Sicherheit geht vor

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Benedict Hoermann (2. von rechts) beim Dreh von „Euphoria“. Hoermann hat als 1st AD an an internationalen Koproduktionen wie „Resistance“ oder „Trautmann“ gearbeitet. Mit Inken Janssen ist er Erster Vorstand der Assistant Directors Union mit rund 100 Mitgliedern. | Foto © Jürgen Olcyk/Tatfilm

Bei Dreharbeiten in den USA kam die Kamerafrau Halyna Hutchins ums Leben, weil eine Requisiten-Waffe geladen war. Ein solcher Unfall lasse sich nur vermeiden, wenn die Sicherheit an erster Stelle steht, meint Benedict Hoermann, 1st AD und Vorstand der Assistant Directors Union. Dafür brauche es aber gute Planung, mehr Schulungen und klarere Hierarchien. 

Herr Hoermann, Platzpatronen kenne ich nur vom Fasching. Wie kann es, technisch gesehen, überhaupt zu solch einem tödlichen Unfall kommen?
Das ist schwierig zu sagen, bevor die Untersuchungen abgeschlossen sind. Was ich bisher gelesen habe: Dass bei einer Probe oder beim Dreh sich ein oder mehrere Schüsse aus einem Revolver gelöst haben, der zuvor von dem 1st AD als „Cold Weapon“, also ungeladene Waffe bezeichnet wurde. Es ist nicht unüblich, dass der 1st AD diese Ansage laut macht. Dies ist sogar sehr sinnvoll, weil dann alle Umstehenden genau wissen, dass diese Waffe ungefährlich ist.
Im gegenteiligen Fall, also wenn etwa eine Waffe mit einer oder mehreren Platzpatronen geladen ist, macht man direkt vor der Übergabe die Ansage „Hot Weapon“ und weist noch einmal Crew und Cast klar und deutlich darauf hin, dass die Waffe mit Platzpatronen geladen ist, äusserst gefährlich ist und niemals auf Personen gerichtet werden darf, es sei denn sie sind extra durch schussfeste Scheiben oder ähnliches geschützt.
Platzpatronen kommen in der Regel nur zum Einsatz, wenn es zu teuer und aufwendig wäre, das Mündungsfeuer einer Pistole und die Bewegung der Mechanik einer Waffe beim Schuss erst im Nachhinein mit VFX zu generieren. Das ist meist der Fall, wenn sich grössere Teile an einer Waffe beim Auslösen bewegen; oder wenn die Waffe im Dunklen abgefeuert wird und der Lichteffekt sehr deutlich zu sehen ist; oder wenn die Waffe sich recht nah vor der Kamera befindet.
Was natürlich niemals passieren darf: Dass ein*e 1st AD eine Waffe übergibt – das muss stets über eine*n Waffenmeister*in, die Fachkraft am Set, geschehen. Und natürlich darf ein*e 1st AD die Ansage „Cold Weapon“ auch erst machen, nachdem der*die Waffenmeister*in den leeren Lauf der Waffe und die leere Kammer gezeigt hat und gesagt hat, dass die Waffe leer ist.

Muss denn der 1. AD nochmals kontrollieren?
Ja. auf jeden Fall. Ich fühle mich in der Regel für alles verantwortlich, und jedes Problem ist auch mein Problem. Demnach ist vor allem wichtig, bei allen Dingen die Kontrolle zu haben. Und das geht nur, indem man, gerade bei sicherheitsrelevanten Dingen, jeden Schritt und jedes Department noch einmal selbst hinterfragt und kontrolliert. Das heißt natürlich nicht das ich alles selbst tue. Aber an einem Set sollte nichts passieren und geschehen, dass nicht genau so läuft, wie es von AD und Production Assistant angesagt wurde. Das bedeutet eine große Verantwortung, aber dafür hat man als AD bei Sicherheitsentscheidungen auch das letzte Wort: Wenn ein AD in Großbritannien sagt, „Nein, das ist nicht sicher“ oder „So wird es nicht gedreht“ dann gilt das und kann auch nicht von Regie oder DoP übergangen werden.

Und wie ist die Lage im „deutschen“ System mit Regieassistenz?
Dort ist die Lage sehr schwammig und unklar. Die deutschen Regieassistenzen haben natürlich beratende Funktion, aber keine entscheidende, was Sicherheitsfragen betrifft. Wenn im deutschen System am Set überhaupt jemand die Entscheidung von Regie oder Kamera „überstimmen“ kann, dann ist das die Set-Aufnahmeleitung, die von der Produktion ernannt ist, um das Set sicher zu leiten. Dies ist jedoch problematisch, weil bei den meisten Produktionen die Set-Aufnahmeleiter*innen nur einen Bruchteil der Informationen haben, wie eine Szene geplant und besprochen wurde. Selbst bei der Umsetzung sind sie meist eher Beobachter*innen und können lediglich reagieren, anstatt von Anfang an aktiv zu gestalten und Risiken in der Planung auszuschliessen. Die Produktionsleiter*innen und 1. AL, die meist die Planung zumindest im Ansatz kennen und hierarchisch die Macht hätten, sind jedoch nicht am Set. Was jede sicherheitsrelevante Szene allein in die Hände eines Waffenmeisters oder Stunt Supervisors legt, ohne eine echte, zweite Kontrollinstanz. Und wenn diese Position unterbesetzt ist oder im Stress nur kleine Fehler macht, dann wird es schnell fatal.      

„Der Spiegel“ und die „Süddeutsche Zeitung“ sprachen mit einem Waffenmeister. Für den ist der Fall klar: „Sobald ich die Waffe dem Darsteller übergebe, ist er dafür verantwortlich“. Wirklich?
Wir als ADU halten wenig davon, dass gerade vehement eine oder mehrere Schuldige gesucht werden. Natürlich muß man den Unfall untersuchen, und natürlich muß diese Tragödie Konsequenzen für die Entscheidungsträger*innen und Verantwortlichen haben. Bei allem, was bisher klar scheint, hat der 1st AD grobe Fehler gemacht und eine Waffe selbständig von einem unüberwachten Bereich geholt und an einen Darsteller übergeben. Dies darf niemals passieren. Es gibt ein sehr klares Prozedere, wann und wie Waffen übergeben werden dürfen, wann Waffen überhaupt mit Platzpatronen geladen werden, und wie das geschieht.
Ziel ist dabei, Crew und Cast zu schützen und dafür zu sorgen, dass jeder Person am Set klar ist, was passiert. Also zum Beispiel Proben mit Dummies aus Gummi durchzuführen. Und die Waffen erst im letzten Augenblick zu laden und dies vor den Augen des AD und des Darstellers. Und dann die Waffe erst im letzten Augenblick zu übergeben und den Darsteller nochmal daran zu erinnern, dass sie scharf ist und sich zum Beispiel zwei Schuss darin befinden. Und dass niemals in Richtung von Cast oder Crew geschossen werden darf, es sei denn, diese sind speziell geschützt durch schussfeste Scheiben oder ähnliches. Und dass nach jedem Take die Waffe gleich wieder von dem*der Waffenmeister*in abgenommen, sodass der*die Schauspieler*in sich voll aufs Schauspiel konzentrieren kann und nicht ständig über die Waffe nachdenken muss. Soviel zurzeit bekannt ist, trifft Alec Baldwin als Darsteller auch keine Schuld. Er muss nicht darüber nachdenken, ob die Waffe „cold“ oder „hot“ ist – dafür sind Waffenmeister*in und AD verantwortlich.
Als Produzent ist Baldwin jedoch maßgeblich mitverantwortlich für die Arbeitsbedingungen, die Sicherheitsroutinen, das Personal, das die Sicherheit gewährleistet. Und so wie es gerade klingt, waren die Arbeitsbedingungen nicht sonderlich gut, und die Sicherheit wurde zuvor schon von Teammitgliedern angemahnt, und manche haben den Set am Drehtag des Unfalls auch verlassen. Es klingt im Augenblick danach, als habe sich der Unfall angekündigt und kam alles andere als aus dem Nichts. Was es natürlich noch viel tragischer macht.     

Im Fokus der Berichte stehen aber zurzeit die Waffenmeisterin und der 1. AD. Beide wären schon bei früheren Produktionen nicht sorgfältig genug mit Schusswaffen-Requisiten umgegangen. Wo liegt denn in Deutschland die Verantwortung?
Das ist immer noch schwierig zu sagen. Wir wissen ja noch nicht, was wirklich passiert ist. In Deutschland ist die Haftung bei Unfällen dieser Art jedenfalls komplex. Aber diese Frage ist hier immer zweitrangig: Kein*e Filmschaffende*r will an einem Set sein, an dem ein Unfall passiert und sich später vorwerfen, eventuell nicht alles getan zu haben um den Unfall zu vermeiden.
Sobald es Waffen am Set gibt, muss es eine*n Waffenmeister*in geben. Es kann nicht sein, dass dies von den ohnehin schon meist unterbesetzten SFX-Teams nebenbei mit erledigt wird. Die Verantwortlichen müssen besser ausgebildet werden: Regieassistent*innen, AD, Set-Aufnahmeleiter*innen, Produktionsleiter*innen sollten Schulungen und Workshops erhalten, die allen vermitteln, wie man Risiken minimiert, Gefahren eindämmt, Lösungen findet, die sicher sind. Ausserdem müssen die Verantwortlichen am Set und bei einem Projekt hierarchisch das letzte Wort erhalten, was Sicherheit betrifft.

Wenn deutsche Filmschaffende aus Hollywood berichten, wird oft die Organisation der Dreharbeiten bestaunt, die so viel professioneller sei. Heißt das, so etwas könnte in Deutschland erst recht passieren? Requisitenwaffen, die schießen können, muss auch hier ein*e Waffenmeister*in beaufsichtigen.
Es benötigt sehr viel Genauigkeit, Planung, Umsicht und Erfahrung, um Unfälle zu vermeiden. Was in der Regel gleichzusetzen ist mit: Man muss bei einem Projekt Geld in die Hand nehmen, erfahrene Leute buchen und kein Personal oder Geld beim Thema Sicherheit einsparen. Dann kann man schwere Unfälle zu einer nahezu 100-prozentigen Wahrscheinlichkeit ausschliessen. Und dies muß das Ziel sein. Immer.
Bei Produktionen in den USA und auch in Großbritannien spielt die Sicherheit auf jeden Fall eine große Rolle, und das Personal ist meist deutlich besser geschult als bei uns. Aber auch dort ist der Kostendruck hoch. Und vor allem sind die Arbeitszeiten sehr lang und die Pausen kurz, was natürlich Sets unsicher macht und Unfälle begünstigt. In Deutschland wird das Thema Sicherheit manchmal sehr stiefmütterlich behandelt oder kleingeredet. Aber natürlich gibt es auch sehr positive Beispiele, bei denen es anders läuft.
Ich habe dieses Frühjahr einen sehr aufwendigen Kriegsfilm gedreht: „Im Westen nichts Neues“. Wenn man nahezu jeden Tag unzählige Schüsse, Explosionen und Stunts macht, Panzer am Set hat, Flammenwerfer, Leute brennen und so weiter, dann ist die Anspannung beim ganzen Team und vor allem beim Stunt-Supervisor und mir (dem 1st AD) natürlich groß. Niemand will einen Unfall an einem Set haben. Aber dieses Beispiel zeigt eben auch, dass es möglich ist, sicher zu drehen – selbst Schlachten im Ersten Weltkrieg. Bei diesem Projekt hat die Produktion die Sicherheit absolut ernst genommen, ausreichend Geld und Personal dafür eingeplant, und auch Regie und DoP haben 100-prozentig nach der Devise gedreht, dass die Sicherheit von Cast, Crew und Komparsen die Priorität hat und wichtiger ist als jeder Shot und jeder Take. Diesen Gedanken vermisse ich des öfteren an deutschen Sets. Nicht weil die Firmen und Verantwortlichen böswillig Gefahren kleinreden. Sondern weil die meisten Filmschaffenden, Produzent*innen, Produktions- und Herstellungsleiter*innen nicht darin geschult sind, was gefährlich ist und wie man diese Gefahren vermeiden kann.
Wir als ADU haben aus diesem Grund diverse Workshops und Trainings für unsere Mitglieder kreiert, wie man sicher plant und dreht. Vor kurzem hatten wir einen “Jour Fixe” zum Thema „Health and Safety“, wo es um Dinge wie Verantwortlichkeiten, Haftung, Safety Briefings, Trailerfahrten oder gefährliche Aufbauten ging. Anfang Dezember veranstalten wir mit der Kölner Firma „Production Concept“ einen Stunt-Workshop für unsere Mitglieder, aber auch für alle anderen Interessierten. Über drei Tage analysieren wir mit den Teilnehmer*innen eine konkrete, sehr komplexe Stuntszene, mit Schüssen, Verfolgungsjagden, Explosionen und so weiter, die wir zudem in Teilen vorführen und umsetzen. Dabei geht es auch darum, wie man eine solche Szene sicher plant, was zu beachten ist, wo die Gefahren liegen, welche Ansagen man am Set macht …  

Wie ist denn generell Angebot an solchen Schulungen? Soweit ich es überblicke, sind es bestenfalls BG ETEM und einzelne Berufsverbände, die da aktiv sind – die Verbände in der Regel nur innerhalb ihres Gewerks.
Die Filmbranche hierzulande besteht zu sehr großen Teilen aus fachlich unausgebildeten Personen. Die meisten lernen am Set über die Jahre hinweg, während sie bereits den Beruf ausüben. Auch die Struktur der deutschen Teams und das deutsche Regieassistenz-System, das zum großen Teil bei uns noch zum Einsatz kommt, macht eine Ausbildung sehr schwierig, weil die Organisation und Durchführung eines Drehs von vielen verschiedenen Personen und Departments gleichzeitig gemacht wird: 1. Aufnahmeleitung, Set-Aufnahmeleitung, 1. Regieassistenz, 2, Regieassistenz …
Das AD-System, mit dem in den USA, Großbritannien und großen Teilen der Welt gearbeitet wird, ist ganz anders gearteten. Organisation und Logistik eines Drehs liegen primär in der Hand der 1st Assistant Directors – ein eigenes Department. Die Personen, die das Set leiten und mit über jeden nächsten Schritt entscheiden, steigen dort über Jahre vom AD Production Assistant zum 3rd AD, zum 2nd AD und schließlich zum 1st AD auf. Dadurch werden sie über Jahre ausgebildet und lernen von verschiedenen, erfahrenen 1st AD.
Als Verband versuchen wir, unsere Mitglieder auszubilden und zu schulen, egal in welchem System gedreht wird. Dafür haben wie eine ganze Workshop-Reihe, in der wir sämtliche Positionen im AD-System behandeln, aber auch andere wie den erwähnten Stunt-Workshop. Dazu bauen wir ein Mentor*innen-System innerhalb der ADU auf, in dem Kolleg*innen von erfahreneren Kolleg*innen für einen bestimmten Zeitraum oder ein spezielles Projekt gecoached und betreut werden.
Das ist natürlich nur der Anfang. Ausbildung wird für die Filmbranche in Deutschland insgesamt eine der größten Herausforderungen. Wir sehen schon jetzt einen massiven Fachkräftemangel in vielen Departments, gerade für komplexere, aufwendigere Projekte. Dieser Trend nimmt ständig zu. Aber so schnell können wir gar nicht Nachwuchs ausbilden. Am besten wäre es, wenn diese Problematik gemeinsam von den Produktionsfirmen, Förderern, Berufsverbänden und Filmhochschule angegangen würde. 

Die Berufsgenossenschaft ETEM hat in ihren „Checklisten zur Gefährdungsbeurteilung“ von der Leiter bis zum Laster so ziemlich alles aufgelistet. Werkzeug mitunter mehrfach. Nur Requisitenwaffen findet man erst nach einigem Suchen und mit etwas Fantasie unter Pyrotechnik, explizit erwähnt werden sie nicht, sondern lediglich „Verbrennungen, Brand, Explosion, unbeabsichtigte Zündung, Gase, Rauche, Stäube, Lärm“.  Sind die erwähnten Vorschriften denn allen am Set zugänglich oder überhaupt bekannt?
Die wenigsten sind allen bekannt. Ausserdem reicht es ja nicht, zu wissen, was gefährlich ist. Sondern wie man mit gefährlichen Dingen umgeht – und was man zum Beispiel niemals machen sollte, wenn eine Explosion gedreht wird.
Hinzu kommt: Deutschland ist zwar allgemein ein Land mit sehr hohen Sicherheitsstandards in nahezu allen Berufen, doch an unseren Filmsets, gerade im Low-Budget-Bereich oder bei kleineren Fernsehbudgets, geschehen täglich Dinge oder werden als normal angesehen, die in der normalen Wirtschaft niemals passieren würden. Wir befinden uns an einem gefährlichen Arbeitsort und nicht an einem Schreibtisch: Häufig haben wir Spezial-Fahrzeuge in Bewegung, Tiere am Set, Aufnahmen auf dem Wasser, Kamerakräne, Lichtaufbauten an Steigern, große, windanfällige Rahmen, Massenszenen in engen Räumen, Regen, Nebel an Sets. Explosionen, Schüsse, Helikopter sind bei solchen Drehs zwar nicht an der Tagesordnung, trotzdem hat sie fast jede*r Filmschaffende, der*die länger in der Branche ist, auch schon am Set erlebt.
„Gelernt“, wie man solche Dinge plant, anleitet, überwacht, deren Sicherheit beurteilt und wie man sie effizient und mit minimalem Risiko umsetzt, haben die meisten jedoch eher durch Zufall im Laufe ihrer Jobs. Ausgebildet sind darin im besten Fall lediglich die einzelnen Departments selbst in ihrem Bereich: Stunt, SFX, Licht und Grip. Da Filme drehen jedoch ein Zusammenspiel von sehr vielen Faktoren ist, braucht es zusätzlich auch Fachkräfte, die dem Ganzen übergeordnet sind und alle Departments überblicken. Im Großbritannien und den USA sind das die AD und das „Health & Safety“-Department.

Eine „Unterweisungen der Mitarbeiter“, wie sie etwa bei den Werkzeugen gefordert wird, ist in der Checkliste der BG ETEM nicht aufgelistet.
Ich finde Schulungen der fürs Set und die Budgets verantwortlichen Filmschaffenden essenziell und halte auch Sicherheitsbriefings an jedem Drehtag oder vor jeder gefährlichen Szene für sehr wichtig. Da haben wir in Deutschland noch viel Nachholbedarf, bis es nicht nur auf dem Papier sicher ist, sondern diese Information auch in praktischen Abläufen am Set unmissverständlich umgesetzt werden.

Die Berichte zum Unglück beschränken sich nicht nur auf die Frage, wer Schuld ist. Sie berichten auch über schlechte Arbeitsbedingungen und vorherigen Zwischenfällen bei der Produktion. Entgegen den Absprachen seien Teil des Teams nicht am Drehort untergebracht worden, sondern mussten jeden Tag mehr als 90 Kilometer anreisen und nachts wieder zurückfahren. Offenbar sind das keine Einzelfälle, sondern wurde auch von der Gewerkschaft IATSE in den laufenden Verhandlungen mit den größten Produktionsfirmen in den Mittelpunkt gestellt. Der tödliche Unfall sei nicht die Schuld einer Person, sondern zeige ein größeres Problem, meint eine Pyrotechnikerin, selbst Gewerkschaftsmitglied.
Natürlich tragen schlechte Arbeitsbedingungen und viel zu kurze Ruhezeiten dazu bei, dass Unfälle passieren. Im Endeffekt geht es doch wie immer ums Geld: Wenn der Druck am Set unglaublich hoch ist, weil die Zeit nicht ausreicht, das geplante und gewollte Ergebnis umzusetzen, zudem noch alle Mitarbeiter*innen übermüdet sind und dann noch Fachpersonal eingespart oder gar nicht erst gebucht wird, um noch billiger zu produzieren – dann sind Unfälle keine „Unfälle“ sondern logische, vorhersehbare Ereignisse.
Die Sender, die Streamer und die Produzent*innen müssen lernen, Verantwortung zu übernehmen: Wenn sie hochwertige, aufwendige, stuntgeladene Produkte haben wollen, dann müssen sie das Geld dafür zur Verfügung stellen. Wenn das nicht geschieht, dann ist klar, dass Stunts unter enormem Zeitdruck gedreht werden müssen, Dinge nicht genau besprochen werden, Entscheidungen zu schnell gefällt werden und so weiter. Im Normalfall führt das „nur“ zu einem Team, dass sich nach dem Projekt erstmal wochenlang regenerieren muss, und zu einem Film oder Produkt, das an einigen Stellen Schwächen aufzeigt. Im schlimmsten Fall führt es zu Unfällen. Und in diesem Fall zu einer Katastrophe.

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