Gedanken in der Pandemie 27: Die verordnete Angst

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Der Theatermacher Frank Castorf. | Screenshot

Wer sich nicht fürchtet ist Verräter, Castorf ist infantil, und Distanz ist was für Reiche: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 27. 

„Ich zweifle daran, dass im Augenblick der Nutzen dem Aufwand entspricht. […] Mich stört in der momentanen Krise der Grad der Ideologisierung. Schon die Worte ,Lockdown’ und ,Shutdown’ machen mich bösartig. In einer Zeit von massiver Migration und Klimawandel und sozialer Not fängt jede Nachrichtensendung, jeder Zeitungsartikel mit der Worthülse ,In Zeiten von Corona …’ an. Für mich ist das eine Kampagne.“
Frank Castorf

„Bis vor Kurzem war dort der Hauptfeind der alte weiße Mann. Sehr viele junge Menschen, die gerade ihr Theaterwissenschaftsstudium hinter sich hatten, waren der Meinung, der alte weiße Mann sollte möglichst schnell verrecken. Jetzt ist das Virus da, und auch in den Theatern finden plötzlich alle, jeder Alte, auch wenn er über 80 Jahre und ein Mann ist, sollte um jeden Preis geschützt werden.“
Frank Castorf

„Wenn ihr mich braucht, schickt mir ein Zeichen. Ich werde da sein.“
„Batman“/Sebastian Pufpaff

 

Social Distancing ist eine Reiche-Leute-Idee – sage nicht ich, sondern Menschen in Pakistan. Dort können sich die Armen nämlich Distanz schlicht und einfach nicht leisten. Der Raum ist knapp. Die Forderung nach Abstandhalten klingt absurd. Darüber spricht der der Journalist und Autor Hasnain Kazim im Deutschlandfunk.

Der Begriff „Social distancing“ ist eh gehobener Schwachsinn, denn es geht ja eigentlich um körperliche Distanz, die gerade sozial sein soll. Aber es erzählt etwas über unser kollektives Unbewusstes, dass wir es weltweit so genannt haben. 

In Pakistan aber funktioniert beides nicht. Zehn oder zwanzig andere Menschen leben da unter einem Dach, man teilt sich denselben Raum zum Schlafen, Kochen, Essen und Wohnen. Dicht an dicht stehen und gehen die Menschenmengen. „Social distancing“, erklärt ein Pakistani, „ist das Gegenteil unserer Kultur!“ Denn nur die Nähe zu anderen sichert den Armen das Überleben. 

Machen wir uns bitte mal klar, was Corona und was unsere famosen Vorstellungen von Gesundheit, von Hygiene von Anti-Pandemie-Maßnahmen für ein Land wie Pakistan bedeuten! 

Wo soll kommt in Pakistan das Geld für Seife her oder für Desinfektionsmittel? In Asien kostet dies übrigens fast genau so viel wie in Europa. Fließend Wasser gibt es auch nicht überall. 

Ausgangssperren machen nur Sinn, wenn man ein Zuhause hat, wo man eingesperrt sein kann. Sie sind Luxus. 

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Die Pandemie ist längst in den ärmsten Ländern der „Dritten Welt“ angekommen. Gut möglich, dass die Krise in diesen Ländern deshalb noch ungeahnte Ausmaße annimmt. Zumal die Gesundheitssysteme dort schlecht und unsozial sind. Nur wir in den narzisstischen Wohlstandsgesellschaften merken es nicht. Wir beschäftigen uns mit unseren vergleichsweise banalen Sorgen und überlassen die anderen uns selbst. Und wenn sie ums zu nahe kommen, müssen sie verrecken. Jedes Leben zählt?

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Chile denkt ernsthaft über einen Immunitätsausweis für alle Bürger nach. Man kennt das aus Soderberghs „Contagion“. Wer den Ausweis hat, kann sich damit freier bewegen. Innerhalb einer Gesellschaft könnten Virus-Klassensysteme und eine Art Virus-Rassismus die Folge sein. Andererseits wären die Träger von Ausgangssperren und Verboten befreit. 

Ungewollte, aber aus meiner Sicht schlüssige Folge: Jeder will sich infizieren, um endlich den Scheiß-Ausweis zu bekommen. 

Die WHO übt sich der Idee gegenüber an gewohnter Bedenkenträgerei. Chile hält an dem Plan fest. 

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Der Ausnahmezustand in Portugal endet. Nur noch bis zum 2. Mai herrscht „Alarmzustand“ wegen der Corona-Krise. Das Virus soll vom Wochenende an mittels „anderer Instrumente“ unter Kontrolle gehalten werden, sagte Präsident Marcelo Rebelo de Sousa. Die neuen Regeln werden voraussichtlich noch diese Woche bekanntgeben. Die Regierung erwägt zunächst eine Öffnung von Einzelhandelsgeschäften, von Friseurläden und von Kindergärten.

In Portugal gilt für die etwa zehn Millionen Bürger seit sechs Wochen eine strikte Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Die Zahl der bestätigten Infektionsfälle lag am Dienstag bei rund 23.000. Annäherend 950 Menschen sind in Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Nach Angaben der Behörden wurde der Höhepunkt bei den Neuinfektionszahlen bereits Ende März erreicht. 

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Gesichts-„Schutz“-Masken sind doof – sage ich, sagt aber auch Bettina Gaus. Die Politikredakteurin der ansonsten gerade allzusehr auf Regierungslinie eingeschwenkten „Taz“ hält wie Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery die Maskenpflicht mindestens für unsinnig, jedenfalls für falsch und schlimmstenfalls für gefährlich. „Mag ja sein, dass ich mich irre und dass es mir eines Tages peinlich ist, das geschrieben zu haben. Aber ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass es sich bei der Maskenpflicht um eine bizarre Form der Beschäftigungstherapie handelt. Gepaart, vielleicht, mit einer Ergebenheitsadresse an die Regierenden.“

Schlimmer als so eine staatliche Pflicht ist aber natürlich Moralismus. Der ist bei Einzelnen schon unerträglich, aber ganz schlimm, wenn er in die Medien überschwappt: „#zusammen“ blendet die ARD in ihre täglichen Sondersendungen ein. Eine Art Gehirnwäsche. Denn jeder, der nur zögert, oder nicht mitzieht, ist dann gleich ein Volksfeind. Ein Verräter. Das kennt man aus anderen Zeiten.

Die Grenze zum angsterfüllten, bedingungslosen Gehorsam der Obrigkeit gegenüber ist oft schon erreicht. Wer hätte das gedacht, wie schnell das geht.

Ich habe den Eindruck, es geht darum, mit den Masken ein permanentes Symbol der verordneten Angst aufrechtzuerhalten. Denn eine verängstigte Bevölkerung gehorcht leichter, arbeitet besser, findet autoritäre Macher offensichtlich gut und lässt sich Freiheitsrechte nur allzu gern nehmen. Denn es geht ja um „uns alle“. „Leave no one behind.“ 

Gaus schreibt: „Während ich diesen Text schreibe, verfolge ich mit einem Auge die Berichterstattung auf n-tv. Unten am Bildschirmrand, dort, wo normalerweise aktuelle Meldungen zu lesen sind, steht plötzlich eine strenge Ermahnung: Tragen Sie eine Mund-Nasen-Bedeckung! Ein Nachrichtensender hält es für geboten, sein Publikum zu erziehen. Auch eine bemerkenswerte Entwicklung. Kannte man bisher in demokratischen Staaten eher nicht.“

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Ein Überbietungswettbewerb im Ich-bin-ein-guter-Staatsbürger-Darstellen entsteht. Und viele freuen sich auch, dass es endlich mal was zum Denunzieren und Anzeigen gibt – das kannte man nur von Oma bei den Nazis. Die Anrufe und Anzeigen in Ordnungsämtern und Polizeistationen sind jedenfalls stark angestiegen. 

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Heute erlaube ich mir mal wieder ein paar Hinweise in eigener Sache. Weil die Kurzfilmtage Oberhausen ausfallen, finden sie dennoch statt – im Internet, als virtuelles Festival. Man kann sich da übrigens auch als normaler Zuschauer akkreditieren (was ich jedem empfehlen möchte) und über 250 Kurzfilme in kuratierten Programmen ansehen. 

Schon jetzt gibt es ein Rahmenprogramm, wie es sonst real vor Ort stattfinden würde, bei dem Gespräche über theoretische und ästhetische Themen geführt werden; nicht unbedingt zu Film und nicht unbedingt zu Corona, auch wenn beides eine Art Hintergrund bildet. Einer der Redakteure bin ich, und so habe ich zum Beispiel mit dem Biologen und Autor Cord Riechelmann ein schönes Gespräch über Tiere geführt, in dem es unter anderem um das Verhältnis der Deutschen zu Tieren geht, um Fledermäuse, die gerade sehr angesagt sind, und um die Frage, ob die Tiere gerade wirklich in die Stadt zurückkehren. 

Mit der Kulturwissenschaftlerin Eva Horn, die ziemlich fetzige Bücher über Katastrophen, Spionage und Schwärme geschrieben hat, habe ich über Krisen gesprochen. 

Und im Gespräch mit dem Wiener Philosophen Robert Pfaller ging es über das Leben in der Pandemie und den grassierenden Corona-Moralismus. 

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„Da Geselligkeit und Freundschaft ein entscheidender Teil unseres guten Lebens sind, kann der derzeitige Zustand höchstens ein Provisorium sein. […] Mir fällt auf, dass selbst zu ferneren Verwandten oder Freunden jetzt eilig der Kontakt per Mail, Telefon oder Brief gesucht wird. Unter normalen Bedingungen hätten wir manche Leute vielleicht wohl länger unbehelligt gelassen.“ Pfaller ist nicht nur ein großer Spötter, sondern er analysiert klug, was sich hinter dem gegenwärtigen Hang unserer Gesellschaft zu Lustverzicht und Askese verbirgt. In seinen Büchern „Wofür es sich zu leben lohnt“ oder „Erwachsenensprache“ kritisiert er unsere „Verbotsgesellschaft“. 

Dem Wiener Standard hat Pfaller ein Interview gegeben, in dem er die Sinnhaftigkeit der aktuellen Notmaßnahmen und ihre längerfristigen Gefahren analysiert. Zum Beispiel so: „Sicherlich erzeugt die Krise – ähnlich wie die Anschläge von 9/11 – bereits jetzt einen neuen Boom für die Überwachungstechnologie. Es werden sich auch genügend Vorwände finden lassen, um diese Technologien weit über die Dauer der Krise hinaus einzusetzen. Und es wird wenig Widerstand dagegen geben. Wenn die Leute glauben, zwischen ihrer Privatsphäre und ihrer Gesundheit wählen zu müssen, dann entscheiden sie sich für die Gesundheit.“

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Letzte Woche hätten wir gejubelt. Die Reproduktionsrate liegt heute bei 0,75. Gut dass uns das RKI gestern gesagt hat, dass die Reproduktionsrate gar nicht so wichtig ist. Sonst müsste man ja etwas ändern. 

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Toller Text in der „Welt“: „Wir müssen hier raus“ schreibt Andreas Rosenfelder. „Wir leben nicht nur in einer Welt, in der es wie in der späten DDR zum Alltag gehört, noch vor dem kleinsten Laden Schlange zu stehen – das ist einer der harmloseren Aspekte des Lockdown … Nein, wir leben auch in einer Öffentlichkeit, in der Begegnungen mit anderen Menschen strengsten Auflagen unterliegen, Bewegungsfreiheit nur unter bestimmten Bedingungen gewährt wird und sich ein System freiwilliger Überwachung herausgebildet hat, das Verstöße gegen die „Maßnahmen“, wie es im Sound des späten Bertolt Brecht heißt, ächtet und im Zweifel denunziert.“

„Dieser skandalöse Schlingerkurs in der Strategie ist allerdings nicht nur ein Zeichen von Hilflosigkeit, er ist selbst eine Strategie. Sie verdeckt eine unangenehme Wahrheit: Wenn der Lockdown wirklich die deutsche Antwort auf Corona sein soll, dann ist er keine temporäre Lösung, sondern ein potenzieller Dauerzustand. Eine Lockerung, so haben es Merkel und ihr Leibvirologe Christian Drosten den Deutschen in den letzten Tagen eingeimpft, werde die Infektionszahlen im Sommer wieder nach oben schnellen lassen. Das ist völlig logisch – aber gilt dieses Argument nicht in zwei Wochen, in drei Monaten, in einem Jahr genauso? Dass die Krankheit sich auch unter Lockdown-Bedingungen gleichmäßig weiterverteilt, hat Drosten ja mehrfach festgestellt und als Argument gegen eine vorschnelle Aufhebung dieser Bedingungen vorgebracht. In sich ist das schlüssig – aber warum sollte es nach der nächsten Lockdown-Verlängerung plötzlich ratsamer erscheinen, die Restriktionen aufzuheben? Ist es sinnvoller, den dann unvermeidlichen Anstieg der Infektionsraten auf den Herbst zu verschieben, wenn zusätzlich die Grippeviren kursieren? Oder ziehen wir die On-off-Lockdown-Gesellschaft jetzt einfach durch, Augen zu, wo wir uns schon so gut daran gewöhnt haben? Bis ein Impfstoff da ist oder die Pandemie vorüber, im Zweifel bis ins Jahr 2022, wie es der Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach so gerne prophezeit, der in letzter Zeit eher wie ein offizieller Sprecher der Pandemie wirkt als wie ein Vertreter der von ihr betroffenen Gesellschaft?“

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Der Aufreger von Vorgestern war das Interview, das Wolfgang Höbel im „Spiegel“ mit Frank Castorf über die Corona-Politik geführt hat. Ein wunderbarer Text. Castorf triggert genau die Reflexe aller braven Bürger die sich dann schön empören und deshalb danach wohlfühlen dürfen. 

„Es ist immer traurig, wenn ein Mensch stirbt, auch ein alter Mensch. Aber es ist der Lauf der Dinge, den wir akzeptieren müssen. […] Das Theater ist dafür da, daran zu erinnern, dass wir den Tod nicht abschaffen können. Es macht uns klar: Die Welt wird irgendwann das Zeitliche segnen. Das ist traurig. Aber es wird passieren. Das Problem ist, dass wir in einer Welt leben, die glaubt, dass sie unsterblich sei. Die Unsterblichkeit ist unsere praktizierte Religion.“

“Wozu führt es denn, wenn man alte Menschen, die jetzt als Risikogruppe Nummer eins bezeichnet werden, einfach einsperrt? Das macht die Psyche kaputt und nährt den Lebensüberdruss, bis die Leute sagen: Lasst mich doch endlich sterben!“

Mir gefällt überhaupt nicht, dass mir jemand sagt: „Das darfst du nicht.“ Und ob ich je wieder darf, hängt von der Gnade von Leuten ab, die für anderes gewählt wurden und deren Inkompetenz allen klar ist. Trotzdem dürfen sie jetzt Machtpolitik ausüben. 

Ich wünsche mir einen republikanischen Widerstand. Als die BRD-Regierung Ende der Sechzigerjahre versuchte, eine Notstandsgesetzgebung durchzupeitschen, gab es einen wahnsinnigen Bürgeraufstand gegen diese Gesetze. Wo bleibt der heute?

Demonstrationen, das heißt die praktizierte Meinungsfreiheit, sind so gut wie verboten. Die Kunstfreiheit und die Glaubensfreiheit sind es auch. Natürlich kann man mit Ausnahmegesetzen wunderbar regieren, mit Anweisungen zum Händewaschen, Abstandhalten, Mundschutztragen. Ganz viele Deutsche haben offenbar eine tiefe Sehnsucht danach, dass sie endlich jemand an die Hand nimmt und irgendwo hinführt. […] Wir Deutschen dagegen haben vor allem Angst.“

Die Reaktionen waren erwartbar. 

Das kann man doch nicht sagen! Das ist doch kindisch!! Jetzt wird er wirklich senil!!! Muttiiii, darf der Mann das???

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Es ist ein Interview, über das sich ein paar Mädchen empören, und die alten Spießer-Männer regen sich auf oder finden es ganz furchtbar, und alle alle sind sich einig. Genau gegen diese Art von Einigkeit gibt Castorf ein solches Interview. 

Leider gibt es viel zu viele Spießer auch im Bürgertum. Nein eigentlich gerade da. 

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Und im spießigen Radio Eins vom RBB springt man bereitwilligst auf den Zug auf. Da macht ein Jens Balzer alberne Scherze: „Als Vater von Teenager-Kindern fühle ich mich sofort an die letzte Debatte mit meinem bockigen Sohn erinnert. Diese Ähnlichkeit zwischen Frank Castorf und meinem Sohn lässt unterschiedliche Deutungen zu. Entweder wird mein Sohn einmal zu einem berühmten Theaterregisseur, der in tagelang dauernden Inszenierungen mit Fäkalien werfen und Frauen vergewaltigen lässt, wofür ihn eine ergebene Anhängerschaft gottgleich feiert. Ich hoffe mal, dass es nicht so kommt oder ich bis dahin wenigstens tot bin. Oder, zweite Möglichkeit: Nach dem Eintritt ins Rentenalter und mit der allmählich einsetzenden Senilität entwickelt sich Frank Castorf auf den mentalen Stand eines Teenager-Jungen zurück, der sich zur Stabilisierung der Ich-Identität an echten oder vermeintlichen Autoritätspersonen abarbeiten muss. […] über weite Strecken redet Castorf nicht viel anders als, sagen wir einmal, Björn Höcke.“ 

Solche Reaktionen – diese Mischung aus Pop-Pose und Großsprecherei – sind exakt der Grund, warum Castorf so ein Interview gibt. Weil es offenbar Leute gibt, für die ernsthaft das Unterlassen des Händewaschens mit einem Banküberfall oder Rechtsextremismus gleichzusetzen ist – und nichts gegen Banküberfälle. 

Der ernsthafte Teil der hier gar nicht gestellten Fragen lautet doch: Muss eine Regierung sich mit so etwas beschäftigen? Muss eine Regierung ein Kindergärtnerinnen-Verhältnis zu ihren Bürgern haben? Oder wird sie dabei selber infantil?

Sollte eine Regierung nicht besser auf Selbstverantwortung setzen und ihre Bürger auf Augenhöhe ansprechen? 

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Dem deutschen Fernsehen gehen jetzt schon langsam die Ideen aus. Vier, sechs Wochen Corona, das ist schön, irgendwie wie WM, mit eigenem Corona-Jingle und so. Aber dann ist auch mal gut. 

Darum hat man jetzt die tägliche Comedy-Show mit Sebastian Pufpaff „Noch nicht Schicht“ abgesetzt. Sehr schade. Ganz offenbar zu intelligent fürs ZDF.  Pufpaff selbst hätte gern weitergemacht.

Aber für uns ist weiterhin noch nicht Schicht. April war der grausamste Monat. Der ist vorbei, jetzt tanzen wir in den Mai. 

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