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Mit Kundgebungen hatte Verdi die Tarifverhandlungen begleitet. Beim vorläufigen Ergebnis machte die Gewerkschaft große Zugeständnisse – ihre Tarifkommission hat das abgelehnt. | Foto © Christian von Polentz/Verdi

Fast ein Jahr wurde um einen neuen Tarifvertrag gerungen. Vorige Woche erklärte Verdi die Verhandlungen für gescheitert. Bis es weitergeht, gilt das Arbeitszeitgesetz – mit 48-Stunden-Woche.

Über acht Runden hatten Gewerkschaften und Produktionsallianz um den nächsten Tarifvertrag (TV FFS) für auf Produktionsdauer Beschäftigte gerungen. Nach zehn Monaten hatte man sich endlich „auf Eckpunkte einer vorläufigen Tarifeinigung verständigt“, meldete die Filmunion in Verdi im Juli, der Schauspielverband BFFS und die Produktionsallianz nannten es beide einen „Durchbruch“.

Doch die Freude war nicht überall und kam zu früh. Die Tarifkommission von Filmschaffenden in Verdi hat vorige Woche die Einigung als „unzureichend bewertet. Damit wird auch das Scheitern der Tarifverhandlungen beschlossen“, teilte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) mit. Die Produktionsallianz habe daraufhin weitere Verhandlungen angeboten. Ein Termin stehe noch nicht fest. Die Produktionsallianz selbst hat sich noch nicht geäußert.  

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Kulturstaatsministerin Claudia Roth (links) und MFG-Geschäftsführer Carl Bergengruen beim „Deutschen Produzententag 2023“. | Foto © Filmstiftung NRW/Severin Wohlleben

Die BKM hat eine filmpolitische Grundsatzrede gehalten. Das war Zeit, denn Claudia Roth ist seit mehr als einem Jahr im Amt, und das neue Filmförderungsgesetz wird dringlich erwartet. Die große Reform soll es werden, die dem Deutschen Film zu neuem Schwung verhilft.

Auf dem „Deutschen Produzententag“ stellte die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien am Donnerstag voriger Woche acht Eckpunkte für eine Reform der Filmförderung vor. Als Beispiel, was möglich sein sollte, nahm Claudia Roth den aktuellen deutschen Vorzeigeerfolg: Der  nämlich „konfrontiert uns mit der Frage, warum unser gut ausgestattetes deutsches Fördersystem selten vergleichbare Erfolge erzielt. Denn, wie wir alle wissen: ,Im Westen nichts Neues’ ist eine Netflix-Produktion“, sagte Roth auf dem „Deutschen Produzententag“. Ihr Fazit: „Ziel einer Reform der Filmförderung kann deshalb nur sein, sie effizienter, sie schneller und ganzheitlicher zu machen.“   

„Ganzheitlich“ ist ein großes Wort. Erst recht, wenn dabei ein Teil der Filmlandschaft ignoriert wird, der schon seit Jahren rapide wächst: Festivals sind längst zu einer eigenen wichtigen Auswertungs- und Werbeschiene geworden und haben offenbar auch keine Probleme, ihr Publikum zu finden. In den Eckpunkten der BKM werden sie nicht mal erwähnt – was allerdings auch keine Neuigkeit ist. Obwohl es doch, sechstens, darum gehe, „auch die Sichtbarkeit deutscher Filme zu erhöhen.“ Und wo doch die BKM ihre Ankündigung selbst nicht ohne Grund vor der Kulisse ihrer Berlinale machte. 

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Der Fachkräftemangel wir die Filmbranche noch für Jahre beschäftigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Fallstudie. Es fehle vor allem an Konzepten für die Aus- und Weiterbildung, meint der Weiterbildungsverbund Media Collective. | Foto © EPI

Der Branche fehlen die Arbeitskräfte. Das liege vor allem an der Aus- und Weiterbildung, findet eine neue Fallstudie des Erich-Pommer-Instituts. Es fehle ein „strukturiertes Qualifizierungskonzept“ für alle Gewerke. 

Der Fachkräftemangel wir die Filmbranche noch für Jahre beschäftigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Fallstudie des Weiterbildungsverbunds Media Collective des Erich-Pommer-Instituts. Grundlage ist eine bundesweite Befragung, unter anderem von zahlreichen Verbänden und Institutionen der Branche. Am Netzwerk beteiligen sich unter anderem die beiden Verbände der Produzent*innen, der Bundesverband Produktion, die Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, Medienboard Berlin-Brandenburg, Netflix, Studio Babelsberg, die Ufa und der RBB.

95 Unternehmen und 414 Filmschaffende hatten geantwortet. Dabei wurden unterschiedliche Fragebögen verwendet, wird eingangs erklärt, „um eventuelle Unterschiede in der Wahrnehmung der Situation festzustellen und die Formulierungen auf die jeweilige Befragtengruppe anzupassen. Es ließen sich aber im Ergebnis keine signifikanten Unterschiede feststellen. Die Antworten beider Zielgruppen ergänzten sich größtenteils.“ 45 Seiten hat das Papier, zehn „Kernfakten“ werden herausgestellt:

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Die Branche braucht vor allem Fachkräfte an der Basis, erklärt Janna Bardewyck, Senior Human Resource Managerin bei der Ufa. Deren Ausbildung habe früher eher „nebenbei“ stattgefunden, dabei sei „Stück für Stück Expertise verloren gegangen“ – auch ein Grund für den Fachkräftemangel. Mit der neuen Initiative will Ufa-Geschäftsführer Joachim Kosack neue Gesellschaftsgruppen ansprechen, „auch was Diversität angeht“. | Foto © UFA/Bernd Jaworek

Der Branche fehlen Nachwuchs und Fachkräfte – vor allem „below the line“. Die Ufa startet darum im Mai ein neues  Weiterbildungsprogramm für Quereinsteiger*innen fast jeden Alters. Der Ufa-Geschäftsführer Joachim Kosack und die Personalmanagerin Janna Bardewyck erklären, worum es ihnen bei der Ufa Academy geht.

Im Mai startet Ihr neues Weiterbildungsprogramm. Die Ufa Academy richtet sich „gezielt“ an Quereinsteiger*innen, die zum Film wollen. Ist das eine einmalige Initiative oder langfristig geplant?
Janna Bardewyck: Wir starten erstmalig mit dieser Zielgruppe, wollen perspektivisch das Angebot aber auch auf andere Fachbereiche ausweiten. Ob wir bereits nächstes Jahr einen weiteren Ausbildungsgang anbieten oder erst in zwei Jahren, entscheiden wir Ende des Jahres.

In zwei Jahren sollen die Quereinsteiger*innen „zum Profi“ für Aufnahmeleitung, Filmgeschäftsführung, Regieassistenz oder Script/Continuity ausgebildet werden. Wie hatten Sie Ihre Mitarbeiter*innen denn bisher ausgebildet?
Janna Bardewyck: Bisher haben wir ebenfalls sehr praxisbezogen ausgebildet. Dann kamen jedoch vor allem junge Menschen mit Vorerfahrung, zum Beispiel durch verschiedene Praktika.
Joachim Kosack: Aufgrund des großen Bedarfs wenden wir uns jetzt mit der Ufa Academy an Quereinsteiger*innen.

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Ohne einen geltenden Tarifvertrag könnte es wieder einen Rückschritt in alte Zeiten geben, fürchtet Matthias von Fintel, Tarifsekretär der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft. „Die Drehbedingungen in den letzten Monaten stimmen da nicht besonders optimistisch.“ | Foto © Verdi

Die Branche verhandelt zurzeit über einen neuen Tarifvertrag. Oder eher nicht, denn die ersten beiden Verhandlungsrunden blieben ohne Ergebnis. Wir nutzen den Stillstand, um die Positionen, Probleme und Folgen zu klären. Den Anfang macht Matthias von Fintel, Tarifsekretär der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi).

Herr von Fintel, Verdi ist mit relativ zahmen Forderungen in die Tarifverhandlungen gegangen. „Top-Priorität“ sollten erträgliche Arbeitszeiten haben. Die Diskussion um höhere Gagen stellten sie bis zum Sommer zurück. Warum?

Über den Begriff „zahm“ muss ich mich etwas wundern, weil es uns bei Tarifforderungen nicht Wildheit geht. Wir schauen, auf unsere Wünsche und Einschätzungen vor einer Tarifrunde und befragen dazu Mitglieder und Nichtmitglieder. Dann beraten wir im Tarifausschuss und haben dann in diesem Jahr die Gagenerhöhung nicht als vorrangige Forderung ausgemacht. Wichtiger war den Befragten und dem Tarifausschuss bei der Arbeitszeit planbare Freizeiten am Wochenende, 5-Tage-Woche, Ruhezeiten und Zuschläge zu bestimmten Zeiten zu fordern.

Die Allianz deutscher Produzenten hat Ihren Vorschlag trotzdem abgelehnt. Gab es eine Begründung?

Es war eher eine typische und schwer nachvollziehbare Reaktion der Produzentenallianz, es sei nicht die richtige Zeit für die von uns geforderten Verbesserungen und überhaupt seien die auch materiell überzogen. Aber auch auf weitere Nachfragen hat sich wenig inhaltliche Befassung und Verständnis für die gewerkschaftlichen Forderungen erkennen lassen. Mit mangelnder Verhandlungsbereitschaft ist dieses Verhalten zu umschreiben.

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Zum Aufhängen im Büro oder am Set: Auf einem Plakat bringt WirSind1Team die 18 wichtigsten und grundlegenden Maßnahmen für den Dreh unter Corona-Bedingungen auf den Punkt. | Grafik © WirSind1Team

  

Wie soll’s weitergehen in Zeiten von Corona? Filmschaffende aus allen Gewerken hatten sich zusammengetan, um ein Konzept für sichere Dreharbeiten zu erarbeiten. Doch dem Netzwerk WirSind1Team geht es um mehr. Im Interview stellt es sich vor.

 

Was ist „WirSind1Team“? Was macht „WirSind1Team“?
WirSind1Team ist eine ehrenamtliche Initiative von Filmschaffenden und Filmdienstleistern, die sich während des corona-bedingten Lockdowns der Filmbranche organisiert haben. Wir sammeln das vorhandene Branchen-Know-how vor und hinter der Kamera zur Ausgestaltung des Corona-Arbeitsschutzstandards der Bundesregierung für die unterschiedlichsten filmtechnischen und kreativen Gewerke, die bei der Film-, Werbe- und Fernsehproduktion involviert sind.

Wann und wie ist „WirSind1Team“ gestartet?
WirSind1Team startete Mitte April 2020 auf Initiative des Filmdienstleisters Jo Langen, welcher auch eine digitale Meeting-Plattform für die Initiative beisteuerte. Er rief alle Filmschaffenden dazu auf, gemeinsam für die Branche eine Handlungsempfehlung für die Wiederaufnahme von Dreharbeiten zu erarbeiten. Über Mund-zu-Mund Propaganda und Soziale Medien fanden sich innerhalb von wenigen Tagen dutzende Interessierte, welche bereit waren, sich aktiv auszutauschen und mitzuwirken. Weiterlesen

Kinos im Stillstand 15: Die „Eva Lichtspiele“ in Berlin. | Foto © Elisabeth Nagy

Zwischen Feiertag und Wochenende gibt’s nur wenig Neues zu melden – bis auf eine erste Erfahrung mit der Hilfe die Kulturschaffenden. Anscheinend gibt es noch einiges zu tun …

Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare, auch wenn wir leider nicht alle persönlich beantworten können. 

 

Was bedeutet „R“ gleich nochmal? Die Pandemie als Simulation erklärt [auf Englisch].

Reproduktionszahl, Neuinfektionen, Verdopplungszeit … die Daten zur Corona-Pandemie verwirren mehr, als dass sie aufklärten. „Telepolis“ versucht, „Das Kommunikationsdilemma der Reproduktionszahl R“ zu erklären.

 

In Bayern wird Künstler*innen geholfen – verspricht Ministerpräsidenten Markus Söder. Zwei Schauspieler*innen beantragten am Dienstag die neue Künstlerhilfe. Die Erfahrung schilderten sie in einem Brief. 

Die Hilfe des Bundes sei an den tatsächlichen Bedürfnissen von Soloselbständigen vorbeigegangen, kritisiert Verdi heute in einer Pressemitteilung. Die Gewerkschaft fordert daher ein neues Programm, dass sich passgenauer an der Lebensrealität ausrichten müsse.

 

Wie wäre es, wenn keine neuen Filme kämen? fragt die „FAZ“. Also wenn die Kinos zu blieben und wir mit dem Vorhandenen auskommen müssten? Nur ein Gedankenspiel …

Was muss sich nach der Krise verändern? Und wie überstehen Rentals die Krise? Nur zwei der Fragen im „Covid-19-Spezial“ der Fachzeitschrift „Film TV Kamera“. Die aktuelle Ausgabe mit den Antworten gibt es kostenlos als PDF.

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Ein Zusammenschnitt des 6. Netzwerkforums der ZAV-Künstlervermittlung im Rahmen der Berlinale 2020.

Das Netzwerkforum ist eine Veranstaltungsreihe der ZAV-Künstlervermittlung. Hier entwerfen Medienexperten zukünftige Szenarien oder stellen sich aktuellen Herausforderungen. So will das diesjährige Netzwerkforum, mit dem Thema „Fach- und Nachwuchsmangel in der Filmbranche – was tun?“, mehr als nur Reden, sondern Handeln. Die Veranstaltung fand am 24. Februar 2020 im Rahmen der Berlinale statt.

Auf dem Podium waren vertreten:

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Wie hältst du’s mit dem Tarifvertrag? Die Filmförderungsanstalt (FFA) wollte es wissen, die Produzentenallianz ließ anders fragen, und antworten konnte jeder, wie er wollte. Ergebnis: 72 Prozent der Produktionsunternehmen orientieren sich „immer“ oder „überwiegend“ am Gagentarifvertrag. Die FFA druckte das anstelle einer echten statistischen Auswertung nach. | Grafik © cinearte

Seit zwei Jahren hat die Filmförderungsanstalt (FFA) des Bundes eine weitere Aufgabe erhalten, nämlich „darauf hinzuwirken, dass in der Filmwirtschaft eingesetztes Personal zu sozialverträglichen Bedingungen beschäftigt wird.“

Wie und wann das geschehen soll, wird nicht erklärt. Lediglich eine konkrete Handlungsanweisung gibt das Filmförderungsgesetz (FFG) [PDF] von 2017 der FFA: Der jährliche Förderbericht soll fortan „eine statistische Auswertung der Informationen zur Anwendbarkeit von Branchentarifverträgen oder vergleichbaren sozialen Standards“ enthalten, besagt Paragraf 169.

Doch der Geschäftsbericht 2017, der erste unter dem aktuellen Gesetz, enthielt nichts dergleichen. Die „genannten Daten werden mit der Schlussprüfung erhoben, normalerweise zwei bis drei Jahre nach der Förderzusage“, erklärte die FFA im Mai auf Nachfrage von cinearte. „Eine statistische Auswertung ist also frühestens 2019 möglich und wird dann im entsprechenden Förderbericht veröffentlicht.“  

Der Geschäftsbericht 2018 erschien am 11. Juli dieses Jahres – wieder ohne die verlangte Statistik, weil „belastbare Daten aus den seit 2017 geförderten Produktionen erst frühestens Mitte 2019 vorliegen werden“, schreibt die FFA wieder als Erklärung dazu. Um der Verpflichtung des Paragrafen 169 dennoch nachzukommen, griff sie einfach auf die „Produzentenstudie 2018“ zurück, die bereits im vorigen Herbst erschienen ist, und druckte den „entsprechenden Abschnitt“ einfach nach [PDF].

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