Bei den Infektionszahlen macht Deutschland nicht die beste Figur – zumindest im Vergleich zu Ländern in Südostasien, die hart in die Privatsphäre eingreifen. | Screenshot/Johns Hopkins University
Wartet, wartet, nur ein Weilchen … Aussitzen, Lockdown-Jo-Jo und hoffen auf den Impfstoff: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 85.
„Macht- und Herrschaftsverhältnissen ist in unterschiedlichem Ausmaß das Scheitern immanent. Es gibt immer etwas, das ihnen entgeht.“
Isabell Lorey, „Figuren des Immunen“
„Also erstmal von den Zahlen her: Das ist alles unter ein Prozent.“ Markus Söder am 12. November 2020 bei „Markus Lanz“, gefragt zu den Zahlen der nach Hause geschickten Schüler, wie zu denen der Corona-Toten.
„After 2 weeks of multiple health screens and asking everyone to quarantine, I surprised my closest inner circle with a trip to a private island where we could pretend things were normal just for a brief moment in time.“ Kim Kardashian
Am Morgen höre ich als erstes Jens Spahn im Radio. Er spricht von den Problemen im Bereich der Pflege, davon, dass die Honorare zu schlecht sind, und dass die Pandemie jetzt ein Verstärker des früheren Versagens im Bereich der Pflege sei. Da hat der Mann recht, denke ich. Vielleicht sollte er mal dem Gesundheitsminister einen Brief schreiben mit seinen Verbesserungsvorschlägen […].
+++
Man sagt immer, die Lage sei nicht mit dem Frühjahr vergleichbar. Das stimmt. Auch für die Bevölkerung.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2020-11-13 20:02:432020-11-13 20:02:43Gedanken in der Pandemie 85: Der Kontrollverlust
Im Januar 2018 öffnete in Hannover das „kleinste Kino der Welt“. Wiebke und Johannes Thomsen zeigen im „Lodderbast“ vor 20 Sitzen ein kuriertes Programm – und haben auch vor Streaming-Produktionen keine Angst. Diese Woche machte der Kinobetreiber seinem Unmut über die Branche auf Facebook Luft:
[Zweitveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors. Die Links in diesem Beitrag haben wir eingefügt – sie sind im Originaltext nicht enthalten.]
Unüberhörbar peitschen gellende Wehklagen aus den einstmals so glanz-schwangeren und über jeden Zweifel erhabenen Lichtspielhäusern der Republik: Vergessen habe man sie. Systemrelevant seien sie – und sicher obendrein. Deshalb solle man tunlichst alle cineastischen Versammlungsstätten (denn genau das sind Kinos) wieder öffnen – komme, was wolle
Was aber motiviert das Gros dieser restlos überalterten Schar von Geschäftsleuten zu einem derart peinlichen, unausgegorenen und unreflektierten Gehabe? Was bringt Kinomacher*innen dazu, ihre ganz individuelle wirtschaftliche Unversehrtheit über das Gemeinwohl zu stellen?
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Johannes Thomsenhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgJohannes Thomsen2020-11-12 15:52:212020-11-12 13:00:24Dekonstruktion der Faszination – oder: Wie Eitelkeit und Bequemlichkeit einer Branche das Kino zum Schafott führen
Streaming statt Kino … in der Woche vom 12. November 2020.
Februar 2020. Die Welt weiß zwar noch nicht, was alles in Sachen Corona auf sie zukommt, aber dass es ernst ist, das ist den Fans von James 007 Bond klar. Vorsorglich, der neue Film „Keine Zeit zu sterben“ soll am 2. April 2020 starten, bittet man um eine Verschiebung. Die Produktionsfirma sah das ganz ähnlich. Am 4. März, in Deutschland am 5. März, gut eine Woche vor dem ersten Lockdown, gab man bekannt, Daniel Craigs James Bond würde am 12. November 2020 ins Kino kommen. Der November wirkte weit, weit weg. Noch Ende September stand alles auf Los!, obwohl es auch schon früher Gerüchte gegeben hatte, dass es nicht bei dem November-Start bleibt. Am 2. Oktober 2020 zog man die Reißleine, am 8. Oktober gab man bekannt: Neuer Starttermin ist, in Deutschland, der 31. März 2021. Da noch niemand absehen kann, wie lange uns Corona tatsächlich im Griff haben wird, machten Streamingportale bereits ein Angebot. Vergeblich, man will, und das ist löblich, an einem Kinostart festhalten.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Elisabeth Nagyhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgElisabeth Nagy2020-11-12 15:11:492020-11-12 15:11:49Kino in Zeiten von Corona 34
Am Anfang steht heute eine Korrektur – wir haben uns am Montag bei einer wichtigen Ausnahme vertan. Wir danken für die Nachfragen und Hinweise und bitten um Entschuldigung:
Am Montag hatten wir einen Überblick zur Überbrückungshilfe II gegeben und auf eine Sonderregel für Soloselbständige hingewiesen: Wenn sie nicht mehr als 5.000 Euro Förderung beantragen, dürfen sie ihre Anträge selbst stellen, ohne Steuerberater*innen oder ähnliche „prüfende Dritte“ zu engagieren.
Korrekt ist: Diese Ausnahme gilt lediglich für die sogenannte „Novemberhilfe“, die im Rahmen der Überbrückungshilfe II über dasselbe Portal beantragt wird.
Berechnet auf die Einwohnerzahl, hat Schweden fast so viele Corona-Tote wie Frankreich. Und viermal so viele wie Deutschland. Eine Arte-Dokumentation fragt sich, ob’s nicht trotzdem ein Vorbild wäre. | Screenshot
30 Mikrogramm für 30 Millionen: Spritzen, Schulen, Masken: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 84.
„Jauchzet, frohlocket! auf, preiset die Tage, Rühmet, was heute der Höchste getan! Lasset das Zagen, verbannet die Klage, Stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an! Dienet dem Höchsten mit herrlichen Chören, Lasst uns den Namen des Herrschers verehren!“ J. S. Bach: Weihnachtsoratorium, BWV 248
Hurra, hurra, der Impfstoff der ist endlich da! So ging am Montag ein Jubilieren durch das ganze Land, das Volk stöhnte vor Erleichterung, dann strömte es auf die Straßen und feierte, selbstverständlich unter Beachtung aller AHA-Regeln, die Börsenkurse hüpften im Rhythmus, die Lufthansa-Vorstände klatschten sich High-Five, die Kinobetreiber drehten die Heizung in ihren Sälen auf Betriebstemperatur, und Fuchs und Hase sagten sich Guten Morgen. Dann wachte ich auf …
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2020-11-11 20:45:102020-11-11 20:45:10Gedanken in der Pandemie 84: Impfen und Schimpfen
Sianne Gevatter, „Nacht ueber Kepler 452B“ ist ein Dokumentarfilm, aber sehr essayistisch und bewusst fragmentarisch angelegt. Man merkt, dass es seitens der Regie und auch für die Kameraarbeit mit den indirekten Aufnahmen der Obdachlosen ein klares Konzept vorab gab. Inwieweit warst Du als Editorin schon vorab eingebunden und Teil der konzeptionellen Ebene vor dem Dreh?
Der essayistische Aufbau und die Konzeption eines „Rauschs durch die Nacht“ war schon vorab klar und auch einer der Gründe, aus denen ich mich entschieden habe, den Film zu schneiden – weil ich das sehr interessant finde und sehr gerne mag so zu arbeiten. Aber natürlich hat sich vieles nach dem Dreh anhand des Materialsnoch einmal stark verändert. Aber das Konzept von dem Rausch der Nacht, die Einbindung der Zuschauer als wären sie selbst dabei, das ist geblieben. Und auch, die Menschen als Menschen darzustellen und auch im Schnitt niemals jemanden auszustellen, das ist auch geblieben.
Filmplus heißt jetzt Edimotion – ansonsten bleibt alles wie vertraut: Beim 20. Festival für Filmschnitt und Montagekunst wurden am letzten Oktoberwochenende in Köln die besten Arbeiten des Jahres in drei Kategorien ausgezeichnet. Wir sprachen mit den Preisträger*innen und beginnen die Interview-Reihe mit dem Dokumentarfilm: Die Editorin Yana Höhnerbach montierte „Searching Eva“.
Yana Höhnerbach, Teil der Schnitt-Arbeit im Dokumentarfilm ist üblicherweise auch, Identität zu konstruieren, zu montieren. Bei „Searching Eva“ ist genau das nicht der Fall, oder?
Dadurch, dass wir uns viel darauf konzentriert haben, Identität zu dekonstruieren, hat sich das gedreht. Da es uns viel um Projektion geht und Identität auch viel durch Projektion gebildet wird, haben wir überlegt, welche Formen von Identitätsrollen sprechen wir Eva denn zu? Und haben versucht, die dann in der Montage in Kreisen zu bauen und sie dann auch wieder loslassen zu können. Ich möchte in diesem Zusammenhang kurz erwähnen: „Eva“ ist mittlerweile „Adam“ – hat aber gesagt, wenn es um den Film geht, ist es weiter okay, von Eva zu sprechen.
Fernando Solanas ist einer der bedeutendsten argentinischen Filmmacher. Am Freitag ist er an den Folgen von Covid-19 gestorben. | Foto CC-BY-2.0 Festival Internacional de Cine en Guadalajara, Jorge Barragan
Wer die Welt demnächst regiert, ist fast allen klar. Über den Wert der Kultur sich sich auch die meisten einig. Und wenn auch beides noch nicht ausgestanden ist, können wir uns wichtigeren Themen widmen und verschaffen uns mal einen Überblick zur Novemberhilfe.
Zwischen US-Wahl und Kulturdebatte treiben Filmschaffende ganz praktische Fragen um. Etwas mehr „Geleit“ wünscht sich ein*e Leser*in zu unseren Infos, ein*e andere macht dazu gleich den Praxistest: „Wo finden wir die Anträge, um die so viel gepriesene Soforthilfe für diesen November, sprich diese 75 Prozent des Einkommens vom letzten November zu erhalten?“
Gedanken in der Pandemie 85: Der Kontrollverlust
Rüdiger Suchsland, Unsere GästeBei den Infektionszahlen macht Deutschland nicht die beste Figur – zumindest im Vergleich zu Ländern in Südostasien, die hart in die Privatsphäre eingreifen. | Screenshot/Johns Hopkins University
Wartet, wartet, nur ein Weilchen … Aussitzen, Lockdown-Jo-Jo und hoffen auf den Impfstoff: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 85.
„Macht- und Herrschaftsverhältnissen ist in unterschiedlichem Ausmaß das Scheitern immanent. Es gibt immer etwas, das ihnen entgeht.“
Isabell Lorey, „Figuren des Immunen“
„Also erstmal von den Zahlen her: Das ist alles unter ein Prozent.“
Markus Söder am 12. November 2020 bei „Markus Lanz“, gefragt zu den Zahlen der nach Hause geschickten Schüler, wie zu denen der Corona-Toten.
„After 2 weeks of multiple health screens and asking everyone to quarantine, I surprised my closest inner circle with a trip to a private island where we could pretend things were normal just for a brief moment in time.“
Kim Kardashian
Am Morgen höre ich als erstes Jens Spahn im Radio. Er spricht von den Problemen im Bereich der Pflege, davon, dass die Honorare zu schlecht sind, und dass die Pandemie jetzt ein Verstärker des früheren Versagens im Bereich der Pflege sei. Da hat der Mann recht, denke ich. Vielleicht sollte er mal dem Gesundheitsminister einen Brief schreiben mit seinen Verbesserungsvorschlägen […].
+++
Man sagt immer, die Lage sei nicht mit dem Frühjahr vergleichbar. Das stimmt. Auch für die Bevölkerung.
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Dekonstruktion der Faszination – oder: Wie Eitelkeit und Bequemlichkeit einer Branche das Kino zum Schafott führen
Johannes Thomsen, Unsere GästeDas „Lodderbast“ sieht sich nicht bloß als Programmkino, sondern als „Kulturkiosk“. Mit neuen Ideen trotzte es auch der Krise. | Foto © Jazz Club Hannover/Lodderbast
Im Januar 2018 öffnete in Hannover das „kleinste Kino der Welt“. Wiebke und Johannes Thomsen zeigen im „Lodderbast“ vor 20 Sitzen ein kuriertes Programm – und haben auch vor Streaming-Produktionen keine Angst. Diese Woche machte der Kinobetreiber seinem Unmut über die Branche auf Facebook Luft:
[Zweitveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors. Die Links in diesem Beitrag haben wir eingefügt – sie sind im Originaltext nicht enthalten.]
Unüberhörbar peitschen gellende Wehklagen aus den einstmals so glanz-schwangeren und über jeden Zweifel erhabenen Lichtspielhäusern der Republik: Vergessen habe man sie. Systemrelevant seien sie – und sicher obendrein. Deshalb solle man tunlichst alle cineastischen Versammlungsstätten (denn genau das sind Kinos) wieder öffnen – komme, was wolle
Was aber motiviert das Gros dieser restlos überalterten Schar von Geschäftsleuten zu einem derart peinlichen, unausgegorenen und unreflektierten Gehabe? Was bringt Kinomacher*innen dazu, ihre ganz individuelle wirtschaftliche Unversehrtheit über das Gemeinwohl zu stellen?
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Kino in Zeiten von Corona 34
Elisabeth Nagy, Unsere GästeRobert Zemeckis „Hexen hexen“ startete am Wochenende vor dem neuen Lockdown ins Kino. Jetzt läuft er bei „Sky Cinema“ weiter. Auch Arthaus-Verleiher setzen im November wieder aufs Streamen. | Foto © Sky
Streaming statt Kino … in der Woche vom 12. November 2020.
Februar 2020. Die Welt weiß zwar noch nicht, was alles in Sachen Corona auf sie zukommt, aber dass es ernst ist, das ist den Fans von James 007 Bond klar. Vorsorglich, der neue Film „Keine Zeit zu sterben“ soll am 2. April 2020 starten, bittet man um eine Verschiebung. Die Produktionsfirma sah das ganz ähnlich. Am 4. März, in Deutschland am 5. März, gut eine Woche vor dem ersten Lockdown, gab man bekannt, Daniel Craigs James Bond würde am 12. November 2020 ins Kino kommen. Der November wirkte weit, weit weg. Noch Ende September stand alles auf Los!, obwohl es auch schon früher Gerüchte gegeben hatte, dass es nicht bei dem November-Start bleibt. Am 2. Oktober 2020 zog man die Reißleine, am 8. Oktober gab man bekannt: Neuer Starttermin ist, in Deutschland, der 31. März 2021. Da noch niemand absehen kann, wie lange uns Corona tatsächlich im Griff haben wird, machten Streamingportale bereits ein Angebot. Vergeblich, man will, und das ist löblich, an einem Kinostart festhalten.
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Corona: Brancheninfo 87
out takes, Peter HartigDie Europäische Filmakademie hat gestern in Sevilla die Nominierungen für den „Europäischen Filmpreis“ bekanntgegeben. | Foto © EFA
Am Anfang steht heute eine Korrektur – wir haben uns am Montag bei einer wichtigen Ausnahme vertan. Wir danken für die Nachfragen und Hinweise und bitten um Entschuldigung:
Am Montag hatten wir einen Überblick zur Überbrückungshilfe II gegeben und auf eine Sonderregel für Soloselbständige hingewiesen: Wenn sie nicht mehr als 5.000 Euro Förderung beantragen, dürfen sie ihre Anträge selbst stellen, ohne Steuerberater*innen oder ähnliche „prüfende Dritte“ zu engagieren.
Korrekt ist: Diese Ausnahme gilt lediglich für die sogenannte „Novemberhilfe“, die im Rahmen der Überbrückungshilfe II über dasselbe Portal beantragt wird.
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Gedanken in der Pandemie 84: Impfen und Schimpfen
Rüdiger Suchsland, Unsere GästeBerechnet auf die Einwohnerzahl, hat Schweden fast so viele Corona-Tote wie Frankreich. Und viermal so viele wie Deutschland. Eine Arte-Dokumentation fragt sich, ob’s nicht trotzdem ein Vorbild wäre. | Screenshot
30 Mikrogramm für 30 Millionen: Spritzen, Schulen, Masken: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 84.
„Jauchzet, frohlocket! auf, preiset die Tage,
Rühmet, was heute der Höchste getan!
Lasset das Zagen, verbannet die Klage,
Stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an!
Dienet dem Höchsten mit herrlichen Chören,
Lasst uns den Namen des Herrschers verehren!“
J. S. Bach: Weihnachtsoratorium, BWV 248
Hurra, hurra, der Impfstoff der ist endlich da! So ging am Montag ein Jubilieren durch das ganze Land, das Volk stöhnte vor Erleichterung, dann strömte es auf die Straßen und feierte, selbstverständlich unter Beachtung aller AHA-Regeln, die Börsenkurse hüpften im Rhythmus, die Lufthansa-Vorstände klatschten sich High-Five, die Kinobetreiber drehten die Heizung in ihren Sälen auf Betriebstemperatur, und Fuchs und Hase sagten sich Guten Morgen. Dann wachte ich auf …
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Förderpreis Schnitt: Sianne Gevatter
Kyra Scheurer, Unsere GästeSianne Gevatter studiert Montage an der Filmuniversität Babelsberg. Für „Nacht ueber Kepler 452b“ erhielt sie den „Förderpreis Schnitt“.
Beim 20. Festival für Filmschnitt und Montagekunst „Edimotion“ wurden am letzten Oktoberwochenende in Köln die besten Arbeiten des Jahres in drei Kategorien ausgezeichnet. Die Editorin Sianne Gevatter gewann für „Nacht ueber Kepler 452b“ den „Förderpreis Schnitt“.
Sianne Gevatter, „Nacht ueber Kepler 452B“ ist ein Dokumentarfilm, aber sehr essayistisch und bewusst fragmentarisch angelegt. Man merkt, dass es seitens der Regie und auch für die Kameraarbeit mit den indirekten Aufnahmen der Obdachlosen ein klares Konzept vorab gab. Inwieweit warst Du als Editorin schon vorab eingebunden und Teil der konzeptionellen Ebene vor dem Dreh?
Der essayistische Aufbau und die Konzeption eines „Rauschs durch die Nacht“ war schon vorab klar und auch einer der Gründe, aus denen ich mich entschieden habe, den Film zu schneiden – weil ich das sehr interessant finde und sehr gerne mag so zu arbeiten. Aber natürlich hat sich vieles nach dem Dreh anhand des Materials noch einmal stark verändert. Aber das Konzept von dem Rausch der Nacht, die Einbindung der Zuschauer als wären sie selbst dabei, das ist geblieben. Und auch, die Menschen als Menschen darzustellen und auch im Schnitt niemals jemanden auszustellen, das ist auch geblieben.
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Schnitt-Preis Dokumentarfilm: Yana Höhnerbach
Kyra Scheurer, Unsere GästeWie erzählt man eine Geschichte, wenn man eben keine Geschichte erzählen will? Die Frage stand für Yana Höhnerbach ganz am Anfang der Arbeit an „Searching Eva“. | Foto © Edimotion, MXKaphy
Filmplus heißt jetzt Edimotion – ansonsten bleibt alles wie vertraut: Beim 20. Festival für Filmschnitt und Montagekunst wurden am letzten Oktoberwochenende in Köln die besten Arbeiten des Jahres in drei Kategorien ausgezeichnet. Wir sprachen mit den Preisträger*innen und beginnen die Interview-Reihe mit dem Dokumentarfilm: Die Editorin Yana Höhnerbach montierte „Searching Eva“.
Yana Höhnerbach, Teil der Schnitt-Arbeit im Dokumentarfilm ist üblicherweise auch, Identität zu konstruieren, zu montieren. Bei „Searching Eva“ ist genau das nicht der Fall, oder?
Dadurch, dass wir uns viel darauf konzentriert haben, Identität zu dekonstruieren, hat sich das gedreht. Da es uns viel um Projektion geht und Identität auch viel durch Projektion gebildet wird, haben wir überlegt, welche Formen von Identitätsrollen sprechen wir Eva denn zu? Und haben versucht, die dann in der Montage in Kreisen zu bauen und sie dann auch wieder loslassen zu können. Ich möchte in diesem Zusammenhang kurz erwähnen: „Eva“ ist mittlerweile „Adam“ – hat aber gesagt, wenn es um den Film geht, ist es weiter okay, von Eva zu sprechen.
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Corona: Brancheninfo 86
out takes, Peter HartigFernando Solanas ist einer der bedeutendsten argentinischen Filmmacher. Am Freitag ist er an den Folgen von Covid-19 gestorben. | Foto CC-BY-2.0 Festival Internacional de Cine en Guadalajara, Jorge Barragan
Wer die Welt demnächst regiert, ist fast allen klar. Über den Wert der Kultur sich sich auch die meisten einig. Und wenn auch beides noch nicht ausgestanden ist, können wir uns wichtigeren Themen widmen und verschaffen uns mal einen Überblick zur Novemberhilfe.
Zwischen US-Wahl und Kulturdebatte treiben Filmschaffende ganz praktische Fragen um. Etwas mehr „Geleit“ wünscht sich ein*e Leser*in zu unseren Infos, ein*e andere macht dazu gleich den Praxistest: „Wo finden wir die Anträge, um die so viel gepriesene Soforthilfe für diesen November, sprich diese 75 Prozent des Einkommens vom letzten November zu erhalten?“
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