Im Gefängnis hat man wenigstens noch Hofgang – Apokalyptiker & Integrierte; Gedanken in der Pandemie 23. Von Rüdiger Suchsland
„In der Welt gibt es eine schreckliche Sache, nämlich dass jeder seine guten Gründe hat.“
Jean Renoir, „La règle du jeu“
„Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht
Und man siehet die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht.“
Bertolt Brecht, „Die Dreigroschenoper“
Heiligt der Zweck eigentlich die Mittel? Wir würden diese Frage ja intuitiv in den allermeisten Fällen verneinen. In der Corona-Pandemie verändern sich hier nach meinem Eindruck gerade die Maßstäbe.
Das muss nichts Schlechtes sein. Vielleicht geht es im Gegenteil gar nicht anders, und vielleicht trifft auch hier der Satz zu, nach dem außergewöhnliche Umstände außergewöhnliche Maßnahmen erfordern.
Aber gehen wir mal weg von der Ebene der schnellen Bewertung, und schauen auf die Tatsachen. Was geschieht hier? Denkt die Regierung ihr Handeln in diesen Kategorien? Und falls ja: Hat sie recht?
Heiligt der Zweck der Pandemie-Eindämmung und der Vermeidung des Sterbens Einiger durch Covid-19 das Mittel der gewaltigen, generellen Rechteeinschränkung und des Herunterfahrens einer ganzen Gesellschaft?
Heiligt der Zweck der Pandemie-Eindämmung und der Vermeidung des Sterbens Einiger durch Covid-19 auch das Mittel gewaltiger Kosten, ganz konkret zur Zeit je nach Berechnung und statistischen Daten zwischen 10 und 400 Millionen Euro pro vermiedenem Corona-Toten?
Man kann beide Male darauf antworten: „Ja, unbedingt!“ Aber dazu muss man gefragt werden.