Filmgeschichte. Erinnerung an Jörg Schmidt-Reitwein

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Als „Werner Herzogs Kameramann“ ist er oft beschreiben worden. Andersherum ginge das auch kaum: Jörg Schmidt-Reitwein (rechts) hatte mit einer ganzen Riege der Neuen Deutschen Filmemacher*innen gearbeitet. Aber aber am meisten wohl mit Herzog. | Foto © Filmfest München

Herzog, Kluge, Achternbusch und noch viele mehr vertrauten auf seinen Blick. Jörg Schmidt-Reitwein war einer der bedeutendsten Kameramänner des Neuen Deutschen Films. Im August ist er mit 84 Jahren gestorben.

Weit über 100 Filme zählt die Internet Encyclopedia of Cinamatograhers, für die Jörg Schmidt-Reitwein die passenden Bilder fand. Etliche davon sind ein Stück junger deutscher Filmgeschichte, ebenso die Namen der Regisseur*innen, mit denen Schmidt-Reitwein zusammengearbeitet hat. Bereits am 21. August ist der Kameramann im Alter von 84 Jahren verstorben. Das teilten jetzt Matthias Wallinger und Franz Lustig als Freunde und Kollegen im Namen seiner Familie mit. Die Pressemitteilung ist auch bei „Blickpunkt Film“ zu lesen.

„Als einen der bedeutendsten Kameramänner des Neuen Deutschen Films“ würdigte ihn 2017 Heiner Heinke in seinem Dokumentarfilm „Jörg Schmidt- Reitwein: Sehweisen“ [Trailer].

Schmidt-Reitwein hatte als Kamera-Assistent und Tonmann bei verschiedenen Dokumentar- und Spielfilmproduktionen mitgewirkt, als er 1968 zum sogenannten „Ulmer Kreis“ von Edgar Reitz, Alexander Kluge, Ula Stöckl, Thomas Mauch und Dietrich Lohmann stieß. Durch Lohmann begegnete er zum ersten Mal Werner Herzog, erzählt Angela Incandela beim „Filmportal“: „Wenig später übernahm er dann zum ersten Mal hauptverantwortlich die Kamera-Arbeit für Herzogs Film ,Fata Morgana’ – sein Durchbruch und der Beginn einer zehnjährigen Zusammenarbeit. In dieser Zeit drehten Herzog und Schmidt-Reitwein sechs größere Spielfilme und zwölf Dokumentarfilme, die es zu großem Ansehen im Neuen Deutschen Film brachten“. Für die Bildgestaltung von „Herz aus Glas“ (1976) und „Wo die grünen Ameisen träumen“ (1984) gewann Schmidt-Reitwein den „Bundesfilmpreis“, die heutige „Lola“. Parallel dazu arbeitete er vor allem in den 1980er-Jahren an zwölf Spielfilmen von Regisseur Herbert Achternbusch, darunter auch der Skandalfilm „Das Gespenst“ (1982).

Vor vier Jahren hatte ihn die „Passauer Neue Presse“ zum Geburtstag besucht und war beeindruckt von „Werner Herzogs Kameramann“: „Dabei fühle sich überhaupt nicht wie 80, sagt er. ,Ich komme jetzt erst langsam in die Pubertät.’ Tatsächlich hat sich der Kameramann viel von seiner Jugend bewahrt. Allein schon sein Auftreten mit schwarz-weißen Chucks und seinem Markenzeichen, der Schiebermütze, unter der sein volles Haar in Strähnen heraushängt, und der lässige Schnurrbart verdeutlichen das. ,Ich biete dem Alter Paroli – mit Jogging und einer gesunden Lebensweise. Das kann man hier, in Mutter Natur, ja hervorragend machen’, sagt er. Jörg Schmidt-Reitwein hat sich auf dem alten Kletzlhof bei Münchham niedergelassen. Das Anwesen liegt weit abgeschieden, so dass Besucher es nur über Feldwege erreichen können – und mit einer guten Wegbeschreibung.“

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