„The Trouble with Being Born“ ist Sandra Wollners Abschlussarbeit an der Filmakademie Ludwigsburg. Der Film ist eine Zumutung. Man sollte sie sich antun“, meint der Kritiker der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. | Foto © Panama Films


Träumen Menschen eigentlich von elektrischen Schafen? Gedanken in der Pandemie, Folge 122.

„Wir sind auf alles programmiert/ Und was du willst, wird ausgeführt
Wir sind die Roboter/ Wir sind die Roboter“
Kraftwerk „Die Roboter“; 1978

„Das Nebensächliche ist das Wesen der Kommunikation – folglich des Denkens. Es bildet das Fleisch und das Blut des Wortes und der Schrift. Darauf verzichten wollen hieße soviel, wie mit einem Skelett huren.“
E. M. Cioran

„Das nächste Spiel ist immer das schwerste.“
Sepp Herberger

Letzte Woche lag die Inzidenz in Deutschland bei etwa 9, heute liegt sie bei 5,6. In Italien und Österreich fallen die letzten Einschränkungen. Weiterhin gute Nachrichten also. Aber weiterhin ist der deutsche Corona-Diskurs von Sorge, Warnung, Verbotsideen und Narzissmus geprägt. Zum Narzissmus gehört die dauernde Nabelschau, der Unwille, sich wirklich für andere Länder zu interessieren, die Fixierung auf uns selber.

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Die Viren heißen jetzt anders. „Delta“ heißt die zurzeit schlimmste Mutation – und der Name war auch schon für zahlreiche Action-Filme gut. Szenenfoto aus „Delta Force“ (1986). | Foto © Scotia

Deutschland in Sorge, zwischen Trash-Science-Fiction und Nanny-Staat Flanieren an der Seine – Gedanken in der Pandemie, Folge 121.

Inzwischen liegt die Corona-Tagesinzidenzrate nur noch bei 9. Am höchsten ist sie in Flächenstaaten wie Baden-Württemberg, Bayern, Saarland und Hessen. 

Was bei diesen guten Nachrichten gerade vollkommen in Vergessenheit gerät: Monatelang wurde uns öffentlich in regierungsamtlichen Verlautbarungen wie im Talkshow-Gerede der jeweiligen Gäste, ob Politiker oder Virologen, fortwährend eingeredet, dass das Senken der Inzidenzrate das Allerwichtigste sei. Und warum das? Weil man dann wenn die Rate „erstmal unter 35″ sei, „und besser noch unter 10″, weil man dann „endlich wieder alle Einzelfälle nachverfolgen könne.“ Jetzt liegt die Rate schon seit Wochen unter 35 und seit ein paar Tagen unter 10, und ich bin mir ganz sicher, dass jetzt die Gesundheitsämter munter nachverfolgen, und jeden einzelnen Corona-Fall mit seinem Dutzenden Kontakten mit Bleistift auf ihren Notizblöcken eintragen, und das dann irgendwelche armen Praktikanten in Spahns Ministerium oder beim RKI digitalisieren müssen. Das schafft bestimmt Arbeitsplätze und macht sicher Laune, und ist ganz sicher ungemein effektiv und sinnvoll in der Pandemie-Eindämmung. Denn mit diesen Daten können die Forscher jetzt endlich forschen, und die Gesundheitsämter jetzt endlich – wonach sie sich schon so lange sehnen – alle Kontakte abtelefonieren. 

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Die Eidgenoss*innen haben abgestimmt und eine CO2-Abgabe abgelehnt. Der Klimawandel wird in der Schweiz erstmal verschoben. | Foto © SRF

Die mit dem Feuer spielen … Gedanken in der Pandemie, Folge 120.

„Dämmernd liegt der Sommerabend/ Über Wald und grünen Wiesen;
Goldner Mond im blauen Himmel/ Strahlt herunter, duftig labend.
An dem Bache zirpt die Grille,/ Und es regt sich in dem Wasser,
Und der Wandrer hört ein Plätschern/ Und ein Atmen in der Stille.
Dorten, an dem Bach alleine,/ Badet sich die schöne Elfe;
Arm und Nacken, weiß und lieblich,/ Schimmern in dem Mondenscheine.“
Heinrich Heine, Animateur

„Vielleicht lacht man über Deinen Zweifel …“
Friedrich Nietzsche, Unternehmensberater

Rückkehr zur Normalität heißt auch, dass die Themen wieder normaler und vielfältiger werden.

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549 lautet die Zahl der Neuinfektionen heute – erstmals nach acht Monaten unter 1.000 in Deutschland. Unterschätzen wir nicht, wie großartig diese Nachricht ist. Das heißt jetzt nicht, dass die Pandemie vorbei ist. Es heißt aber, dass es schon mal viel schlimmer war und wir uns alle ein bisschen entspannen dürfen. 

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Der Independent-Regisseur John Carpenter ist jetzt auch schon 73. Arte widmet ihm ab heute einen Programmschwerpunkt samt Dokumentation. | Foto © Arte

Kehren wir in mittelalterliche Verhältnisse zurück? Wie Corona die Tendenz zu dritten Räumen und dritten Zeiten verschärft – Gedanken in der Pandemie, Folge 119.

„Je planvoller die Organisation ist, desto weniger haben die Menschen noch miteinander zu tun.  […] Das junge Volk, das in den breiten Schichten zwischen dem Proletariat und dem Bürgertum aufwächst, passt sich mehr oder weniger leicht dem Betrieb an. Viele lassen sich unwissend treiben und machen mit, ohne noch zu ahnen, dass sie eigentlich gar nicht dazugehören.  […] Sie möchten ihre eigenen Empfindungen ausdrücken; sie widersetzen sich dem System, das ihr Dasein zu bestimmen sucht, und werden doch von dem System übermannt.“
Siegfried Kracauer, „Die Angestellten“ (1929)

Sachsen-Anhalt hat gewählt! Die für viele überraschenden Resultate wurden am Montagmorgen im Deutschlandfunk bei „Kontrovers“ debattiert. In der hochinteressanten Diskussion mit Hörerbeteiligung skizzierte der Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke die derzeitige politische Lage aus seiner Sicht: „Wir erleben eine gespaltene Öffentlichkeit“. Es gebe die Debatte der städtischen Bevölkerung, wo man sich für Klimaschutz, Digitalisierung, korrekte Sprache und ähnliches interessiere, und dann gebe es die Debatten der Landbevölkerung: Dort braucht man ein privates Auto und Arbeitsplätze, sorgt sich um soziale Themen und möchte nicht gleich als Rassist beschimpft werden, wenn man sich darum sorgt, dass möglicherweise zu viele Flüchtlinge ins Land kommen. Wenn man dann noch wie die Grünen in der Woche vor der Wahl in einem Flächenstaat eine Benzinpreisdiskussion beginnt, darf man sich nicht wundern, wenn das Wahlergebnis enttäuschend ausfällt. 

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Beim Ausmisten im Lockdown fallen einem mitunter Fundstücke aus der alten Normalität in die Hände. Zum Beispiel ein „Arte-Magazin“ von 2010, als das Wort „Querdenker“ noch als Kompliment galt. | Foto © Rüdiger Suchsland

Corona-Moralismus, Corona-Hedonismus, Corona ist eine kollektive Erfahrung – Gedanken in der Pandemie 118.

„Ein Hauptmittel, um sich das Leben zu erleichtern, ist das Idealisieren aller Vorgänge desselben.“
Friedrich Nietzsche

„Ich sehe als Liberaler eine große Verantwortung für das, was man in Freiheit schaffen kann. Und man muss überraschend sein. Nehmen Sie die ,Taz’-Kolumnistin, die Polizisten auf den Müll wünscht. Darüber, dass diese Kolumnistin jetzt Werbung für Luxusmode macht, schreibe ich: Wunderbar, sie hat kapiert, wie die Ökonomie der Aufmerksamkeit funktioniert.“
Ulf Poschardt, Autor und Journalist

„Freiheiten sind nicht rechtfertigungsbedürftig.“
Robert Habeck

Liebe Leser, habt ihr schon „Lockdown-Schmerz“? Also sehnt ihr euch schon nach dem allmählich verblassenden Lockdown zurück? Als alles so schön ruhig war? Als man nicht ins Museum musste? „Als alles noch viel schöner war.“ 

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Oft verteufelt und doch vermisst: „Am Set habe ich arbeiten gelernt“, meint unsere Autorin. Und noch einiges mehr. | Stockfoto

Schlechtes Wetter, kleine Katastrophen und hinten läuft die Zeit … Unsere Gastautorin vermisst die Zeit beim Dreh. Wirklich.

[Wunsch und Anmerkung der Autorin: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.]

Ich möchte eine bekannte Geschichte erzählen, die jeder so oder so ähnlich nachvollziehen kann, der mal am Set gearbeitet hat. Ich war ein junges Mädchen Anfang 20, das mit ihrem ersten Studiengang auf die Schnauze geflogen ist. Zuviel gefeiert, zu wenig gelernt, das erste Mal von Zuhause raus. Da blieb nicht viel Zeit fürs Studium – und schon kamen auch die ersten Zweifel auf. Wollte ich nicht lieber was mit Medien machen? So wie alle? Das ist doch heutzutage angesagt und cool. Die Entscheidung stand. Der Studiengang sollte gewechselt werden, doch erstmal war Sommer. Ein Besuch bei der Familie und eine Tante, die in der Filmbranche tätig ist. So bekam ich ein Praktikum am Filmset. Ohne überhaupt je darüber nachgedacht zu haben, dass es so etwas wie Filmsets überhaupt gibt, stand ich auch schon mittendrin. 

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Im Podcast des „Freitag“ diskutierte dessen Verleger Jakob Augstein mit dem „Focus“-Kolumnisten Jan Fleischhauer über die Rolle des Journalismus nicht nur in Corona-Zeiten. | Screenshot

15 Monate Lockdown, Mitleid mit den Grünen, Impfneid und der trübe „Tagesspiegel“ – Gedanken in der Pandemie 117.

„Satire darf alles!“
Kurt Tucholsky, 1919

„Satire darf alles. Außer Corona und Medien.“
Harald Martenstein, 2021 

„Man kann über Jan Fleischhauer alles Mögliche sagen, aber dass er die Dinge besser machen will – eher nicht. Fleischhauer gehört zu der Sorte altmodischer Journalisten, die nicht der Auffassung sind, dass ihre Aufgabe darin besteht, die Dinge besser zu machen. Sondern darin, sie zu kritisieren, zu erklären, zu begleiten, sich darüber lustig zu machen.
Der jüngere, moderne, zeitgemäßere Journalist würde heute wahrscheinlich eher seine ,gesellschaftliche Verantwortung’ in den Mittelpunkt stellen. Also Rettung des Klimas, Einhaltung der Coronaregeln, Gleichberechtigung der Frauen, Kampf gegen den Rassismus – und das sind ja auch alles wichtige Dinge und Themen, um die man sich kümmern muss.
Es ist vielleicht nur die Frage, ob es gerade die Aufgabe von Journalisten ist, sich darum zu kümmern.“
Jakob Augstein im Podcast-Gespräch mit Jan Fleischhauer

„Der Tagesspiegel“ hat sich für seine Berichterstattung zu #allesdichtmachen entschuldigt. Nicht richtig, aber zumindest verdruckst ein bisschen. Das Blatt gesteht „handwerkliche Fehler“ und Versäumnisse ein, und sieht zusätzlichen Aufklärungsbedarf. 

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Während es in der Bundesrepublik so gut wie gar keine Science-Fiction-Filme gab, kam das Genre ausgerechnet in der DDR zu einer kurzen Blüte. Der RBB zeigt zum 75. Jubiläum der Defa eine Auswahl dieser Filme – zum Beispiel „Eolomea“ von 1972. | Foto © Defa-Stiftung/Alexander Kühn

Kommunikation statt Konfrontation: Das Homeoffice wird zur Bewegungsfalle, die Menschen faul, fett und unzufrieden – das eigentliche Long-Covid-Syndrom ist ein soziales: Gedanken in der Pandemie 116.

„Eine Partei, die ich nicht wähle und nie gewählt habe: Die Rechtsstaatsverteidigungspartei war die FDP. Nachdem die Grünen zur dritten Koalitionspartei mutiert sind 2020, immer wieder zugestimmt haben, bestenfalls noch Verschärfungen [der Corona-Politik] eingefordert haben war das sehr wichtig … Was das Negative ist: Man hat einen Raum geöffnet für diese unsägliche AfD, die sich auf einmal zum Hüter der Verfassung und der Demokratie aufspielen konnte – also politisch in einem extremen Maße unklug.“
Wolfgang Merkel, Politikwissenschaftler, im Gespräch mit Jakob Augstein [ca. Minute 37:30]

 

Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass wir immer noch hier sitzen! 

Und doch sitzen wir. Und sitzen. Und sitzen. Und sitzen. Schlecht für den Rücken. Aber nicht nur. Sondern auch für Geist und Gemüt. 

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Filmtipp zum Tag der Pressefreiheit: Es geht auch ohne Zwang. Wie Journalisten manipuliert werden können, hat Christoph Hochhäusler mit „Die Lügen der Sieger“ 2015 gezeigt. | Foto © ARD

Demokratie und Pressefreiheit: Wo bleiben die semiotischen Explosionen? Wie frei sind die deutschen Medien? Und wie funktionieren eigentlich Debatten? – Gedanken in der Pandemie 115.

„Nur das Schweigen spricht verständlich.“
V. A. Žukovskij

„Neues entsteht nicht, wo Verständigung reibungslos funktioniert und kulturelle Muster uns die Orientierung im Alltag erleichtern. Es entsteht, wo wir nicht unmittelbar verstehen und unsere Ordnungsmuster versagen.
Die daraus entspringende Dynamik kultureller Innovationen kann zwar rückblickend als kontinuierliche Entwicklung beschrieben werden, tatsächlich resultiert sie aber aus Brüchen, Unfällen oder aus semiotischen Explosionen.“
Jurij M. Lotman, Literaturwissenschaftler

„Das Gespräch ist die Seele der Demokratie.“
Peter Glotz, SPD-Vordenker, u.a. Bundesgeschäftsführer 1981-1987

„Es gibt eine erstaunliche Homogenität in deutschen Redaktionen, wenn sie Informationen gewichten und einordnen. Der Konformitätsdruck in den Köpfen der Journalisten scheint mir ziemlich hoch.“
Frank-Walter Steinmeier, 2014

 

Heute ist der „Internationale Tag der Pressefreiheit“. Das passt ja. 

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Neulich war Indien noch ein Beispiel für gelungene Impfpolitik, inzwischen explodierten die Infektionszahlen. Szenenfoto aus „Das Dschungelbuch“. | Foto © Disney

Die Lage in Indien und unsere Luxusprobleme: Vom Freizügigkeitsfasten zur eigenverantwortlichen Bürger-Selbstoptimierung – Gedanken in der Pandemie 114.

„Die Geschichtsschreiber berichten, dass bei solchem Tun der Pfau die Pracht seinen Schweif zu entfalten pflegte und unserem ersten Stellvertreter zur Seite stand und ihn bediente mit Schmeichelworten und Lobsprüchen.“
Rudyard Kipling, „Einer sei des anderen Feind“

„Im Zweifel für den Zweifel
Das Zaudern und den Zorn
Im Zweifel fürs Zerreißen
Der eigenen Uniform.“
Tocotronic 

„Wer einen Tiger reitet, kann nicht absteigen.“
Indisches Sprichwort

Die Pandemie ist ein Dschungel. Zunehmen wird das Gestrüpp dichter, zunehmend findet man sich weniger zurecht. Den Überblick haben wir schon lange verloren. 

Blickt man genauer hin, dann erkennt man, dass auch scheinbare Gewissheiten trügen, dass auch die Zahlen täuschen. So können wir zum Beispiel gerade jeden Tag in der Zeitung lesen, dass die Infektionen in Brasilien so rasant anstiegen, dass alle Faktoren schrecklich und die Schlimmsten in Lateinamerika seien. Schauen wir nur auf die Daten, dann kann man sich diesem Befund nur zum Teil anschließen. Denn tatsächlich gehen die Zahlen in Brasilien im letzten Monat mehr oder weniger konstant zurück. Und sie liegen mit einer (natürlich, mit Europa verglichen, sehr hohen) Inzidenzrate von 266 (26. April) etwa nur halb so hoch, wie Nachbarland Argentinien (527).

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Ein bisschen suspekt sei der „Talk im Hangar 7“ ja, weil er vom krawalligen Red-Bull-Fernsehsender „Servus TV“ gemacht wird. Aber auch interessant, weil hier mal ganz anders über Corona debattiert wird. Krawalliger irgendwie. | Foto © Servus TV

Tod im Hangar 7, der geklonte Eiffelturm, die Pyramiden von Taj Mahal, Maos Filmstar-Frau und andere wahre Fake News – Gedanken in der Pandemie 113. 

„… you need to react quickly. You need to go after the virus. You need to stop the chains of transmission. You need to engage with communities very deeply. Community acceptance is hugely important. You need to be coordinated. You need to be coherent. You need to look at the other sectoral impacts, the schools and security and economic. […] Be fast. Have no regrets. You must be the first mover. The virus will always get you if you don’t move quickly. And you need to be prepared. And I say this, one of the great things in emergency response and anyone who’s involved in emergency response will know this: If you need to be right before you move, you will never win. Perfection is the enemy of the good when it comes to emergency management. Speed trumps perfection. And the problem in society we have at the moment is everyone is afraid of making a mistake. Everyone is afraid of the consequence of error, but the greatest error is not to move, the greatest error is to be paralyzed by the fear of failure.“
Michael J. Ryan, WHO Health Emergencies Programme, Executive Director, 13. März 2020 

„Das Pendel schwingt seit längerem in Richtung Schuld und Strafe. Während man früher alles zuließ, will man heute, als ob man es bereute, alles bestrafen.“
Pascal Bruckner, französischer Philosoph

„Denn die Blicke voll Verachtung, die der Fremde von seinem Bette aus auf sie geworfen hatte, waren ihr empfindlich, wie Messerstiche, durchs Herz gegangen; es mischte sich ein Gefühl heißer Bitterkeit in ihre Liebe zu ihm, und sie frohlockte bei dem Gedanken, in dieser zu seiner Rettung angeordneten Unternehmung zu sterben.“
Heinrich von Kleist, „Die Verlobung in St. Domingo“

 

Zu den unsympathischsten Charaktereigenschaften der Menschen gehört ihre Neigung zur Nabelschau, also der persönliche Narzissmus.

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Szenenfoto aus „Ring 2“. | Foto © UIP

Wie will man so eine Pandemie bekämpften? Gedanken in der Pandemie 112.

„Allein dieses Wort ,Ausgangssperre’ müsste verboten werden, denn es sogar irrt dass es draußen gefährlich ist. Dabei ist die wahre Gefahr drinnen.“
Gerhard Scheuch, Aerosol-Forscher

„Wir haben es doch an Ostern gesehen: Plötzlich waren die Werte unten. Einfach nur, weil weniger getestet wurde. Das ist hoch manipulativ.“
Ferdinand von Schirach, am Mittwoch zum Inzidenz-Wert.

Eine Impfdosis gegen Covid-19 kostet 30 Euro. Wir hatten bereits im Sommer und haben heute sechs verschiedene Unternehmen, die Impfstoff herstelllen. Wir haben 80 Millionen Bürger. 

Sechsmal 30 Euro mal 80 Millionen sind 14.4 Milliarden Euro. Soviel hätte es gekostet, bei allen sechs Anbietern Impfstoff für je 80 Millionen Deutsche zu bestellen. Plus ein Aufschlag für guten Service und Schnelligkeit, plus ein paar Millionen Dosen von Sputnik und aus China macht zusammen (ohne jeden Rabatt) … sagen wir: 20 Milliarden. 

Laut IFO, dem Institut der deutschen Wirtschaft, kostet jede Woche Lockdown den deutschen Staat 25 bis 54 Milliarden Euro. 

Wurde hier gut gerechnet? Wurde hier gut gewirtschaftet? Gibt es Anlass, Kanzlerin Merkel zu loben, oder Anlass, wütend auf die Regierung zu sein, und die Regierungsparteien endlich abzuwählen?

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„No Covid“ heißt die Strategie, zu der nicht nur eine Handvoll Virologen aufrufen, sondern Wissenschaftler*innen der unterschiedlichsten Disziplinen. Etliche Länder seien damit gut durch die Pandemie gekommen. | Screenshot

Merkel gegen Virus, Söder gegen Laschet: Symbolische, kontraproduktive Maßnahmen und autoritäre Tendenzen. Rüdiger Suchslands Gedanken in der Pandemie auf „Out-takes“, Folge 111.

„April is the cruellest month, breeding
Lilacs out of the dead land, mixing
Memory and desire, stirring
Dull roots with spring rain.

Madame Sosostris, famous clairvoyante,
Had a bad cold, nevertheless
Is known to be the wisest woman in Europe,
With a wicked pack of cards. Here, said she,
Is your card, the drowned Phoenician Sailor,
(Those are pearls that were his eyes. Look!)
Here is Belladonna, the Lady of the Rocks,
The lady of situations.

Tell her I bring the horoscope myself:
One must be so careful these days.“
T. S. Eliot, „The Waste Land; I.The Burial of the Dead“

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In Indien waren Ende März schon 68 Millionen Menschen geimpft – das sind fast so viele, wie in Deutschland leben. Allerdings leben in Indien fast 1,4 Milliarden Menschen. Die Impfquote ist in beiden Ländern nahezu gleich. Szenenfoto aus „Slumdog Millionär“. | Foto: Pathé Distribution

Die Regelung der Regelung – Gedanken in der Pandemie 110.

„What do you think about South America? I’m going there soon.“
„Is that so! Where’re you going?“
„Uruguay.“
„Well, you go Uruguay and I’ll go mine.“
Marx Brothers, „Animal Crackers“.

„Libertad o Muerte.“
Staatlicher Wahlspruch von Uruguay

Vor genau zwei Jahren erschien das erste Album von Billie Eilish „When we all fall asleep where do we go“, mit den großartigsten Liedern dieses letzte Prä-Pandemie-Jahres: „Ilomilo“, „You should see me in a crown“ und „Bury a friend“. Es ist ein einziger Horror – also genaugenommen ein überaus unterhaltsames und musikalisch exzellentes Spiel mit akustischen und filmischen Horror-Effekten. 

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In Tübingen sind die Kinos wieder geöffnet. Die Branche hofft auf den Modellversuch. | Symbolfoto © Adobe Stock

Notizen während der Abschaffung des Denkens und Strategien der Konterrevolution – Gedanken in der Pandemie 109.

„Man braucht nur
genau
hinzusehen

dann weiß man bescheid.“
Rolf Dieter Brinkmann, („ … der Berliner Polizei gewidmet“)

„Leer setzen solche Abende ein und ruhig, sie hatten beide Zeit, beschäftigten sich, ohne wirklich etwas zu tun. Ihre Arbeit, die Geld brachte, hatten sie erledigt, er hatte nicht gemerkt, wann, es spielte keine Rolle, der Tag war weg, vorbei, von sich aus hätte er nicht sagen können, wie verbracht, und das war auch unwichtig.“
Rolf Dieter Brinkmann, „Keiner weiß mehr“

 

Frohe Ostern! Ostern, klar jetzt liegen die Metaphern so richtig auf der Straße. Osterspaziergang, Wiederauferstehung, und so weiter … Auf die Wiederauferstehung hoffen wir seit über einem Jahr. Zur Osterspaziergang fällt mir nur ein, dass ich heute zweimal auf Facebook mit Boris Palmer durch Tübingen spaziert bin.

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