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Die Stiftung Warentest hat zum zweiten Mal FFP2-Masken untersucht. Alle 20 taugen, aber nur vier seien wirklich stark. | Foto © Stiftung Warentest/Thomas Vossbeck

Freiheit der Presse, Luther als Medienphänomen und Lisa Herzog über Arbeit in Corona-Zeiten – Gedanken in der Pandemie, Folge 124.

„Die Furcht selbst, die Angst vor der eigenen Freiheit hält die Menschen gefangen.“
Lukas Baerfuss: „Luther“

Peter R. de Vries ist tot. Am Dienstag vor zwei Wochen wurde der mutige niederländische Investigativjournalist von einem Attentäter niedergeschossen, am vergangenen Donnerstag starb er an den Folgen. 

De Vries hatte er zur Drogenmafia in seinem Land recherchiert, ihren internationalen Verknüpfungen, ihren Verdienstmodellen und Auftragsmorden. In der „Welt“ schreibt Dirk Schümer, der de Vries kannte, über den Fall: „Bedrohte, verfolgte, ermordete Journalisten – wir stellen uns solche Zustände eher in autokratischen Regimen vor. […] Der Mord an Peter de Vries zeigt erneut, dass wir uns nur fälschlich in Sicherheit wiegen. Die gefestigte Demokratie Niederlande wird herausgefordert von einem Mörderkartell, das Bürgermeister und Richter bedroht, ganze Branchen wie den Rotterdamer Hafen oder den Blumenexport für Schmuggel und Geldwäsche infiltriert. […] Europas Kriminelle korrumpieren Richter und Polizisten, bestechen Politiker, töten Journalisten – und fordern den Rechtsstaat zum Duell.“

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Für den Nachwuchs müsste viel mehr getan werden! Auf dem Filmfest München stellte der Produzentenverband die Zahlen zur These vor. Von links: Moderator Urs Spörri und die Leiterinnen der Nachwuchssektion im Produzentenverband, Alexandra Krampe und Saralisa Volm. | Foto © Kurt Krieger

Die erste Studie zur Situation und Förderung der Nachwuchsfilmschaffenden hat der Produzentenverband vorgestellt. Sie „zeigt nun faktenbasiert systemische Schwachstellen auf.“ 

Eigentlich und insgesamt scheint für den Filmnachwuchs doch alles zu laufen. Zahlreiche Filmhochschulen bilden in Deutschland aus, Sender reservieren Programmplätze für die Debüts, Förderer einen Teil ihrer Budgets … Ein anderes Bild zeigt der Produzentenverband, nach eigenen Angaben „die maßgebliche Vertretung der unabhängigen Kino-, Streaming- und Fernsehproduzent*innen in Deutschland“. Auf dem Filmfest München stellte der Verband vorigen Mittwoch seine „Nachwuchsstudie“ vor – die erste Studie zur Situation und Förderung der Nachwuchsfilmschaffenden in Deutschland.

Zwischen August und November 2020 wurde eine „Stichprobe“ von 488 Nachwuchs-Filmschaffende und Absolvent:innen der Bereiche Regie, Drehbuch und Produktion befragt. Ebenso die Förderer, Sender (private und öffentlich-rechtliche), Streamer, Verleiher und Filmhochschulen. Die Zahlen sollen die Grundlage für einen „breit angelegten Branchendialog“ bieten, der in den kommenden Monaten unter dem Banner „Zukunft Nachwuchs“ stattfinden werde, so der Produzentenverband. „In kollaborativen Formaten und einem ergebnisoffenen aber ergebnisorientierten Prozess“ gemeinsam an bessere Bedingungen gearbeitet werden – „für mehr Kreativität, Innovation und Diversität“, und um „dem filmischen Nachwuchs zu ermöglichen, nachhaltig in der Branche Fuß zu fassen.“ Denn die Hindernisse seien seit seit Jahren dieselben, meinen die Leiterinnen  der Nachwuchssektion des Produzentenverbands.
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Corona ist auch in Cannes ein Thema. Gleich neben dem Festivalpalais steht ein eigenes Testzentrum allen Gästen kostenlos offen. | Foto © Rita Molnár/CC BY-SA 3.0

Über die Filmfestspiele und die Pandemie. Und leider nochmal zum Wahlkampf der Grünen –  Gedanken in der Pandemie, Folge 123.

„Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hinzuschauen.“
Astrid Lindgren

Halbzeit bei den Filmfestspielen von Cannes. Mein Cannes-Tagebuch mit Impressionen und Filmberichten kann man bei „Artechock“ nachlesen. Aber auch Corona ist hier an der Cote d’Azur ein Thema. Man muss den Verantwortlichen gratulieren, denn es ist ihnen geglückt, ein Filmfestival für rund 20.000 Besucher auf die Beine zu stellen, dass dem Normalfall zum Verwechseln ähnlich sieht. 

Man hat dafür direkt neben dem Festivalpalais ein eigenes Testzentrum aufgebaut, das allen Gästen kostenlos offen steht. Jeder Festivalbesucher muss, um überhaupt Einlass zu bekommen, entweder vollständig geimpft sein, oder – da das nur selten der Fall ist – einen negativen PCR-Test nachweisen, der nicht länger als 48 Stunden alt ist. 

Das gilt nur nicht für jene Kinos, deren Zugänge außerhalb des eigentlichen Festivalgeländes liegen. Denn in Frankreich sind im Gegensatz zu Deutschland Kinos besonders gesetzlich privilegierte Orte – und das bedeutet: frei! Der Zugang für alle Bürger darf auch nicht durch möglicherweise sinnvolle Zwangstests beschränkt oder gar verwehrt werden. Der zu einem Filmfestival schon, weil das ein Arbeitsort ist, auch ein Ort der Medien und der Vermarktung, also weniger heilig als der Kunsttempel Kino. 

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Emsige Kinogänger waren die Deutschen schon vorher nicht. Es wird spannend, ob sie nach der Pandemie überhaupt noch vom Sofa runter wollen. | Foto © Adobe Stock

Rund acht Monate mussten die Lichtspielhäuser in der Pandemie geschlossen bleiben. Seit heute haben sie bundesweit wieder geöffnet. 

Es ist der 1. Juli 2021. Die Wiedergeburt des Kinos in Deutschland hat begonnen. Auch Universal freut sich und hat zur Einstimmung ein kleines Video zusammengeschnitten.

Das ganz große Vergnügen dürfte der Kinobesuch noch nicht werden, denn die Auflagen sind streng. Für Hamburg etwa erklärt die dortige Filmförderung  Moin: Eintritt gibt es nur für Geimpfte, Genesene oder Geteste samt Kontaktdaten. Nur jeder zweite Platz wird besetzt, eine medizinische Maske muss auch auf dem Sitzplatz getragen werden, sie „darf zum Essen oder Trinken jedoch abgenommen werden.“

Die Bedingungen sind „teilweise noch ungeklärt, intransparent oder nicht verhältnismäßig“, hatte der Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF Kino) am Montag beanstandet und an die Länder appelliert, bis zum 1. Juli noch nachzubessern. Dabei geht es dem Verband der Kinobetreiber um vier Punkte:
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„The Trouble with Being Born“ ist Sandra Wollners Abschlussarbeit an der Filmakademie Ludwigsburg. Der Film ist eine Zumutung. Man sollte sie sich antun“, meint der Kritiker der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. | Foto © Panama Films


Träumen Menschen eigentlich von elektrischen Schafen? Gedanken in der Pandemie, Folge 122.

„Wir sind auf alles programmiert/ Und was du willst, wird ausgeführt
Wir sind die Roboter/ Wir sind die Roboter“
Kraftwerk „Die Roboter“; 1978

„Das Nebensächliche ist das Wesen der Kommunikation – folglich des Denkens. Es bildet das Fleisch und das Blut des Wortes und der Schrift. Darauf verzichten wollen hieße soviel, wie mit einem Skelett huren.“
E. M. Cioran

„Das nächste Spiel ist immer das schwerste.“
Sepp Herberger

Letzte Woche lag die Inzidenz in Deutschland bei etwa 9, heute liegt sie bei 5,6. In Italien und Österreich fallen die letzten Einschränkungen. Weiterhin gute Nachrichten also. Aber weiterhin ist der deutsche Corona-Diskurs von Sorge, Warnung, Verbotsideen und Narzissmus geprägt. Zum Narzissmus gehört die dauernde Nabelschau, der Unwille, sich wirklich für andere Länder zu interessieren, die Fixierung auf uns selber.

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Die Viren heißen jetzt anders. „Delta“ heißt die zurzeit schlimmste Mutation – und der Name war auch schon für zahlreiche Action-Filme gut. Szenenfoto aus „Delta Force“ (1986). | Foto © Scotia

Deutschland in Sorge, zwischen Trash-Science-Fiction und Nanny-Staat Flanieren an der Seine – Gedanken in der Pandemie, Folge 121.

Inzwischen liegt die Corona-Tagesinzidenzrate nur noch bei 9. Am höchsten ist sie in Flächenstaaten wie Baden-Württemberg, Bayern, Saarland und Hessen. 

Was bei diesen guten Nachrichten gerade vollkommen in Vergessenheit gerät: Monatelang wurde uns öffentlich in regierungsamtlichen Verlautbarungen wie im Talkshow-Gerede der jeweiligen Gäste, ob Politiker oder Virologen, fortwährend eingeredet, dass das Senken der Inzidenzrate das Allerwichtigste sei. Und warum das? Weil man dann wenn die Rate „erstmal unter 35″ sei, „und besser noch unter 10″, weil man dann „endlich wieder alle Einzelfälle nachverfolgen könne.“ Jetzt liegt die Rate schon seit Wochen unter 35 und seit ein paar Tagen unter 10, und ich bin mir ganz sicher, dass jetzt die Gesundheitsämter munter nachverfolgen, und jeden einzelnen Corona-Fall mit seinem Dutzenden Kontakten mit Bleistift auf ihren Notizblöcken eintragen, und das dann irgendwelche armen Praktikanten in Spahns Ministerium oder beim RKI digitalisieren müssen. Das schafft bestimmt Arbeitsplätze und macht sicher Laune, und ist ganz sicher ungemein effektiv und sinnvoll in der Pandemie-Eindämmung. Denn mit diesen Daten können die Forscher jetzt endlich forschen, und die Gesundheitsämter jetzt endlich – wonach sie sich schon so lange sehnen – alle Kontakte abtelefonieren. 

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Die Eidgenoss*innen haben abgestimmt und eine CO2-Abgabe abgelehnt. Der Klimawandel wird in der Schweiz erstmal verschoben. | Foto © SRF

Die mit dem Feuer spielen … Gedanken in der Pandemie, Folge 120.

„Dämmernd liegt der Sommerabend/ Über Wald und grünen Wiesen;
Goldner Mond im blauen Himmel/ Strahlt herunter, duftig labend.
An dem Bache zirpt die Grille,/ Und es regt sich in dem Wasser,
Und der Wandrer hört ein Plätschern/ Und ein Atmen in der Stille.
Dorten, an dem Bach alleine,/ Badet sich die schöne Elfe;
Arm und Nacken, weiß und lieblich,/ Schimmern in dem Mondenscheine.“
Heinrich Heine, Animateur

„Vielleicht lacht man über Deinen Zweifel …“
Friedrich Nietzsche, Unternehmensberater

Rückkehr zur Normalität heißt auch, dass die Themen wieder normaler und vielfältiger werden.

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549 lautet die Zahl der Neuinfektionen heute – erstmals nach acht Monaten unter 1.000 in Deutschland. Unterschätzen wir nicht, wie großartig diese Nachricht ist. Das heißt jetzt nicht, dass die Pandemie vorbei ist. Es heißt aber, dass es schon mal viel schlimmer war und wir uns alle ein bisschen entspannen dürfen. 

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Der Independent-Regisseur John Carpenter ist jetzt auch schon 73. Arte widmet ihm ab heute einen Programmschwerpunkt samt Dokumentation. | Foto © Arte

Kehren wir in mittelalterliche Verhältnisse zurück? Wie Corona die Tendenz zu dritten Räumen und dritten Zeiten verschärft – Gedanken in der Pandemie, Folge 119.

„Je planvoller die Organisation ist, desto weniger haben die Menschen noch miteinander zu tun.  […] Das junge Volk, das in den breiten Schichten zwischen dem Proletariat und dem Bürgertum aufwächst, passt sich mehr oder weniger leicht dem Betrieb an. Viele lassen sich unwissend treiben und machen mit, ohne noch zu ahnen, dass sie eigentlich gar nicht dazugehören.  […] Sie möchten ihre eigenen Empfindungen ausdrücken; sie widersetzen sich dem System, das ihr Dasein zu bestimmen sucht, und werden doch von dem System übermannt.“
Siegfried Kracauer, „Die Angestellten“ (1929)

Sachsen-Anhalt hat gewählt! Die für viele überraschenden Resultate wurden am Montagmorgen im Deutschlandfunk bei „Kontrovers“ debattiert. In der hochinteressanten Diskussion mit Hörerbeteiligung skizzierte der Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke die derzeitige politische Lage aus seiner Sicht: „Wir erleben eine gespaltene Öffentlichkeit“. Es gebe die Debatte der städtischen Bevölkerung, wo man sich für Klimaschutz, Digitalisierung, korrekte Sprache und ähnliches interessiere, und dann gebe es die Debatten der Landbevölkerung: Dort braucht man ein privates Auto und Arbeitsplätze, sorgt sich um soziale Themen und möchte nicht gleich als Rassist beschimpft werden, wenn man sich darum sorgt, dass möglicherweise zu viele Flüchtlinge ins Land kommen. Wenn man dann noch wie die Grünen in der Woche vor der Wahl in einem Flächenstaat eine Benzinpreisdiskussion beginnt, darf man sich nicht wundern, wenn das Wahlergebnis enttäuschend ausfällt. 

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Beim Ausmisten im Lockdown fallen einem mitunter Fundstücke aus der alten Normalität in die Hände. Zum Beispiel ein „Arte-Magazin“ von 2010, als das Wort „Querdenker“ noch als Kompliment galt. | Foto © Rüdiger Suchsland

Corona-Moralismus, Corona-Hedonismus, Corona ist eine kollektive Erfahrung – Gedanken in der Pandemie 118.

„Ein Hauptmittel, um sich das Leben zu erleichtern, ist das Idealisieren aller Vorgänge desselben.“
Friedrich Nietzsche

„Ich sehe als Liberaler eine große Verantwortung für das, was man in Freiheit schaffen kann. Und man muss überraschend sein. Nehmen Sie die ,Taz’-Kolumnistin, die Polizisten auf den Müll wünscht. Darüber, dass diese Kolumnistin jetzt Werbung für Luxusmode macht, schreibe ich: Wunderbar, sie hat kapiert, wie die Ökonomie der Aufmerksamkeit funktioniert.“
Ulf Poschardt, Autor und Journalist

„Freiheiten sind nicht rechtfertigungsbedürftig.“
Robert Habeck

Liebe Leser, habt ihr schon „Lockdown-Schmerz“? Also sehnt ihr euch schon nach dem allmählich verblassenden Lockdown zurück? Als alles so schön ruhig war? Als man nicht ins Museum musste? „Als alles noch viel schöner war.“ 

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Im Podcast des „Freitag“ diskutierte dessen Verleger Jakob Augstein mit dem „Focus“-Kolumnisten Jan Fleischhauer über die Rolle des Journalismus nicht nur in Corona-Zeiten. | Screenshot

15 Monate Lockdown, Mitleid mit den Grünen, Impfneid und der trübe „Tagesspiegel“ – Gedanken in der Pandemie 117.

„Satire darf alles!“
Kurt Tucholsky, 1919

„Satire darf alles. Außer Corona und Medien.“
Harald Martenstein, 2021 

„Man kann über Jan Fleischhauer alles Mögliche sagen, aber dass er die Dinge besser machen will – eher nicht. Fleischhauer gehört zu der Sorte altmodischer Journalisten, die nicht der Auffassung sind, dass ihre Aufgabe darin besteht, die Dinge besser zu machen. Sondern darin, sie zu kritisieren, zu erklären, zu begleiten, sich darüber lustig zu machen.
Der jüngere, moderne, zeitgemäßere Journalist würde heute wahrscheinlich eher seine ,gesellschaftliche Verantwortung’ in den Mittelpunkt stellen. Also Rettung des Klimas, Einhaltung der Coronaregeln, Gleichberechtigung der Frauen, Kampf gegen den Rassismus – und das sind ja auch alles wichtige Dinge und Themen, um die man sich kümmern muss.
Es ist vielleicht nur die Frage, ob es gerade die Aufgabe von Journalisten ist, sich darum zu kümmern.“
Jakob Augstein im Podcast-Gespräch mit Jan Fleischhauer

„Der Tagesspiegel“ hat sich für seine Berichterstattung zu #allesdichtmachen entschuldigt. Nicht richtig, aber zumindest verdruckst ein bisschen. Das Blatt gesteht „handwerkliche Fehler“ und Versäumnisse ein, und sieht zusätzlichen Aufklärungsbedarf. 

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Bei der Diskussion entschuldigte sich der „Tagesspiegel“ bei Paul Brandenburg (großes Fenster, Mitte), dem sie „antidemokratische Äußerungen“ unterstellt hatte. | Screenshot

„Der Tagesspiegel“ hat sich vorige Woche „mit spitzen Lippen“ („Perlentaucher“) korrigiert: Seine Berichterstattung zu #allesdichtmachen habe selbst eine Kontroverse ausgelöst. Im Klartext: „Der Tagesspiegel“ hatte behauptet, Paul Brandenburg sei Mitinitiator des Projekts – was dieser dementiert. Keine*r der vier Autor*innen, die dazu rechercherierten, hatte mit Brandenburg gesprochen. Dafür waren die Vorwürfe gegen ihn umso heftiger: „Diese Recherchen haben zahlreiche neue Hintergründe aufgezeigt, wurden vielfältig zitiert und wir führen sie weiter. Allerdings sind uns dabei auch handwerkliche Fehler unterlaufen, für die wir um Entschuldigung bitten. Paul Brandenburg ist mehrfach in alternativen Medien aufgetreten, die auch Verbindungen zur Querdenker-Szene haben. Wir haben ihn mit Äußerungen aus diesen Auftritten zitiert und diese als ,antidemokratisch‘ bezeichnet. Dieser Begriff ist durch Brandenburgs Äußerungen nicht gedeckt. Online haben wir das korrigiert. Zudem haben wir Paul Brandenburg vor der Publikation nicht um eine Stellungnahme gebeten – eigentlich ein journalistisches Muss.“
Am Dienstag diskutierten die Journalisten des „Tagesspiegel“ auf einem virtuellen Podium mit Brandenburg über die Berichterstattung.

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Inzwischen dürfte alles gesagt sein. In der „Welt zum Sonntag“ verteidigten vier der beteiligten Schauspieler*innen nochmal die Aktion #allesdichtmachen. | Screenshot

Die Debatte um #allesdichtmachen ebbt nach zwei Wochen allmählich ab. Noch gibt es aber etwas zu sagen. Während die Hälfte der Beiträge inzwischen zurückgezogen wurden, wehren sich vier der Schauspieler*innen im Interview gegen Vorwürfe, dahinter stehe ein „antidemokratisches Netzwerk“.

Steckt hinter #allesdichtmachen wirklich ein dubioses Netzwerk? Sind die Beteiligten rechts, weil sie die Corona-Politik kritisieren? Die „Welt am Sonntag“ ließ vier Schauspieler*innen erklären, warum sie zu der Aktion stehen – und was sie eigentlich erreichen wollten. Und weil die Antworten von Volker Bruch, Miriam Stein, Nina Gummich und Karoline Teska hinter der Bezahlschranke stehen, fasst die „Welt“ ihr Interview nochmal zusammen: „Den Vorwurf des Berliner ,Tagesspiegels’, hinter der Aktion stehe ein ,antidemokratisches Netzwerk’, weist Bruch zurück: ,Es gibt keinen Drahtzieher, es gibt nur Leute, die eigenständig denken und Ideen haben.’ Miriam Stein betont, es gebe auch ,keine Geldgeber’. Die Idee zu den Filmen sei aus einer Gruppe von Schauspielern hervorgegangen. ,Die Erzählung vom ‚Strippenzieher‘ greift auch mich an’, sagt Nina Gummich: ,Damit unterstellt man mir, ich sei nicht in der Lage, selbst zu denken.’ Zu Berichten, er habe einen Mitgliedsantrag in der Partei Die Basis gestellt, sagt Bruch, er finde den ,basisdemokratischen Ansatz’ der Partei interessant. ,Für mich sind hier die Inhalte ausschlaggebend. Ich muss nicht mit allen Menschen in allen Punkten einer Meinung sein, aber wenn man sich gemeinsam auf unterstützenswerte Inhalte einigt, kann man sich auch gemeinsam dafür einsetzen.’ Grundsätzlich sei eine Parteizugehörigkeit aber ,etwas sehr Persönliches’, ihn habe die ,öffentliche Skandalisierung‘ gewundert.“
Auch die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schreibt über das Interview.

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Während es in der Bundesrepublik so gut wie gar keine Science-Fiction-Filme gab, kam das Genre ausgerechnet in der DDR zu einer kurzen Blüte. Der RBB zeigt zum 75. Jubiläum der Defa eine Auswahl dieser Filme – zum Beispiel „Eolomea“ von 1972. | Foto © Defa-Stiftung/Alexander Kühn

Kommunikation statt Konfrontation: Das Homeoffice wird zur Bewegungsfalle, die Menschen faul, fett und unzufrieden – das eigentliche Long-Covid-Syndrom ist ein soziales: Gedanken in der Pandemie 116.

„Eine Partei, die ich nicht wähle und nie gewählt habe: Die Rechtsstaatsverteidigungspartei war die FDP. Nachdem die Grünen zur dritten Koalitionspartei mutiert sind 2020, immer wieder zugestimmt haben, bestenfalls noch Verschärfungen [der Corona-Politik] eingefordert haben war das sehr wichtig … Was das Negative ist: Man hat einen Raum geöffnet für diese unsägliche AfD, die sich auf einmal zum Hüter der Verfassung und der Demokratie aufspielen konnte – also politisch in einem extremen Maße unklug.“
Wolfgang Merkel, Politikwissenschaftler, im Gespräch mit Jakob Augstein [ca. Minute 37:30]

 

Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass wir immer noch hier sitzen! 

Und doch sitzen wir. Und sitzen. Und sitzen. Und sitzen. Schlecht für den Rücken. Aber nicht nur. Sondern auch für Geist und Gemüt. 

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Jan Josef Liefers im „Tatort: Rhythm and Love“. Es gibt tatsächlich Menschen, die zum Boykott der Sendung aufriefen, weil ihnen die Meinung des Hauptdarstellers nicht gefällt. Doch im wahren Leben läuft’s anders als im Netz: Die Folge erreichte eine Rekord-Einschaltquote. | © WDR/Martin Valentin Menke

Noch immer gibt’s viel zu sagen über die Kunst- oder Protestaktion #allesdichtmachen. Damit wäre die Debatte doch angestoßen. Nur dreht die sich nicht um die vergessenen Kulturschaffenden während der Pandemie. Unser Überblick.

Heftig wurde gestritten um die Aktion #allesdichtmachen. Und weil die meisten Diskussionen in Kommentarspalten und Sozialen Medien stattfinden, gab’s auf beiden Seiten auch die bekannten Reaktionen, die zur Wahrheitsfindung wenig beitragen. Da wollen doch tatsächlich Menschen den „Tatort“ boykottieren, weil ihnen die Meinung des Hauptdarstellers nicht gefällt. Sie bleiben aber in der Minderheit, berichtet „Der Tagesspiegel“ aus der Twitter-Welt. „Daneben gab es den Boykott des Boykotts. ,Ich erlaube mir, diesem #TatortBoykott-Blödsinn nicht zu folgen. Und ich behalte mir vor, den #Tatort aus Langeweile abzuschalten.‘ […] Die große Mehrheit der Twitter-Nutzer kehrte unter dem Hashtag #tatort sehr schnell zum üblichen Meinungsaustausch zurück. […] Um die Zukunft des Münster-„Tatort“ muss sich ohnehin niemand sorgen: Der WDR hat sechs weitere Folgen mit Jan Josef Liefers und Axel Prahl bestellt.“
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Zuschläge nun auch am Samstag, alle zwei Wochen ein freies Wochenende, aber nicht unbedingt am Wochenende. Der neue Tarifvertrag ist da. Szenenfoto aus „We Want Sex“. | Foto © Tobis

Der Fortschritt kommt in ganz, ganz kleinen Schritten. Bei den Verhandlungen um einen neuen Tarifvertrag standen die Arbeitszeiten im Mittelpunkt. Mehr Geld gibt’s erst im nächsten Jahr. Vielleicht. 

Fünf Monate hatten sie verhandelt, diese Woche haben sich die Produzentenallianz und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) auf einen neuen Tarifvertrag für „auf Produktionsdauer beschäftigte Film- und Fernsehschaffende“ (TV-FFS) geeinigt. Am 1. September soll er in Kraft treten. „Blickpunkt Film“ hat die Ergebnisse zusammengefasst.

Von einem „Kompromisspaket“ und „gutem Abschluss“ spricht die Produzentenallianz, Verdi von „Fortschritten“. Auch wenn gleich darauf „bessere Arbeitszeitregelungen, längere Ruhezeiten sowie neue und höhere Zuschläge bei Wochenendarbeit“ aufgezählt werden – so richtig freudig klingt das nicht. 

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