etwas zu tun in der unfreiwilligen Pause. 

 

Auf einer interaktiven Deutschlandkarte können alle ablesen, wie sich das Corona-Virus in ihrer Region ausbreitet. „Zeit Online“ sammelt die Daten direkt bei den 401 Stadt- und Landkreisen ein und aktualisiert sie laufend.

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Um den Filmkunstkinos in der Coronakrise zu helfen, verdoppelt das Medienboard Berlins-Brandenburg dieses Jahr die Prämien seiner „Kinoprogrammpreise“ und vergibt eine Soforthilfe. | Foto © RBB

Das Coronavirus verbreitet sich weiter, die Gegenmaßnahmen sind ab heute bundesweit strenger geworden. Zugleich hat die Bundesregierung ihre Hilfspakete genauer vorgestellt. Und wir erweitern unsere Brancheninfos mit einem Blog: Der Filmjournalist Rüdiger Suchsland (Aktiviere Javascript, um die Email-Adresse zu sehen) macht sich nun täglich zum Abschluss seine „Gedanken in der Pandemie“.  

Das Festival von Cannes ist nun offiziell abgesagt oder vielleicht auch nur verschoben. 

An den Kleinigkeiten merkt man, dass die Welt sich trotzdem weiterdreht. Im Postfach lag heute zwischen vielen Antworten auf unsere Brancheninfos auch die übliche Viagra-Mail, vorigen Donnerstag wollte uns ein nigerianischer Prinz gleich mehrere Millionen Dollar überweisen. 

 

Die Bundesregierung hat sich gestern mit den Ländern beraten, ein milliardenschweres Hilfspaket beschlossen (siehe unten) und eine Kontaktsperre erlassen: Draußen nur noch zu zweit. Was drinnen vorgeht, bleibt noch jedem selbst überlassen. Bleibt zu hoffen, dass alle verstehen: „Draußen zu zweit“ heißt nicht, dass ich heute Jessica treffe, morgen Heinz und den Rest der Woche all die anderen, der Reihe nach …

Bayern bleibt hingegen bei der angeblich schärferen Ausgangsbeschränkung. Ministerpräsident Markus Söder verteidigte heute morgen im „Morgenmagazin“ von ARD und ZDF sein Vorpreschen: Innerhalb Deutschlands sei „die Betroffenheit auch sehr unterschiedlich“, darum sei es nur natürlich, dass grenznahe Bundesländer wie Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und das Saarland früher Schutzmaßnahmen ergriffen hätten – das sei ja auch eine Stärke des Föderalismus.

„Wir schreiben diese Zeilen in einer Zeit größter Verunsicherung und Undurchsichtigkeit, einer Zeit, in der sich Affekte und Denken kaum noch trennen lassen, einer Zeit des Nicht-Wissens. Das einzige, was kollektives Nachdenken in diesen Zeiten stiften kann, ist vorläufige Orientierung. Es gibt keine letztgültigen Antworten, weder auf die Frage, was uns bevorsteht und was zu tun ist, noch auf die Frage, wie sich die politischen Prozesse dieser Tage beschreiben lassen.“ Die Wochenzeitung „Der Freitag“ wagt es trotzdem, denkt über die Krise und gewohnte Muster hinaus und an die Zukunft von Wirtschaft, Arbeit und Gesellschaft. 

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