Leila Fatima Keita hat das Thema Abtreibung in einem Desktop-Film montiert. Ihr war wichtig, „dass der Film zwar eine emotionale Note hat, das Thema jedoch auch aus politischer, medizinischer und sozialer Perspektive beleuchtet wird.“ Raum für die Kunst fand sie dabei trotzdem. | Foto © Juliane Guder/Edimotion

Um Filmschnitt und Montagekunst dreht sich das Edimotion im Köln. Beim Festival werden die „Schnitt-Preise“ in mehreren Kategorien verliehen. Die Editorin Leila Fatima Keita wurde den Kurzfilm „The Silence of 600 Million Results“ ausgezeichnet. 

Die Protagonistin deines Films „The Silence of 600 Million Results“ erfährt, dass sie ungeplant schwanger geworden ist und wir erleben ihre Suche nach Antworten zu der Frage, wie sie damit umgehen soll, über die Bildschirme ihres Laptops und ihres Smartphones. Welche Herausforderungen gab es für dich bei diesem Desktop-Film?
Sophie Lahusen hat mir für den Schnitt zahlreiche Videos und Fotos zur Verfügung gestellt. Zusätzlich entstand auch einiges an Footage durch Bildschirmaufnahmen, die ich im Schnittraum erstellt habe. Im Laufe des Montageprozesses erhielten wir Erfahrungsberichte von Menschen, die eine Abtreibung erlebt haben – sowohl in Audio- als auch in Videoform. Diese Berichte haben wir versucht, organisch mit dem übrigen Material zu verweben.
Anfangs arbeiteten wir ausschließlich mit deutschsprachigem Material. Da wir jedoch wollten, dass der Film auch international gesehen werden kann, haben wir nach einer Pause nochmals neu begonnen und eine englische Version produziert. Bei Desktop-Filmen ist es immer eine Herausforderung, zusätzliche Untertitel zu integrieren, da oft bereits viel Schrift auf dem Bildschirm vorhanden ist.  Weiterlesen

Mehr als 60 Langfilme und gut dreimal so viele Serienfolgen hat Ingrid Koller in den vergangenen 40 Jahren montiert. Die Liste der erfolgreichsten Kinofilme in Österreich ist zu großen Teilen auch ihre Filmografie. | Foto © Ritzfilm

Ingrid Koller ist die wohl erfolgreichste österreichische Filmeditorin. Beim Edimotion-Festival in Köln wird sie nächste Woche mit dem „Ehrenpreis Schnitt“ für ihr Lebenswerk gefeiert. Ein Porträt von Werner Busch, Kurator beim Edimotion.

Das Filmmontage-Festival Edimotion in Köln zeichnet in jedem Jahr mit dem „Ehrenpreis Schnitt“ das Lebenswerk herausragender Filmeditor*innen aus. Erstmals wird mit der wunderbaren Ingrid Koller eine Editorin aus Österreich geehrt. Sie ist die erfolgreichste Filmeditorin des Landes und wahrscheinlich auch die mit der größten Berufserfahrung: Über 100 Produktionen, darunter mehr als 60 Langfilme für Kino und Fernsehen und etwa 200 Serienfolgen hat sie durch ihre Montage gestaltet. Ingrid Koller hat dabei häufig mit bekannten Regisseuren wie Harald Sicheritz, Robert Dornhelm, Niki List, Reinhard Schwabenitzky, Olaf Kreinsen oder Peter Hajek zusammengearbeitet. 

Gleichzeitig waren viele ihrer Filme große Publikumserfolge: Die Liste der erfolgreichsten heimischen Kinofilme in Österreich ist zu großen Teilen die Filmografie von Ingrid Koller: „Sei zärtlich, Pinguin“ (1982), „Echo Park“ (1985), „Müllers Büro“ (1986), „Hinterholz 8“ (1998) und „Die Beste aller Welten“ (2017), um nur einige zu nennen. Fast alle Filme, die sie mit Regisseur und Drehbuchautor Harald Sicheritz realisierte, wurden zu den jeweils besucherstärksten österreichischen Filmen des Jahres. Und „Hinterholz 8“ ist bis heute der publikumsstärkste Film aus Österreich überhaupt. Die schwarze Komödie um einen Häuslebauer und insbesondere auch die Noir-Krimi-Parodie „Müllers Büro“ werden bis heute als Kultfilme und nationale Kulturdenkmäler gefeiert. 

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In den 1980er-Jahren gehörte Karin Schöning zum Kernteam des Defa-Studios für Dokumentarfilme. Mehr als 50 Dokumentarfilme hat die Editoren bis heute montiert. | Foto © Edimotion, Werner Busch

Die Berliner Schnittmeisterin Karin Schöning wird beim Edimotion-Festival mit dem „Ehrenpreis Schnitt“ für ihr Lebenswerk geehrt.

„Filmplus“ heißt nun „Edimotion“. Das Kölner Filmfestival für Filmschnitt und Montagekunst feiert an diesem Wochenende seine 20. Ausgabe und nimmt dieses Jubiläum zum Anlass für einen Namenswechsel. Wo im vergangenen Jahr noch aus über 20 Ländern Vertreter*innen von Editorenverbänden aus aller Welt zusammen kamen (von den USA über Argentinien, quer durch Europa bis nach Australien), steht dieses Jahr aufgrund der allgegenwärtigen Beschränkungen eine verkleinerte Neuauflage des physischen Festivals an. Viele Filmgespräche sowie die für die Schnitt Preise nominierten Filme aus Deutschland, Österreich und Schweiz werden auf einer Online-Plattform zur Verfügung gestellt. Davon ­abgesehen, bietet das Festival erfreulich viel Kontinuität, darunter auch die Würdigung des Lebenswerks von herausragenden Film­­-editor*innen.

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Heidi Handorf begann in den frühen 1970ern in München als Schnittassistentin und arbeitete mit einigen der renommiertesten Filmeditor*innen der Zeit zusammen. Besonders mit dem Regisseur Reinhard Hauff verbindet sie eine besonders nachhaltige, kreative Zusammenarbeit. Das Festival Filmplus zeichnet die Editorin an diesem Wochenende für ihr Lebenswerk mit dem „Ehrenpreis Schnitt“ und einer Hommage aus. | Foto © Werner Busch

Heidi Handorf begann in den frühen 1970ern in München als Schnittassistentin und arbeitete mit einigen der renommiertesten Filmeditor*innen der Zeit zusammen. Besonders mit dem Regisseur Reinhard Hauff verbindet sie eine besonders nachhaltige, kreative Zusammenarbeit. Das Festival Filmplus zeichnet die Editorin an diesem Wochenende für ihr Lebenswerk mit dem „Ehrenpreis Schnitt“ und einer Hommage aus. | Foto © Werner Busch

Das Thema RAF und linker Terrorismus war im Erscheinungsjahr des Spielfilms Stammheim, beinahe zehn Jahre nach dem „Deutschen Herbst“ 1977, allgegenwärtig. Nicht zuletzt durch das Buch „Der Baader-Meinhof-Komplex“, das der spätere Spiegel-Chefredakteur und heutige Herausgeber der „Welt“, Stefan Aust, 1985 veröffentlicht hatte, wenige Monate vor der Filmpremiere. Er war auch der Drehbuchautor von „Stammheim“ und übernahm viele Dialoge direkt aus den Gerichtsprotokollen des wohl spektakulärsten Prozesses der deutschen Nachkriegsgeschichte. Das Projekt war für Filmförderung, Sender und Produzent*innen ein Tabu und wurde erst durch Jürgen Flimm möglich, den damaligen Intendanten des „Thalia“-Theaters, der den Film als Koproduzent unter anderem mit seinem Schauspieler-Ensemble unterstützte.

Die Premiere von „Stammheim“ auf dem Kampnagel-Gelände in Hamburg ist Heidi Handorf in lebhafter Erinnerung geblieben: „Es herrschte große Unruhe. Es gab viele Störer aus dem Umfeld der Hafenstraße, die keine Karten für die Vorführung bekommen hatten und gegen die Türen drückten. Im Kino hörte ich, dass die Kopie des Films geklaut worden war und man gerade aus einem anderen Kino eine neue Kopie beschafft hatte. Die Akte mussten erst in der Vorführkabine, die auf einem hohen Podest stand, von mir per Hand aufgerollt werden. Ich war so nervös, dass ich manchmal gar nicht wusste, in welche Richtung ich den Film rollen sollte. Im Publikum waren viele bekannte Premierengäste wie Klaus Bölling und Günter Grass, der sofort aufsprang und weglief, als der erste Böller krachte. Als der Film dann endlich starten sollte, bemerkten wir, dass jemand die Tonkabel durchschnitten hatte, und die Vorführung wurde abgesagt.“
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Mit Norbert Herzner erhält ein Pionier des digitalen Filmschnitts und einer der vielseitigsten ­Editoren in Deutschland den „Ehrenpreis Schnitt“ – nächste Woche bei Filmplus.

Mit Norbert Herzner erhält ein Pionier des digitalen Filmschnitts und einer der vielseitigsten ­Editoren in Deutschland den „Ehrenpreis Schnitt“ – nächste Woche bei Filmplus.

Der Filmeditor Norbert Herzner wird beim diesjährigen Filmplus-Festival, vom 26. bis 29. Oktober in Köln, mit dem „Ehrenpreis Schnitt“ für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Erstaunlicherweise ist es der allererste Filmpreis für den 73-Jährigen, der eine überaus eindrucksvolle und verschiedenartige Filmografie mit mehr als 50 von ihm montierten Werken aufzeigen kann. Einige seiner Filme sind moderne Klassiker oder sogar Kultfilme geworden; so wie „Out of Rosenheim“ (1987) und „Abwärts“ (1984), die beide während des viertägigen Festivals gezeigt werden.

Herzner war außerdem der erste Filmeditor weltweit, der mit „Knight Moves“ einen langen Spielfilm digital mit dem später marktführenden Avid montierte. Seine Erfahrungen aus der Arbeitspraxis, die er im Jahr 1991 mit dem damals völlig neuartigen System machte, fanden wegweisenden Eingang in dessen Entwicklung. 

Der Eröffnungsabend der 18. Ausgabe von Filmplus wird am 26. Oktober ganz im Zeichen des Ehrenpreises stehen. Gezeigt wird die neue, 4K-restaurierte Fassung der Kult-Komödie „Out of Rosenheim“ (1987), die in diesem Jahr in Cannes erstmals gezeigt wurde. Regisseur Percy Adlon und seine Frau Eleonore, mit der er das Drehbuch geschrieben hatte, werden zur Eröffnung kommen, um die Laudatio auf den Ehrenpreisträger zu halten. Am 29. Oktober wird „Abwärts“ gezeigt, bevor Herzner am Abend bei der Verleihung der „Schnitt-Preise“ der Ehrenpreis überreicht wird. 

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