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Wenn am Set was schieflief, will keiner etwas gewusst haben. Oder weiß noch ganz andere Sachen zu erzählen. Da wär’s doch ganz gut, wenn die Produktion schon vorher wüsste, wo etwas klemmt. | Foto © Adobe Stock

Regeln, Workshops und Ansprechstellen sollen für ein sicheres Arbeitsklima sorgen. Ob dann auch wirklich alles gut läuft beim Dreh, ist eine andere Frage. Eine App soll den täglichen Überblick verschaffen. „Call It!“ fragt Cast und Crew anonym nach Problemen und Stimmung am Set und gibt Produktionen die Chance, rasch zu reagieren, sagt Kate Wilson, die die App mit Jules Hussey und Delyth Thomas entwickelt hat. 

Frau Wilson, „Call It!“ soll für gute Arbeitsbedingungen beim Film sorgen: Die App fragt, wie es auf der Arbeit war – geantwortet wird nach einem simplen Ampelsystem, wie man es aus dem Supermarkt kennt. Reicht das? Schließlich geht es laut Ihrer Website um eine ganze Menge: „Gesundheit und Sicherheit, Arbeitsbedingungen, inakzeptable Verhaltensweisen und Schutzmaßnahmen sowie Fälle von Mobbing, Belästigung und Diskriminierung“.
Die App stellt drei verschiedene Fragen: Zuerst die allgemeine Frage „Wie wurden Sie heute am Arbeitsplatz behandelt?“ Hier können Sie tatsächlich mit dem Ampelsystem angeben, ob es gut, okay oder schlecht war. 
Die zweite fragt, ob Sie Bedenken haben in Bezug auf Gesundheit und Sicherheit, Arbeitsschutz oder Arbeitsbedingungen – oder (und das ist wichtig) ob Sie bestätigen, dass Sie keine dieser Bedenken haben.
Die dritte Frage ist, ob Sie Mobbing oder Belästigung erlebt haben. Wenn Sie mit „Ja“ antworten, erhalten Sie eine Liste von Diskriminierungsarten (wie sexuelle Belästigung, Rassismus oder Ableismus) und können ankreuzen, ob eine dieser Arten auf Ihre Erfahrung zutrifft.  

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Jedes Jahr lädt die IDM Film Commission Südtirol Produzent*innen aus ganz Europa zum Austausch über die Grenzen hinweg. In diesem Jahr erklärte unter anderem Sylvia Rothe, was die Künstliche Intelligenz für die Branche bedeutet. | Foto © IDM/Asia De Lorenzi

Sylvia Rothe ist Professorin für Künstliche Intelligenz in der Medienproduktion an der HFF München. Beim Produktionstreffen „Incontri“ gab sie Einblicke in die Grundlagen der Künstlichen Intelligenz in der audiovisuellen Industrie.

Frau Rothe, in den letzten Jahren wurden KI-Tools bereits vor allem in der Postproduktionsphase eingesetzt. Erst in jüngster Zeit hat dieser technische Fortschritt einigen Leuten Angst eingejagt. Gibt es einen guten Grund, sich vor KI zu fürchten? Oder geht es nur darum, den Einsatz klug zu regeln?
Es werden sich Jobs ändern. Aber es entstehen auch viele neue Möglichkeiten. Wir müssen uns überlegen, an welchen Stellen wir KI sinnvoll einsetzen können, vor allem bei gleichförmigen, zeitintensiven Arbeiten. Kreative Arbeiten möchten wir in der Regel nicht abgeben, aber wir können uns dabei von der KI unterstützen lassen.  Weiterlesen

Wer früher nachfragt, wird später nicht böse überrascht. Die App „Call it!“ misst die Stimmung am Set – anonym, einfach und tagesaktuell. Bei der btf (bildundtonfabrik) soll das zum Standard werden, erklären Sara Heidelbach (links) und Sarah Van Hoit. | Fotos © Jule Everts | José Puister

In Großbritannien startete „Call It!“ schon 2021 (cinearte 543). Die App soll für gute Arbeitsbedingungen sorgen: Mit einem simplen Ampelsystem bewerten die Nutzer*innen regelmäßig anonym ihren Arbeitstag – etwaige Probleme sollen so früh erkannt werden. Nun liegt die App in zwölf Sprachen vor. Als deutscher Partner ist die btf (bildundtonfabrik) (btf) dabei. Über die ersten Erfahrungen berichten Sara Heidelbach (Herstellungsleitung Fiktion) und Sarah Van Hoit (Human Resources).

Wie sieht Ihre Kooperation aus?
Sarah Van Holt:
Wir unterstützen Kate Wilson und ihre Kolleg*innen bei „Call It!“ in erster Linie mit ganz praktischen Dingen, wie Übersetzung der App ins Deutsche, aber vor allem auch dem Bereitstellen von Informationen zu deutschen Beratungsstellen und Hilfsangeboten. „Call It!“ sollte unserer Meinung nach von möglichst vielen Produzent*innen genutzt werden.

Warum nutzen Sie die App?
Sara Heidelbach:
Bei btf (bildundtonfabrik) haben wir schon seit Jahren eine Vertrauensstelle, an die sich Kolleg*innen mit ganz unterschiedlichen Anliegen jederzeit wenden können, und natürlich auch Angebote wie Themis oder Anlaufstellen von unseren Auftraggebenden. Wir sehen „Call It!“ als wertvolle Unterstützung, unseren Kolleg*innen zusätzlich einen unkomplizierten Weg anzubieten, Erfahrungen, Sorgen und Bedenken zu teilen. Hier kann man täglich völlig anonym auf die Frage „Wie wurdest du heute bei der Arbeit behandelt?“ antworten. Damit können wir als Teamleiter*innen in Echtzeit Stimmungsbilder verfolgen und darauf reagieren und gegensteuern. Zudem kann „Call It!“ bei einer Rückschau auf das Projekt helfen, um Wiederholungen zu vermeiden.

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Brauchen wir nicht? Das haben Christine Tröstrum (links) und Christine von Fragstein schon oft gehört – und widerlegt. Sie haben sich auf die lange Strecke eingestellt: „Unsere Vision ist, dass in zehn Jahren eine neue Kultur der Zusammenarbeit verankert ist.“ Die Produzentenallianz und Crew United sind jedenfalls schon dabei. | Foto © Ali Ghandtschi

Über die Arbeitsbedingungen in der Branche machen sich inzwischen Viele Gedanken. Über Machtmissbrauch, Mobbing oder den ganz normalen Stress am Set. Vieles davon lässt sich schon im Vorfeld vermeiden, meinen Christine Tröstrum und Christine von Fragstein. Mit Fair Play erklären sie, wie das geht.  

Fair Play heißt ihre Initiative, Sie beschreiben sie als „neues Drehbuch zur Führung und Teamarbeit in Film und Kultur“. Was stimmt denn mit dem alten Drehbuch nicht?
Christine Tröstrum:
Wir merken, dass Menschen, die in Kultur- und Filmproduktionen arbeiten, danach regelmäßig und auch schon währenddessen einfach erschöpft, frustriert oder durch Konflikte belastet sind, sich nicht wertgeschätzt fühlen. Hier möchten wir Veränderungen anstoßen, Anregungen geben, im Vorfeld mehr Zeit in Planung, Reflexion und Kommunikation zu investieren. Das zahlt sich später mehrfach aus, wenn sich alle gut verständigt haben und gemeinsam an einem Strang ziehen.

Tun das Filmteams nicht ohnehin?
Christine von Fragstein:
Ich habe in den vergangenen Jahren einige Sets begleitet: Man muss sich das einfach vorstellen: Da kommen sehr viele Leute, aus unterschiedlichsten Gewerken unter Druck mit höchsten Anforderungen zusammen und produzieren einen Film – in 25 bis 30 Tagen mit Motivwechseln … manche kennen sich, manche nicht. Und nun sollen alle vom ersten Tag an höchst kreativ und harmonisch zusammenarbeiten. Das Team hat keine Einarbeitungsphase wie in normalen Projekten oder in Firmen, sondern es ist schlichtweg für alle eine riesige Herausforderung. Ich habe erlebt, dass an diesen Sets regelmäßig die Kommunikation und die Abstimmungen sehr schwierig werden, und die Leute zum Teil auch mit emotionalen Schäden rausgehen. Das haben wir ja im letzten Jahr breit durch die Medien erfahren. 

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Das Filmfest München meint es offenbar ernst mit der Vielfalt. Bereits zum zweiten Mal lud es zur Tagung. | Foto © Bojan Ritan/Filmfest München

Diversität ist wichtig, da sind sich beim Film viele einig. Doch dazu braucht es auch Geld und Ausbildung. Zum zweiten Mal luden das Münchner Filmfest und die Evangelische Akademie Tutzing zur Tagung. Der Schwerpunkt lag diesmal auf den Filmschulen und der Förderung. 

Über Diversität wird ja viel geredet. Sender, Förderer, Produktionsfirmen melden sich mit Diversitätsbeauftragten und Initiativen, auf zahllosen Panels wird quer durchs Land diskutiert: Wieviel die Bilder und Geschichten in Fernsehen und Kino überhaupt noch mit ihrem Publikum zu  tun haben? Auch das Münchner Filmfest hatte voriges Jahr eingeladen, aber nicht einfach bloß zu einem weiteren Festivalpanel, sondern gleich zu drei Tagen Konferenz mit der Evangelischen Akademie Tutzing am Starnberger See. Um Kreative, Aktivist*innen und Entscheider*innen der Branche zusammenzubringen. „Wir brauchen nicht mehr Worte, sondern konkrete nächste Schritte“, hatten Christoph Gröner und Julia Weigl erklärt, die das Filmfest inzwischen leiten. 

Ende November gab’s Gelegenheit zur Überprüfung: Mit „Inklusion – Vol. 2“ luden Filmfest und Akademie zur Fortsetzung. Als erstes die Bestandsaufnahme: Was hat sich getan in den vergangenen anderthalb Jahren? Ziemlich viel, sollte man doch meinen, nach all den Panels mit aufgeschlossenen Entscheider*innen. Auch das ZDF entfaltet weiter unten in der Mediathek ja schon eine gewisse Art von Vielfalt. Mit der Diversität verhält es sich freilich ein wenig komplexer, erklärt Stacy L. Smith, die schon seit Jahren die Ungleichheiten in Hollywood untersucht, in einer Online-Keynote (hier auf Youtube). Es geht nicht bloß um Sichtbarkeit, sondern um die Perspektive, die die Figur vermittelt, um die Geschichte, die sie mit sich trägt. Wer also schreibt das Drehbuch? Wer entscheidet, ob das Thema das Publikum interessiert? Ob es gefördert werden soll? Nur an wenigen Entscheidungsstellen sitzen Menschen mit eigener Erfahrung. Der Mangel an Vielfalt ist auch ein Problem der Strukturen.

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Die Kultur hat’s in Belarus schwer, wenn sie nicht der Staatsräson folgt. Nicht wenige Filmschaffende haben das Land verlassen und versuchen, anderswo weiterzuarbeiten. Das ist nicht leicht, berichtet Leonid Kalitenya (vorne, mit Brille) vom Belarusian Filmmakers’ Network. | Foto © BFN/Ali Ghadtschi

Gleich hinter der Grenze der EU und fast ganz unten im Demokratieindex liegt Belarus. Auch viele Filmschaffende mussten das Land verlassen und suchen ihr Glück in Europa. 30 von ihnen haben sich im Belarusian Filmmakers Network vereinigt. „Wir wollen Teil der EU-Filmindustrie sein“, sagen sie. „Dauerhaft. Nicht nur als Gäste.“  

Etwa 30 Mitglieder hat das Belarusian Filmmakers’ Network (BFN). Filmschaffende unterschiedlicher Gewerke, die sich entschieden haben oder gezwungen waren, ihr Land zu verlassen, in dem der dienstälteste Diktator Europas herrscht. Jetzt bauen sie alle sich ein neues Leben in einem anderen Land auf. Zum einen kämpfen sie darum, ihren Beruf beizubehalten, zum anderen versuchen sie, irgendwie ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Leonid Kalitenya ist Mitbegründer des Netzwerks. Kalitenya hat mehr als 30 Projekte produziert, die „Dutzende von Preisen“ auf Festivals gewonnen haben: Seinen letzten Film hatte er nach der Revolution in Belarus gedreht, „in einer Zeit, als ich hätte verhaftet werden können“, sagt er. Seine Koffer waren gepackt, die Festplatte mit den Daten schickte er kurz vor seinem Umzug nach Litauen an den Editor. „Wir haben einige Taxifahrer unter uns“, sagt Kalitenya. „Einige preisgekrönte Filmregisseure haben in Polen auf dem Bau gearbeitet. Andere arbeiten im Immobiliensektor in Litauen. Und das liegt daran, dass es sehr schwierig ist, in das System eines neuen Landes einzusteigen.“

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KI macht die Arbeit leichter, aber richtig gut kann’s doch nur der Mensch, findet Evan Halleck, der bei „Everything Everywhere all at Once“ an den Effekten mitgewirkt hat. 99 Prozent Handarbeit übrigens. | Foto © MTH Conference.

Viel wird erzählt über die Künstliche Intelligenz in der Filmwelt. Ist die nun gefährlich oder doch ganz nett? Eine heikle Frage, findet der VFX-Artist Evan Halleck, der diese Woche auf der MTH Conference zum Thema sprach.

Herr Halleck, die Künstliche Intelligenz ist zurzeit ein heißes Thema in der Branche. In Hollywood streiken Drehbuch und Schauspiel – Sie arbeiten mit der KI. Ist die nun eine Gefahr oder eine Chance?
KI ist ein so weit gefasster Begriff, und so viele Dinge fallen darunter. Bei den meisten meiner KI-Arbeiten handelt es sich um spezielle VFX-Tools, die KI integriert haben, damit die Tools besser funktionieren. Ich habe nicht viel generative KI für Text zu Video oder Chat-GPT für irgendetwas verwendet. Weil ich glaube, dass es Jobs komplett ersetzen kann – im Gegensatz zu Ingenieuren, die noch mit diesen Tools arbeiten.
Es ist eine heikle Frage, ob KI eine Gefahr oder eine Chance ist. Einerseits wird sie sehr schnell sehr gut, und man hat das Gefühl, dass man lernen muss damit umzugehen, um auf dem Laufenden zu bleiben und in einer wettbewerbsintensiven Branche nicht zurückzufallen. Andererseits will man aber auch nicht, dass Arbeitsplätze ersetzt werden. Ich bin also im Moment ein wenig hin- und hergerissen. Ich habe auch das Gefühl, dass sich viele Leute darüber aufregen, dass KI die Bildbearbeitung im Allgemeinen übernehmen wird, aber ich glaube nicht, dass es schon so weit ist oder auch nur annähernd so weit. Viele Sachen sind sehr interessante Anwendungsfälle und Tools, aber nicht hundertprozentig praktikabel für einen riesigen Blockbuster oder einen landesweiten Werbespot einer großen Marke.

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Die Kunst mag frei sein, aber manchmal will die AfD schon sehr genau wissen, wer denn nun sowas schon wieder gefördert hat und warum und ob man nicht etwas dagegen tun will … Zum Beispiel den deutschen „Oscar“-Kandidaten „Und morgen die ganze Welt“. | Foto © Alamode

Die AfD weiß, warum es beim Deutschen Film klemmt: Gleichberechtigung und Umweltschutz stehen der Kunstfreiheit im Weg – Filmförderung dürfe keine „ideologischen Vorgaben“ machen. Nur eine: Wenn’s ums Kaiserreich geht, hört die Kunstfreiheit auf. Das ist ein echtes Dilemma, wenn man ins Grundgesetz schaut. 

Die AfD sorgt sich um die Freiheit der Kunst. Vorige Woche stellte die Bundestagsfraktion einen Antrag zur Novellierung des Filmförderungsgesetzes (FFG), der sich gegen die Pläne aus dem Kulturstaatsministerium (BKM) richtet, Kriterien wie „Green Culture“, „Diversität“ oder „Geschlechtergerechtigkeit“ zum Förderkriterium zu machen. Dies stelle eine „Einengung künstlerischer Freiheit durch ideologische Gängelung“ dar, heißt es in dem AfD-Antrag. Zudem spricht sich Fraktion gegen die angekündigte Umwandlung der Filmförderungsanstalt (FFA) in eine Filmagentur aus, die alle filmpolitischen Aufgaben der Bundesförderungen übernehmen soll. Damit würde der Bund, der die künstlerische Qualität des deutschen Films bislang mit einem Volumen von 27 Millionen Euro fördert, seine besondere Stellung aufgeben. Beides zeige, „dass ideologische Vorgaben in der Bundesfilmförderung aus Sicht der BKM vorrangig sind und filmkulturelle oder filmästhetische Aspekte nachrangig.“ 

Acht Eckpunkte für das neue FFG hatte die BKM Claudia Roth im Februar skizziert.  Diversität, Nachhaltigkeit und Geschlechtergerechtigkeit sowie die Filmagentur waren nur zwei davon. Der Rest behandelt filmkulturelle oder filmästhetische Aspekte – und vor allem filmwirtschaftliche. Über alles wird ausgiebig diskutiert, lediglich die AfD hatte dazu bislang nichts zu sagen. 

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Alles noch nicht spruchreif, aber die Richtung ist klar: Vor dem Ausschuss für Kultur und Medien des Bundestags skizzierte Jan Ole Püschel die Pläne fürs neue Filmfördergesetz. | Screenshot

Das alte Filmfördergesetz läuft noch in Dauerschleife. 2025 soll endlich alles anders werden. Neulich gab es einen Einblick, was bei der Kulturstaatsministerin so geplant ist. Es wäre ein gewaltiger Umbruch. 

Aufs neue Filmfördergesetz ist die Branche schon lange gespannt. Ein letztes Mal noch soll das alte verlängert werden, damit 2025 endlich der erhoffte „große Wurf“ gelinge. Oder, wie es bei der Kulturstaatsministerin (BKM) heißt, das neue FFG „entsprechend der Vorgaben aus dem aktuellen Koalitionsvertrag optimal in eine grundsätzlich neu aufgestellte Fördersystematik einpassen zu können.“

Acht Eckpunkte der Reform hatte die BKM schon zur Berlinale vorgestellt (wir berichteten auf „Outtakes“), vor zwei Wochen verriet ihr Referatsleiter Jan Ole Püschel mehr über die Pläne. Der Ausschuss für Kultur und Medien des Bundestags hatte sich mit der Zukunft der Filmförderung beschäftigt. In rund 15 Minuten informierte Püschel über den Stand der Dinge und beantwortete anschließend Fragen der Fraktionen im Ausschuss. Nicht alles ist in dieser Zusammenfassung aufgezählt, die Aufzeichnung ist auf der Website des Bundestags [ab Minute 3:40] zu sehen. 

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Dreharbeiten zu „Oppenheimer“. Die Menschen im Bild muss man sich wegdenken – auch die großen Stars machen mit beim Streik ihrer Kolleg*innen in Hollywood. Am Donnerstag verließ der gesamte Cast die Premiere des Films. | Foto © Melinda Sue Gordon/Universal

Seit Wochen streiken die Autor*innen. Jetzt ziehen auch die Schauspieler*innen mit: Nach 63 Jahren erlebt die Traumfabrik wieder einen Doppel-Streik.

Die Verhandlungen mit den großen Filmstudios und Streaming-Diensten in den USA sind gescheitert. Nun streikt auch die Schauspiel-Gewerkschaft Screen Actors Guild (SAG-AFTRA). Ihre Forderungen ähneln denen der Screen Writers Guild, die bereits seit Anfang Mai im Ausstand ist. „Es ist der erste Streik der Schauspielgewerkschaft seit vier Jahrzehnten und der erste Doppel-Streik seit 1960“, rechnet „Die Zeit“ mit Agenturmeldungen vor. Damals erwirkten die beiden Gewerkschaften die Einführung von Krankenversicherungs- und Rentenbeiträgen. Vorsitzender des SAG war Ronald Reagan.

Was der Doppel-Streik heute bedeutet, erklärte in der „New York Times“ ein anonymer Agent, „laut dem der Streik der Autoren 80 Prozent der Produktionen zum Stillstand brachte – der Schauspielstreik würde sie nun vollkommen lahmlegen. […] Von den Autoren kam Lob für die Entscheidung. Scott Moore, der unter anderem an den Drehbüchern von ,Bad Moms’ und ,Hangover’ mitwirkte, sagte: ,Die Leute mögen hübsche Gesichter. Schauspieler sehen besser aus als Drehbuchautoren, und wir bekommen vielleicht mehr Aufmerksamkeit.‘“ 

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Der Held kommt aus dem Rechner, die Stimme ist noch echt: Tom Hanks spricht „Woody“ in Pixars „Toy Story 3“. Es gibt keinen Algorithmus, der Emotionen überzeugend nachahmen kann, hoffen die Synchronsprecher*innen. Geklaut werden ihre Stimmen trotzdem. | Foto © Disney/Deborah Coleman

Mit einer Grundsatzerklärung stellen sich die United Voice Artists vor. 27 Verbände und Gewerkschaften professioneller Sprecher*innen aus Europa und Amerika melden sich gemeinsam zu Wort. Es geht um die KI. 

„Der wahllose und unregulierte Einsatz künstlicher Intelligenz stellt ein Risiko dar, das zum Aussterben des künstlerischen Erbes der Kreativität und des Staunens führen könnte – ein Gut, das Maschinen nicht hervorbringen können“, schreiben die United Voice Artists in ihrer ersten Stellungnahme. Gewerkschaften und Verbände quer durch Europa und Amerika haben sich zusammengetan, um ihre Bedenken zur Künstlichen Intelligenz vorzutragen – und ihre Forderungen, die sie in mehreren Sprachen darlegen. 

Nach Meinung der Verbände ignoriert die Europäische Union das Problem: Der mangelnde Schutz der Stimme von Künstler*innen –  mit dem Risiko, dass das persönliche Timbre geklont und künstlich reproduziert wird. Vor kurzem prangerte die Dubliner Synchronsprecherin Remie Michelle Clarke auf Twitter den Diebstahl ihrer Stimme durch eine Software an, die sie repliziert hatte, um benutzerdefinierte Lautsprecher für ein paar Dollar zu verkaufen.

In Italien kämpfen die Branchenverbände ANAD und ADAP um den Schutz von Schauspieler*innen und Sprecher*innen. Eine Mission, die in jüngster Zeit an mehreren Fronten an Intensität zugenommen hat. Worum es ihnen geht, erklären ANAD-Präsident Daniele Giuliani, Vizepräsidentin Georgia Lepore, die Schauspielerin und Synchronsprecherin Laura Romano und der Sprecher David Chevalier.

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Kultur sieht die AfD streng in Schwarz und Weiß. Nur eine von beiden findet sie gut. Szenenfoto aus „M – eine Stadt sucht eine Mörder“ (1931). | Montage © cinearte

Die AfD ist im Stimmungshoch und hält nicht viel von Kunstfreiheit. Was tun? Das „Netzwerk Film & Demokratie“ lud zur Podiumsdiskussion.

Eine Umfrage ist noch keine Wahl. In Umfragen erreicht die AfD zurzeit Höchstwerte – 20 Prozent ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Insa in seiner wöchentlichen repräsentativen Umfrage für die „Bild“. „Das ist mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr!“ bemerkt die Zeitung – die AfD wäre damit die zweitstärkste Partei nach der CDU und vor der SPD.

Muss man sich sorgen um die Demokratie? Sorgen machen sich viele in der Filmbranche. Und das nicht erst jetzt. Im Februar hatte sich das „Netzwerk Film & Demokratie“ mit einer Online-Konferenz vorgestellt. Drei Jahre Vorbereitung in Zeiten der Pandemie waren dem vorausgegangen. Inzwischen haben sich 30 Verbände und Institutionen der Branche angeschlossen. Mit dem Münchner Filmfest lud das Netzwerk am Montag zur Podiumsdiskussion – moderiert von Julia Weigl, nachzuhören auf Youtube. 

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Vor vier Jahren hat Felicitas Darschin ihre eigene Nachwuchsförderung gestartet. Mit Absolvent*innen der HFF München entwickelt sie im „Feenlab“ gemeinsam Geschichten – ehrenamtlich: „ich habe bisher leider noch keinen Fördertopf dafür entdeckt“, sagt die Regisseurin. | Foto © Zoe Hoffmann

Was passiert eigentlich mit dem Nachwuchs, wenn er größer wird? Felicitas Darschin hat Spielfilm-Regie studiert, macht aber noch viel mehr. Autorin ist sie auch, unterrichtet seit mehr als zehn Jahren, arbeitet als Fotografin und hat neben drei Spielfilmen einige TV-Dokus gedreht. Ihren Hauptberuf jedoch liebt sie ganz besonders und würde ihn gerne noch häufiger ausüben. Sprich: mehr inszenieren!

Frau Darschin, Ihr Langfilmdebüt als Regisseurin haben Sie gleich nach dem Abschluss an der HFF München gegeben. Inzwischen gibt es schon ihren dritten Film. Der sei ja die größte Hürde für junge Talente, heißt es immer wieder. Fühlen Sie sich als Nachwuchs von der Filmbranche gut gefördert?
Jein. Mein Debüt konnte ich erfreulich schnell nach dem Abschluss drehen, wofür ich unter anderem dem BR wirklich dankbar bin. Nun bin ich auch schon 41 – die Pause vor dem dritten Langfilm war also viel zu lang für meinen Geschmack, da juckte es schon weit vorher wieder in den Regie-Fingern. Als ich in München an der HFF studiert habe, wurden, je nach Sender, noch zwischen 10 und 40 Fernsehspiele und Kino-Koproduktionen finanziert und umgesetzt. Dann wurde die Schlagzahl deutlich kleiner –  Finanzkrise und dadurch bedingte Branchenkrise seit 2008. Damals waren da vor allem viele Herren um die 50, die das verbleibende Regie-Feld dominierten. Ich war 26. 

Und als Neuling bekamen sie dann den Märchenfilm zugeteilt …
Ich bekam sogar die Chance, danach noch einen Film für die Degeto zu machen. Deren Chef Jörn Klamroth war ein mutiger Mann noch vom alten Schlag. Er mochte meinen fantasievollen „Zwerg Nase“ und vertraute mir ein „Problem-Projekt“ an, aus dem eine andere Kollegin bereits ausgestiegen war – eine etwas unentschlossene Komödie. Leider war das Buch nicht so der Burner, aber ich wollte einfach drehen und hätte in meiner Anfangsphase vermutlich zu allem ja gesagt. 

Eine Fehlentscheidung?
Ich bereue nichts, aber die Branche bewertet einen da ziemlich streng, vor allem wenn man eigentlich noch ganz andere künstlerische Ambitionen hat als Regisseurin. Insofern hätte ich mir definitiv noch mehr Chancen gewünscht, mich weiter ausprobieren zu dürfen und andere Facetten zu zeigen.
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Erster Streiktag bei Netflix. Die anderen Gewerkschaften zeigen sich solidarisch mit den Drehbuchautor*innen. | Foto © Eric Kelly/WGA

Hollywood liegt lahm. Seit einem Monat streiken die Drehbuchautor*innen. Denn schon längst ist ein Umbruch im Gange, der an ihre Existenz geht. 

Seit Anfang Mai streiken die Drehbuchautor*innen in Hollywood. Worum es geht, hatte Deutschlandfunk Kultur schon damals detailliert beschrieben. 

„Die Gewerkschaft verlangt, dass sogenannte generative KI, etwa ChatGPT, nicht zur Umschreibung bestehender Werke oder zur Neuerschaffung genutzt werden darf. Doch die Hollywoodbosse haben klargestellt, dass sie nicht bereit sind, über diesen Punkt auch nur zu reden“, schreibt Axel Postinett im „Handelsblatt“. Doch die KI ist auch nur Teil eines Umbruchs, der schon längst im Gange ist und das gesamte Gewerk bedroht:

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Die Filmbranche ist klein. Wer petzt oder meckert, setzt leicht seine Existenz aufs Spiel. Szenenfoto aus „Manta, Manta – Zwoter Teil“.  | Foto ©  Constantin/Bernd Spauke

Ganz so schlimm ist die Filmbranche doch nicht, sagt der Geschäftsführer des Regieverbands. Aber auch: Man muss in dieser Szene mit Kritik sehr vorsichtig sein. Warum eigentlich?

Die Verhältnisse in der deutschen Filmbranche sind weiter im Gespräch. In der „Frankfurter Rundschau“ fragt Johanna Krause den Regisseur Jobst Oetzmann, der auch Geschäftsführer des Regieverbands (BVR) ist. „Natürlich weiß man, dass es solche Einzelfälle gibt, aber in dieser Ausprägung sind sie in der Filmbranche ausgesprochen selten. Ich bin seit über 30 Jahren im Filmgeschäft, und ich kann nur sagen: Die wilden Zeiten der Filmindustrie sind vorbei. Seit langer Zeit ist man deutlich sensibler, was den Umgang miteinander am Set angeht“, sagt Oetzmann. „Zunächst ist erst einmal die Produktion dafür verantwortlich, wie es am Set läuft. Das gilt erst recht für derart ernst zu nehmende Vorwürfe, dass es am Set Alkoholprobleme oder sogar Handgreiflichkeiten gibt. […] Was die Unterschreitung von gesetzlichen Ruhezeiten angeht, die es ja auch am Set gegeben haben soll, oder fehlerhafte Sicherheitsmaßnahmen, ist dies – nur um das klarzustellen – sicherlich ebenfalls nicht der Regie anzulasten. Das sind klassische Verantwortungsbereiche des Arbeitgebers.“ 

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