„Zeit für feministische Filmpolitik“

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Warum sind Filmmütter eigentlich viel zu jung für ihre Söhne? Die ernüchternde Antwort: Es hat etwas mit „Knackigkeit“ zu tun. Darum wird das Spielalter für Schauspieler*innen so weit wie möglich nach oben ausgedehnt. Für diejenigen, die tatsächlich über 30 sind, werden die Rollen knapp. | Grafik © Malisa-Stiftung

Die Sichtbarkeit von Frauen im Deutschen Kino hat zugenommen. Das ist aber auch schon die gute Nachricht. Zur Berlinale präsentierte Pro Quote Film „die gesammelte Gleichstellungs-Schieflage“. Es sei allerhöchste Zeit für eine „feministische Filmpolitik“, meint die neue Kulturstaatsministerin. 

Zum Start der Berlinale prangerte die Initiative Pro Quote Film die Missstände bei der Gleichstellung von Frauen in der Branche an. Im Kanzleramt überreichte die Initiative der neuen Kulturstaatsministerin Claudia Roth „die gesammelte Gleichstellungs-Schieflage“. „Es seien zwar schon messbare Erfolge in den vergangenen Jahren erzielt worden, aber die Liste der Forderungen sei noch lang“, berichtet die Deutsche Presse-Agentur 

„Die Präsenz von Frauen in den kreativen Schlüsselpositionen der Film- und Fernsehbranche muss zunehmen“, forderte die Regisseurin Esther Gronenborn. Das gilt demnach „insbesondere dort, wo öffentliche Gelder eingesetzt werden“. „SWR Kultur“ sprach mit ihr.  

Auch „NDR Kultur“ berichtet: „Bei mir rennen Sie viele, viele Türen ein“, sagte Roth. Es sei allerhöchste Zeit, nicht nur für eine feministische Außen- oder eine feministische Entwicklungspolitik, sondern auch für eine „feministische Filmpolitik“.  

Mit einer Reihe von Kurzfilmen auf Youtube stellt die „Medienartistin“ Rigoletti einige Aspekte aus weiblicher Sicht dar. Dafür hat sie sich auch die vielen Besten-Listen von Fachzeitschriften und Film-Websites zum vergangenen Kinojahr vorgenommen: Von 205 „Top-Ten“-Titeln hatte bei 27,8 Prozent eine Frau Regie geführt. Von den 205 Flops hatten 11,2 Prozent eine Regisseurin. In den USA werden 17 Prozent der Filme von einer Frau inszeniert, in Europa 23 Prozent. Rigolettis Fazit: „Filme von Frauen sind besser und auch weniger schlecht.“ 

Die Aufzeichnung der Pressekonferenz und Podiumsdiskussion ist auf dem Youtube-Kanal von Pro Quote Film sehen.

Tatsächlich habe die Sichtbarkeit von Frauen im Deutschen Kino zugenommen, stellte eine neue Analyse der Universität Rostock im Januar fest. Doch wie sie zu sehen sind, lasse noch zu wünschen übrig. Die „Fortschrittsstudie zur audiovisuellen Diversität“ untersuchte alle 390 majoritär deutschen Spielfilme, die in den Jahren 2017 bis 2020 uraufgeführt wurden (also vor der Auswahl, die Rigoletti untersucht hatte). Die Analyse zeigt auch, dass Frauen als Kreative hinter der Kamera weiterhin unterrepräsentiert sind. Nur jeder vierte Film wurden von Frauen inszeniert. Bei 24 Prozent der Filme hat eine Frau das Drehbuch verfasst, bei 58 Prozent ein Mann (bei den übrigen 18 Prozent waren gemischte Teams verantwortlich).   

Auf der Website der Malisa-Stiftung, die die Studien zur Geschlechtergerechtigkeit in der Branche auf den Weg gebracht hat, sind die Ergebnisse zusammengefasst: „Eine erste Erhebung von 2017 hat gezeigt, dass die Zahl der Frauen und Männer, die auf der Kinoleinwand zu sehen sind, ungleich verteilt ist. Die aktuelle Analyse von Geschlechterdarstellungen in deutschen Kinofilmen von 2017 bis 2020 stellt nun heraus, dass Frauen zwar inzwischen fast ebenso häufig als Protagonistinnen sichtbar sind wie Männer, weiterhin jedoch weniger vielfältige Rollen besetzen.“ 

Die Untersuchung zeige: Der Anteil von Frauenfiguren, die älter als 30 Jahre sind, nimmt weiterhin ab. Zwei Drittel der zentralen Figuren mit einem Alter über 50 sind männlich. „Durchweg ist das Bild der im Kino sichtbaren Frau stark begrenzt: Sie ist jung, schlank und wird im Kontext von Partnerschaft und Beziehung erzählt. Männer hingegen haben erkennbare Berufe, sind auch mal übergewichtig und werden insgesamt vielschichtiger dargestellt. So zeigen deutsche Kinofilme inzwischen zwar mehr Frauen in Hauptrollen, aber bilden nicht die Vielfalt von Frauen in der Realität ab.“ 

 

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