In der Ukraine hatte Lena Shramko ihre eigene Werbeproduktion. Bei „Train to Work“ sammelte sie als Kostümbildassistentin bei einer vollbesetzten Serie ganz neue Erfahrungen. | Foto © Lena Shramko

Beim Pilotprojekt „Train to Work“ sollten Filmschaffende aus der Ukraine die Arbeitsweise an den hiesigen Filmsets kennenlernen – und hinterher ihre Erfahrungen schildern. 

Mein Name ist Lena Shramko. Ich bin 42 Jahre alt und komme aus Kyjiw, Ukraine.

In Kyjiw war ich Produzentin und alleinige Eigentümerin der Filmgesellschaft Gulliver Cinema, die sich seit 1998 auf Werbung spezialisiert hat! Wir haben eine unglaubliche Anzahl von Projekten für sehr große und nicht sehr große Kunden gedreht. Ich habe auch eine gewisse Ausbildung als Regisseur, selbst kreative Texte geschrieben und für kleine Kunden gedreht. Unsere Projekte waren ziemlich bekannt, und bis 2010 waren wir Teilnehmer in Cannes bei den „Cannes Lions“, haben unsere Arbeit gezeigt und weitere akquiriert. Wir waren immer an der Spitze der Filmindustrie in der Ukraine. Sie können sich unser Showreel auf Youtube ansehen.

Im Moment ist mein Büro in Kiew nicht in Betrieb, da der Krieg irreparable Schäden verursacht hat: Eine Rakete explodierte in unserem Büro. Gott sei Dank sind meine Mitarbeiter*innen am Leben und helfen unserem Land so gut wie möglich.

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Serafima Chala hat als Garderobiere bei Sabotage Films an „Ostsee für Sturköppe“ mitgewirkt. Als „eine lebenslange Erfahrung“ beschreibt sie die Arbeit im Team.  | Foto © Serafima Chala

Beim Pilotprojekt „Train to Work“ sollten Filmschaffende aus der Ukraine die Arbeitsweise an den hiesigen Filmsets kennenlernen – und hinterher ihre Erfahrungen schildern. 

Seit dem Überfall auf die Ukraine befinden sich auch viele Filmschaffende auf der Flucht. Um ihnen den Einstieg in die deutsche Film- und Fernsehbranche zu ermöglichen, hatte die ARD-Produktionstochter Degeto im Sommer das Pilotprojekt „Train to Work“ gestartet: Bis zu vier Wochen wirkten Ukrainer*innen bei Auftragsproduktionen mit, um die Arbeitsweise an den hiesigen Filmsets kennenzulernen. Die Idee zu „Train to Work“ hatte Nikolai Nikitin von der School of Film Advancement (Sofa). Für die kurzfristige Umsetzung sorgten das Branchennetzwerk Crew United und dessen Hilfsportal Filmmakers for Ukraine. Koordinator und begleitender Ansprechpartner der ukrainische Location Manager Denys Rudenko.

Eine Bitte gab’s an die Teilnehmer*innen: Sie sollten nach Drehschluss ihre Erfahrungen schildern. Unsere Reihe eröffnet Serafima Chala. Sie hat als Garderobiere bei Sabotage Films an „Ostsee für Sturköppe“ mitgearbeitet: 

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Seit fast 40 Jahren schon fördert der Verein Filmstadt München die nichtkommerzielle und kulturpolitische Filmarbeit. Seitdem hat sich nicht nur das Publikum verändert. Ein Symposium sollte erkunden, ob die Ziele von einst noch stimmen. | Foto © Filmstadt München/Ronny Heine

Anfang November hatte der Verein Filmstadt München zum Symposium geladen, um über die Film-, Festival- und Kino­land­schaft vor Ort zu reden.

Anfang November hatte der Verein Filmstadt München zum Symposium geladen, um über die Film-, Festival- und Kinolandschaft vor Ort zu reden. Fast 40 Jahre schon fördert der Dachverband von 17 Gruppen, Initiativen und Vereinen die nichtkommerzielle und kulturpolitischen Filmarbeit. Seitdem hat sich nicht nur das Publikum verändert. Ob die Ziele von einst ihrem Anspruch noch gerecht werden, wollte man erkunden.

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Kein Film läuft, wenn die Besetzung nicht funktioniert, findet die ICDN-Präsidentin Timka Grin (links). Mit dem „Semiramis“ für hervorragende Leistungen im Casting wurde dieses Jahr Kjersti Paulsen (Mitte) ausgezeichnet – vier Kinder spielen die Hauptrollen in dem norwegischen Superheldenfilm „The Innocents“. Der Schauspieler und Filmemacher Marco D’Amore (rechts) moderierte die PReisverleihung am vorigen Wochenende in Turin. | Foto © Filmfestival Turin

Casting gehören zu den kreativen Abteilungen beim Film. So richtig wird die Leistung aber noch nicht anerkannt, findet das International Casting Directors Network (ICDN). Um das zu ändern, vergibt das Netzwerk seit sechs Jahren die „Semiramis“.

„Wir haben Mitglieder aus allen fünf Kontinenten versammelt, um wahrgenommen zu werden und und Standards für unsere Arbeit zu setzen“, sagt Timka Grin, Präsidentin des International Casting Directors Network (ICDN). Darum vergibt das ICDN seit 2016 seinen „Semiramis“ für „Excellence in Casting“. Im Rahmen des Filmfestivals in Turin wurde am vorigen Wochenende Kjersti Paulsen für ihre Arbeit als Casting Director bei „The Innocents“ ausgezeichnet. Die norwegische Produktion unter der Regie von Eskil Vogt hatte ihre Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Cannes 2021 in der Sektion Un Certain Regard. „Endlich ein Film für ein erwachsenes Publikum, das es satt hat, Superheldenfilme zu sehen“, schrieb der Filmkritiker Kevin Maher in der „Times“ [auf Englisch], „und das Gefühl hat, dass das Kino durch Superheldenfilme ruiniert wurde, aber trotzdem gerne einen letzten Superheldenfilm sehen möchte, solange es ein Superheldenfilm für Erwachsene ist.“

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Die Sache mit dem Dreieck zeigt, wie die Kunst sich immer wieder selbst befruchtet. Die Brasilianerin Mary Cagnin erzählt in ihrem Comic „Black Silence“ von einer mysteriösen schwarzen Pyramide und behauptet, die neue Netfix-Serie „1899“ habe ihre Ideen geklaut. Eine mächtige Pyramide gab’s aber auch schon im vorigen Jahrtausend in „Stargate“ zu sehen. Und jetzt soll auch die erste von allen verfilmt werden: Die Comic-Reihe um den „Incal“ startete bereits 1980 und ist selbst ein Stück Filmgeschichte. | Fotos © Mary Cagnin | Netflix | Studiocanal | Humanoids

Kaum war die teuerste deutsche Serie aller Zeiten in See gestochen, brach auch schon ein Shitstorm los. Eine Comicautorin will in „1899“ ihr eigenes Werk wiedererkennen. Das wiederum selbst bekannte Motive wiederholt. 

Auf Netflix startete vorige Woche „1899“. Das Mystery-Spiel auf einem Auswandererschiff ist die bislang teuerste deutsche Serie überhaupt – und dampfte sogleich in einen Shitstorm, berichtet unter anderem die „Süddeutsche Zeitung“: Die brasilianische Comic-Autorin Mary Cagnin meint, ihre eigene Arbeit wiederzuerkennen. Mehrere Teile der Serie seien aus ihrem Science-Fiction-Comic „Black Silence“ [auf Englisch] von 2016  abgekupfert worden, schrieb sie am Wochenende auf Twitter. „Es ist alles da: Die Schwarze Pyramide. Die Todesfälle im Schiff. Die multinationale Crew. Die scheinbar seltsamen und unerklärlichen Dinge. Die Symbole in den Augen und wann sie erscheinen.“ Cagnin beschreibt ihren rund 80 Seiten starken Comic als „fast eine Kurzgeschichte“: „Es ist sehr einfach, in zwölf Stunden Projektion der Serie all diese ,Referenzen’ zu verwässern, aber die Essenz dessen, was ich geschaffen habe, ist da“, behauptet sie.  

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Auf dem Podium (von links): Ita Zbroniec-Zajt, Daniel Locicero, Agnieszka Kokowska (Übersetzerin), Maciej Maciejewski, Piotr Sliskowski, Erika Addis, Piotr Niemyjski und die Moderatorin Genevieve Trainor. | Foto © Witek Szydlowski/Camerimage

Um Arbeitsicherheit und Überstunden ging es bei einem Panel auf dem Camerimage. Die polnische Filmgewerkschaft ZZF und Crew United hatten eingeladen. Filmschaffende berichteten über die Situation in Ländern rund um die Welt.

Zur Einstimmung ein paar Zahlen: 176 Filmschaffende wurden zwischen 2000 und 2020 bei Arbeitsunfällen schwer verletzt oder getötet (wobei die Liste der englischsprachigen Wikipedia nicht mal vollständig ist).  Die Ursachen liegen anscheinend auch im System: In Großbritannien hatte die Gewerkschaft Bectu vor fünf Jahren nach Arbeitszeiten und Produktivität in der Branche gefragt. 9 von 10 befragten Crew-Mitgliedern gaben an, sich wegen Übermüdung bei der Arbeit oder auf dem Arbeitsweg unsicher gefühlt zu haben. Für 28 Prozent der Befragten meinten, dass schwere Unfälle durch extreme Übermüdung verursacht worden seien. In Polen fragte die junge Filmgewerkschaft Zwi?zek Zawodowy Filmowców (ZZF) [auf Polnisch] nach der Arbeitssicherheit. Überlange Drehzeiten gehörten auch hier zu den mistgenannten Gründen für Unfälle. 

„Who needs sleep?“ [hier auf Vimeo] hatte der verstorbene DoP und Filmemacher Haxell Wexler schon 2006 gefragt. Seither hat sich offenbar wenig verändert: Die „Long Hours Culture“ ist ein globales Problem. Mindestens 12 Stunden am Tag, bis zu 60 Stunden die Woche wird in fast allen Ländern gedreht.

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Der Fachkräftemangel wir die Filmbranche noch für Jahre beschäftigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Fallstudie. Es fehle vor allem an Konzepten für die Aus- und Weiterbildung, meint der Weiterbildungsverbund Media Collective. | Foto © EPI

Der Branche fehlen die Arbeitskräfte. Das liege vor allem an der Aus- und Weiterbildung, findet eine neue Fallstudie des Erich-Pommer-Instituts. Es fehle ein „strukturiertes Qualifizierungskonzept“ für alle Gewerke. 

Der Fachkräftemangel wir die Filmbranche noch für Jahre beschäftigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Fallstudie des Weiterbildungsverbunds Media Collective des Erich-Pommer-Instituts. Grundlage ist eine bundesweite Befragung, unter anderem von zahlreichen Verbänden und Institutionen der Branche. Am Netzwerk beteiligen sich unter anderem die beiden Verbände der Produzent*innen, der Bundesverband Produktion, die Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, Medienboard Berlin-Brandenburg, Netflix, Studio Babelsberg, die Ufa und der RBB.

95 Unternehmen und 414 Filmschaffende hatten geantwortet. Dabei wurden unterschiedliche Fragebögen verwendet, wird eingangs erklärt, „um eventuelle Unterschiede in der Wahrnehmung der Situation festzustellen und die Formulierungen auf die jeweilige Befragtengruppe anzupassen. Es ließen sich aber im Ergebnis keine signifikanten Unterschiede feststellen. Die Antworten beider Zielgruppen ergänzten sich größtenteils.“ 45 Seiten hat das Papier, zehn „Kernfakten“ werden herausgestellt:

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Caster wollen neue Gesichter entdecken, da ist sich Ali Bulgan sicher. „Es gibt ja so viele Schauspieler*innen – die kennen die gar nicht alle.“ Doch auch bei Initiativbewerbungen gebe es einiges zu beachten. | Foto © Joachim Gern

Anfang November startet bei Sky die neue Mystery-Serie „Souls“. Ali Bulgan ist dabei. Und auch sonst in mehreren Nebenrollen zu sehen. Dass es grade so gut läuft, liegt nicht an Talent und Glück allein – man muss sich auch selber kümmern, hat der Schauspieler gelernt. Und findet: Das geht prima.

Ali Bulgan, wir müssen Sie vermutlich noch vorstellen. Also ganz auf Anfang: Wie kamen Sie zur Schauspielerei?
Das war mir schon vor dem Abi klar: Ich wollte Schauspieler werden. Ich war damals auch ein recht talentierter Fußballer und sogar Chancen, da weiterzukommen. Aber irgendwann hatte ich das Gefühl, es reicht nicht, um Profi zu werden. 

Das klingt eher nach Plan B als nach dem großen Traum …
So hat sich mir die Frage nicht gestellt. Ich mochte immer beides. Als kleiner Junge, wir hatten ja nichts, habe ich mir Filme eingesaugt. Und dann nacherzählt, Szene für Szene, mit Freunden. So hat sich ein Faible für Filme entwickelt. Ich war dann an der Schule auch in der Theatergruppe und habe dann weitergemacht. Aber warum genau ich unbedingt spielen will, weiß ich nicht. Das müsste ich therapieren.

In der Regel führt der Weg dann an eine Schauspielschule.
Da habe ich auch vorgesprochen, an den drei großen. Soviel Selbstbewusstsein hatte ich. In Berlin hatten sie mich gleich wieder weggeschickt, drei Wochen später war ich in Bochum sogar in der Endrunde. Das ist auch schon skurril. Aber irgendwie hatte ich wieder das Gefühl: Das ist es nicht, was ich will. Ich wollte nie ans Theater, sondern Filme machen wie meine Helden. Es hat ja dann auch nicht geklappt mit dem Vorsprechen. Also sagte ich mir: Ich mache das jetzt einfach.  Weiterlesen

Filmmenschen halten Wolfgang Kohlhaase für einen der wichtigsten Drehbuchautoren der deutschen Filmgeschichte. Solchen Sprachwitz und Beobachtungsgabe hätten sonst nur noch Billy Wilder und Erich Kästner. Aber Kohlhaase hatte sogar der Bundespräsident zum Geburtstag gratuliert. | Foto © MDR/Marco Prosch

Mit Geschichten aus dem kleinen Leben hat Wolfgang Kohlhaase großes Kino geschrieben. Am Mittwoch ist der Drehbuchautor mit 91 Jahren gestorben. 

Wolfgang Kohlhaase hat das Deutsche Kino geprägt wie kaum ein anderer  Drehbuchautor. In der DDR hatte er an einigen der besten Defa-Filme mitgewirkt, und auch im wiedervereinigten Deutschland setzte er Maßstäbe im Geschichtenerzählen. Am Mittwoch ist er in seiner Geburtsstadt Berlin im Alter von 91 Jahren gestorben.

Damit endet ein Kapitel der Filmgeschichte, findet Daniel Kothenschulte in der „Frankfurter Rundschau“. „Bereits Mitte der 50er Jahre machte er sich einen Namen als Erneuerer des Studiokinos, als er mit dem Regisseur Gerhard Klein einen ostdeutschen Neorealismus prägte. Von der Kritik ,Berlin-Filme’ getauft, erzählten ihre Arbeiten Gegenwartsstoffe um Jugendliche in der Hauptstadt und gelten heute als Klassiker. „Eine Berliner Romanze“ ist eine grenzüberschreitende Liebesgeschichte vor dem Mauerbau: Eine junge Verkäuferin verliebt sich in einen Autowäscher aus dem Westen, der ihr helfen möchte, dort eine Mannequin-Ausbildung zu finanzieren. Der Traum endet mit seiner Arbeitslosigkeit, aber ein Happy-End gibt es trotzdem – er folgt ihr einfach in den Osten. Viele von Kohlhaases Drehbüchern porträtieren die DDR in einem selten gelebten Idealzustand, doch für Propaganda waren ihre Figuren dann doch zu individualistisch. […] Wenn Kohlhaases Karriere nach der Wende nahtlos weiterging, lag das auch daran, dass er etwas beherrschte, was im bundesdeutschen Kino nach dem Ende des Neuen Deutschen Films zur Mangelware wurde: Eine glaubhafte soziale Verortung, verbunden mit einer selbstverständlichen Kombination aus Komik und Melancholie.“

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Die Fachkräfte sind da. Die Qualifizierung ist das Problem. Die Münchner Filmwerkstatt hat ein eigenes Konzept entwickelt – für Filmschaffende mit Berufserfahrung. | Foto © Adobe Stock

Einen neuen Studiengang startet die Münchner Filmwerkstatt im Oktober: In zwei Jahren sollen Praktiker mit Berufserfahrung zum „Master of Arts in Film & Digital Media“ werden. 

Seit es der Branche an Fachkräfte mangelt, ist auch die Ausbildung in Bewegung geraten. Filmhochschulen und Studiengänge gibt es in Deutschland zwar zuhauf, doch gelehrt werden fast ausschließlich die Gewerke, die im Vorspann stehen: Regie, Drehbuch, Produktion, Bildgestaltung, Szenenbild … Die Fachkräfte jedoch fehlen im Abspann: Betroffen ist vor allem der Mittelbau, hatte zuletzt wieder der Produzent Uli Aselmann auf Deutschlandfunk Kultur erklärt. 

Das Problem ist selbstgemacht. Jahrzehnte lang konnte sich die Branche auf ihren Glamour-Effekt verlassen. Wer „zum Film“ wollte, nahm den unsicheren Weg über Praktika und lange Assistenzzeit und vielleicht auch Weiterbildungen in Kauf. Dieser Weg hat auch seinen Reiz: Er scheint allen offen zu stehen, die Ausbildung erfolgt so nah an der Praxis, wie man es sich nur wünschen kann: „Learning by doing“.

Doch die Qualifizierung wurde bislang vernachlässigt. In erster Linie waren es Filmhäuser und ähnliche Initiativen, die sich um Weiterbildungsangebote kümmerten. Inzwischen wurde reagiert – und wieder backt ein jedes seine eigenen Brötchen: An der Hochschule Zittau/Görlitz bekommt man nach sechs Wochen Theorie und zwei- bis drei Monaten Praktikum ein Zertifikat „Assistenz Filmproduktion“. An der FH Ansbach geht’s seit dem Frühjahr in sieben Semestern zum Bachelor-Abschluss im „Produktionsmanagement Film und TV“. Übersichtlicher wird es dadurch nicht. Im Gegenteil: Ab Oktober will die Münchner Filmwerkstatt in zwei Jahren zum „Master of Arts in Film & Digital Media“ führen. 

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Jean-Luc Godard in seinem Film „Schütze deine Rechte“ (1987). Mit seinem Debüt brach er alle Regeln des Kinos und machte auch später, was er wollte. Mit 91 Jahren ist der Mitbegründer der Nouvelle Vague freiwillig aus dem Leben geschieden: „Er war nicht krank, er war erschöpft“. | Foto © J.L.G Films

Mit seinem Spielfilmdebüt hatte Jean-Luc Godard dem Kino eine neue Freiheit verliehen. Am Dienstag ist der Mitbegründer der Nouvelle Vague mit 91 Jahren verstorben.

Jean-Luc Godard ist tot. Der Filmemacher starb am Dienstag im Alter von 91 Jahren. Wie die Zeitung „Libération“ [auf Französisch] meldete, hatte er Sterbehilfe in Anspruch genommen: „Er war nicht krank, er war erschöpft.“ 

„Das Kino soll Trauer tragen!“ fordert Patrick Straumann in der „Neuen Zürcher Zeitung“. „Kein anderer Regisseur hat die filmische Sprache so radikal mit ihren eigenen Möglichkeiten und Grenzen konfrontiert. Seit seinen Anfängen als Mitgründer der avantgardistischen Bewegung Nouvelle Vague brach Godard alle nur erdenklichen stilistischen, grammatischen und dramaturgischen Regeln des Films. In einem sechs Jahrzehnte dauernden Werkprozess hat er einen zerklüfteten, von brillanten Intuitionen, ästhetischen Wüsten und Meisterwerken durchzogenen Filmkatalog aufgebaut, der weder auf Modellen beruht noch auf Nachfolge zählen kann. Weit über 100 Titel umfasst sein Filmverzeichnis.“ 

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„Wir müssen weiterhin Geschichten erzählen, denn unsere Stimme muss neben den anderen Stimmen gehört werden“, sagt die Regisseurin Marina Stepanksa. Der russische Angriffskrieg hat auch ihr Leben Sie ist eine von zehn ukrainischen Filmschaffenden, die mit dem diesjährigen „Kieser-Preis“ aisgezeichnet werden. | Screenshot

Die Hilfsplattform „Filmmakers for Ukraine“ wurde in Los Angeles mit dem „Kieser-Preis“. Das Preisgeld ging an Filmschaffende, deren Lebensumstände sich seit Ausbruch des Krieges radikal verändert haben. 

Filmmakers for Ukraine wurde am Freitag in Los Angeles mit dem diesjährigen „Kieser-Preis“ ausgezeichnet. Damit wird die Arbeit der Internetplattform gewürdigt, die ukrainische Film- und Fernsehgemeinschaft, die vom Krieg betroffen ist, mit Ressourcen, Arbeitsplätzen und Geld zur Deckung der Grundbedürfnisse zu versorgen. 

Der Preis ist mit 10.000 US-Dollar dotiert, das Geld wurde über die NGO Filmmakers for Refugees bereits vorab an die eigentlichen Preisträger weitergereicht: Zehn ukrainische Filmschaffende, deren Lebensumstände sich seit Ausbruch des Krieges radikal verändert haben. Mikrostipendien über je 1.000 Dollar sollen sie unterstützen. Die Dokumentarfilmerin Alisa Kovalenko etwa meldete sich mit Kriegsausbruch zur Armee. Auch Roman Liubyi, Regisseur, Kameramann und Editor, soll einberufen werden.  

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„Im Westen nichts Neues“ ist bereits die dritte Verfilmung Klassikers über die Schrecken des Ersten Weltkriegs. Die ersten beiden wurden mit „Oscars“ und „Golden Globe“ ausgezeichnet. Da rechnet man sich auch für die deutsche Adaption gute Chancen aus. | Foto ©  Netflix/Reiner Bajo

Bei den „Oscars“ sitzt der Rest der Welt am Katzentisch. Dort sorgt er trotzdem jedes Jahr für Spannung, welchen Film Hollywood wohl zum besten Film der Welt erklärt. Für Deutschland soll nun das Weltkriegdrama „Im Westen nichts Neues“ ins Rennen gehen.

Eine Netflix-Produktion soll im nächsten Jahr den „Oscar“ für Deutschland holen. Aus neun Bewerbern hat eine Jury für German Films, die Auslandsvertretung des deutschen Films, den Kandidaten für den besten internationalen Film ausgewählt: „Im Westen nichts Neues“ unter der Regie von Edward Berger, produziert von Amusement Park Films. 

Vorlage ist der gleichnamige Roman von 1928, in dem Erich Maria Remarque die Schrecken des Ersten Weltkriegs aus der Sicht eines jungen Soldaten schildert. Das Buch wurde zu einem Klassiker der Weltliteratur und bereits zweimal in den USA verfilmt. Die Fassung von Lewis Milestone aus dem Jahr 1930, produziert von Carl Laemmle, gewann zwei „Oscars“. Eine Fernsehfassung von Delbert Mann wurde 1980 mit einem „Golden Globe“ ausgezeichnet. 

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Mit „Weißes Rauschen“ eröffnete eine Netflix-Produktion das älteste Filmfestival der Welt. Einen „Goldenen Löwen“ gab’s schon vor vier Jahren. Im Umgang mit den Streamern gibt sich Venedig entspannt. | Foto ©  Netflix

In Venedig läuft wieder das älteste Filmfestival der Welt. Und das hat auch mit 90 Jahren den anderen noch einiges voraus.

Das älteste Filmfestival der Welt wird 90. Am Mittwoch starteten die Internationalen Filmfestspiele in Venedig  [auf Englisch]. In der „Frankfurter Rundschau“ freute sich Daniel Kothenschulte: Venedig bringe Aufwendiges mit minimalistischen Independentfilmen unter einen Hut. „Die Spannbreite des Kinos, das hier gefeiert wird, könnte nicht größer sein: Mit Noah Baumbach das Glück des Filmemachers, der nach 30 Jahren im Geschäft erst im Schoß eines Weltkonzerns seine erste Großproduktion realisieren kann. Mit Frederic Wiseman die Freiheit des 92-jährigen Dokumentaristen, der an die Tür zum Spielfilm klopft. Und schließlich die Souveränität des Jafar Panahi, der noch kurz vor seiner Inhaftierung der Diktatur ein Schnippchen schlägt.“ 

Baumbachs erste Großproduktion eröffnete das Festival. „Weißes Rauschen“ ist die Adaption des gleichnamigen Roman von Don DeLillo aus dem Jahr 1985. Der Weltkonzern dahinter heißt Netflix, verrät Dominik Kamalzadeh im „Standard“: „Das erklärt zwar die eine oder andere Anbindung an den Streamingstil, doch insgesamt erweist sich der Film durchaus als wendig, er scheut auch vor großformatigen Wimmelbildern und abenteuerlichen Verfolgungsjagden durch Wälder und Flüsse nicht zurück. Als Zwitter zwischen Kino und Autorenfernsehfilm ist er vielleicht gerade deshalb der geeignete Opener für ein Festival, das all das abmessen will, was gegenwärtig alles als Film gilt: Nach Venedig wird er auch das New York Film Festival einleiten – die erste Arbeit, der jemals diese Ehre zuteilwird.“ 

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Alle sorgen sich ums Kino. Unterdessen schließen fast unbemerkt die letzten Videotheken im Land. Schade eigentlich – nie gab’s so viel Filmkultur in einem Raum. Szenenfoto aus „Jersey Girl“. | Foto © TFM Distribution

 

Vor 40 Jahren erlebte die Filmwelt eine Revolution: Videotheken schoben sich zwischen Kino und Fernsehen in die Auswertungskette und bescherten dem Publikum ungeahnte Freiheiten. Nur wenige haben den Aufstieg der Streamer überlebt. Besuche bei den letzten Exemplaren einer bedrohten Spezies.

Vor gar nicht allzu langer Zeit schossen allerorten die Videotheken aus dem Boden. Schon 1983 gab es in Deutschland davon mehr als Kinos. Mindestens 4.850, für manche sogar bis zu 6.000 solcher Verleihstellen gab es, rund 3.500 waren im Interessenverband des Video- und Medienfachhandels in Deutschland (IVD) zu dessen besten Zeiten organisiert. In kürzester Zeit hatte die Videokassette zum Ausleihen das Mediengefüge gründlich verändert. Zwischen Kino und Fernsehen etablierten sich die Videotheken in der Auswertungskette. Der Grund für den Erfolg war nicht weniger revolutionär: Erstmals konnte das Publikum selber entscheiden, was es wann sehen wollte – zumindest in der Theorie. Und mit dem Nachfolgemedium DVD kamen Sprachversionen und Making-ofs kamen noch weitere Möglichkeiten hinzu.

Internet und Streamingdienste machten dem Zauber ein Ende. Ab 2010 war der Niedergang offensichtlich, nur noch 50 Videotheken sind heute übriggeblieben. Für Deutschlandfunk Kultur besuchte Jörg Taszman einen der letzten Läden in Deutschland und schaute nach, wie sich die Video-Dinosaurier im Streamingzeitalter schlagen.  

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