Kulturstaatsministerin Claudia Roth (links) und MFG-Geschäftsführer Carl Bergengruen beim „Deutschen Produzententag 2023“. | Foto © Filmstiftung NRW/Severin Wohlleben

Die BKM hat eine filmpolitische Grundsatzrede gehalten. Das war Zeit, denn Claudia Roth ist seit mehr als einem Jahr im Amt, und das neue Filmförderungsgesetz wird dringlich erwartet. Die große Reform soll es werden, die dem Deutschen Film zu neuem Schwung verhilft.

Auf dem „Deutschen Produzententag“ stellte die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien am Donnerstag voriger Woche acht Eckpunkte für eine Reform der Filmförderung vor. Als Beispiel, was möglich sein sollte, nahm Claudia Roth den aktuellen deutschen Vorzeigeerfolg: Der  nämlich „konfrontiert uns mit der Frage, warum unser gut ausgestattetes deutsches Fördersystem selten vergleichbare Erfolge erzielt. Denn, wie wir alle wissen: ,Im Westen nichts Neues’ ist eine Netflix-Produktion“, sagte Roth auf dem „Deutschen Produzententag“. Ihr Fazit: „Ziel einer Reform der Filmförderung kann deshalb nur sein, sie effizienter, sie schneller und ganzheitlicher zu machen.“   

„Ganzheitlich“ ist ein großes Wort. Erst recht, wenn dabei ein Teil der Filmlandschaft ignoriert wird, der schon seit Jahren rapide wächst: Festivals sind längst zu einer eigenen wichtigen Auswertungs- und Werbeschiene geworden und haben offenbar auch keine Probleme, ihr Publikum zu finden. In den Eckpunkten der BKM werden sie nicht mal erwähnt – was allerdings auch keine Neuigkeit ist. Obwohl es doch, sechstens, darum gehe, „auch die Sichtbarkeit deutscher Filme zu erhöhen.“ Und wo doch die BKM ihre Ankündigung selbst nicht ohne Grund vor der Kulisse ihrer Berlinale machte. 

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Der Storch im Vorspann soll zeigen: An diesem Film haben Filmschaffende aus der Ukraine mitgearbeitet. Zur Berlinale startete DIM Filmhose die Kampagne „Worked on in Ukraine“: Eric Holland (Mitte) und seine Mitgründer*innen (von links) Alisa Voznesenska, Mykyta Pavlov und Hilma Wiberg in Berlin. In Kyjiw machten Yuliia Kasianova und Darya Padenko ihr Selfie vor der U-Bahn-Station. Die ukrainische Hauptstadt war kurz zuvor wieder beschossen worden. | Fotos © DIM Filmhouse

Als „Produktionsfirma der nächsten Generation“ bezeichnet sich das DIM Filmhouse: Ganzheitlich vom Casting bis zur Postproduktion und über Grenzen. Mit Büros in Berlin und Kyjiw will man ukrainischen Filmschaffenden Stimme und Arbeit geben. Gemeinsam mit Filmmakers for Refugees und Crew United startete jetzt die Kampagne „Worked on in Ukraine“: Ein Siegel für Produktionen, die Filmschaffende im Krieg und auf der Flucht unterstützt haben. 

Vor einem Jahr überfiel Russlands Armee die Ukraine. Viele Filmschaffende mussten das Land verlassen, andere blieben – die meisten versuchen, weiterhin zu drehen. In Deutschland überlegte damals Eric Holland, was er tun könnte. Der Amerikaner lebte seit zwei Jahren in Berlin und hatte bereits eine stattliche Filmografie in Musik- und Tonabteilung. Mit seinen Kenntnissen wollte er den Filmschaffenden im Exil helfen. Der Wechsel ins Produzentenfach fiel Holland nicht schwer, sagt er. Er habe lange Jahre im Silicon Valley gearbeitet und viele Erfahrungen mit Start-ups gesammelt. Nun gründete er mit ukrainischen Kolleg*innen selber eines: Als „Produktionsfirma der nächsten Generation“ bezeichnet sich das DIM Filmhouse. Mit Büros in Berlin und Kyjiw will es „eine Brücke für ukrainische Stimmen und Talente zur internationalen Filmlandschaft“ sein, heißt es auf der Website. 

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Festivals und Kinos sind natürliche Verbündete, meinen Tanja C. Krainhöfer und Joachim Kurz. Es brauche Strukturen, damit beide enger zusammenarbeiten können. | Foto © Kenneth Hujer

Die Kinos suchen ihr Publikum, die Festivals hingegen können nicht klagen. Selbst in Zeiten von Pandemie und Lockdown sind neue hinzugekommen. Tanja C. Krainhöfer und Joachim Kurz untersuchten in einem Sammelband*, wie die Festivals die Krisen meisterten – und welche Chancen und Perspektiven sie für die Filmkunst zeigen.

[*Tanja C. Krainhöfer und Joachim Kurz (Hg.): „Filmfestivals – Krisen, Chancen, Perspektiven“. Edition Text + Kritik, 2022. Mehr zum Thema gibt’s auf der Website zum Buch, die weiter ausgebaut werden soll.]

Über das beeindruckende Wachstum, den anhaltenden Wandel der Festivallandschaft und welche Funktionen Filmfestivals heute übernehmen, darüber hatten wir bereits vor drei Jahren gesprochen. Dann kam Corona. Die Kinos mussten schließen, die Festivals standen zunächst vor ähnlichen Problemen, fanden dann schnell alternative Wege. Aber ist ein Festival ohne Kino überhaupt vorstellbar?
Tanja C. Krainhöfer:
Zweifelsohne ist das Kino ein natürliches Habitat eines Filmfestivals, aber wenn kein Kino zur Verfügung steht, bedienen sich Festivals anderer Orte, um stattfinden zu können und so ihre Anliegen oder ihren Zweck zu erfüllen. Dies wurde während der Pandemie mehr als deutlich: kein Hinterhof war zu klein, kein Parkdeck zu hoch, keine Industriehalle zu abwegig und selbst die Herausforderungen, virtuelle Räume zu beziehen, wurden selten gescheut. Was jedoch wesentlicher ist, ist die Haltung, die der Festivalsektor in der Pandemie bewiesen hat. Es ging darum Zugänge zur Filmkultur zu schaffen. Die damit verbundenen Bestrebungen haben sich bis heute noch weiter ausdifferenziert und mit Sicherheit werden sich noch weitere Optionen erschließen – onsite wie online.
Joachim Kurz: Andererseits muss man schon feststellen, dass ein Kinoraum für ein Festival der Idealzustand ist und nach Möglichkeit – sofern vorhanden – genutzt werden sollte. Weil es nur im Kino optimale Bedingungen zur Projektion eines Films gibt. Es wäre definitiv sehr wünschenswert, dass Filmfestivals in ländlichen Räumen ohne Kino die Gemeinden so sehr begeistern, dass bei ihnen die Idee wächst, dass ein Kino am Ort vielleicht doch keine so schlechte Idee wäre – und zwar nicht nur als Kultur-, sondern auch als Begegnungsort.

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Seit Jahrzehnten ringt die Branche um bessere Arbeitsbedingungen. Meist vergeblich, weil’s angeblich nicht anders geht. In der Diskussionsreihe „Ausnahmezustand Film?!“ kommen sie zu anderen Antworten. Auf dem Podium (von links): Judith Frahm, Fritzie Benesch, Christine Günther, Katja Rivas Pinzon und Oliver Zenglein. | Foto © Oliver Dietze

Wenn wir gute Filme machen wollen, muss auch das Umfeld stimmen. Gute Idee. Beim Max-Ophüls-Festival wurde diskutiert, wie das aussehen sollte. 

Für den deutschsprachigen Filmnachwuchs ist Saarbrücken die erste Adresse: Schon drei Wochen vor der Berlinale präsentiert der Max-Ophüls-Preis „junge Talente aus Deutschland, Österreich und der Schweiz“. Allein um die Entdeckung geht’s dem Nachwuchs offenbar nicht mehr. Mit Problemen in der Filmkunst hatten sich schon frühere Panels beschäftigt. Doch hier ging’s um Grundsätzliches: um „soziale Nachhaltigkeit und wie wir miteinander arbeiten wollen“. Und das Panel war gut besucht an einem Samstagmorgen um 10. 

Es war bereits die fünfte Veranstaltung in der Diskussionsreihe „Ausnahmezustand Film?!“, die Judith Frahm und Fritzie Benesch erst im November an der Filmuniversität Babelsberg gestartet hatten. Der Titel klingt reißerisch, trifft aber nur die Realität. Darauf stimmten die beiden Produktionsstudentinnen mit ein paar Zahlen aus Großbritannien ein („Varieté“ [auf Englisch] berichtete ausführlich): Neun von zehn Menschen, die dort in der Filmbranche arbeiten, hätten Probleme mit mentaler Gesundheit. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Angststörung zu leiden, sei doppelt so hoch wie in der übrigen Bevölkerung, 20 Prozent mehr Menschen seien  im Vergleich zur Gesamtbevölkerung an einer Depression erkrankt. „Das fanden wir ganz schön krass und dachten, wir öffnen mal mit diesen kleinen Zahlen unsere Gespräche.“

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Beim Deutschen Film zeigten die „Oscars“ bisher wenig Fantasie – meist gefiel irgendwas mit Nazis oder Uniformen. Doch ihren Nominierungen macht die US-Filmakademie auch ein starkes Statement. Naja, für ihre Verhältnisse. | Foto © Netflix

Neun „Oscar“-Nominierungen für „Im Westen nichts Neues“, fünf deutsche Kandidaten im Wettbewerb der Berlinale. Dem Deutschen Film geht’s wohl so gut wie nie?

Heute lassen wir mal alles andere beiseite, denn es gibt Grund zum Feiern: „Im Westen nichts Neues“ ist für den „Oscar“ nominiert! Und nicht nur für einen, sondern gleich neun. Darunter auch der „Oscar“ für den besten Film überhaupt! Da kann man nur Gratulieren, auch wenn manche gleich wieder „Netflix!“ keuchen und vorm Ende des Kinos mahnen. Als Streamer sind schließlich auch Disney oder Paramount unterwegs. Alsdann: Herzlichen Glückwunsch an das gesamte Team um Regisseur Edward Berger für den Filmerfolg! 

Es geht noch toller: In Großbritannien wurden schon vorige Woche die Nominierungen für die diesjährigen „Bafta-Awards“ bekannt gegeben. Und die Rekordmeldung aus Hollywood noch überboten: Mit insgesamt 14 Nominierungen führt „Im Westen nichts Neues“ die Favoritenliste an, erklärt im „Stern“ eine Agenturmeldung mit Vergleich: „So oft war zuvor nur ,Crouching Tiger Hidden Dragon’ aus dem Jahr 2001 nominiert.“

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Regisseurin Eléna Weiss bei den Dreharbeiten mit Florentine Schlecht und Leonard Grobien. Die Versicherung hatte den Hauptdarsteller unbesehen abgelehnt. Letztlich verbiete diese Praxis, „dass gewisse Menschen mit Behinderung arbeiten und ihrem Traum nachgehen können“, sagt Grobien. | Foto © Eléna Weiss

Divers und inklusiv wollten Studierende der Hamburg Media School ihren Abschlussfilm drehen. „Was wir wollen“ feiert morgen im Wettbewerb beim Max-Ophüls-Festival Premiere. Doch auf dem Weg dorthin sahen sich die Filmemacher*innen vor ungeahnten Hürden: Die Versicherungspraxis diskriminiere Menschen mit Behinderung. Und das sagen nicht nur sie. Ein Panel zur Berlinale soll nach Lösungen suchen.

Eine schöne Geschichte hatte sich die Drehbuchstudentin Sophie Dittmer im Dezember 2021 ausgedacht. Mit Eléna Weiss (Regie), Matthias Pöltinger (Kamera) und Paula Maria Martin-Karg (Produktion) formte sie ein Team für den Abschlussfilm an der Hamburg Media School. „Was wir wollen“ sollte eine Coming-of-Age-Dramedy werden. Über zwei junge Verliebte, die gemeinsam ihr „erstes Mal“ planen. Und beide im Rollstuhl sitzen. Leonard Grobien und Florentine Schlecht spielen das Paar. „Von Anfang an war uns allen klar, dass wir die Rollen mit Menschen mit Behinderung besetzen wollten“, sagt Sophie. Und so teilten sie es auch der Hochschule mit. Und damit begannen, ganz ohne Ironie, neue Erfahrungen.

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„Corsage“ ist Österreichs Kandidat für den „Oscar“. Doch Sisi hat ein Problem: Florian Teichtmeister (rechts) spielt ihren Gatten, den Kaiser Franz Josef. | Foto © Alamode

Der Schauspieler Florian Teichtmeister muss sich wegen Kinderpornografie vor Gericht verantworten. Er zeigt sich geständig. Theater und Sender reagieren prompt. Doch der Fall beschädigt auch andere. 

Der Schauspieler Florian Teichtmeister ist mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Die Polizei hat bei dem 43-Jährigen eine „ungewöhnlich große Menge“ an kinderpornografischem Material sichergestellt, meldete der ORF am Freitag voriger Woche. Die Ermittlungen dazu liefen eineinhalb Jahre, im Februar muss sich Teichtmeister vor Gericht verantworten. Nach Angaben seines Anwalts Michael Rami sei der Schauspieler „im gesamten Ermittlungsverfahren geständig gewesen und habe immer mit den Behörden kooperiert. Auch befinde er sich seit zwei Jahren in psychologischer Behandlung, damit sei es ihm ,gelungen, seine seelischen Probleme aufzuarbeiten, die ihn zum Besitz der besagten Dateien gebracht hatten’, so Rami gegenüber dem ORF.“

Wie die Branche reagiert, hat Joachim Huber am Montag im „Tagesspiegel“ zusammengefasst: Beim ZDF steht in der nächsten Woche die Krimireihe „Die Toten von Salzburg“ auf dem Programm, in der Teichtmeister den Major Peter Palfinger spielt. In der neuen Folge „Schattenspiel“, die in Österreich schon vor zwei Wochen lief, sollte Palfinger, sonst eine Hauptfigur, in lediglich einer kurzen Schlussszene zu sehen sein. Die deutsche Ausstrahlung werde um diese etwa 40 Sekunden gekürzt.

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Zum 50. Geburtstag durften Ernie, Bert und Grobi sogar die Tagesthemen besuchen. Viel mehr sind von der Originalbesetzung der „Sesamstraße“ aber auch nicht übrig. | Foto © WDR/Birgit Grigo

Vor 50 Jahren lief im deutschen Fernsehen erstmals die „Sesamstraße“. Nicht nur bei der ARD gibt das Grund zum Feiern. Vom wilden Geist des Originals ist allerdings kaum mehr etwas zu spüren. 

Wir dürfen das neue Jahr mit einer guten Nachricht beginnen: Vor 50 Jahren lief im deutschen Fernsehen erstmals die „Sesamstraße“. Was laut Statistik heißt, dass mehr als zwei Drittel der Menschen im Land mit den bunten Plüschmonstern groß geworden sind. Entsprechend wird das Jubiläum nicht nur im Fernsehen begeistert gefeiert. Beim Kinderkanal mit einer Jubiläumsausgabe, bei den „Tages­themen“ waren Ernie, Bert und Grobi zu Gast, in einer Sonder­sendung durfte das Krümel­monster sogar einen Kommentar sprechen. 

„Die große Kunst der ,Sesamstraße’ ist es, sich und ihren Grundwerten auch nach 2.931 Folgen treu geblieben zu sein – und trotzdem stets mit der Zeit zu gehen“, erklärt bei „DWDL“ den Erfolg. „Der stetige Wandel der ,Sesamstraße’ ist ein ganz hervorragender Beleg dafür, dass Fernsehen immer auch Produkt seiner jeweiligen Zeit sein muss – und eben keine Nostalgie-Maschine, mit der es sich in die Vergangenheit zurückflüchten lässt.“

Schöner hätte es die ARD selbst nicht sagen können. Jedoch: „Bei so viel Enthusiasmus gerät schnell in Vergessenheit, dass in der frühen Ge­schichte der ,Sesamstraße’ nicht alles reibungslos verlief“, schreibt Elisa Schüler in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „War die Kindersendung vom 8. Januar 1973 an zunächst in der synchronisierten amerikanischen Originalfassung zu sehen, bot insbesondere die Darstellung der rauen Straße in New York Anlass zur Diskussion.“

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Der Branche fehlt der Nachwuchs. Dass mag auch daran liegen, dass nicht so richtig klar ist, wolang es zum Film geht. Mehrere Initiativen wollen das ändern – jetzt gibt’s erstmal eine Landing Page für die erste Orientierung. | Illustration © Uli Oesterle

Auf der Berufsbildungsmesse in Nürnberg stellt sich die Filmbranche diese Woche  vor. Damit der Nachwuchs auch noch länger eine Orientierung findet, hat Crew United die Website „Ich will zum Film“ gestartet.

Beim Weg zum Film stehen Neulinge gleich vor der ersten Hürde: Was machen die vielen verschiedenen Berufe da eigentlich? Auf der Berufsbildungsmesse in Nürnberg stellt sich die Branche diese Woche vor. Die gemeinsame Initiative am Runden Tisch der Deutschen Akademie für Fernsehen (DAfF) will Schüler*innen „einen ersten fundierten Einblick in die jeweiligen Berufsbilder“ geben – mit täglichen praxisnahen Workshops, Werkstattgespräche und Fragerunden mit Filmschaffenden aus verschiedenen Gewerken.

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Wenigstens zwei Dinge werden im nächsten Jahr besser: Ab nächstem Jahr sollen überwiegend kurzfristig Beschäftigte leichteren Zugang zum Arbeitslosengeld erhalten. Die Künstlersozialkasse wird die Zuverdienstgrenze aus nicht-künstlerischer Tätigkeit erhöhen. | Foto © KSK

Der Bundestag hat zwei neue Gesetze beschlossen, mit denen Kreative künftig besser abgesichert werden sollen.

Der Bundestag hat am vorigen Donnerstag zwei neue Gesetze beschlossen, mit denen Kreative künftig besser abgesichert werden sollen, meldet „Backstage Pro“. Ab nächstem Jahr sollen überwiegend kurzfristig Beschäftigte leichteren Zugang zum Arbeitslosengeld erhalten. „In der Praxis war dies zwar zuvor schon der Fall, allerdings nur deshalb, weil eine befristet eingeführte Sonderregelung von 2009 mehrfach verlängert wurde. Die aktuelle Regelung wäre zum Jahresende ausgelaufen. Ab dem 1. Januar 2023 können damit beispielsweise Schauspieler/innen und andere, für die Dauer eines Projektes begrenzt angestellte Kreative nun dauerhaft Arbeitslosengeld beziehen, ohne dazu gezwungen zu sein, den Beruf in der Kulturbranche aufzugeben.“

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Seit fast 40 Jahren schon fördert der Verein Filmstadt München die nichtkommerzielle und kulturpolitische Filmarbeit. Seitdem hat sich nicht nur das Publikum verändert. Ein Symposium sollte erkunden, ob die Ziele von einst noch stimmen. | Foto © Filmstadt München/Ronny Heine

Anfang November hatte der Verein Filmstadt München zum Symposium geladen, um über die Film-, Festival- und Kino­land­schaft vor Ort zu reden.

Anfang November hatte der Verein Filmstadt München zum Symposium geladen, um über die Film-, Festival- und Kinolandschaft vor Ort zu reden. Fast 40 Jahre schon fördert der Dachverband von 17 Gruppen, Initiativen und Vereinen die nichtkommerzielle und kulturpolitischen Filmarbeit. Seitdem hat sich nicht nur das Publikum verändert. Ob die Ziele von einst ihrem Anspruch noch gerecht werden, wollte man erkunden.

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Die Sache mit dem Dreieck zeigt, wie die Kunst sich immer wieder selbst befruchtet. Die Brasilianerin Mary Cagnin erzählt in ihrem Comic „Black Silence“ von einer mysteriösen schwarzen Pyramide und behauptet, die neue Netfix-Serie „1899“ habe ihre Ideen geklaut. Eine mächtige Pyramide gab’s aber auch schon im vorigen Jahrtausend in „Stargate“ zu sehen. Und jetzt soll auch die erste von allen verfilmt werden: Die Comic-Reihe um den „Incal“ startete bereits 1980 und ist selbst ein Stück Filmgeschichte. | Fotos © Mary Cagnin | Netflix | Studiocanal | Humanoids

Kaum war die teuerste deutsche Serie aller Zeiten in See gestochen, brach auch schon ein Shitstorm los. Eine Comicautorin will in „1899“ ihr eigenes Werk wiedererkennen. Das wiederum selbst bekannte Motive wiederholt. 

Auf Netflix startete vorige Woche „1899“. Das Mystery-Spiel auf einem Auswandererschiff ist die bislang teuerste deutsche Serie überhaupt – und dampfte sogleich in einen Shitstorm, berichtet unter anderem die „Süddeutsche Zeitung“: Die brasilianische Comic-Autorin Mary Cagnin meint, ihre eigene Arbeit wiederzuerkennen. Mehrere Teile der Serie seien aus ihrem Science-Fiction-Comic „Black Silence“ [auf Englisch] von 2016  abgekupfert worden, schrieb sie am Wochenende auf Twitter. „Es ist alles da: Die Schwarze Pyramide. Die Todesfälle im Schiff. Die multinationale Crew. Die scheinbar seltsamen und unerklärlichen Dinge. Die Symbole in den Augen und wann sie erscheinen.“ Cagnin beschreibt ihren rund 80 Seiten starken Comic als „fast eine Kurzgeschichte“: „Es ist sehr einfach, in zwölf Stunden Projektion der Serie all diese ,Referenzen’ zu verwässern, aber die Essenz dessen, was ich geschaffen habe, ist da“, behauptet sie.  

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Auf dem Podium (von links): Ita Zbroniec-Zajt, Daniel Locicero, Agnieszka Kokowska (Übersetzerin), Maciej Maciejewski, Piotr Sliskowski, Erika Addis, Piotr Niemyjski und die Moderatorin Genevieve Trainor. | Foto © Witek Szydlowski/Camerimage

Um Arbeitsicherheit und Überstunden ging es bei einem Panel auf dem Camerimage. Die polnische Filmgewerkschaft ZZF und Crew United hatten eingeladen. Filmschaffende berichteten über die Situation in Ländern rund um die Welt.

Zur Einstimmung ein paar Zahlen: 176 Filmschaffende wurden zwischen 2000 und 2020 bei Arbeitsunfällen schwer verletzt oder getötet (wobei die Liste der englischsprachigen Wikipedia nicht mal vollständig ist).  Die Ursachen liegen anscheinend auch im System: In Großbritannien hatte die Gewerkschaft Bectu vor fünf Jahren nach Arbeitszeiten und Produktivität in der Branche gefragt. 9 von 10 befragten Crew-Mitgliedern gaben an, sich wegen Übermüdung bei der Arbeit oder auf dem Arbeitsweg unsicher gefühlt zu haben. Für 28 Prozent der Befragten meinten, dass schwere Unfälle durch extreme Übermüdung verursacht worden seien. In Polen fragte die junge Filmgewerkschaft Zwi?zek Zawodowy Filmowców (ZZF) [auf Polnisch] nach der Arbeitssicherheit. Überlange Drehzeiten gehörten auch hier zu den mistgenannten Gründen für Unfälle. 

„Who needs sleep?“ [hier auf Vimeo] hatte der verstorbene DoP und Filmemacher Haxell Wexler schon 2006 gefragt. Seither hat sich offenbar wenig verändert: Die „Long Hours Culture“ ist ein globales Problem. Mindestens 12 Stunden am Tag, bis zu 60 Stunden die Woche wird in fast allen Ländern gedreht.

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Der Fachkräftemangel wir die Filmbranche noch für Jahre beschäftigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Fallstudie. Es fehle vor allem an Konzepten für die Aus- und Weiterbildung, meint der Weiterbildungsverbund Media Collective. | Foto © EPI

Der Branche fehlen die Arbeitskräfte. Das liege vor allem an der Aus- und Weiterbildung, findet eine neue Fallstudie des Erich-Pommer-Instituts. Es fehle ein „strukturiertes Qualifizierungskonzept“ für alle Gewerke. 

Der Fachkräftemangel wir die Filmbranche noch für Jahre beschäftigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Fallstudie des Weiterbildungsverbunds Media Collective des Erich-Pommer-Instituts. Grundlage ist eine bundesweite Befragung, unter anderem von zahlreichen Verbänden und Institutionen der Branche. Am Netzwerk beteiligen sich unter anderem die beiden Verbände der Produzent*innen, der Bundesverband Produktion, die Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, Medienboard Berlin-Brandenburg, Netflix, Studio Babelsberg, die Ufa und der RBB.

95 Unternehmen und 414 Filmschaffende hatten geantwortet. Dabei wurden unterschiedliche Fragebögen verwendet, wird eingangs erklärt, „um eventuelle Unterschiede in der Wahrnehmung der Situation festzustellen und die Formulierungen auf die jeweilige Befragtengruppe anzupassen. Es ließen sich aber im Ergebnis keine signifikanten Unterschiede feststellen. Die Antworten beider Zielgruppen ergänzten sich größtenteils.“ 45 Seiten hat das Papier, zehn „Kernfakten“ werden herausgestellt:

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Caster wollen neue Gesichter entdecken, da ist sich Ali Bulgan sicher. „Es gibt ja so viele Schauspieler*innen – die kennen die gar nicht alle.“ Doch auch bei Initiativbewerbungen gebe es einiges zu beachten. | Foto © Joachim Gern

Anfang November startet bei Sky die neue Mystery-Serie „Souls“. Ali Bulgan ist dabei. Und auch sonst in mehreren Nebenrollen zu sehen. Dass es grade so gut läuft, liegt nicht an Talent und Glück allein – man muss sich auch selber kümmern, hat der Schauspieler gelernt. Und findet: Das geht prima.

Ali Bulgan, wir müssen Sie vermutlich noch vorstellen. Also ganz auf Anfang: Wie kamen Sie zur Schauspielerei?
Das war mir schon vor dem Abi klar: Ich wollte Schauspieler werden. Ich war damals auch ein recht talentierter Fußballer und sogar Chancen, da weiterzukommen. Aber irgendwann hatte ich das Gefühl, es reicht nicht, um Profi zu werden. 

Das klingt eher nach Plan B als nach dem großen Traum …
So hat sich mir die Frage nicht gestellt. Ich mochte immer beides. Als kleiner Junge, wir hatten ja nichts, habe ich mir Filme eingesaugt. Und dann nacherzählt, Szene für Szene, mit Freunden. So hat sich ein Faible für Filme entwickelt. Ich war dann an der Schule auch in der Theatergruppe und habe dann weitergemacht. Aber warum genau ich unbedingt spielen will, weiß ich nicht. Das müsste ich therapieren.

In der Regel führt der Weg dann an eine Schauspielschule.
Da habe ich auch vorgesprochen, an den drei großen. Soviel Selbstbewusstsein hatte ich. In Berlin hatten sie mich gleich wieder weggeschickt, drei Wochen später war ich in Bochum sogar in der Endrunde. Das ist auch schon skurril. Aber irgendwie hatte ich wieder das Gefühl: Das ist es nicht, was ich will. Ich wollte nie ans Theater, sondern Filme machen wie meine Helden. Es hat ja dann auch nicht geklappt mit dem Vorsprechen. Also sagte ich mir: Ich mache das jetzt einfach.  Weiterlesen