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Jia Zhang-ke ist einer der wichtigsten chinesischen Regisseure. In einer Filmzeitschrift schilderte er sein Leben in Corona-Zeiten. | Foto © Rapid Eye Movies

Alles locker, Schulter an Schulter, steht auf, wenn ihr Cinephile seid: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 29. 

„Das Kino ist in existenzieller Gefahr.“
Ulrich Matthes, Schauspieler, Präsident der Deutschen Filmakademie

 

Jia Zhang-ke – wisst ihr, liebe Leser, wer das ist? Keine Schande, wenn man das nicht weiß, könnte man aber. Dieser Jia Zhang-ke ist einer der wichtigsten Regisseure der Welt, einer der führenden chinesischen Regisseure und hat schon einen „Goldenen Löwen“ (2006) in Venedig gewonnen und andere große Preise. Ein Angehöriger der sogenannten „Sechsten Generation“ des chinesischen Kinos, das immer noch in Generationen geordnet wird. Die Sechste Generation, das sind jene Filmemacher die zwischen Anfang und Ende der 1960er-Jahre geboren sind und deswegen im Studentenalter waren, als 1989 die Studentenproteste am Tiananmen-Platz blutig niedergeschlagen wurden. Jeder, der das am Fernsehschirm erlebt hat, hat es nicht mehr vergessen. Diese Erfahrungen gehen in die Filme der Sechsten Generation ein. Was sie unterscheidet von der Fünften Generation“, von Regisseuren wie Zhang Yimou („Das Rote Kornfeld“) und Chen Kaige („Lebewohl meine Konkubine“), das ist, dass diese Filmemacher zum einen aus dem China von heute erzählen und fast nie Historienfilme drehen („Kostümfilme“ will ich nicht mehr sagen, neulich bekam ich die Post einer netten Leserin, die mich ganz zu Recht darauf hingewiesen hat, dass ja jeder Film ein Kostümfilm sei. Überraschenderweise war diese Leserin übrigens Kostümbildnerin.). Und sie arbeiten sehr dokumentarisch. 

Im „Filmkrant“, einer ziemlich guten niederländischen Filmzeitschrift, einer Art „Cahiers de Cinéma“ aus unserem Nachbarland Frankreich, hat der Regisseur jetzt einen Text zu Corona veröffentlicht. Er erzählt, wie er am 4. März zurück nach Peking geflogen kam, direkt von der Berlinale. Alle, die damals zurückkamen, waren gezwungen, sich in eine 14-tägige Selbstquarantäne zu begeben. Und Jia schreibt: 

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Morgen beginnt das Dokfest München – online! „The Second Life“ von Davide Gambino läuft im Panorama. | Foto © Dokfest München

Morgen beginnt das Dokfest München. Ein Filmfestival online – geht das überhaupt? Auf jeden Fall wird es neue Erkenntnisse und Fragen bringen, meint der Festivalleiter Daniel Sponsel.

Das Dokfest München hat in den vergangenen Jahren einen enormen Zuwachs an Publikum zu verzeichnen, der weit über das übliche Potential der regulären Auswertung von Dokumentarfilmen im Kino hinausgeht. Dafür gibt es zwei Gründe: Einerseits bietet das Dokfest alle Attraktivitäten einer solchen Veranstaltung, ein sorgfältig kuratiertes und exklusives Filmprogramm: Reihen, Wettbewerbe und Preise, begleitet von Filmgesprächen mit Gästen aus der ganzen Welt. Anderseits gelingt es dem Festival, diverse spezifische Zielgruppen mit hohem Einsatz und individueller Ansprache für sich zu gewinnen. Das Dokfest München 2020 kann aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus in diesem Jahr nicht regulär an den vertrauten Spielorten stattfinden und wagt den Schritt ins Netz mit einer Online-Edition. Wesentlich sind die Fragen nach der Bedeutung und dem Erfolg dieses Projekts und die Erkenntnisse die sich im Falle eines Erfolges oder eines Misserfolges daraus für die Branche gewinnen lassen.

Wer schon einmal mit uns die Eröffnung des Dokfest München im Deutschen Theater erlebt hat, ist um ein Filmerlebnis reicher und weiß um die pure Energie, die entsteht wenn 1.500 Menschen gemeinsam emotionale Momente teilen, lachen oder berührt sind. Der Dokumentarfilm beweist in diesem Saal Jahr für Jahr, dass er gleichermaßen verbriefte Wirklichkeit und ein Kinoerlebnis ist. Aktuell wäre leider keinem Kino geholfen, wenn das Dokfest einfach ausfallen würde. Die Online-Edition des Festivals ist kein Statement gegen die Filmkunst im Kino, sondern ein Lebenszeichen für diese außergewöhnlichen Dokumentarfilme überhaupt, die jenseits des Festivals nirgendwo zu sehen sein würden.

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Unsere Autorin schaut immer wieder bei „ihren“ Kinos vorbei – zur Versicherung, dass es sie noch gibt: „Sie warten auf uns!“ Das „Bundesplatz Studio“ in Berlin. | Foto © Elisabeth Nagy

An die Tür zum Berliner Kino „Delphi Lux am Zoo“ hat ein Kino-Freund ein Gedicht angeklebt. Eine Liebeserklärung an das Kino als Ort der Erfahrung. Ich war vor sechs Wochen das letzte Mal im Kino, an einem Freitag. Das war zur Pressevorführung zu Oskar Roehlers „Enfant terrible“. Für den nächsten Montag jetzt im Mai wäre eine zweite Vorführung geplant gewesen. Die Fassbinder-Biografie ist auf unbekannt verschoben, wie so viele Filmstarts. Bei der Vorführung Mitte März unkten einige Kolleg*innen noch, das würde vielleicht unsere letzte PV (kurz für Pressevorführung) gewesen sein. Am Wochenende stellte sich heraus: genauso ist es. 

Weltkino ist jetzt einer der ersten Verleiher, der neue Starttermine bekannt gibt. Noch nicht für den Roehler-Film, aber für die Schlingensief-Dokumentation „Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien“ von Bettina Böhler, der doch auf der Berlinale so gut ankam. Den 20. August visiert man an und hält sich offen, entweder, wenn man darf, Sondervorführungen anzusetzen, oder halt, wenn man Ende August immer noch nicht zurück in die Kinosäle darf, noch einmal zu verschieben. In der Pressemitteilung erklärt Weltkino-CEO Michael Kölmel: „Wir hoffen sehr, dass die Kinos spätestens im August wieder öffnen können. Sollte sich herausstellen, dass der Spielbetrieb doch erst zu einem späteren Zeitpunkt beginnen kann, werden wir entsprechend umplanen, Sicherheit geht natürlich vor. Es ist uns aber wichtig, sowohl für die Kinobetreiber als auch für das Publikum ein Zeichen der Hoffnung zu setzen und die Vorfreude auf neue Filmkunst im Kino zu schüren.“

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Schaun wir mal: Der SWR bietet am langen ersten Maiwochenende den Kulturschaffenden eine Plattform. Drei Tage lang. | Screenshot

Auch Rheinland-Pfalz macht sich Sorgen um die Kunst und will mit „Arbeitsstipendien“ helfen – immerhin 2.000 Euro, die es aber auch nur einmal gibt. Und der SWR will Künstler*innen am kommenden langen Maiwochenende eine Plattform auf allen Kanälen bieten. 

Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare. 

 

„Schauspiel ist kein vornehmer Beruf. Früher wurden Schauspieler an einer Kreuzung mit einem Pfahl durch das Herz begraben“, schreibt der amerikanische Dramatiker, Regisseur und Produzent David Mamet in „Richtig und falsch“, seinem „kleinen Ketzerbrevier samt Common sense für Schauspieler“. Den Brauch fand Mamet nicht schlimm – im Gegenteil: „Die Aufführungen dieser Leute beunruhigten die Zuschauer so sehr, dass sie ihre Geister fürchteten. Ein tolles Kompliment.“ Allerdings: In gewisser Weise sei das noch heute so.
[Danke für den Hinweis einer Leserin, Ihre Redaktion.]

 

Kulturschaffende in Zeiten von Corona: „Vielen geht es richtig scheiße“, verrät Schorsch Kamerun, Sänger von Die Goldenen Zitronen und Regisseur, der „Taz“.

Rheinland-Pfalz schnürt ein Unterstützungspaket für die Kultur. Zentrale Maßnahme sind Arbeitsstipendien für Künstler, maximal und einmalig 2.000 Euro. Ein überschaubarer Teil der 15,5 Millionen Euro geht auch an Kinos – nämlich die Summe hinter dem Komma.

Nach der Stimmung in der Filmszene fragt heute der Indiefilmtalk ganz faktennah Josephine Hage von „Kreatives Sachsen“ und Media Consultant Jörg Langer: Josephine Hage hatte bereits vor knapp fünf Wochen in der Episode 68 des Podcast ihre Umfrage vorgestellt. Jörg Langer ging mit seiner Umfrage direkt auf die bundesweite Branche ein und befragte über 5.000 Filmschaffende aus ganz Deutschland. Dabei unterstützten ihn verschiedene Filmgruppen, darunter AG Dok, BFS, BVFK, Crew United und Fair TV. 

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„Systemsprenger“! Das Debüt der Regisseurin Nora Fingscheidt wurde gleich achtfach mit dem „Deutschen Filmpreis“ ausgezeichnet. | Foto © Weydemann Bros.

Ziemlich sensationell, was am Freitag beim „Deutschen Filmpreis“ passierte: Ein Debütfilm räumte ab, und das gleich achtfach – das hatten in 70 Jahren nur drei Filme geschafft. Leider schaute kaum jemand zu bei der Geistergala im Livestream.

Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare. Leider können wir nicht alle persönlich beantworten. 

 

Alles anders diesmal bei der Lola, staunt „Die Zeit“: Ein Debütfilm bekommt den Hauptpreis, eine Elfjährige den Preis als beste Schauspielerin – und das Ganze auch noch ohne Publikum.
Acht „Lolas“ für „Systemsprenger“. Das Drama von Nora Fingscheidt hat am Freitag beim „Deutschen Filmpreis“ abgeräumt. Nur zwei Filme hatten in 70 Jahren mehr Auszeichnungen.
Eine „Übung im Trockenschwimmen“ nennt die „FAZ“ die „Lola“-Gala im Corona-Stil. Gut gemeint, aber … findet auch die „Berliner Zeitung“ die „Geistergala“. Die „Süddeutsche Zeitung“ findet’s trotzdem „schön und ermutigend“ und sah auch „noch immer dieses Strahlen“: „Leidenschaft und Zusammenhalt der Szene waren spürbarer.“
Nur das Publikum selbst zeigte wenig Interesse am Deutschen Film. 

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Einer der besten deutschen Filme aller Zeiten: Rudolf Thomés „Rote Sonne“ von 1970. | Foto © Arthaus

Politik in Zeiten demokratischer Zumutungen: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 22.

„Diese Pandemie ist eine demokratische Zumutung.“
Angela Merkel

„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“
Paulus

„Now this is not the end. It is not even the beginning of the end. But it is, perhaps, the end of the beginning.“ 
Winston Churchill

 

Wir alle kennen inzwischen Alexander S. Kekulé. Manche sind richtige Fans, und schreiben auf Facebook vom Camp Kekulé, andere gehören eher zur Boygroup von Christian Drosten. Wie die beiden sich eigentlich inhaltlich unterscheiden, kann man gar nicht so genau sagen, es geht eher um Stilfragen. Und die hängen wieder damit zusammen, dass der eine „drinnen“ ist, der andere „draußen“. Und auch wenn der Münchner Kekulé erklärter Fan des FC Bayern ist, ist er hier eher der Homo Novus, der mächtige. mit ein wenig Ressentiment ausgestattete Außenseiter, so eine Art RB Leipzig der Virologie. Drosten Regierungsberater, Kekulé Möchtegernregierungsberater. 

Kekulé hat viele interessante, zum Teil filmaffine Verwandte, und es würde sich lohnen, hier einmal richtig in Ruhe nachzuforschen: Der Uropa August Kekulé einer der Begründer der modernen Chemie, der Opa Oswald Urchs ein Nazi, der für die IG Farben in Indien tätig war und den Spitznamen „Gauleiter von Indien“ trug, Mutter und Vater Autoren und Filmemacher, Stiefvater auch Filmemacher, eine weitere Anverwandte (seine Tante?) eine der drei WG-Genossinnen von Uschi Obermeier in Rudolf Thomés „Rote Sonne“, einem der besten deutschen Filme aller Zeiten.

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„Der Himmel über Berlin“ im Hinterhof: Die Initiative Windowflicks hilft mit Freiluft-Kino-on-Demand den Programmkinos in der Hauptstadt. | Foto © Windowflicks

„Das Autokino erlebt eine Renaissance“ titelt „Der Tagesspiegel“ in Berlin. Die Bundesnetzagentur, die dafür die Frequenzen zuteilt, erhält immer mehr entsprechende Anträge. Frische Blockbuster aus dem Startplaner darf man natürlich dort nicht erwarten. Was mir fehlt, und was es durchaus schon gab, wären Kurzfilme im U-Bahn-TV, zumindest für die, die zur Arbeit fahren müssen. 

Als neue Abspielmöglichkeit entdeckt man nun Hinterhofwände, um sogenanntes Fassadenkino zu ermöglichen. Berlin machte den Anfang und streamte den „Himmel über Berlin“ in einem Hinterhof im Prenzlauer Berg. Die Initiative hinter Windowflicks möchte gleichzeitig die Berliner Programmkinos der Initiative „Fortsetzung folgt“ unterstützen. Für eine Fassadenvorführung kann man sich bewerben, zur Verfügung steht neben dem Wim Wenders-Klassiker im Verleih von Studiocanal auch „Shaun das Schaf – Der Film: UFO-Alarm“ ebenfalls von Studiocanal oder „Loving Vincent“ und der Berlin-Film „Cleo“ von Weltkino und „The Artist“ von DCM. Bewerben können sich Hausgemeinschaften ab 20 Parteien mit entsprechender Sicht auf eine ausreichend große Feuerwand. Das sollte dann auch dem Schwarzen Brett in Hausfluren Auftrieb geben. Vorführungen finden Donnerstags und Samstags statt.

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Corona in Grafiken: „Die Zeit“ zeigt anhand von Daten, wie das Virus unseren Alltag verändert | Screenshot

Kultur ist wichtig! So schmettert es seit Beginn der Krise so oft durchs Land wie nie zuvor. Nur ganz oben, hinter verschlossenen Türen, wird anscheinend Klartext geredet: Während der Sitzung des CDU-Präsidiums am Montag soll die Kanzlerin gesagt haben, was wirklich zählt – und was eher doch nicht ganz so wichtig ist. Gezählt haben wir auch und verraten die ersten Daten aus der Kurzumfrage zur Lage der Filmschaffenden in der Corona-Krise.  

Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare an (Aktiviere Javascript, um die Email-Adresse zu sehen). Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können. 

 

Welche Folgen hat die Corona-Pandemie für die Film- und Fernsehschaffenden? Und wie wirksam sind die Soforthilfe-Maßnahmen? Darum ging’s in der Kurzumfrage, die Jörg Langer mit Unterstützung von AG Dok, BFS, BVFK, Crew United und Fair TV führte. 3.921 Filmschaffende hatten es durch den Fragenkatalog geschafft, Durchschnittsalter: 36 Jahre. Und damit beginnen auch schon die Daten, die gewonnen werden sollten. Eine erste, noch sehr schnelle Auswertung auf Bundesebene liegt uns vor, das endgültige Ergebnis ist Ende nächster Woche zu erwarten.

Der Großteil der Befragten verteilt sich gleichmäßig auf zwei Gruppen: 44,1% sind auf Produktionsdauer beschäftigt, 42,7% selbständig (Soloselbständige, Freiberufler*innen, Einzelunternehmer*innen).
37,9% sind „unterschiedlich tätig“ und arbeiten mal auf Lohnsteuerkarte, mal auf Rechnung. Nur 5,2% beschäftigen Angestellte.

Die Corona-Pandemie-Maßnahmen werden sich bei fast allen negativ auf das Einkommen auswirken:
12,6% befürchten, in diesem Jahr überhaupt kein Einkommen mehr zu haben,
67,0% ein beträchtliches Sinken des Einkommens,
12,8% ein leichtes Sinken.

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Ein Zusammenschnitt des 6. Netzwerkforums der ZAV-Künstlervermittlung im Rahmen der Berlinale 2020.

Das Netzwerkforum ist eine Veranstaltungsreihe der ZAV-Künstlervermittlung. Hier entwerfen Medienexperten zukünftige Szenarien oder stellen sich aktuellen Herausforderungen. So will das diesjährige Netzwerkforum, mit dem Thema „Fach- und Nachwuchsmangel in der Filmbranche – was tun?“, mehr als nur Reden, sondern Handeln. Die Veranstaltung fand am 24. Februar 2020 im Rahmen der Berlinale statt.

Auf dem Podium waren vertreten:

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Gleich zwei Beiträge widmete das „Morgenmagazin“ von ARD und ZDF heute den Sorgen der Filmbranche. Und nicht nur das Fernsehen bemerkt die Lücken in den Hilfsprogrammen. | Screenshot

In Bayern gibt’s jetzt sowas wie ein bedingungsloses Mini-Grundeinkommen auf Zeit für Künsterler*innen in der Corona-Krise. Nach Baden-Württemberg das zweite Bundesland, das auf die Notrufe gehört hat. Und auch Zeitungen und Fernsehen beschäftigten sich heute ausführlich mit den besonderen Problemen der Branche und ihrer Filmschaffenden. Nur die Kulturstaatsministerin hält Hartz IV immer noch für eine gute Alternative. Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare. 

 

Morgen hätte es losgehen sollen, doch aus aktuellem Anlass wird der zweite Kongress zur „Zukunft Deutscher Film“ frühestens im Herbst stattfinden. „Perspektiven der deutschen Film- und Kinokultur“ sollen trotzdem diskutiert werden: Gestern startete das Lichter Filmfest seinen Podcast zum Kongress – und fragte uns. „Der Deutsche Film – schon wieder in der Krise und diesmal richtig!“ heißt die erste Folge. Jenni Zylka sprach mit Oliver Zenglein, Geschäftsführer von Crew United, und Peter Hartig, Herausgeber von „cinearte“.

 

Ein letztes Mal drängeln wir noch: Heute nacht schließt unsere Kurzumfrage zu den Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf die Filmschaffenden. Jede Antwort ist wichtig.

 

Auch Bayern greift jetzt zur praktischen Lösung und zahlt Künstler*innen in der Corona-Krise 1.000 Euro pro Monat, und zwar drei Monate lang. Das verkündete Ministerpräsident Markus Söder heute in seiner zweiten Regierungserklärung zur Pandemie im Landtag. Unterstützt werden seiner Formulierung zufolge aber ausschließlich die rund 30.000 Künstler, „die auch in der Künstlersozialkasse organisiert“ seien.
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft in München findet das eine „echte Verbesserung“, die sie übrigens selber angestoßen habe. Allerdings hätte man sich einen höheren Betrag wie in Baden-Württemberg gewünscht – dort gibt es 1.180 Euro. Zudem sollten „die Hilfen für alle Soloselbstständigen gelten, unabhängig davon, ob sie Mitglied in der Künstlersozialkasse sind.“  Weiterlesen

Mit etwas Fantasie und einem Netflix-Zugang kann man immer noch verreisen. Die „FAZ“ wagte den Selbstversuch und reiste nach Nigeria. | Foto © Netflix

„Bayern ist ein Kulturstaat. So steht es in der Verfassung.“ Das ist ein schöner Satz, die Grünen schrieben ihn an ihre Landesregierung und fordern flexible Lösungen für die prekäre Branche, damit’s nach der Krise überhaupt noch Menschen gibt, die diese Kultur schaffen. Doch für viele, die zwischen zwei Projekten gestrandet sind, ist immer noch keine Hilfe in Sicht. Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare. 

 

Falls Sie am Wochenende noch nichts vorhaben: Noch bis Montag läuft die Kurzumfrage zu den Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf die Filmschaffenden. Angesprochen sind damit explizit auch die Schauspieler*innen, von denen viele durch die Hilfsnetze zu fallen drohen. Die Umfrage soll auch dazu eine belastbare Datenbasis liefern.

 

Oder beginnen wir doch einfach mit dem heutigen Leserbrief einer Filmschaffenden:

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Zur Aufmunterung gibt’s heute eine kleine Hommage an Roald Dahl. Der hat nicht nur die Vorlage für „Der fantastische Mr. Fox“ und viele weitere Filme geliefert, sondern war irgendwie auch ein bisschen James-Bond. Und mit einer »oscar«-gekrönten Hollywood-Schauspielerin verheiratet. | Foto © 20th Century Fox

Wirtschaft & Gesellschaft: Exogene Schocks in ihrer Gesamtwirkung, Perspektivfragen und böse Rechnungen: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 18. 

„Wer soll das bezahlen?
Wer hat soviel Geld?
Wer hat soviel Pinke-Pinke

In der ganzen Welt?“
Deutscher Evergreen, erstmals 1949

„Ich wasche meine Hände in Unschuld.“
Pontius Pilatus

„Auf welcher Faktenbasis tun wir all das, was wir tun? Was, wenn wir uns geirrt haben?“
Markus Lanz

 

Das Wochenende steht an, und auch wenn es, abgesehen vom schönen Wetter, zur guten Laune eigentlich nicht so viel Anlass gibt, möchte ich doch beginnen, auf ein paar unbestreitbar schöne Dinge hinzuweisen. 

Zum Beispiel auf Roald Dahl (1916-1990). Viele werden den Waliser mit norwegischem Vater als Kinderbuchautor und Filmvorlagengeber („Der Fantastische Mr.Fox“, „Charlie und die Schokoladenfabrik“) kennen, einige auch als Autor schwarzer sarkastischer Erwachsenengeschichten (“Küsschen, Küsschen“). 

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„Ganz oder gar nicht“? Im Kino war’s ja noch lustig vorm Arbeitsamt die Hosen runterzulassen. Im wahren Leben haben die Künstler oft nur die zweite Wahl. | Foto © 20th Century Fox

Allmählich wird auch außerhalb der Künste erkannt, dass die Finanzhilfen an vielen vorbeigehen.  Die versprochene „schnelle und unbürokratische Hilfe“ bedeutet für Freischaffende und Projektarbeiter oft: Hartz IV.  Und in Nordrhein-Westfalen denkt darum auch schon die SPD-Opposition an eine Art „vorübergehendes staatliches Grundeinkommen“. Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare – und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können. 

 

„Frust, Wut und Fassungslosigkeit“ titelte gestern abend die „Süddeutsche Zeitung“, nachdem sie näher auf die „unbürokratische Hilfe von Bund und Ländern“ geschaut hatte: Freischaffende Künstler*innen erhalten meist keine. Die meisten werden ans Hartz IV verwiesen.

Die Zahl der Anträge auf Hartz IV wächst stark, meldete die „Süddeutsche Zeitung“. Etwas untertrieben: Im Jobcenter Fürstenfeldbruck, das die Zeitung als Beispiel anführt, haben sich die Neuanträge versechsfacht! Wer wegen der Corona-Krise ohne Einkommen ist, soll allerdings von den strengen Regeln der „Grundsicherung“ ausgenommen sein: Keine Maßnahmen, keine Kürzungen,  keine Vermögensprüfung – rückwirkend zum 1. März und bis 30. Juni.

Aus diesem Anlass nochmals die Links zur Kurzumfrage zur Situation der befristet Angestellten in der Filmbranche und zur Petition zum ALG1.

Verwertungsgesellschaften kassieren Hunderte Millionen Euro – doch kleine Labels und Kreative fühlen sich benachteiligt. „Die GVL sitzt auf dem Geld der kleinen Musiker“, schreibt der „Spiegel“.

Betroffen sind aber nicht nur Musiker. Der Schauspieler und Synchronsprecher Frank Röth hatte schon vor Wochen in einem Offenen Brief die GVL kritisiert, sie sitze „seit langem auf einem hohen dreistelligen Millionenbetrag, der uns Künstlern zusteht und längst hätte ausgeschüttet werden müssen.“ Die Antwort zitierte er zwei Tage später. 

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Zeit für Klassiker: „Taxi zum Klo“ ging 1980 ungewohnt offen mit dem Thema Homosexualität um. Salzgeber hat die Tragikomödie digital restauriert und streamt sie jetzt zum 40. Jubiläum. | Foto © Salzgeber

Die Streams der Woche.

Es steht wohl fest, so schnell werden die Kinos nicht öffnen können. Die Kontaktbeschränkungen gelten zuerst einmal bis zum 3. Mai. Bald werden wohl die Startverschiebungen für die nächsten Wochen bekannt gegeben. Man schaut bei den Kolleg*innen in die Blogs, ob die schon mehr wissen. Eine Agentur hat gerade erst ein Rundschreiben an alle Kolleg*innen rausgeschickt, dass sie trotz fehlender Kinostarts den Kontakt halten möchten. Für Fragen stünden sie jederzeit zur Verfügung. Andere Verleiher vermelden gar nichts. Hat man da eine E-Mail verpasst? Setzt eine Art von FoMO ein, eine Angst, etwas an News zu verpassen? Den Einstieg wohlmöglich, wann es weitergehen wird?

Angst, etwas zu verpassen, hat man bei dem reichhaltigen Angebot, dass man per Streaming inzwischen erreichen kann. Was ist wo verfügbar? Wer macht welche Archive frei zugänglich? Und wann gucke ich das alles? Gucke ich es gleich oder morgen oder übermorgen oder überhaupt? Kommt man überhaupt noch zum Filme schauen? Die Vorzüge von Film im Kino sind immer klarer benennbar. Kino schaut man nicht nebenbei. Kino ist eine bewußte Entscheidung.

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Jippieh! Wir dürfen bald wieder raus. Aber nur ganz vorsichtig. Irgendwie. | Foto © Leo Dorian Stiebeling

Geld oder Leben? Bund und Länder haben heute beraten: Die Einschränkungen sollen gelockert werden. Aber ganz vorsichtig.  Unterdessen zeigt sich, wie mit Zahlen und Fakten aus den unterschiedlichsten Gründen gespielt wird. Wir bitten darum um Nachsicht, wenn der allgemeine Presseüberblick heute etwas umfangreicher ausfällt.

 

Die Brancheninfos erscheinen gleichzeitig auch auf unserem Blog out-takes zum Nachlesen.

Die Kurzumfrage zur Situation der befristet Angestellten in der Filmbranche ist überarbeitet, die Stolpersteine hoffentlich alle aus dem Weg geräumt. Wir drängen nochmals auf rege Teilnahme. Nur so wird es belastbare Daten geben, ob oder in wieweit die Hilfsprogramm die Filmschaffenden überhaupt erreichen. 

Gleiches gilt für die Petition zum ALG1.

 

Schulen und manche Geschäfte sollen wieder öffnen, Maskentragen wird empfohlen – und Großveranstaltungen bleiben noch auf Monate untersagt: So planen Bund und Länder den Weg aus dem Lockdown.

Schnelle Daten, pünktlich geliefert: Wie ein Wissenschaftler zum Kronzeugen für einen raschen Exit wurde. Eine Rekonstruktion der Wissenschaftsjournalisten Christian Schwägerl und Joachim Budde.

An der Präsentation der „Heinsberg-Studie“ war auch die PR-Agentur Storymachine beteiligt. Das wirft Fragen auf, auch für die ARD-„Sportschau“.

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