Der Bundestag sprach vorige Woche erstmals übers neue Filmförderungsgesetz. Es soll nur eine Übergangslösung für die nächsten zwei Jahre werden. Corona habe die Planungen zur „Makulatur“ gemacht. | Screenshot
Der Bundestag hat über die Novelle zum Filmförderungsgesetz beraten. Auch drei der vier Oppositionsparteien haben eigene Anträge vorgelegt, wie sie sich die Zukunft des Deutschen Films vorstellen.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2021-04-01 23:18:442021-04-01 23:18:44FIlmförderungsgesetz 2022: Nur eine Übergangslösung
Der Dokumentarfilm „Lovemobil“ sollte die Wirklichkeit der Prostitution zeigen. Dass die Bilder nicht echt sind, will keine*r gemerkt haben. Die Debatte um den Doku-Skandal fragt aber weiter: Welche Wirklichkeit wollen wir sehen? Und warum machen wir es Dokumentarfilme*innen so schwer?
Der Kino-Dokumentarfilm „Lovemobil“ beschäftigt die Feuilletons. Die Regisseurin Elke Lehrenkrauss schildert den Alltag zweier migrantischer Sexarbeiterinnen, die ihre Dienste in einem Wohnmobil anbieten. Der Film erhielt gute Kritiken, den „Deutschen Dokumentarfilmpreis“ und wurde zuletzt für den „Grimme-Preis“ nominiert. Vorige Woche distanzierte sich der NDR von dem Film, den er Sender mitproduziert hatte: Er zeige in weiten Strecken Szenen, „die nicht authentisch sind“. Das hätten Recherchen der NDR-Redaktion „STRG_F“ ergeben. „,Lovemobil‘ soll zwar auf Basis von langjährigen Recherchen der Autorin entstanden sein, aber zentrale Protagonist*innen des Films schildern nicht ihre persönlichen Erfahrungen, sondern spielen eine Rolle. Zahlreiche Situationen sind nachgestellt oder inszeniert.“ Der Film sei zwar von der NDR-Dokumentarfilmredaktion redaktionell begleitet und abgenommen worden. „Grundlagen waren ein Exposé und eine Kalkulation über einen Dokumentarfilm. Die Redaktion war während der mehrjährigen Produktionszeit zu keinem Zeitpunkt über die Inszenierungen informiert worden.“ Der Film entspreche nicht den Standards, die der Sender „an dokumentarisches Erzählen anlegt. Er gaukelt dem Publikum eine Authentizität vor, die er nicht hat.“
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2021-03-29 22:39:502021-03-29 22:39:50Doku oder Reality Show? Die Debatte um „Lovemobil“
Angela Merkel bei „Anne Will“. Die Kanzlerin ist „nicht glücklich“ mit der Corona-Politik. Unser Kolumnist übrigens auch nicht. | Screenshot
Nach der Desaster-Woche: Es kann nicht sein was nicht sein darf – Palmström und das Stoppschild in unseren Köpfen. Gedanken in der Pandemie 108.
„Die Pandemie muss sofort bekämpft werden und nicht erst, wenn alles durchgeplant ist und man alle notwendigen Unterlagen bei allen zuständigen Behörden zusammengesammelt hat. Stattdessen verlieren wir an Tempo, weil niemand die Verantwortung übernehmen will.“ Lisa Federle, Ärztin in Tübingen
„All political lives, unless they are cut off in midstream at a happy juncture, end in failure, because that is the nature of politics and of human affairs.“ Enoch Powell
Fake News aus Deutschland! „20.000 Strahlentote“. Die Salonkommunisten berichten: Am 11. März vor 10 Jahren, einem Datum, das wir mit Fukushima gleichsetzen, starben 20.000 Menschen. Was geschah an diesem Tag? Eine Nuklearkatastrophe? Starben 20.000 Menschen in Strahlentod? Die Salonkommunisten zeigen, welche Folgen die deutsche Hysterie an genau diesen historischen Objekt hat. Zum 10-jährigen Jahrestag des Tohoku-Seebebens ist klar: dies war eine Katastrophe, aber keine Nuklearkatastrophe. Die deutschen Medien allerdings machen daraus ein Atomunglück, die Grünen twittern von Nuklearkatastrophe und zehntausenden Toten. Später korrigieren sie das, aber stillschweigend. Fukushima war nicht die größte menschengemachte Katastrophe, sondern das sind passenderweise Staudamm-Unglücke, bei denen manchmal 20, manchmal 80.000 Menschen sterben und viele mehr obdachlos werden.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2021-03-29 21:19:592021-03-30 23:47:47Gedanken in der Pandemie 108: Schluß mit Dienst nach Vorschrift!
Diversität ist das große Thema – auch in der Film- und Fernsehbranche. Doch wie steht’s tatsächlich darum, auf dem Bildschirm und in der Produktion? Die Initiative„Vielfalt im Film“ befragte Filmschaffende vor und hinter der Kamera. Die Antworten erschrecken: Mehr als die Hälfte sah sich von Diskriminierung betroffen, 8 von 10 Frauen wurden sexuell belästigt.
Wer mitliest und zuhört, wird es schon wissen: Es liegt einiges schief in der Film-Fernsehbranche. Im Zuge der Me-Too-Bewegung kamen in den vergangenen drei Jahren immer neue Berichte von sexueller Belästigung bis hin zur Vergewaltigung in die Öffentlichkeit. Dass die Chancen zwischen den Geschlechtern ungerecht verteilt sind, melden Verbände und Initiativen schon seit Jahren, belegt durch regelmäßige Studien. Im Februar hatten 185 Schauspieler*innen ihr öffentliches Coming-out – und schilderten die Erfahrungen, die sie wegen ihrer sexuelle Identität, Orientierung, Geschlechtsidentität oder Gender machen mussten: dass sie nicht offen mit ihrem Privatleben umgehen konnten, ohne berufliche Nachteile befürchten zu müssen. Und immer häufiger wird die Frage diskutiert, ob vor allem das Massenmedium Fernsehen überhaupt noch die Welt abbildet, an die es sendet: Welche Rolle spielen Menschen mit Beeinträchtigung? Warum sind Türken meistens Gemüsehändler, aber selten Pharmaforscher? Wieso sind kaum lesbische Paare zu sehen, obwohl die doch auch einen Anteil der Bevölkerung stellen?
So divers die Probleme scheinen, sie laufen aufs gleiche hinaus: Wer nicht der Norm entspricht, hat’s ungleich schwerer. Und diese Norm ist noch die alte: überwiegend männlich, weiß. Auch das ließ sich schon lange ahnen, erschreckend war dennoch, was Filmschaffende bei einer Umfrage vor vier Jahren berichteten.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2021-03-26 02:03:362021-03-26 11:32:43Diskriminierung ist Filmalltag – Ergebnisse der Umfrage „Vielfalt im Film“
Nach dem Eklat um seinen Talk „Die letzte Distanz“ übte der WDR Besserung: Ein Themenabend widmete sich dem alltäglichen Rassismus im Land. Der Ansatz war gut, sind sich die Besprechungen einig – nur an der Umsetzung haperte es für viele noch.
Im November hatte der WDR in seinem Meinungstalk „Die letzte Instanz“ über „Das Ende der Zigeunersauce“ diskutieren lassen. Der Shitstorm kam erst nach der Wiederholung der unbedarften Äußerungen Ende Januar, dann aber gewaltig. Der Sender gelobte Besserung und versprach einen Themenabend. Die Reparatur sei nur halbwegs gelungen, meint „Der Tagesspiegel“: „Den stärksten Eindruck machte die Reportage, in der unter anderem ein Schauspieler, eine Altenpflegerin, ein WDR-Mitarbeiter schilderten, welche Diskriminierungen und Demütigungen sie in Deutschland erfahren. Das war eindrücklich, weil erkennbar vor Augen und Ohren gebracht wurde, dass Rassismus kein randständiges, sondern ein zentrales Thema für die Gesellschaft sein muss. Die Diskussion blieb dahinter zurück: Zu abgehoben, zu akademisch, zu sehr ins Definitorische verstrickt.“ Immerhin: „Der WDR hat sich seiner Verantwortung gestellt – was der frühere WDR nicht getan hätte. Da herrschte in den Funkhäusern (wie in den Verlagen) Selbstgewissheit bis zur Arroganz.“
Die Welt im Orientexpress: Wohlstand tötet; ein Jahr Ausnahmezustand und endlich wieder harter Lockdown – Rüdiger Suchslands „Gedanken in der Pandemie“ – Folge 107 auf „Out-takes“.
„Qui mori didicit servire dedidicit“ („Wer zu sterben gelernt hat, zu dienen verlernt hat.“) Seneca
„Der Rechtsstaat hat nicht zu siegen, er hat auch nicht zu verlieren, er hat zu existieren.“ Helmut Schmidt, Bundeskanzler 1974-1982
„Wir versuchen jetzt, die Brücken zu bauen, aber wir wissen auch nicht, wohin wir die genau bauen. Also, das Ufer sehen wir ja auch nicht.“ Angela Merkel, Bundeskanzlerin 2005-2021
„I look at the world and I see all absurdity all around me. People do strange things constantly to the point that for the most part we manage not to see it.“ David Lynch
„And here you start to get a sense of the challenges that our medical mathematicians must contend with.“ Siddhartha Mukherjee, Mediziner
Ein Jahr Corona. Seit Ausbruch des Virus hat es 124 Millionen 120.424 nachgewiesene weltweite Covid_19-Fälle gegeben. Nur 2.731.715 verliefen tödlich. (Quelle: Worldometer vom 22.03.2021; auch für alle folgenden Zahlen) Das sind gerade mal 2,2 Prozent aller Fälle.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2021-03-22 20:55:302021-03-22 22:57:00Gedanken in der Pandemie 107: Alles auf Anfang – ein Jahr Corona-Krise und nichts gelernt. Im Gegenteil!
Auch die Branche sehnt sich zurück nach der Normalität. Aber wie sieht die aus? Zurzeit läuft die Umfrage zur sozialen Lage und den Arbeitsbedingungen der Film- und Fernsehschaffenden in Deutschland. Der Medienwissenschaftler Jörg Langer erklärt, worum es geht und warum die Zahlen wichtig sind.
Herr Langer, wir weisen regelmäßig darauf hin: Zurzeit läuft die Umfrage zur sozialen Lage und den Arbeitsbedingungen der Film- und Fernsehschaffenden in Deutschland. Es ist nicht die erste.
Ja, den Anfang machten vor sechs Jahren Die Filmschaffenden, die Vereinigung zahlreicher Berufsverbände der Branche, mit einer Umfrage unter 3.800 Film- und Fernsehschaffenden. Damals gab es zwar schon einige Untersuchungen – die erste wohl 2003 vom Institut für Wirtschaftsforschung, und zwei von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) aus den Jahren 2001 und 2007. Und daneben noch kleinere Umfragen, etwa innerhalb der Berufsverbände. Aber das waren entweder Einzelinterviews oder Umfragen mit einer überschaubaren Zahl von Teilnehmer*innen – einmal 871, einmal 375 Personen. Also nicht unbedingt repräsentativ.
Diese Untersuchungen zeigen aber auch: Das ist ein Thema in der Branche! Die Filmschaffenden wollten dafür nun endlich verlässliche, „belastbare“ Daten haben, mit denen sie argumentieren und arbeiten können.
„Die Situation der Film- und Fernsehschaffenden 2015“ ermittelten sie da. Und fragten nach „sozialer Lage, Berufszufriedenheit und den Perspektiven“. Das Ergebnis bestätigt die vorherigen Untersuchungen: Ein erheblicher Teil lebt prekär, die Sozialsysteme passen nicht zu den Beschäftigungsverhältnissen der Branche, die Chancen sind ungleich zwischen den Geschlechtern, das Familienleben leidet …Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2021-03-18 20:13:232021-03-18 20:13:23Branchen-Umfrage: Was ist die Normalität?
Die Berlinale ist erstmal gelaufen. Teil 2 folgt vielleicht im Sommer. Dann soll auch das Publikum die Filme sehen können. So ist der Rückblick auf den Wettbewerb zugleich eine Vorschau.
Kurz mal zurückspulen. 2020. Die letzte Festival-Filmvorführung für die Presse war am 28. Februar 2020. In meiner kleinen Gruppe waren wir uns weitgehend einig, es war doch eine gute Berlinale gewesen. Es war sehr entspannt, sowohl bei den Wartezeiten vor dem Einlass zu den Vorführungen, als auch in der Organisation. Covid-19 war bereits Thema, man desinfizierte seine Hände an jedem zweiten Spender. Mit einer Kollegin tauschte ich mich am Nachmittag aus. „Pass auf, das war wahrscheinlich das letzte Festival für lange, lange Zeit“, sagte sie. Sie sollte recht behalten. Am gleichen Tag wurde hier in Berlin die Internationale Tourismusbörse abgesagt. Internationale Events könnten Hotspots sein. Über Ecken habe ich viel später erfahren, dass es damals doch zu Ansteckungen bei Festival-Besuchern kam.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Elisabeth Nagyhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgElisabeth Nagy2021-03-15 20:23:132021-03-16 16:17:00Berlinale: Ein Festival ohne Publikum
FIlmförderungsgesetz 2022: Nur eine Übergangslösung
out takes, Peter HartigDer Bundestag sprach vorige Woche erstmals übers neue Filmförderungsgesetz. Es soll nur eine Übergangslösung für die nächsten zwei Jahre werden. Corona habe die Planungen zur „Makulatur“ gemacht. | Screenshot
Der Bundestag hat über die Novelle zum Filmförderungsgesetz beraten. Auch drei der vier Oppositionsparteien haben eigene Anträge vorgelegt, wie sie sich die Zukunft des Deutschen Films vorstellen.
Der Bundestag hat vorigen am Freitag in erster Lesung über einen Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Änderung des Filmförderungsgesetzes beraten. Erstmals standen außerdem fünf Anträge der Opposition auf der Tagesordnung: Die AfD will „den deutschen Film erfolgreicher machen“ und hierzu das Filmfördersystem neu ausrichten. Die Linke plädiert ebenfalls für eine Reform des Filmförderungsgesetzes und für die Unterstützung von Kinos, Filmverleihen und -produktionen in der Krise. Ebenfalls zwei Anträge brachte die FDP ein. Sie will zum einen die „Deutsche Filmförderung im europäischen Kontext reformieren“ und sich zum anderen „für ein Überleben der deutschen Film- und Kinobranche“ stark machen.
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Doku oder Reality Show? Die Debatte um „Lovemobil“
out takes, Peter HartigWahrheit oder Wirklichkeit? „Lovemobil“ wurde für seine Einblicke in die Straßenprostitution gefeiert. Dass die Szenen nachgestellt sind, wurde dem Publikum nicht gesagt. | Foto © NDR
Der Dokumentarfilm „Lovemobil“ sollte die Wirklichkeit der Prostitution zeigen. Dass die Bilder nicht echt sind, will keine*r gemerkt haben. Die Debatte um den Doku-Skandal fragt aber weiter: Welche Wirklichkeit wollen wir sehen? Und warum machen wir es Dokumentarfilme*innen so schwer?
Der Kino-Dokumentarfilm „Lovemobil“ beschäftigt die Feuilletons. Die Regisseurin Elke Lehrenkrauss schildert den Alltag zweier migrantischer Sexarbeiterinnen, die ihre Dienste in einem Wohnmobil anbieten. Der Film erhielt gute Kritiken, den „Deutschen Dokumentarfilmpreis“ und wurde zuletzt für den „Grimme-Preis“ nominiert. Vorige Woche distanzierte sich der NDR von dem Film, den er Sender mitproduziert hatte: Er zeige in weiten Strecken Szenen, „die nicht authentisch sind“. Das hätten Recherchen der NDR-Redaktion „STRG_F“ ergeben. „,Lovemobil‘ soll zwar auf Basis von langjährigen Recherchen der Autorin entstanden sein, aber zentrale Protagonist*innen des Films schildern nicht ihre persönlichen Erfahrungen, sondern spielen eine Rolle. Zahlreiche Situationen sind nachgestellt oder inszeniert.“ Der Film sei zwar von der NDR-Dokumentarfilmredaktion redaktionell begleitet und abgenommen worden. „Grundlagen waren ein Exposé und eine Kalkulation über einen Dokumentarfilm. Die Redaktion war während der mehrjährigen Produktionszeit zu keinem Zeitpunkt über die Inszenierungen informiert worden.“ Der Film entspreche nicht den Standards, die der Sender „an dokumentarisches Erzählen anlegt. Er gaukelt dem Publikum eine Authentizität vor, die er nicht hat.“
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Gedanken in der Pandemie 108: Schluß mit Dienst nach Vorschrift!
Rüdiger Suchsland, Unsere GästeAngela Merkel bei „Anne Will“. Die Kanzlerin ist „nicht glücklich“ mit der Corona-Politik. Unser Kolumnist übrigens auch nicht. | Screenshot
Nach der Desaster-Woche: Es kann nicht sein was nicht sein darf – Palmström und das Stoppschild in unseren Köpfen. Gedanken in der Pandemie 108.
„Die Pandemie muss sofort bekämpft werden und nicht erst, wenn alles durchgeplant ist und man alle notwendigen Unterlagen bei allen zuständigen Behörden zusammengesammelt hat. Stattdessen verlieren wir an Tempo, weil niemand die Verantwortung übernehmen will.“
Lisa Federle, Ärztin in Tübingen
„All political lives, unless they are cut off in midstream at a happy juncture, end in failure, because that is the nature of politics and of human affairs.“
Enoch Powell
Fake News aus Deutschland! „20.000 Strahlentote“. Die Salonkommunisten berichten: Am 11. März vor 10 Jahren, einem Datum, das wir mit Fukushima gleichsetzen, starben 20.000 Menschen. Was geschah an diesem Tag? Eine Nuklearkatastrophe? Starben 20.000 Menschen in Strahlentod? Die Salonkommunisten zeigen, welche Folgen die deutsche Hysterie an genau diesen historischen Objekt hat. Zum 10-jährigen Jahrestag des Tohoku-Seebebens ist klar: dies war eine Katastrophe, aber keine Nuklearkatastrophe. Die deutschen Medien allerdings machen daraus ein Atomunglück, die Grünen twittern von Nuklearkatastrophe und zehntausenden Toten. Später korrigieren sie das, aber stillschweigend. Fukushima war nicht die größte menschengemachte Katastrophe, sondern das sind passenderweise Staudamm-Unglücke, bei denen manchmal 20, manchmal 80.000 Menschen sterben und viele mehr obdachlos werden.
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Diskriminierung ist Filmalltag – Ergebnisse der Umfrage „Vielfalt im Film“
out takes, Peter HartigMehr als 6.000 Filmschaffende nahmen an der Online-Umfrage des Bündnis’ „Vielfalt im Film“ teil. Damit liegen erstmals umfassende Daten zu ihren Erfahrungen mit Vielfalt und Diskriminierung vor. | Grafik © Marcus Mazzoni
Diversität ist das große Thema – auch in der Film- und Fernsehbranche. Doch wie steht’s tatsächlich darum, auf dem Bildschirm und in der Produktion? Die Initiative„Vielfalt im Film“ befragte Filmschaffende vor und hinter der Kamera. Die Antworten erschrecken: Mehr als die Hälfte sah sich von Diskriminierung betroffen, 8 von 10 Frauen wurden sexuell belästigt.
Wer mitliest und zuhört, wird es schon wissen: Es liegt einiges schief in der Film-Fernsehbranche. Im Zuge der Me-Too-Bewegung kamen in den vergangenen drei Jahren immer neue Berichte von sexueller Belästigung bis hin zur Vergewaltigung in die Öffentlichkeit. Dass die Chancen zwischen den Geschlechtern ungerecht verteilt sind, melden Verbände und Initiativen schon seit Jahren, belegt durch regelmäßige Studien. Im Februar hatten 185 Schauspieler*innen ihr öffentliches Coming-out – und schilderten die Erfahrungen, die sie wegen ihrer sexuelle Identität, Orientierung, Geschlechtsidentität oder Gender machen mussten: dass sie nicht offen mit ihrem Privatleben umgehen konnten, ohne berufliche Nachteile befürchten zu müssen. Und immer häufiger wird die Frage diskutiert, ob vor allem das Massenmedium Fernsehen überhaupt noch die Welt abbildet, an die es sendet: Welche Rolle spielen Menschen mit Beeinträchtigung? Warum sind Türken meistens Gemüsehändler, aber selten Pharmaforscher? Wieso sind kaum lesbische Paare zu sehen, obwohl die doch auch einen Anteil der Bevölkerung stellen?
So divers die Probleme scheinen, sie laufen aufs gleiche hinaus: Wer nicht der Norm entspricht, hat’s ungleich schwerer. Und diese Norm ist noch die alte: überwiegend männlich, weiß. Auch das ließ sich schon lange ahnen, erschreckend war dennoch, was Filmschaffende bei einer Umfrage vor vier Jahren berichteten.
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WDR-Themenabend: Nur halbwegs gelungen
out takes, Peter HartigDie Ankündigung zum WDR-Themenabend. Zwei der Abgebildeten sagten ab. | Foto © WDR
Nach dem Eklat um seinen Talk „Die letzte Distanz“ übte der WDR Besserung: Ein Themenabend widmete sich dem alltäglichen Rassismus im Land. Der Ansatz war gut, sind sich die Besprechungen einig – nur an der Umsetzung haperte es für viele noch.
Im November hatte der WDR in seinem Meinungstalk „Die letzte Instanz“ über „Das Ende der Zigeunersauce“ diskutieren lassen. Der Shitstorm kam erst nach der Wiederholung der unbedarften Äußerungen Ende Januar, dann aber gewaltig. Der Sender gelobte Besserung und versprach einen Themenabend. Die Reparatur sei nur halbwegs gelungen, meint „Der Tagesspiegel“: „Den stärksten Eindruck machte die Reportage, in der unter anderem ein Schauspieler, eine Altenpflegerin, ein WDR-Mitarbeiter schilderten, welche Diskriminierungen und Demütigungen sie in Deutschland erfahren. Das war eindrücklich, weil erkennbar vor Augen und Ohren gebracht wurde, dass Rassismus kein randständiges, sondern ein zentrales Thema für die Gesellschaft sein muss. Die Diskussion blieb dahinter zurück: Zu abgehoben, zu akademisch, zu sehr ins Definitorische verstrickt.“ Immerhin: „Der WDR hat sich seiner Verantwortung gestellt – was der frühere WDR nicht getan hätte. Da herrschte in den Funkhäusern (wie in den Verlagen) Selbstgewissheit bis zur Arroganz.“
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Gedanken in der Pandemie 107: Alles auf Anfang – ein Jahr Corona-Krise und nichts gelernt. Im Gegenteil!
Rüdiger Suchsland, Unsere GästeIm Kino klappt’s irgendwie besser mit dem Impfen. Szenenfoto aus „Outbreak – lautlose Killer“ von 1995. | Foto © Warner Bros.
Die Welt im Orientexpress: Wohlstand tötet; ein Jahr Ausnahmezustand und endlich wieder harter Lockdown – Rüdiger Suchslands „Gedanken in der Pandemie“ – Folge 107 auf „Out-takes“.
„Qui mori didicit servire dedidicit“ („Wer zu sterben gelernt hat, zu dienen verlernt hat.“)
Seneca
„Der Rechtsstaat hat nicht zu siegen, er hat auch nicht zu verlieren, er hat zu existieren.“
Helmut Schmidt, Bundeskanzler 1974-1982
„Wir versuchen jetzt, die Brücken zu bauen, aber wir wissen auch nicht, wohin wir die genau bauen. Also, das Ufer sehen wir ja auch nicht.“
Angela Merkel, Bundeskanzlerin 2005-2021
„I look at the world and I see all absurdity all around me. People do strange things constantly to the point that for the most part we manage not to see it.“
David Lynch
„And here you start to get a sense of the challenges that our medical mathematicians must contend with.“
Siddhartha Mukherjee, Mediziner
Ein Jahr Corona. Seit Ausbruch des Virus hat es 124 Millionen 120.424 nachgewiesene weltweite Covid_19-Fälle gegeben. Nur 2.731.715 verliefen tödlich. (Quelle: Worldometer vom 22.03.2021; auch für alle folgenden Zahlen) Das sind gerade mal 2,2 Prozent aller Fälle.
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Branchen-Umfrage: Was ist die Normalität?
out takes, Peter HartigJörg Langer hatte 2015 die erste umfassende Studie zur Situation der Filmschaffenden erstellt – Vorbild für die aktuelle Umfrage. | Foto © Privat
Auch die Branche sehnt sich zurück nach der Normalität. Aber wie sieht die aus? Zurzeit läuft die Umfrage zur sozialen Lage und den Arbeitsbedingungen der Film- und Fernsehschaffenden in Deutschland. Der Medienwissenschaftler Jörg Langer erklärt, worum es geht und warum die Zahlen wichtig sind.
Herr Langer, wir weisen regelmäßig darauf hin: Zurzeit läuft die Umfrage zur sozialen Lage und den Arbeitsbedingungen der Film- und Fernsehschaffenden in Deutschland. Es ist nicht die erste.
Ja, den Anfang machten vor sechs Jahren Die Filmschaffenden, die Vereinigung zahlreicher Berufsverbände der Branche, mit einer Umfrage unter 3.800 Film- und Fernsehschaffenden. Damals gab es zwar schon einige Untersuchungen – die erste wohl 2003 vom Institut für Wirtschaftsforschung, und zwei von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) aus den Jahren 2001 und 2007. Und daneben noch kleinere Umfragen, etwa innerhalb der Berufsverbände. Aber das waren entweder Einzelinterviews oder Umfragen mit einer überschaubaren Zahl von Teilnehmer*innen – einmal 871, einmal 375 Personen. Also nicht unbedingt repräsentativ.
Diese Untersuchungen zeigen aber auch: Das ist ein Thema in der Branche! Die Filmschaffenden wollten dafür nun endlich verlässliche, „belastbare“ Daten haben, mit denen sie argumentieren und arbeiten können.
„Die Situation der Film- und Fernsehschaffenden 2015“ ermittelten sie da. Und fragten nach „sozialer Lage, Berufszufriedenheit und den Perspektiven“. Das Ergebnis bestätigt die vorherigen Untersuchungen: Ein erheblicher Teil lebt prekär, die Sozialsysteme passen nicht zu den Beschäftigungsverhältnissen der Branche, die Chancen sind ungleich zwischen den Geschlechtern, das Familienleben leidet … Weiterlesen
Berlinale: Ein Festival ohne Publikum
Elisabeth Nagy, Unsere GästeGoldenes Bärengießen für die Berlinale. Die Trophäen sind vergeben, das Festival war zufrieden, der Filmmarkt auch. Nur der Wettbewerb im Stream machte nicht den gewohnten Spaß. | Foto © Berlinale/Pablo Ocqueteau
Die Berlinale ist erstmal gelaufen. Teil 2 folgt vielleicht im Sommer. Dann soll auch das Publikum die Filme sehen können. So ist der Rückblick auf den Wettbewerb zugleich eine Vorschau.
Kurz mal zurückspulen. 2020. Die letzte Festival-Filmvorführung für die Presse war am 28. Februar 2020. In meiner kleinen Gruppe waren wir uns weitgehend einig, es war doch eine gute Berlinale gewesen. Es war sehr entspannt, sowohl bei den Wartezeiten vor dem Einlass zu den Vorführungen, als auch in der Organisation. Covid-19 war bereits Thema, man desinfizierte seine Hände an jedem zweiten Spender. Mit einer Kollegin tauschte ich mich am Nachmittag aus. „Pass auf, das war wahrscheinlich das letzte Festival für lange, lange Zeit“, sagte sie. Sie sollte recht behalten. Am gleichen Tag wurde hier in Berlin die Internationale Tourismusbörse abgesagt. Internationale Events könnten Hotspots sein. Über Ecken habe ich viel später erfahren, dass es damals doch zu Ansteckungen bei Festival-Besuchern kam.
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