Beiträge

Ein „Trauerspiel“ seien die Abstandsregeln in den Kinos, meint Christian Bräuer, Vorsitzender der AG Kino. Auf der Filmkunstmesse Leipzig forderte sein Verband diese Woche einheitliche Regelungen, mit denen sich vernünftig arbeiten läßt. | Foto © AG Kino, Rainer Justen

Der Bund hat seinen Ausfallfonds für Dreharbeiten gestartet, doch der schützt nur, was eh schon gefördert und irgendwie „High-End“ ist. Alle Anderen warten weiter auf die versprochene Hilfe. Und auch die Kinos fordern endlich einheitliche und praxisgerechte Regelungen.

Einen Ausfallfonds für Filme und High-End-Serien hatte die Bundesregierung schon vor Wochen angekündigt. Jetzt ist er gestartet, meldet DWDL. Der ersehnte große Wurf ist das aber noch nicht, wie auch der Artikel klarstellt: Die Hilfe ist ausschließlich für Projekte gedacht, die bereits Fördermittel des Bundes erhalten haben.
Die Produzentenallianz zeigte sich in einer Stellungnahme am Freitag zufrieden mit dem Ausfallfonds des Bundes. Der reiche zwar nicht aus, doch man hoffe, dass damit „eine Signalwirkung einhergeht“ und Länder und Sender nachziehen, um auch Fernsehproduktionen abzusichern.
Entsprechendes hatten einige Länder wie Bayern oder Nordrhein-Westfalen schon im Juli angekündigt, vorige Woche waren Berlin und Brandenburg nachgezogen. Noch sind das aber nur Planungen.
Auf die Lücken im Programm und die Schwierigkeiten einer umfassenden Lösung weist auch „Medienpolitik“ hin: Die TV-Sendergruppen hätten in der ersten Phase der Pandemie zwar den Produzent*innen mit der Übernahme eines Teils der zusätzlichen Kosten geholfen, doch bisher gebe es kaum Bereitschaft, mehr zu tun. Dabei gehe es doch „bei dem Ausfallfonds nicht um einen ,staatlichen Fonds‘, wie aus den Sendern immer wieder abwehrend zu hören ist, sondern um ein Hilfsangebot, dass von der Branche, die es verwertet, und den Ländern, die von Filmproduktionen wirtschaftlichen profitieren, mitgetragen wird.“ 

Weiterlesen

Die Kulturstaatsministerin hat geantwortet! Katharina Hoffmann, Kulturschaffende in Corona-Nöten, bedankt sich mit noch einem Video. | Screenshot

Über Lücken und Flicken klagen Produzent*innen, wenn sie nach den Corona-Hilfen für die Branche gefragt werden. Andere Kulturschaffende werden weiterhin an die Grundsicherung verwiesen. Warum die sich damit so schwer tun, erklären vielleicht auch ein paar Zahlen aus der früheren Normalität – von denen übrigens nicht nur sie betroffen sind.  

Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare, auch wenn wir leider nicht alle persönlich beantworten können. 

 

Vorige Woche hatten wir’s angekündigt, übermorgen geht es los: Am Freitag startet die erste Umfrage zu Vielfalt und Diskriminierung vor und hinter der Kamera. Mehr als 30.000 Filmschaffende sollen über das Crew-United-Netzwerk befragt werden.
Wer, wie, was und warum ist ab morgen auf unserem Blog out-takes.de zu lesen, wo wir die Umfrage mit Interviews und Berichten begleiten. Hintergründe, Statements  und umfangreiche Informationen hält die Initiativgruppe „Vielfalt im Film“ auf ihrer Website bereit. 

 

Erinnern Sie sich noch an Katharina Hoffmann? Auf Youtube hatte die Schauspielerin vor zwei Wochen die Kulturstaatsministerin um Hilfe gerufen – sie verzweifelte am vereinfachten Antrag auf Grundsicherung. Seit gestern hat sie wieder bessere Laune: Frau Grütters hat geantwortet!

Weiterlesen

Fliegender Aufruf: Auf die Notlage der Kulturschaffenden soll am 9. August ein Protest-Marsch Berlin hinweisen. | Screenshot

Viel Geld soll jetzt in die Kulturbranche fließen – allein 50 Millionen Euro sollen Drehausfälle abfedern. Doch nicht nur hier zeigen sich weitere Löcher im Sicherungsnetz. Ein Protest-Marsch soll im August auf die Notlage der Kulturschaffenden aufmerksam machen. Und auch beim Dreh unter Corona-Bedingungen herrsche noch Verunsicherung, berichtet die Deutsche Akademie für Fernsehen.

Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare, auch wenn wir leider nicht alle persönlich beantworten können. 

 

Ohne Lobby: Selbstständige in der Corona-Krise – ein Blogbeitrag über eine Misere, die knapp 2,5 Millionen Menschen in Deutschland trifft.

Solo-Selbstständige wurden beim Corona-Konjunkturpaket komplett übergangen, klagt die Initiative „Künstler! Hilfe! Jetzt!“ und ruft zum Protest auf: Unternehmen mit mehreren Angestellten werde großzügige Konjunkturhilfe bereitgestellt, „doch wir Berliner Solo-Selbstständige werden nach ersten Soforthilfen auf Hartz IV verwiesen.“ Freischaffende wie festangestellte Kolleg*innen sind am 9. August zum Protestmarsch der Kulturschaffenden in Berlin aufgerufen. Ein Video gibt’s auch dazu.

 

50 Millionen Euro zur Übernahme von corona-bedingten Ausfallkosten stellt die Bundesregierung im Rahmen des Hilfspakets „Neustart Kultur“ bereit. Aber vorerst nur für Kinofilm- und „hochwertige“ Serienproduktionen, berichtet „DWDL“.
Die Produzentenallianz hätte eine weitergehende Abdeckung des Fonds gewünscht und sieht noch „ein großes Stück Arbeit“ vor sich, um insbesondere den Bereich der Auftragsproduktionen fürs Fernsehen abzusichern, berichtet „Blickpunkt Film“. 

Weiterlesen

Die Kulturmilliarde ist auf dem Weg, und die Kulturstaatsministerin ist stolz: „Ein Beitrag, der international seinesgleichen sucht.“ Da hat sie recht. Es sei denn, man wechselt den Blickwinkel und vergleicht nicht andere Länder, sondern eigene Branchen: Wenn die Kultur fliegen könnte, müsste sie fast 100 Milliarden kriegen.

Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare, auch wenn wir leider nicht alle persönlich beantworten können. 

 

Der „Neustart Kultur“ ist auf dem Weg.  Nach dem Bundestag hat jetzt auch der Bundesrat dem „Rettungs- und Zukunftspaket“ zugestimmt. Eine Milliarde Euro soll das Kulturleben in Deutschland wieder anstoßen – durch Hilfen für Kultureinrichtungen, Infrastruktur und alternative Angebote. Das sei „ein Beitrag, der international seinesgleichen sucht“, erklärt Kulturstaatsministerin Monika Grütters dazu.
National lässt sich freilich Unvergleichlicheres finden: Sogar neun Milliarden Euro sollen die Lufthansa neu starten. Die Fluggesellschaft beschäftigte im vorigen Jahr über 138.000 Menschen und machte über 16,27 Milliarden Euro Umsatz. In der Kulturbranche arbeiten mehr als achtmal so viele Menschen und erwirtschaften einen mehr als zehnmal so hohen Umsatz, besagt der „Monitoringbericht Kultur- und Kreativwirtschaft“. 

Der Kultur bekommt den Neutstart, die Kulturschaffenden die Grundsicherung. Für Künstler*innen wurde der Zugang vereinfacht, erklärt die Bundesregierung. Der Antrag sei einfach und bequem zu stellen, verspricht die Arbeitsagentur. Katharina Hoffmann ist Künstlerin und verzweifelt trotzdem. Denn ganz so einfach sieht das mit dem Antrag doch nicht aus: Auf Youtube ruft sie ihre Kulturstaatsministerin um Hilfe bei den umfangreichen Formularen. 

Einen Pflegebonus hatte Gesundheitsminister Spahn den „Corona-Helden“ versprochen: 1.000 Euro vom Bund, die Länder können um 500 Euro aufstocken. Doch die Prämie gilt nur für die Alten- und ambulante Pflege – den Beschäftigten in der Krankenpflege bleibt nur der Applaus von den Balkonen: Sie wurden irgendwie vergessen, berichtete gestern das „Heute Journal“.

Weiterlesen

Ein Klassiker aus Klassikern. Mit „Tote tragen keine Karos“ verbeugte sich Carl Reiner 1982 spaßeshalber vor Hollywoods Film Noir und spielte auch gleich den Bösewicht (extrem rechts). Am Dienstag ist der Regisseur gestorben. | Foto © Universal

Mit kleinen, aber guten Nachrichten beginnt das zweite Halbjahr: Seit heute gibt es weitere Krisenhilfen, die BKM mahnt mit ihren Kollegen aus Italien und Frankreich die EU, beim Wiederaufbau auch an die Kultur zu denken, und Bayern lockert die Maskenpflicht im Kino.

Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare, auch wenn wir leider nicht alle persönlich beantworten können. 

 

18 Krimiklassiker aus Hollywoods düsterster Filmzeit in anderthalb Stunden: „Tote tragen keine Karos“ war nicht nur eine überdrehte Hommage an ein Genre, die selbst zum Klassiker wurde, sondern auch kunsthandwerklich herausragend. Für die Kostümbildnerin Edith Head und den Komponisten Miklós Rózsa war es 1982 der letzte Film. Am Dienstag ist auch der Regisseur Carl Reiner gestorben. Er wurde 98 Jahre alt, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ erinnert sich. 

 

Seit heute gilt das „Zweite Corona-Soforthilfegesetz“. Damit wird auch der allgemeine Umsatzsteuersatz von 19 auf 16 Prozent gesenkt (der ermäßigte Steuersatz von 7 auf 5 Prozent). Die wesentlichen Punkte dazu:
Weiterlesen

Autsch! Wenn wir das nur gewusst hätten: „Die Simpsons“ stellen ihre Figuren klischeehaft dar. In Zukunft sollen sie wenigstens korrekte Synchronstimmen bekommen. | Foto © Fox Studios

Nach dem Drehstart gab’s auch schon eine Unterbrechung. Die „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ zeigten vorige Woche, auf welch dünnem Eis die Branche weiterarbeiten muss.

Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare, auch wenn wir leider nicht alle persönlich beantworten können. 

 

Wegen eines positiven Corona-Tests mussten die Dreharbeiten zu Detlev Bucks Film „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ unterbrochen werden, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Ein Komparse erhebt Vorwürfe gegen die Bavaria Filmproduktion.
Die „Abendzeitung“ berichtete ebenfalls und meldet heute, dass am Wochenende weitergedreht werden konnte.
Schon bei Ausbruch der Pandemie in Deutschland war eine Corona-Infektion am Set aufgetreten – die Dreharbeiten waren damals dennoch fortgesetzt worden. Die Bavaria Film hatte sich auf unsere Anfrage im März nicht geäußert.
Mehr erfuhr die Grünen-Landtagsabgeordneten Susanne Kurz auf eine Anfrage  zur Plenarsitzung am 11. Mai. Das  Bayerische Staatsministerium für Digitales bestätigte den Vorfall: „Es wurden unverzüglich sämtliche betroffenen Mitarbeiter informiert und gemeinsam mit dem Betriebsarzt alle notwendigen Maßnahmen ergriffen. Die Dreharbeiten wurden unter Einhaltung aller damals geltenden behördlicher Vorgaben mit entsprechenden Schutzmaßnahmen noch zwei Tage fortgesetzt.“
Über den Corona-Shutdown für Filmproduktionen an sich hatte Detlev Buck im April mit dem Zeitungsportal „Nordbuzz“ gesprochen.

Weiterlesen

Statt eines Vorworts: Erinnern Sie sich noch an die Wochen, als wirklich so ziemlich alles abgeschaltet war? Was haben Sie am meisten vermisst?

Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare, auch wenn wir leider nicht alle persönlich beantworten können. 

 

Es werden wieder Filme und Serien gedreht. Aber wie soll das funktionieren – mit Abstand und fachfremden Corona-Aufsichten? Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ fragte Schauspieler*innen, Produzent*innen und Regisseur*innen.

Die Kussszene ist wohl das beliebteste Beispiel, um das Dilemma für Drehbuchautor*innen, Produzent*innen und Fernsehsender zu beschreiben, schätzt die „Märkische Oderzeitung“. Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab, dass viele Drehbücher verändert werden, damit Filmprojekte mit Vorsichtsregeln doch umgesetzt werden können.

Auch German Films hat jetzt einen Podcast. Gestern startete die erste Folge von „Short Take“: „Die kurzen und knackigen Interviews mit deutschen Schauspieler*innen und Filmemacher*innen sind auf Englisch, die Fragen orientieren sich lose am Proust-Fragebogen“, erklärt die Außenhandelsvertretung des deutschen Films. Ziel sei, „bei internationalen Zuschauer*innen Interesse für deutsche Inhalte und die kreativen Köpfe darin und dahinter zu wecken.“ Neue Folgen sollen alle drei Wochen erscheinen. 

Weiterlesen

Morgen beginnt das Dokfest München – online! „The Second Life“ von Davide Gambino läuft im Panorama. | Foto © Dokfest München

Morgen beginnt das Dokfest München. Ein Filmfestival online – geht das überhaupt? Auf jeden Fall wird es neue Erkenntnisse und Fragen bringen, meint der Festivalleiter Daniel Sponsel.

Das Dokfest München hat in den vergangenen Jahren einen enormen Zuwachs an Publikum zu verzeichnen, der weit über das übliche Potential der regulären Auswertung von Dokumentarfilmen im Kino hinausgeht. Dafür gibt es zwei Gründe: Einerseits bietet das Dokfest alle Attraktivitäten einer solchen Veranstaltung, ein sorgfältig kuratiertes und exklusives Filmprogramm: Reihen, Wettbewerbe und Preise, begleitet von Filmgesprächen mit Gästen aus der ganzen Welt. Anderseits gelingt es dem Festival, diverse spezifische Zielgruppen mit hohem Einsatz und individueller Ansprache für sich zu gewinnen. Das Dokfest München 2020 kann aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus in diesem Jahr nicht regulär an den vertrauten Spielorten stattfinden und wagt den Schritt ins Netz mit einer Online-Edition. Wesentlich sind die Fragen nach der Bedeutung und dem Erfolg dieses Projekts und die Erkenntnisse die sich im Falle eines Erfolges oder eines Misserfolges daraus für die Branche gewinnen lassen.

Wer schon einmal mit uns die Eröffnung des Dokfest München im Deutschen Theater erlebt hat, ist um ein Filmerlebnis reicher und weiß um die pure Energie, die entsteht wenn 1.500 Menschen gemeinsam emotionale Momente teilen, lachen oder berührt sind. Der Dokumentarfilm beweist in diesem Saal Jahr für Jahr, dass er gleichermaßen verbriefte Wirklichkeit und ein Kinoerlebnis ist. Aktuell wäre leider keinem Kino geholfen, wenn das Dokfest einfach ausfallen würde. Die Online-Edition des Festivals ist kein Statement gegen die Filmkunst im Kino, sondern ein Lebenszeichen für diese außergewöhnlichen Dokumentarfilme überhaupt, die jenseits des Festivals nirgendwo zu sehen sein würden.

Weiterlesen

„Systemsprenger“! Das Debüt der Regisseurin Nora Fingscheidt wurde gleich achtfach mit dem „Deutschen Filmpreis“ ausgezeichnet. | Foto © Weydemann Bros.

Ziemlich sensationell, was am Freitag beim „Deutschen Filmpreis“ passierte: Ein Debütfilm räumte ab, und das gleich achtfach – das hatten in 70 Jahren nur drei Filme geschafft. Leider schaute kaum jemand zu bei der Geistergala im Livestream.

Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare. Leider können wir nicht alle persönlich beantworten. 

 

Alles anders diesmal bei der Lola, staunt „Die Zeit“: Ein Debütfilm bekommt den Hauptpreis, eine Elfjährige den Preis als beste Schauspielerin – und das Ganze auch noch ohne Publikum.
Acht „Lolas“ für „Systemsprenger“. Das Drama von Nora Fingscheidt hat am Freitag beim „Deutschen Filmpreis“ abgeräumt. Nur zwei Filme hatten in 70 Jahren mehr Auszeichnungen.
Eine „Übung im Trockenschwimmen“ nennt die „FAZ“ die „Lola“-Gala im Corona-Stil. Gut gemeint, aber … findet auch die „Berliner Zeitung“ die „Geistergala“. Die „Süddeutsche Zeitung“ findet’s trotzdem „schön und ermutigend“ und sah auch „noch immer dieses Strahlen“: „Leidenschaft und Zusammenhalt der Szene waren spürbarer.“
Nur das Publikum selbst zeigte wenig Interesse am Deutschen Film. 

Weiterlesen

Ein Zusammenschnitt des 6. Netzwerkforums der ZAV-Künstlervermittlung im Rahmen der Berlinale 2020.

Das Netzwerkforum ist eine Veranstaltungsreihe der ZAV-Künstlervermittlung. Hier entwerfen Medienexperten zukünftige Szenarien oder stellen sich aktuellen Herausforderungen. So will das diesjährige Netzwerkforum, mit dem Thema „Fach- und Nachwuchsmangel in der Filmbranche – was tun?“, mehr als nur Reden, sondern Handeln. Die Veranstaltung fand am 24. Februar 2020 im Rahmen der Berlinale statt.

Auf dem Podium waren vertreten:

Weiterlesen

Hand in Hand am Band. Im Youtube-Video erklärt die Agentur für Arbeit die Sache mit dem Kurzarbeitergeld. Doch die Filmbranche tickt anders. | Screenshot

Ab heute gilt ein Tarifvertrag zur Kurzarbeit, und er wirft auf allen Seiten neue Fragen auf. Wir verweisen auf erste Einschätzungen und Reaktionen und zeigen nützliche Links zu Antworten zum Arbeitsrecht. Und zeigen einige Ausblicke in die Zukunft, die auch unser Kolumnist teilt. Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare an (Aktiviere Javascript, um die Email-Adresse zu sehen). Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können. 

 

Vorab ein Nachtrag: Schon vorige Woche hatte der Bundesverband Herstellungs- und Produktionsleitung (HBU) beim Kreisverwaltungsreferat (KVR) München nachgefragt, wie das Verbot von Dreharbeiten genau zu verstehen sei. Generell, lautet kurzgefasst die Antwort, die uns vorliegt: „Mit Blick auf die Intention der Allgemeinverfügung ist es hierbei unerheblich, ob die Drehaufnahmen auf öffentlichem Verkehrsgrund oder auf Privatgrund stattfinden. […] Entsprechend sehen wir auch die Durchführung von Drehaufnahmen auf Privatgrund im Freien sowie die Durchführung von reinen Innendrehs bis zum 19. April 2020 nach Maßgabe der Allgemeinverfügung als nicht erlaubt und nicht erlaubnisfähig an. Es würde explizit dem Sinn der Allgemeinverfügung entgegenlaufen, (gewerbliche) Aktivitäten vom öffentlichen Grund auf Privatgrund bzw. Indoor zu verlegen. Zudem ist aus Sicht des Infektionsschutzgesetzes zu beachten, dass die Gefahr einer Verbreitung des Virus in geschlossenen Räumen viel höher ist als im Freien.“ 

Ob oder wie etwaige Verstöße dieser Art kontrolliert werden, teilt das KVR nicht mit. Nach Auskünften aus Gewerkschaftskreisen richten sich die Behörden in Bayern weitestgehend nach der Aussage des Filmbüros des KVR München: „Die Behörden haben aber erst einmal keine Handhabe, weil sie ja nur Genehmigungsstellen sind. Zuständig für den Vollzug auf Privatgrund ist die Polizei.“

 

„Die Dreharbeiten müssen aufhören, jetzt!“ berichtete gestern die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“: „Es ist unklar, ob sie arbeiten dürfen und wer ihre Ausfälle zahlt. So ergeht ein dramatischer Appell an Politik, Verwaltung und Sender.“ 

Seit heute fordert eine Petition ein einheitliches Verbot von Dreharbeiten für fiktionale Kino- und TV-Produktionen. Absender sind Produzentenverband und acht weitere Berufsverbände und Organisationen.

  

Wie geht’s weiter nach der Krise? Der Zukunftsforscher Matthias Horx hat vier Szenarien entworfen. Das optimistischste zeichnet eine neue, aber überwiegend positivere Welt mit veränderten Werten. Anschaulich schildert er es in einem Rückblick: Wie wir in einem halben Jahr auf die Krise und das Virus blicken werden.

Der Zukunftsforscher Horst Opaschowski sieht das übrigens ähnlich optimistisch: „Jetzt bildet sich eine Selbsthilfegesellschaft aus der Einsicht, aufeinander angewiesen zu sein.“

Weiterlesen

caption=“Auch das Deutsche Filmmuseum ist wegen Corona geschlossen. Stattdessen bietet es jetzt Filmkultur online. | Screenshot“

Immer lauter wird der Ruf nach einem allgemeinen Drehstopp. Viele Produktionen haben bereits selbst reagiert. Es gibt keine einheitlichen Regelungen. Derweil werden weitere Hilfspakete versprochen. Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare an (Aktiviere Javascript, um die Email-Adresse zu sehen). Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können. 

Wir müssen vielleicht davon ausgehen, dass wir gesellschaftlich ein Jahr im Ausnahmezustand verbringen müssen. Aber man wird wahrscheinlich nicht alle Maßnahmen genauso weiterführen, wie man sie jetzt gestartet hat. Man wird nachjustieren können und müssen. Man muss dann einzelne Dinge zurückfahren. Aber während der ersten Phase von jetzt bis zur Woche nach Ostern muss man wirklich konsequent handeln und gleichzeitig die Fallentwicklung beobachten“, sagt der Virologe Christian Drosten heute im Interview mit der „Zeit“. Ein Gespräch über Ausgangssperren, die Dauer der Krise – und wie sie unser Leben verändert.

In Bayern gelten ab morgen Ausgangsbeschränkungen. Damit prescht Bayern vor, doch der drastische Schritt wurde auch von der Bundesregierung diese Woche nicht mehr ausgeschlossen. Weil zu viele Menschen die Lage immer noch nicht ernst nehmen und sich draußen in Gruppen treffen. Dies sei nicht zu akzeptieren, meinte  Ministerpräsident Markus Söder für Bayern. 

 

Die Filmbranche könnte solche klaren Ansagen gebrauchen. Noch sind Dreharbeiten nur im öffentlichen Raum untersagt, aber auch das anscheinend noch nicht überall. Die zuständigen Institutionen pendeln zwischen Hilflosigkeit und Ignoranz.

Weiterlesen

#wirbleibenzuhause: Auf Youtube melden sich die Nachbarn aus Österreich zu Wort. | Screenshot

Reihenweise schalten Produktionen auf Pause oder werden abgesagt, an anderen Orten wird noch gedreht. Die Lage ist unübersichtlich, Produzent*innen können und müssen noch selbst entscheiden. An vielen Filmschaffenden gehen die versprochenen Hilfsmaßnahmen vorbei. Bei der Suche nach Lösungen kommt auch ein umstrittenes Konzept wieder in die Diskussion. Wir danken Ihnen für Ihre Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare an (Aktiviere Javascript, um die Email-Adresse zu sehen). 

Zur Einstimmung ein kurzes Video. 

Gestern tagte in Wiesbaden der Krisenstab der Hessischen Landesregierung. Der wurde 2005 geschaffen, um „für die Bewältigung einer landesweiten Lage von politischer Bedeutung“ die Maßnahmen quer durch alle Ressorts zentral zu steuern.

Es ist das erste Mal, dass der Krisenstab zusammengerufen wurde, sagte uns ein leitender Mitarbeiter der Landesverwaltung. „Das gab es bisher in Hessen noch nie und zeigt nochmals den Ernst der Lage.“

„Wir haben vollstes Verständnis für die Entscheidung der Produzenten, die Dreharbeiten vorerst um einige Wochen zu verschieben […] Wir sind es in unserem Projektgeschäft gewohnt, flexibel auf solche Situationen wie Verzögerungen, Verschiebungen oder Abbrüche zu reagieren. Das Personal auf den Projekten wird zum Teil weiterbeschäftigt. Bei einem Teil der Crew handelt es sich um Freelancer, zum Beispiel Handwerker, die auch nicht filmbezogene Aufträge annehmen, bei denen wir nur hoffen können, dass sie uns bei der Wiederaufnahme der Produktion noch zur Verfügung stehen.“ So zitierte die Süddeutsche Zeitung gestern Studio Babelsberg und versuchte einen Überblick der gegenwärtigen Produktionslandschaft. Der Titel ist Programm: „Wir machen weiter, solang es geht“.

Weiterlesen

Zehn Mitglieder hat das Präsidium, das die Arbeit der Filmförderungsanstalt in Berlin überwacht – acht Männer und zwei Frauen. Um den ­Präsidenten Bernd ­Neumann (der von der Allianz Deutscher Produzenten benannt wurde) sitzen fünf Verwerter*innen und zwei Politiker*innen. Die übrigen zwei Plätze sind für diejenigen, die die Filme machen. | Foto © Fridolin Freudenfett, CC BY-SA 3.0

Gleich im ersten Satz seiner Stellungnahme zur anstehenden Novellierung des Filmförderungsgesetzes erinnert der Bundesverband Schauspiel Bühne Film Fernsehen Sprache (BFFS) an Sinn und Zweck der Filmförderung: Die Struktur der deutschen Filmwirtschaft und der kreativ-künstlerischen Qualität des deutschen Films zu fördern sei die Aufgabe der Filmförderungsanstalt, steht in Paragraf 1 des Filmförderungsgesetzes.

Über beides wird seit mehr als zwei Jahren so  leidenschaftlich diskutiert wie lange nicht mehr. Und wo diskutiert wird, entsteht der Eindruck, es hapert bei beidem, trotz Filmförderung. Da erhält die Fortsetzung einer sehr erfolgreichen Unterhaltungskomödie eine halbe Million Euro Produktionsförderung, der deutsche „Oscar“-Kandidat musste aber (trotz vorheriger Treatmentförderung) ohne Hilfe der FFA?gedreht werden. Nicht jeder erkennt in diesen Strukturen, wie die kreativ-künstlerische Qualität des deutschen Films gefördert wird.

Doch der Spagat zwischen Kunst und Kasse ist eine ebenso oft gehörte Klage, auf diese Diskussion lässt sich der BFFS nicht ein, sondern stellt seinen Grundsatz dar:?Die beiden Hauptziele lassen sich nur erreichen, wenn die Beschäftigungsbedingungen stimmen: „Was wäre die deutsche Filmwirtschaft ohne die Filmschaffenden? Es ist ihr kreatives Schaffen, ihr Engagement, ihr unternehmerisches Wirken, ihre Beiträge, ihr kreatives Potenzial, das im Wesentlichen den Erfolg, das Wohl und Wehe der deutschen Filmwirtschaft ausmacht.“

Weiterlesen

Die Deutsche Filmakademie fordert einen echten Neuanfang des Fördersystems: „Spätestens jetzt muss allen Beteiligten klar werden, dass die jahrzehntelange Politik des mehr oder weniger ,Immer-weiter-so‘ gescheitert ist.“ | Foto © Florian Liedel, Deutsche Filmakademie

Die Deutsche Filmakademie hatte schon früh Stellung zum anstehenden Filmförderungsgesetz genommen. Im April 2019 hatte sie ein düsteres Bild der deutschen Filmlandschaft skizziert. Das sollte aber noch nicht alles gewesen sein: ein zweiter Teil mit konkreten Vorschlägen sollte folgen, wenn die Diskussion der Kinofilmverbände in der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) gelaufen ist. Auch die Deutsche Filmakademie gehört dem Dachverband von 20 Interessen- und Berufsverbänden an. Darauf nimmt sie in ihrer Stellungnahme allerdings wenig Rücksicht.
Die Ausgangssituation, die die Filmakademie schildert, ist bekannt: Das Publikum, vor allem das Jüngere, zieht es immer weniger ins Kino und erst recht nicht in deutsche Filme. Die Konkurrenz „durch die neuen Formen des ,Home-Entertainments‘ verschärft den Abwärtstrend – und ist selbst für Filmemacher attraktiver. Auf der anderen Seite sinkt das Budget der Filmförderungsanstalt (FFA) und wird noch weiter sinken. Damit habe sie noch weniger Möglichkeiten, „,die Struktur der deutschen Filmwirtschaft und die kreativ-künstlerische Qualität des deutschen Films‘ nach den Vorstellungen der Filmbranche selber zu fördern.“

Kurz: „Der schleichenden finanziellen Krise der FFA entspricht in vielfältiger Weise auch eine inhaltliche Schwächung des Kinofilms.“

Das muss nicht so sein! Die Deutsche Filmakademie glaubt ganz fest an das Kino, der Film sei „als genuine erzählerische Form noch lange nicht ,tot‘“. Andere Länder und hin und wieder ein Erfolgsfilm aus heimischer Produktion machten es ja vor. Auch vor dem Streaming-Boom hat die Filmakademie keine Angst: „In den hervorragenden Beispielen deutscher Serienproduktion für die neuen Plattformen erkennen wir eine Chance für das Kino, da diese Serien von der Kraft und dem Einfallsreichtum deutscher Filmemacherinnen und -macher im globalen Wettbewerb um das Publikum zeugen.“

Kurz: Die Zuschauer*innen würden schon tolle Kinofilme ansehen, die Filmemacher*innen könnten sie schon drehen. An beiden liegt es anscheinend nicht.

Weiterlesen