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Festivals und Kinos sind natürliche Verbündete, meinen Tanja C. Krainhöfer und Joachim Kurz. Es brauche Strukturen, damit beide enger zusammenarbeiten können. | Foto © Kenneth Hujer

Die Kinos suchen ihr Publikum, die Festivals hingegen können nicht klagen. Selbst in Zeiten von Pandemie und Lockdown sind neue hinzugekommen. Tanja C. Krainhöfer und Joachim Kurz untersuchten in einem Sammelband*, wie die Festivals die Krisen meisterten – und welche Chancen und Perspektiven sie für die Filmkunst zeigen.

[*Tanja C. Krainhöfer und Joachim Kurz (Hg.): „Filmfestivals – Krisen, Chancen, Perspektiven“. Edition Text + Kritik, 2022. Mehr zum Thema gibt’s auf der Website zum Buch, die weiter ausgebaut werden soll.]

Über das beeindruckende Wachstum, den anhaltenden Wandel der Festivallandschaft und welche Funktionen Filmfestivals heute übernehmen, darüber hatten wir bereits vor drei Jahren gesprochen. Dann kam Corona. Die Kinos mussten schließen, die Festivals standen zunächst vor ähnlichen Problemen, fanden dann schnell alternative Wege. Aber ist ein Festival ohne Kino überhaupt vorstellbar?
Tanja C. Krainhöfer:
Zweifelsohne ist das Kino ein natürliches Habitat eines Filmfestivals, aber wenn kein Kino zur Verfügung steht, bedienen sich Festivals anderer Orte, um stattfinden zu können und so ihre Anliegen oder ihren Zweck zu erfüllen. Dies wurde während der Pandemie mehr als deutlich: kein Hinterhof war zu klein, kein Parkdeck zu hoch, keine Industriehalle zu abwegig und selbst die Herausforderungen, virtuelle Räume zu beziehen, wurden selten gescheut. Was jedoch wesentlicher ist, ist die Haltung, die der Festivalsektor in der Pandemie bewiesen hat. Es ging darum Zugänge zur Filmkultur zu schaffen. Die damit verbundenen Bestrebungen haben sich bis heute noch weiter ausdifferenziert und mit Sicherheit werden sich noch weitere Optionen erschließen – onsite wie online.
Joachim Kurz: Andererseits muss man schon feststellen, dass ein Kinoraum für ein Festival der Idealzustand ist und nach Möglichkeit – sofern vorhanden – genutzt werden sollte. Weil es nur im Kino optimale Bedingungen zur Projektion eines Films gibt. Es wäre definitiv sehr wünschenswert, dass Filmfestivals in ländlichen Räumen ohne Kino die Gemeinden so sehr begeistern, dass bei ihnen die Idee wächst, dass ein Kino am Ort vielleicht doch keine so schlechte Idee wäre – und zwar nicht nur als Kultur-, sondern auch als Begegnungsort.

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Seit Jahrzehnten ringt die Branche um bessere Arbeitsbedingungen. Meist vergeblich, weil’s angeblich nicht anders geht. In der Diskussionsreihe „Ausnahmezustand Film?!“ kommen sie zu anderen Antworten. Auf dem Podium (von links): Judith Frahm, Fritzie Benesch, Christine Günther, Katja Rivas Pinzon und Oliver Zenglein. | Foto © Oliver Dietze

Wenn wir gute Filme machen wollen, muss auch das Umfeld stimmen. Gute Idee. Beim Max-Ophüls-Festival wurde diskutiert, wie das aussehen sollte. 

Für den deutschsprachigen Filmnachwuchs ist Saarbrücken die erste Adresse: Schon drei Wochen vor der Berlinale präsentiert der Max-Ophüls-Preis „junge Talente aus Deutschland, Österreich und der Schweiz“. Allein um die Entdeckung geht’s dem Nachwuchs offenbar nicht mehr. Mit Problemen in der Filmkunst hatten sich schon frühere Panels beschäftigt. Doch hier ging’s um Grundsätzliches: um „soziale Nachhaltigkeit und wie wir miteinander arbeiten wollen“. Und das Panel war gut besucht an einem Samstagmorgen um 10. 

Es war bereits die fünfte Veranstaltung in der Diskussionsreihe „Ausnahmezustand Film?!“, die Judith Frahm und Fritzie Benesch erst im November an der Filmuniversität Babelsberg gestartet hatten. Der Titel klingt reißerisch, trifft aber nur die Realität. Darauf stimmten die beiden Produktionsstudentinnen mit ein paar Zahlen aus Großbritannien ein („Varieté“ [auf Englisch] berichtete ausführlich): Neun von zehn Menschen, die dort in der Filmbranche arbeiten, hätten Probleme mit mentaler Gesundheit. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Angststörung zu leiden, sei doppelt so hoch wie in der übrigen Bevölkerung, 20 Prozent mehr Menschen seien  im Vergleich zur Gesamtbevölkerung an einer Depression erkrankt. „Das fanden wir ganz schön krass und dachten, wir öffnen mal mit diesen kleinen Zahlen unsere Gespräche.“

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Regisseurin Eléna Weiss bei den Dreharbeiten mit Florentine Schlecht und Leonard Grobien. Die Versicherung hatte den Hauptdarsteller unbesehen abgelehnt. Letztlich verbiete diese Praxis, „dass gewisse Menschen mit Behinderung arbeiten und ihrem Traum nachgehen können“, sagt Grobien. | Foto © Eléna Weiss

Divers und inklusiv wollten Studierende der Hamburg Media School ihren Abschlussfilm drehen. „Was wir wollen“ feiert morgen im Wettbewerb beim Max-Ophüls-Festival Premiere. Doch auf dem Weg dorthin sahen sich die Filmemacher*innen vor ungeahnten Hürden: Die Versicherungspraxis diskriminiere Menschen mit Behinderung. Und das sagen nicht nur sie. Ein Panel zur Berlinale soll nach Lösungen suchen.

Eine schöne Geschichte hatte sich die Drehbuchstudentin Sophie Dittmer im Dezember 2021 ausgedacht. Mit Eléna Weiss (Regie), Matthias Pöltinger (Kamera) und Paula Maria Martin-Karg (Produktion) formte sie ein Team für den Abschlussfilm an der Hamburg Media School. „Was wir wollen“ sollte eine Coming-of-Age-Dramedy werden. Über zwei junge Verliebte, die gemeinsam ihr „erstes Mal“ planen. Und beide im Rollstuhl sitzen. Leonard Grobien und Florentine Schlecht spielen das Paar. „Von Anfang an war uns allen klar, dass wir die Rollen mit Menschen mit Behinderung besetzen wollten“, sagt Sophie. Und so teilten sie es auch der Hochschule mit. Und damit begannen, ganz ohne Ironie, neue Erfahrungen.

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Jean-Luc Godard in seinem Film „Schütze deine Rechte“ (1987). Mit seinem Debüt brach er alle Regeln des Kinos und machte auch später, was er wollte. Mit 91 Jahren ist der Mitbegründer der Nouvelle Vague freiwillig aus dem Leben geschieden: „Er war nicht krank, er war erschöpft“. | Foto © J.L.G Films

Mit seinem Spielfilmdebüt hatte Jean-Luc Godard dem Kino eine neue Freiheit verliehen. Am Dienstag ist der Mitbegründer der Nouvelle Vague mit 91 Jahren verstorben.

Jean-Luc Godard ist tot. Der Filmemacher starb am Dienstag im Alter von 91 Jahren. Wie die Zeitung „Libération“ [auf Französisch] meldete, hatte er Sterbehilfe in Anspruch genommen: „Er war nicht krank, er war erschöpft.“ 

„Das Kino soll Trauer tragen!“ fordert Patrick Straumann in der „Neuen Zürcher Zeitung“. „Kein anderer Regisseur hat die filmische Sprache so radikal mit ihren eigenen Möglichkeiten und Grenzen konfrontiert. Seit seinen Anfängen als Mitgründer der avantgardistischen Bewegung Nouvelle Vague brach Godard alle nur erdenklichen stilistischen, grammatischen und dramaturgischen Regeln des Films. In einem sechs Jahrzehnte dauernden Werkprozess hat er einen zerklüfteten, von brillanten Intuitionen, ästhetischen Wüsten und Meisterwerken durchzogenen Filmkatalog aufgebaut, der weder auf Modellen beruht noch auf Nachfolge zählen kann. Weit über 100 Titel umfasst sein Filmverzeichnis.“ 

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Im September haben Simon Pilarski und Konstantin Korenchuk ihr Kinodebüt. Wie es soweit kommen konnte, schildern sie in einer Making-of-Reihe auf Youtube. | Screenshot

Simon Pilarski und Konstantin Korenchuk haben ihren ersten langen Kinofilm gedreht. Und ein langes Making-of dazu: In 14 Folgen schildern sie die einzelnen Produktionsschritte.   

30 Euro kostete ihr erster gemeinsamen Kurzfilm. 150 Euro gewann er beim „Mainzer Filmkultur-Wettbewerb”, berichten Simon Pilarski und Konstantin Korenchuk auf ihrer Website: „Das Budget wurde somit fünf-fach wieder eingespielt, und dieser kleine Erfolg legte den Grundstein für unser gemeinsames filmisches Schaffen.“ Vor zehn Jahren gründeten sie ihre Firma, benannt nach dem Erfolgsfilm: Sternenberg Films produziert Werbefilme aber auch „originelle, unverbrauchte und marktfähige Elevated-Genre-Projekte für die Kinoleinwand, sowie den VoD-Markt und verbindet dabei stets Unterhaltung mit Anspruch.“

Offenbar ist das nicht zu hoch getextet: 2016 hatte Simon Pilarski für seinen Kurzfilm „Nächstenliebe“ den „Hessischen Hochschulfilmpreis“ erhalten. Die Jury war von dem Genrefilm beeindruckt: „Der junge Regisseur, der 1990 in Wiesbaden geboren wurde, widmet sich dem Thema Kindesmissbrauch in der Kirche mit kleinen, kurzen, zum Teil abstrakten Andeutungen, ohne den eigentlichen Akt darzustellen. Dies verleiht dem Kurzfilm spannende Momente, die durch gut gewählte Schauplätze, eine insgesamt dunkle und kalte Atmosphäre sowie durch sehr professionellen Schnitt unterstützt werden. Die Vielschichtigkeit des Themas wird in den drei Erzählebenen des Plots aufgegriffen, wobei ihm auch hier die filmtechnischen Übergänge und die inhaltliche Verknüpfung trotz Mehrfachbesetzung des Protagonisten sehr gut gelingen. Schließlich verleiht Simon Pilarski seinem Film mit auf die Szenen perfekt abgestimmter Musik die Krönung, so dass der Zuschauer bis unter die Haut ergriffen ist.“

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Vor sieben Jahren erfuhren junge Schauspieler*innen ein Casting als Alptraum. In „The Case You“ erinnern fünf von ihnen das Erlebte. | Foto © Lenn Lamster/Mindjazz Pictures

Im Film „The Case You“ erinnern sich fünf junge Schauspielerinnen an ein Casting, bei dem sie gedemütigt, bedroht und sexuell belästigt wurden. Und vor Gericht klagen sie gegen die Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte.

Seit vor fünf Jahren die „MeToo-Bewegung“ loslegte, ist klar: Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe sind auch in der Filmbranche kein Einzelfall. In dem Dokumentarfilm „The Case You“, der zurzeit im Kino läuft, erinnert sich eine Gruppe junger Schauspielerinnen an ein Casting, bei dem sie gedemütigt, bedroht und sexuell belästigt wurden. Der Film war voriges Jahr mit dem „Deutschen Dokumentarfilmpreis“ (in der Kategorie Kultur) und beim Dokfest München mit dem „Student Award“ ausgezeichnet worden. 

Was damals geschah, beschreibt Gabi Sikorski im „Filmdienst“: „Am Anfang stand eine seriös wirkende Casting-Einladung, das Drehbuch war beigefügt. Für die jungen Schauspielerinnen bot sich 2015 die Chance auf eine kleine oder größere Rolle. Mehr als 300 Mädchen und junge Frauen stellten sich vor; viele von ihnen waren noch keine 18 Jahre alt, manche unter 16. Die meisten waren naiv; der Traum von der Filmkarriere wischte alle Bedenken weg. Was dann allerdings auf die Frauen zukam, war ebenso überraschend wie schrecklich. Im Rahmen des Vorsprechens mussten sie sich entkleiden oder wurden dazu genötigt. Männer und Frauen aus dem Team begrapschten sie am ganzen Körper. Sie wurden angebrüllt, bedroht und geschlagen, alles ohne Vorbereitung oder Begründung. Viele weinten, doch niemand kam ihnen zu Hilfe. Ihre offenkundige Hilflosigkeit war Teil des Kalküls.“ 

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Seit 20 Jahren macht die Perspektive Deutsches Kino den Filmnachwuchs auf der Berlinale sichtbar. Sieben Filme kamen dieses Jahr in die Auswahl. Dabei fällt mehreres auf. Szenenfoto aus dem Eröffnungsfilm „Wir könnten genauso gut tot sein“. | Foto © Jan Mayntz/Heartwake Films

Die Perspektive Deutsches Kino auf der Berlinale entwickelt sich weiter. Ein Blick auf neue Drauf-Sichten, die auch einen Rück-Blick in die Vergangenheit offenlegen.

Die Berlinale kehrte nach einer Streaming-Runde zurück in die Kinos. Mit Präsenz. Auch das Programm wurde, zumindest gefühlt, nicht wirklich ausgedünnt. Anders in der Sektion Perspektive Deutsches Kino, die dieses Jahr ihre 21. Ausgabe ausrichtete. Obwohl, bereits 2020, mit der Übernahme der Berlinale-Leitung von Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek wurde das Gesamtprogramm in einigen Sektionen gestrafft. Aus einem Program mit gut ein Dutzend junger Filme wurde die Anzahl auf unter 10 gedrückt. Im letzten Jahr beschränkte sich die Sektion auf sechs Filme. Dieses Jahr wurden nun sieben Werke gezeigt. Plus ein Gast. In den vergangenen Jahren umfasste die Auswahl zusätzlich den Gewinner des „Max-Ophüls-Preises“, das wäre dieses Jahr „Moneyboy“ von C.B. Yi gewesen. Aufgrund der Einschränkungen gab es dieses Jahr jedoch nur einen „Gast der Perspektive“, das war der Roland Gräfs „Fallada – letztes Kapitel“, ein Defa-Film von 1988. 

Eingereicht werden können Spiel- und Dokumentarfilme, Experimentales und Animationsfilme oder eine Mischung daraus. Auf ihrer Profil-Seite heißt es: „Die Perspektive Deutsches Kino unterstützt Persönlichkeiten, die selbstbewusst nach dem eigenen künstlerischen Ausdruck suchen und dazu auch Nebenwege fernab der Hauptstraße gehen. Unerwartetes, originelle Ideen und die Freude am Ausprobieren sind die Kriterien, die unsere Filmauswahl bestimmen.“ Sieben Filme kamen in die Auswahl. Zwei Dokumentarfilme, ein Halbstünder und vier Spielfilme. Dabei fällt auf … zum einen, dass überwiegend Frauen Regie führten. Bis auf eine Ausnahme. Es fällt auf, dass die Auswahl ein Auge auf Genre-Filme setzte. Thematisch setzte man auf die Bearbeitungen von gesellschaftlichen Spannungen oder auf den Blick in die Vergangenheit und deren Aufarbeitung. Die Perspektive Deutsches Kino konnte für Filmemacher und Filmemacherinnen ein Sprungbrett sein. Hin zum Publikum, hin zu einem Kinoeinsatz. Vier der Filme haben bereits einen deutschen Verleih und werden im Laufe des Jahres hoffentlich in unsere Kinos kommen. Eine Selbstvorstellung der Sektion im Interview mit der Sektionsleiterin Linda Söffker kann man auf der Berlinale-Seite hier lesen.

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Fünf Jahre lang war Rainer Weiland in der Geschäftsführung der Internationalen Filmschule Köln. Seit einem Jahr leitet er das Mediengründerzentrum NRW – und hat noch einiges vor: Im September startete mit „Sheroes“ ein „Empowerment-Programm“. Bislang hatten sich nämlich wesentlich weniger Frauen als Männer um ein Starthilfe-Stipendium beworben. | Foto © Mediengründerzentrum NRW/Hojabr Riahi

Seit 15 Jahren hilft das Mediengründerzentrum NRW dem Nachwuchsproduzent*innen beim Start in die Praxis. Und dabei geht’s nicht so sehr ums Geld – viel wichtiger seien das Know-how und das Netzwerk, erklärt Geschäftsführer Rainer Weiland die Erfolgsgeschichte.

Herr Weiland, das Mediengründerzentrum NRW wurde im vorigen Jahr 15. Als „Erfolgsgeschichte“ bezeichnen Sie es selbst: Fast 200 junge Unternehmen haben Sie bislang mit Stipendien gefördert, 90 Prozent Ihrer Stipendiat*innen hätten sich langfristig am Markt etabliert und mehr als 300 Auszeichnungen erhalten – bis hin zum „Europäischen Filmpreis“. Wie hat das Mediengründerzentrum dazu beigetragen?
Das beginnt sicherlich bei der richtigen Auswahl. Das MGZ beruft dazu jedes Jahr eine hochkarätige Jury. In unserer aktuellen Jury sitzen neben Claudia Steffen, Geschäftsführerin von Pandora Film, Julia Pfiffer, Geschäftsführerin von Astragon Entertainment, Tobias Schiwek, CEO von We Are Era, sieben weitere erfahrene Vertreter*innen der Medienbranche.  Unsere Jury nimmt sich viel Zeit, um aus den vielen guten Bewerbungen die allerbesten auszuwählen. Wer also zum Kreis unserer Stipendiat*innen zählt, hat schon vor Beginn des Programms  ein anspruchsvolles Verfahren durchlaufen.
Die generelle Erfolgsformel des Mediengründerzentrums NRW ist vermutlich der Mix aus finanziellem Anreiz, einem passgenauen Seminarangebot zu betriebswirtschaftlichen, rechtlichen und branchenbezogenen Themen, einem individuellen Coaching und aus einem sehr starken Netzwerk, in dem insbesondere erfahrene Mentor*innen aus der Medienbranche den Gründer*innen zur Seite stehen. Viele unserer Alumni sagen uns, der Gründungszuschuss sei zwar ganz schön, aber viel wichtiger sei das Know-how und das Netzwerk für sie gewesen.

Ihre Stipendien gehen an Produzent*innen, die in der Regel bereits eine entsprechende Ausbildung abgeschlossen haben. Sie waren fünf Jahre selbst Geschäftsführer der Internationalen Filmschule Köln (IFS). Was bringen Sie den Stipendiat*innen bei, das an den Filmhochschulen nicht gelehrt wird?
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Mit einem Dokumentarfilm über Straßenkinder in Nepal hatte Justin Peach vor zwölf Jahren den „Deutschen Nachwuchsfilmpreis“ gewonnen. Sein neuer Film „Street Line“ setzt die Geschichte jetzt fort. | Foto © Seweryn Zelazny

Justin Peach (39) hatte 2009 mit „Kleine Wölfe“ eine bewegende Doku über Straßenkinder in Nepal gedreht. Und damit beim Up-and-coming Filmfestival in Hannover gewonnen. Jetzt schließt sich der Kreis. Ende November sitzt  Peach selbst in der Jury, die Deutschlands talentierteste Nachwuchsfilmer sucht. Ein Gespräch über kleine Hüte, großes Kino, Knutschen im Kinosessel und ein digitales Festival in Corona-Zeiten. 

Interview: Andreas Daebeler und Ilona Lütje

Justin, Du warst 2009 mit der Doku „Kleine Wölfe, in der das Schicksal nepalesischer Straßenkinder nachgezeichnet wird, beim Up-and-coming am Start. Was hat Dich damals bewogen, Dich fürs Festival zu bewerben?
„Kleine Wölfe“ war mein Abschlussfilm an der Hochschule Mainz und wir hatten eigentlich keine großen Ambitionen, außer dass wir eine Note gebraucht haben. Ich habe den fertigen Film damals dann überall eingereicht und gehofft, dass er gezeigt wird. Erstmal ist man klein mit Hut, bewirbt sich und guckt, ob der Film ankommt und Festivals den überhaupt zeigen. 

Gezeigt wurde er in Hannover. Und Du hast dann sogar den Deutschen Nachwuchsfilmpreis abgeräumt. Der erhoffte Booster für Dich als Filmemacher?
Klar. Das war Gänsehaut. Krass. Ich weiß noch, dass ich damals mit einem Kumpel zurück nach Mainz gefahren bin und auf einmal lief im Radio die Nachricht, dass ich gewonnen habe. Da war mir sofort klar, welche Tragweite das hat und dass ganz Deutschland das mitkriegt. Und so war es dann auch – gut für meine Karriere. Als junger Kameramann und Filmer ist es wichtig, erstmal einen Fuß in die Tür zu kriegen. Von dem Moment an wurde ich überall vorgestellt mit den Worten: das ist Justin, der hat den Deutschen Nachwuchsfilmpreis gewonnen. Ich bin sehr dankbar, weil ich auf jeden Fall profitiert habe.

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Sonja Hofmann ist in der Filmszene des Bundeslands gut vernetzt: Sie ist Geschäftsführerin des Filmbüros NW und wirkt als Kuratorin und Mitveranstalterin seit anderthalb Jahrzehnten in der Kölner Filmfestivalwelt. | Foto © Guido Schiefer

Am Dienstag startet das Kinofest Lünen – mit neuen Veranstaltern und einer neuen künstlerischen Leitung: Sonja Hofmann erklärt, was mit dem Neustart anders werden soll – oder auch nicht.

Frau Hoffmann, Sie haben in diesem Jahr die künstlerische Leitung beim Kinofest Lünen übernommen. Was wird sich ändern?
Wir legen insgesamt einen stärkeren Fokus auf Kinoproduktionen. Zudem haben wir die Preise, die das Kinofest vergibt, auf die Wettbewerbe fokussiert, höher dotiert und damit aufgewertet. Die bewährte Tradition als Festival des Deutschen Films führen wir fort.
Im Wettbewerb präsentieren wir aktuelle Spiel- und Dokumentarfilme vor dem Kinostart, teils als NRW-Premiere wie bei den Filmen „Monday um Zehn“ und „Trübe Wolken“; zudem zeigen wir einige tolle Highlights aus dem diesjährigen Kinojahr, die noch nicht in Lünen zu sehen gewesen sind, wie die Spielfilme „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“, „Nö“ oder „Schachnovelle“ und die Dokumentarfilme „Hinter den Schlagzeilen“ oder „Das neue Evangelium“. 

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Die Antworten sind ausführlicher, eine Tabelle fasst sie zusammen: So stellen sich die Parteien die Zukunft des Films vor. | Screenshot

Sechsmal werden wir noch wach – dann wird gewählt. Ein schneller Überblick, was die Parteien mit der Filmkultur vorhaben.

Dass ohne Kultur gar nichts geht, hatte im in den vergangenen anderthalb Jahren fast jede Partei im Bundestag gepredigt. Indes gingen Hilfsprogramme an vielen Kulturschaffenden vorbei, andere mußten monatelang auf die Nothilfen warten oder wurden gleich in die „Grundsicherung“ verwiesen. Und als wieder geöffnet wurde, galten für Kulturstätten strengere Regeln – auch sie mussten länger warten. 

Wer Schlimmes vermutet, wird im Wahlkampf bestätigt: Die Kultur spielt in den Diskussionen keine Rolle. Der „Wahl-O-Mat“ findet in seinen 38 Fragen keinen Platz für die Kulturpolitik – die Alternativen ebensowenig.

Auch für den Film ist die Zukunft ungewiss. Die dringend erwartete Neufassung des Filmförderungsgesetzes (FFG) wurde wegen Corona vertagt – eine Behelfsnovelle gilt für die nächsten zwei Jahre. Welche Vorstellungen die Parteien von der Zukunft des Kinos und der Filmkultur haben, wollte die Initiative Zukunft+Film wissen und stellte  für ihre Wahlprüfsteine „acht grundlegende Fragen“ zur Filmpolitik. Auf „Outtakes“ hatten wir die Antworten von CDU/CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Linke, FDP und Freien Wählern veröffentlicht. Zum Abschluss und schnellen Überblick fasst eine Tabelle die Positionen zusammen.

Das älteste Filmfestival der Welt ging gestern in Venedig zu Ende. Am Anfang hatte sich der Festival-Chef Alberto Barbera noch entschuldigt, dass von den 21 Wettbewerbsbeiträgen um den „Goldenen Löwen“ nur fünf von Regisseurinnen stammen. Umso besser das Ergebnis: Der Hauptpreis ging an das Abtreibungsdrama „Happening“, der zweite Film der Französin Audrey Diwan. | Foto © Filmfest Venedig

Im Wettbewerb von Venedig waren Regisseurinnen dieses Jahr schwächer vertreten. Umso stärker das Ergebnis: Sie gewannen die Preise für Regie, Drehbuch – und den „Goldenen Löwen“.

Das älteste Filmfestival der Welt ging gestern in Venedig zu Ende. Am Anfang hatte sich der Festival-Chef Alberto Barbera noch entschuldigt, dass von den 21 Wettbewerbsbeiträgen um den „Goldenen Löwen“ nur fünf von Regisseurinnen stammen. Das machte aber nichts: Die neuseeländische Regisseurin Jane Campion erhielt den Regiepreis, die US-amerikanische Schauspielerin Maggie Gyllenhaal für ihr Regie die Auszeichnung für das beste Drehbuch, und der „Goldene Löwe“ ging an das Abtreibungsdrama „Happening“, der zweite Film der Französin Audrey Diwan.   

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Die Union bestimmt seit 16 Jahren die Filmpolitik des Bundes. Und so stellt sie sich das in Zukunft vor. | Montage © cinearte

Mit ihren „Wahlprüfsteinen“ befragt die Initiative Zukunft Kino+Film zur Bundestagswahl sieben Parteien: Acht Fragen zu ihren Visionen von der Zukunft des Kinos und der Filmkultur. Zum Abschluss der Reihe antworten CDU und CSU.

1. Welchen Stellenwert hat für Ihre Partei die Film- und Kinokultur im Kontext der Künste? Werden Sie sich für eine Erhöhung des Filmetats im Kulturhaushalt einsetzen?
Für CDU und CSU steht die Filmförderung des Bundes für Qualität und Vielfalt des Filmschaffens in Deutschland und Europa. Diese gilt es zu erhalten und weiterzuentwickeln. Wir stärken den Filmstandort Deutschland und damit nicht nur die Kultur, sondern auch einen wichtigen Wirtschaftsfaktor. Dazu führen wir die Filmförderung fort und werden die Förderinstrumente von Bund, Ländern und der Filmförderungsanstalt stärker aufeinander abstimmen. Mit dem Zukunftsprogramm Kino wollen wir insbesondere die Kultur auf dem Land unterstützen.

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Heute skizziert die deutsche Sozialdemokratie ihre Zukunftspläne für Film und Kino. | Montage © cinearte

Zur Bundestagswahl fragt die Initiative Zukunft Kino+Film sieben Parteien nach ihren Visionen von der Zukunft des Kinos und der Filmkultur. Auf die acht Fragen antwortet heute die SPD.

1. Welchen Stellenwert hat für Ihre Partei die Film- und Kinokultur im Kontext der Künste? Werden Sie sich für eine Erhöhung des Filmetats im Kulturhaushalt einsetzen?
Film und Kinos sind wichtige Teile deutschen Kulturguts. Sie tragen wesentlich zur kulturellen Ausstrahlung Deutschlands in der Welt bei. Unsere vielfältige Kinolandschaft wollen wir erhalten durch die dauerhafte Etablierung der Kinoförderung, welche wir investiv wie auch im Hinblick auf Programme ausgestalten wollen. Wir wollen die Produktion von audiovisuellen Inhalten am Standort Deutschland fördern, um so zukunftsfähige Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu schaffen. Wir werden Zukunftskonzepte für die Filmförderung gemeinsam mit der Film-Community entwickeln.

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Wie sie sich die Zukunft von Kino und Film vorstellen, beantworten heute Die Grünen. | Montage © cinearte

Damit zur Bundestagswahl alle wissen, wo sie ihr Kreuzchen machen wollen, hat Initiative Zukunft Kino+Film sieben Parteien acht Fragen gestellt: zu ihren Visionen von der Zukunft des Kinos und der Filmkultur – sogenannte Wahlprüfsteine. Heute antworten Bündnis 90/Die Grünen.

1. Welchen Stellenwert hat für Ihre Partei die Film- und Kinokultur im Kontext der Künste? Werden Sie sich für eine Erhöhung des Filmetats im Kulturhaushalt einsetzen?
Bewegtbilder sind ein prägendes kulturelles Medium und der Film ist nicht nur als Unterhaltung, sondern auch als gesellschaftlicher Resonanz- und Diskussionsraum, aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Dabei sind Kinos die öffentlichen Kulturorte, die für eine mediengerechte Rezeption und die ästhetische Erfahrung dessen, was Film ausmacht, unverzichtbar sind. Eine Erhöhung des Kulturetats haben wir Grüne aufgrund der Bedeutung von Kultur für die Demokratie stets begrüßt. Eine Anhebung des Etats für Filmförderung innerhalb des Kulturetats wäre durch die breite Spanne der Aufgaben zu rechtfertigen: von der Sicherung des Filmerbes über die Förderung von Ideen- und Stoffentwicklung bis hin zu einer Verleihförderung. Sie müsste im Kontext mit den Bedarfen anderer Sparten betrachtet werden.

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