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Frauen erhalten zwar oft schon in den Filmhochschulen mehr Preise, bei den entscheidenden Schritten in die Karriere werden sie trotzdem übersehen, sagt die Regisseurin Esther Gronenborn: „Wird bei Männern meist das Potenzial betrachtet, so werden Frauen eher danach bewertet, was sie in der Vergangenheit bereits gemacht haben.“ | Foto © Birgit Gudjunsdottir

Am Mittwoch war Weltfrauentag, am Dienstag Equal Pay Day. Die Chancengleichheit ist übers ganze Jahr ein Thema – besonders in der Filmbranche. Aber es geht nicht bloß um Geld, sondern um Sichtbarkeit und falsche Bilder.

18 Prozent war die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen im vorigen Jahr in Deutschland. Soviel weniger verdienten Frauen durchschnittlich für die gleiche Arbeit bei gleicher Qualifikation. Anders ausgedrückt: die ersten 66 Tage im neuen Jahr arbeiten sie praktisch umsonst. So rechnet die europaweite Initiative Equal Pay Day die Verdienstlücke zwischen den Geschlechtern in Arbeitszeit um. In diesem Jahr fiel er wieder auf den 7. März – genau ein Tag vor dem Weltfrauentag.

Aber die Kunst der gleichen Bezahlung ist übers ganze Jahr ein Thema – besonders in der Filmbranche. Die Regisseurin Esther Gronenborn ist Gründungsmitglied von Pro Quote Film. Im Blog erklärt sie nochmal die Lage:

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Die Gewinner*innen des „Fair Film Award 2023“ mit Moderatorin in der Kulturbrauerei in Berlin. | Foto © Alena Sternberg

Nach drei Jahren Corona-Pause stieg endlich wieder der Crew Call zur Berlinale. Wichtiger noch: Auch der „Fair Film Award Fiction“ wurde wieder live vergeben. Und von der BKM kam eine Ankündigung, die Hoffnung macht.  

Während die Schutzpatronin des Deutschen Films vormittags die Produzent*innen aufbaut und abends Deutschlands größtes Festival eröffnet,  steigt in der Kulturbrauerei die coolere Party. Nach drei Jahren Zwangspause ins der Pandemie lud Crew United endlich wieder zum Crew Call nach Berlin. Wichtiger noch: Vorab wurde auch der „Fair Film Award Fiction“ wieder live vergeben, moderiert von Sonia Hausséguy. Beim Gala-Dinner wurden die vorbildlichsten Film- und Serienproduktionen des vergangenen Jahres ausgezeichnet. Die Übersicht mit allen bewerteten Produktionen gibt es hier. 

Am Vormittag hatte die Kulturstaatsministerin beim „Produzententag“ skizziert, wie sie sich ein neues, besseres Filmfördergesetz vorstellt. Abends beim „Fair Film Award“, erklärten  Benesch und Judith Frahm, worauf es wirklich ankommt bei der Neuordnung der deutschen Filmlandschaft. Mit neuen Programmen und Förderungen allein sei es nicht getan, sagten sie in ihrer Keynote zur Preisverleihung. Die beiden Produktionsstudentinnen haben an der Filmuniversität Babelsberg eine Gesprächsreihe gestartet, die nach mehr fragt, nämlich „wie wir miteinander arbeiten wollen“.

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Die einen gehen, die anderen kommen gar nicht erst. Das zeigt: Etwas läuft ganz gewaltig schief in der Filmbranche – doch die kämpft nur gegen die Symptome, finden Fritzie Benesch und Judith Frahm. | Foto © Alena Sternberg

Die Branche hat ein Personalproblem. Mit neuen Programmen und Förderungen ist es nicht getan, finden Fritzie Benesch und Judith Frahm. Die beiden Produktionsstudentinnen haben an der Filmuniversität Babelsberg eine Gesprächsreihe gestartet, die nach mehr fragt, nämlich „wie wir miteinander arbeiten wollen“. In ihrer Keynote zum „Fair Film Award Fiction“ erklärten sie, worauf es wirklich ankommt bei der Neuordnung der deutschen Filmlandschaft:

„Als Studentinnen der Filmuniversität Babelsberg und angehende Producerinnen stehen wir kurz davor, in die Branche einzutreten und können es eigentlich kaum erwarten. Endlich die Menschen bezahlen, mit denen wir arbeiten. Endlich auch mal selbst bezahlt werden. Und Filme machen, die auch gesehen werden. Gleichzeitig blicken wir in eine Branche, deren Strukturen so alt und verkrustet sind, dass es fast unmöglich scheint, darin noch gute, innovative, qualitativ hochwertige Filme zu machen. Strukturen, die von starken Hierarchien geprägt sind und von einem teilweise extrem rauen Umgangston; von der Erwartungshaltung, dass die Arbeit beim Film wichtiger ist, als alles andere. In denen Leidenschaft mit absoluter Opferbereitschaft verwechselt wird. Strukturen, denen ein Förder- und Finanzierungssystem zu Grunde liegt, das den Anforderungen der Realität kaum noch gerecht werden kann. Weiterlesen

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (links) und MFG-Geschäftsführer Carl Bergengruen beim „Deutschen Produzententag 2023“. | Foto © Filmstiftung NRW/Severin Wohlleben

Die BKM hat eine filmpolitische Grundsatzrede gehalten. Das war Zeit, denn Claudia Roth ist seit mehr als einem Jahr im Amt, und das neue Filmförderungsgesetz wird dringlich erwartet. Die große Reform soll es werden, die dem Deutschen Film zu neuem Schwung verhilft.

Auf dem „Deutschen Produzententag“ stellte die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien am Donnerstag voriger Woche acht Eckpunkte für eine Reform der Filmförderung vor. Als Beispiel, was möglich sein sollte, nahm Claudia Roth den aktuellen deutschen Vorzeigeerfolg: Der  nämlich „konfrontiert uns mit der Frage, warum unser gut ausgestattetes deutsches Fördersystem selten vergleichbare Erfolge erzielt. Denn, wie wir alle wissen: ,Im Westen nichts Neues’ ist eine Netflix-Produktion“, sagte Roth auf dem „Deutschen Produzententag“. Ihr Fazit: „Ziel einer Reform der Filmförderung kann deshalb nur sein, sie effizienter, sie schneller und ganzheitlicher zu machen.“   

„Ganzheitlich“ ist ein großes Wort. Erst recht, wenn dabei ein Teil der Filmlandschaft ignoriert wird, der schon seit Jahren rapide wächst: Festivals sind längst zu einer eigenen wichtigen Auswertungs- und Werbeschiene geworden und haben offenbar auch keine Probleme, ihr Publikum zu finden. In den Eckpunkten der BKM werden sie nicht mal erwähnt – was allerdings auch keine Neuigkeit ist. Obwohl es doch, sechstens, darum gehe, „auch die Sichtbarkeit deutscher Filme zu erhöhen.“ Und wo doch die BKM ihre Ankündigung selbst nicht ohne Grund vor der Kulisse ihrer Berlinale machte. 

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Der Storch im Vorspann soll zeigen: An diesem Film haben Filmschaffende aus der Ukraine mitgearbeitet. Zur Berlinale startete DIM Filmhose die Kampagne „Worked on in Ukraine“: Eric Holland (Mitte) und seine Mitgründer*innen (von links) Alisa Voznesenska, Mykyta Pavlov und Hilma Wiberg in Berlin. In Kyjiw machten Yuliia Kasianova und Darya Padenko ihr Selfie vor der U-Bahn-Station. Die ukrainische Hauptstadt war kurz zuvor wieder beschossen worden. | Fotos © DIM Filmhouse

Als „Produktionsfirma der nächsten Generation“ bezeichnet sich das DIM Filmhouse: Ganzheitlich vom Casting bis zur Postproduktion und über Grenzen. Mit Büros in Berlin und Kyjiw will man ukrainischen Filmschaffenden Stimme und Arbeit geben. Gemeinsam mit Filmmakers for Refugees und Crew United startete jetzt die Kampagne „Worked on in Ukraine“: Ein Siegel für Produktionen, die Filmschaffende im Krieg und auf der Flucht unterstützt haben. 

Vor einem Jahr überfiel Russlands Armee die Ukraine. Viele Filmschaffende mussten das Land verlassen, andere blieben – die meisten versuchen, weiterhin zu drehen. In Deutschland überlegte damals Eric Holland, was er tun könnte. Der Amerikaner lebte seit zwei Jahren in Berlin und hatte bereits eine stattliche Filmografie in Musik- und Tonabteilung. Mit seinen Kenntnissen wollte er den Filmschaffenden im Exil helfen. Der Wechsel ins Produzentenfach fiel Holland nicht schwer, sagt er. Er habe lange Jahre im Silicon Valley gearbeitet und viele Erfahrungen mit Start-ups gesammelt. Nun gründete er mit ukrainischen Kolleg*innen selber eines: Als „Produktionsfirma der nächsten Generation“ bezeichnet sich das DIM Filmhouse. Mit Büros in Berlin und Kyjiw will es „eine Brücke für ukrainische Stimmen und Talente zur internationalen Filmlandschaft“ sein, heißt es auf der Website. 

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Es braucht keine Diktatur, um die Kultur zu zähmen, findet Agnieszka Holland (rechts), die Präsidentin der Europäischen Filmakademie: „Ich sehe an keinem Ort wirklich mutige Filme spielen. Wir leben in einer Welt, in der die Filmemacher keine Rebellen sein können, weil sie kein Geld finden, um ihre Filme zu machen.“ | Screenshot

23 Verbände und Institutionen der Branche haben sich im „Netzwerk Film & Demokratie“ zusammengeschlossen. Vorige Woche stellte sich das Netzwerk mit einer Online-Konferenz vor. Was passiert, wenn Kultur und Demokratie unter Druck geraten, schilderte die polnische Regisseurin Agnieszka Holland. Und der Soziologe Matthias Quent beleuchtete die Probleme der extremen Rechten mit der Kultur.

Auch in Europa sind rechtsextreme und nationalistische Parteien auf dem Vormarsch. In Deutschland kämpft die AfD gegen einen „linksgrün-versifften“ Kulturbetrieb, in Polen oder Ungarn ist man mit der Zähmung der Kultur schon viel weiter – eine Mahnung für das übrige Europa. In Deutschland ist der Widerstand gegen solche Entwicklungen noch wenig ausgeprägt. Es gibt wohl klare Haltungen und Kampagnen gegen die Angriffe von rechts außen. Und sogar wirkungsvolle Proteste: der Chef der hessischen Filmförderung musste vor vier Jahren abtreten, nachdem er sich mit AFD-Chef Jörg Meuthen auf Instagram präsentiert hatte. Doch insgesamt wußte die Kultur dem noch wenig entgegenzusetzen – und kurz darauf ganz andere Sorgen mit der Pandemie. 

Darum riefen im Herbst 2020 die Filmunion in Verdi und Crew United das „Netzwerk Film & Demokratie“ ins Leben. Inzwischen sind 23 Verbände und Institutionen der Branche dabei. Am vorigen Dienstag stellte sich das Netzwerk in einer Online-Konferenz vor. Die Aufzeichnung ist auf dem Youtube-Kanal zu sehen.

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Seit Jahrzehnten ringt die Branche um bessere Arbeitsbedingungen. Meist vergeblich, weil’s angeblich nicht anders geht. In der Diskussionsreihe „Ausnahmezustand Film?!“ kommen sie zu anderen Antworten. Auf dem Podium (von links): Judith Frahm, Fritzie Benesch, Christine Günther, Katja Rivas Pinzon und Oliver Zenglein. | Foto © Oliver Dietze

Wenn wir gute Filme machen wollen, muss auch das Umfeld stimmen. Gute Idee. Beim Max-Ophüls-Festival wurde diskutiert, wie das aussehen sollte. 

Für den deutschsprachigen Filmnachwuchs ist Saarbrücken die erste Adresse: Schon drei Wochen vor der Berlinale präsentiert der Max-Ophüls-Preis „junge Talente aus Deutschland, Österreich und der Schweiz“. Allein um die Entdeckung geht’s dem Nachwuchs offenbar nicht mehr. Mit Problemen in der Filmkunst hatten sich schon frühere Panels beschäftigt. Doch hier ging’s um Grundsätzliches: um „soziale Nachhaltigkeit und wie wir miteinander arbeiten wollen“. Und das Panel war gut besucht an einem Samstagmorgen um 10. 

Es war bereits die fünfte Veranstaltung in der Diskussionsreihe „Ausnahmezustand Film?!“, die Judith Frahm und Fritzie Benesch erst im November an der Filmuniversität Babelsberg gestartet hatten. Der Titel klingt reißerisch, trifft aber nur die Realität. Darauf stimmten die beiden Produktionsstudentinnen mit ein paar Zahlen aus Großbritannien ein („Varieté“ [auf Englisch] berichtete ausführlich): Neun von zehn Menschen, die dort in der Filmbranche arbeiten, hätten Probleme mit mentaler Gesundheit. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Angststörung zu leiden, sei doppelt so hoch wie in der übrigen Bevölkerung, 20 Prozent mehr Menschen seien  im Vergleich zur Gesamtbevölkerung an einer Depression erkrankt. „Das fanden wir ganz schön krass und dachten, wir öffnen mal mit diesen kleinen Zahlen unsere Gespräche.“

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Regisseurin Eléna Weiss bei den Dreharbeiten mit Florentine Schlecht und Leonard Grobien. Die Versicherung hatte den Hauptdarsteller unbesehen abgelehnt. Letztlich verbiete diese Praxis, „dass gewisse Menschen mit Behinderung arbeiten und ihrem Traum nachgehen können“, sagt Grobien. | Foto © Eléna Weiss

Divers und inklusiv wollten Studierende der Hamburg Media School ihren Abschlussfilm drehen. „Was wir wollen“ feiert morgen im Wettbewerb beim Max-Ophüls-Festival Premiere. Doch auf dem Weg dorthin sahen sich die Filmemacher*innen vor ungeahnten Hürden: Die Versicherungspraxis diskriminiere Menschen mit Behinderung. Und das sagen nicht nur sie. Ein Panel zur Berlinale soll nach Lösungen suchen.

Eine schöne Geschichte hatte sich die Drehbuchstudentin Sophie Dittmer im Dezember 2021 ausgedacht. Mit Eléna Weiss (Regie), Matthias Pöltinger (Kamera) und Paula Maria Martin-Karg (Produktion) formte sie ein Team für den Abschlussfilm an der Hamburg Media School. „Was wir wollen“ sollte eine Coming-of-Age-Dramedy werden. Über zwei junge Verliebte, die gemeinsam ihr „erstes Mal“ planen. Und beide im Rollstuhl sitzen. Leonard Grobien und Florentine Schlecht spielen das Paar. „Von Anfang an war uns allen klar, dass wir die Rollen mit Menschen mit Behinderung besetzen wollten“, sagt Sophie. Und so teilten sie es auch der Hochschule mit. Und damit begannen, ganz ohne Ironie, neue Erfahrungen.

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Am deutschen Set hat Galina Sokolovska einiges gelernt, anderes hat sie eher verblüfft. Aber letztlich seien Filmmenschen doch überall gleich, findet die Kostümbildnerin. | Screenshot

Beim Pilotprojekt „Train to Work“ der ARD Degeto sollten Filmschaffende aus der Ukraine die Arbeitsweise an den hiesigen Filmsets kennenlernen – und hinterher ihre Erfahrungen schildern. Die Kostümbildnerin Galina Sokolovska tat das auf Instagram:

Auf diesem Foto bin ich mit Uwe Ochsenknecht zu sehen, einem deutschen Star und der Hauptfigur des Projekts, an dem ich gerade nach meiner meiner Zwangsauswanderung gearbeitet habe. 

41 Drehtage und mehrere Wochen der Vorbereitung im Team, in dem ich die einzige Person war, die kein Deutsch sprach. Obwohl meine Erfahrungen am lettischen Set bewiesen haben, dass das Verständnis des Drehprozesses ohne Sprache funktionieren kann, war dieses Projekt eine echte Herausforderung für mich. Im ersten Monat der Arbeit verglich ich mich mit „Alice hinter den Spiegeln“: „Um stehenzubleiben, muss man sehr schnell rennen.“ 

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„Es war ein kleines Märchen“: Bei „Ein Bett für Papa“ wanderte Juls Dekarchuk durch mehrere Stationen. Es war „einer der besten Monate in meinem Leben“, sagt die ukrainische Filmemacherin. | Foto © Juls Dekarchuk

Beim Pilotprojekt „Train to Work“ sollten Filmschaffende aus der Ukraine die Arbeitsweise an den hiesigen Filmsets kennenlernen – und hinterher ihre Erfahrungen schildern. 

Ich bin Juls Dekarchuk, ukrainische Filmemacherin, und ich möchte Sie zu einer kleinen Geschichte über einen der besten Monate in meinem Leben einladen. Ich finde, ein einfaches „Danke“ würde nicht ausreichen, um auszudrücken, wie dankbar ich der Degeto, Pyjama Pictures, dem „Train-to-Work“-Projekt, Crew United, dem EBFP-Filmteam und all den Menschen bin, die ukrainische Filmemacher*innen  unterstützen.  

Mein Weg zum Film begann mit einem Online-Kurs, der alles veränderte und mich dazu brachte, mich ein für alle Mal ins Videomachen zu verlieben. Während ich Werbevideos für soziale Medien drehte, habe ich mich immer gefragt, wie „große Filme“ gemacht werden, aber selbst in meinen kühnsten Träumen konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich bei einem so großartigen Filmprojekt wie „Ein Bett für Papa“ in Deutschland mitmachen würde, und das so schnell.  

Meine Geschichte beginnt also mit einem mutigen Mädchen, einem großartigen Projekt, das von der Degeto unterstützt wird, einem unterstützenden Kurator Denis Glebik, der durch alle Prozesse führt, und einem Videotelefonat mit den Produzenten Ina-Christina Kersten und Sebastian Gleinig, die an dieses Mädchen glauben und ihr die Chance geben, herauszufinden, wozu sie fähig ist.

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In der Ukraine hatte Lena Shramko ihre eigene Werbeproduktion. Bei „Train to Work“ sammelte sie als Kostümbildassistentin bei einer vollbesetzten Serie ganz neue Erfahrungen. | Foto © Lena Shramko

Beim Pilotprojekt „Train to Work“ sollten Filmschaffende aus der Ukraine die Arbeitsweise an den hiesigen Filmsets kennenlernen – und hinterher ihre Erfahrungen schildern. 

Mein Name ist Lena Shramko. Ich bin 42 Jahre alt und komme aus Kyjiw, Ukraine.

In Kyjiw war ich Produzentin und alleinige Eigentümerin der Filmgesellschaft Gulliver Cinema, die sich seit 1998 auf Werbung spezialisiert hat! Wir haben eine unglaubliche Anzahl von Projekten für sehr große und nicht sehr große Kunden gedreht. Ich habe auch eine gewisse Ausbildung als Regisseur, selbst kreative Texte geschrieben und für kleine Kunden gedreht. Unsere Projekte waren ziemlich bekannt, und bis 2010 waren wir Teilnehmer in Cannes bei den „Cannes Lions“, haben unsere Arbeit gezeigt und weitere akquiriert. Wir waren immer an der Spitze der Filmindustrie in der Ukraine. Sie können sich unser Showreel auf Youtube ansehen.

Im Moment ist mein Büro in Kiew nicht in Betrieb, da der Krieg irreparable Schäden verursacht hat: Eine Rakete explodierte in unserem Büro. Gott sei Dank sind meine Mitarbeiter*innen am Leben und helfen unserem Land so gut wie möglich.

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Serafima Chala hat als Garderobiere bei Sabotage Films an „Ostsee für Sturköppe“ mitgewirkt. Als „eine lebenslange Erfahrung“ beschreibt sie die Arbeit im Team.  | Foto © Serafima Chala

Beim Pilotprojekt „Train to Work“ sollten Filmschaffende aus der Ukraine die Arbeitsweise an den hiesigen Filmsets kennenlernen – und hinterher ihre Erfahrungen schildern. 

Seit dem Überfall auf die Ukraine befinden sich auch viele Filmschaffende auf der Flucht. Um ihnen den Einstieg in die deutsche Film- und Fernsehbranche zu ermöglichen, hatte die ARD-Produktionstochter Degeto im Sommer das Pilotprojekt „Train to Work“ gestartet: Bis zu vier Wochen wirkten Ukrainer*innen bei Auftragsproduktionen mit, um die Arbeitsweise an den hiesigen Filmsets kennenzulernen. Die Idee zu „Train to Work“ hatte Nikolai Nikitin von der School of Film Advancement (Sofa). Für die kurzfristige Umsetzung sorgten das Branchennetzwerk Crew United und dessen Hilfsportal Filmmakers for Ukraine. Koordinator und begleitender Ansprechpartner der ukrainische Location Manager Denys Rudenko.

Eine Bitte gab’s an die Teilnehmer*innen: Sie sollten nach Drehschluss ihre Erfahrungen schildern. Unsere Reihe eröffnet Serafima Chala. Sie hat als Garderobiere bei Sabotage Films an „Ostsee für Sturköppe“ mitgearbeitet: 

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„Schneiden ist für mich genau wie Schreiben und Drehen: Ich gehe einfach hin und probiere Dinge aus“, sagt der Regisseur und Editor Fred Baillif. Man müsse sich die Freiheit nehmen für Intuition und Improvisation.

Beim „Edimotion“ wurden wieder die besten Arbeiten der Filmmontage ausgezeichnet. Wir beschließen unsere Interview-Reihe mit den drei Preisträger*innen mit Fred Baillif, Regisseur und Editor des Spielfilms „La Mif“.

Lieber Fred, Dein hybrider Spielfilm „La Mif“ ist einer von mehreren Filmen beim diesjährigen Edimotion-Festival, der ausschließlich nicht-professionelle Schauspieler*innen einsetzt. Bevor wir also auf die Montage des Films zu sprechen kommen, etwas zum Hintergrund: Du selbst bist ausgebildeter Sozialarbeiter und hast mehrere Jahre in solch einer Jugendschutz-Einrichtung gearbeitet, wie sie im Film vorkommt. Wie hast Du Deine Protagonistinnen ausgesucht, und wie hast Du sie auf den Dreh vorbereitet?
Ich wollte von Anfang an einen Ensemble-Film machen. Also beginnt alles mit dem Casting. Ich setze mich hin und spreche mit ganz vielen Menschen. Ich verbringe Zeit mit ihnen und versuche ihren Hintergrund, aber auch ihre Gefühle und Persönlichkeit, zu verstehen.
Ich mache auch Improvisations-Workshops, in denen ich versuche herauszufinden, wer wer ist und welche Persönlichkeiten sie haben. Das ist in gewisser Weise wie ein Schauspiel-Workshop, aber es geht mehr darum, ihnen zu helfen, sie selbst zu sein und nicht bloß zu spielen. Das ist die erste Regel, die ich aufstelle: Ich sage ihnen, sie sollen nicht schauspielern, sondern einfach so reagieren, wie sie wollen, und ihre eigene Sprache und ihren Instinkt benutzen. So kann ich dann eine Geschichte schreiben, die auf dem basiert, was ich beobachtet habe. Das bleibt aber ein Drehbuch ohne Dialoge.

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Der Fachkräftemangel wir die Filmbranche noch für Jahre beschäftigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Fallstudie. Es fehle vor allem an Konzepten für die Aus- und Weiterbildung, meint der Weiterbildungsverbund Media Collective. | Foto © EPI

Der Branche fehlen die Arbeitskräfte. Das liege vor allem an der Aus- und Weiterbildung, findet eine neue Fallstudie des Erich-Pommer-Instituts. Es fehle ein „strukturiertes Qualifizierungskonzept“ für alle Gewerke. 

Der Fachkräftemangel wir die Filmbranche noch für Jahre beschäftigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Fallstudie des Weiterbildungsverbunds Media Collective des Erich-Pommer-Instituts. Grundlage ist eine bundesweite Befragung, unter anderem von zahlreichen Verbänden und Institutionen der Branche. Am Netzwerk beteiligen sich unter anderem die beiden Verbände der Produzent*innen, der Bundesverband Produktion, die Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, Medienboard Berlin-Brandenburg, Netflix, Studio Babelsberg, die Ufa und der RBB.

95 Unternehmen und 414 Filmschaffende hatten geantwortet. Dabei wurden unterschiedliche Fragebögen verwendet, wird eingangs erklärt, „um eventuelle Unterschiede in der Wahrnehmung der Situation festzustellen und die Formulierungen auf die jeweilige Befragtengruppe anzupassen. Es ließen sich aber im Ergebnis keine signifikanten Unterschiede feststellen. Die Antworten beider Zielgruppen ergänzten sich größtenteils.“ 45 Seiten hat das Papier, zehn „Kernfakten“ werden herausgestellt:

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Die Fachkräfte sind da. Die Qualifizierung ist das Problem. Die Münchner Filmwerkstatt hat ein eigenes Konzept entwickelt – für Filmschaffende mit Berufserfahrung. | Foto © Adobe Stock

Einen neuen Studiengang startet die Münchner Filmwerkstatt im Oktober: In zwei Jahren sollen Praktiker mit Berufserfahrung zum „Master of Arts in Film & Digital Media“ werden. 

Seit es der Branche an Fachkräfte mangelt, ist auch die Ausbildung in Bewegung geraten. Filmhochschulen und Studiengänge gibt es in Deutschland zwar zuhauf, doch gelehrt werden fast ausschließlich die Gewerke, die im Vorspann stehen: Regie, Drehbuch, Produktion, Bildgestaltung, Szenenbild … Die Fachkräfte jedoch fehlen im Abspann: Betroffen ist vor allem der Mittelbau, hatte zuletzt wieder der Produzent Uli Aselmann auf Deutschlandfunk Kultur erklärt. 

Das Problem ist selbstgemacht. Jahrzehnte lang konnte sich die Branche auf ihren Glamour-Effekt verlassen. Wer „zum Film“ wollte, nahm den unsicheren Weg über Praktika und lange Assistenzzeit und vielleicht auch Weiterbildungen in Kauf. Dieser Weg hat auch seinen Reiz: Er scheint allen offen zu stehen, die Ausbildung erfolgt so nah an der Praxis, wie man es sich nur wünschen kann: „Learning by doing“.

Doch die Qualifizierung wurde bislang vernachlässigt. In erster Linie waren es Filmhäuser und ähnliche Initiativen, die sich um Weiterbildungsangebote kümmerten. Inzwischen wurde reagiert – und wieder backt ein jedes seine eigenen Brötchen: An der Hochschule Zittau/Görlitz bekommt man nach sechs Wochen Theorie und zwei- bis drei Monaten Praktikum ein Zertifikat „Assistenz Filmproduktion“. An der FH Ansbach geht’s seit dem Frühjahr in sieben Semestern zum Bachelor-Abschluss im „Produktionsmanagement Film und TV“. Übersichtlicher wird es dadurch nicht. Im Gegenteil: Ab Oktober will die Münchner Filmwerkstatt in zwei Jahren zum „Master of Arts in Film & Digital Media“ führen. 

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