Rund um die Welt werden Filme und TV-Serien in den Genres Horror, Science Fiction und Fantasy produziert. Nur in Deutschland tut man sich immer noch schwer – obwohl es an fantastischen Gruselthemen doch eigentlich nicht mangelt. Die Horror-Serie „Hameln“ auf ZDF Neo ist eine der wenigen Ausnahmen. Creator, Regisseur und Showrunner Rainer Matsutani blickt auf eine 30-jährige Karriere als Genre-Filmemacher zurück und gibt Tipps für Filmemacher*innen, die sich für Horror interessieren:
#1 – Du musst dein Genre kennen Wenn du jemand bist, der/die im Kino ausschließlich deutsches Arthouse oder Komödien anschaut, bist du wahrscheinlich nicht der/die Richtige für das Genre. Es gibt ein etabliertes Horror-Universum, das reich ist an Codes, Mustern und Referenzen. Horror definiert sich über strenge Regeln und Stereotypen, die man kennen muss, um sie lustvoll zu zitieren, variieren und innovativ zu erweitern: wie gestalte ich einen Jump Scare oder wie kommt das Opfer zu Tode? Horror-Konsumenten haben viel gesehen und eine Erwartungshaltung, die du nicht enttäuschen darfst.
Vor einigen Jahren wurde ein deutscher Horrorfilm bei einem Streamer in Auftrag gegeben. Das Drehbuch war solide, aber der Produzent merkte schnell, dass die Regie sich eigentlich nicht im Genre auskannte. Er stellte ihr einige Wochen vor dem Dreh einen Karton voller DVD mit Horror-Klassikern zur Verfügung. Doch der Crash-Kurs hat nicht ausgereicht. Das filmische Ergebnis war von Ahnungslosigkeit und Langeweile geprägt, so dass der Streamer seither keinen deutschen Horror mehr in Auftrag gab.
Also: das Genre muss bereits in deinen Adern fließen, bevor du dich an ein Projekt machst.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rainer Matsutanihttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRainer Matsutani2025-03-13 17:17:122025-03-14 14:59:36Fünf Tipps für Horror-filmer*innen (in Deutschland)
Der indische Filmemacher Arjun Talwar dokumentierte das Leben in seiner Straße: In der Wolfstraße in Warschau zeigt sich der gesellschaftliche Wandel. „Letters from Wolf Street“ lief im Panorama der Berlinale. Ein Gespräch mit dem Regisseur und der Editorin Bigna Tomschin.
„Listy z Wilczej“ („Letters from Wolf Street“) von Arjun Talwar (Regie und Drehbuch) lief in der Sektion Panorama der 75. Berlinale. Der Film ist als dokumentarisches Format angekündigt. Das stimmt auch. Was dem Filmemacher und seinen wichtigen Kooperationspartner*innen gelungen ist, geht aber weit über das Dokumentarische hinaus. „Letters from Wolf Street“ erzählt von polnischen Lebenswelten, vielleicht sogar europäischen Verhältnissen und persönlichen Erfahrungen – gebündelt in einer Warschauer Straße, der Ulica Wilcza. Der aus Delhi/Indien stammende Filmemacher Arjun Talwar und die Schweizer Filmeditorin Bigna Tomschin lebten zusammen in dieser Straße, in einer Wohnung mit Balkon. All das gehört zur Entstehungsgeschichte des schlauen, amüsanten, vielschichtigen Filmkunstwerks.
243 Filme liefen dieses Jahr im Programm der Internationalen Filmfestspiele Berlin – eine Auswahl aus aller Welt. Um da den Überblick zu behalten, haben die Programmgestalter*innen Hilfe: Berater*innen wie die Filmkuratorin Meenakshi Shedde. Eine kurze Begegnung während der Berlinale.
Die Wahl ist getroffen. Manche mögen mit den Ergebnissen einverstanden sein, sich und ihre Wirklichkeit repräsentiert sehen. Anderen wird es nicht so gehen. Sie empören sich vielleicht sogar: „Der Wandel ist Schuld. Davor war wirklich alles besser.“
Bis auf die in Ghana lebende Festival- und Kulturberaterin Jacqueline Nsiah ist das diesjährige Auswahlkomitee neu besetzt: Die französische Programmgestalterin und Produzentin Mathilde Henrot, die irische Filmkritikerin Jessica Kiang und der ehemalige künstlerische Direktor des Jerusalem Film Festival, Elad Samorzik, bilden zusammen mit Nsiah das Team, das zusammen mit den Co-Direktor*innen Jacqueline Lyanga und Michael Stütz und natürlich Tuttle selbst die Filme für die Sektionen Wettbewerb, Perspectives und Berlinale Special auswählte. Ihnen standen Berater*innen und internationale Delegierte zur Seite, die bei der Programmgestaltung halfen.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Sabine Felberhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgSabine Felber2025-03-09 18:34:342025-03-14 14:52:49Empfehlungen für die Welt
Meet the Shooting Stars 2025! Zur Berlinale stellt die European Film Promotion (EFP) alljährlich zehn aufstrebende Schauspieltalente vor. Pierpaolo Festa and Antonio Bracco trafen sie zum Speed-Interview.
Jedes Jahr zur Berlinale stellt die European Film Promotion (EFP) ihre zehn „European Shooting Stars“ vor – die vielversprechendsten jungen Schauspieltalente aus der Alten Welt. In diesem Jahr sind das Marina Makris (Zypern), Besir Zeciri (Dänemark), Maarja Johanna Mägi (Estland), Devrim Lingnau (Deutschland), Elín Hall (Island), Karlis Arnolds Avots (Lettland), Šarunas Zenkevicius (Litauen), Lidija Kordic (Montenegro), Vicente Wallenstein (Portugal) und Frida Gustavsson (Schweden).
Crew United wollte ein bisschen mehr wissen und stellte den Zehn die gleiche Frage: „Was hält eine Crew zusammen?“ Die Antworten gibt’s im Youtube-Kanal auf Englisch (da klingt auch die Frage cooler): Sie offenbaren eine gemeinsame Leidenschaft, doch jede*r bringt eine einzigartige Perspektive ein.
Zum Glück wiederholt sich Geschichte nicht. Kurz vor der Wahl erinnert die Kultur nochmal an die Werte der Demokratie (Motiv zur Kampagne).
Vorige Woche verpuffte die Brandmauer, am Wochenende demonstrierten Hunderttausende für die Demokratie. Auch die Kultur redet Politik und Wahlvolk nochmal ins Gewissen.
Zweieinhalb Wochen noch bis zur Bundestagswahl; und die Vorgänge vorige Woche im Parlament lassen nichts Gutes ahnen. Am Mittwochabend verpuffte die Brandmauer, als die CDU einen Antrag durchbrachte. Der Antrag bleibt zwar wirkungslos und verstößt ohnehin gegen Grundgesetz und Europarecht, doch der Union ging es ums Prinzip: Eine Demontage des Asylrechts „für sichere Grenzen“ – wenn nötig auch mit Hilfe der AfD! Schon am nächsten Tag veröffentlichte die „Vogue“ einen Offenen Brief, den „Hunderte bekannte Namen aus Kunst, Kultur und Medien“ unterschrieben haben:
„Dieser Pakt mit der AfD bedeutet einen historischen Tabubruch. Menschen Asyl zu gewähren, ist ein in der Verfassung verankertes Grundrecht und darin auch eine der zentralen Lehren aus den Verbrechen des Nationalsozialismus. Die Union ist bereit, diese Rechte mit den ideologischen Erben der Täter zu beschließen und mit dem historischen Konsens des ,Nie wieder’ zu brechen. In der Woche des Holocaustgedenktages“, heißt es in dem Brief, den die Schauspieler*innen Luisa-Céline Gaffron und Jonathan Berlin verfasst haben.
Gute Nachrichten aus Hollywood: Auf einen „Oscar“ dürfen dieses Jahr so einige deutsche Filmschaffende hoffen.
Mit einer Woche Verspätung sind die „Oscar“-Nominierungen raus. Und die Kulturstaatsministerin freut sich über „die vielen deutschen Nominierten“: „Das ist nicht nur eine Auszeichnung für diese talentierten Filmschaffenden, sondern auch eine Auszeichnung für den deutschen Film, der mit seiner ganzen Bandbreite überzeugen konnte!“
Der ist mit Mohammad Rasoulofs „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ im Rennen um den besten internationalen Film. Für das beste Originaldrehbuch sindMoritz Binder, Tim Fehlbaum, Alex David mit „September 5“ nominiert.
Bereits zum zweiten Mal sind die Kostümbildnerin Lisy Christl und der Filmkomponist Volker Bertelmann für ihre Arbeit am Vatikan-Thriller „Konklave“ nominiert. Zum dritten Mal gar ist Gerd Nefzer bei den Visuellen Effekten mit dem Science-Fiction-Epos „Dune 2“ dabei – zweimal hat er den „Oscar“ schon gewonnen.
Für Deutschland geht das Jahr gut los, findet Karin Ströbele in der „Zeit“ – nicht nur wegen der Zahl an Nominierungen: „Zum dritten Mal in Folge ist eine deutsche Produktion für den sogenannten Auslands-,Oscar’ im Rennen, auch das ist erst einmal bemerkenswert.“
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2025-01-23 23:26:592025-01-29 18:38:19„Oscar“-Hoffnung für das Filmland
caption=“Arcata Theatre Lounge, Kalifornen, USA 2009. | Foto CC Bob Doran“
Kurz vor Jahresschluss kam doch noch das neue Filmförderungsgesetz. Die große Reform bleibt aber weiterhin eine Baustelle.Und auch im FFG sind von den einstigen Plänen nur Bruchstücke geblieben.
Das war knapp! Zwei Tage vor Jahresschluss wurde das neue Filmförderungsgesetz 2025 (FFG) veröffentlicht. Damit können auch in diesem Jahr weiter Filme gefördert werden, und die FFA wird „modernisiert“. Sie verantwortet nun alle Filmförderungsprogramme auf Bundesebene, „schneller und transparenter“ als bisher: die Filmförderung nach dem novellierten FFG, die jurybasierte kulturelle Filmförderung des Bundes, den Deutschen Filmförderfonds (DFFF) und den German Motion Picture Fund (GMPF). „Das ist nicht weniger als ein Paradigmenwechsel“, sagte FFA-Vorstand Peter Dinges bei der ersten Pressekonferenz im neuen Jahr, von der Susanne von Kessel-Doelle bei „Blickpunkt Film“ berichtet: „Einen zentralen Schwerpunkt des neuen Gesetzes bildet die Automatisierung der Förderung. ,Die selektive Förderung alter Prägung hat ausgedient’, erklärte Dinges. ,Das neue System basiert auf Referenzpunkten und macht die Förderung planbar und unbürokratisch.’ Produzenten könnten ihre Mittel nun selbstständig kalkulieren und verwenden, ohne auf Gremienentscheidungen angewiesen zu sein. Die Schwellen für kleinere Projekte – etwa Talentfilme, Kinderfilme oder Dokumentarfilme – wurden bewusst gesenkt. ,Schon ein Festivalpreis oder ein erfolgreicher Kinostart reichen aus, um Förderung zu erhalten’, so Dinges. Diese Maßnahmen sollen vor allem jungen Filmschaffenden zugutekommen und die Vielfalt des deutschen Films stärken.“ Und immerhin: Die erste Säule der großen Förderreform steht.
Beim „Europäischen Filmpreis“ war vom Deutschen Film wenig zu sehen. Aus Frankreich umso mehr. Dort werde die Siebte Kunst halt ganz anders unterstützt, meint der Chef der Europäischen Filmakademie. Zwei Neuerungen gibt es außerdem.
Die Deutsche Presse-Agentur (DPA) macht sich via „Frankfurter Rundschau“ schon mal Gedanken zu den „Golden Globes“ und „Oscars“ im nächsten Jahr. Also wer da in Hollywood so mitmischen könnte aus Filmdeutschland. Das ist lustig, weil erst vorigen Samstag in Luzern die „Europäischen Filmpreise“[auf Englisch] verliehen wurden. Das ist sowas wie der „Oscar“ der Alten Welt, bloß interessierte sich dafür keiner. Außer der DPA, deren knappe Preisaufzählung wenigstens „Zeit“ und „Frankfurter Rundschau“ übernahmen.
Übrigens wurde der deutsche Regisseur Wim Wenders für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Ansonsten war Filmdeutschland nur in Koproduktionen zu finden – wie „Des Teufels Bad“, für den die österreichische Kostümbildnerin Tanja Hausner ausgezeichnet wurde.
Fünf Tipps für Horror-filmer*innen (in Deutschland)
Rainer Matsutani, Unsere GästeNa also – geht doch! Fürs ZDF erzählt Rainer Matsutani die alte Sage vom Rattenfänger modern. „Es gibt keine existentiellere Form des Filmemachens als den Horrorfilm“, findet der Filmemacher. Mit der Quote von „Hameln“ ist er mehr als zufrieden: „Mit über 2 Millionen Klicks innerhalb von 30 Tagen und einer rekordverdächtigen Completion Rate von 70 Prozent hat sie sich zu einer Binge-Sensation entwickelt.“ | Foto © Roland Guido Marx/ZDF/Red Sun Films
Rund um die Welt werden Filme und TV-Serien in den Genres Horror, Science Fiction und Fantasy produziert. Nur in Deutschland tut man sich immer noch schwer – obwohl es an fantastischen Gruselthemen doch eigentlich nicht mangelt. Die Horror-Serie „Hameln“ auf ZDF Neo ist eine der wenigen Ausnahmen. Creator, Regisseur und Showrunner Rainer Matsutani blickt auf eine 30-jährige Karriere als Genre-Filmemacher zurück und gibt Tipps für Filmemacher*innen, die sich für Horror interessieren:
#1 – Du musst dein Genre kennen
Wenn du jemand bist, der/die im Kino ausschließlich deutsches Arthouse oder Komödien anschaut, bist du wahrscheinlich nicht der/die Richtige für das Genre. Es gibt ein etabliertes Horror-Universum, das reich ist an Codes, Mustern und Referenzen. Horror definiert sich über strenge Regeln und Stereotypen, die man kennen muss, um sie lustvoll zu zitieren, variieren und innovativ zu erweitern: wie gestalte ich einen Jump Scare oder wie kommt das Opfer zu Tode? Horror-Konsumenten haben viel gesehen und eine Erwartungshaltung, die du nicht enttäuschen darfst.
Vor einigen Jahren wurde ein deutscher Horrorfilm bei einem Streamer in Auftrag gegeben. Das Drehbuch war solide, aber der Produzent merkte schnell, dass die Regie sich eigentlich nicht im Genre auskannte. Er stellte ihr einige Wochen vor dem Dreh einen Karton voller DVD mit Horror-Klassikern zur Verfügung. Doch der Crash-Kurs hat nicht ausgereicht. Das filmische Ergebnis war von Ahnungslosigkeit und Langeweile geprägt, so dass der Streamer seither keinen deutschen Horror mehr in Auftrag gab.
Also: das Genre muss bereits in deinen Adern fließen, bevor du dich an ein Projekt machst.
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Nachdenkliche Höhen
Sabine Felber, Unsere GästeArjun Talwar dokumentiert den Alltag vom Balkon. Für die Szene posiert er mit einer Schmalfilmkamera, tatsächlich drehte er digital mit einer „Bolex 16“. Die „sieht nicht wie eine Fernsehkamera aus, sondern wie ein freundliches altes Ding. Das macht sie weniger furchteinflößend“, erklärt Talwar. „Die Leute müssen sich wohlfühlen, wenn man sie filmt.“ | Foto © Arjun Talwar/Uni-Solo Studio
Der indische Filmemacher Arjun Talwar dokumentierte das Leben in seiner Straße: In der Wolfstraße in Warschau zeigt sich der gesellschaftliche Wandel. „Letters from Wolf Street“ lief im Panorama der Berlinale. Ein Gespräch mit dem Regisseur und der Editorin Bigna Tomschin.
„Listy z Wilczej“ („Letters from Wolf Street“) von Arjun Talwar (Regie und Drehbuch) lief in der Sektion Panorama der 75. Berlinale. Der Film ist als dokumentarisches Format angekündigt. Das stimmt auch. Was dem Filmemacher und seinen wichtigen Kooperationspartner*innen gelungen ist, geht aber weit über das Dokumentarische hinaus. „Letters from Wolf Street“ erzählt von polnischen Lebenswelten, vielleicht sogar europäischen Verhältnissen und persönlichen Erfahrungen – gebündelt in einer Warschauer Straße, der Ulica Wilcza. Der aus Delhi/Indien stammende Filmemacher Arjun Talwar und die Schweizer Filmeditorin Bigna Tomschin lebten zusammen in dieser Straße, in einer Wohnung mit Balkon. All das gehört zur Entstehungsgeschichte des schlauen, amüsanten, vielschichtigen Filmkunstwerks.
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Empfehlungen für die Welt
Sabine Felber, Unsere GästeSo einige Filme wurden auf Festivals entdeckt. Aber wie entdecken Festivals eigentlich die Filme? Meenakshi Shedde kuratiert auf Festivals weltweit, seit 1998 ist sie Südasien-Delegierte der Berlinale. | Foto © Sabine Felber
243 Filme liefen dieses Jahr im Programm der Internationalen Filmfestspiele Berlin – eine Auswahl aus aller Welt. Um da den Überblick zu behalten, haben die Programmgestalter*innen Hilfe: Berater*innen wie die Filmkuratorin Meenakshi Shedde. Eine kurze Begegnung während der Berlinale.
Die Wahl ist getroffen. Manche mögen mit den Ergebnissen einverstanden sein, sich und ihre Wirklichkeit repräsentiert sehen. Anderen wird es nicht so gehen. Sie empören sich vielleicht sogar: „Der Wandel ist Schuld. Davor war wirklich alles besser.“
Es ist also der 23. Februar 2025, und die 75. Berlinale fand unter der neuen Intendantin Tricia Tuttle statt. Das ist eine Tatsache. In allen Wettbewerbsfilmen bis auf den ukrainischen Beitrag „Timestamp“ wurde geraucht. Auch das lässt sich beweisen. Der ganze Rest ist, wie erwähnt, Anschauungssache. Gefragt nach ihren Auswahlkriterien für die Filme, sagte Tuttle: „Es geht uns um schön gemachte, künstlerisch, ästhetisch, kulturell wichtige Filme – die unglaubliche Vielfalt der Kunstform Film.“
Bis auf die in Ghana lebende Festival- und Kulturberaterin Jacqueline Nsiah ist das diesjährige Auswahlkomitee neu besetzt: Die französische Programmgestalterin und Produzentin Mathilde Henrot, die irische Filmkritikerin Jessica Kiang und der ehemalige künstlerische Direktor des Jerusalem Film Festival, Elad Samorzik, bilden zusammen mit Nsiah das Team, das zusammen mit den Co-Direktor*innen Jacqueline Lyanga und Michael Stütz und natürlich Tuttle selbst die Filme für die Sektionen Wettbewerb, Perspectives und Berlinale Special auswählte. Ihnen standen Berater*innen und internationale Delegierte zur Seite, die bei der Programmgestaltung halfen.
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Schauspiel ohne Grenzen: European Shooting Stars 2025
Antonio Bracco, out takes, Pierpaolo FestaMeet the Shooting Stars 2025! Zur Berlinale stellt die European Film Promotion (EFP) alljährlich zehn aufstrebende Schauspieltalente vor. Pierpaolo Festa and Antonio Bracco trafen sie zum Speed-Interview.
Jedes Jahr zur Berlinale stellt die European Film Promotion (EFP) ihre zehn „European Shooting Stars“ vor – die vielversprechendsten jungen Schauspieltalente aus der Alten Welt. In diesem Jahr sind das Marina Makris (Zypern), Besir Zeciri (Dänemark), Maarja Johanna Mägi (Estland), Devrim Lingnau (Deutschland), Elín Hall (Island), Karlis Arnolds Avots (Lettland), Šarunas Zenkevicius (Litauen), Lidija Kordic (Montenegro), Vicente Wallenstein (Portugal) und Frida Gustavsson (Schweden).
Crew United wollte ein bisschen mehr wissen und stellte den Zehn die gleiche Frage: „Was hält eine Crew zusammen?“ Die Antworten gibt’s im Youtube-Kanal auf Englisch (da klingt auch die Frage cooler): Sie offenbaren eine gemeinsame Leidenschaft, doch jede*r bringt eine einzigartige Perspektive ein.
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Vor der Wahl
Andreas Schreyer, Belinde Ruth Stieve, Delia Mayer, Dietmar Kraus, Dr. Martin Gerecke, Elisabeth Nagy, Johannes Thomsen, Julia von Heinz, Karolina Wrobel, Kyra Scheurer, Marie Skrotzki, Ninia Binias, Ottfried Fischer, out takes, Peter Effenberg, Peter Hartig, Peter Schneider, Tanja Frehse, Ulla GeigerZum Glück wiederholt sich Geschichte nicht. Kurz vor der Wahl erinnert die Kultur nochmal an die Werte der Demokratie (Motiv zur Kampagne).
Vorige Woche verpuffte die Brandmauer, am Wochenende demonstrierten Hunderttausende für die Demokratie. Auch die Kultur redet Politik und Wahlvolk nochmal ins Gewissen.
Zweieinhalb Wochen noch bis zur Bundestagswahl; und die Vorgänge vorige Woche im Parlament lassen nichts Gutes ahnen. Am Mittwochabend verpuffte die Brandmauer, als die CDU einen Antrag durchbrachte. Der Antrag bleibt zwar wirkungslos und verstößt ohnehin gegen Grundgesetz und Europarecht, doch der Union ging es ums Prinzip: Eine Demontage des Asylrechts „für sichere Grenzen“ – wenn nötig auch mit Hilfe der AfD! Schon am nächsten Tag veröffentlichte die „Vogue“ einen Offenen Brief, den „Hunderte bekannte Namen aus Kunst, Kultur und Medien“ unterschrieben haben:
„Dieser Pakt mit der AfD bedeutet einen historischen Tabubruch. Menschen Asyl zu gewähren, ist ein in der Verfassung verankertes Grundrecht und darin auch eine der zentralen Lehren aus den Verbrechen des Nationalsozialismus. Die Union ist bereit, diese Rechte mit den ideologischen Erben der Täter zu beschließen und mit dem historischen Konsens des ,Nie wieder’ zu brechen. In der Woche des Holocaustgedenktages“, heißt es in dem Brief, den die Schauspieler*innen Luisa-Céline Gaffron und Jonathan Berlin verfasst haben.
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„Oscar“-Hoffnung für das Filmland
Andreas Schreyer, Belinde Ruth Stieve, Delia Mayer, Dietmar Kraus, Dr. Martin Gerecke, Elisabeth Nagy, Johannes Thomsen, Julia von Heinz, Karolina Wrobel, Kyra Scheurer, Marie Skrotzki, Ninia Binias, Ottfried Fischer, out takes, Peter Effenberg, Peter Hartig, Peter Schneider, Tanja Frehse, Ulla GeigerDie US-Filmakademie gab heute die „Oscar“-Nominierungen bekannt. | Foto © AMPAS/Richard Harbaugh
Gute Nachrichten aus Hollywood: Auf einen „Oscar“ dürfen dieses Jahr so einige deutsche Filmschaffende hoffen.
Mit einer Woche Verspätung sind die „Oscar“-Nominierungen raus. Und die Kulturstaatsministerin freut sich über „die vielen deutschen Nominierten“: „Das ist nicht nur eine Auszeichnung für diese talentierten Filmschaffenden, sondern auch eine Auszeichnung für den deutschen Film, der mit seiner ganzen Bandbreite überzeugen konnte!“
Der ist mit Mohammad Rasoulofs „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ im Rennen um den besten internationalen Film. Für das beste Originaldrehbuch sind Moritz Binder, Tim Fehlbaum, Alex David mit „September 5“ nominiert.
Bereits zum zweiten Mal sind die Kostümbildnerin Lisy Christl und der Filmkomponist Volker Bertelmann für ihre Arbeit am Vatikan-Thriller „Konklave“ nominiert. Zum dritten Mal gar ist Gerd Nefzer bei den Visuellen Effekten mit dem Science-Fiction-Epos „Dune 2“ dabei – zweimal hat er den „Oscar“ schon gewonnen.
Für Deutschland geht das Jahr gut los, findet Karin Ströbele in der „Zeit“ – nicht nur wegen der Zahl an Nominierungen: „Zum dritten Mal in Folge ist eine deutsche Produktion für den sogenannten Auslands-,Oscar’ im Rennen, auch das ist erst einmal bemerkenswert.“
FFG: In letzter Minute!
Andreas Schreyer, Belinde Ruth Stieve, Delia Mayer, Dietmar Kraus, Dr. Martin Gerecke, Elisabeth Nagy, Johannes Thomsen, Julia von Heinz, Karolina Wrobel, Kyra Scheurer, Marie Skrotzki, Ninia Binias, Ottfried Fischer, out takes, Peter Effenberg, Peter Hartig, Peter Schneider, Tanja Frehse, Ulla Geigercaption=“Arcata Theatre Lounge, Kalifornen, USA 2009. | Foto CC Bob Doran“
Kurz vor Jahresschluss kam doch noch das neue Filmförderungsgesetz. Die große Reform bleibt aber weiterhin eine Baustelle. Und auch im FFG sind von den einstigen Plänen nur Bruchstücke geblieben.
Das war knapp! Zwei Tage vor Jahresschluss wurde das neue Filmförderungsgesetz 2025 (FFG) veröffentlicht. Damit können auch in diesem Jahr weiter Filme gefördert werden, und die FFA wird „modernisiert“. Sie verantwortet nun alle Filmförderungsprogramme auf Bundesebene, „schneller und transparenter“ als bisher: die Filmförderung nach dem novellierten FFG, die jurybasierte kulturelle Filmförderung des Bundes, den Deutschen Filmförderfonds (DFFF) und den German Motion Picture Fund (GMPF). „Das ist nicht weniger als ein Paradigmenwechsel“, sagte FFA-Vorstand Peter Dinges bei der ersten Pressekonferenz im neuen Jahr, von der Susanne von Kessel-Doelle bei „Blickpunkt Film“ berichtet: „Einen zentralen Schwerpunkt des neuen Gesetzes bildet die Automatisierung der Förderung. ,Die selektive Förderung alter Prägung hat ausgedient’, erklärte Dinges. ,Das neue System basiert auf Referenzpunkten und macht die Förderung planbar und unbürokratisch.’ Produzenten könnten ihre Mittel nun selbstständig kalkulieren und verwenden, ohne auf Gremienentscheidungen angewiesen zu sein. Die Schwellen für kleinere Projekte – etwa Talentfilme, Kinderfilme oder Dokumentarfilme – wurden bewusst gesenkt. ,Schon ein Festivalpreis oder ein erfolgreicher Kinostart reichen aus, um Förderung zu erhalten’, so Dinges. Diese Maßnahmen sollen vor allem jungen Filmschaffenden zugutekommen und die Vielfalt des deutschen Films stärken.“ Und immerhin: Die erste Säule der großen Förderreform steht.
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Französische Woche beim Europäischen Filmpreis
Andreas Schreyer, Belinde Ruth Stieve, Delia Mayer, Dietmar Kraus, Dr. Martin Gerecke, Elisabeth Nagy, Johannes Thomsen, Julia von Heinz, Karolina Wrobel, Kyra Scheurer, Marie Skrotzki, Ninia Binias, Ottfried Fischer, out takes, Peter Effenberg, Peter Hartig, Peter Schneider, Tanja Frehse, Ulla GeigerWim Wenders (oben) und Juliette Binoche (unten) bei der europäischen Filmpreisgala. Der Regisseur wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Ansonsten fehlte der Deutsche Film auf der Bühne. | Foto © EFA/Sebastian Gabsch
Beim „Europäischen Filmpreis“ war vom Deutschen Film wenig zu sehen. Aus Frankreich umso mehr. Dort werde die Siebte Kunst halt ganz anders unterstützt, meint der Chef der Europäischen Filmakademie. Zwei Neuerungen gibt es außerdem.
Die Deutsche Presse-Agentur (DPA) macht sich via „Frankfurter Rundschau“ schon mal Gedanken zu den „Golden Globes“ und „Oscars“ im nächsten Jahr. Also wer da in Hollywood so mitmischen könnte aus Filmdeutschland. Das ist lustig, weil erst vorigen Samstag in Luzern die „Europäischen Filmpreise“[auf Englisch] verliehen wurden. Das ist sowas wie der „Oscar“ der Alten Welt, bloß interessierte sich dafür keiner. Außer der DPA, deren knappe Preisaufzählung wenigstens „Zeit“ und „Frankfurter Rundschau“ übernahmen.
Übrigens wurde der deutsche Regisseur Wim Wenders für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Ansonsten war Filmdeutschland nur in Koproduktionen zu finden – wie „Des Teufels Bad“, für den die österreichische Kostümbildnerin Tanja Hausner ausgezeichnet wurde.
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