Stimmen im Krieg: Auszeichnung für Filmmakers for Ukraine
Die Hilfsplattform „Filmmakers for Ukraine“ wurde in Los Angeles mit dem „Kieser-Preis“. Das Preisgeld ging an Filmschaffende, deren Lebensumstände sich seit Ausbruch des Krieges radikal verändert haben.
Filmmakers for Ukraine wurde am Freitag in Los Angeles mit dem diesjährigen „Kieser-Preis“ ausgezeichnet. Damit wird die Arbeit der Internetplattform gewürdigt, die ukrainische Film- und Fernsehgemeinschaft, die vom Krieg betroffen ist, mit Ressourcen, Arbeitsplätzen und Geld zur Deckung der Grundbedürfnisse zu versorgen.
Der Preis ist mit 10.000 US-Dollar dotiert, das Geld wurde über die NGO Filmmakers for Refugees bereits vorab an die eigentlichen Preisträger weitergereicht: Zehn ukrainische Filmschaffende, deren Lebensumstände sich seit Ausbruch des Krieges radikal verändert haben. Mikrostipendien über je 1.000 Dollar sollen sie unterstützen. Die Dokumentarfilmerin Alisa Kovalenko etwa meldete sich mit Kriegsausbruch zur Armee. Auch Roman Liubyi, Regisseur, Kameramann und Editor, soll einberufen werden.
Die anderen, Szenenbildner, Animationsfilmer, Regisseurin, Sound Designer oder Produzentin, machen weiter: „Als der Krieg ausbrach, hatte ich das Gefühl, dass Filme keine Rolle mehr spielen. Man hatte das Gefühl, das Kino sei etwas für privilegierte Gesellschaften, die nicht überleben müssen. Wir müssen das tun, was wir vor dem Krieg getan haben. Wir müssen weiterhin Geschichten erzählen, denn unsere Stimme muss neben den anderen Stimmen gehört werden“, sagt die Regisseurin Marina Stepanksa.
Auf der Website von Filmmakers for Ukraine werden die Preisträger vorgestellt. Selbst kommen sie im Video (hier im Youtube-Kanal) zu Wort, das zur Preisgala gesendet wurde. Über die Preisträger*innen entschied eine sechsköpfige Jury: Fünf Filmschaffende und Journalist*innen aus der Ukraine und Irena Gruca-Rozbicka Koordinatorin von Filmmakers for Ukraine bei Crew United. „Seit Beginn der Invasion haben wir uns, angetrieben von der Solidarität der Gemeinschaft, unermüdlich für unsere Filmemacher-Kollegen aus der Ukraine eingesetzt“, sagte Oliver Zenglein, Initiator von Filmmakers for Ukraine. „Diese unglaublich talentierten und hart arbeitenden Menschen haben die Welt durch ihre Filme verändert. Jetzt kämpfen sie an der Front. Sie transportieren Verwundete in Krankenhäuser, organisieren humanitäre Hilfe und filmen unter Einsatz ihres Lebens den Krieg. Sie kämpfen verzweifelt um die Freiheit ihres Landes und um die Aufmerksamkeit der Welt“.
Der „Kieser-Preis“ wird im Rahmen des „Humanitas-Preises“ verliehen. Den gibt es seit 1975, mittlerweile mit zehn Haupt- und drei Hochschulkategorien, und zumindest für Drehbuchautor*innen sollte er ein festes Datum sein: Ausgezeichnet werden nämlich nur sie, „die bestimmende kreativen Kraft eines jeden Projekts“. So sah es jedenfalls der Initiator des „Humanitas“, der Fernsehproduzent Ellwood Kieser. Beim bloßen Applaus beließ er es nicht: In jeder der zehn Hauptkategorien gibt’s 10.000 Dollar. Einige Autoren haben ihren „Humanitas“ jedenfalls in der Fernsehgeschichte verewigt, weiß die Wikipedia [aber nur auf Englisch].
Eine Bedingung gibt’s allerdings: Ausgezeichnet werden Film- und Fernsehproduktionen, welche die Menschenwürde, freie Meinungsäußerung oder Freiheit der Menschen besonders hervorheben. „Deadline Hollywood“ [auf Englisch] kennt die Gewinner dieses Jahres. Der „Hollywood Reporter“ [auf Englisch] hatte vorab berichtet.
Unter den Preisen, den die NGO Humanitas alljährlich verleiht, zeichnet der „Kieser-Preis“ das Lebenswerk von Autor*innen aus – oder aber eine Branchenorganisation, „die ihre Mittel einsetzt, um einen positiven und messbaren sozialen Wandel zu bewirken“, heißt es auf der Website. Für Filmmakers for Ukraine, das von vielen Freiwilligen betreiben wird, ist die Auszeichnung ein Ansporn: Man wolle auch weiterhin „nicht ruhen, bis unsere ukrainischen Freunde sich wieder dem widmen können, was sie am besten können: großartige Filme machen.“
PS: Der Preisstifter selbst ist hierzulande wenig bekannt. Auch die IMDb findet nur 23 Produzenten-Credits. Dabei war Ellwood „Bud“ Kieser über vier Jahrzehnte nicht nur körperlich eine Größe im US-Fernsehen. Als Paulistenpriester war er in den 1950er-Jahren nach Hollywood gekommen, als das Fernsehen zum neuen Massenmedium wurde. Mit dem Programm war er unzufrieden – es sollte sollte das Publikum nicht nur unterhalten, sondern dabei auch weiterbringen, fand er. Seine TV-Serie „Nachdenkliche Geschichten“ mit fast 300 Episoden lief über 24 Jahre. Seine Produktionsfirma Paulist Productions hat Kieser im vorigen Jahr mit der Dokumentation „Hollywood Priest“ verewigt. Den Trailer gibt’s auf Youtube.
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