Corona: Brancheninfo 15

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Unsere Kolleg*innen in den deutschsprachigen Nachbarländern haben wir vernachlässigt. Wir bitten das mit den Umständen zu entschuldigen und beeilen uns, dies nachzuholen. | Archivfoto

Nicht überall klappt es mit den Soforthilfe für die Filmschaffenden, und auch Produzent*innen beklagen, dass die Hilfsprogramme am Großteil der Filmbranche vorbeigehen. Ach ja: Das neue Filmförderungsgesetz wird auch verschoben. Vielleicht die Chance, nach den gemeinsamen Erfahrungen manches ganz neu zu denken. Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Anregungen, Fragen und Kommentare. Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können. 

 

Der Gesundheitsschutz greift in die  Grundrechte ein – wie weit geht der Staat? Das ARD-Magazin „Monitor“ fragte in seiner gestrigen Sendung nach.  

Heribert Prantl ist Kolumnist und langjähriger Leiter des Ressorts Innenpolitik bei der „Süddeutschen Zeitung“. Im Podcast von Gabor Steingart hält er ein flammendes Plädoyer für die Demokratie und die Rechtsstaatlichkeit. Auch und gerade in Zeiten der Krise.

 

Fleißige Ameisen, sorglose Grillen“: Die aktuelle Not der Kulturschaffenden wird gern auf die leichte Schulter genommen. Dabei muss Kunst gerade in Zeiten der Krise etwas kosten, meint die Feuilleton-Redakteurin der „Zeit“.

Die „Bazooka“-Kredite der Politik werden 90 Prozent der Branche nicht helfen, sagt der Produzent Stephan Arndt im Deutschlandfunk. Filme entstehen anders, deshalb müsse man sich etwas anderes ausdenken und gemeinsam der Politik erklären, „dass uns mit 9.000 Euro nicht geholfen ist.“

Werner Herzog sei am Set „immer ruhig geblieben“, sagte der Fotograf Beat Presser im Deutschlandfunk. Und das trotz „Chaos vor der Klappe“. So heißt Pressers Fotobuch, das die alten Meister des Neuen Deutschen Films unter einem Dach versammelt. Der Fotograf im Gespräch mit Sebastian Wellendorf.

Die Einsamkeit des „Heute-Show“-Moderators: Wie lange können TV-Comedians noch ohne Studiopublikum senden? Kabarettistische Fernsehformate suchen nach ihrer Form. Sie müssen sich fast neu erfinden, gerichtet der „Tagesspiegel“.

Lasst uns in Ruhe mit euren Arbeitszimmern und Hobbykellern. Gegen das aktuelle Quarantäne-TV wirken die Reality-Formate früherer Tage wie Hollywoodproduktionen, meint „Die Zeit“: Das wollen wir nicht sehen!

Auch die RTL Group warnt nun vor einer schlechteren Geschäftsentwicklung als bislang erwartet. Die Aktie taumelt in Richtung Allzeitiefs. Auch die stets satte Dividenzahlung soll gestrichen werden.

Als Inspiration geeignet? Für die Musikbranche in der Schweiz sammelt Sonart, der Berufsverband der freischaffenden Musiker*innen, zurzeit Daten: Welche Gagenausfälle durch abgesagte Engagements oder Aufträge durch das Corona-Virus entstanden? „Je mehr dokumentierte Fälle wir vorweisen können, desto besser können wir aufzeigen, welche finanziellen Folgen die Entscheide von Bund und Kantonen für unsere Branche bedeuten und dass Hilfe nötig ist“, erklärt der Verband.

 

In Hessen haben freiberufliche und selbstständige Filmschaffende an die Ministerien geschrieben: Sie erreiche das Hilfspaket von Bund und dem Land Hessen „nur in einem sehr geringen Rahmen oder gar nicht.“ Grund: Die Soforthilfe sei auf betriebliche Mieten, Leasing und betriebliche Kredite festgelegt. Doch „die wenigsten von uns haben aus ihrer filmspezifischen Arbeitswirklichkeit heraus höhere betriebliche Fixkosten und sind darüber hinaus auch bemüht, solche gering zu halten“, schreiben die Filmschaffenden, die elf Gewerke repräsentieren, von Kamerabühne bis Filmgeschäftsführung.
Damit die Hilfe auch ankomme, müsste möglich sein, „einen kalkulatorischen Unternehmerlohn ansetzen zu können, zum Beispiel anhand der Zahlen des letzten Steuerbescheids, der Einkommensschätzungen gegenüber der Künstlersozialkasse oder anhand der erzielten Gewinne aus der Vergleichszeit im Vorjahr.“ Andere Bundesländer würden so verfahren, schreiben die hessischen Filmschaffenden.

 

Die Idee von Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) ist auch noch da. Die Petition der Modedesignerin Tonia Merz, selbstständig mit fünf Angestellten, hatten heute Nachmittag 436.386 Menschen unterschrieben – eine halbe Million sollen es werden.
Mit weniger Unterschriften hat es

 

Mit weniger Unterschriften hat es eine weitere Petition zum BGE vor den Bundestag geschafft. Nun muss sie nochmal unterschrieben werden – von mindestens 50.000 Menschen, erklären die Initiatoren.

Das Soforthilfeprogramm „Kino Hilfe Hamburg“ soll die Existenz von Abspielstätten sichern, die in den vergangenen drei Jahren mit dem „Hamburger Kinopreis“ ausgezeichnet wurden. Aber auch von „kulturell herausragenden stadtteilbezogenen Filmtheatern und besonderen filmbezogenen Initiativen“, die durch die zeitweilige Schließung in eine besondere Notsituation geraten sind. Insgesamt 550.000 Euro werden über die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein verteilt. Zudem wird der „Kinoprogrammpreis 2020“ auf 150.000 Euro aufgestockt und „ab sofort und als einmaliger Zuschuss“ an die entsprechenden Kinos ausgezahlt.
Das Sonderprogramm „3×3“ soll Kreative und Produzent*innen kurzfristig in die Lage versetzen, langfristig neue Filmprojekte zu entwickeln. Für die drei Drehbücher innerhalb von drei Jahren können 150.000 Euro beantragt werden. 1,95 Millionen Euro stehen zur Verfügung, also können in den nächsten drei Jahren rund 40 neue Projekte im Norden entwickelt werden, rechnet die Filmförderung vor.

Das neue Filmförderungsgesetz (FFG) wird verschoben. Das teilte Kulturstaatsministerin Monika Grütters in einem Schreiben an die Verbände der Filmwirtschaft mit. Die „derzeit noch unabsehbaren mittel- und langfristigen Folgen der Pandemie“ müssten im neuen Gesetz Berücksichtigung finden, das 2022 in Kraft treten sollte. Darum soll die Laufzeit des aktuellen Gesetzes  von 2017 per Gesetz verlängert werden. Lediglich „zwingend erforderliche Änderungen“ (wie zum Beispiel Regelungen zum Brexit oder zur Umsetzung der AVMD-Richtlinie) sollen dabei mit umgesetzt werden. Ebenso Änderungen, die „mit Blick auf die Corona-bedingten Entwicklungen in der Filmwirtschaft schon jetzt erforderlich und unaufschiebbar sind.“
Die Verbände sollen die Möglichkeit der schriftlichen Stellungnahme erhalten. Das Anhörungsverfahren zum Diskussionsentwurf vom 9. März wird bis auf Weiteres ausgesetzt.

Eine Filmförderungsanstalt, die finanziell am Limit steht, nützt niemandem, warnt FFA-Vorstand Peter Dinges. Die Filmförderungsanstalt fürchtet um ein Drittel ihrer Fördermittel durch den Corona-Shutdown.

 

Unsere Kolleg*innen in den deutschsprachigen Nachbarländern haben wir vernachlässigt. Wir bitten das mit den Umständen zu entschuldigen und beeilen uns, dies (zugegeben: spät) ab heute nachzuholen – und danken vorab für weitere Hinweise.

Einen europäischen Überblick verschafft EU XXL Film auf ihrer Website und der neuen Facebook-Seite, diese ständig aktualisiert werden.
Auf der Website finden sich auch weitere Empfehlungen für österreichische Filmschaffende (EU XXL ist eine „unabhängige Initiative im Interesse der europäischen Kreativen“ in Wien). Unter anderem Empfehlung an die Teams, die Verschiebungen betroffen sind sowie ein FAQ zur Kurzarbeit des Dachverbands der österreichischen Filmschaffenden.

Informationen für Kulturschaffende, Selbständige und Unternehmen in der Schweiz hat die Zürcher Hochschule der Künste zusammengetragen. Dort finden sich auch viele Links zu weiteren Übersichten und Initiativen.
Informationen für Filmschaffende bietet das Schweizer Syndikat Film und Video, Berufsverband von rund 570 Cast und Crew, mit Links und Artikelverweisen.
Die Schweizer „Maßnahmen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen des Corona-Virus im Kultursektor“ stellt auch das Bundesamt für Kultur vor. 

In Luxemburg verweist die Filmförderung lediglich auf die allgemeine Corona-Site der Regierung.

 

Kreativ in der Krise. Die Filmwerkstatt München werkelt weiter und hat in den vergangenen beiden Wochen ihre Seminare auf online umgestellt – vorläufig bis 20. April. „Sollte es weitere derartige Maßnahmen geben bleiben wir, wo es sinnvoll ist, bei dieser Lösung. Und wir müssen feststellen, es klappt sehr gut!“ meint die Filmwerkstatt. Auch das wichtige Netzwerken untereinander funktioniere. Mehr Weiterbildung gibt’s in der Übersicht.  

Kurzfilm vs. Corona: Das Filmboard Karlsruhe veröffentlicht seit zwei Wochen auf Youtube täglich um 16 Uhr eine Perle aus dem Archiv des Independent Days Filmfestivals – „um in der Corona-Krise etwas Freude zu verbreiten und jüngere Genrerationen an festivaltaugliche Arbeiten heranzuführen.“ Die Initiatoren sehen sich da ein bisschen in der Pflicht, weil die großen Festivals doch viel mehr Reichweite im Netz hätten als Aktionen einzelner Filmemacher*innen oder kleinerer Kollektive. Die Facebook-Seite der Independent Days teilt täglich die Werke, damit man sie nicht verpasst. 

Der MDR hat mit dem Ideenwettbewerb „Corona Creative“ offensichtlich einen Nerv getroffen. Über 300 Filmideen wurden in den vergangenen Wochen eingereicht, weshalb jetzt beschlossen wurde, den Förderetat um 50 Prozent zu erhöhen.

Der Ortssinn im Film war Thema der ersten Wim-Wenders-Masterclass. Zehn Studierende der Internationalen Filmschule und der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) hatten im November 2018 die Gelegenheit, die Rolle des Ortes in ihren eigenen Filmvorhaben mit Wim Wenders zu besprechen. Dokumentiert wurde die Masterclass von Kamerastudierenden beider Hochschulen. Die 33-Minuten-Doku ist jetzt online zu sehen.

Wir wünschen ein schönes Wochenende und verabschieden uns mit unserem Blog. Am Montag geht’s weiter.

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