Wie das Virus sich in Innenräumen verbreitet, zeigt eine Animation der spanischen Tageszeitung „El País“. | Screenshot
Morgen Kinder wird’s was geben: Mindeststandards der Kommunikation, aber die Pandemie kennt kein Weihnachten: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 96.
„Ich glaube an die Kraft der Aufklärung. Dass Europa heute da steht, wo es steht, hat es der Aufklärung zu verdanken und dem Glauben daran, dass es wissenschaftliche Ergebnisse gibt, die real sind und an die man sich besser halten soll.“ Angela Merkel im Bundestag, 9. Dezember 2020
„Es geht hier nicht um Weihnachten, es geht um langfristig niedrige Fallzahlen. Die Pandemie kennt kein Weihnachten.“ Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe
Ja, wen haben wir denn da? Michael „Bully“ Herbig gab zu Corona den Nikolaus. Mit klarer Ansage und vielen „Beeps“. | Screenshot
Kurz vor Corona hatten Sender, Produktionsfirmen, Filmförderungen und Verbände ihre „Nachhaltigkeitsinitiative“ gestartet, jetzt ist die Website dazu online. Wirklich nachhaltig ist die Initiative allerdings nicht.
Am 6. Dezember machte Michael „Bully“ Herbig auf Instagram den Nikolaus – und las Corona-Leugnern die Leviten: „Du warst ja überhaupt nicht brav im letzten Jahr; hast keine Maske getragen; hast keinen Abstand gehalten; hast kleine Kinder angeschrien: ,Maske ab! Maske ab!’“ Lustiger ist allerdings, sich das selbst anzuschauen.
Die Filmindustrie ist nicht klimafreundlich. Zumindest ein Teil von ihr will es aber werden. Vorreiter in Deutschland war die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH), die (angeregt von ihren skandinavischen Nachbarn) 2012 den „Grünen Drehpass“ für Filme und Serien einführte, die auf umweltfreundliche Weise produziert wurden. Seit 2015 übernimmt sie auch die Kosten für den Einsatz eines „Green Runners“ bei geförderten Produktionen. Im April dieses Jahres wurde daraus der „Grüne Filmpass“. Der berücksichtigt nicht nur den Produktionsbereich, sondern die gesamte Wertschöpfungskette vom Drehbuch bis zum Verleih. Für Produktionen, die majoritär deutsch finanziert sind und in Deutschland gedreht werden, ist der „Grüne Filmpass“ seit April 2020 verpflichtend. FFHSH-Geschäftsführer Helge Albers hatte das im Interview mit „Blickpunkt Film“ erklärt. Weiterlesen
Optimisten und Polizisten: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 95.
„You better watch out/ You better not cry/ You better not pout/ I’m telling you why Santa Claus is coming to town He’s making a list,/ He’s checking it twice,/ He’s gonna find out who’s naughty or nice Santa Claus is coming to town He sees you when you’re sleeping/ And he knows when you’re awake/ He knows if you’ve been bad or good/ So be good for goodness sake…“
1932 von John Frederick Coots zu einem Text von Haven Gillespie
Ja, wer kriegt denn nun den Impstoff? Als erstes? Das ist die zweite Frage, denn die erste ist, ob es denn überhaupt einen Impfstoff gibt? Vor Ostern, meine ich.
+++
Risikogruppen – sagt man immer so. Vieles spricht dafür. Und dann erst das Klinik- und Pflegepersonal. Aber warum nicht umgekehrt: Erst die Leute, die noch gesund sind und sich dauernd mit Kranken auseinandersetzen müssen. Sind sie nicht noch gefährdeter, als die Risikogruppen? Und dann: Wenn es stimmt das junge gesunde Menschen „Superspreader“ sind, warum sollen sie nicht zuerst Impfstoff bekommen um das dann nicht mehr sein zu können?
Aber diese Frage wirft uns natürlich auf das nächste Problem: Was heißt es eigentlich, geimpft zu sein? Bedeutet es dass man dann auch andere nicht mehr anstecken kann? Oder bedeutet es nur, dass man selber nicht krank werden kann? Fragen über Fragen.
Die Pandemie legt vieles offen, was schon lange schieflief. Und manches braucht nicht mal die Pandemie: Der Rechtstreit der Drehbuchautorin Anika Decker um angemessene Vergütung geht in die nächste Runde; ihre Kolleg*innen erklären ihre Solidarität: „Es bleibt ein Skandal, dass Transparenz zwischen Vertragspartnern im Filmbereich weiterhin kostspielig und mit hohem persönlichem Aufwand und Risiko vor Gericht erstritten werden muss.“
Im Rechtsstreit um angemessene Vergütung geht es für Anika Decker in die nächste Runde. Die Drehbuchautorin hatte gegen Barefoot Films und Warner Bros. geklagt, um auch finanziell am Erfolg der Komödien „Keinohrhasen“ und „Zweiohrküken“ beteiligt zu werden. Das Landgericht Berlin hatte ihr Recht gegeben: Produktionsfirma und Verleih müssen ihr die Einnahmen offen legen. Jetzt haben Produktionsfirma und Verleih gegen das Urteil Berufung eingelegt, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ –„das jedenfalls hat ein Pressesprecher beim Kammergericht Berlin gegenüber Anika Deckers Anwalt Nikolaus Reber bestätigt, nachdem die ,Bild’-Zeitung darüber berichtet hatte. Die Berufungsbegründungen liegen bislang noch nicht vor.“
Am Donnerstag hatten der Verband Deutscher Drehbuchautoren, die Autor*inneninitiative „Kontrakt 18“ und Mitglieder der Sektion Drehbuch der Deutschen Filmakademie ein Solidaritätsschreiben veröffentlicht: Decker sei nicht die erste Drehbuchautorin, die vor Gericht ihre Rechte auf angemessene Beteiligung erstreiten müsse, wie sie das Urheberrechtsgesetz vorsehe. „Aber eines macht den Fall Anika Decker so besonders: bislang haben sich nur Kolleginnen und Kollegen solche Klagen zugetraut, die am Ende ihrer Karriere standen – oder mit dem Rücken zur Wand. Zu einem Zeitpunkt also, an dem sie keine Angst vor Schwarzen Listen mehr zu haben brauchten. Autorinnen und Autoren, die sich dessen bewusst waren, fortan in der Branche als schwierig zu gelten, nur weil sie auf ihr gutes Recht bestanden. […] Unabhängig von der Rechtslage in diesem konkreten Fall: Es bleibt ein Skandal, dass Transparenz zwischen Vertragspartnern im Filmbereich weiterhin kostspielig und mit hohem persönlichem Aufwand und Risiko vor Gericht erstritten werden muss.“
Österreichs Filmbranche konnte sich 2019 „behaupten“, steht im neuen Filmwirtschaftsbericht des Österreichischen Filminstituts (ÖFI). In Zahlen: Einerseits gingen Erlöse und Erträge leicht zurück, und der Marktanteil österreichischer Filme lag nur noch bei 3,3 Prozent (im Jahr zuvor waren es 6,2 Prozent). Andererseits konnte der allgemeine Rückgang des Vorjahres beim Kinopublikum gut zur Hälfte wieder aufgeholt werden, und die Zahl der Beschäftigten legte um insgesamt um 2,6 Prozent zu, bei den Produktionsfirmen sogar gut doppelt so stark.
Doch „Ende 2020 ein Vorwort zu einem Filmwirtschaftsbericht über das Berichtsjahr 2019 ohne einen Bezug zu dem zu verfassen, was nach dem 1. Lockdown am 16. 03. 2020 passiert ist, ist unmöglich“, schickt ÖFI-Chef Roland Teichmann voraus: „Wir leben nahezu in einer neuen Zeitrechnung: vor und nach Covid-19, wann auch immer das ,danach’ sein mag. Die in Folge der Pandemie erforderlichen behördlichen Maßnahmen haben die Filmwirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette durcheinandergewirbelt; die Langzeitfolgen davon sind nicht absehbar. Die Produktion wurde dramatisch gebremst, der Verwertung des vorhandenen Contents verlagerte sich noch schneller als bisher in Richtung VoD. Und in Zeiten des verordneten Zuhause-Bleibens erlebte auch das lineare TV (nicht nur durch die gesteigerte Relevanz der aktuellen Berichterstattung) eine gewisse Renaissance. So hat jede Krise ihre Chancen, ihre Gewinner*innen und Verlierer*innen, auch wenn dies im gesamten Ausmaß (vor allem für das Kino) wohl noch länger nicht feststeht. Wir befinden uns mitten in einem spannenden Transformationsprozess, in dessen Zentrum jedoch klar der weiter ansteigende Bedarf an Content steht – und das sind jedenfalls gute Nachrichten!“
Die Kunst der Abwägung: Warum nicht ein kalkuliertes Risiko aushalten? Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 94.
„Wir sind an einer Phase zwischen halb schlimm und schlimm.“ Jochen A. Werner, Mediziner
„Ich glaube einfach nicht, dass man nur durch Lockdown-Maßnahmen das auf Ewigkeiten wird bekämpfen können. […] Ich kann mir das nicht vorstellen. Durch einen immer härteren Lockdown wird man vorübergehend selbstverständlich die Neuinfektionszahlen runter bekommen. […] Aber man wird irgendwann auch wieder öffnen, und sobald man öffnet, wird dann auch das epidemische Geschehen wieder zunehmen. Das ist so, keine Frage.“ Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer
Corona macht keine Weihnachtsferien. Nur der Weihnachtsmann. Und offenbar die EU.
+++
Anders gesagt: Warum kriegen die Briten es mit der Corona-Impfstoffzulassung in wenigen Tagen hin, während die europäischen Behörden einige Wochen dafür brauchen? Sind die Briten etwa weniger vorsichtig? Darauf im DLF angesprochen, windet sich die grüne Europa-Abgeordnete Jutta Paulus heraus: „Das weiß ich nicht.“
Wenn aber die Briten nicht weniger vorsichtig sind, dann sind die europäischen Behörden zu langsam.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2020-12-04 20:49:412020-12-04 20:49:41Gedanken in der Pandemie 94: Die Toten des Frühlings
Advents-Aktionen, Mediatheken und Streams statt Kino … in der Woche vom 03. Dezember 2020 – Teil 1.
Vor einem Monat war die Startwoche vom 3. Dezember 2020 der Top-Spot. Die Kandidaten für einen Start im Kino drängelten sich. Doch so schnell, wie die Titel sich auf dieses Feld im Kalender gedrängt haben, so schnell liefen sie wieder auseinander und sprangen bis in den März oder April vor. Einige stehen fernab und sehen dem organisatorischem Chaos erst einmal zu und machen noch gar keinen Schritt in Richtung Entscheidung. Wie auch, wenn die Maßnahmen kaum verbindlich und planbar daher kommen. Jedes Planen, jedes Marketing ist reine Sisyphus-Arbeit. Man schiebt die Filme doch immer nur wieder vom Nullpunkt an. Einige Verleiher wollten die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Zum Beispiel „Falling“ von Viggo Mortensen und „Ein Doktor auf Bestellung“, eine französische Weihnachtskomödie. Beide Filme wollten am 24. Dezember starten. Das ist, seit gestern abend, wieder Makulatur. Bereits für Berlin hatte man einen Start noch im Dezember ausgeschlossen. Bereits letzte Woche gab es erste Stimmen, die vom Frühjahr sprachen. Und siehe da, eigentlich nach Abgabetermin für diese Kolumne, wurde der Teil-Lockdown über den Jahreswechsel verlängert. Vorerst heißt es nun, nicht vor dem 10. Januar 2021 darf es wieder los gehen.
Advents-Aktionen, Mediatheken und Streams statt Kino … in der Woche vom 03. Dezember 2020 – Teil 2.
Welche neuen Wege die Dramaturgie im öffentlich-rechtlichen Sender geht, lässt sich aktuell an der dreiteiligen Dokumentation „Eiskalte Spur“ und dem sechsteiligen Spielfilm „Das Geheimnis des Totenwaldes“ beobachten. Beide seriellen Erzählungen handeln von Mordfällen, die erst nach 30 Jahren zum Teil gelöst werden konnten: Ausgangslage ist das von der Polizei lange Zeit als „Vermisstenfall“ eingestufte Verschwinden einer Frau – es ist die Schwester des bekannten Kriminalisten der Hamburger Polizei, Wolfgang Sielaff. Im Spielfilm heißt diese Hauptfigur Thomas Bethge (Matthias Brandt) und ist der hochangesehene Chef des Landeskriminalamts Hamburg. Er selbst wird von den Polizeikollegen vertröstet, von der Staatsanwaltschaft nicht ernst genommen. 30 Jahre lang bleibt seine Schwester (Silke Bodenbender) verschwunden. Der Fall in der eigenen Familie lässt dem Mann jedoch keine Ruhe. Er ermittelt mit befreundeten Kollegen auf eigene Faust. Und verfolgt die Spur eines Friedhofgärtners (Hanno Koffler), der in einem Wald nicht nur zwei Paare kurz nacheinander in einem Wald erschossen haben könnte – sondern auch seine Schwester auf dem Gewissen hat. Ein „geheimes Zimmer“ in dem Haus des mutmaßlichen Mörders offenbart dessen sado-masochistischen Praktiken … Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Karolina Wrobelhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgKarolina Wrobel2020-12-03 12:42:292020-12-03 12:42:29Kino in Zeiten von Corona 37 – 2
Gedanken in der Pandemie 96: Manche mögen’s hart
Rüdiger Suchsland, Unsere GästeWie das Virus sich in Innenräumen verbreitet, zeigt eine Animation der spanischen Tageszeitung „El País“. | Screenshot
Morgen Kinder wird’s was geben: Mindeststandards der Kommunikation, aber die Pandemie kennt kein Weihnachten: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 96.
„Ich glaube an die Kraft der Aufklärung. Dass Europa heute da steht, wo es steht, hat es der Aufklärung zu verdanken und dem Glauben daran, dass es wissenschaftliche Ergebnisse gibt, die real sind und an die man sich besser halten soll.“
Angela Merkel im Bundestag, 9. Dezember 2020
„Es geht hier nicht um Weihnachten, es geht um langfristig niedrige Fallzahlen. Die Pandemie kennt kein Weihnachten.“
Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe
Tolle Animationen zu Varianten der Virusverbreitung bei den Kollegen der spanischen „El País“. In der englischen Ausgabe können alle auch den Text dazu lesen. Der, der die Animation macht, heißt übrigens Luís Almodóvar. Ob er mit dem Regisseur verwandt ist?
Weiterlesen
Corona: Brancheninfo 99
out takes, Peter HartigJa, wen haben wir denn da? Michael „Bully“ Herbig gab zu Corona den Nikolaus. Mit klarer Ansage und vielen „Beeps“. | Screenshot
Kurz vor Corona hatten Sender, Produktionsfirmen, Filmförderungen und Verbände ihre „Nachhaltigkeitsinitiative“ gestartet, jetzt ist die Website dazu online. Wirklich nachhaltig ist die Initiative allerdings nicht.
Am 6. Dezember machte Michael „Bully“ Herbig auf Instagram den Nikolaus – und las Corona-Leugnern die Leviten: „Du warst ja überhaupt nicht brav im letzten Jahr; hast keine Maske getragen; hast keinen Abstand gehalten; hast kleine Kinder angeschrien: ,Maske ab! Maske ab!’“ Lustiger ist allerdings, sich das selbst anzuschauen.
Die Filmindustrie ist nicht klimafreundlich. Zumindest ein Teil von ihr will es aber werden. Vorreiter in Deutschland war die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH), die (angeregt von ihren skandinavischen Nachbarn) 2012 den „Grünen Drehpass“ für Filme und Serien einführte, die auf umweltfreundliche Weise produziert wurden. Seit 2015 übernimmt sie auch die Kosten für den Einsatz eines „Green Runners“ bei geförderten Produktionen. Im April dieses Jahres wurde daraus der „Grüne Filmpass“. Der berücksichtigt nicht nur den Produktionsbereich, sondern die gesamte Wertschöpfungskette vom Drehbuch bis zum Verleih. Für Produktionen, die majoritär deutsch finanziert sind und in Deutschland gedreht werden, ist der „Grüne Filmpass“ seit April 2020 verpflichtend. FFHSH-Geschäftsführer Helge Albers hatte das im Interview mit „Blickpunkt Film“ erklärt.
Weiterlesen
Gedanken in der Pandemie 95: Better watch out, better not cry …
Rüdiger Suchsland, Unsere Gästecaption=“Oh-oh! Der Lockdown wird verlängert. Hier ist unser Weihnachtsfilmtipp, passend zum Zitat des Tages. | Foto © 20th Century Fox“
Optimisten und Polizisten: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 95.
„You better watch out/ You better not cry/ You better not pout/ I’m telling you why
Santa Claus is coming to town
He’s making a list,/ He’s checking it twice,/ He’s gonna find out who’s naughty or nice
Santa Claus is coming to town
He sees you when you’re sleeping/ And he knows when you’re awake/ He knows if you’ve been bad or good/ So be good for goodness sake…“
1932 von John Frederick Coots zu einem Text von Haven Gillespie
Ja, wer kriegt denn nun den Impstoff? Als erstes? Das ist die zweite Frage, denn die erste ist, ob es denn überhaupt einen Impfstoff gibt? Vor Ostern, meine ich.
+++
Risikogruppen – sagt man immer so. Vieles spricht dafür. Und dann erst das Klinik- und Pflegepersonal. Aber warum nicht umgekehrt: Erst die Leute, die noch gesund sind und sich dauernd mit Kranken auseinandersetzen müssen. Sind sie nicht noch gefährdeter, als die Risikogruppen? Und dann: Wenn es stimmt das junge gesunde Menschen „Superspreader“ sind, warum sollen sie nicht zuerst Impfstoff bekommen um das dann nicht mehr sein zu können?
Aber diese Frage wirft uns natürlich auf das nächste Problem: Was heißt es eigentlich, geimpft zu sein? Bedeutet es dass man dann auch andere nicht mehr anstecken kann? Oder bedeutet es nur, dass man selber nicht krank werden kann? Fragen über Fragen.
Weiterlesen
Corona: Brancheninfo 98
out takes, Peter Hartig„Keinohrhasen“ war ein Bestseller im Kino. Für solche Überraschungserfolge sieht das Urheberrecht eine angemessene Beteiligung vor. Doch Verleih und Produktionsfirma sehen das anders. | Foto © Warner Bros.
Die Pandemie legt vieles offen, was schon lange schieflief. Und manches braucht nicht mal die Pandemie: Der Rechtstreit der Drehbuchautorin Anika Decker um angemessene Vergütung geht in die nächste Runde; ihre Kolleg*innen erklären ihre Solidarität: „Es bleibt ein Skandal, dass Transparenz zwischen Vertragspartnern im Filmbereich weiterhin kostspielig und mit hohem persönlichem Aufwand und Risiko vor Gericht erstritten werden muss.“
Im Rechtsstreit um angemessene Vergütung geht es für Anika Decker in die nächste Runde. Die Drehbuchautorin hatte gegen Barefoot Films und Warner Bros. geklagt, um auch finanziell am Erfolg der Komödien „Keinohrhasen“ und „Zweiohrküken“ beteiligt zu werden. Das Landgericht Berlin hatte ihr Recht gegeben: Produktionsfirma und Verleih müssen ihr die Einnahmen offen legen. Jetzt haben Produktionsfirma und Verleih gegen das Urteil Berufung eingelegt, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ – „das jedenfalls hat ein Pressesprecher beim Kammergericht Berlin gegenüber Anika Deckers Anwalt Nikolaus Reber bestätigt, nachdem die ,Bild’-Zeitung darüber berichtet hatte. Die Berufungsbegründungen liegen bislang noch nicht vor.“
Am Donnerstag hatten der Verband Deutscher Drehbuchautoren, die Autor*inneninitiative „Kontrakt 18“ und Mitglieder der Sektion Drehbuch der Deutschen Filmakademie ein Solidaritätsschreiben veröffentlicht: Decker sei nicht die erste Drehbuchautorin, die vor Gericht ihre Rechte auf angemessene Beteiligung erstreiten müsse, wie sie das Urheberrechtsgesetz vorsehe. „Aber eines macht den Fall Anika Decker so besonders: bislang haben sich nur Kolleginnen und Kollegen solche Klagen zugetraut, die am Ende ihrer Karriere standen – oder mit dem Rücken zur Wand. Zu einem Zeitpunkt also, an dem sie keine Angst vor Schwarzen Listen mehr zu haben brauchten. Autorinnen und Autoren, die sich dessen bewusst waren, fortan in der Branche als schwierig zu gelten, nur weil sie auf ihr gutes Recht bestanden. […] Unabhängig von der Rechtslage in diesem konkreten Fall: Es bleibt ein Skandal, dass Transparenz zwischen Vertragspartnern im Filmbereich weiterhin kostspielig und mit hohem persönlichem Aufwand und Risiko vor Gericht erstritten werden muss.“
Weiterlesen
Corona: Brancheninfo 97
out takes, Peter HartigKurz vor Corona stand es nicht schlecht um Österreichs Filmbranche, besagt der neue Filmwirtschaftsbericht. Doch auch für die Zeit danach versucht sich das Österreichische Filminstitut in Optimismus. | Foto © Filmarchiv Austria
Unser Nachrichtenüberblick zum Wochenende.
Österreichs Filmbranche konnte sich 2019 „behaupten“, steht im neuen Filmwirtschaftsbericht des Österreichischen Filminstituts (ÖFI). In Zahlen: Einerseits gingen Erlöse und Erträge leicht zurück, und der Marktanteil österreichischer Filme lag nur noch bei 3,3 Prozent (im Jahr zuvor waren es 6,2 Prozent). Andererseits konnte der allgemeine Rückgang des Vorjahres beim Kinopublikum gut zur Hälfte wieder aufgeholt werden, und die Zahl der Beschäftigten legte um insgesamt um 2,6 Prozent zu, bei den Produktionsfirmen sogar gut doppelt so stark.
Doch „Ende 2020 ein Vorwort zu einem Filmwirtschaftsbericht über das Berichtsjahr 2019 ohne einen Bezug zu dem zu verfassen, was nach dem 1. Lockdown am 16. 03. 2020 passiert ist, ist unmöglich“, schickt ÖFI-Chef Roland Teichmann voraus: „Wir leben nahezu in einer neuen Zeitrechnung: vor und nach Covid-19, wann auch immer das ,danach’ sein mag. Die in Folge der Pandemie erforderlichen behördlichen Maßnahmen haben die Filmwirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette durcheinandergewirbelt; die Langzeitfolgen davon sind nicht absehbar. Die Produktion wurde dramatisch gebremst, der Verwertung des vorhandenen Contents verlagerte sich noch schneller als bisher in Richtung VoD. Und in Zeiten des verordneten Zuhause-Bleibens erlebte auch das lineare TV (nicht nur durch die gesteigerte Relevanz der aktuellen Berichterstattung) eine gewisse Renaissance. So hat jede Krise ihre Chancen, ihre Gewinner*innen und Verlierer*innen, auch wenn dies im gesamten Ausmaß (vor allem für das Kino) wohl noch länger nicht feststeht. Wir befinden uns mitten in einem spannenden Transformationsprozess, in dessen Zentrum jedoch klar der weiter ansteigende Bedarf an Content steht – und das sind jedenfalls gute Nachrichten!“
Weiterlesen
Gedanken in der Pandemie 94: Die Toten des Frühlings
Rüdiger Suchsland, Unsere GästeEin Videotipp zum Wochenende: Die neue Staffel von„Wolfsland“ lief gerade in der Mediathek an. | Foto © MDR/Molina Film/Steffen Junghans
Die Kunst der Abwägung: Warum nicht ein kalkuliertes Risiko aushalten? Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 94.
„Wir sind an einer Phase zwischen halb schlimm und schlimm.“
Jochen A. Werner, Mediziner
„Ich glaube einfach nicht, dass man nur durch Lockdown-Maßnahmen das auf Ewigkeiten wird bekämpfen können. […] Ich kann mir das nicht vorstellen. Durch einen immer härteren Lockdown wird man vorübergehend selbstverständlich die Neuinfektionszahlen runter bekommen. […] Aber man wird irgendwann auch wieder öffnen, und sobald man öffnet, wird dann auch das epidemische Geschehen wieder zunehmen. Das ist so, keine Frage.“
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer
Corona macht keine Weihnachtsferien. Nur der Weihnachtsmann. Und offenbar die EU.
+++
Anders gesagt: Warum kriegen die Briten es mit der Corona-Impfstoffzulassung in wenigen Tagen hin, während die europäischen Behörden einige Wochen dafür brauchen? Sind die Briten etwa weniger vorsichtig? Darauf im DLF angesprochen, windet sich die grüne Europa-Abgeordnete Jutta Paulus heraus: „Das weiß ich nicht.“
Wenn aber die Briten nicht weniger vorsichtig sind, dann sind die europäischen Behörden zu langsam.
Weiterlesen
Kino in Zeiten von Corona 37 – 1
Elisabeth Nagy, Unsere Gäste„Black Beauty“. | Foto © Disney
Advents-Aktionen, Mediatheken und Streams statt Kino … in der Woche vom 03. Dezember 2020 – Teil 1.
Vor einem Monat war die Startwoche vom 3. Dezember 2020 der Top-Spot. Die Kandidaten für einen Start im Kino drängelten sich. Doch so schnell, wie die Titel sich auf dieses Feld im Kalender gedrängt haben, so schnell liefen sie wieder auseinander und sprangen bis in den März oder April vor. Einige stehen fernab und sehen dem organisatorischem Chaos erst einmal zu und machen noch gar keinen Schritt in Richtung Entscheidung. Wie auch, wenn die Maßnahmen kaum verbindlich und planbar daher kommen. Jedes Planen, jedes Marketing ist reine Sisyphus-Arbeit. Man schiebt die Filme doch immer nur wieder vom Nullpunkt an. Einige Verleiher wollten die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Zum Beispiel „Falling“ von Viggo Mortensen und „Ein Doktor auf Bestellung“, eine französische Weihnachtskomödie. Beide Filme wollten am 24. Dezember starten. Das ist, seit gestern abend, wieder Makulatur. Bereits für Berlin hatte man einen Start noch im Dezember ausgeschlossen. Bereits letzte Woche gab es erste Stimmen, die vom Frühjahr sprachen. Und siehe da, eigentlich nach Abgabetermin für diese Kolumne, wurde der Teil-Lockdown über den Jahreswechsel verlängert. Vorerst heißt es nun, nicht vor dem 10. Januar 2021 darf es wieder los gehen.
Weiterlesen
Kino in Zeiten von Corona 37 – 2
Karolina Wrobel, Unsere Gäste„Das Geheimnis des Totenwaldes“. | Foto © Bavaria Fiction/NDR/Conrad Film
Advents-Aktionen, Mediatheken und Streams statt Kino … in der Woche vom 03. Dezember 2020 – Teil 2.
Welche neuen Wege die Dramaturgie im öffentlich-rechtlichen Sender geht, lässt sich aktuell an der dreiteiligen Dokumentation „Eiskalte Spur“ und dem sechsteiligen Spielfilm „Das Geheimnis des Totenwaldes“ beobachten. Beide seriellen Erzählungen handeln von Mordfällen, die erst nach 30 Jahren zum Teil gelöst werden konnten: Ausgangslage ist das von der Polizei lange Zeit als „Vermisstenfall“ eingestufte Verschwinden einer Frau – es ist die Schwester des bekannten Kriminalisten der Hamburger Polizei, Wolfgang Sielaff. Im Spielfilm heißt diese Hauptfigur Thomas Bethge (Matthias Brandt) und ist der hochangesehene Chef des Landeskriminalamts Hamburg. Er selbst wird von den Polizeikollegen vertröstet, von der Staatsanwaltschaft nicht ernst genommen. 30 Jahre lang bleibt seine Schwester (Silke Bodenbender) verschwunden. Der Fall in der eigenen Familie lässt dem Mann jedoch keine Ruhe. Er ermittelt mit befreundeten Kollegen auf eigene Faust. Und verfolgt die Spur eines Friedhofgärtners (Hanno Koffler), der in einem Wald nicht nur zwei Paare kurz nacheinander in einem Wald erschossen haben könnte – sondern auch seine Schwester auf dem Gewissen hat. Ein „geheimes Zimmer“ in dem Haus des mutmaßlichen Mörders offenbart dessen sado-masochistischen Praktiken …
Weiterlesen