Programmleiter Krystof Zlatnik (rechts) und Festivalorganisator Paul Andexel (Mitte) wollten dem „verschmähten deutschen Genrefilm“ eine Heimat geben und positionierten sich mit Namen, Logo und Termin unübersehbar gegen Deutschlands größtes Filmfestival. In der sechsten Ausgabe sei die Genrenale nun erwachsen geworden und suchte sich einen neuen Termin:?am Wochenende, an dem der „Deutsche Filmpreis“ verliehen wird. | Foto © Genrenale

Programmleiter Krystof Zlatnik (rechts) und Festivalorganisator Paul Andexel (Mitte) wollten dem „verschmähten deutschen Genrefilm“ eine Heimat geben und positionierten sich mit Namen, Logo und Termin unübersehbar gegen Deutschlands größtes Filmfestival. In der sechsten Ausgabe sei die Genrenale nun erwachsen geworden und suchte sich einen neuen Termin:?am Wochenende, an dem der „Deutsche Filmpreis“ verliehen wird. | Foto © Genrenale

Herr Andexel, die Genrenale hat einen neuen Termin – weg von der Woche vor der Berlinale in den Frühling. Was steckt dahinter?

Wir haben uns nun fünf Jahre lang parallel zur Berlinale für mehr Genre im deutschen Film eingesetzt und eine bekannte Marke geschaffen. Wir waren selber überrascht, wie groß und bekannt die Genrenale in den letzten Jahren wurde. Aber die Berlinale-Zeit ist Fluch und Segen zugleich: Auf der einen Seite ist fast jeder in Stadt, alle haben eine Affinität zum Thema Film, und das Publikum läßt sich treiben. Wir hatten etliche Besucher, die auf der Berlinale keine Tickets mehr bekommen haben und dann zu uns gekommen sind und sich vom deutschen Genrefilm und unserer Mission haben inspirieren und mit treiben lassen. Aber speziell viele Branchenvertreter hatten einfach einen engen Zeitplan, und somit war es ihnen selten möglich, auch mal aktiv zu uns zu kommen.
Hinzu kommt, dass die gesamte Presse-Situation während der Berlinale für uns nie die optimale war und viele potenzielle Partner sich einfach ihre Hände nicht schmutzig machen wollten und konnten, wenn sie nun statt der großen Berlinale Geld und Unterstützung für die kleine, etwas wilde Genrenale geben. Und hinzu kam auch der Punkt, dass meine Tochter im Februar Geburtstag hat und der Umfang der kindlichen Geburtstagsparties auch von Jahr zu Jahr steigt. Somit war der Februar speziell für mich auch immer ein extrem anstrengender Monat, sodass wir uns schon vor Jahren die Frage gestellt haben, ob es nicht eine Idee wäre, einmal konsequent den Termin zu verändern und zu schauen, ob die Genrenale nicht sogar an einem eigenständigeren Termin, speziell an einem Wochenende, funktionieren könnte.
Also haben wir nach unserem Jahr Pause vergangenes Jahr entschlossen, es nun einmal zu versuchen und haben uns speziell das Wochenende des „Deutschen Filmpreises“ heraus gesucht, weil es da dann trotzdem wieder etwas zu feiern gibt, fast jeder in der Stadt ist und wir das Thema Deutscher Genrefilm so richtig feiern und die Notwendigkeit thematisieren können.

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ffa non fiction logo s_2019

Am 9. Mai 2019 verleihen wir in Kooperation mit dem DOK.fest München, mit Unterstützung der Pensionskasse Rundfunk  und im Namen zahlreicher Branchenverbände zum zweiten Mal den FairFilmAward Non-Fiction. Er zeichnet die Produktionsfirma aus, welche die fairsten Produktions- und Arbeitsbedingungen bei der Herstellung von Dokumentarfilmen in den letzten zwölf Monaten ermöglichte.

Am 15.4.2018, ist die erste Bewertungsphase abgelaufen, in der alle an non-fiktionalen Projekten der vergangenen zwölf Monate beteiligten Filmschaffenden und Dienstleister die Produktionsfirmen bewerten konnten. Eine Bewertung setzt sich aus jeweils sieben Teilnoten zu folgenden Bereichen zusammen: Vertrag, Gagen und Entgelte – Arbeitszeiten, Arbeitsschutz und Arbeitsplatz – Chancengerechtigkeit, Gleichbehandlung und Diversität – Kommunikation und Arbeitsklima – Professionalität und Qualifizierung – Nachhaltigkeit, Solidarität und Perspektiven – Umgang mit Protagonist*innen.

Nominiert für den 2. FairFilmAward Non-Fiction sind:

# Ifage Filmproduktion GmbH
# Flare Film GmbH
# Bilderfest Factual Entertainment

Der Gewinner wird bei der Verleihung FFA Non-Fiction & VFF Dokumentarfilm-Produktionspreis am 9. Mai bekanntgegeben.

Klar geht’s bei der Förderung um Geld. Doch um die Filmindustrie zu stärken, braucht es noch anderes. Beim Kongress „Zukunft Deutscher Film“ hatten voriges Jahr Filmemacher und Experten gemeinsam erarbeitet, was anders werden sollte, ­damit es besser wird. Diese ­„Frankfurter Positionen“ werden plötzlich aktuell, wenn man schaut, wer gerade so alles gerade wieder an der Zukunft der Deutschen ­Filmförderung arbeitet. Vielfalt ist da noch nicht zu erkennen – Teile der Branche sind gar nicht vertreten. | Foto © Klaus Redmann

Klar geht’s bei der Förderung um Geld. Doch um die Filmindustrie zu stärken, braucht es noch anderes. Beim Kongress „Zukunft Deutscher Film“ hatten voriges Jahr Filmemacher und Experten gemeinsam erarbeitet, was anders werden sollte, ­damit es besser wird. Diese ­„Frankfurter Positionen“ werden plötzlich aktuell, wenn man schaut, wer gerade so alles gerade wieder an der Zukunft der Deutschen ­Filmförderung arbeitet. Vielfalt ist da noch nicht zu erkennen – Teile der Branche sind gar nicht vertreten. | Foto © Klaus Redmann

2022 gibt es ein neues Filmförderungsgesetz (FFG). Das ist zwar noch eine Weile hin, doch die Arbeit hat schon begonnen. Im Januar ließ die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) 66 Adressaten um ihre Stellungnahmen zum künftigen Gesetz bitten.

Die gegenwärtige Fassung hatte 2017 einige Neuerungen gebracht, die über die Frage hinausgingen, wer wann wie viel Geld bekommt und wer warum was bezahlen muss. Von sozialverträglichen Beschäftigungsbedingungen war plötzlich die Rede, von Umweltschutz und Gleichbehandlung. Wie’s dazu kam, hatten wir hier,  hier, hier und hier ausführlich dargestellt. Eine Erkenntnis: In der nächsten Runde wollen wir’s anders machen und begleiten bereits den Entstehungsprozess. Wir wollen nicht meckern oder mit dem Finger zeigen, aber uns gelegentlich halblaut wundern – vielleicht und hoffentlich hilft es ja dem Prozess der Entscheidungsfindung.

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quer

SMS: Glück – Das Festival des Happy Ends Was für ein Glück: gesehen, entdeckt, erkannt zu werden! Darum sei Glücksfee oder Glücksschmied in eigener Sache, nimm’ die Kamera selbst in die Hand und zeige Dich im eigenen Film. Was versprichst Du Dir vom Glück? Was ist Dein idealer Moment, die Welle, die Dich trägt, Dein größtes Glück? Wir freuen uns auf viele geglückte Entdeckungen. Vielleicht mit Happy End.

DER OPTIMIST: Hey, Glück – Das Festival des Happy Ends – tolles Thema, da steckt ja sooo viel drin.
DER PESSIMIST: Ja, viiiel Pech und Unglück.
DER OPTIMIST: Aber auch die Schwestern vom Glück:  Zufriedenheit und Zuversicht … den Zufall nicht zu vergessen!
DER PESSIMIST: Ach, wer das Glück sucht, landet im Unglück –
DER OPTIMIST: Und wer sich gar nicht erst aufmacht, steckt schon mittendrin.


Gesehen, erkannt, entdeckt werden
Auf die Frage, wie sie entdeckt wurde, antwortete die große Schauspielerin Rosemarie Fendel: sie habe einfach Glück gehabt. In den meisten Berufen brauche es entweder Talent oder Können oder einfach nur Glück, im Schauspielberuf aber alle drei. – Talent und Können setzen wir voraus, dem Glück helfen wir auf die Sprünge, mit dem SMS Festival des Happy Ends.

Glücksbringer

Ganz so einfach ist es nicht...

© Mathias Bothor

Wir freuen uns sehr, dass Edgar Selge (Polizeiruf 110, Unterwerfung, Poll) die Idee des SMS Festivals als Festivalpräsident unterstützt.

Und eine tolle Jury steht uns zur Seite: das Castingstudio Simone Bär (Transit, Dark, Babylon Berlin), Nathalie Mischel (Casting Director des Hessischen Rundfunks), die Filmproduktion Claussen + Putz (Polizeiruf 110 – Tatorte, Die kleine Hexe, Der verlorene Bruder), Regisseur Hans Steinbichler (Winterreise, Landauer – Der Präsident, Das Tagebuch der Anne Frank) und Jana Brandt, Fernsehfilmchefin des Mitteldeutschen Rundfunks (Weissensee, Charité, Hubert ohne Staller). Als Vertreter der Schauspielkunst: Kevin Patzke, Erster Preisträger des letzten SMS Festivals.

Glücksversprechen
Jedes SMS Shorty wird auf einen Server geladen und ist dann für die Jury (und die ZAV Vermittler und Vermittlerinnen) online sichtbar. Eine Vorauswahl schaut sich die Jury gemeinsam im Kino an, um daraus schließlich die 15 Festival-Beiträge zu bestimmen. Nicht der Aufwand zählt, sondern 15 beispielhafte Möglichkeiten, sich selbst gut in Szene zu setzen.

Seines eigenen Glückes Schmied
Ihr selbst habt es in der Hand, auch über das Festival hinaus sichtbar zu sein, wenn Ihr Euren Film ins Netz stellt. Wer immer auf der Suche nach der richtigen Besetzung ist, möchte Persönlichkeiten entdecken. Also habt Mut zum eigenen Glück, zum eigenen Film.

Happy End im Cinemaxx
Zum guten Ende wollen wir Euch mit dem SMS Festival als Filmemacher feiern. Am Freitag, 28. Juni, um 14:00 Uhr im CinemaxX München, Isartorplatz 8. Wir präsentieren die 15 ausgewählten Shorties, das Publikum wählt drei Lieblingsshorties, dann ist Preisverleihung und anschließend gehts zum Get-Together ins Vits – Die Kaffeerösterei, Rumfortstraße 49. Wer weiter feiern will: abends findet der Crew Call München statt, die Party für alle vor und hinter der Kamera (dafür sind eine eigene Einladung und Anmeldung erforderlich). Das alles am zweiten Tag des Int. Münchner Filmfests 2019.

Nur zwei Regeln – Mehr nicht!
*Einsendeschluss einhalten: Montag 3. Juni 2019, 15.00 Uhr
*Länge des Happy-End-Shorties nicht über drei Minuten. – Es darf aber auch ausdrücklich kürzer sein!

Preise für die glücklichen Gewinner und Gewinnerinnen:
1. Preis: 5 Jahre Premium Member video+ und 1 Jahr Premium-Bereich von casting-network mit cast-box.
2. Preis: 3 Jahre Premium Member video+ und 1 Jahr Premium-Bereich von casting-network mit cast-box.
3. Preis: 2 Jahre Premium Member video+ und 1 Jahr Premium-Bereich von casting-network mit cast-box.
Bei Teamarbeiten bis zu drei Beteiligten gelten die Preise für alle drei. Sind mehr Schauspieler beteiligt, werden die Preise für drei auf alle aufgeteilt.

Und für die übrigen 12 ausgewählten Shorties: 1 Jahr Premium Member video+ für jeden am Glücks-Shorty beteiligten Schauspieler.

Alle nominierten Shorties bleiben auf Schauspielervideos abrufbar.

Wege zum Glück
Bitte ladet Euren fertigen Film hier hoch: https://www.schauspielervideos.de/ecasting/bewerbung/sms-glueck-das-festival-des-happy-ends
(Hinweis für alle, die gemeinsam ein Shorty machen: Bitte nur einmal anmelden und den Weg zur Einreichung ohne Profil wählen. Bei allen Pflichtangaben (wie z.B. Geschlecht) bitte eine Option frei wählen. Die Namen (Vor- und Nachnamen zusammen) der beteiligten Schauspieler/-innen mit Kommas getrennt in die Felder für „Vorname“ und „Nachname“ so verteilt eintragen, dass beide Namensfelder gefüllt sind. Und bitte eine E-Mail-Adresse angeben, unter der die Einreichung für das gesamte Team abgewickelt wird. Als Foto am besten ein Gruppenbild hochladen. In der Nachricht an das Casting-Team sollten die Namen den Rollen zugeordnet werden bzw. kurz beschrieben werden, wer was macht.)

Was ist ein Selfmade-Shorty Ein selbst gemachter, kurzer Film, in dem man sich selbst in Szene setzt.

Wem nützt es? All jenen, denen Showreelmaterial fehlt. Hier heißt die Devise: lieber selber machen, als auf die tolle Rolle warten. Als Ergänzung für jene, die schon etliche Rollen auf ihrem Showreel haben, damit aber noch nicht diese eine andere Seite oder diese eine besondere Fähigkeit zeigen konnten. Und natürlich all jenen, die Rollen besetzen, weil man hier Persönlichkeiten entdecken kann.

Wie soll es sein? Weitgehend selbst konzipiert und selbst gemacht. Man kann sich gegenseitig helfen, aber es geht immer um Euch als darstellende Künstler*innen, nicht um Autoren, Regie-, Kamera- oder Cutterprofis.

Wer darf mitmachen? Professionelle Schauspieler und Schauspielerinnen sowie Schauspielstudenten und -studentinnen staatlich anerkannter Schauspielschulen ab dem 2. Jahrgang. Keine Altersbeschränkung.

Wann erfahre ich, ob ich in der Auswahl bin? Die letzte Jurysitzung findet zwei Tage vor dem Festival statt – dann gilt’s …

Wo gibt es Tickets für das Festival?
Kostenlose Tickets kann man ab Anfang Juni online bestellen. Die Adresse wird hier bekannt gegeben.

Noch eine Bitte: Verwendet Euer Shorty öffentlich erst nach dem Festival am 28. Juni 2019, um die Spannung zu erhalten. Dann aber wo immer es geht!

Ein Traum
Eindrücke aus dem letzten Festival: SMS – Mein Traum – Neues aus der Traumfabrik

Glückspilze von 2011, 2013 und 2015
Hier im Interview: Nadine Wrietz, Florian Hacke und Florentine Schara https://out-takes.de/index.php/2017/zeit-zum-traeumen/

Und alle bisher nominierten Shorties von 2011, 2013, 2015 und 2017:
SMS Self Made Shorties 2011 – Die Nominierten
SMS Self Made Shorties 2013 – Die Nominierten
SMS Self Made Shorties 2015 – Die Nominierten
SMS Self Made Shorties 2017 – Die Nominierten

Casting Network wird wieder die Berichterstattung machen.

Unser Festival ist natürlich auch auf Facebook zu finden:
SMS Self Made Shorties 2019 auf Facebook

Kontakt für alle Anfragen rund ums Festival:
Bitte wendet Euch an Schauspielervideos.
E-Mail: (Aktiviere Javascript, um die Email-Adresse zu sehen), Fon: +49.30 – 99 19 49 70

Glück auf
für Eure Shorty-Produktion

wünschen

Daniel Philippen ZAV, David Althammer und Urs Cordua Schauspielervideos, Oliver Zenglein und Vincent Lutz Crew United

Das 5. Self Made Shorties – Festival ist eine Veranstaltung von crew united & Schauspielervideos in Kooperation mit casting-network, Out Takes und Cinearte.

Grafische Gestaltung: Cernodesign

Konzeption und Beratung: ZAV Künstlervermittlung.

 

 

ZAV Künstlervermittlung Film / TV
Kapuzinerstr. 26,
80377 München
Tel +49 (0)89 381 707-19
mobil +49 (0)176 430 648 52
(Aktiviere Javascript, um die Email-Adresse zu sehen)

Mit der Innovationskonferenz präsentierte Crew Tech im März Stand und ­Ergebnisse nach einem halben Jahr Netzwerkarbeit. Und band die Gäste gleich mit ein. | Foto © Louis Dickhaut 

Mit der Innovationskonferenz präsentierte Crew Tech im März Stand und ­Ergebnisse nach einem halben Jahr Netzwerkarbeit. Und band die Gäste gleich mit ein. | Foto © Louis Dickhaut

Innovationskonferenz an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Rund 80 Teilnehmer sind am vorigen Donnerstag erschienen. Ich erinnere mich noch gut an die erste Infoveranstaltung im September auf der cinec. Vor einem halben Jahr konnten sich dort noch alle per Handschlag begrüßen und hätten nicht mal eine Minute gebraucht.

Das Netzwerk Crew Tech hatte sich da vorgestellt, in dem die unterschiedlichsten Akteure miteinander an Lösungen für mehr Nachhaltigkeit in der Branche arbeiten sollen. Im Vordergrund steht der ökologische Aspekt, doch Fragen nach wirtschaftlicher und sozialer Nachhaltigkeit tauchen auch da immer wieder auf – irgendwie hängt wohl doch alles zusammen. Gefördert wird Crew Tech von außen, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in Form der Innovationsforen Mittelstand.

Das Thema interessiert die Branche noch wenig. Aber es gibt Bewegung. „Green Shooting“ ist Thema bei Podiumsdiskussionen und Seminaren, mehrere Regionalförderer arbeiten an einem gemeinsamen „Grünen Drehpass“, viele Akteure kennen sich und tauschen sich aus, doch das Crew-Tech-Netzwerk soll noch weiterreichen und den einzelnen Initiativen die Möglichkeit bieten, ihre Kräfte und Erfahrungen zu bündeln. Die Konferenz soll einen Einblick geben, wie das gehen soll und was in dem ersten halben Jahr bereits gewachsen ist.  

Die 80 Gäste hier und heute interessiert das. Zwar haben etliche von ihnen gar nichts mit Film zu tun, doch so soll es auch sein. In den meisten anderen Branchen ist man beim Thema Nachhaltigkeit nämlich schon viel weiter, hat Erfahrungen und Lösungen, die sich auch auf andere Branchen übertragen ließen.

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Anna und Linus de Paoli blicken vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Mit ihrem Kollektiv Schattenkante tragen sie gewagtes Kino aus Deutschland in die Welt. Wenn’s sein muss, auch ohne Förderung und Senderhilfe:?Ihr neuer Film „A Young Man with High Potential“ (oben) läuft zurzeit im Kino. | Foto © Michel Diercks

Anna und Linus de Paoli blicken vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Mit ihrem Kollektiv Schattenkante tragen sie gewagtes Kino aus Deutschland in die Welt. Wenn’s sein muss, auch ohne Förderung und Senderhilfe:?Ihr neuer Film „A Young Man with High Potential“ (oben) läuft zurzeit im Kino. | Foto © Michel Diercks

Euer stark mit Gore- und Thriller-Elementen arbeitender Film „A Young Man with High Potential“ ist vorige Woche im Verleih von Forgotten Film mit vier Kopien angelaufen. Im Rahmen der Kinotour wart ihr bei der ein oder anderen Vorführung dabei. Wie hat das Publikum auf die Geschichte des genialen wie ebenso verklemmten Informatik-Nerds Piet und seinem problematischen Verhältnis zu Frauen reagiert?

Linus de Paoli: Ich war fast überrascht, wie gut der Film bisher beim Publikum ankam. Es gibt zwar in der Regel bei jeder Vorführung ein paar „Walkouts“, wofür wir vollstes Verständnis haben – denn das Dargestellte mutet dem Publikum einiges zu. Die beste Erfahrung war, dass viele aber wiederkehren, um das Ende zu sehen, und dann trotzdem über den Film sprechen wollen. Das ist auch genau das, was ich am Filmemachen am spannendsten finde: den Diskurs. 

Weniger begeistert haben sich Filmförderung und TV-Sender für diesen Stoff, so dass der Film als reine Independent-Produktion entstand. Wie erklärt ihr euch diese Zurückhaltung insbesondere in Zeiten, in denen düstere Stoffe bei Netflix und Co. auf so viel Zuspruch stoßen – insbesondere beim jüngeren Publikum, das im Kino vermisst wird?

Linus de Paoli: Leider sind Sender und Förderanstalten nicht so aufgeschlossen und mutig wie sie sich gerne geben. Die Systeme sind unflexibel und das Verständnis dafür, was als kulturell gilt, ist beschränkt. Bei unserem letzten Film Der Samurai wurde uns gesagt, der Film entspreche nicht den „öffentlich-rechtlichen Geschmacksvorgaben“. A Young Man with High Potential war für das BKM „moralisch fragwürdig“. Ich finde es schade, dass hierzulande das Zeigen und Thematisieren von Kontroversem oft mit deren Verherrlichung gleichgesetzt wird. Für mich fängt es erst da an interessant zu werden, wo es ambivalent wird. Netflix und andere Streamingportale sind in den Punkten nicht unbedingt weiser – aber offener.

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Ganz so einfach ist es nicht...

Der totale Film, so sehen manche Kinoträume aus…: Fack ju Göhte | Foto © Constantin Film

Der neue Popu­lismus in der deutschen Film­de­batte: Martin Mosz­ko­wicz und Peter Dinges, der Loko­mo­tiv­führer – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kino­gän­gers, 191. Folge

Lukas: »You’ll become a great explorer.«
Jim Knopf: »I rather be an engine driver, just like you.«
Lukas: »Engine drivers only follow the tracks that were found by explorers.«
»Jim Knopf und Lukas der Loko­mo­tiv­führer« (2018), englische Fassung

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»Kinos brauchen Filme, die die Menschen sehen wollen« – so lautet der Titel eines Inter­views mit Peter Dinges, das am 04.03.2019 veröf­fent­licht wurde.

Peter Dinges ist der Vorstand der Film­för­de­rungs­an­stalt (FFA). Er ist ein gebil­deter, persön­lich sympa­thi­scher Mann mit hervor­ra­genden Umgangs­formen – kurz gesagt: Ein exzel­lenter Verkäufer seiner Arbeit und des deutschen Films. Er redet, das muss wohl so sein, öffent­lich meistens wie ein Politiker. Das heißt: Geölt wie ein Ringer, ungreifbar und ausle­gungs­fähig, aber doch in aller Formel­haf­tig­keit und Allge­mein­heit durch die Blume Macht zeigend, Pflöcke einschla­gend, Türen öffnend und andere schließend. Dinges ist durchaus einer, der Film­po­litik nicht nur als Verwal­tungs­han­deln begreift, sondern der Inter­essen bestimmter Teile der Film­branche stärker vertritt als anderer. Da sollten wir uns nichts vormachen.
Genau­so­wenig kann man hier übersehen, dass sich Dinges bereits für die zukünf­tigen Debatten um die bevor­ste­hende Novel­lie­rung des Film­för­der­ge­setzes (FFG) warmläuft.

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»Es gibt keine Kinomü­dig­keit beim Publikum. Das Publikum ist es nur müde, lang­wei­lige Filme anzusehen.« – So heißt das dann bei Martin Mosz­ko­wicz, dem gerade heute frisch­ge­ba­ckenen Hono­rar­pro­fessor der HFF München. Mosz­ko­wicz ist Vorstands­vor­sit­zender der Constantin Film AG und damit Inter­es­sen­ver­treter seiner Firma und der soge­nannten deutschen Film­wirt­schaft – sogenannt, weil diese Wirt­schaft ohne die massiven Subven­tionen der deutschen Film­för­de­rung nicht überleben könnte, und en gros offenbar so unwirt­schaft­lich oder riskant arbeitet, dass sie im Gegensatz zu jedem anstän­digen Metz­ger­meister von einer Bank keinen Kredit bekommen. Das gilt nicht unbedingt für die Constantin Film AG, in dem Fall handelt es sich nach unserem Eindruck eher darum, dass die Firma halt die Subven­tionen gern mitnimmt, die man gerade ihr gern zuteil werden lässt. Denn oft genug hat man bei der FFA und ihren Entschei­dungen, inklusive der letzten Leit­li­ni­en­an­pas­sung, den Eindruck, die Film­för­der­an­stalt sei so unab­hängig nicht, und diene keines­wegs der Gesamt­heit des »deutschen Films« (was immer das heißt), sondern sehr bestimmten Firmen­in­ter­essen.

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Um das zu kaschieren, bemüht man dann das Argument des Publikums. Die Logik dieses Arguments lautet in etwa so: Viele Zuschauer gehen in einen bestimmten Film. Daraus folgt: Sie wollen ihn sehen. Was viele Zuschauer sehen wollen, ist inter­es­sant. In einen anderen Film gehen wenig Zuschauer, daraus folgt: Sie wollen ihn nicht sehen. Was wenige Zuschauer sehen wollen, ist unin­ter­es­sant.

Natürlich ist das ein Schein­ar­gu­ment. Denn schlicht gesagt, hängen Zuschau­er­zahlen nicht von der Qualität eines Films ab, sondern von anderen Faktoren: Zual­ler­erst der vom Verleih einge­setzten Kopi­en­zahl. Zweitens der Zahl der Vorstel­lungen pro Tag, ihrer Zeiten und der Anzahl der in den Kinos zur Verfügung stehenden Zuschau­er­plätze. Das inter­es­sierte Publikum muss die Chance haben, einen Film überhaupt sehen zu können. Und nicht wenige deutsche Filme scheitern genau hier.
Dabei spielt auch die Markt­macht der jewei­ligen Verleiher eine Rolle: Selbst­ver­s­tänd­lich können bestimmte Verleiher per Koppel­ge­schäften Filme in die Kinos pressen: Willst du, lieber Kino­be­treiber Film A, dann musst du aber auch vorher die Filme B,C,D spielen, sonst bekommst du A nicht. Damit gehen zugleich Plätze für andere Filme verloren.

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Ganz so einfach ist es nicht...

Leider nicht meine Füße. Weil mein Fotograf krank ist, hab ich hier auf das COVER meines Kooperationspartners: MAX-BROWN-HOTEL-MAGAZIN zurück gegriffen. Das Motiv stammt von Maxime Ballesteros.

#calltoaction #thefutureisunwrittennow #tellyourstory

Dieses Jahr war ich auf der Berlinale zu ein paar Empfängen eingeladen. Natürlich bin ich hingefahren. Ich habe meine schönsten Kleider angezogen, meine höchsten Schuhe (an dieser Stelle ein großes, ernst gemeintes Dankeschön an meine Füße). Meine Recherche nach dem Festival hat ergeben, dass Botoxeinspritzungen in die Fußsolen das Schmerzempfinden längerfristig senken können. Ich hatte „Lokalanästesie Fuß“ gegoogelt. Und war wenig überrascht, dass so was längst praktiziert wird, nur noch krasser. Meine Güte. Tut das nicht. Eine kurze, spontane Vollnarkose reicht doch völlig aus.

Letztes Jahr konnte man, äh frau ja auch in Turnschuhen gehen,

da gab es die Initiative #nowbodysdoll, (über die hab ich HIER geschrieben, sie waren gegen sexistische Klamotten und zu hohe Schuhe auf dem roten Teppich) dieses Jahr hab ich von denen leider nix gehört und hab mich deshalb freundlich lächelnd auf brennenden Sohlen zwischen all den anderen Berlinale-Gästen eingereiht.

Ich habe einige Hände schütteln dürfen

und es hat sich oft genug angefühlt, wie eine kleine Audienz. Immerhin. Nicht JEDER war bereit, seine Zeit in ein Gespräch mit mir zu investieren. Dafür hab ich jede Menge Kolleginnen und Kollegen ebenso porös rumstehen sehen, wie mich selbst. Und habe innerlich jedem von Ihnen für sein Standing applaudiert. (Und das nicht nur wegen der super-hohen Schuhe, die die meisten Frauen trugen. Mein Applaus galt auch den männlichen Kollegen). Ihr wisst, es ist mein Lieblingsthema: Sich selbst zu Markt zu tragen ist sehr diffizil. Weiterlesen

Nur kommende Filme schauen und staunen??Von wegen!?Filmfeste sind meist mehr als Glitzer und Party. Sondern Werkstätten der Filmkultur – und eine Chance fürs Kino. | Foto © Max-Ophüls-Preis, Oliver Dietze

Frau Krainhöfer, seit der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der Filmfestivals rund um die Welt vervielfacht. Woher kommt dieses plötzliche, rapide Wachstum?
Zuallererst ist der Film neben seiner Funktion als Wirtschaftsgut das Kulturmedium mit der größten Attraktivität und dem breitesten Zugang unter einem möglichen Publikum. Unabhängig von Herkunft, Bildung oder sozialem Hintergrund verfügt der Film über eine Beliebtheit weit über Literatur, Theater, Tanz hinaus.
Auch deshalb gelingt es Filmfestivals auf vielen Feldern, Wirkung zu erzielen und wertvolle Impulse zu setzen: In Deutschland zum Beispiel erweitern sie an kleinen Standorten wie auch auf dem Land deutlich das kulturelle Angebot oder erhalten die Kinokultur, wo die Kinos selbst oft verschwunden sind. Aber auch in den Städten sprechen sie ein Publikum an, das im normalen Kinobetrieb kaum oder gar nicht bedient wird. Das gilt nicht nur für spezielle Interessen, wie sie etwa das rumänische Filmfestival für die rumänische Diaspora oder Freunde des südosteuropäischen Films bedient oder wie Underdox als Festival für Dokument und Experiment den Cineasten herausragende künstlerische Positionen präsentiert.

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Ganz so einfach ist es nicht...

(von links nach rechts): Rüdiger Suchsland (Filmjournalist), Michael Tinney (Bantry Bay Productions, Produktionsleiter), Eva Kaesgen (Bantry Bay Productions, Producerin), Georg Bonhoeffer (Bantry Bay Productions, Herstellungsleiter), Lisa Basten (Medienwissenschaftlerin), Cecile Lichtinger (Claussen+Putz Filmproduktion, Produktionsleiterin), Oliver Zenglein (Crew United, Geschäftsführer), Nicole Barras (Schweizer Syndikat Film und Video, Geschäftsführerin), Mercedes Echerer (EU XXL, Vorstand) | Foto © Alena Sternberg

Christian Petzolds POLIZEIRUF 110 – TATORTE gewinnt den FairFilmAward 2019 Fiction in der Kategorie Spielfilm. In der Kategorie Serie erhält DAS WICHTIGSTE IM LEBEN den Preis für die fairsten Arbeits- und Produktionsbedingungen im Jahr 2018. Die Verleihung fand am 7.2.2019 im Rahmen des von Crew United ausgerichteten Crew Call Berlin statt

München, 7. Februar 2019 – Die Branchenplattform Crew United präsentierte heute in Kooperation mit über 20 Branchenverbänden und -institutionen die Verleihung des FairFilmAward Fiction 2019 im Rahmen des Crew Call Berlin. Für die fairsten Arbeits- und Produktionsbedingungen im Jahr 2018 in der Kategorie Spielfilm gewinnt der Fernsehfilm aus der ARD-Krimireihe Polizeiruf 110 von Regisseur Christian Petzold POLIZEIRUF 110 – TATORTE der Claussen+Putz Filmproduktion GmbH. Die Vox-Serie DAS WICHTIGSTE IM LEBEN, produziert von der Bantry Bay Productions GmbH, erhielt die Auszeichnung in der Kategorie Serie. Mit der jährlichen Auswertung und Auszeichnung fairer Film- und Fernsehproduktionen wird ein wichtiges und sichtbares Zeichen für mehr Fairness in der Film- und Fernsehbranche gesetzt.

Oliver Zenglein, Geschäftsführer von Crew United kommentiert: „Die Verleihung des FairFilmAward setzt das Thema faire Arbeitsbedingungen in der Film- und TV-Produktion jährlich zum Auftakt der Berlinale auf die Agenda der deutschen Filmbranche. Wir halten es für notwendig, mit diesem Preis immer wieder deutlich zu machen, dass der Glanz des roten Teppichs nichts mit der oft prekären Lebenswirklichkeit von Filmschaffenden zu tun hat!“

Der FairFilmAward wird seit 2011 von der Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verbände DIE FILMSCHAFFENDEN und seit 2012 in Zusammenarbeit mit Crew United vergeben. Grundlage für die Auszeichnung ist eine umfassende Umfrage unter 1.500 projektbeteiligten Filmschaffenden auf Basis eines Kriterienkatalogs für faire Filmprojekte, der folgende Bereiche umfasst: Chancengerechtigkeit, Gleichbehandlung und Diversität; Vertragskonditionen, Gagenhöhe und Entgelte; Kommunikation und Arbeitsklima; Arbeitszeiten und Arbeitsschutz; Professionalität und Qualifizierung; Umweltschutz; Nachhaltigkeit, Solidarität und Perspektiven.

Nominiert für den FairFilmAward 2019 waren die Produktionsfirmen Bantry Bay Productions GmbH, Bavaria Fiction GmbH, Claussen+Putz Filmproduktion GmbH, Saxonia Media Filmproduktionsgesellschaft mbH und, mit zwei Produktionen, Filmpool Fiction GmbH.

Im Mai 2019 wird im Rahmen des DOK.fest München erneut der FairFilmAward Non-Fiction verliehen.

FairFilmAward Fiction 2019 in der Kategorie Spielfilm

POLIZEIRUF 110 – TATORTE
Claussen+Putz Filmproduktion GmbH
Regie: Christian Petzold
Produktionsleiter: Cecile Lichtinger

FairFilmAward Fiction 2019 in der Kategorie Serie

DAS WICHTIGSTE IM LEBEN
Produktion: Bantry Bay Productions GmbH
Regie: Till Franzen, Laura Lackmann, Stefan Bühling
?Produktionsleiter: Olav Henk

Nominierungen für den FairFilmAward 2019:
https://out-takes.de/index.php/2019/die-nominierungen-fuer-den-fair-film-award- fiction-2019/

Fairness-Kriterien FairFilmAward 2019:
https://www.crew-united.com/downloads/fairness/

Branchenverbände als Partner:
Branchenverbände als Partner: Berufsverband Kinematografie e.V., Berufsvereinigung Filmton e.V., Bundesverband Beleuchtung und Bühne e.V., Bundesverband Casting e.V., Bundesverband der Fernsehkameraleute e.V., Bundesverband deutscher Stuntleute e.V., Bundesverband Filmschnitt Editor e.V., Bundesverband Locationscouts e.V., Bundesvereinigung Maskenbild e.V., Deutsche Akademie für Fernsehen e.V., Deutsche Filmakademie e.V., fairTV e.V., EU XXL Film, Interessenverband Deutscher Schauspieler e.V., Verband der Agenturen für Film, Fernsehen und Theater e.V., Verband der Berufsgruppen Szenenbild und Kostümbild e.V., Verband der Requisiteure & Set Decorator e.V., Verband Deutscher Filmproduzenten e.V., VdNA-Film e.V. Verband Deutscher Nachwuchs-Agenturen, Verbände PRO Tarif (VPT), Filmverband Südwest e.V., VRFF Die Mediengewerkschaft – BG Freie Produktionswirtschaft

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Am 7.2.2019 ab 20.30 Uhr haben wir live aus dem Kesselhaus der Kulturbrauerei Berlin die Verleihung des Fair Film Award Fiction 2019 übertragen.

Der Preis wird von Crew United im Namen folgender 22 Institutionen und Verbänden verliehen:
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Moderation: LISA BASTEN, Wissenschaftlerin, die regelmäßig zu Arbeitsbedingungen in der Filmbranche publiziert und RÜDIGER SUCHSLAND, Filmkritiker, Filmregisseur und engagierter Aktivist für das Kino, Kinofilme und ihre ästhetische Diversität

Ganz so einfach ist es nicht...

2010 gewann zum ersten Mal eine Frau den »Oscar« für die beste Regie – es war die 82. Verleihung. Kathryn Bigelow (hier bei den Dreharbeiten zu Blue Steel) war zu der Zeit mit Filmen wie Gefähliche Brandung, Strange Days oder Blue Steel schon längst eine feste Größe im Action-Film. Ihr Kriegsdrama Tödliches Kommando – The Hurt Locker wurde 2010 mit sechs »Oscars« ausgezeichnet. Ihr folgendes Werk Zero Dark Thirty war in fünf Kategorien nominiert.

Talent und Fleiß allein sind nicht genug. Dass die Filmbranche so wenige Regisseurinnen hat, liegt an Strukturen und Vorurteilen. Sieben Mythen und die Fakten.

Text Skadi Loist und Peter Hartig

50 Prozent. Nicht weniger fordert die Initiative Pro Quote Film für die deutsche Produktionslandschaft. Frauen kommen bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen und Fördermitteln zu kurz, verdienen weniger als Männer in den entsprechenden Positionen, sind in Gremien und Führungsfunktionen schwächer vertreten. Die Folge: Das Bild von der Welt, das Film und Fernsehen vermitteln, wird immer noch zum größten Teil von Männern gezeichnet – die andere Hälfte der Welt kommt kaum zu Wort. »Die Welt in Filmen hinkt der Realität hinterher«, meint Pro Quote Film dazu: »In fiktionalen Rollen arbeiten nur 20 Prozent der Frauen, davon nur 1 Prozent als Managerinnen, Politikerinnen oder Wissenschaftlerinnen.«
Zwar wird seit der Gründung der Initiative vor vier Jahren rege über eine Quote diskutiert, der große Wandel steht aber noch aus, wie zuletzt der (inzwischen fünfte) Diversitätsbericht des Bundesverbands Regie zeigte, der auf den RegieTagen im November vorgestellt wurde. Alles andere wäre auch überraschend gewesen. Denn der Diversitätsbericht untersuchte die Produktionen des vorangegangenen Jahres, die bereits gelaufen oder gesendet waren. Die meisten befanden sich also schon in Arbeit, ehe sich zum Beispiel die ARD-Produktionstochter Degeto auf eine freiwillige Regie-Quote von 20 Prozent selbst verpflichtete. Ob dieser reduzierte Anspruch tatsächlich umgesetzt wurde, wird also erst der nächste Diversitätsbericht zeigen.
Doch eine Quote wird von vielen abgelehnt: Allein durch Talent und Fleiß beweise sich, wer auf den Regiestuhl passt. Also seien die Chancen doch gleich, und eine Frau mehr oder weniger selbst schuld, wenn sie nicht das Zeug dazu hat, argumentieren die Gegner der Quote.
Etliche Studien in mehreren Ländern widersprechen dem: Strukturen und Geschlechtervorurteile der Branche machen es auch den fleißigsten Talenten schwerer, wenn die in einem weiblichen Körper stecken. Deutsche Regisseure haben zurzeit eine Männerquote von 85 Prozent, Filmfördermittel streichen sie sogar zu 90 Prozent ein.
»Above the Line« wird die Luft für dünn – in fast allen Sparten. Das Problem ist global, selbst Amerika hat es nicht besser: Erst 2010 erhielt mit Kathryn Bigelow für The Hurt Locker erstmals eine Frau den »Oscar« für die beste Regie – es war die 82. Verleihung. Weitere acht Jahre dauerte es, bis Rachel Morrison als erste Kamerafrau überhaupt in ihrer Kategorie mit Mudbound für einen »Oscar« nominiert wurde.

Den Vorurteilen und Mythen ist damit kaum beizukommen. Die Medienwissenschaftlerin Skadi Loist hat darum den sieben gängigsten dieser Argumente, wie es zur Benachteiligung von Frauen und Minoritäten in der Filmbranche komme, die Ergebnisse der vielen Studien gegenübergestellt. Wir listen sie hier in Kurzform auf. Loists Artikel Gendered Media Industries. Argumente für eine geschlechtergerechte und diverse Filmindustrie ist mit allen Quellenangaben im Oktober in Navigationen – Zeitschrift für Medien und Kulturwissenschaften erschienen.

Mythos 1: Die Medienbranche ist geschlechterneutral. Allein Qualität entscheidet darüber, wer sich durchsetzt.

Viele Entscheidungen in der Filmbranche werden subjektiv gefällt – von der Unterstützung von Filmideen bis zu Kooperationspartnerschaften. Für die FFA-Studie Gender und Film von 2017 hatten viele Filmschaffende ›Bauchgefühl‹, eigenes inhaltliches Interesse und Vertrauen zu den Akteuren als entscheidend angegeben.

Stereotype Zuschreibungen werden weiter verstärkt, wenn Entscheidungsgremien homogen besetzt sind. Viele Gremien und Redaktionen setzen sich aus weißen, älteren Männern aus der Mittelschicht zusammen. Je höher die Hierarchie, desto höher ist die Männerquote.

Filme, die von Männern realisiert werden, haben größeren kommerziellen Erfolg. Filme, die von Frauen realisiert werden, sind bei Kritik und Jurys angesehener. Weiterlesen

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Mit dem alten Jahr ist auch die Umfrage bei Crew United zur fairsten Spielfilm- und Serienproduktion 2018 zu Ende gegangen! Herzlichen Dank für die großartige Beteiligung! Da wir dieses Mal eine offizielle Unterstützung seitens der Verbände und Organisationen mit einem minimalen finanziellen Commitment verbunden haben, um die Kosten für die Preisverleihung nicht alleine stemmen zu müssen, sind nicht ganz so viele dabei wie im letzten Jahr, aber noch eine recht stolze Zahl!

Danke an: Berufsverband Kinematografie e.V., Berufsvereinigung Filmton e.V., Bundesverband Beleuchtung und Bühne e.V., Bundesverband Casting e.V., Bundesverband der Fernsehkameraleute e.V., Bundesverband deutscher Stuntleute e.V., Bundesverband Filmschnitt Editor, Bundesverband Locationscouts e.V., Bundesvereinigung Maskenbild e.V., Deutsche Akademie für Fernsehen e.V., Deutsche Filmakademie e.V., Interessenverband Deutscher Schauspieler e.V., Verband der Agenturen für Film, Fernsehen und Theater e.V., Verband der Berufsgruppen Szenenbild und Kostümbild e.V., Verband der Requisiteure & Set Decorator e.V., Verband Deutscher Filmproduzenten (VDFP), Verband Deutscher Nachwuchs-Agenturen, Verbände PRO Tarif (VPT), Filmverband Südwest e.V., VRFF Die Mediengewerkschaft – BG Freie Produktionswirtschaft, EU XXL Film Schnittstelle, FairTV

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Es sind wie immer viele Altbekannte unter den Nominierten. Und ganz besonders: Der Sieger von 2013 ist gleich zweimal nominiert! Insgesamt sind die Gesamtnoten durch die genauere Bewertungsmöglichkeit in 7 Kategorien im Schnitt etwas nach unten gegangen.

KATEGORIE SPIELFILM

Polizeiruf 110 – Tatorte
Claussen+Putz Filmproduktion GmbH
Durchschnittsnote: 1.36
Teilnoten:
# Chancengerechtigkeit, Gleichbehandlung und Diversität 1,20
# Vertrag, Gagen und Entgelte 1,60
# Kommunikation und Arbeitsklima 1,50
# Arbeitszeiten und Arbeitsschutz 1,00
# Professionalität und Qualifizierung 1,10
# Umweltschutz 1,67
# Nachhaltigkeit, Solidarität und Perspektiven 1,50

Polizeiruf 110 – Dunkler Zwilling
Filmpool Fiction GmbH
Durchschnittsnote: 1.40
Teilnoten:
# Chancengerechtigkeit, Gleichbehandlung und Diversität 1,25
# Vertrag, Gagen und Entgelte 1,19
# Kommunikation und Arbeitsklima 1,40
# Arbeitszeiten und Arbeitsschutz 1,38
# Professionalität und Qualifizierung 1,33
# Umweltschutz 1,93
# Nachhaltigkeit, Solidarität und Perspektiven 1,43 Weiterlesen

Am 30. November 2018 fand zum sechsten Mal die Preisverleihung der DEUTSCHEN AKADEMIE FÜR FERNSEHEN statt. Diesmal im Babylon Berlin.

In der festlichen Abendveranstaltung wurden die Auszeichnungen in 21 Kategorien verliehen.
Die Preisträger wurden von den rund 800 Mitgliedern der AKADEMIE gewählt:

Die Preisträger der Auszeichnungen der Deutschen Akademie für Fernsehen 2018 - Foto: Steffi Henn - https://steffihennphotography.com/

Die Preisträger der Auszeichnungen der Deutschen Akademie für Fernsehen 2018 – Foto: Steffi Henn – https://steffihennphotography.com/

 

Bildgestaltung:
Nikolaus Summerer | Dark

Casting:
Anja Dihrberg | Bad Banks Weiterlesen

Klassenkampf in der Weimarer Republik. Mit der Serie „Babylon Berlin“ begeistert die Produktionsfirma X Filme Kritiker wie Publikum und sieht das als „Aufbruch in eine neue Ära der TV-Produktion“. Gegenüber ihren Mitarbeitern bleibt sie aber eher alten Traditionen verhaftet. | Foto © Frédéric Batier, X Filme Creative Pool, Degeto, Beta Film, Sky

Klassenkampf in der Weimarer Republik. Mit der Serie „Babylon Berlin“ begeistert die Produktionsfirma X Filme Kritiker wie Publikum und sieht das als „Aufbruch in eine neue Ära der TV-Produktion“. Gegenüber ihren Mitarbeitern bleibt sie aber eher alten Traditionen verhaftet. | Foto © Frédéric Batier, X Filme Creative Pool, Degeto, Beta Film, Sky

So schön kann Fernsehen sein: Mit einer Traumquote startete die Serie „Babylon Berlin“ diesen Herbst in der ARD. 7,83 Millionen Zuschauer schalteten die ersten drei Folgen ein, die der Sender in einem Block zeigte. Ein Marktanteil von 24,5 Prozent – und das, obwohl die Serie schon ein Jahr zuvor auf dem Bezahlsender Sky zu sehen gewesen war.

40 Millionen Euro soll das Budget der ersten beiden, jeweils sechs Stunden langen Staffeln betragen. Der Verschwörungsthriller lässt die letzten Jahre der Weimarer Republik wieder auferstehen und begeistert Kritiker und Publikum gleichermaßen. Mit vier „Deutschen Fernsehpreisen“wurde „Babylon Berlin“ ausgezeichnet und in die halbe Welt verkauft, eine dritte Staffel ist in Arbeit.

Die Berliner Produktionsfirma X Filme hat also allen Grund, stolz zu sein und lässt auch keinen Zweifel, wer den Erfolg mit ermöglicht hat:„Dank unseres starken Teams mit über 400 Mitarbeitern konnten wir das Berlin der 20er Jahre im Jahr 2017 lebendig werden lassen“, sagt der Produzent Uwe Schott. Tom Tykwer, einer der Regisseure, staunte: „Im Nachhinein ist kaum vorstellbar, wie wir das alle zusammen geschafft haben.“ Und der Produzent Stefan Arndt meint: „Es war eine unglaubliche Herausforderung, die Welt der 20er Jahre in einer TV-Serie zum Leben zu erwecken, was nur durch unsere herausragenden Kreativen zum Erfolg wurde. Eine gemeinsame Anstrengung auf Augenhöhe aller Partner und Förderer war nötig, und rückblickend kann ich sagen: es war eine großartige Erfahrung. Dieses Projekt ist ein Aufbruch in eine neue Ära der TV-Produktion.“

Das passt zum Image der Produktionsfirma, die Arndt und Tykwer mit den den Regisseuren Wolfgang Becker und Dani Levy 1994 nach dem Vorbild der United Artists gegründet hatten, um andere, bessere Filme drehen zu können: Publikums- und Kritikererfolge wie „Lola rennt“, „Alles auf Zucker“ oder „Good Bye, Lenin“, internationale Koproduktionen wie „Das weiße Band“ oder „Cloud Atlas“, „der teuerste unabhängig finanzierte europäische Film aller Zeiten“. „X Filme sind keine x-beliebigen Filme, sondern das genaue Gegenteil“, hat das Unternehmen auf seine Website geschrieben.

Doch ganz so heil scheint diese Welt doch nicht zu sein, zumindest was das gefeierte Serienprojekt angeht. Bei der Bewertung der Arbeitsbedingungen zum „Fair Film Award“gaben die Mitarbeiter der ersten Staffel eine Durchschnittsnote von 2,94 – Rang 60 von 76 bewerteten Produktionen des Jahres 2016.

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