Gedanken in der Pandemie 124: „Sinnvolle, würdevolle und gerecht bezahlte Arbeit ist möglich“

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Die Stiftung Warentest hat zum zweiten Mal FFP2-Masken untersucht. Alle 20 taugen, aber nur vier seien wirklich stark. | Foto © Stiftung Warentest/Thomas Vossbeck

Freiheit der Presse, Luther als Medienphänomen und Lisa Herzog über Arbeit in Corona-Zeiten – Gedanken in der Pandemie, Folge 124.

„Die Furcht selbst, die Angst vor der eigenen Freiheit hält die Menschen gefangen.“
Lukas Baerfuss: „Luther“

Peter R. de Vries ist tot. Am Dienstag vor zwei Wochen wurde der mutige niederländische Investigativjournalist von einem Attentäter niedergeschossen, am vergangenen Donnerstag starb er an den Folgen. 

De Vries hatte er zur Drogenmafia in seinem Land recherchiert, ihren internationalen Verknüpfungen, ihren Verdienstmodellen und Auftragsmorden. In der „Welt“ schreibt Dirk Schümer, der de Vries kannte, über den Fall: „Bedrohte, verfolgte, ermordete Journalisten – wir stellen uns solche Zustände eher in autokratischen Regimen vor. […] Der Mord an Peter de Vries zeigt erneut, dass wir uns nur fälschlich in Sicherheit wiegen. Die gefestigte Demokratie Niederlande wird herausgefordert von einem Mörderkartell, das Bürgermeister und Richter bedroht, ganze Branchen wie den Rotterdamer Hafen oder den Blumenexport für Schmuggel und Geldwäsche infiltriert. […] Europas Kriminelle korrumpieren Richter und Polizisten, bestechen Politiker, töten Journalisten – und fordern den Rechtsstaat zum Duell.“

„Das ist ein unbeschreiblich großer Verlust“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von RTL Nederland und des Produktionshauses Fremantle Nederland. De Vries habe viele „mit seinem Mut, seiner Menschlichkeit und seinem entschlossenen Kampf für Gerechtigkeit“ berührt. „Wir werden weiterhin frei über Missstände und Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft sprechen, wie er es sein ganzes Leben lang getan hat“, kündigten die Unternehmen an.

Der Deutsche Journalisten-Verband erklärte, mit de Vries verliere der Journalismus einen „engagierten, mutigen Kollegen, der Licht ins Dunkel krimineller Machenschaften gebracht hat und dafür mit dem Leben bezahlen musste“.

Aktuell war De Vries Vertrauensperson des Kronzeugen eines großen Strafprozesses gegen eine Drogenbande. Der Bruder des Zeugen sowie sein Verteidiger waren bereits 2019 ermordet worden. Auch der Reporter war bedroht worden. Doch er hatte Personenschutz abgelehnt. 

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De Vries war eine schillernde Figur, einer, der sich nicht leicht einordnen ließ („weder rechts noch links“), der Lagerdenken verachtete. Er wurde als „Pitbull“ oder „Bluthund“ bezeichnet, weil er nicht lockerließ, wenn er recherchierte. In seiner Jugend rebellierte er gegen seine Eltern, die Schule und die Kirche. Sein zweites Namensinitial hatte de Vries gern so erklärt: „R wie Rebell“. 

Später engagierte sich de Vries auch politisch und gründete sogar kurzfristig eine eigene Partei: die PRDV („Partei für Gerechtigkeit, Entschlossenheit und Fortschritt“). Diese war unter anderem für einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr eingetreten, für ein soziales Jahr für Jugendliche, mindestens sechs Stunden Schul-Sport pro Woche und die Erhöhung der Pensionsgrenze von 65 auf 67 Jahre. Das vom Staat finanzierte, religiös und weltanschaulich ausgerichtete Schulsystem wollte De Vries in ein „neutrales System“ umwandeln, um die Integration zu fördern. De Vries machte die Teilnahme an den Parlamentswahlen damals von einer Meinungsumfrage abhängig. Weil die nicht günstig genug ausfiel, löste such die Partei wieder auf. 

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Laut einer aktuellen Umfrage der Stiftung Warentest sind nur 4 von 20 FFP2-Masken empfehlenswert. Die Filterwirkung sei zwar bei allen insgesamt 20 geprüften Masken hoch, heißt es, manche könnten aber das Atmen stark beeinträchtigen. Und bicht alle säßen optimal.

„Rundum empfehlen“ können die Tester demnach die Maske „Aua 9320“ vom Hersteller 3M sowie die Modelle von Lindenpartner, Moldex und Uvex. Alle vier schützten „sehr gut“ vor Aerosolen, böten genug Atemkomfort, überzeugten in Passform und Dichtigkeit und schnitten unauffällig in den Schadstoffprüfungen ab. Die Masken stammen von Anbietern, die auf Arbeits- und Atemschutzmasken spezialisiert sind, wie Stiftung Warentest hervorhob. Die Maske von Uvex kostet demnach nur 67 Cent pro Stück; die ebenfalls empfehlenswerte 3M-Maske kostet 2,74 Euro.

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Seit knapp zwei Wochen steigen die Inzidenzzahlen in Deutschland wieder an, vorläufig noch auf sehr niedrigem Niveau. 

Zugleich bedeuten diese Zahlen nicht das Gleiche wie noch vor ein paar Monaten. Immer mehr Menschen sind geimpft. Jetzt lautet der öffentlich wenig debattierte Plan, neben einer Fortsetzung der Impfkampagne, in möglichst großen Teile der Bevölkerung eine Durchseuchung zu erreichen. Man rechnet damit, dass Infektionsfälle bei Jüngeren einen milderen Verlauf nehmen.

Dabei dürfte helfen, dass die tatsächliche Gesamtzahl der bereits Immunen deutlich höher liegen dürfte, als die bislang nachgewiesenen Infektionen in Höhe von rund 3.750.000 Fällen. 

Dass viele Infektionen von den Betroffenen nicht erkannt werden, ist ein Ergebnis der großen Covid-Studie der Mainzer Gutenberg Universität. Nach dieser werden nur sechs von zehn Infektionen erkannt. Stimmen diese Zahlen, dann sind tatsächlich bereits 6.250.000 Deutsche infiziert gewesen. 

Zusätzlichen Anlass zu Optimismus gibt auch die Tatsache, dass die Zusammensetzung der Teilnehmer der Studie nicht besonders repräsentativ ist. Höhere Altersgruppen sind in ihr stärker vertreten. Da unterkannte Corona-Fälle aber bei niederigeren Jahrgängen häufiger vorkommen, kann man zumindest vermuten, dass ihr Anteil in der Gesamtbevölkerung noch höher ist. 

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2021 ist übrigens mal wieder ein Lutherjahr: Vor 500 Jahren fand der Reichstag zu Worms statt. Noch mal noch mal kurz zur Erinnerung: Martin Luther,  schon der oberste Ruhestörer des Heiligen Römischen Reich, traf dort mit dem jungen frischgekürten Kaiser Karl V. zusammen. Es wurde kein erfreuliches Meeting, sondern der Auftakt der politischen Eskalation in Deutschland. 

Die Nibelungen-Festspiele, die seit bald 20 Jahren in der Stadt Worms, die sich mehr als Nibelungenstadt und weniger als Lutherstadt begreift, stattfinden, haben aus diesem Anlass ausnahmsweise ein Stück zu Luther inszeniert. Ich habe es am Sonntag gesehen, und war angenehm überrascht: Das liegt auch an der Sprachgewalt ist Schweizer Autos und Büchner Preisträger Lukas Bärfuss, der ein Stück geschrieben hat es ganz einfach „Luther“ heißt, und in dem der Reformator einerseits in jeder Szene omnipräsent ist, andererseits nicht zu sehen. Er bleibt ein Gerücht, ein Medienphänomen, eine Idee und eine Projektionsfläche. Das ist der Clou von Bärfuss Stück. der Autor möchte aktualisieren und so haben Stück und Inszenierung eine ganze Menge in unserer Gegenwart mit Medien, asozialen Netzwerken und Politik zu tun.

Das Stück zeichnet ein faires Bild von den adeligen Kurfürsten, die als Idioten gezeigt werden, die sich wie Rockstars aufführen.

Luther ist für sie nur ein „speckiger Mönch aus Wittenberg“ und der „Rammbock Sachsens“, dessen Kurfürst ganz eigene Interessen hatte. Dieser bekommt ein paar schöne kluge Sätze, die auch heute bei der politischen Analyse helfen: „Siegen wird nicht der Grausame. Siegen wird auch nicht der Kluge. Siegen wird der grausam Kluge.“

Ein Stück über die Macht des freien Wortes, in dem auch reine Luthersätze fallen: „Die Tür steht offen und doch bleibt der Vogel im Käfig.“

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„Die Befürchtung, dass Arbeit ausgehen würde und es Massenarbeitslosigkeit gäbe, können wir relativ sicher ad acta legen.“ 

Der Arbeit tun also doch nicht die anderen. Die sehr sehr interessante, kluge Wirtschaftsphilosophin Lisa Herzog hat ein neues Buch eher gesprochen als geschrieben, denn es isdt das Protokoll einer öffentlichen Veranstaltjng im Rahmen einer Gesprächsreihe („rausgeblickt“ der Friedrich-Ebert-Stiftung): „Pandemie und Arbeit. Ein Gespräch über eine demokratische Wirtschaft.“ )J.W.Dietz Verlag; 2021; 10 Euro)

Herzog spricht dort über die zentrale Rolle der Arbeit in den modernen demokratischen Gesellschaft. Dazu sagt sie: „Viele empfinden eine Art Hassliebe mit dem System, da sie einerseits ihre Arbeit als etwas Wertvolles empfinden, aber andererseits in diesem System der Arbeitswelt viele Formen von Zwang und Fremdbestimmung erleben. Ganz entscheidend ist, wie dieser Arbeit strukturiert ist, wer Mitspracherecht hat, und wie das Machtverhältnis in diesen Räumen verteilt ist.“

Interessanterweise hört man von Herzog, die alles andere als eine neoliberale Theoretikerin ist, zur Idee des bedingungslosen Grundeinkommens eine klare Absage: „Ich glaube, dass sehr viele Leute, die für ein bedingungsloses Grundeinkommen plädieren, davon ausgehen, dass die Menschen trotzdem tätig wären, wenn auch nicht mehr unbedingt in der Lohnarbeit.“ Ihr Ansatz sei, „nicht zu versuchen, die Leute irgendwie aus der Arbeit herauszuholen, sondern zu versuchen, die Strukturen der Arbeitswelt so zu verändern, dass sinnvolle, würdevolle und gerecht bezahlte Arbeit möglich ist.“

Corona, so argumentiert Herzog, hat uns vor Augen geführt, dass wir Menschen soziale Wesen sind. Diese Soziabilität sollte sich auch in der Arbeit, unserem wichtigsten Lebensbereich, besser abbilden.

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