Innovationskonferenz an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Rund 80 Teilnehmer sind am vorigen Donnerstag erschienen. Ich erinnere mich noch gut an die erste Infoveranstaltung im September auf der cinec. Vor einem halben Jahr konnten sich dort noch alle per Handschlag begrüßen und hätten nicht mal eine Minute gebraucht.
Das Netzwerk Crew Tech hatte sich da vorgestellt, in dem die unterschiedlichsten Akteure miteinander an Lösungen für mehr Nachhaltigkeit in der Branche arbeiten sollen. Im Vordergrund steht der ökologische Aspekt, doch Fragen nach wirtschaftlicher und sozialer Nachhaltigkeit tauchen auch da immer wieder auf – irgendwie hängt wohl doch alles zusammen. Gefördert wird Crew Tech von außen, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in Form der Innovationsforen Mittelstand.
Das Thema interessiert die Branche noch wenig. Aber es gibt Bewegung. „Green Shooting“ ist Thema bei Podiumsdiskussionen und Seminaren, mehrere Regionalförderer arbeiten an einem gemeinsamen „Grünen Drehpass“, viele Akteure kennen sich und tauschen sich aus, doch das Crew-Tech-Netzwerk soll noch weiterreichen und den einzelnen Initiativen die Möglichkeit bieten, ihre Kräfte und Erfahrungen zu bündeln. Die Konferenz soll einen Einblick geben, wie das gehen soll und was in dem ersten halben Jahr bereits gewachsen ist.
Die 80 Gäste hier und heute interessiert das. Zwar haben etliche von ihnen gar nichts mit Film zu tun, doch so soll es auch sein. In den meisten anderen Branchen ist man beim Thema Nachhaltigkeit nämlich schon viel weiter, hat Erfahrungen und Lösungen, die sich auch auf andere Branchen übertragen ließen.
Seit ein paar Jahren deutet er sich an. Voriges Jahr wurde er für alle sichtbar. Im Herbst mussten erste Produktionen wegen Fachkräftemangel abgesagt werden. Andere Produktionen drehten bereits etwa ohne Regieassistenz. Jetzt ist der Personalmangel schon im Februar wie Donnerhall zu hören und stellt alle vor eine Zerreißprobe – im Guten wie im Schlechten.
Zahlreiche Filmschaffende haben jetzt schon vor dem eigentlichen Saisonbeginn mehrere Anfragen gleichzeitig und sie können sich das Projekt mit den besten Arbeitsbedingungen heraussuchen. Auch lassen sich nun in den Verträgen Konditionen durchsetzen, die bei vielen Firmen oft schwierig waren, zum Beispiel statt (ohnehin unwirksamer) Pauschalgagen eine richtige Überstundenvergütung mit tariflichen Zuschlägen – das heißt bis zu 100 Prozent.
Anderseits haben die Produktionsfirmen massive Probleme, das notwendige Personal für ein Team zusammenzustellen. Versuche, Filmschaffende im benachbarten Ausland zu akquirieren, scheitern oft an der erforderlichen Qualifikation. Das Problem zeigt sich weniger „above the line“, da die Schauspiel- und Filmhochschulen weiterhin jährlich eine Vielzahl von Regisseuren, Kameraleuten und Schauspielern in den Markt spülen. „Below the line“ sieht es jedoch ganz anders aus. Gesucht sind die „Indianer“, insbesondere Requisiteure, Regieassistenten beziehungsweise 1st AD, Aufnahmeleiter oder Garderobieren.
Der Fachkräftemangel hat vor allem zwei Ursachen: Zum einen mangelt es an Nachwuchs, zum anderen aber verlassen zahlreiche hochqualifizierte und langjährig erfahrene Filmschaffende die Branche. Beide Probleme sind selbstgemacht. Weil die Filmbranche es bis heute versäumt hat, verlässliche und verbindliche Strukturen aufzubauen – weder in der Aus- und Weiterbildung, noch im Arbeitsalltag. Wozu auch? Es ging ja auch so. Das Praktikantensystem als Ausbildungsmodell war billiger. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Steffen Schmidt-Hughttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgSteffen Schmidt-Hug2019-03-20 14:34:082019-08-22 17:39:11Fachkräfte im Film: Mängelwirtschaft
Euer stark mit Gore- und Thriller-Elementen arbeitender Film „A Young Man with High Potential“ ist vorige Woche im Verleih von Forgotten Film mit vier Kopien angelaufen. Im Rahmen der Kinotour wart ihr bei der ein oder anderen Vorführung dabei. Wie hat das Publikum auf die Geschichte des genialen wie ebenso verklemmten Informatik-Nerds Piet und seinem problematischen Verhältnis zu Frauen reagiert?
Linus de Paoli: Ich war fast überrascht, wie gut der Film bisher beim Publikum ankam. Es gibt zwar in der Regel bei jeder Vorführung ein paar „Walkouts“, wofür wir vollstes Verständnis haben – denn das Dargestellte mutet dem Publikum einiges zu. Die beste Erfahrung war, dass viele aber wiederkehren, um das Ende zu sehen, und dann trotzdem über den Film sprechen wollen. Das ist auch genau das, was ich am Filmemachen am spannendsten finde: den Diskurs.
Weniger begeistert haben sich Filmförderung und TV-Sender für diesen Stoff, so dass der Film als reine Independent-Produktion entstand. Wie erklärt ihr euch diese Zurückhaltung insbesondere in Zeiten, in denen düstere Stoffe bei Netflix und Co. auf so viel Zuspruch stoßen – insbesondere beim jüngeren Publikum, das im Kino vermisst wird?
Linus de Paoli: Leider sind Sender und Förderanstalten nicht so aufgeschlossen und mutig wie sie sich gerne geben. Die Systeme sind unflexibel und das Verständnis dafür, was als kulturell gilt, ist beschränkt. Bei unserem letzten Film Der Samurai wurde uns gesagt, der Film entspreche nicht den „öffentlich-rechtlichen Geschmacksvorgaben“. A Young Man with High Potential war für das BKM „moralisch fragwürdig“. Ich finde es schade, dass hierzulande das Zeigen und Thematisieren von Kontroversem oft mit deren Verherrlichung gleichgesetzt wird. Für mich fängt es erst da an interessant zu werden, wo es ambivalent wird. Netflix und andere Streamingportale sind in den Punkten nicht unbedingt weiser – aber offener.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Tanja C. Krainhöferhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgTanja C. Krainhöfer2019-03-18 12:06:452019-03-18 14:21:25Independent-Filmen: „Go where the fear is!“
Die vorliegende cn-klappe zeigt einen Mitschnitt der Roundtable Diskussion des Actors Industry Networks der European Film Promotion zum Thema „Everything you always wanted to know about … Casting!“ im Rahmen der Berlinale 2019.
Es diskutierten auf Englisch: Magdalena Szwarcbart (Casting Director of „Cold War“) Anja Philip (Casting Director of „The Guilty“) Avy Kaufman (Casting Director of „Dancer in the Dark“
Emma Dyson (Spotlight)
Der Beitrag gliedert sich in folgende Kapitel (Achtung in der Ecke links oben anklickbar!):
Intro
Keynote
Chapter 1: International Differences
Chapter 2: Casting and Digitalisation
Chapter 3: Voice Casting
Chapter 4: Trust and Communication
Chapter 5: Challenges
Chapter 6: Future Wishes
Acknowledgements & Credits
Offizielle Website der european film promotion (efp): www.efp-online.com
Viel Spaß beim Anschauen: zur cn-klappe bei casting-network
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Tina Thielehttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgTina Thiele2019-03-17 14:56:562019-03-17 14:56:56Everything you always wanted to know about … Casting!
Die Dokumentation „A Song of an unknown Actress“ (unbegrenzt in der 3sat-Mediathek) folgt dem Alltag von fünf Schauspielerinnen in Los Angeles am unteren Ende der Karriereleiter. Den dokumentarischen Situationen stellt der Film Sequenzen gegenüber, in denen sich die Wünsche und Nöte der Protagonistinnen widerspiegeln. Jedes Jahr ziehen Tausende von jungen Frauen nach L.A., um den Durchbruch als Schauspielerin zu schaffen. Ihre Karrieren verlaufen zumeist in der Grauzone zwischen kleinen Nebenrollen in großen Filmen und großen Rollen in kleinen Filmen, den überlebensnotwendigen Restaurantjobs und einer Endlosschleife von Castings. Denn trotz aller Frustration und Verzweiflung über die konstante Ablehnung steckt in jedem Vorsprechen die eine große Chance. Und jede, die es in Hollywood zu etwas gebracht hat, musste durch diese Phase gehen. So schwebt das große Versprechen über dem grauen Alltag. In Los Angeles vermischen sich Vergangenheit und Zukunft, Träume und Wirklichkeit zu einer eigenen Form der Realität. Und selbst das Scheitern wird „bigger than life“. Als sich 1932 Peg Entwistle vom Hollywoodzeichen in den Tod stürzte, wurde sie zum ersten Symbol für die deprimierende Seite der Filmhauptstadt. Nun gilt sie als Schutzheilige der Erfolglosen in einer Stadt, in der normalerweise nur der Erfolg zählt. Durch die Jahrzehnte wurde das Bild der wehrlosen und verzweifelten Schauspielerin zu einer Gegengeschichte des Hollywood-Dreams auf und jenseits der Leinwand. Vom bitteren Ende Marilyn Monroes zum Sensationserfolg „La La Land“* hin zur #MeToo-Debatte: Das Ausgeliefertsein junger Frauen in der Filmindustrie wird immer wieder neu verhandelt und mehr oder minder differenziert zum Thema gemacht.
Fragen an die Regisseure Peter Göltenboth & Florian Giefer
Filme über Schauspielerinnen in Hollywood gibt es viele. Was hat euch an diesem Sujet gereizt?
Wir sehen es eigentlich weniger als einen Film über Hollywood, als einen Film über Lebensträume, die mit der Realität kollidieren. Und ein Film über den Konkurrenzdruck, dem immer mehr Menschen ausgesetzt sind, und die Frage, was es mit uns macht. Als Regisseure haben wir ja mit ganz ähnlichen Themen zu tun. Man muss sich in einem sehr kompetitiven Umfeld durchsetzen, und es gibt keine langfristigen Sicherheiten. Für Schauspieler ist das alles noch krasser. Wenn wir Werbungen drehen, gibt es manchmal riesige Castings mit Hunderten von Darstellern. Beim Sichten dieser Videos haben wir uns schon oft gefragt, was Menschen dazu bringt, sich in diese von außen unangenehme Situation zu begeben. Schutzlos sich dem Blick eines fremden Menschen zu öffnen, der nicht mal im Raum ist – er wird nur durch die Kamera vertreten. Innerhalb von Sekunden eine Emotion oder einen spezifischen Ausdruch zu liefern. Das ist schon eine Extremsituation. Uns hat interessiert, wie man in so einem Umfeld überleben kann. Die Filmszene in Los Angeles ist in ihrer Konkurrenz dann noch mal viel extremer als es hier ist – es ist wie ein Brennglas für alle diese Themen.
Die Ästhetik von „A Song of an unknown Actress“ ist ungewöhnlich. Euer Film bewegt sich zwischen Dokumentar- und Spielfilm, Alltagsbeobachtung und Stilisierung. War diese Gratwanderung von Anfang an Teil des Konzeptes? Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Tina Thielehttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgTina Thiele2019-03-11 16:02:452019-03-11 16:02:45A Song of an unknown Actress
Der neue Populismus in der deutschen Filmdebatte: Martin Moszkowicz und Peter Dinges, der Lokomotivführer – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogängers, 191. Folge
Lukas: »You’ll become a great explorer.« Jim Knopf: »I rather be an engine driver, just like you.« Lukas: »Engine drivers only follow the tracks that were found by explorers.« »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer« (2018), englische Fassung
+ + +
»Kinos brauchen Filme, die die Menschen sehen wollen« – so lautet der Titel eines Interviews mit Peter Dinges, das am 04.03.2019 veröffentlicht wurde.
Peter Dinges ist der Vorstand der Filmförderungsanstalt (FFA). Er ist ein gebildeter, persönlich sympathischer Mann mit hervorragenden Umgangsformen – kurz gesagt: Ein exzellenter Verkäufer seiner Arbeit und des deutschen Films. Er redet, das muss wohl so sein, öffentlich meistens wie ein Politiker. Das heißt: Geölt wie ein Ringer, ungreifbar und auslegungsfähig, aber doch in aller Formelhaftigkeit und Allgemeinheit durch die Blume Macht zeigend, Pflöcke einschlagend, Türen öffnend und andere schließend. Dinges ist durchaus einer, der Filmpolitik nicht nur als Verwaltungshandeln begreift, sondern der Interessen bestimmter Teile der Filmbranche stärker vertritt als anderer. Da sollten wir uns nichts vormachen. Genausowenig kann man hier übersehen, dass sich Dinges bereits für die zukünftigen Debatten um die bevorstehende Novellierung des Filmfördergesetzes (FFG) warmläuft.
+ + +
»Es gibt keine Kinomüdigkeit beim Publikum. Das Publikum ist es nur müde, langweilige Filme anzusehen.« – So heißt das dann bei Martin Moszkowicz, dem gerade heute frischgebackenen Honorarprofessor der HFF München. Moszkowicz ist Vorstandsvorsitzender der Constantin Film AG und damit Interessenvertreter seiner Firma und der sogenannten deutschen Filmwirtschaft – sogenannt, weil diese Wirtschaft ohne die massiven Subventionen der deutschen Filmförderung nicht überleben könnte, und en gros offenbar so unwirtschaftlich oder riskant arbeitet, dass sie im Gegensatz zu jedem anständigen Metzgermeister von einer Bank keinen Kredit bekommen. Das gilt nicht unbedingt für die Constantin Film AG, in dem Fall handelt es sich nach unserem Eindruck eher darum, dass die Firma halt die Subventionen gern mitnimmt, die man gerade ihr gern zuteil werden lässt. Denn oft genug hat man bei der FFA und ihren Entscheidungen, inklusive der letzten Leitlinienanpassung, den Eindruck, die Filmförderanstalt sei so unabhängig nicht, und diene keineswegs der Gesamtheit des »deutschen Films« (was immer das heißt), sondern sehr bestimmten Firmeninteressen.
+ + +
Um das zu kaschieren, bemüht man dann das Argument des Publikums. Die Logik dieses Arguments lautet in etwa so: Viele Zuschauer gehen in einen bestimmten Film. Daraus folgt: Sie wollen ihn sehen. Was viele Zuschauer sehen wollen, ist interessant. In einen anderen Film gehen wenig Zuschauer, daraus folgt: Sie wollen ihn nicht sehen. Was wenige Zuschauer sehen wollen, ist uninteressant.
Natürlich ist das ein Scheinargument. Denn schlicht gesagt, hängen Zuschauerzahlen nicht von der Qualität eines Films ab, sondern von anderen Faktoren: Zuallererst der vom Verleih eingesetzten Kopienzahl. Zweitens der Zahl der Vorstellungen pro Tag, ihrer Zeiten und der Anzahl der in den Kinos zur Verfügung stehenden Zuschauerplätze. Das interessierte Publikum muss die Chance haben, einen Film überhaupt sehen zu können. Und nicht wenige deutsche Filme scheitern genau hier. Dabei spielt auch die Marktmacht der jeweiligen Verleiher eine Rolle: Selbstverständlich können bestimmte Verleiher per Koppelgeschäften Filme in die Kinos pressen: Willst du, lieber Kinobetreiber Film A, dann musst du aber auch vorher die Filme B,C,D spielen, sonst bekommst du A nicht. Damit gehen zugleich Plätze für andere Filme verloren.
Leider nicht meine Füße. Weil mein Fotograf krank ist, hab ich hier auf das COVER meines Kooperationspartners: MAX-BROWN-HOTEL-MAGAZIN zurück gegriffen. Das Motiv stammt von Maxime Ballesteros.
Dieses Jahr war ich auf der Berlinale zu ein paar Empfängen eingeladen. Natürlich bin ich hingefahren. Ich habe meine schönsten Kleider angezogen, meine höchsten Schuhe (an dieser Stelle ein großes, ernst gemeintes Dankeschön an meine Füße). Meine Recherche nach dem Festival hat ergeben, dass Botoxeinspritzungen in die Fußsolen das Schmerzempfinden längerfristig senken können. Ich hatte „Lokalanästesie Fuß“ gegoogelt. Und war wenig überrascht, dass so was längst praktiziert wird, nur noch krasser. Meine Güte. Tut das nicht. Eine kurze, spontane Vollnarkose reicht doch völlig aus.
Letztes Jahr konnte man, äh frau ja auch in Turnschuhen gehen,
da gab es die Initiative #nowbodysdoll, (über die hab ich HIER geschrieben, sie waren gegen sexistische Klamotten und zu hohe Schuhe auf dem roten Teppich) dieses Jahr hab ich von denen leider nix gehört und hab mich deshalb freundlich lächelnd auf brennenden Sohlen zwischen all den anderen Berlinale-Gästen eingereiht.
Ich habe einige Hände schütteln dürfen
und es hat sich oft genug angefühlt, wie eine kleine Audienz. Immerhin. Nicht JEDER war bereit, seine Zeit in ein Gespräch mit mir zu investieren. Dafür hab ich jede Menge Kolleginnen und Kollegen ebenso porös rumstehen sehen, wie mich selbst. Und habe innerlich jedem von Ihnen für sein Standing applaudiert. (Und das nicht nur wegen der super-hohen Schuhe, die die meisten Frauen trugen. Mein Applaus galt auch den männlichen Kollegen). Ihr wisst, es ist mein Lieblingsthema: Sich selbst zu Markt zu tragen ist sehr diffizil. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Mareile Blendlhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgMareile Blendl2019-02-23 17:59:092019-02-23 18:14:08Warum es Sinn macht, auf der Berlinale rum zu stehen #calltoaction
Frau Krainhöfer, seit der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der Filmfestivals rund um die Welt vervielfacht. Woher kommt dieses plötzliche, rapide Wachstum?
Zuallererst ist der Film neben seiner Funktion als Wirtschaftsgut das Kulturmedium mit der größten Attraktivität und dem breitesten Zugang unter einem möglichen Publikum. Unabhängig von Herkunft, Bildung oder sozialem Hintergrund verfügt der Film über eine Beliebtheit weit über Literatur, Theater, Tanz hinaus.
Auch deshalb gelingt es Filmfestivals auf vielen Feldern, Wirkung zu erzielen und wertvolle Impulse zu setzen: In Deutschland zum Beispiel erweitern sie an kleinen Standorten wie auch auf dem Land deutlich das kulturelle Angebot oder erhalten die Kinokultur, wo die Kinos selbst oft verschwunden sind. Aber auch in den Städten sprechen sie ein Publikum an, das im normalen Kinobetrieb kaum oder gar nicht bedient wird. Das gilt nicht nur für spezielle Interessen, wie sie etwa das rumänische Filmfestival für die rumänische Diaspora oder Freunde des südosteuropäischen Films bedient oder wie Underdox als Festival für Dokument und Experiment den Cineasten herausragende künstlerische Positionen präsentiert.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2019-02-20 16:37:432019-02-26 13:30:29Filmfestivals – eine eigene Welt
Innovationskonferenz: Grüner Filmen
out takes, Peter HartigMit der Innovationskonferenz präsentierte Crew Tech im März Stand und Ergebnisse nach einem halben Jahr Netzwerkarbeit. Und band die Gäste gleich mit ein. | Foto © Louis Dickhaut
Innovationskonferenz an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Rund 80 Teilnehmer sind am vorigen Donnerstag erschienen. Ich erinnere mich noch gut an die erste Infoveranstaltung im September auf der cinec. Vor einem halben Jahr konnten sich dort noch alle per Handschlag begrüßen und hätten nicht mal eine Minute gebraucht.
Das Netzwerk Crew Tech hatte sich da vorgestellt, in dem die unterschiedlichsten Akteure miteinander an Lösungen für mehr Nachhaltigkeit in der Branche arbeiten sollen. Im Vordergrund steht der ökologische Aspekt, doch Fragen nach wirtschaftlicher und sozialer Nachhaltigkeit tauchen auch da immer wieder auf – irgendwie hängt wohl doch alles zusammen. Gefördert wird Crew Tech von außen, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in Form der Innovationsforen Mittelstand.
Das Thema interessiert die Branche noch wenig. Aber es gibt Bewegung. „Green Shooting“ ist Thema bei Podiumsdiskussionen und Seminaren, mehrere Regionalförderer arbeiten an einem gemeinsamen „Grünen Drehpass“, viele Akteure kennen sich und tauschen sich aus, doch das Crew-Tech-Netzwerk soll noch weiterreichen und den einzelnen Initiativen die Möglichkeit bieten, ihre Kräfte und Erfahrungen zu bündeln. Die Konferenz soll einen Einblick geben, wie das gehen soll und was in dem ersten halben Jahr bereits gewachsen ist.
Die 80 Gäste hier und heute interessiert das. Zwar haben etliche von ihnen gar nichts mit Film zu tun, doch so soll es auch sein. In den meisten anderen Branchen ist man beim Thema Nachhaltigkeit nämlich schon viel weiter, hat Erfahrungen und Lösungen, die sich auch auf andere Branchen übertragen ließen.
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Fachkräfte im Film: Mängelwirtschaft
Steffen Schmidt-Hug, Unsere GästeSeit einem Jahr stöhnt die Branche immer lauter:?Sie findet kaum mehr Fachkräfte für die Drehs. Selbst Schuld:?Der Mangel in der Filmbranche ist hausgemacht! | Foto © cinearte
Seit ein paar Jahren deutet er sich an. Voriges Jahr wurde er für alle sichtbar. Im Herbst mussten erste Produktionen wegen Fachkräftemangel abgesagt werden. Andere Produktionen drehten bereits etwa ohne Regieassistenz. Jetzt ist der Personalmangel schon im Februar wie Donnerhall zu hören und stellt alle vor eine Zerreißprobe – im Guten wie im Schlechten.
Zahlreiche Filmschaffende haben jetzt schon vor dem eigentlichen Saisonbeginn mehrere Anfragen gleichzeitig und sie können sich das Projekt mit den besten Arbeitsbedingungen heraussuchen. Auch lassen sich nun in den Verträgen Konditionen durchsetzen, die bei vielen Firmen oft schwierig waren, zum Beispiel statt (ohnehin unwirksamer) Pauschalgagen eine richtige Überstundenvergütung mit tariflichen Zuschlägen – das heißt bis zu 100 Prozent.
Anderseits haben die Produktionsfirmen massive Probleme, das notwendige Personal für ein Team zusammenzustellen. Versuche, Filmschaffende im benachbarten Ausland zu akquirieren, scheitern oft an der erforderlichen Qualifikation. Das Problem zeigt sich weniger „above the line“, da die Schauspiel- und Filmhochschulen weiterhin jährlich eine Vielzahl von Regisseuren, Kameraleuten und Schauspielern in den Markt spülen. „Below the line“ sieht es jedoch ganz anders aus. Gesucht sind die „Indianer“, insbesondere Requisiteure, Regieassistenten beziehungsweise 1st AD, Aufnahmeleiter oder Garderobieren.
Der Fachkräftemangel hat vor allem zwei Ursachen: Zum einen mangelt es an Nachwuchs, zum anderen aber verlassen zahlreiche hochqualifizierte und langjährig erfahrene Filmschaffende die Branche. Beide Probleme sind selbstgemacht. Weil die Filmbranche es bis heute versäumt hat, verlässliche und verbindliche Strukturen aufzubauen – weder in der Aus- und Weiterbildung, noch im Arbeitsalltag. Wozu auch? Es ging ja auch so. Das Praktikantensystem als Ausbildungsmodell war billiger. Weiterlesen
Independent-Filmen: „Go where the fear is!“
out takes, Tanja C. Krainhöfer, Unsere GästeAnna und Linus de Paoli blicken vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Mit ihrem Kollektiv Schattenkante tragen sie gewagtes Kino aus Deutschland in die Welt. Wenn’s sein muss, auch ohne Förderung und Senderhilfe:?Ihr neuer Film „A Young Man with High Potential“ (oben) läuft zurzeit im Kino. | Foto © Michel Diercks
Euer stark mit Gore- und Thriller-Elementen arbeitender Film „A Young Man with High Potential“ ist vorige Woche im Verleih von Forgotten Film mit vier Kopien angelaufen. Im Rahmen der Kinotour wart ihr bei der ein oder anderen Vorführung dabei. Wie hat das Publikum auf die Geschichte des genialen wie ebenso verklemmten Informatik-Nerds Piet und seinem problematischen Verhältnis zu Frauen reagiert?
Linus de Paoli: Ich war fast überrascht, wie gut der Film bisher beim Publikum ankam. Es gibt zwar in der Regel bei jeder Vorführung ein paar „Walkouts“, wofür wir vollstes Verständnis haben – denn das Dargestellte mutet dem Publikum einiges zu. Die beste Erfahrung war, dass viele aber wiederkehren, um das Ende zu sehen, und dann trotzdem über den Film sprechen wollen. Das ist auch genau das, was ich am Filmemachen am spannendsten finde: den Diskurs.
Weniger begeistert haben sich Filmförderung und TV-Sender für diesen Stoff, so dass der Film als reine Independent-Produktion entstand. Wie erklärt ihr euch diese Zurückhaltung insbesondere in Zeiten, in denen düstere Stoffe bei Netflix und Co. auf so viel Zuspruch stoßen – insbesondere beim jüngeren Publikum, das im Kino vermisst wird?
Linus de Paoli: Leider sind Sender und Förderanstalten nicht so aufgeschlossen und mutig wie sie sich gerne geben. Die Systeme sind unflexibel und das Verständnis dafür, was als kulturell gilt, ist beschränkt. Bei unserem letzten Film Der Samurai wurde uns gesagt, der Film entspreche nicht den „öffentlich-rechtlichen Geschmacksvorgaben“. A Young Man with High Potential war für das BKM „moralisch fragwürdig“. Ich finde es schade, dass hierzulande das Zeigen und Thematisieren von Kontroversem oft mit deren Verherrlichung gleichgesetzt wird. Für mich fängt es erst da an interessant zu werden, wo es ambivalent wird. Netflix und andere Streamingportale sind in den Punkten nicht unbedingt weiser – aber offener.
Weiterlesen
Everything you always wanted to know about … Casting!
Tina ThieleDie vorliegende cn-klappe zeigt einen Mitschnitt der Roundtable Diskussion des Actors Industry Networks der European Film Promotion zum Thema „Everything you always wanted to know about … Casting!“ im Rahmen der Berlinale 2019.
Es diskutierten auf Englisch:
Magdalena Szwarcbart (Casting Director of „Cold War“)
Anja Philip (Casting Director of „The Guilty“)
Avy Kaufman (Casting Director of „Dancer in the Dark“
Emma Dyson (Spotlight)
Keynote:
Beatrice Kruger (Casting Director & ICDN-Member)
Moderation:
Verena Gräfe-Höft (Producer)
Der Beitrag gliedert sich in folgende Kapitel (Achtung in der Ecke links oben anklickbar!):
Intro
Keynote
Chapter 1: International Differences
Chapter 2: Casting and Digitalisation
Chapter 3: Voice Casting
Chapter 4: Trust and Communication
Chapter 5: Challenges
Chapter 6: Future Wishes
Acknowledgements & Credits
Offizielle Website der european film promotion (efp): www.efp-online.com
Viel Spaß beim Anschauen: zur cn-klappe bei casting-network
A Song of an unknown Actress
Tina ThieleFoto:© pet&flo
Die Dokumentation „A Song of an unknown Actress“ (unbegrenzt in der 3sat-Mediathek) folgt dem Alltag von fünf Schauspielerinnen in Los Angeles am unteren Ende der Karriereleiter. Den dokumentarischen Situationen stellt der Film Sequenzen gegenüber, in denen sich die Wünsche und Nöte der Protagonistinnen widerspiegeln. Jedes Jahr ziehen Tausende von jungen Frauen nach L.A., um den Durchbruch als Schauspielerin zu schaffen. Ihre Karrieren verlaufen zumeist in der Grauzone zwischen kleinen Nebenrollen in großen Filmen und großen Rollen in kleinen Filmen, den überlebensnotwendigen Restaurantjobs und einer Endlosschleife von Castings. Denn trotz aller Frustration und Verzweiflung über die konstante Ablehnung steckt in jedem Vorsprechen die eine große Chance. Und jede, die es in Hollywood zu etwas gebracht hat, musste durch diese Phase gehen. So schwebt das große Versprechen über dem grauen Alltag. In Los Angeles vermischen sich Vergangenheit und Zukunft, Träume und Wirklichkeit zu einer eigenen Form der Realität. Und selbst das Scheitern wird „bigger than life“. Als sich 1932 Peg Entwistle vom Hollywoodzeichen in den Tod stürzte, wurde sie zum ersten Symbol für die deprimierende Seite der Filmhauptstadt. Nun gilt sie als Schutzheilige der Erfolglosen in einer Stadt, in der normalerweise nur der Erfolg zählt. Durch die Jahrzehnte wurde das Bild der wehrlosen und verzweifelten Schauspielerin zu einer Gegengeschichte des Hollywood-Dreams auf und jenseits der Leinwand. Vom bitteren Ende Marilyn Monroes zum Sensationserfolg „La La Land“* hin zur #MeToo-Debatte: Das Ausgeliefertsein junger Frauen in der Filmindustrie wird immer wieder neu verhandelt und mehr oder minder differenziert zum Thema gemacht.
Fragen an die Regisseure Peter Göltenboth & Florian Giefer
Filme über Schauspielerinnen in Hollywood gibt es viele. Was hat euch an diesem Sujet gereizt?
Wir sehen es eigentlich weniger als einen Film über Hollywood, als einen Film über Lebensträume, die mit der Realität kollidieren. Und ein Film über den Konkurrenzdruck, dem immer mehr Menschen ausgesetzt sind, und die Frage, was es mit uns macht. Als Regisseure haben wir ja mit ganz ähnlichen Themen zu tun. Man muss sich in einem sehr kompetitiven Umfeld durchsetzen, und es gibt keine langfristigen Sicherheiten. Für Schauspieler ist das alles noch krasser. Wenn wir Werbungen drehen, gibt es manchmal riesige Castings mit Hunderten von Darstellern. Beim Sichten dieser Videos haben wir uns schon oft gefragt, was Menschen dazu bringt, sich in diese von außen unangenehme Situation zu begeben. Schutzlos sich dem Blick eines fremden Menschen zu öffnen, der nicht mal im Raum ist – er wird nur durch die Kamera vertreten. Innerhalb von Sekunden eine Emotion oder einen spezifischen Ausdruch zu liefern. Das ist schon eine Extremsituation. Uns hat interessiert, wie man in so einem Umfeld überleben kann. Die Filmszene in Los Angeles ist in ihrer Konkurrenz dann noch mal viel extremer als es hier ist – es ist wie ein Brennglas für alle diese Themen.
Die Ästhetik von „A Song of an unknown Actress“ ist ungewöhnlich. Euer Film bewegt sich zwischen Dokumentar- und Spielfilm, Alltagsbeobachtung und Stilisierung. War diese Gratwanderung von Anfang an Teil des Konzeptes? Weiterlesen
Cinema Moralia – Folge 191: Die Publikumsversteher
out takes, Rüdiger SuchslandDer totale Film, so sehen manche Kinoträume aus…: Fack ju Göhte | Foto © Constantin Film
Der neue Populismus in der deutschen Filmdebatte: Martin Moszkowicz und Peter Dinges, der Lokomotivführer – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogängers, 191. Folge
Lukas: »You’ll become a great explorer.«
Jim Knopf: »I rather be an engine driver, just like you.«
Lukas: »Engine drivers only follow the tracks that were found by explorers.«
»Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer« (2018), englische Fassung
+ + +
»Kinos brauchen Filme, die die Menschen sehen wollen« – so lautet der Titel eines Interviews mit Peter Dinges, das am 04.03.2019 veröffentlicht wurde.
Peter Dinges ist der Vorstand der Filmförderungsanstalt (FFA). Er ist ein gebildeter, persönlich sympathischer Mann mit hervorragenden Umgangsformen – kurz gesagt: Ein exzellenter Verkäufer seiner Arbeit und des deutschen Films. Er redet, das muss wohl so sein, öffentlich meistens wie ein Politiker. Das heißt: Geölt wie ein Ringer, ungreifbar und auslegungsfähig, aber doch in aller Formelhaftigkeit und Allgemeinheit durch die Blume Macht zeigend, Pflöcke einschlagend, Türen öffnend und andere schließend. Dinges ist durchaus einer, der Filmpolitik nicht nur als Verwaltungshandeln begreift, sondern der Interessen bestimmter Teile der Filmbranche stärker vertritt als anderer. Da sollten wir uns nichts vormachen.
Genausowenig kann man hier übersehen, dass sich Dinges bereits für die zukünftigen Debatten um die bevorstehende Novellierung des Filmfördergesetzes (FFG) warmläuft.
+ + +
»Es gibt keine Kinomüdigkeit beim Publikum. Das Publikum ist es nur müde, langweilige Filme anzusehen.« – So heißt das dann bei Martin Moszkowicz, dem gerade heute frischgebackenen Honorarprofessor der HFF München. Moszkowicz ist Vorstandsvorsitzender der Constantin Film AG und damit Interessenvertreter seiner Firma und der sogenannten deutschen Filmwirtschaft – sogenannt, weil diese Wirtschaft ohne die massiven Subventionen der deutschen Filmförderung nicht überleben könnte, und en gros offenbar so unwirtschaftlich oder riskant arbeitet, dass sie im Gegensatz zu jedem anständigen Metzgermeister von einer Bank keinen Kredit bekommen. Das gilt nicht unbedingt für die Constantin Film AG, in dem Fall handelt es sich nach unserem Eindruck eher darum, dass die Firma halt die Subventionen gern mitnimmt, die man gerade ihr gern zuteil werden lässt. Denn oft genug hat man bei der FFA und ihren Entscheidungen, inklusive der letzten Leitlinienanpassung, den Eindruck, die Filmförderanstalt sei so unabhängig nicht, und diene keineswegs der Gesamtheit des »deutschen Films« (was immer das heißt), sondern sehr bestimmten Firmeninteressen.
+ + +
Um das zu kaschieren, bemüht man dann das Argument des Publikums. Die Logik dieses Arguments lautet in etwa so: Viele Zuschauer gehen in einen bestimmten Film. Daraus folgt: Sie wollen ihn sehen. Was viele Zuschauer sehen wollen, ist interessant. In einen anderen Film gehen wenig Zuschauer, daraus folgt: Sie wollen ihn nicht sehen. Was wenige Zuschauer sehen wollen, ist uninteressant.
Natürlich ist das ein Scheinargument. Denn schlicht gesagt, hängen Zuschauerzahlen nicht von der Qualität eines Films ab, sondern von anderen Faktoren: Zuallererst der vom Verleih eingesetzten Kopienzahl. Zweitens der Zahl der Vorstellungen pro Tag, ihrer Zeiten und der Anzahl der in den Kinos zur Verfügung stehenden Zuschauerplätze. Das interessierte Publikum muss die Chance haben, einen Film überhaupt sehen zu können. Und nicht wenige deutsche Filme scheitern genau hier.
Dabei spielt auch die Marktmacht der jeweiligen Verleiher eine Rolle: Selbstverständlich können bestimmte Verleiher per Koppelgeschäften Filme in die Kinos pressen: Willst du, lieber Kinobetreiber Film A, dann musst du aber auch vorher die Filme B,C,D spielen, sonst bekommst du A nicht. Damit gehen zugleich Plätze für andere Filme verloren.
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Warum es Sinn macht, auf der Berlinale rum zu stehen #calltoaction
Mareile Blendl, out takesLeider nicht meine Füße. Weil mein Fotograf krank ist, hab ich hier auf das COVER meines Kooperationspartners: MAX-BROWN-HOTEL-MAGAZIN zurück gegriffen. Das Motiv stammt von Maxime Ballesteros.
#calltoaction #thefutureisunwrittennow #tellyourstory
Dieses Jahr war ich auf der Berlinale zu ein paar Empfängen eingeladen. Natürlich bin ich hingefahren. Ich habe meine schönsten Kleider angezogen, meine höchsten Schuhe (an dieser Stelle ein großes, ernst gemeintes Dankeschön an meine Füße). Meine Recherche nach dem Festival hat ergeben, dass Botoxeinspritzungen in die Fußsolen das Schmerzempfinden längerfristig senken können. Ich hatte „Lokalanästesie Fuß“ gegoogelt. Und war wenig überrascht, dass so was längst praktiziert wird, nur noch krasser. Meine Güte. Tut das nicht. Eine kurze, spontane Vollnarkose reicht doch völlig aus.
Letztes Jahr konnte man, äh frau ja auch in Turnschuhen gehen,
da gab es die Initiative #nowbodysdoll, (über die hab ich HIER geschrieben, sie waren gegen sexistische Klamotten und zu hohe Schuhe auf dem roten Teppich) dieses Jahr hab ich von denen leider nix gehört und hab mich deshalb freundlich lächelnd auf brennenden Sohlen zwischen all den anderen Berlinale-Gästen eingereiht.
Ich habe einige Hände schütteln dürfen
und es hat sich oft genug angefühlt, wie eine kleine Audienz. Immerhin. Nicht JEDER war bereit, seine Zeit in ein Gespräch mit mir zu investieren. Dafür hab ich jede Menge Kolleginnen und Kollegen ebenso porös rumstehen sehen, wie mich selbst. Und habe innerlich jedem von Ihnen für sein Standing applaudiert. (Und das nicht nur wegen der super-hohen Schuhe, die die meisten Frauen trugen. Mein Applaus galt auch den männlichen Kollegen). Ihr wisst, es ist mein Lieblingsthema: Sich selbst zu Markt zu tragen ist sehr diffizil. Weiterlesen
Filmfestivals – eine eigene Welt
out takes, Peter HartigNur kommende Filme schauen und staunen??Von wegen!?Filmfeste sind meist mehr als Glitzer und Party. Sondern Werkstätten der Filmkultur – und eine Chance fürs Kino. | Foto © Max-Ophüls-Preis, Oliver Dietze
Frau Krainhöfer, seit der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der Filmfestivals rund um die Welt vervielfacht. Woher kommt dieses plötzliche, rapide Wachstum?
Zuallererst ist der Film neben seiner Funktion als Wirtschaftsgut das Kulturmedium mit der größten Attraktivität und dem breitesten Zugang unter einem möglichen Publikum. Unabhängig von Herkunft, Bildung oder sozialem Hintergrund verfügt der Film über eine Beliebtheit weit über Literatur, Theater, Tanz hinaus.
Auch deshalb gelingt es Filmfestivals auf vielen Feldern, Wirkung zu erzielen und wertvolle Impulse zu setzen: In Deutschland zum Beispiel erweitern sie an kleinen Standorten wie auch auf dem Land deutlich das kulturelle Angebot oder erhalten die Kinokultur, wo die Kinos selbst oft verschwunden sind. Aber auch in den Städten sprechen sie ein Publikum an, das im normalen Kinobetrieb kaum oder gar nicht bedient wird. Das gilt nicht nur für spezielle Interessen, wie sie etwa das rumänische Filmfestival für die rumänische Diaspora oder Freunde des südosteuropäischen Films bedient oder wie Underdox als Festival für Dokument und Experiment den Cineasten herausragende künstlerische Positionen präsentiert.
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