Carlo Chatrian verlässt die Berlinale, 436 Filmemacher*innen aus aller Welt protestieren. Schlecht fürs Image. Und ein Konzept ist auch noch nicht zu erkennen.| Foto © Pablo Ocqueteau/Berlinale
Los geht’s mit der Neuaufstellung der Berlinale. Die Kulturstaatsministerin hat eine Findungskommission einberufen, um eine neue Intendanz zu finden. Dazu gibt es aber noch einige Fragen. Zum Beispiel nach überhaupt einem Konzept.
Carlo Chatrian verlässt die Berlinale – als Rausschmiss sehen es viele. Dagegen protestieren 436 Filmemacher*innen aus aller Welt in einem Offenen Brief, den „Variety“ vorige Woche veröffentlichte. Unterzeichnet haben unter anderem Martin Scorsese, Radu Jude, M. Night Shyamalan, Kristen Stewart, Hamaguchi Ryusuke and Margarethe von Trotta. Sie werfen der Kulturstaatsministerin in der Sache „schädliches, unprofessionelles und unmoralisches Verhalten“ vor, das auch die Berlinale beschädigt habe. Sie fordern „nachdrücklich“, Chatrians Vertrag zu verlängern:
„Trotz der schwierigsten Umstände, die sich Chatrians Kontrolle entziehen – der Pandemie, finanziellen Einschränkungen und einem sich verschlechternden Festivalzentrum rund um den Potsdamer Platz – waren die vergangenen Ausgaben unter seinem Leitlicht sehr lebendig, voller positiver Überraschungen und trotz einer geringeren Anzahl von gezeigten Filmen sehr beliebt, auf Augenhöhe mit den Zeiten vor der Pandemie. Außerdem haben sich die Filme, die in den vergangenen vier Jahren mit den wichtigsten Preisen des Festivals ausgezeichnet wurden, als wichtige Filme bestätigt, da alle von der Kritik gefeiert und auf der ganzen Welt entweder in kommerziellen Schaltungen oder auf anderen wichtigen Festivals gezeigt werden. Anstatt Carlo Chatrian für seine Bemühungen, sein Engagement und seine Geduld zu belohnen, hat sich die Ministerin dafür entschieden, die Schwierigkeiten weiter zu erhöhen, bis Carlo Chatrian gezwungen war, bekannt zu geben, dass er nach Abschluss seines aktuellen Vertrags nicht weitermachen wird, da die Position des künstlerischen Direktors aufgelöst wurde. Es überrascht nicht, dass keine bessere Vision für das Festival präsentiert oder diskutiert wurde, außer der fragwürdigen und politisch rückständigen Forderung nach einer starken Hand, die die Berlinale angeblich in Form eines ,Intendanten’ braucht.“
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