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Szenenfoto aus „Der Grinch“ (2000). | Foto © Universal

Trotz neuer Versprechen der BKM wird’s wohl nichts mehr mit der ganzen Förderreform. Das FFG hat zwar noch Chancen, aber Investitionsverpflichtung und Steueranreize werden vertagt. Der Vorwurf: Für eine Reform von „von existenzieller Bedeutung“ für Land und Branche habe sich Deutschland oberste Filmförderin ganz schön viel Zeit gelassen. Und reihenweise Fehler gemacht. 

Der Countdown läuft, und alle drängeln. Vier Wochen noch bis Silvester, dann muss ein neues Filmfördergesetz her. Ansonsten droht der Untergang für Deutschlands Filmbranche. So schildert die Produktionsallianz die Aussichten und hat auch allen Grund dafür, nämlich die aktuelle Herbstumfrage unter ihren Mitgliedsfirmen: 77 Prozent der Unternehmen in der Produktionsallianz schätzten die Lage als „schlecht oder sehr schlecht“ ein (im Vorjahr waren es noch 56 Prozent). Nur für 0,5 Prozent ist die sehr gut oder gut. 80 Prozent der Unternehmen im Fiction-Bereich gaben an, das Auftragsvolumen internationaler Streamer sei seit 2022 stark beziehungsweise sehr stark gesunken.  

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Die Ansprüche sind gestiegen, aber nicht die Etats. Der Kostendruck bei öffentlich-rechtlichen Fernsehproduktionen hat Folgen: Unfertige Drehbücher und Stress am Set. Entspannter zeigten sich der Regisseur Mark Robson und Produzent Jennings Lang in den Kulissen von „Erdbeben“. Aber das war vor 50 Jahren und außerdem fürs Kino. | Foto © Universal

Die Initiative Fair Film schlägt Alarm: ARD und ZDF sparen seit Jahren auf Kosten der freien Produktionslandschaft! Das wirkt sich auf Arbeit und Qualität aus. Und das „Produzentensterben“ geht weiter.

In einem Offenen Brief an ARD und ZDF schlägt die Initiative Fair Film Alarm: An den Produktionsbedingungen fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen müsse sich „dringend etwas ändern“. Die „Problemanalyse“ sieht das Bündnis von mehr als 30 Berufsverbänden und Organisationen der Branche als hoffentlichen „Auftakt eines gemeinsamen, konstruktiven Dialogs“.

„In dem siebenseitigen Schreiben werden die Probleme der freien Filmszene geschildert, insbesondere schwindende Aufträge, niedrige Budgets, Insolvenzen und die Abwanderung der Mitarbeitenden in andere Branchen. Die hohen Qualitätsansprüche der öffentlich-rechtlichen Sender seien nicht an entsprechend hohe Budgets gekoppelt. ,Es soll aussehen wie Netflix, aber nur einen Bruchteil davon kosten’, heißt es in dem Brief“, berichtet Lara Marmsoler in der „Süddeutschen Zeitung“ [Bezahlschranke]. Und: „ARD und ZDF äußerten sich zu den Vorwürfen aus der Filmbranche auf Anfrage am Montag nicht“.

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Leila Fatima Keita hat das Thema Abtreibung in einem Desktop-Film montiert. Ihr war wichtig, „dass der Film zwar eine emotionale Note hat, das Thema jedoch auch aus politischer, medizinischer und sozialer Perspektive beleuchtet wird.“ Raum für die Kunst fand sie dabei trotzdem. | Foto © Juliane Guder/Edimotion

Um Filmschnitt und Montagekunst dreht sich das Edimotion im Köln. Beim Festival werden die „Schnitt-Preise“ in mehreren Kategorien verliehen. Die Editorin Leila Fatima Keita wurde den Kurzfilm „The Silence of 600 Million Results“ ausgezeichnet. 

Die Protagonistin deines Films „The Silence of 600 Million Results“ erfährt, dass sie ungeplant schwanger geworden ist und wir erleben ihre Suche nach Antworten zu der Frage, wie sie damit umgehen soll, über die Bildschirme ihres Laptops und ihres Smartphones. Welche Herausforderungen gab es für dich bei diesem Desktop-Film?
Sophie Lahusen hat mir für den Schnitt zahlreiche Videos und Fotos zur Verfügung gestellt. Zusätzlich entstand auch einiges an Footage durch Bildschirmaufnahmen, die ich im Schnittraum erstellt habe. Im Laufe des Montageprozesses erhielten wir Erfahrungsberichte von Menschen, die eine Abtreibung erlebt haben – sowohl in Audio- als auch in Videoform. Diese Berichte haben wir versucht, organisch mit dem übrigen Material zu verweben.
Anfangs arbeiteten wir ausschließlich mit deutschsprachigem Material. Da wir jedoch wollten, dass der Film auch international gesehen werden kann, haben wir nach einer Pause nochmals neu begonnen und eine englische Version produziert. Bei Desktop-Filmen ist es immer eine Herausforderung, zusätzliche Untertitel zu integrieren, da oft bereits viel Schrift auf dem Bildschirm vorhanden ist.  Weiterlesen

Was ist eigentlich Respekt? „Ali G in da House“ scheiterte da vor 20 Jahren schon am Buchstabieren. | Foto © Mars Distribution

Wer selbst nicht weiß, was sich gehört, kann es in Zukunft nachschlagen: Ein „Respect Code Film“ soll für Sicherheit an deutschen Sets sorgen. Wer sich nicht an die Regeln hält, könnte möglicherweise sogar mit Konsequenzen rechnen.

Verdi, die Schauspielgewerkschaft BFFS und die Produktionsallianz verhandeln regelmäßig den Tarifvertrag aus. Jetzt haben sie auch einen „Respect Code Film“(RCF) für die Branche vorgestellt. Der wende sich „gegen jede Form von respektlosem Verhalten, Belästigung, Gewalt, Diskriminierung oder anderes Fehlverhalten und schreibt branchenweite Grundsätze für sicheres Arbeiten und einen respektvollen Umgang bei jeder Art von Film- und Fernsehproduktion fest“, erklärt die Produktionsallianz.

Erarbeitet wurde der Code mit den öffentlich-rechtlichen Sendern und Vaunet (dem Verband der privaten), Degeto und Netflix, der Deutschen Filmakademie und dem Regieverband. Die Berufsgenossenschaft und die Vertrauensstelle Themis haben beraten. Kurzum: „Die Branche gibt sich […] einen eigens erarbeiteten Verhaltenskodex“, meldeten die „Zeit“ und andere. Was aber nur die halbe Wahrheit ist, denn ein großer Teil der Branche war gar nicht dabei. Von den Berufsverbänden der Filmschaffenden war nur der Regieverband beteiligt.
Und so liest sich der Kodex denn auch so vage wie manches andere Bekenntnis aus den Büroetagen der Branche.

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Ulla Geiger (am Mikrofon) und Sonia Hasséguy (links daneben) mit Team bei der Kinopremiere zum Streaming-Release von „Wir drehen keinen Film“ 2022. | Foto © privat

Mit Mitte 60 hatte sich Ulla Geiger ihren Filmtraum erfüllt. Auf „Outtakes“ berichtete sie vor vier Jahren selbst von der Arbeit am Debütfilm. Am 22. Oktober ist sie gestorben. Ein Nachruf.

Ulla Geiger gehörte vielleicht nicht zu den prominentesten Gesichtern der Filmbranche, aber sie hinterließ einen prägenden Eindruck bei jenen, die sie kannten und mit ihr arbeiteten. Es ist mir ein tiefes Bedürfnis, von einer Künstlerin und Kollegin Abschied zu nehmen, die mit ihrer Authentizität und ihrem künstlerischen Ansatz viele Menschen – mich eingeschlossen – berührt hat.

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Die Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth. | Foto © Kristian Schuller

In sieben Wochen läuft das Filmfördergesetz aus. Politik und Branche läuft die Zeit davon. Durch den Koalitionsbruch ist die Lage noch unklarer geworden. Dabei drängen alle auf eine schnelle Lösung für alle Teile der großen Reform.

In drei Monaten, am letzten Tag der Berlinale, wird in Deutschland gewählt. Solange regiert die Restkoalition ohne Mehrheit, und unklar ist, welche Pläne sie noch umsetzen kann. Zum Beispiel die große Förderreform, die auch ohne den Bruch in der Regierung, bislang kaum vorankam. Das Filmfördergesetz ist zwar durch den Kulturausschuss des Bundestags, doch das ist erst ein Teil der Strecke – und auch nichts wert, wenn die anderen beiden Säulen nicht stehen. Um die Investitionsverpflichtung ringt die BKM mit Streamern und Mediatheken, bei den Steueranreizen sind sich Bund und Länder uneins, wer das bezahlen soll. Und für beides liegt noch nicht einmal ein Gesetzesentwurf vor.    

Dass nun alles bis zum Jahresende plötzlich fertig sein soll, mag keiner mehr glauben. Klappen könnte das schon – wenn alle nur wollten, glaubt Julia Maier-Hauff, die Geschäftsführerin des Produzent*innenverbands, in „Blickpunkt Film“. Das müsse es auch, „denn ohne Haushalt und die angekündigten Gesetze wird es zu einer Abwanderung des Filmschaffens in benachbarte Länder und zu Insolvenzen kommen. Wir fürchten den Verlust von mehr als 120.000 Arbeitsplätzen in der Filmproduktion.“ Das wären wohl, nach Zählung des jüngsten Appells, alle Arbeitsplätze der Branche.

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Im Hambacher Forst kam vor sechs Jahren der Kunststudent Steffen Meyn ums Leben. Er hatte die Proteste gegen den Kohletagebau dokumentiert, bis er während der Räumung tödlich verunglückte. Aus seinen Aufnahmen entstand die Kinodokumentation „Vergiss Meyn nicht“. Auch technisch war die Montage eine besondere Aufgabe für Ulf Albert: Meyn hatte mit einer 360-Grad-Kamera gedreht. | Foto © Juliane Guder/Edimotion

Mitte Oktober feierte Edimotion wieder Filmschnitt und Montagekunst. Höhepunkt des Festivals ist die Vergabe der „Schnitt-Preise“ in mehreren Kategorien. Ulf Albert eröffnet unsere diesjährige Interview-Reihe mit den Preisträger*innen. Der Editor wurde für seine Arbeit an dem Dokumentarfilm „Vergiss Meyn nicht“ ausgezeichnet.

„Vergiss Meyn nicht“ ist ein besonderes Projekt: Drei ehemalige Kommilitonen von der Kunsthochschule für Medien in Köln haben auf Basis des Materials von Steffen Meyn diesen Film entwickelt – ihrem Freund, der im Hambacher Forst mit einer 360-Grad-Kamera über viele Monate die Proteste begleitend gefilmt hatte und dort bei einer Stürmung zu Tode kam. Du hast Steffen Meyn nicht gekannt und warst selbst auch nicht in der Community der Protestierenden präsent. Wie bist Du zu dem Projekt gekommen und wie wichtig war Dein frischer Blick?
Der Film wurde von Melanie Andernach und Made In Germany Film produziert. Ich kannte Melanie schon von einem anderen Projekt, und als sie diesen Film vorbereitete, hat sich an mich erinnert und mich angerufen.
Mein Blick auf das Material von Steffen und das Konzept der drei Regiesseur*innen war dann schon recht wichtig. Als ich einstieg, gab es als ersten Eindruck eine ungefähr zwei Stunden lange Szenensammlung von Steffens Material, wodurch ich dann ein bisschen wusste, was den Dreien wichtig war und was besonders spannend sein könnte. Sie mussten mir aber auch viel erzählen über Steffen und seine Mission im Wald – und durch diesen Dialog mit mir haben sie dann auch selbst noch einmal viel reflektiert. Weiterlesen

 

Hinter dem Bauzaun könnte dereinst das erste „Film Crew Haus“ stehen, hoffen Gabriele Stemberger-Hanke, Charlie Palleis, Malte Neumann und Martin Jost (von links). Eigentlich sind sie sogar zu Acht, und es sollen noch viel mehr werden, die an dem Projekt mitarbeiten. | Foto © Rebecca Hanke

Wohnen ist teuer in den Medienstädten. In München will ein Genossenschaftsprojekt Abhilfe schaffen: Bezahlbarer Wohnraum „für Filmschaffende von Filmschaffenden“, und Zeitwohnungen für Kolleg*innen aus andren Städten. Fürs „Film Crew Haus“ werden noch weitere Genoss*innen gesucht.

In Deutschlands Großstädten fehlen Wohnungen, heißt es in den Nachrichten – und zwar ziemlich viele. Bei den Mieten liegen die Medienstädte Hamburg, Berlin, München, Köln ganz oben – sofern überhaupt etwas frei wird. Was bei der Wohnungssuche hilft, ist „ein geregeltes Einkommen“ – aber das haben Filmschaffende bekanntlich nicht und deshalb alle dasselbe Problem, weiß Rebecca Hanke. Kein Vermieter möchte seine Wohnung an Filmschaffende vergeben. Zu einer Wohnung war die Szenenbildassistentin durch Kontakte schließlich trotzdem gekommen; aber die Frage nach dem „bezahlbaren Wohnraum“ in München ließ sie nicht wieder los. 

Von da war es nicht weit bis zum Gedanken an eine Genossenschaft, in der viele gleichberechtigt in das gemeinsame Vorhaben investieren: Zeit, Ideen und auch ein bisschen Geld. Wohnraum „für Filmschaffende von Filmschaffenden“ ist Hankes Idee – ein „Film Crew Haus“. Aber nicht nur für die Genossenschaftler*innen selbst. Im Haus soll es auch Gästeappartements geben, die an Kolleg*innen aus anderen Städten für die Dauer eines Drehs vermietet werden. Soweit die Idee. 

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Mit Kundgebungen hatte Verdi die Tarifverhandlungen begleitet. Beim vorläufigen Ergebnis machte die Gewerkschaft große Zugeständnisse – ihre Tarifkommission hat das abgelehnt. | Foto © Christian von Polentz/Verdi

Fast ein Jahr wurde um einen neuen Tarifvertrag gerungen. Vorige Woche erklärte Verdi die Verhandlungen für gescheitert. Bis es weitergeht, gilt das Arbeitszeitgesetz – mit 48-Stunden-Woche.

Über acht Runden hatten Gewerkschaften und Produktionsallianz um den nächsten Tarifvertrag (TV FFS) für auf Produktionsdauer Beschäftigte gerungen. Nach zehn Monaten hatte man sich endlich „auf Eckpunkte einer vorläufigen Tarifeinigung verständigt“, meldete die Filmunion in Verdi im Juli, der Schauspielverband BFFS und die Produktionsallianz nannten es beide einen „Durchbruch“.

Doch die Freude war nicht überall und kam zu früh. Die Tarifkommission von Filmschaffenden in Verdi hat vorige Woche die Einigung als „unzureichend bewertet. Damit wird auch das Scheitern der Tarifverhandlungen beschlossen“, teilte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) mit. Die Produktionsallianz habe daraufhin weitere Verhandlungen angeboten. Ein Termin stehe noch nicht fest. Die Produktionsallianz selbst hat sich noch nicht geäußert.  

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Mehr als 30.000 Euro hat „Daughters of the Sun“ an Spenden gesammelt, das Geld ging an die neun Protagonistinnen des Dokumentarfilms. | Foto © Mokum

Dokumentarfilme zeigen uns die Welt, und hinterher fühlen wir uns manchmal hilflos. ShareDoc will das ändern: Mit einem QR-Code können Dokumentarfilme Spenden sammeln und zugleich für sich selber werben.

Ein QR-Code macht den Unterschied. So wirbt ShareDoc für sein Anliegen unter Dokumentarfilmer*innen: Die Welt nicht nur zu zeigen, sondern auch beim Helfen zu helfen. Denn „nichts ist frustrierender, als helfen zu wollen, aber nicht können.“ 

Anne-Marie Borsboom nennt das den „postdokumentarischen Blues“, wenn auf die Erkenntnis ein Gefühl der Ohnmacht folgt. Das Dilemma ist bekannt. Viele Dokumentarfilme verraten jetzt schon im Abspann oder auf der Website, wo es Möglichkeiten gibt, zu spenden oder sich gar persönlich zu engagieren. ShareDoc macht das zum Programm: 54 Dokumentarfilme sind inzwischen auf der Website vertreten – nicht als Stream, sondern vor allem mit einem Zweck: weiterzuwirken. 

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Im schwäbischen Laupheim wurde einst Carl Laemmle geboren, der 1912 die Universal Filmstudios gründete und nebenbei auch Hollywood. Ein großes Vorbild für die Produktionsallianz. Seit 2017 vergibt sie mit der Stadt Laupheim den „Carl-Laemmle-Produzentenpreis“ für ein Lebenswerk und stellt damit „zugleich die besondere Leistung der Produzent*innen im kreativen und wirtschaftlichen Prozess des Filmschaffens heraus.“ | Foto © Carl Laemmle Produzentenpreis/Severin Wohlleben

Die Produktionsallianz ehrt alljährlich ein Lebenswerk. Für 16 Filmverbände ist das Anlass, an die Arbeitsbedingungen zu erinnern. Für ihre Kritik kriegen sie heftig Gegenwind. Ein Faktencheck.

Martin Moszkowicz wurde am Donnerstag mit dem „Carl-Laemmle-Produzentenpreis“ geehrt. Laemmle hatte irgendwie Hollywood gegründet, darum gilt der Preis für nicht weniger als das Lebenswerk eines Produzenten. Das sind bei Moskowicz, der bis vor kurzem die Constantin Film leitete, mehr als 300 Produktionen von „Fack ju Göhte“ bis „Die drei Musketiere“, die auch beim Publikum gut ankommen.  

Gegen die Ehrung hatte sich die Filmunion in der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) schon im März empört (cinearte 719). Kurz vor der Preisverleihung meldeten sich nun 16 weitere Organisationen und Berufsverbände aus gleichem Grund. „Für uns als Filmschaffende hat diese Ehrung leider einen bitteren Beigeschmack“, schrieben sie am Montag in einem gemeinsamen Offenen Brief:
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„Im Dokumentarfilm heißt es immer, dass ich mich einem vertiefenden Blick widme“, sagt Dokfest-Leiter Daniel Sponsel. Das sei schon etwas anderes als die täglichen Nachrichten. | Foto © Dokfest München

Dem Zustand der Demokratie widmet sich das Dokfest München in diesem Jahr mit Themenreihen und Eröffnungsfilm. Der Ton in der Gesellschaft ist rauer geworden, sagt Festivalleiter Daniel Sponsel: „Und wenn eine Kulturgattung da etwas leisten kann, dann doch der Dokumentarfilm.“ 

Viel Politik zeigt die Homepage des Dokfests. Digitale Überwachung im Eröffnungsfilm, die Fokus-Themenreihe blickt auf den Zustand europäischer Demokratien, ein weitere widmet sich Filmemacher*innen, die im Exil leben und aktuell nicht in ihre Heimatländer zurückkehren können. Ähnliches findet man sogar auf Festivals, die sich eher dem Spielfilm verschrieben haben. Fühlt sich die Filmwelt zurzeit besonders aufgefordert?
Wir als Dokumentarfilmfestival fühlen uns seit jeher gefordert, in bestimmten Bereichen Aspekte des gesellschaftlich Politischen abzudecken. Das spiegelt das Programm der letzten Jahre eigentlich immer wieder. Vielleicht hat das nochmal ein Stück weit zugelegt, weil tatsächlich der Ton in der Gesellschaft rauer geworden ist, die Konflikte größer, die Lagerbildung ist expliziter geworden. Und wenn eine Kulturgattung da etwas leisten kann, dann doch der Dokumentarfilm. Dieser Anspruch gilt möglicherweise nicht für alle Filmfestivals – ob jetzt ein Trickfilmfestival oder ein Kurzfilmfestival das so leisten kann, weiß ich nicht, aber wir als Dokumentarfilmfestival auf jeden Fall. Weiterlesen

Mentorenprogramme wollen den Einstieg in die Branche erleichtern. Der Verein TLNT & TLNT hat dabei Menschen mit Migrationshistorie im Fokus. | Foto © TLNT & TLNT

Der Einstieg in die Kreativbranchen ist eh schon kompliziert. Für Menschen mit „Migrationshistorie“ sind die Hürden noch viel höher, sagt Agnieszka Aksamit. Mit ihrem Mentorenprogramm erleichtert der Verein TLNT & TLNT benachteiligten jungen Menschen den Zugang zur Arbeitswelt. Gratis!

Netzwerke sind wichtig im Beruf. In Kreativbranchen wie Film und Fernsehen geht es gar nicht ohne. Schwierig aber, wenn man noch am Anfang steht und Zugang sucht in eine Branche mit eigenen Regeln und unbekannten Berufen. Mentorenprogramme wollen den Einstieg in die Arbeitswelt erleichtern. Auch bei TLNT & TLNT werden „Mentors“ und „Mentees“ verbunden. Mit einer Besonderheit: Das Programm richtet sich in erster Linie an junge Menschen mit Migrationshistorie. Und ist für die Mentees kostenlos.
Agnieszka Aksamit ist Sozialpädagogin und Gründerin der gemeinnützigen Organisation. In ihrer Zeit als Sozialarbeiterin in einer Fachstelle für Integration und Migration hatte sie schon vor langer Zeit die Idee. Während der Covid-Krise wurde das Programm von TLNT & TLNT zu einem Online-Format für Menschen, die im kreativen oder Tech Bereich Fuß fassen wollen – „wir bauen eine große Community auf“, sagt sie.

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Wenn am Set was schieflief, will keiner etwas gewusst haben. Oder weiß noch ganz andere Sachen zu erzählen. Da wär’s doch ganz gut, wenn die Produktion schon vorher wüsste, wo etwas klemmt. | Foto © Adobe Stock

Regeln, Workshops und Ansprechstellen sollen für ein sicheres Arbeitsklima sorgen. Ob dann auch wirklich alles gut läuft beim Dreh, ist eine andere Frage. Eine App soll den täglichen Überblick verschaffen. „Call It!“ fragt Cast und Crew anonym nach Problemen und Stimmung am Set und gibt Produktionen die Chance, rasch zu reagieren, sagt Kate Wilson, die die App mit Jules Hussey und Delyth Thomas entwickelt hat. 

Frau Wilson, „Call It!“ soll für gute Arbeitsbedingungen beim Film sorgen: Die App fragt, wie es auf der Arbeit war – geantwortet wird nach einem simplen Ampelsystem, wie man es aus dem Supermarkt kennt. Reicht das? Schließlich geht es laut Ihrer Website um eine ganze Menge: „Gesundheit und Sicherheit, Arbeitsbedingungen, inakzeptable Verhaltensweisen und Schutzmaßnahmen sowie Fälle von Mobbing, Belästigung und Diskriminierung“.
Die App stellt drei verschiedene Fragen: Zuerst die allgemeine Frage „Wie wurden Sie heute am Arbeitsplatz behandelt?“ Hier können Sie tatsächlich mit dem Ampelsystem angeben, ob es gut, okay oder schlecht war. 
Die zweite fragt, ob Sie Bedenken haben in Bezug auf Gesundheit und Sicherheit, Arbeitsschutz oder Arbeitsbedingungen – oder (und das ist wichtig) ob Sie bestätigen, dass Sie keine dieser Bedenken haben.
Die dritte Frage ist, ob Sie Mobbing oder Belästigung erlebt haben. Wenn Sie mit „Ja“ antworten, erhalten Sie eine Liste von Diskriminierungsarten (wie sexuelle Belästigung, Rassismus oder Ableismus) und können ankreuzen, ob eine dieser Arten auf Ihre Erfahrung zutrifft.  

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Jedes Jahr lädt die IDM Film Commission Südtirol Produzent*innen aus ganz Europa zum Austausch über die Grenzen hinweg. In diesem Jahr erklärte unter anderem Sylvia Rothe, was die Künstliche Intelligenz für die Branche bedeutet. | Foto © IDM/Asia De Lorenzi

Sylvia Rothe ist Professorin für Künstliche Intelligenz in der Medienproduktion an der HFF München. Beim Produktionstreffen „Incontri“ gab sie Einblicke in die Grundlagen der Künstlichen Intelligenz in der audiovisuellen Industrie.

Frau Rothe, in den letzten Jahren wurden KI-Tools bereits vor allem in der Postproduktionsphase eingesetzt. Erst in jüngster Zeit hat dieser technische Fortschritt einigen Leuten Angst eingejagt. Gibt es einen guten Grund, sich vor KI zu fürchten? Oder geht es nur darum, den Einsatz klug zu regeln?
Es werden sich Jobs ändern. Aber es entstehen auch viele neue Möglichkeiten. Wir müssen uns überlegen, an welchen Stellen wir KI sinnvoll einsetzen können, vor allem bei gleichförmigen, zeitintensiven Arbeiten. Kreative Arbeiten möchten wir in der Regel nicht abgeben, aber wir können uns dabei von der KI unterstützen lassen.  Weiterlesen