
Jia Zhang-ke ist einer der wichtigsten chinesischen Regisseure. In einer Filmzeitschrift schilderte er sein Leben in Corona-Zeiten. | Foto © Rapid Eye Movies
Alles locker, Schulter an Schulter, steht auf, wenn ihr Cinephile seid: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 29.
„Das Kino ist in existenzieller Gefahr.“
Ulrich Matthes, Schauspieler, Präsident der Deutschen Filmakademie
Jia Zhang-ke – wisst ihr, liebe Leser, wer das ist? Keine Schande, wenn man das nicht weiß, könnte man aber. Dieser Jia Zhang-ke ist einer der wichtigsten Regisseure der Welt, einer der führenden chinesischen Regisseure und hat schon einen „Goldenen Löwen“ (2006) in Venedig gewonnen und andere große Preise. Ein Angehöriger der sogenannten „Sechsten Generation“ des chinesischen Kinos, das immer noch in Generationen geordnet wird. Die Sechste Generation, das sind jene Filmemacher die zwischen Anfang und Ende der 1960er-Jahre geboren sind und deswegen im Studentenalter waren, als 1989 die Studentenproteste am Tiananmen-Platz blutig niedergeschlagen wurden. Jeder, der das am Fernsehschirm erlebt hat, hat es nicht mehr vergessen. Diese Erfahrungen gehen in die Filme der Sechsten Generation ein. Was sie unterscheidet von der Fünften Generation“, von Regisseuren wie Zhang Yimou („Das Rote Kornfeld“) und Chen Kaige („Lebewohl meine Konkubine“), das ist, dass diese Filmemacher zum einen aus dem China von heute erzählen und fast nie Historienfilme drehen („Kostümfilme“ will ich nicht mehr sagen, neulich bekam ich die Post einer netten Leserin, die mich ganz zu Recht darauf hingewiesen hat, dass ja jeder Film ein Kostümfilm sei. Überraschenderweise war diese Leserin übrigens Kostümbildnerin.). Und sie arbeiten sehr dokumentarisch.
Im „Filmkrant“, einer ziemlich guten niederländischen Filmzeitschrift, einer Art „Cahiers de Cinéma“ aus unserem Nachbarland Frankreich, hat der Regisseur jetzt einen Text zu Corona veröffentlicht. Er erzählt, wie er am 4. März zurück nach Peking geflogen kam, direkt von der Berlinale. Alle, die damals zurückkamen, waren gezwungen, sich in eine 14-tägige Selbstquarantäne zu begeben. Und Jia schreibt: