In Wolfgang Petersens „Outbreak“ ließ sich die Pandemie noch in 127 Minuten besiegen. Das war 1995. | Foto © Warner Brothers

Von kommenden Dingen: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 04. 

„Wir sind gesessen, ein leichtes Geschlechte / In Häusern, die für unzerstörbare galten
(So haben wir gebaut die langen Gehäuse des Eilands Manhattan
Und die dünnen Antennen, die das atlantische Meer unterhalten). 

Von diesen Städten wird bleiben: der durch sie / Hindurchging, der Wind!
Fröhlich machet das Haus den Esser: Er leert es. / Wir wissen, daß wir Vorläufige sind /
Und nach uns wird kommen: nichts Nennenswertes. 

Bei den Erdbeben, die kommen werden, werde ich hoffentlich /
Meine Virginia nicht ausgehen lassen durch Bitterkeit
Ich, Bertolt Brecht, in die Asphaltstädte verschlagen /
Aus den schwarzen Wäldern in meiner Mutter in früher Zeit“
Bertold Brecht

 

„Wenn die Ressourcen nicht ausreichen, muss unausweichlich entschieden werden, welche intensivpflichtigen Patienten akut-/intensivmedizinisch behandelt und welche nicht (oder nicht mehr) akut-/intensivmedizinisch behandelt werden sollen. Dies bedeutet eine Einschränkung der sonst gebotenen patientenzentrierten Behandlungsentscheidungen, was enorme emotionale und moralische Herausforderungen für das Behandlungsteam darstellt.“
Empfehlungen zur Ressourcenzuteilung in Notfall- und Intensivmedizin bei Covid-19-Pandemie

Als ich gestern über die wattierte Melancholie dieser Tage geschrieben habe, meinte ich: Die dumpfe Erwartung des Kommenden. Das seltsam Irreale des Geschehens. Die coole Apokalyptik, die zum Beispiel das oben zitierte Brecht-Gedicht durchzieht. Die coole Pragmatik der Handlungsempfehlungen für Intensivmediziner.

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„Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten …“ beantwortet Woody Allen (3. von links) auch nicht in seiner eben erschienen Autobiografie. Dafür aber eine unterhaltsame Reise durch mehr als 70 Jahre Filmgeschichte. | Foto © United Artists

Das Brausen und Tosen der Welt: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 03. 

„Dann werden die also nichts tun gegen diesen Wahnsinn?“
„Die sind dieser Wahnsinn.“
Aus der ZDF-Serie „Unterleuten“.

„Auch wenn ich es schon oft gesagt habe, ich bleibe dabei: Statt in den Köpfen und Herzen der Menschen würde ich lieber in meiner Wohnung weiterleben.“
Der Filmemacher Woody Allen, 84, am Ende seiner Autobiografie.

 

Heute ist „Ganz nebenbei“ erschienen, die Autobiographie von Woody Allen. Im Vorfeld hatte es in Amerika Proteste gegeben, und in Deutschland eine Feuilleton-Debatte um Fragen der Meinungsfreiheit und der Freiheit von Verlagen, das zu veröffentlichen, was sie für richtig halten. Nun hat der Rowohlt-Verlag sich von der Kampagne einer selbsternannten Bürgerwehr nicht beeindrucken lassen, das Buch sogar um eine Woche vorgezogen veröffentlicht, und ab heute kann sich jeder selbst ein Bild machen: Das Buch, das 448 Seiten umfasst, dreht sich nur zum geringsten Teil um den schmutzigen Trennungsstreit mit Mia Farrow und die in diesem Zusammenhang erhobenen, bis heute unbelegten und sachlich sehr umstrittenen Vorwürfe, Allen habe seine Adoptivtochter missbraucht. Zum größten Teil ist „Ganz nebenbei“ eine spannende, facettenreiche und sehr unterhaltsame Reise durch mehr als 70 Jahre Filmgeschichte, durch das linksliberale Amerika und die jüdisch-amerikanische Kultur – cinephile Filmeflexionen wechseln sich ab mit Klatsch (eine etwas ausführlichere Besprechung folgt).

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Das Bild von Helmut Schmidt als Innensenator in Hamburg bei der Sturmflut 1962 haben die Älteren noch im Kopf, und selbst wer, wie ich, damals noch gar nicht lebte, hat es irgendwo schon mal gesehen. Die Sturmflut und Schmidts beherzter Einsatz als Krisenmanager mit Mut zur Verantwortungsübernahme, machten ihn bundesweit bekannt, und begründeten seinen Ruf als „Macher“ und Pragmatiker. 

Wer wird das Gesicht von Corona? Jens Spahn? Markus Söder? Oder doch der Virologe Christian Drosten? Seine täglichen Podcasts beim NDR sind schon jetzt ein unglaublicher Erfolg der öffentlich-rechtlichen Medien und ein früher Klassiker der Corona-Tage, an die wir uns für den Rest unseres Lebens erinnern werden. Denn Corona, da dürfen wir uns nichts vormachen, ist mindestens für unser aller Gedächtnis ein Einschnitt. Ob man das alles nun mit dem 11. September 2001 vergleichen muss, weiß ich nicht, zumal auch noch keineswegs entschieden ist, ob diese Monate eine ähnliche Epochenschwelle bedeuten werden – was manche wünschen, und manche fürchten. Vielleicht ist es treffender an das Sommermärchen 2006 zu erinnern, an die Zeit des Mauerfalls oder (für die Älteren) an das Ende der Sozialliberalen Koalition und die Wende von Helmut Schmidt zu Helmut Kohl zwischen August und Oktober 1982, an den „Deutschen Herbst“ 1977 oder, für die ganz Alten, an den Mai 1968 (habe ich mir sagen lassen). Das war nicht ein Tag, sondern einige Woche und Monate, längere Zwischenzeiten, die merkwürdig traumwandelnd verliefen, wie aus der Zeit gefallen. Ich stelle mir vor, dass man über die Corona-Tage einst so ähnlich reden wird, und dass man Traumnovellen und Schlafwandlerromane schreiben wird, über diese merkwürdige surreale Zeit, ihre wattierte Melancholie, ihre Stille, hinter der die Welt braust und tost. 

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Sebastian Höglinger (links) und Peter Schernhuber leiten seit 2016 die Diagonale. Theodor W. Adorno starb 1969. | Foto © Diagonale, Natascha Unkart

Loggt Euch alle ein! Filmfestivals als Lebensmittel: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 02.

„Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung.“
„Mir nicht.“
Theodor W. Adorno im Gespräch mit dem „Spiegel“ vom 5. Mai 1969.

„Wir möchten uns gegen eine Kunst und Kulturszene verwehren, die bloß anlassspezifisch, tagesaktuell und themenorientiert politisch agiert. Die Zusammenhänge sind komplexer. Und bedürfen des Zweifels. Wo er fehlt, regiert die Unsicherheit, von der uns gegenwärtig viel zu viel umgibt.“
Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber 2016 in ihrer ersten Diagonale-Eröffnungsrede.

 

Am Dienstag-Abend wurde die „Diagonale“ in Graz eröffnet, das wichtigste „Festival des österreichischen Films“ und eine der Veranstaltungen, auf die ich mich in den letzten Jahren immer gefreut habe. Graz ist so etwas wie der Frühlingsanfang des Filmjahres. Hier in der zweitgrößten Stadt Österreichs in der südlichen Steiermark ist es schon wärmer, man kann außer im Kino auch draußen in der Sonne sitzen, und die Filme sind sehr gut. Auch 2020 werde ich die Diagonale besuchen.

Aber wie bitte? Was heißt das: „besuchen“, „eröffnet“? Schließlich gelten in Österreich noch strengere Ausgangsregeln und Pandemie-Einschränkungen. Was soll es also, was ist gemeint?

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Eine Sensation: Zum ersten Mal in den 92 Ausgaben der „Oscars“ eine nicht-englischsprachige Produktion die höchste Auszeichnung für den besten Film gewonnen! Und nicht nur das: Die süd-koreanische Gesellschaftssatire „Parasite“ wurde auch für Regie, Drehbuch und als bester internationaler Film prämiert. Dass ein einzelner Filmemacher gleich vier Goldmännchen entgegennehmen darf, hatte bislang nur Walt Disney geschafft. Doch der hatte dafür 1954 vier verschiedene Filme gebraucht. | Foto: Koch Films

„Man ist am krea­tivsten, wenn man am persön­lichsten ist. Das habe ich bereits auf der Film­schule gelernt.“ Also sprach der Koreaner Joon-ho Bong in einer seiner gleich vier Dankes­reden gestern Abend. Diesen Satz sollte sich die ganze Film­in­dus­trie hinter die Ohren schreiben – in einer Epoche, die von zuneh­mender Forma­tie­rung geprägt ist, in der die CEO und Controller die Macht über die Kreativen haben.
Danach hob Bong gleich zwei nomi­nierte US-Regis­seure heraus und bedankte sich bei ihnen: Martin Scorsese „In der Filmuni habe ich seine Filme studiert“ und Quentin Tarantino – „Als niemand in den USA meinen Namen kannte, hatte er meine Filme immer in seinen Besten­listen.“

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Es war ein Durch­marsch für den Außen­seiter: Joon-ho Bong, Jahrgang 1969, der inter­na­tional bekann­teste Filme­ma­cher Süd-Koreas, gewinnt für seinen Film „Parasite“ gleich vier „Oscars“, und das auch noch in den wich­tigsten Kate­go­rien: bester Film, bbeste Regie, bestes Drehbuch und bester inter­na­tio­naler Film.
Kaum einer hätte es vorher erwartet, aber so wurde es eine histo­ri­sche „Oscar“-Nacht, und eine Preis­ver­lei­hung der Über­ra­schungen. Denn diese Preis­ver­lei­hung ist ein deut­li­ches Miss­trau­ens­votum gegen gewisse Tendenzen des Gegen­warts­kinos: Etwa gegen die allzu wohlfeile, allzu nost­al­gi­sche Flucht weiter Teile des Kinos ins Histo­ri­sche, oft Geschmäck­le­ri­sche.
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22 Jahre lang war Cornelia Ackers beim Bayerischen Rundfunk für den „Polizeiruf 110“ ­verantwortlich. Als Redakteurin hatte sie ungewöhnliche und beliebte ­Ermittlerfiguren mitentwickelt. ­Diesen Monat ­wurde sie ­abgesetzt. Die Gründe liegen im Dunkeln. | Foto © BR, Markus Kovalin

… und die Lügen, die wir Gegenwart nennen – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogängers, 209. Folge.

„Die Menschen zu zeigen ohne Maske, ohne Schminke, sie mit den Augen des Apparats zu packen im Moment des Nicht­spie­lens.“
Dziga Vertov

Eigent­lich ist Michael Klier kein Doku­men­tar­filmer, obwohl er von Anfang an auch doku­men­ta­risch gear­beitet hat. Kliers Filme lohnen immer den Besuch, und den zweiten, dritten Blick. Diese Kurzfilme aber, geist­reiche Refle­xionen über das Kino und die Cine­philie, seiner­zeit für die längst abge­wi­ckelte Film­re­dak­tion des WDR entstanden, kennt kaum einer. Und bei manchem, was man hier sieht, zum Beispiel Casting-Aufnahmen Unbe­kannter, die in den 1980ern zu Stars wurden, fragt man sich eh, wo der Mann dieses großar­tige Material her hat. „Lohnens­wert wäre eine DVD mit Kliers WDR-Filmen unter anderem über Jean-Marie Straub, Roberto Rossel­lini, und Godards Kame­ramänner“, schrieb vor ein paar Jahren Hans Helmut Prinzler.

Vorige Woche waren in der Brot­fa­brik in Berlin Kliers Kino­por­trät­filme zu sehen. Wenn man da Truffaut zuhört, wie er über die Frauen spricht, den kleinen Schwes­tern der Nouvelle Vague begegnet, die Kame­ramänner Renato Berta und William Lubt­chansky von ihrer Arbeit und den Konflikten mit Godard sprechen hört und Henri Alekan über die Arbeit mit Wim Wenders und Jean Cocteau, und Rossel­lini als Philo­so­phen entdeckt, wenn man Jean-Marie Straub und Danielle Huillet im römischen Exil entdeckt, dann ersteht eine Film-Land­schaft aus vergan­gener Zeit wieder auf.

Auch ein Diskurs übers Kino, den gerade Deutsch­land braucht: „Die Themen und Fragen, die von den ,Film­schaf­fenden‘ darin formu­liert werden, sind noch – oder wieder hoch­ak­tuell.“ schreibt Klier, der die Vorfüh­rung der Porträts wie einen einzelnen langen Episoden-Film angelegt hat.

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Regisseur Lothar Herzog und Produzentin Romana Janick drehten ihren Abschlussfilm ,1986‘ in Weißrussland. Was da alles auf eine*n zukommt, ist Gesprächsthema im Indiefilmtalk. | Foto © Hofer Filmtage

Vom Produktionsweg bis hin zu einem fertigen Film ist es in der Regel ein sehr aufwendiger und aufreibender Prozess, der mit viel Freude, aber auch einer Unmenge an Arbeit verbunden ist. Wird das Filmprojekt zusätzlich im Ausland produziert, kommen zur Aufgabenliste oft noch weitere Fallstricke in der Produktion dazu. So auch bei „1986“, dem Abschlussfilms von Regisseur Lothar Herzog und Produzentin Romana Janick an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). Beim Dreh in Weißrussland mussten sie sich mit den Gegebenheiten im Land arrangieren, mit Problemen bei den Drehgenehmigungen und mit einem betrunkenen Setfahrer auseinandersetzen.

Der Stress zahlte sich aus. Nicht bloß in den Erfahrungen, die alle dabei gesammelt haben – der Film wurde zu verschiedenen Filmfestivals eingeladen und gewann auf den Hofer Filmtagen den »Goldpreis«.

In dieser Sonderfolge des Indiefilmtalks, die in Kooperation mit der DFFB entstand, sprechen Janick und Jamila Wenske, die leitende Dozentin für Produktion an der DFFB, über Romanas Weg zum Film und an eine Filmhochschule – und natürlich über ihre Arbeit „1986“.

Julia von Heinz 2013 bei den Dreharbeiten zu „Hannas Reise“. Ende November 2019 erhielt die Autorin, Regisseurin und Produzentin auf dem Fernsehfilmfestival Baden-Baden den „Hans-Abich-Preis für herausragende Verdienste um den Fernsehfilm“. | Foto © Zorro Film

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist eine der großen Errungenschaften unserer Demokratie. Er hat die wichtigsten deutschen Spielfilme der letzten Dekaden hervorgebracht. Filme, die »Oscars« gewannen und den Cannes-Wettbewerb. Filme und Serien, die Generationen geprägt und begeistert haben. Um neue Talente zu entdecken und zum Erfolg zu führen, fahren Redakteure öffentlich-rechtlicher Sender auf Kurzfilmfestivals, und sie besuchen die Messen der Filmhochschulen. Über Jahre betreuen sie Dutzende Fassungen eines Debütspielfilms. Kein anderer Player hat solches Engagement und solche Erfolge vorzuweisen.

Schmückt sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit diesen Verdiensten und Erfolgen? Manchmal könnte man meinen, er versteckt das spannende und preisträchtige Programm regelrecht zu nächtlicher Stunde, denn es passt oftmals nicht ins Programmschema und gefährden so die Quote.

Was würden wir über einen Autokonzern denken, der viel Geld in Forschung und Entwicklung von Talenten investiert, nur um diese nach ihren ersten Erfolgen an ihre Konkurrenten zu übergeben, weil ihre Ideen nicht in bestehende Formate passen, weil das Zielpublikum zu spitz sei, weil Experimente die Quote sinken lassen?

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk setzt seit 1984, als Reaktion auf die damals entstandenen Privatsender, auf die neoliberale Quote der Marktanteile. Diese drückt den Willen der Mehrheit aus, die das lineare Fernsehen nutzt. Nach dieser Quote werden weitere Entscheidungen darüber getroffen, wie das fiktionale Programm zu gestalten sei, sie ist der Maßstab aller Dinge.

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Die Arbeitstage sind lang, die Bezahlung schlecht, die Ausbildung bleibt auf der Strecke. Als Filmland liefert Deutschland keine gute Rolle ab. Kein Wunder, dass hier die Arbeitskräfte ausgehen. | Foto © Jana Cerno

Herr Zenglein, viele Filmschaffende klagen über die schlechte Bezahlung. Dabei ist laut Tarif die Vergütung für die einzelnen Gewerke wie Kamera, Beleuchtung und Ton ganz ordentlich. Die Wochengage für einen Tonmeister liegt laut Verdi bei 1.607 Euro und für einen erfahrenen Kameramann bei 2.999 Euro. Sieht die Realität so viel anders aus?

Filmschaffende arbeiten projektbezogen und damit überwiegend in befristeten Arbeitsverhältnissen. In der Regel sind sie nur einen Teil des Jahres in Lohn und Brot. Die Beschäftigungsverhältnisse dauern im Schnitt zwischen zwei bis zehn Wochen. Davor und danach sind meist lange Zeiten der Arbeits- und/oder Beschäftigungslosigkeit. Selbst wenn man eigentlich genügend Angebote bekommt, kann man zwei Drittel nicht wahrnehmen, weil sie sich mit den bereits zugesagten oder gerade stattfindenden Projekten überschneiden. 

Aber wer regelmäßig Jobs bekommt und Tarifgage erhält, fährt doch eigentlich ganz gut?

Zunächst einmal ist zu sagen, dass die Tarifgage, die als Einstiegs-Gage für Berufsanfänger gilt, an sich schon viel zu niedrig ist, um über das Jahr inklusive Krankheit, Weiterbildung, Urlaub und Altersvorsorge genug zu verdienen.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Tarifvertrag keine Allgemeinverbindlichkeit hat und für die vielen Solo-Selbstständigen von Haus aus keine Anwendung findet. Aber auch da, wo er eingehalten werden müsste, wird er regelmäßig unterlaufen. Fälschung von Stundenzetteln auf Ansage gehört zur gängigen Praxis.

Die Tarifgagen sind also zu niedrig und finden ohnehin kaum Anwendung? Weiterlesen

Im Berliner Kino „Babylon“ wurden wieder herausragende Einzelleistungen im Deutschen Fernsehen ausgezeichnet. | Foto © DAFF

Zum siebten Mal vergab die Deutsche Akademie für Fernsehen (DAFF) am 16. November 2019 in Berlin im Kino „Babylon“ den unabhängigen Branchenpreis für herausragende Einzelleistungen im Deutschen Fernsehen. Insgesamt 100 Prominente, aber auch bisher unbekannte Fernsehmitwirkende waren nominiert für die Auszeichnungen der Akademie. Hier sind die Nominierten und (fett gedruckt) die  Gewinner*innen – wir gratulieren!

Bildgestaltung:
Philipp Haberlandt | Beat
Jakub Bejnarowicz | Parfum
Carlo Jelavic| Tatort: Das Nest

Casting:
Franziska Aigner | Der große Rudolph
Daniela Tolkien | Der Pass
Stefany Pohlmann | Nichts zu verlieren

Dokumentarfilm:
Britt Beyer & Vassili Silovic (Regie) & Volker Heise (Idee und Konzept) | 24h Europe – The Next Generation
Garry Keane & Andrew McConnell & (Regie) & Mick Mahon (Schnitt) & Brendan J. Byrne & Christian Beetz (Produzent) | GAZA – Leben an der Grenze
Regina Schilling (Regie) & Thomas Kufus (Produzent) | Kulenkampffs Schuhe

Drehbuch:
Alexander Adolph | Der große Rudolph
Jan Peter & Frédéric Goupil | Krieg der Träume
Dietrich Brüggemann | Tatort: Murot und das Murmeltier
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In einem 45-minütigen Werkstattgespräch gab der Preisträger des International Actors Awards im Wallraf-Richartz-Museum Einblicke in sein Schaffen. Der Preis wurde im Rahmen des Film Festival Cologne vergeben. Es moderierte der Kölner Autor und Journalist Wolfgang Frömberg. Ein Zusammenschnitt des Artist Talks im Rahmen des Film Festival Cologne 2019.

Als Kind lebte August Diehl in Deutschland, Frankreich und Österreich. Er spricht heute vier Sprachen. Diese Weltläufigkeit zeichnet ihn als Schauspieler aus: Er spielte Ibsen und Shakespeare am Burgtheater genauso brillant wie paranoide Hacker oder suizidale Teenager auf der Leinwand. Bald wurden die großen Meister auf ihn aufmerksam: Am Theater arbeitete er mit Peter Zadeck und Luc Bondy. Quentin Tarantino gab ihm eine unsterbliche Sequenz in „Inglourious Bastards“ (Casting USA: Jina Jay, Germany: Simone Bär) und Terrence Malick besetzte ihn in der Hauptrolle seines jüngsten Epos „Ein Verborgenes Leben“ (Casting: Anja Dihrberg | BVC). Seine Abenteuerlust führte Diehl auch ins Fernsehen, wo er in der Serie „Die Neue Zeit“ (Casting: tba) über die Bauhaus-Bewegung Walter Gropius spielt.

Der International Actors Award zeichnet Persönlichkeiten aus, die in herausragender Weise durch ihre schauspielerischen Leistungen Bekanntheit und Anerkennung im internationalen Film- und TV-Geschehen erlangt haben. Der von Network Movie gestiftete Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Die einzelnen Kapitel können Sie links oben im Video anwählen:
Einleitung
Kapitel 1: Wann sage ich eine Rolle zu?
Kapitel 2: Wie erarbeite ich einen Charakter?
Kapitel 3: Schauspiel ist Teamarbeit!
Kapitel 4: Das Privileg, Geschichten zu erzählen …
Kapitel 5: Wie viel Persönliches steckt in einer Rolle?
Abspann

Quentin Tarantino (rechts) mit Uma Thurman am Set von „Kill Bill“. Der Indiefilmtalk spricht über einen der einflussreichsten Regisseure unserer Zeit. | Foto © Miramax

Quentin Tarantino (rechts) mit Uma Thurman am Set von „Kill Bill“. Der Indiefilmtalk spricht über einen der einflussreichsten Regisseure unserer Zeit. | Foto © Miramax

Hitzig, eigenwillig, trashig und immer mit dem richtigen Sound zur Stelle. Quentin Tarantino fasziniert Cineasten und Filmschaffende, seit die Erklärung zum „Royale with Cheese“ gezeigt hat, dass gute Dialoge (unabhängig vom Grad der Absurdität) sich Zeit nehmen sollten, um die Zuschauerschaft in den Bann der Geschichte zu ziehen. Die filmisch inszenierte Gewalt als Ventil der Gesellschaft, dargestellt in extra übertriebener Anime-Manier. Hervorragend ausgewählte Songs, einem liebevollen Mixtape gleich. Eine Auswahl an gut gemischten Genrefacetten aus der glorreichen Zeit des Italowestern sowie japanischer Historienfilme. Das Ganze abgeschmeckt mit skurrilen Charakteren, die es lieben, Regeln zu brechen und dies in einem übertriebenen Blutbad zelebrieren. Im Sommer startete der neunte und wohl vorletzte Film von Tarantino in den Kinos: „Once Upon a Time in Hollywood“.

Wir diskutieren und schwelgen über Freude, Enttäuschung, Irritation und unser ganz persönliches Verhältnis zu Quentin Tarantinos Werken. Paulina Wanat hat für diese Folge Zitate aus Filmen und Interviews von und mit Quentin Tarantino recherchiert und eingebaut. Vielen herzlichen Dank für die Arbeit und die wissenswerte Wortuntermalung!

Heidi Handorf begann in den frühen 1970ern in München als Schnittassistentin und arbeitete mit einigen der renommiertesten Filmeditor*innen der Zeit zusammen. Besonders mit dem Regisseur Reinhard Hauff verbindet sie eine besonders nachhaltige, kreative Zusammenarbeit. Das Festival Filmplus zeichnet die Editorin an diesem Wochenende für ihr Lebenswerk mit dem „Ehrenpreis Schnitt“ und einer Hommage aus. | Foto © Werner Busch

Heidi Handorf begann in den frühen 1970ern in München als Schnittassistentin und arbeitete mit einigen der renommiertesten Filmeditor*innen der Zeit zusammen. Besonders mit dem Regisseur Reinhard Hauff verbindet sie eine besonders nachhaltige, kreative Zusammenarbeit. Das Festival Filmplus zeichnet die Editorin an diesem Wochenende für ihr Lebenswerk mit dem „Ehrenpreis Schnitt“ und einer Hommage aus. | Foto © Werner Busch

Das Thema RAF und linker Terrorismus war im Erscheinungsjahr des Spielfilms Stammheim, beinahe zehn Jahre nach dem „Deutschen Herbst“ 1977, allgegenwärtig. Nicht zuletzt durch das Buch „Der Baader-Meinhof-Komplex“, das der spätere Spiegel-Chefredakteur und heutige Herausgeber der „Welt“, Stefan Aust, 1985 veröffentlicht hatte, wenige Monate vor der Filmpremiere. Er war auch der Drehbuchautor von „Stammheim“ und übernahm viele Dialoge direkt aus den Gerichtsprotokollen des wohl spektakulärsten Prozesses der deutschen Nachkriegsgeschichte. Das Projekt war für Filmförderung, Sender und Produzent*innen ein Tabu und wurde erst durch Jürgen Flimm möglich, den damaligen Intendanten des „Thalia“-Theaters, der den Film als Koproduzent unter anderem mit seinem Schauspieler-Ensemble unterstützte.

Die Premiere von „Stammheim“ auf dem Kampnagel-Gelände in Hamburg ist Heidi Handorf in lebhafter Erinnerung geblieben: „Es herrschte große Unruhe. Es gab viele Störer aus dem Umfeld der Hafenstraße, die keine Karten für die Vorführung bekommen hatten und gegen die Türen drückten. Im Kino hörte ich, dass die Kopie des Films geklaut worden war und man gerade aus einem anderen Kino eine neue Kopie beschafft hatte. Die Akte mussten erst in der Vorführkabine, die auf einem hohen Podest stand, von mir per Hand aufgerollt werden. Ich war so nervös, dass ich manchmal gar nicht wusste, in welche Richtung ich den Film rollen sollte. Im Publikum waren viele bekannte Premierengäste wie Klaus Bölling und Günter Grass, der sofort aufsprang und weglief, als der erste Böller krachte. Als der Film dann endlich starten sollte, bemerkten wir, dass jemand die Tonkabel durchschnitten hatte, und die Vorführung wurde abgesagt.“
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Szenenfoto aus „Allegro non troppo“ (Italien 1976): Das perfekte Zusammenspiel zwischen Bild und Ton kann einen Film zu einem Meisterwerk machen. Die Filmmusik ist Thema beim Indiefilmtalk mit dem Filmkomponisten Marko Cirkovic. | Foto © Archiv

Szenenfoto aus „Allegro non troppo“ (Italien 1976): Das perfekte Zusammenspiel zwischen Bild und Ton kann einen Film zu einem Meisterwerk machen. Die Filmmusik ist Thema beim Indiefilmtalk mit dem Filmkomponisten Marko Cirkovic. | Foto © Archiv

Die Filmmusik gibt es schon so lange, wie es den Film gibt. Anfangs waren die Filme zwar stumm, aber man erkannte die Macht der Töne und nutzte das Live-Spiel zur Untermalung der Bilder. So entwickelte sich die Filmmusik parallel zum Film immer weiter und wurde zu einem wichtigen Bestandteil: Sie kann die emotionale Bedeutung einer Szene in völlig andere Richtungen lenken oder die gewünschten Gefühle um ein Vielfaches verstärken. Was wäre Steven Spielbergs „Der weiße Hai“ ohne die Musik von John Williams oder „Mission Impossible“ ohne die ikonische Musik von Lalo Schifrin? Das perfekte Zusammenspiel zwischen Bild und Ton kann einen Film zu einem Meisterwerk machen. Weshalb einige Regisseur*innen und Komponist*innen über lange Zeit zusammenarbeiteten: Alfred Hitchcock und Bernard Herrmann, David Cronenberg und Howard Shore, Ken Loach und George Fenton, Tim Burton und Danny Elfman, J. J. Abrams und Michael Giacchino …
In dieser Folge sprechen wir mit dem Filmkomponisten Marko Cirkovic („Die Gewissensfrage“) über Beziehung und Arbeit zwischen Regisseur*innen, Produktionen und Komponist*innen, über die Arbeit an Projekten und schauen, ob es aktuell »die Filmmusik« aus Deutschland gibt.
www.indiefilmtalk.de

Mit „Schneeblind“ drehte Arto Sebastian (hinten) seinen Abschluss an der Filmakademie Baden-Württemberg und gab sein Debüt im Dritten. Im Indiefilmtalk spricht er übers Filmproduzieren. | Foto © SWR

Mit „Schneeblind“ drehte Arto Sebastian (hinten) seinen Abschluss an der Filmakademie Baden-Württemberg und gab sein Debüt im Dritten. Im Indiefilmtalk spricht er übers Filmproduzieren. | Foto © SWR

Neben der kreativen Arbeit am Set ist die Arbeit in der Produktion eine der wichtigsten Aufgaben bei der Umsetzung eines Films. Hier werden die Weichen für das Projekt gestellt und die richtigen Leute, Unterstützer und Förderer gefunden. Weil das für Produzent*innen eine sehr intensive Zeit ist und die Reputation daran hängt, ist die Auswahl des richtigen Stoffes und der „richtigen“ Person für die Umsetzung besonders wichtig.

In dieser Folge des Indiefilmtalk-Podcasts beschäftigen wir uns mit der Produktion von Debütfilmen. Wir reden mit Produzent Arto Sebastian von Wood Water Films über die Entscheidung, mit seinen Kollegen gleich nach dem Filmstudium 2016 eine eigene Produktionsfirma zu gründen, und wie ihre Arbeit aussieht.

Außerdem schauen wir uns an, wie wichtig Kontakte und die eigene Reputation für die Förderung sind, was die Schwierigkeiten bei Auslandskoproduktionen sind und sprechen darüber, was ihn dazu bewegt, mit bestimmten Regisseur*innen und Autor*innen an einem Film zu arbeiten.

 

Die Filmwelt hat strenge Hierarchien – was Machtmissbrauch begünstigt. Die beschränkt sich nicht allein auf Belästigungen und Übergriffe. In Österreich haben Filmschaffenden-Verbände und Produzenten eine gemeinsame Anlaufstelle installiert. | Foto © RKO

Die Filmwelt hat strenge Hierarchien – was Machtmissbrauch begünstigt. Die beschränkt sich nicht allein auf Belästigungen und Übergriffe. In Österreich haben Filmschaffenden-Verbände und Produzenten eine gemeinsame Anlaufstelle installiert. | Foto © RKO

Als die Me-Too-Bewegung durch den Harvey-Weinstein-Skandal die breite Öffentlichkeit erreichte, entstand auf einmal ein Bewusstsein für die sexuellen Übergriffe, denen viele Frauen aus allen Schichten und in allen Berufsgruppen der Gesellschaft häufig, um nicht zu sagen permanent ausgeliefert sind.

Während sich die Wirkung sehr rasch medial verbreitete, diskutierten wir den Fall natürlich auch auf unseren Sets, in unseren Verbänden und in unseren Gremien und verfolgten die Entwicklungen aufmerksam. Allen, die zu diesem Zeitpunkt schon ein paar Jahre beim Film arbeiteten, war klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sich auch im deutschsprachigen Raum Frauen zu Wort melden würden, die über sexuelle Übergriffe, denen sie ausgeliefert waren, öffentlich berichten würden.

Und viele von uns wissen, dass es mit dem Fall Dieter Wedel keineswegs getan sein wird. Wir sollten uns nichts vormachen: Während die Öffentlichkeit gebannt die unglaublichen Enthüllungen aus den Hinterzimmern der Traumfabriken verschlingt, beobachten andere sehr genau, wer wann wozu schweigt. 

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