Wahlprüfsteine für Filmschaffende #1: Freie Wähler

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Wie stellen sich die Parteien die Zukunft von Kino und Film nach der Bundestagswahl vor? Die Freien Wähler antworten zuerst. | Montage © cinearte

Am 26. September ist Bundestagswahl. Damit alle wissen, was sie wählen, wenn sie ihr Kreuzchen machen, hat Initiative Zukunft Kino+Film sieben Parteien acht Fragen gestellt: zu ihren Visionen von der Zukunft des Kinos und der Filmkultur – sogenannte Wahlprüfsteine.

„Unsere Fragen sind kritisch, denn wir schauen kritisch auf den Zustand des deutschen Kinos. Wir wünschen uns mehr künstlerische Vielfalt im deutschen Film und halten einen Paradigmenwechsel in unserer Filmkultur für dringend nötig“, schreibt die Initiative, ein Zusammenschluss von Berufsverbänden, Interessengruppen und Netzwerken. Die Antworten der Parteien veröffentlichen wir in den kommenden beiden Wochen auf „Outtakes“ – in aufsteigender Reihenfolge nach Sitzen im Bundestag. Den Anfang macht allerdings eine, die dort erst noch hin will: die Freien Wähler.   

1. Welchen Stellenwert hat für Ihre Partei die Film- und Kinokultur im Kontext der Künste? Werden Sie sich für eine Erhöhung des Filmetats im Kulturhaushalt einsetzen?
Wir wollen Kunst und Kultur pflegen und fördern, Tradition und Brauchtum bewahren und die geistigen Werte unserer Heimat für nachfolgende Generationen sichern. Dazu zählen der Erhalt und die Pflege von Baudenkmälern wie Schlössern und Burgen, Museen und Galerien, Schau- und Lichtspielhäusern, Orchestern und Musikvereinen sowie Bibliotheken und Archiven.
Kinos gehören für uns zur kulturellen Grundversorgung. Als niedrigschwelligen Anlaufpunkt für alle Schichten der Gesellschaft leistet das Kino mit seiner (deutschen) Filmvielfalt einen Beitrag zur kulturellen Identität. Diese Struktur wollen wir nach der Corona-Krise wiederbeleben und weiter stärken (siehe hierzu auch die Antwort auf Frage 5).

2. Setzen Sie sich mit Ihrer Partei für ein eigenes Ministerium für Kultur ein? Falls ja: Haben Sie vor, die Filmförderungen der BKM und der FFA diesem Ministerium zuzuordnen? Haben Sie vor, die kulturelle Filmförderung zu stärken und falls ja, wie?
Nein, ein eigenes Ministerium halten wir für nicht notwendig. Mit der Staatsministerin für Kultur und Medien ist das Resortquerschnittsthema Kultur gut aufgestellt.

3. Wie stellen Sie sich eine zukunftsträchtige Förderung der Kinos auf Bundesebene vor? Inwiefern braucht es ein ganzheitliches Konzept zur Förderung der unterschiedlichen Akteur*innen in der Filmauswertung?Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie muss die Filmauswertung in Deutschland neu aufgestellt werden. Der aktuelle Entwurf zur Änderung des Filmförderungsgesetzes setzt hier schon erste richtige Impulse. Durch die Verkürzung/Aufhebung von Sperrfristen konnte die Filmauswertung flexibler gestaltet werden. Die entfallende Kinoauswertung muss sich jedoch in klaren und auskömmlichen Beteiligungen der Kinowirtschaft an den Erlösen auf anderen Plattformen niederschlagen.

4. Welche Rolle messen Sie der Filmbildung bei? Welche Strukturen und Ressourcen werden Sie hierfür auf Bundesebene schaffen?
Filmbildung ist für uns ein wichtiger Baustein beim Medienkompetenzerwerb von Kindern und Jugendlichen. Die filmische Vielfalt kann pädagogisch auch jenseits des häufig zitierten Filmkanons und den Lehrfilmen zur Vermittlung von kulturellen Eigenschaften und Ideen im Schulunterricht eingesetzt werden. Durch die Filmförderungen der Länder können somit auch regionale Eigenheiten über das Medium Film vermittelt werden. Hierfür wollen wir nach der Corona-Pandemie, welche eine Produktion in vielen Region Deutschlands verhindert hat, die Filmförderung über eine Stärkung des Deutschen Filmförderfonds (DFFF und DFFF II) weiter ausbauen.

5. Wird das aktuelle Filmfördergesetz (FFG) den Herausforderungen und Entwicklungen unserer Zeit gerecht? Sollte das deutsche Filmfördersystem reformiert oder grundlegend neu gestaltet werden?
Der aktuelle Entwurf zur Änderung des Filmförderungsgesetzes setzt hier schon erste richtige Impulse. Jedoch sehen wir eine Tendenz zur Überbürokratisierung der Filmproduktionen. Die geplanten Vorgaben zur ökologisch nachhaltigen Herstellung von Filmen (CO2 Rechner) darf nicht zu einer übermäßigen Belastung führen.
Die durch die Corona-Pandemie verursachten Umsatzeinbrüche wollen wir für die Kinobetreiber über ein Entschädigungsgesetz für Lockdown-Betroffene ausgleichen.
Das deutsche Filmfördersystem muss vereinheitlicht werden. Die Beantragung und Berechnung von Zuschüssen ist unserer Ansicht nach zu bürokratisch. Die Filmförderung auf Landesebene verteilt sich auf über 20 Filmbüros, Filmgesellschaften und Verbände. Diese regionale Förderung trägt zur Repräsentation von teils regionalen Eigenheiten bei. Allerdings vermissen wir hier eine ausreichende Koordination untereinander. Die teilweise vorherrschende Doppelfinanzierung von Filmen, die nur teilweise in Deutschland produziert werden, muss reformiert werden. Hierfür unterstützen wir die in der nachfolgenden Frage angesprochene Studie zur Evaluierung der aktuellen Praxis der Filmförderung.

6. Würden Sie die Erstellung einer unabhängigen Studie zur Evaluation der gegenwärtigen Marktlage und zur Praxis der Filmförderung unterstützen?
Wir verweisen auf die Antwort zu Frage 5.

7. Welchen Stellenwert haben für Ihre Partei soziale, faire und nachhaltige Arbeitsbedingungen sowie Diversität, Gendergerechtigkeit und Inklusion im Zusammenhang mit der aktuellen Förderpraxis unter Berücksichtigung intersektionaler Fragestellungen?
Die gesellschaftliche Realität und gesellschaftspolitische Kontroversen können und müssen in der Filmförderung Platz finden.

8. Welche Maßnahmen will Ihre Partei angesichts der aktuellen Entwicklungen ergreifen, um eine vielfältige Film- und Kinokultur in der Zukunft zu ermöglichen?
Wir verweisen auf die Antwort zu Frage 5.

 

 

 

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