Frau mit Kopftuch, Regenbogenflagge und das Symbol der Black-Power-Bewegung: So stellt sich die Hamburger AfD das Thema „Diversität“ vor. | Screenshot

Kunst muss auch mal weh tun, der AfD tut sie hierzulande regelmäßig weh. Das behaupten nicht wir, sondern die AfD selbst. Deren Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft stört sich an den (nicht mehr ganz so neuen) Regeln, mit denen die dortige Filmförderung mehr Diversität im Film schaffen will. Hätte sie doch bloß mal ins Grundgesetz geschaut. Oder ihren Bundesvorstand gefragt. 

Der Ruf nach mehr Diversität wird in der Filmbranche immer lauter, berichtet das Filmmagazin von „MDR Kultur“: Doch seit jüngster Vergangenheit tue sich etwas in Sachen Diversität. Ein Beispiel: Die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein hat im Juni mit Wissenschaftler*innen und Expert*innen eine obligatorische „Diversity Checklist“ erstellt. Damit will sie ihre „Antragsteller*innen dazu anregen, Filmstoffe kritisch zu hinterfragen. Sie zielt dabei auf die verschiedenen Phasen der Filmherstellung ab, von der Entwicklung über die Produktion bis zur Auswertung.“
Mit etwas Verspätung hat die AfD in Hamburg die Neuerung aufgegriffen, findet sie aber gar nicht gut. Auf Facebook postete sie am 8. November: 14,8 Millionen Euro erhalte die Filmförderung im Jahr „an Steuergeld“ (gemeint ist das Gesamtbudget der FFHSH, das zu gut einem Drittel von NDR, ZDF und Rundfunkgebühr stammt), um „politische Korrektheit zu fördern. Man wird gezwungen, sich anzupassen, um Förderung zu beantragen“. Das sei „regierungsnahe Filmzensur“ und „Irrsinn“.
Der „Irrsinn“, den die AfD da anprangert, ist allerdings Grundgesetz, Artikel 3 – und der gilt nicht nur für Institutionen, die Steuergeld verteilen: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“
Das findet die AfD auch – vielleicht nicht in Hamburg, aber auf Bundesebene. Da erklärt die Partei ihre aktuelle Kampagne: „Das Grundgesetz ist die beste Verfassung, die wir Deutschen je hatten. […] Es schützt jeden Deutschen – Linke und Rechte, Soziale und Liberale, Große und Kleine – vor Willkür, Totalitarismus und Extremismus. Das Grundgesetz zu schützen, ist deshalb jedem Deutschen eine Pflicht. Doch wir müssen wachsam sein, denn es wird immer öfter bedroht.“
Und darum noch eine letzte Korrektur: Der Schutz vor Willkür und Extremismus gilt nicht nur für Deutsche. Artikel 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

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Zu einer „geheimen Massenhochzeit“ versammelten sich neulich 7.000 orthodoxe Juden in Brooklyn – angeblich ohne Maske. Das Ganze kam raus, weil ein Film der Feier im Internet kursiert. | Screenshot

Was sinkt, ist die Laune und die Unterstützung der Bürger: Ödipus im Lockdown, Tischlein-deck-dich und die Pappenheimer von der SPD: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 89.

Wär’ das nicht toll: Ein Raum in der Lockdown-Wohnung, der einfach alle Wünsche erfüllt: Das passiert den Hauptfiguren von Christian Volckmanns „The Room“, den jetzt Weltkino als VoD zeigt und auf DVD/BD herausbringt.

Es ist nicht klar, warum das so ist, es ist einfach so gesetzt: Das alte Märchenmotiv der unendlichen Wunscherfüllung, des Tischlein-deck-Dich ereignet sich, und das etwas schmuddelige Zimmer spuckt echte Van-Goghs genauso aus, wie Top-Champagner. Gerade zu Beginn der Geschichte ist diese Wunscherfüllung auch ein bisschen eine Bebilderung des gegenwärtigen Unbewussten in seiner vulgärsten Form: Sie trägt sündteure Unterwäsche direkt aus dem Lingerie-Fetisch-Clip, er trägt dazu dann das knallrote Livree eines Hotel-Pagen. Rollenspielchen, Pornofantasien. Dazu dann Dekadenz: Man schüttet sich Champagner übers Gesicht, wälzt sich auf Kaviar … 

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TAGE DER AKADEMIE 2020 – LIVESTREAM – Verleihung der Auszeichnungen der Deutschen Akademie für Fernsehen 2020

21.11.2020, ab 19.00 Uhr

Alle Nominierungen findet Ihr hier:
https://daff.tv/tage-der-akademie/nominierungen-2020/

Schau an: Corona hebt die Einschaltquote! Die Popkultur-Fansite „Fancom“ hat ihre Nutzer*innen gefragt.| Screenshot

Wer hätte es gedacht? In den Lockdowns und dazwischen wird mehr in die Röhre geguckt, und auch das Fernsehen wird immer beliebter. Die Pandemie erzwingt einen anderen Umgang mit Zeit – sofern man sich das leisten kann. 

 

Morgen ist Weltfernsehtag. Da wollte der Kabelnetzbetreiber Vodafone doch mal wissen, welche Rolle das Medium in Corona-Zeiten noch spielt. Wenig überraschend: Mehr als 40 Prozent der 2.000 repräsentativ Befragten halten es für glaubwürdiger als das  Internet. Am beliebtesten seine die Nachrichten, gefolgt von Tierdokus und Talkshows – und da wollten sie vor allem Wissenschaftler und Virologen zuhören. Zuschauer*innen unter 30 Jahren schauten vor allem Comedy und Unterhaltung.

In der Pandemie wachsen nicht nur die Infektionszahlen, sondern auch die Nutzung von Unterhaltungsmedien. Die Popkultur-Fansite „Fancom“ hat nach eigenen Angaben mehr als 300 Millionen Besucher*innen im Monat. In ihrer „State-of-Fandom“-Studie untersucht sie alljährlich das Verhalten ihrer Nutzer*innen in Großbritannien und den USA. 91 Prozent jener, die hier neue Interessen entwickelt hätten, wollten diese auch nach der Pandemie beibehalten, so die Untersuchung. Vier Trends machte sie im Corona-Jahr aus:
# Gut drei Viertel verbrachten mehr Zeit mit Fernsehen, Filmen und Games als 2019.
# Trost und Ablenkung: Mit dem Fortschreiten der Pandemie wandelten sich in den vergangenen acht Monaten auch die Vorlieben – von Seuchen-Geschichten zu Komödien und schließlich zur Flucht in Fantasy-Welten.
# Nostalgie und Gemeinschaftserleben: Gut zwei Drittel der Fans sahen sich alte Lieblingsfilme nochmal an (bei Eltern mit kleinen Kindern sogar drei Viertel). Gut die Hälfte sahen Filme und Fernsehen öfter gemeinsam mit anderen als früher.
# Gaming hat den Mainstream erreicht. Der Anteil von Spielern über 35 Jahre habe um die Hälfte, der weiblicher Fans sogar um 80 Prozent zugelegt. 

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Corona und die Grundrechte war auch Thema für die „Kulturzeit“ auf 3sat. | Screenshot

Souverän ist nicht Angela Merkel, sondern das Parlament: Die Regeln von Demokratie und Rechtsstaat: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 88.

„Es ist wirklich widerlich und ekelhaft, wenn der berechtigte Protest gegen Grundrechtseinschränkungen auf diese Art und Weise braun kontaminiert wird.“
Heribert Prantl, in: „Kulturzeit“, 3sat vom 19.11.2020

„Feigheit ist die Mutter der Grausamkeit.“
Montaigne 

 

Unsere „Corona“-Situation ist eine Situation der totalen Verunsicherung. Vieles ist nicht mehr verbindlich. Aber dies bedeutet ja auch eine Situation der totalen Freiheit. Warum können wir es nicht so ansehen?

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Der Ton wird weiter schärfer: Wir gegen die. Die gegen uns. Zwischentöne sind nicht vernehmbar. „Wir müssen aufpassen dass diese Corona Krise die schon so viele Tote gefordert hat, nicht zu einer schleichenden Demokratiekrise wird.“ Dies sagte Jan Korte, der parlamentarische Geschäftsführer der Linken am Mittwoch im Bundestag. 

Aus Diskussion wird Dauer-Empörung. So wie das in den USA schon lange stattfindet. Es ist die grundsätzliche Emotionalisierung des politischen Diskurses, die hier anzugreifen ist.

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„Das Damengambit“. | Foto © Netflix

Streaming statt Kino … in der Woche vom 19. November 2020 – Teil 1.

Werden wir in zwei Wochen wieder ins Kino gehen können? So wirklich mag man das nicht glauben. In den Niederlanden dürfen die Kinos ab heute wieder öffnen, meldet Programmkino.de und verweist auf einen Artikel in der „Süddeutschen Zeitung“. Hier die Meldung auf der niederländischen Regierungs-Site [auf Englisch]. Demnach bleibt ein teilweiser Lockdown bestehen, Museen, Theater, Schwimmbäder dürfen jedoch wieder öffnen. Genau so wünscht man sich das auch in Deutschland. Nächste Woche wissen wir mehr.

Derweil schließen die Kinos der Züricher Arthouse-Reihe freiwillig und melden eine „Kunstpause“ bis zum voraussichtlich 4. Februar 2021. Die „Lichtburg“ in Essen geht andere Wege. Auf der Website kann man lesen: „Umfangreiche Hygienemaßnahmen und TÜV geprüfte Lüftungsanlagen mit ständig hoher Frischluftzufuhr, sowie die Bestätigung durch die o.g. Fakten, lassen uns behaupten: sicherer geht’s kaum!“ Mit dem Slogan startet man nun eine Plakataktion. Weil: „Den Menschen ständig zu vermitteln, welche Orte gefährlich sind, ist prinzipiell richtig. Aber Angst allein ist kein guter Ratgeber! Den Menschen aufzuzeigen, wo sie sich sicher fühlen können, wäre vielleicht mal eine konstruktive Option.“

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„Hillbilly-Elegie“. | Foto © Netflix/Lacey Terrell

Streaming statt Kino … in der Woche vom 19. November 2020 – Teil 2.

Schon früh zeigte sich im Laufe dieser gegenwärtig andauernden Pandemie, welche Risse sich durch viele Familien ziehen. Denn auf sich und die vielfache Enge der eigenen Vier Wände zurückgeworfen kommt irgendwann alles zum Vorschein, was sich dort Unschönes und Tragisches verfestigt hat. Dem zu entrinnen bedarf schon einer besonderen Kraftanstrengung. Und auch deshalb ist „Hillbilly-Elegie“, die autobiografische Erzählung von J.D. Vances kaum allein als eine Geschichte des typischen sozialen Aufstiegs zu sehen. Sein von Ron Howard verfilmter Roman zeigt die Mechanismen, die in Familien weitergetragen werden und sie zu zerstören drohen – falls mal einer nicht doch den Ausbruch da raus schafft. So wie J.D. Vance (Gabriel Basso), der als Jurastudent in Yale eine glänzende Zukunft vor sich hat. Wäre da nicht die Familienkrise, die ihn zwingt, in seine Heimatstadt in den Appalachen zurückzukehren. Dort wird er mit den Erinnerungen seiner Kindheit konfrontiert. Insbesondere mit seiner unbeständigen und suchtkranken Mutter Bev (Amy Adams). Wäre da nicht seine Großmutter Mamaw (Glenn Close) gewesen, die ihn aufgezogen hat, glaubte er sich auch im Erwachsenenalter verloren. Doch sind diese Kindheitserinnerungen auch wirklich das, was sie zu sein scheinen? Zu sehen gab es diese emotional dichte Generationengeschichte zunächst noch im November dieses Jahres in ausgewählten Kinos in den USA, bevor sie weltweit nun ab dem 24. November auf Netflix abgerufen werden kann.

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Mit dem ersten Lockdown im Frühjahr kam auch die Soforthilfe. Schnell und unbürokratisch sollte sie fließen, darum waren die Bedingungen auch nicht überall gleich und klar. Viele Unternehmen und Solo-Selbständige fürchten nun, dass sie das Geld zurückzahlen müssen – oder gar noch Schlimmeres. Die Steuerfachwirtin Marie Skrotzki erklärt, was zu beachten ist.


Soforthilfe – wann droht eine Rückzahlung?

Die Soforthilfe startete Ende März zur Abmilderung der Folgen der Corona-Pandemie. Für viele war sie der Rettungsanker, der die meisten Unternehmen vor der Insolvenz schützte. Schnell und unbürokratisch sollte sie sein. Zehntausende haben die Soforthilfe beantragt und bekommen – ohne tiefgehende Überprüfung. Doch wer bei der Antragstellung das Kleingedruckte nicht (richtig) gelesen hat, muss die Soforthilfe unter Umständen (teilweise) zurückzahlen. Denn nur wer sich tatsächlich in einer existenz- bedrohenden Lage befand, hatte Anspruch auf die Soforthilfe. Neben der Rückzahlung der Soforthilfe können in manchen Fällen auch strafrechtliche Konsequenzen drohen. Die genauen Voraussetzungen für die Soforthilfe wurden nicht besonders gut kommuniziert und im Laufe der Wochen immer wieder aktualisiert und angepasst, wodurch nun viele Betroffene eine Rückzahlung befürchten. Ein weiterer Grund hierfür war auch, dass die Handhabung in einzelnen Bundesländern unterschiedlich war. Wegen unklaren Förderbedingungen droht also vielen Unternehmen und Solo-Selbstständigen die Rückzahlung.

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Wieso sucht Arte eigentlich Regisseurinnen? Die sind doch schon da! In einem gemeinsamen Video-Brief erinnern sie den Sender daran. | Screenshot

Der neue Lockdown hat auch die Regierung kalt erwischt: „Voraussichtlich“ am 25. November soll die Antragstellung für die Novemberhilfen starten, ab Ende des Monats sollen dann erste Abschlagszahlungen erfolgen. Die regulären Auszahlung der schnellen Hilfen werde „parallel vorbereitet und finalisiert, damit es unmittelbar im Anschluss an die Abschlagszahlungen gestartet werden kann“ – voraussichtlich also im Dezember. 

 

Unbürokratische und schnelle Unterstützung für betroffene Unternehmen und Selbstständige wurden mit den akuten Maßnahmen zum „Wellenbrecher-Lockdown“ angekündigt, schreibt „Menschen machen Medien“, die Zeitschrift der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und nimmt sie unter die Lupe: „Die ,außerordentliche Wirtschaftshilfe des Bundes‘, die sogenannten Novemberhilfen, wurden mehrfach nachjustiert und sollen frühestens am 25. November beantragt werden können. Sie dürften nun mehr Solo-Selbständigen nützen. Doch alle an sie geknüpften Erwartungen erfüllen auch weiterführende ,Neustarthilfen‘ nicht.“ Maximal könne die Förderung rund 715 Euro pro Monat betragen. Wie viel man von dieser großzügigen Lösung” erhält, kann jede*r mit einem Neustart-Rechner selbst ermitteln.

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Der Film zum Autogipfel: In Andres Veiels „Ökozid“ zieht die Umwelt vor Gericht. | Foto © ARD

Brot und Spiele und der Film zum Autogipfel: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 87

„0:6 ist zu hoch.“
Bastian Schweinsteiger

„Da Ihr, trotz Eurer jetzigen Romantik, geborene Klassiker seid, so kennt Ihr den Olymp. Unter den nackten Göttern und Göttinnen, die sich dort bei Nektar und Ambrosia erlustigen, seht Ihr eine Göttin, die, obgleich umgeben von lauter Fröhlichkeit und Kurzweil, dennoch immer einen Panzer trägt und den Helm auf dem Kopf und den Speer in der Hand behält. Es ist die Göttin der Weisheit.“
Heinrich Heine

„Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“
Lew Tolstoi, „Anna Karenina“ 

 

Ein paar Folgen von „The Crown“ genügen, und man denkt: Die Leute hatten früher einfach schönere Probleme. Wahrscheinlich ist das auch der Sinn des Ganzen. Und selbst Margaret Thatcher, jedenfalls so, wie Gillian Anderson sie spielt, ist mir noch lieber als Angela Merkel mit dieser unangreifbare Unverbindlichkeit. 

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Opa erzählt vom Viren-Krieg: Mit augenzwinkernden Clips appelliert die Bundesregierung an die Jüngeren im Lande. Einigen Älteren musste sie das mit dem Augenzwinkern nochmal erklären. | Screenshot


In Österreich beginnt morgen der schwere Lockdown, in Deutschland wird er erstmal vertagt – Bund und Länder wurden sich heute nicht einig und warten ab. Derweil wurde schon die Überbrückungshilfe III fürs kommende Halbjahr skizziert.  

In 50 Jahren würdigt die Bundesregierung mit einem Augenzwinkern die besonderen Helden der Pandemie. Die erinnern sich in fiktiven Rückblicken, wie sie das Virus stoppten: „Wir taten nichts, absolut gar nichts, waren faul wie die Waschbären.“ berichtet einer. Und ein anderer Corona-Veteran schmunzelt: „Es war leicht, ein Held zu sein“, berichtet einer.
Die Video-Kampagne, die ans jüngere Publikum appelliert, sorgt für geteilte Reaktionen, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ im Video, ähnlich „Die Welt“ und der WDR.
Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte darum heute nochmal die Werbespots, und wie man „augenzwinkernd“ verstehen sollte. Fast elf Minuten brauchte er samt Nachfragen. 

 

Die Bundeskanzlerin beriet sich heute mit den Ministerpräsidenten der Länder über neue Einschränkungen. Welche Verschärfungen der Bund will, fasste die „Tagesschau“ zusammen.
Das Treffen zog sich hin, „Die Zeit“ vermutete mittags große Unstimmigkeiten: „Bund-Länder-Runde entzweit sich an Grundsatzfragen“. Am frühen Abend meldete das „Handelsblatt“, dass es wohl erstmal nicht zum Äußersten komme. Die Pressekonferenz am Abend bestätigt das. Das „Handelsblatt“ protokolliert im Live-Ticker.
Bund und Länder wollen am 25. November erneut beraten und einen Ausblick geben, wie es bis zum Jahresende weitergeht. Bei den Kontaktbeschränkungen hätte sie gerne bereits Beschlüsse gefasst, erklärte die Kanzlerin. Die Mehrheit der Länder sei aber dagegen gewesen.
Die Pressekonferenz lief bei Redaktionsschluss noch – mehr wissen wir in der nächsten Brancheninfo am Mittwoch. 

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Hybridkinder, Hybridbürger: Die Tochter als Einfallstor, der Sohn als offene Flanke: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 86.

„,Und nun rate ich Ihnen‘, fügte [der Wächter] hinzu, ,in Ihr Zimmer zu gehen, sich ruhig zu verhalten und darauf zu warten, was über Sie verfügt werden wird. Wir raten Ihnen, zerstreuen Sie sich nicht durch nutzlose Gedanken, sondern sammeln Sie sich, es werden große Anforderungen an Sie gestellt werden. Sie haben uns nicht so behandelt, wie es unser Entgegenkommen verdient hätte‘“.
Franz Kafka, „Der Prozess“

„Es gibt Dinge, die an nichts anderem als an sich selbst scheitern.“
Franz Kafka, „Das Schloss“

 

Warum finden sich die Beschlussvorlagen von Merkels „Abnickrunde“ (Dietmar Bartsch) jedes Mal vor der Sitzung in den Medien, aber nie im Parlament?

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Für die Montage von „Systemsprenger“ nahm Julia Kovalenko Schnittpreis entgegen, ihr Kollege Stephan Bechinger war zeitgemäß übers Smartphone dabei. Er arbeitet zurzeit in den USA am neuen Filmprojekt von Nora Fingscheidt. | Foto © Jule Guder/Edimotion.

Beim „Edimotion“ wurde Ende Oktober wieder die Kunst der Filmmontage gewürdigt. Die beste Spielfilmarbeit des Jahres entstand in einer ungewöhnlichen Konstellation: Weil Stephan Bechinger noch in einem anderen Projekt steckte, begleitete Julia Kovalenko den Dreh von „Systemsprenger“ im Schneideraum.

Julia und Stephan, ihr beide teilt euch bei dem Film „Systemsprenger“ den Montage-Credit. Wann, und mit welcher Aufgabenverteilung, seid ihr zum Projekt gestoßen?

Stephan Bechinger: Die Regisseurin Nora Fingscheidt wollte, dass ich den Film montiere, aber während des Drehs hatte ich ein anderes Projekt. Es war deshalb ursprünglich nicht geplant, dass jemand drehbegleitend schneidet. Doch mit dem ersten Drehtag tauchte das große Bedürfnis auf, dass jemand das macht. Dadurch wurde es etwas chaotisch: Ich bin die erste Woche eingesprungen, dann hat Linda Bosch weitergemacht und später Julia. Zwei Monate nach Drehschluss bin ich wieder dazugestoßen.

Julia Kovalenko: Es gab zwei Drehblöcke. Nora hatte mich schon für den ersten Drehblock angefragt, aber da war ich auch in einem anderen Projekt. Also bin ich mit dem zweiten Drehblock eingestiegen. Eigentlich war nur geplant, dass ich die täglichen Muster schneide, damit Nora sehen kann, ob die Szenen zusammenpassen. Und das lief dann ganz gut. Nora hat gefallen, was ich gemacht habe. Also hat sie mich gefragt, ob ich nicht einfach so lange weiterarbeiten mag, bis Stephan wieder Zeit hat. Ich hab dann von Januar bis Juni 2018 fast ein halbes Jahr am Film geschnitten. Stephan kam im Mai dazu, also lief es etwa einen Monat parallel: Während ich noch am Ende meiner Fassung geschnitten habe, hat er angefangen zu sichten und seine eigene Fassung aufzubauen.

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Gernot Roll (rechts) war „einer der namhaften Kameramänner der letzten Jahrzehnte“. Später interessierte ihn zunehmend die Regie, etwa beim „Räuber Hotzenplotz“. Am Donnerstag ist mit 81 Jahren gestorben. | Foto © Constantin

„Schnell und unbürokratisch“ sollen die Novermberhilfen fließen, möglichst schon Ende des Monats. Verwirrung gab’s diese Woche wegen der Antragstellung, inzwischen wissen wir mehr: Das Verfahren ist noch in Planung – „in den kommenden Tagen“ soll es losgehen. 

Viele Fragen erreichen uns weiterhin zur Novemberhilfe. Sie müsse „schnell und unbürokratisch“ ausgezahlt werden,  sagt auch der Finanzminister. Darum dürften Soloselbständige, die weniger als 5.000 Euro beantragen, ihre Anträge selbst stellen, ohne Steuerberater*innen oder ähnliche „prüfende Dritte“. So steht es geschrieben, doch das Online-Portal scheint ihnen keinen Zugang zu gewähren. So erging es jedenfalls mehrere Leser*innen. Auch wir kamen hier nicht weiter.
Wir haben bei der Hotline für Überbrückungshilfen nachgefragt. Die Antwort: „Aktuell liegen noch keine Informationen dazu vor, wo und wie genau die Finanzhilfe beantragt werden kann und wie schnell sie ausbezahlt wird. Die Details werden derzeit noch abgestimmt. Das Antragsverfahren zur außerordentlichen Wirtschaftshilfe ist in der Planung. Sobald die Antragsstellung möglich ist informieren wir Sie auf der Seite. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Bundesfinanzminister Olaf Scholz wollen das Programm in den kommenden Tagen der Öffentlichkeit vorstellen.“ 

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Bei den Infektionszahlen macht Deutschland nicht die beste Figur – zumindest im Vergleich zu Ländern in Südostasien, die hart in die Privatsphäre eingreifen. | Screenshot/Johns Hopkins University

Wartet, wartet, nur ein Weilchen … Aussitzen, Lockdown-Jo-Jo und hoffen auf den Impfstoff: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 85.

„Macht- und Herrschaftsverhältnissen ist in unterschiedlichem Ausmaß das Scheitern immanent. Es gibt immer etwas, das ihnen entgeht.“
Isabell Lorey, „Figuren des Immunen“ 

„Also erstmal von den Zahlen her: Das ist alles unter ein Prozent.“
Markus Söder am 12. November 2020 bei „Markus Lanz“, gefragt zu den Zahlen der nach Hause geschickten Schüler, wie zu denen der Corona-Toten.

„After 2 weeks of multiple health screens and asking everyone to quarantine, I surprised my closest inner circle with a trip to a private island where we could pretend things were normal just for a brief moment in time.“
Kim Kardashian 

 

Am Morgen höre ich als erstes Jens Spahn im Radio. Er spricht von den Problemen im Bereich der Pflege, davon, dass die Honorare zu schlecht sind, und dass die Pandemie jetzt ein Verstärker des früheren Versagens im Bereich der Pflege sei. Da hat der Mann recht, denke ich. Vielleicht sollte er mal dem Gesundheitsminister einen Brief schreiben mit seinen Verbesserungsvorschlägen […].

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Man sagt immer, die Lage sei nicht mit dem Frühjahr vergleichbar. Das stimmt. Auch für die Bevölkerung. 

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