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Heute antwortet Die Linke, wie sich die Partei die Zukunft von Kino und Film in Deutschland vorstellt. | Montage © cinearte

Ende September ist Bundestagswahl. Damit alle wissen, was sie wählen, wenn sie ihr Kreuzchen machen, hat Initiative Zukunft Kino+Film sieben Parteien acht Fragen gestellt: zu ihren Visionen von der Zukunft des Kinos und der Filmkultur – sogenannte Wahlprüfsteine. Heute antwortet Die Linke.

1. Welchen Stellenwert hat für Ihre Partei die Film- und Kinokultur im Kontext der Künste? Werden Sie sich für eine Erhöhung des Filmetats im Kulturhaushalt einsetzen?
Ja, wir wollen eine Erhöhung des Filmetats, um beispielsweise kommunale Kinos zu fördern, indem regionale Strategien zur Publikumsbindung entwickelt werden. Im Kontext der Künste hat die Film- und Kinokultur für uns einen enorm hohen Stellenwert. Das Medium Film ist eine komplexe grenz- und gattungsüberschreitende Kunstform und kulturelles Bildungsgut. In ihr verschmelzen unterschiedliche Kunstformen wie die Ästhetik spezifischer Bildsprachen, Schauspielkunst, Dramaturgie oder auch Musik. Auch das Kino ist mehr als ein wirtschaftliches Auswertungsfenster. Kino ist ein Ort kultureller Praxis, denn im Kinosaal werden Menschen zusammengeführt, die sich mit geschichtlichen, gesellschaftsrelevanten und politischen Themen auseinandersetzen und durch künstlerisch-ästhetische Wahrnehmungen neue Selbsterfahrungen erleben.

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Wie stellen sich die Parteien die Zukunft von Kino und Film nach der Bundestagswahl vor? Dies sind die Antworten der FDP. | Montage © cinearte

Am 26. September ist Bundestagswahl. Damit alle wissen, was sie wählen, wenn sie ihr Kreuzchen machen, hat Initiative Zukunft Kino+Film sieben Parteien acht Fragen gestellt: zu ihren Visionen von der Zukunft des Kinos und der Filmkultur – sogenannte Wahlprüfsteine. Heute antworten die Freien Demokraten.

1. Welchen Stellenwert hat für Ihre Partei die Film- und Kinokultur im Kontext der Künste? Werden Sie sich für eine Erhöhung des Filmetats im Kulturhaushalt einsetzen?

Die Filmwirtschaft als eine der elf Teilbranchen der Kultur- und Kreativwirtschaft hat bei uns einen hohen Stellenwert. Wir haben darum im Bundestagswahlprogramm deutlich gemacht, dass wir die Kultur- und Kreativwirtschaft als wichtigen Wirtschaftszweig und Innovationstreiber stärken wollen.
Auch die Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag hat dies im letzten halben Jahr durch zwei Anträge klargestellt: „Die Leinwand bleibt unersetzbar – Für ein Überleben der deutschen Film- und Kinobranche“ (BTDrs. 19/27823) und „Zukunft für großes Kino – Deutsche Filmförderung im europäischen Kontext“ (BT-Drs. 19/27822).
Nach unserer Ansicht bedarf es einer gemeinsamen Initiative der Politik sowie der Kino-, Film-, Produktions- und Kreativwirtschaft, um Filmförderung europäisch vergleichbar, unbürokratisch und flexibel zu gestalten. Wir müssen uns die Fördersysteme und Marktbedürfnisse genauer anschauen, um zu Entscheidungen zu gelangen. So können wir uns auch vorstellen, in einem ersten Schritt zu prüfen, inwiefern eine Umstellung der Filmförderung auf das ungarische Tax-Relief-System oder das britische System der Steuergutschrift für den nationalen deutschen Markt sinnvoll erscheint. In einem zweiten Schritt müsste geprüft werden, welche Höhe eines möglichen Steuerrabatts zielführend und europäisch adäquat ist.

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Wie stellen sich die Parteien die Zukunft von Kino und Film nach der Bundestagswahl vor? Die Freien Wähler antworten zuerst. | Montage © cinearte

Am 26. September ist Bundestagswahl. Damit alle wissen, was sie wählen, wenn sie ihr Kreuzchen machen, hat Initiative Zukunft Kino+Film sieben Parteien acht Fragen gestellt: zu ihren Visionen von der Zukunft des Kinos und der Filmkultur – sogenannte Wahlprüfsteine.

„Unsere Fragen sind kritisch, denn wir schauen kritisch auf den Zustand des deutschen Kinos. Wir wünschen uns mehr künstlerische Vielfalt im deutschen Film und halten einen Paradigmenwechsel in unserer Filmkultur für dringend nötig“, schreibt die Initiative, ein Zusammenschluss von Berufsverbänden, Interessengruppen und Netzwerken. Die Antworten der Parteien veröffentlichen wir in den kommenden beiden Wochen auf „Outtakes“ – in aufsteigender Reihenfolge nach Sitzen im Bundestag. Den Anfang macht allerdings eine, die dort erst noch hin will: die Freien Wähler.   

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„Das Boot“ war ein internationaler Kinoerfolg mit sechs „Oscar“-Nominierungen. Jost Vacano (an der Kamera) trug dazu nicht nur durch seine Bildgestaltung bei, sondern entwickelte auch ein Stabilisierungssystem, dass die Bild im engsten Raum erst möglich machte. Seit anderthalb Jahrzehnten streitet er um eine angemessene Vergütung. | Foto © Bavaria

Seit 13 Jahren klagt der DoP Jost Vacano um eine angemessene Beteiligung am Erfolg des Filmklassikers „Das Boot“. Jetzt hat er sich mit den ARD-Anstalten geeinigt. ein wirklicher Lichtblick sei das aber nicht.

Im Rechtsstreit über eine angemessene Vergütung hat sich der Chefkameramann des international erfolgreichen Filmklassikers „Das Boot“, Jost Vacano, mit den ARD-Anstalten geeinigt, berichtete auch „Der Tagesspiegel“ und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Beide greifen auf Texte von Deutscher Presse-Agentur und Evangelischem Pressedienst (EPD) zurück, die den jahrelangen Rechtsstreit nochmals aufrollen. „Auch der Westdeutsche Rundfunk (WDR), gegen den Vacano in einem Verfahren vor dem Oberlandesgericht München klagt, ist dem Vergleich vorbehaltlich der Klärung von Formalitäten beigetreten. Die Einigung sieht eine Abfindung für Vacano in Höhe von insgesamt 160 000 Euro zuzüglich Umsatzsteuer vor. […] Der SWR teilte auf EPD-Nachfrage mit, Vacano werde das Verfahren gegen den WDR in München nun für erledigt erklären. Die Abfindungssumme schließe ,alle Sendungen in allen Programmen der ARD einschließlich 3sat und Arte ein, die in der Vergangenheit erfolgt sind, außerdem Zinsen und einen Betrag für künftige Sendungen‘. Der ,Wert‘ der künftigen Ausstrahlungen werde dabei nicht nach dem Wiederholungsvergütungsmodell berechnet, sondern nach dem neuen Punktemodell einer Gemeinsamen Vergütungsregelung (ARD-GVR Drehbuch), das seit dem 1. Januar 2019 für Auftragsproduktionen der ARD gilt.“

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Für den Nachwuchs müsste viel mehr getan werden! Auf dem Filmfest München stellte der Produzentenverband die Zahlen zur These vor. Von links: Moderator Urs Spörri und die Leiterinnen der Nachwuchssektion im Produzentenverband, Alexandra Krampe und Saralisa Volm. | Foto © Kurt Krieger

Die erste Studie zur Situation und Förderung der Nachwuchsfilmschaffenden hat der Produzentenverband vorgestellt. Sie „zeigt nun faktenbasiert systemische Schwachstellen auf.“ 

Eigentlich und insgesamt scheint für den Filmnachwuchs doch alles zu laufen. Zahlreiche Filmhochschulen bilden in Deutschland aus, Sender reservieren Programmplätze für die Debüts, Förderer einen Teil ihrer Budgets … Ein anderes Bild zeigt der Produzentenverband, nach eigenen Angaben „die maßgebliche Vertretung der unabhängigen Kino-, Streaming- und Fernsehproduzent*innen in Deutschland“. Auf dem Filmfest München stellte der Verband vorigen Mittwoch seine „Nachwuchsstudie“ vor – die erste Studie zur Situation und Förderung der Nachwuchsfilmschaffenden in Deutschland.

Zwischen August und November 2020 wurde eine „Stichprobe“ von 488 Nachwuchs-Filmschaffende und Absolvent:innen der Bereiche Regie, Drehbuch und Produktion befragt. Ebenso die Förderer, Sender (private und öffentlich-rechtliche), Streamer, Verleiher und Filmhochschulen. Die Zahlen sollen die Grundlage für einen „breit angelegten Branchendialog“ bieten, der in den kommenden Monaten unter dem Banner „Zukunft Nachwuchs“ stattfinden werde, so der Produzentenverband. „In kollaborativen Formaten und einem ergebnisoffenen aber ergebnisorientierten Prozess“ gemeinsam an bessere Bedingungen gearbeitet werden – „für mehr Kreativität, Innovation und Diversität“, und um „dem filmischen Nachwuchs zu ermöglichen, nachhaltig in der Branche Fuß zu fassen.“ Denn die Hindernisse seien seit seit Jahren dieselben, meinen die Leiterinnen  der Nachwuchssektion des Produzentenverbands.
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Über zwei Runden lieferten sich Tina Hassel und Norbert Himmler ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Schließlich nahm Hassel das Ergebnis vorweg, indem sie Ihre Kandidatur zurückzog. | Fotos © Markus Hintzen/ZDF | WDR/Max Kohr

Das ZDF bekommt einen neuen Intendanten. Norbert Himmler gewann im dritten Wahlgang. Zuvor hatte sich Mitbewerberin Tina Hassel von der Wahl zurückgezogen, weil sie doch eigentlich das Gleiche wollen: „einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk“. 

Norbert Himmler ist am Freitag zum ZDF-Intendanten gewählt worden. „Eine hervorragende Nachricht ist das“, findet die „Süddeutsche Zeitung“. „Das Signal: Da wird im nächsten März einer Senderchef, der seit Jahren Programmdirektor ist, also schon jetzt bestimmt, was im Fernsehen kommt. Einer, der den Laden kennt. Und der ein Zögling des jetzigen Intendanten Thomas Bellut ist, der vorher ebenfalls Programmdirektor war. Wie langweilig – zum Glück. Denn damit endet schon die Beständigkeit der Verhältnisse. Die Karriere von Himmler ist geprägt davon, dass er das ZDF-Programm nicht durch ,Traumschiff‘-Gefilde, sondern durch die erste Welle der Digitalisierung, den großen Umbruch des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gelotst hat. Wenn das ZDF heute in vielem moderner wirkt und technisch oft weiter ist als die ARD-Sender, hat das auch viel mit Strategien des Duos Bellut/Himmler zu tun. Man traut der Anstalt mit ihm eine ähnlich ruhige, aber radikale Entwicklung zu.“

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Zuschläge nun auch am Samstag, alle zwei Wochen ein freies Wochenende, aber nicht unbedingt am Wochenende. Der neue Tarifvertrag ist da. Szenenfoto aus „We Want Sex“. | Foto © Tobis

Der Fortschritt kommt in ganz, ganz kleinen Schritten. Bei den Verhandlungen um einen neuen Tarifvertrag standen die Arbeitszeiten im Mittelpunkt. Mehr Geld gibt’s erst im nächsten Jahr. Vielleicht. 

Fünf Monate hatten sie verhandelt, diese Woche haben sich die Produzentenallianz und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) auf einen neuen Tarifvertrag für „auf Produktionsdauer beschäftigte Film- und Fernsehschaffende“ (TV-FFS) geeinigt. Am 1. September soll er in Kraft treten. „Blickpunkt Film“ hat die Ergebnisse zusammengefasst.

Von einem „Kompromisspaket“ und „gutem Abschluss“ spricht die Produzentenallianz, Verdi von „Fortschritten“. Auch wenn gleich darauf „bessere Arbeitszeitregelungen, längere Ruhezeiten sowie neue und höhere Zuschläge bei Wochenendarbeit“ aufgezählt werden – so richtig freudig klingt das nicht. 

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Der „Fair Film Award Fiction“ wurde dieses Jahr online vergeben. Lisa Jopt vom Ensemble-Netzwerk moderierte die Preisverleihung und die anschließende Diskussion um faire Produktionsbedingungen. | Screenshot

Die fairsten Fiction-Produktionen des vergangenen Jahres wurden heute ausgezeichnet. Spätestens die anschließende Diskussion zum „Fair Film Award“ machte klar: Es ist eine Frage der Einstellung, nicht des Budgets.

Mehr als 1.400 Filmschaffende haben wieder ihre Stimmen zum „Fair Film Award Fiction“ abgegeben und die Produktionsbedingungen bei den Spielfilm- und Serienprojekten bewertet, an denen sie übers Jahr mitgewirkt hatten. Die Deutsche Akademie für Fernsehen (DAfF) übertrug die heutige Preisverleihung und die anschließende Diskussionsrunde live, die Aufzeichnung ist auf dem Youtube-Kanal der DAfF zu sehen.  

Die jeweiligen drei Klassenbesten waren in den beiden Kategorien nominiert: Beim „Spielfilm“ Amusement Park mit „Nebenan“, Bantry Bay mit „Meine Mutter ist verknallt“ und Seven Dogs mit „Frühling – Mit Regenschirmen fliegen“. Bei den Serien auf der Liste: Claussen+Putz mit der 2. Staffel von „Biohackers“, X Filme Creative Pool mit der Miniserie „Tina mobil“ und Bantry Bay mit „Tonis Welt“. Beurteilt wurden Kriterien wie Gagen und Arbeitszeiten, Chancengerechtigkeit und Arbeitsschutz, Professionalität und Arbeitsklima, Umweltverhalten, Umgang mit Drehorten und Motivgebern. In diesem Jahr stand aber auch das Verhalten in der Corona-Krise auf dem Fragebogen (die detaillierten Bewertungen finden Sie auf „Out-takes“). Claussen+Putz und Bantry Bay waren schon mehrmals nominiert worden, vor zwei Jahren hatten beide den „Fair Film Award Fiction“ gewonnen. In diesem Jahr war Bantry Bay sogar in beiden Kategorien nominiert, und Claussen+Putz konnte sich über eine erneute Auszeichnung freuen.

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„Produzieren in Corona-Zeiten ist für alle Beteiligten ein Produzieren unter erschwerten Bedingungen“, sagt Christoph Palmer, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen. | Foto © Produzentenallianz

Die Branche verhandelt zurzeit über einen neuen Tarifvertrag. Bislang noch ohne Ergebnis. Wir nutzen den Stillstand, um die Positionen, Probleme und Folgen zu klären. Den Standpunktder Produzentenallianz erklärt Christoph Palmer, Vorsitzender der Geschäftsführung.

Herr Palmer, Die Verhandlungen zum TV FFS stehen still. Die Produzentenallianz habe die Forderungen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) abgelehnt und will den alten Tarifvertrag um ein Jahr verlängern. Das erfahren wir von Verdi. Die Produzentenallianz hat sich noch nicht dazu geäußert. Warum?
Die Verhandlungen stehen mitnichten still. Wir hatten erst vor Ostern wieder eine gute, substanzielle Verhandlungsrunde und werden diese zeitnah fortsetzen. Wir sind In der Regel zurückhaltend, was die Verlautbarung von Zwischenergebnissen von Verhandlungen betrifft, weil das häufig nichts erleichtert.

Verdi ist mit relativ zahmen Forderungen angetreten: Die Frage nach höheren Gagen stellte die Gewerkschaft bis zum Sommer zurück. „Top-Priorität“ sollten erträgliche Arbeitszeiten haben. Da ist Ihnen doch Verdi sehr entgegengekommen.
Hier sollte man differenzieren. Die Forderungen im Kontext des Gagentarifvertrags halte ich für „verantwortungsvoll“, da sie die finanziell durch Corona sehr belasteten Produktionsunternehmen mit einem Gagenmoratorium etwas entlasten. Es gab in den vergangenen Jahren zudem eine Art Konsens im deutschen Filmgeschäft: Flexibilität der Arbeitszeiten werden durch insgesamt gute Verdienste für die Gewerke am Film kompensiert. Wenn nach einem ausgesprochenen Corona-Krisenjahr 2020, wo insbesondere im zweiten Quartal die Produktionen massiv beeinträchtigt waren, jetzt beim Gagentarifvertrag eine gewisse Zurückhaltung geübt wird, ist das auch der Marktsituation geschuldet. Vergleichbare corona-bedingte Zurückhaltung haben andere Gewerkschaften 2020 auch in anderen Branchen geübt. Demgegenüber sind allerdings die Forderungen im Bereich des Manteltarifvertrags sehr ambitioniert und würden, wenn man sie realisieren würde, zu Mehrkosten führen, die einer Tariferhöhung von mehr als 10 Prozent gleichkämen.

Über die Arbeitszeiten an manchen Sets wurde ja schon vor Corona diskutiert. Nun wird unter den Hygienevorschriften gedreht, die vieles langsamer und umständlicher machen. Ausreichende Ruhezeiten und die Obergrenze von zwölf Arbeitsstunden pro Tag seien da umso wichtiger, sagt Verdi.
Produzieren in Corona-Zeiten ist für alle Beteiligten ein Produzieren unter erschwerten Bedingungen. Die Hygienevorschriften verlangen den Filmschaffenden, aber auch den Produzentinnen und Produzenten viel ab. Der bisherige Tarifvertrag regelt natürlich auch Ruhezeiten, im Übrigen auch die gesetzlichen Vorschriften. An dieser Stelle muss aber auch erwähnt werden, dass die Produktionen unter erheblichem Kostendruck stehen. Die Auftraggeber haben sich zwar zur Übernahme der Hygienekosten verpflichtet, in der Praxis tauchen aber Abgrenzungsthemen auf.
Zusätzliche Drehtage sind in der Kalkulation schwer vermittelbar. Die erfreulicherweise erreichten Schutzschirme der Sender und die Ausfallfonds für Kino und Fernsehproduktionen sehen erhebliche Eigenbeteiligungen der Produzentinnen und Produzenten vor. Die Eigenkapitaldecke Ist jedoch traditionell sehr dünn. Wie gesagt: Produzieren in Corona-Zeiten findet unter sehr erschwerten Bedingungen statt. Weiterlesen

Die Politisierung des Unterhaltungsfernsehen geht voran. Aktuelles Beispiel: Gleich zwei „Tatorte“ nacheinander drehen sich um die „Antifa“. | Foto © WDR/Bavaria Fiction/Martin Menke

Herden im Lockdown: SPD, „Taz“, „Tatort“ und der „identitär unterfütterte Postkolonialismus“: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 103.

„Nach allen Erfahrungen, die wir bisher gemacht haben, messe ich den Bund mittlerweile nur noch an seinen Taten und nicht an seinen Worten.“
Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein

„Der Instinkt der Heerde schätzt die Mitte und das Mittlere als das Höchste und Werthvollste ab: die Stelle, auf der die Mehrzahl sich befindet; die Art und Weise, in der sie sich daselbst befindet.  […] Die Heerde empfindet die Ausnahme, sowohl das Unter-ihr wie das Über-ihr, als Etwas, das zu ihr sich gegnerisch und schädlich verhält. Ihr Kunstgriff in Hinsicht auf die Ausnahmen nach Oben, die Stärkeren, Mächtigeren, Weiseren, Fruchtbareren ist, sie zur Rolle der Hüter, Hirten, Wächter zu überreden – zu ihren ersten Dienern: damit hat sie eine Gefahr in einen Nutzen umgewandelt. In der Mitte hört die Furcht auf: hier ist man mit Nichts allein; hier ist wenig Raum für das Mißverständniß; hier giebt es Gleichheit; hier wird das eigne Sein nicht als Vorwurf empfunden, sondern als das rechte Sein; hier herrscht die Zufriedenheit. Das Mißtrauen gilt den Ausnahmen; Ausnahme sein gilt als Schuld.“
Friedrich Nietzsche, Nachlass

 

„Ruuuucki-Zuuuucki!!“ – Anti-Yoga-Gymnastik zum Rosenmontag von Ernst Neger – ja er heißt wirklich so. 

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Kurz einfach mal durchatmen. Laut RKI sind Stand heute 2.342.191 (gut 2,3 Millionen) seit letztem Februar irgendwann infiziert/positiv getestet gewesen. Also 2,82 Prozent aller 83,9 Millionen Deutschen. Das heißt: Über 97 Prozent aller Deutschen sind mit Corona nie (oder zumindest nie nachweisbar) in Berührung gekommen. 

Nach Angaben des RKI und anderer Quellen nehmen mindestens 80 Prozent dieser Fälle einen „milden“ Verlauf. Die zur Zeit aktiven Fälle (also alle in den letzten 7 Tagen positiv getesteten, nicht etwa in jedem Fall schwerkranken) liegen bei 148.000. Das heißt: Aufgerundet sind 0,2 Prozent der Bevölkerung zur Zeit ansteckend. Das heißt, dass man unter 500 Menschen weniger als einen Infizierten trifft. Sie zu treffen heißt aber noch nicht, dass man sich auch ansteckt. 

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Das passiert, wenn man den Louvre zu lange geschlossen lässt! | Grafik © Patrick Ruth

Das  wär doch was als Erkenntnis aus dem Corona-Jahr: Die Kultur soll ins Grundgesetz, fordert eine Petition mit prominenter Unterstützung. Mit einigen guten Meldungen verabschieden wir uns in die Winterpause.

Doch hier erstmal der Link zum Facebook-Post unseres Titelbilds.

Und zum zweiten etwas in eigener Sache: Dies ist die letzte Brancheninfo in diesem Jahr. Wir nutzen die Winterpause, unseren Newsletter fürs kommende Jahr herauszuputzen. Im Januar stellen wir uns in neuem Gewand und mit neuem Konzept vor, um Ihnen regelmäßig einen Überblick zu bieten, was die Branche bewegt. Auch über Corona hinaus. Weshalb das Virus zumindest aus dem Titel verschwinden wird, so viel können wir schon versprechen – und „cinearte“ klingt ja auch viel besser. Wir wünschen Ihnen schöne Feiertage und einen guten Start in ein besseres Jahr!

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„Das Neue Evangelium“. | Foto © Fruitmarket/Langfilm/IIPM/Armin Smailovic

„Sobald die Kinos wieder öffnen“ – Streaming-Angebote in den Wochen vom 17. und 24. Dezember 2020 – Teil 1.

Ein einschneidendes Jahr geht zu Ende. In genau einer Woche ist Weihnachten. Ich bin sicherlich nicht die Einzige, für die sich das nicht so anfühlt. Die Zeit ist für mich gefühlt stehengeblieben. Irgendwann am Anfang des Jahres. In zwei Wochen ist Silvester. Ein Einschnitt, der etwas Neues verspricht und sich doch so anfühlt, als würde ein Sog einen zurückziehen. Es ist die Zeit, Listen zu schreiben. Erstaunlich viele Kulturliebhandene pflegen Listen. Die besten Filme, die interessantesten Ausstellungen, ein Zählen, ob man in diesem Jahr mehr Bücher gelesen hat als im Jahr davor … Das Gleiche gilt für Filme. Nein, ich habe viel viel weniger Filme dieses Jahr gesehen als in den Jahren zuvor. Weil ich kaum im Kino war. Weil das alleine zu Hause auf dem kleinen Bildschirm gucken wirklich nicht vergleichbar ist. Und meine Top-Listen füllten sich nur sporadisch.

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„The Midnight Sky“. | Foto © Philippe Antonello/Netflix

„Sobald die Kinos wieder öffnen“ – Streaming-Angebote in den Wochen vom 17. und 24. Dezember 2020 – Teil 2.

Schon immer bot das nicht immer ernst genommene Genre des Science-Fiction-Films Gelegenheit, philosophische Überlegungen in einer Erzählform ganz konkret zu machen. Zwar mag der Film „The Midnight Sky“ des Regisseurs und Hauptdarstellers George Clooney nicht die erzählerische Höhe von Stanislaw Lem erreichen, zeitgemäßes „Kino“ bietet er allemal – wenn auch ohne Leinwanderlebnis als Netflix-Produktion. Auch weil es hier darum geht, den Fortbestand der Menschheit kontaktlos zu sichern: Der brillante Astronom Augustine Lofthouse forscht im Jahr 2049 von seiner Station in der Arktis. Der an Krebs erkrankte Wissenschaftler wird Zeuge einer Klimakatastrophe, während der nahezu die gesamte Menschheit auf der Erde ausgelöscht wird. Er nimmt sich eines Kindes an, das überlebt hat – und entdeckt ein heimkehrendes Raumschiff im Weltall. Dessen fünfköpfige Besatzung hatte die Mission, einen Jupiter-Mond auszukundschaften. Ihre Rückkehr auf die Erde würde den Tod der gesamten Crew bedeuten. Doch um Kontakt mit den Sternenreisenden aufzunehmen und sie zu warnen, muss Augustine nun in das lebensfeindliche Umfeld der Erde aufbrechen … Zu sehen ist diese Reise ab dem 23. Dezember.

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So heftig ist der Corona-Filmriss: Die „Wirtschaftswoche“ zeigt’s mit einer einfachen Infografik. | Screenshot

In Deutschland kämpfen mehr als tausend deutsche Filmtheaterunternehmen um ihre Zukunft. Der zweite Lockdown bedroht die deutschen Kinos in ihrer Existenz. Wie schlimm es steht, zeigt die „Wirtschaftswoche“ mit einer simplen Infografik.

 

Filmemachen ist Teamarbeit. Trotzdem erhalten zumeist die Regisseur*innen die Lorbeeren, obwohl es ohne Drehbuch gar keinen Film gäbe. Spricht man mit Autor*innen, hört man fast immer Klagen, allerdings stets mit der Bitte verbunden, sie nicht namentlich zu zitieren, damit sie nicht auf einer Schwarzen Liste landen, berichtet „Menschen machen Medien“. Dieses Schicksal werde jetzt wohl auch Christoph Fromm blühen  – der Drehbuchautor rechnet in seinem satirischen Roman „Das Albtraumschiff“ mit der TV-Branche ab: Seine Hauptfigur ist ein einst gefeierter Autor, dessen Hauptarbeit nun darin besteht, seine Werke gegen ahnungslose Redakteure und überschätzte Schauspieler zu verteidigen. Das sei zwar teilweise auch ins Groteske verzerrt, erklärt Fromm im Vorwort, aber hinter der satirischen Überspitzung schimmere eine Wahrheit durch, die viele seiner Kollegen unterschreiben würden.
Die meisten Ereignisse, ergänzt der Artikel, stammten aus den Jahren 2015 bis 2017. „Seither hat sich in der Branche jedoch Einiges getan. Viele Autoren haben sich zu ,Kontrakt ’18’ zusammengeschlossen; die Initiative fordert unter anderem einen größeren Einfluss der Verfasser auf den fertigen Film.“ An dieser Situation habe sich nichts geändert, sagt Fromm: „Die allermeisten Unterzeichner der Petition können Forderungen wie die Kontrolle über das eigene Drehbuch oder ein Mitspracherecht bei der Auswahl des Regisseurs in der Praxis niemals durchsetzen“ und „kritische, innovative Geister werden noch rigoroser aussortiert.“  Die „Quotengeilheit aller Sender“ habe ohnehin zur Folge gehabt, dass es „keinerlei Qualitätsunterschiede“ mehr zwischen den Angeboten von ARD, ZDF und den Privatsendern gebe. Sein Buch wirft den Sendern vor, jahrelang einen „Kult der Dummheit“ gepflegt zu haben, der letztlich dafür verantwortlich sei, dass „die Demokratie den Bach runtergeht“.

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2020 war „ein beschissenes Jahr“ für Europas Filmschaffende. An den Filmen lag’s nicht. Am Wochenende wurden in einer virtuellen Mini-Gala die „Europäischen Filmpreise“ verliehen. | Screenshot

Es kann ja immer noch schlimmer gekommen. Der verlängerte Lockdown wird weiter verlängert und noch strenger. Und in all der Sorge ums Weihnachtsfest ging die jährliche Glanzstunde des Europäischen Films etwas unter. Obwohl das ja auch vor Corona nicht so viel anders war. Wir gratulieren den Nominierten und Preisträger*innen umso mehr. 

Beim „Europäischen Filmpreis“ sahnte am Wochenende vor allem einer ab: Die Tragikomödie „Der Rausch“ erzählt von vier Männern, die sich konstant betrinken, um die Möglichkeiten des Alkohols auszutesten. Thomas Vinterberg aus Dänemark wurde für die beste Regie, den besten Film und das beste Drehbuch (zusammen mit Tobias Lindholm), Mads Mikkelsen für die beste schauspielerische Leistung ausgezeichnet.
Die deutsche Schauspielerin Paula Beer wurde für ihre Rolle im Nixendrama „Undine“ als beste Darstellerin gekürt. Für Dascha Dauenhauers Musik zu „Berlin Alexanderplatz“ ging ein weiterer Preis an einen deutschen Film (die Preisträger*innen in den Einzelgewerken hat die Europäische Filmakademie hier versteckt).
Die diesjährige Gala war in Island geplant, wurde wegen der Pandemie aber abgesagt. Stattdessen wurden die Auszeichnungen an mehreren Abenden hintereinander online vergeben. „Moderator Steven Gätjen stellte gleich zu Beginn der Preisverleihung in Berlin unverblümt fest, dass 2020 ein ,shitty year’, ein ,beschissenes Jahr’ für alle gewesen sei. Und er musste keinem erklären, was er damit meinte“, berichtet die Deutsche Welle.
„Dieses Jahr hatte nur ein Thema. Seine Filme, die in den paar Monaten vor dem ersten und bis zum zweiten Lockdown europaweit liefen, hatten dagegen viele. So war eine traurige Diskrepanz zu fühlen bei der klitzekleinen Gala der 33. European Film Awards, welche die Woche über online verliehen und am Samstag mit den Hauptpreisen abgeschlossen wurden“, bedauert die „Taz“.
„Wie seltsam dieses Jahr zu Ende geht, zeigt sich schon daran, dass mit ,Der Rausch’ vom dänischen Dogma-Mitbegründer Thomas Vinterberg, der im Mai das Cannes-Siegel erhielt, ein Film zum Sieger des Abends wird, der in Deutschland dank geschlossener Kinos bislang noch gar nicht zu sehen war. Es ist ein Déjà-vu aus dem Frühjahrs-Lockdown, als mit Christian Petzolds ,Undine’ und ,Berlin Alexanderplatz’ von Burhan Qurbani zwei Filme aus dem engeren Favoritenkreis für den ,Deutschen Filmpreis’ gerade noch so ihre Berlinale-Premiere erlebt hatten“, meint „Der Tagesspiegel“.
Eine Neuerung lobten mehrere – wohl auch wegen des Themas, mit dem der schottische Regisseur Mark Cousins in der neuen Kategorie „Innovatives Storytelling“ ausgezeichnet wurde. Seine 14-stündige Dokumentation „Women Make Film“ beleuchtet die Geschichte von Frauen im Filmgeschäft. Der Dokumentarfilm werde viel zum Ausgleich des Ungleichgewichts zwischen den Geschlechtern in der Filmindustrie beitragen, sagte EFA-Präsident Wim Wenders bei der Preisverleihung.

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