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Unsere Autorin schaut immer wieder bei „ihren“ Kinos vorbei – zur Versicherung, dass es sie noch gibt: „Sie warten auf uns!“ Das „Bundesplatz Studio“ in Berlin. | Foto © Elisabeth Nagy

An die Tür zum Berliner Kino „Delphi Lux am Zoo“ hat ein Kino-Freund ein Gedicht angeklebt. Eine Liebeserklärung an das Kino als Ort der Erfahrung. Ich war vor sechs Wochen das letzte Mal im Kino, an einem Freitag. Das war zur Pressevorführung zu Oskar Roehlers „Enfant terrible“. Für den nächsten Montag jetzt im Mai wäre eine zweite Vorführung geplant gewesen. Die Fassbinder-Biografie ist auf unbekannt verschoben, wie so viele Filmstarts. Bei der Vorführung Mitte März unkten einige Kolleg*innen noch, das würde vielleicht unsere letzte PV (kurz für Pressevorführung) gewesen sein. Am Wochenende stellte sich heraus: genauso ist es. 

Weltkino ist jetzt einer der ersten Verleiher, der neue Starttermine bekannt gibt. Noch nicht für den Roehler-Film, aber für die Schlingensief-Dokumentation „Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien“ von Bettina Böhler, der doch auf der Berlinale so gut ankam. Den 20. August visiert man an und hält sich offen, entweder, wenn man darf, Sondervorführungen anzusetzen, oder halt, wenn man Ende August immer noch nicht zurück in die Kinosäle darf, noch einmal zu verschieben. In der Pressemitteilung erklärt Weltkino-CEO Michael Kölmel: „Wir hoffen sehr, dass die Kinos spätestens im August wieder öffnen können. Sollte sich herausstellen, dass der Spielbetrieb doch erst zu einem späteren Zeitpunkt beginnen kann, werden wir entsprechend umplanen, Sicherheit geht natürlich vor. Es ist uns aber wichtig, sowohl für die Kinobetreiber als auch für das Publikum ein Zeichen der Hoffnung zu setzen und die Vorfreude auf neue Filmkunst im Kino zu schüren.“

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Schaun wir mal: Der SWR bietet am langen ersten Maiwochenende den Kulturschaffenden eine Plattform. Drei Tage lang. | Screenshot

Auch Rheinland-Pfalz macht sich Sorgen um die Kunst und will mit „Arbeitsstipendien“ helfen – immerhin 2.000 Euro, die es aber auch nur einmal gibt. Und der SWR will Künstler*innen am kommenden langen Maiwochenende eine Plattform auf allen Kanälen bieten. 

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„Schauspiel ist kein vornehmer Beruf. Früher wurden Schauspieler an einer Kreuzung mit einem Pfahl durch das Herz begraben“, schreibt der amerikanische Dramatiker, Regisseur und Produzent David Mamet in „Richtig und falsch“, seinem „kleinen Ketzerbrevier samt Common sense für Schauspieler“. Den Brauch fand Mamet nicht schlimm – im Gegenteil: „Die Aufführungen dieser Leute beunruhigten die Zuschauer so sehr, dass sie ihre Geister fürchteten. Ein tolles Kompliment.“ Allerdings: In gewisser Weise sei das noch heute so.
[Danke für den Hinweis einer Leserin, Ihre Redaktion.]

 

Kulturschaffende in Zeiten von Corona: „Vielen geht es richtig scheiße“, verrät Schorsch Kamerun, Sänger von Die Goldenen Zitronen und Regisseur, der „Taz“.

Rheinland-Pfalz schnürt ein Unterstützungspaket für die Kultur. Zentrale Maßnahme sind Arbeitsstipendien für Künstler, maximal und einmalig 2.000 Euro. Ein überschaubarer Teil der 15,5 Millionen Euro geht auch an Kinos – nämlich die Summe hinter dem Komma.

Nach der Stimmung in der Filmszene fragt heute der Indiefilmtalk ganz faktennah Josephine Hage von „Kreatives Sachsen“ und Media Consultant Jörg Langer: Josephine Hage hatte bereits vor knapp fünf Wochen in der Episode 68 des Podcast ihre Umfrage vorgestellt. Jörg Langer ging mit seiner Umfrage direkt auf die bundesweite Branche ein und befragte über 5.000 Filmschaffende aus ganz Deutschland. Dabei unterstützten ihn verschiedene Filmgruppen, darunter AG Dok, BFS, BVFK, Crew United und Fair TV. 

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„Systemsprenger“! Das Debüt der Regisseurin Nora Fingscheidt wurde gleich achtfach mit dem „Deutschen Filmpreis“ ausgezeichnet. | Foto © Weydemann Bros.

Ziemlich sensationell, was am Freitag beim „Deutschen Filmpreis“ passierte: Ein Debütfilm räumte ab, und das gleich achtfach – das hatten in 70 Jahren nur drei Filme geschafft. Leider schaute kaum jemand zu bei der Geistergala im Livestream.

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Alles anders diesmal bei der Lola, staunt „Die Zeit“: Ein Debütfilm bekommt den Hauptpreis, eine Elfjährige den Preis als beste Schauspielerin – und das Ganze auch noch ohne Publikum.
Acht „Lolas“ für „Systemsprenger“. Das Drama von Nora Fingscheidt hat am Freitag beim „Deutschen Filmpreis“ abgeräumt. Nur zwei Filme hatten in 70 Jahren mehr Auszeichnungen.
Eine „Übung im Trockenschwimmen“ nennt die „FAZ“ die „Lola“-Gala im Corona-Stil. Gut gemeint, aber … findet auch die „Berliner Zeitung“ die „Geistergala“. Die „Süddeutsche Zeitung“ findet’s trotzdem „schön und ermutigend“ und sah auch „noch immer dieses Strahlen“: „Leidenschaft und Zusammenhalt der Szene waren spürbarer.“
Nur das Publikum selbst zeigte wenig Interesse am Deutschen Film. 

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Was wirklich wichtig ist: Die Schauspielerin Jannika Jira erklärt bei #wirspielenzusammen, wie „Self Hugging“ geht. | Screenshot

Erinnern Sie sich noch an die Petition zum Arbeitslosengeld, die viele betrifft, aber noch immer zu wenige unterschrieben haben? Der Geist zumindest wurde offenbar weitergetragen: Die Regierungskoalition will am Arbeitslosengeld drehen und die Bezugsdauer vorübergehend verlängern. Auch im Kulturausschuss wurde gestern die Lage der Kreativen erörtert. Einig waren sich alle Fraktionen: So, wie es ist, reicht es noch nicht!  

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Wir beginnen mit einer frohen Botschaft: Es gibt Bewegung beim Kurzarbeit- (KUG) und Arbeitslosengeld (ALG). Der Koalitionsausschuss von CDU/CSU und SPD hat sich gestern auf weitere Maßnahmen in der Coronakrise verständigt, darunter auch lange geforderte Erleichterungen für die Filmschaffenden:
# Die Bezugsdauer von ALG1 wird um drei Monate verlängert: Voraussetzung: Man hat bereits vor der Krise ALG1 bezogen, und der Anspruch würde zwischen dem 1. Mai und 31. Dezember 2020 enden.
# Das KUG wird ab dem 4. Monat auf 70 Prozent, ab dem 7. Monat auf 80 Prozent erhöht – „längstens bis 31. Dezember 2020. Die bereits bestehenden Hinzuverdienstmöglichkeiten werden bis zur vollen Höhe des bisherigen Monatseinkommens für alle Berufe geöffnet.

 

Was vorige Nacht von den Regierungsparteien abgesprochen wurde, bringt für viele Erleichterung. Doch nicht wenige fallen immer noch durchs Raster, weil sie nicht die nötigen Anwartszeiten zusammenbekommen haben. Vielleicht sollten sie nochmal nachzählen, denn zum Jahresbeginn hat sich da einiges verändert. Der Rechtsanwalt Steffen Schmidt-Hug, der mit seiner Künstler-Kanzlei Filmschaffende in arbeitsrechtlichen Fragen berät und vertritt, erklärt, was neu und besser ist:

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„Sturm der Liebe“ dreht wieder, aus Abstand soll bei der Daily Soap geachtet werden. | Foto © Bavaria, Christof Arnold

Die Diskussion um die Künstlerhilfen ist im Gange – keine übertrieben gute Nachricht, aber doch etwas, das hoffen lässt. Die auf Produktionsdauer Angestellten allerdings sind dabei noch nicht im Fokus. Doch auch das könnte sich ändern.

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Wir machen keine Scherze über das Virus. Aber der erste ist wirklich gut [auf Englisch].

 

Was viele berichten, liegt nun in Zahlen vor: Die Kurzumfrage zu den Auswirkungen der Krise auf die Filmschaffenden ist abgeschlossen. Rund 4.800 Antworten sind eingegangen. Die Umfrage entstand in Zusammenarbeit mit AG Dok, BVFK, Fair TV und Crew United und wird nun von Jörg Langer ausgewertet. Wir werden die Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen morgen vorstellen.

 

Netflix ist jetzt der wertvollste Medienkonzern: An der Börse überflügelte der Streaming-Dienst den Konkurrenten Disney. Das ist ein historischer Wert, der mit der Coronakrise zusammenhängt. Disney kontert aber mit seinem eigenen Streaming-Angebot.
Disney setzt die Gehaltszahlungen für fast die Hälfte seiner Angestellten aus – und will so bis zu 500 Millionen Dollar im Monat einsparen. Mehr als 100.000 Mitarbeiter*innen seien betroffen, meldet das „Handelsblatt“, während das Unternehmen Bonusprogramme für Führungskräfte und eine Dividendenzahlung über 1,5 Milliarden Dollar nicht antasten will.
Disneys Dilemma in der Krise beschreibt ein Finanzanalyst.

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Jippieh! Wir dürfen bald wieder raus. Aber nur ganz vorsichtig. Irgendwie. | Foto © Leo Dorian Stiebeling

Geld oder Leben? Bund und Länder haben heute beraten: Die Einschränkungen sollen gelockert werden. Aber ganz vorsichtig.  Unterdessen zeigt sich, wie mit Zahlen und Fakten aus den unterschiedlichsten Gründen gespielt wird. Wir bitten darum um Nachsicht, wenn der allgemeine Presseüberblick heute etwas umfangreicher ausfällt.

 

Die Brancheninfos erscheinen gleichzeitig auch auf unserem Blog out-takes zum Nachlesen.

Die Kurzumfrage zur Situation der befristet Angestellten in der Filmbranche ist überarbeitet, die Stolpersteine hoffentlich alle aus dem Weg geräumt. Wir drängen nochmals auf rege Teilnahme. Nur so wird es belastbare Daten geben, ob oder in wieweit die Hilfsprogramm die Filmschaffenden überhaupt erreichen. 

Gleiches gilt für die Petition zum ALG1.

 

Schulen und manche Geschäfte sollen wieder öffnen, Maskentragen wird empfohlen – und Großveranstaltungen bleiben noch auf Monate untersagt: So planen Bund und Länder den Weg aus dem Lockdown.

Schnelle Daten, pünktlich geliefert: Wie ein Wissenschaftler zum Kronzeugen für einen raschen Exit wurde. Eine Rekonstruktion der Wissenschaftsjournalisten Christian Schwägerl und Joachim Budde.

An der Präsentation der „Heinsberg-Studie“ war auch die PR-Agentur Storymachine beteiligt. Das wirft Fragen auf, auch für die ARD-„Sportschau“.

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„Coronoia“ – ein Mini-Noir-Filmchen von und mit Robert Sigl. Kamera: Rostislav Stepanek, Musik: Markus Urchs. Auf Youtube. | Screenshot

Lauter gute Nachrichten: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 14. 

 

„Gründonnerstag 29 März 2018. Der Frankfurter Hauptbahnhof wurde von milder Abendsonne geflutet, die wartenden Passagiere an Gleis 9 warfen lange Schatten. Auf die Minute pünktlich um 18 Uhr 30 fuhr Tanja Arnheim mit ICE 375 aus Berlin ein. Als Jerome Daimler, der eine Tüte mit frischen Backwaren in der Hand hielt, Tanja auf Höhe des Bistros aussteigen sah, überlegte er für einen Moment, ob er ihr entgegen laufen sollte, aber dann fand er es charmanter, einfach stehen zu bleiben.“
Leif Randt: „Allegro Pastell“, Anfangssätze

 

Ein Prozent aller Deutschen ist gerade infiziert. Auch wenn morgen Karfreitag ist und es da noch die ganze Zeit ums Opfer geht, bevor danach dann die Wiederauferstehung dran ist, möchten wir uns heute mal auf ein paar gute Nachrichten konzentrieren. 

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Wer kennt Robert Sigl? Vermutlich viel zu wenige von Euch, die jetzt lesen. Denn Sigl ist einer der großen Unbekannten des deutschen Kinos, und das selbstredend zu Unrecht. Jetzt hat der Münchner Regisseur einen schönen witzigen stillen Kurzfilm gemacht. Er heißt „Coronoia“, und steht auf YouTube.

Das ist eine gute Gelegenheit, um nachdrücklich auf Sigl Regiedebüt hinzuweisen. Es heißt „Laurin“ und hätte es damals die verdiente Aufmerksamkeit bekommen – die deutsche Filmgeschichte wäre anders und vermutlich besser verlaufen. 

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caption=“Abwarten und Ruhe bewahren. Was macht das Virus aus der Gesellschaft? | Foto © Lucas Werkmeister, CC BY 4.0 (cropped)“

 

Mehr und mehr Gedanken drehen sich um die Welt nach der Krise. Die Soforthilfen werden in den Bundesländern unterschiedlich gehandhabt. Baden-Württemberg will jetzt Vorbild sein für eine einheitliche Regelung, die auch die Lebenshaltungskosten anerkennt. Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Anregungen, Fragen und Kommentare. Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können. 

 

Gestern war Weltgesundheitstag – und der Geburtstag von Francis Ford Coppola. Darum hatte der Regisseur seine Stimme auch einem italienischen Automobilhersteller geliehen, für eine Hoffnungsbotschaft an seine „Landsleute“.

 

Über Nachhaltigkeit will kaum einer reden in der Krise. Dabei ist sie die Krisenwissenschaft par excellence. Sie verrät, warum wir mit alten Rezepten nicht weiterkommen, schreibt der Sozialwissenschaftler Davide Brocchi auf „Spektrum“.

Damit „alles anders“ wird, darf nichts mehr so bleiben, wie es ist, meint Christof Wackernagel und schreibt „über die Unmöglichkeit, Ungerechtigkeit gerecht zu verteilen“.

Wir sind eine Gesellschaft, die kein Bewusstsein für Krisen hat. Katastrophen fanden stets woanders statt. Bis jetzt. Meint die „Taz“.

Corona-Impfstoffe in Afrika testen? Die Überlegung zweier Ärzte regt Frankreich auf.

Die Münchner Uniklinik braucht dringend Plasmaspender*innen! Geheilte Covid-19-Patient*innen haben bereits Antikörper gegen das Corona-Virus gebildet, die möglicherweise bei lebensbedrohlichen Infektionen anderer Infizierter helfen kann.

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Fernsehserien und der Beitrag ihrer Autoren. Der Infografiker Christian Laesser bringt Muster in die Daten. | Grafik © Christian Laesser

Mit der Arbeitslosenversicherung haben Filmschaffende ihre eigenen Erfahrungen – in der Krise ist es nicht besser. Die Babelsberger Kolleg*innen dürfen jetzt doch in Kurzarbeit, und zum Abschluss fragen wir etwas länger nach, wie die Synchronstudios wieder weiterarbeiten wollen. Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Anregungen, Fragen und Kommentare. Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können. 

 

Zum leichten Einstieg mal was völlig anderes: Daten sichtbar machen ist für den Berliner Infografiker Christian Laesser Berufsalltag. Nebenbei erforscht er, ob oder wie die Muster in den Daten, die Welt erklären – und bringt Struktur ins Gewirr. Ernsthaft beim „German Media Universe“, unterhaltsamer bei anderen Projekten – etwa, wie unsere Lieblingsserien miteinander verknüpft sind. 

 

Was ist mit den vielen, die nicht soloselbständig sind oder Unternehmer – sondern „auf Produktionsdauer angestellt“? Und die bei Anbruch der Krise noch auf das nächste Projekt warteten? Sollen die jetzt stempeln gehen? Oder gar die „Grundsicherung“ beantragen, bekannter als „Hartz 4“? 

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Kai Zwettler unterrichtete ein Jahr lang Deutsch an einer Schule im chinesischen Wuhan. Und drehte einen Kurzfilm wider antiasiatischen Rassismus. | Foto © Kai Zwettler

Noch ein Riesenhilfsprogramm soll nun den Mittelstand retten. Soloselbständige werden derweil von den Hilfen abgeschnitten. Die Kulturstaatsministerin findet, dass alles funktioniert, die Betroffenen sehen das zum Teil anders. Und Studio Babelsberg kann nun doch kurzarbeiten. Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Anregungen, Fragen und Kommentare. Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können. 

 

Wuhan vor Corona: Von 2012 bis 2013 lebte Kai Zwettler ein Jahr lang im chinesischen Wuhan und unterrichtete Deutsch an einer Schule. Bis heute hat er viele Freunde in der Stadt. In der Corona-Krise richtet er sich nun mit einem Dokumentarfilm gegen antiasiatischen Rassismus.

Wer doch noch mal lachen will, mag sich beim „Postillon“ informieren. Danke für den Tipp.

 

Und was ist mit den vielen Tausend kurzzeitig befristeten Angestellten unter uns, die sich vergessen fühlen? Und denen die zwischen zwei Projekten Arbeitslosengeld 2 (auch „Grundsicherung“ oder „Hartz 4“ genannt) beziehen? Fragen wie diese erreichen uns jeden Tag … Am vorigen Donnerstag hatte die Arbeitsagentur die Bedingungen fürs Arbeitslosengeld 1 gelockert, vollständig beantwortet werden die Fragen durch die ersten Erklärungen aber nicht. Laut der Website der Arbeitsagentur wird der Bezug von Arbeitslosengeld 2 automatisch bis zum 30. August verlängert. Wir hatten die Behörde am Freitag um Klarstellung gebeten. Eine Antwort wurde uns für morgen zugesagt.

Die Situation für Filmschaffende ist schwer zu überschauen. Die Münchner Filmwerkstatt will morgen mit einem kostenlosen Online-Seminar etwas Licht ins Dunkel bringen. Zwei Stunden lang wird der Fachanwalt für Arbeitsrecht Steffen Schmid-Hug über Kündigungen, Kurzarbeit und mehr informieren. Das Seminar startet am morgigen Dienstag, 7. April, um 18 Uhr. Anmeldungen werden bis 12 Uhr an (Aktiviere Javascript, um die Email-Adresse zu sehen) erbeten.

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Der litauische Regisseur Robertas Nevecka überlegt in seinem animierten Kurzfilm, was Filmschaffende aller Gewerke wohl jetzt so zuhause machen. | Screenshot

Kurz vor Redaktionsschluss erreicht uns eine gut Nachricht: Für freiwillig Versicherte Selbstständige werden die Regeln beim Arbeitslosengeld gelockert. Über Hilfsprogramme für Kleinunternehmer und Selbständige sprach der Deutschlandfunk heute mit Experten. Über eine Stunde geben sie Tipps und Erklärungen. Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Anregungen, Fragen und Kommentare. 

 

Was treiben Filmschaffende in der Quarantäne? Der litauische Regisseur Robertas Nevecka unternimmt einen animierten Streifzug durch die Gewerke.

 

Eine gute Nachricht für Selbständige, die freiwillig in der gesetzlichen Arbeitslosenver- sicherung versichert sind: Für sie wurden die Regeln zum Arbeitslosengeldbezug und zu Beitragszahlungen gelockert, wenn sie durch die Corona-Krise unverschuldet arbeitslos geworden sind. Das teilte die Agentur für Arbeit München heute mit. Wer bereits innerhalb der letzten 12 Monate Arbeitslosengeld bezogen und erneut beantragt hat, kann sich danach erneut freiwillig versichern. Diese Ausnahme gilt bis zum 30. September 2020 (bisher wurden Selbstständige bei einem zweiten Arbeitslosengeldbezug binnen eines Jahres aus der freiwilligen Arbeitslosenversicherung ausgeschlossen, wenn sie die gleiche selbstständige Tätigkeit wieder aufnehmen).
Wer in den letzten 30 Monaten vor der jetzigen Arbeitslosigkeit mindestens 12 Monate Beitrage gezahlt hat, kann Arbeitslosengeld bei der Agentur für Arbeit beantragen. Dabei ist unerheblich, ob die Beitragszeiten durch freiwillige Versicherung oder Pflichtversicherung (etwa als sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter) gezahlt wurden.
Auch Selbstständige, die bereits vor längerer Zeit einmal über die freiwillige Versicherung Arbeitslosengeld bezogen haben, können einen erneuten Anspruch auf Arbeitslosengeld erwerben. Voraussetzung ist, dass seitdem mindestens 12 Monate Beiträge in die freiwillige Arbeitslosenversicherung eingezahlt wurden. Nach der Arbeitslosigkeit können Sie sich wieder freiwillig versichern. 

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Jeder Zyniker ist nur ein enttäuschter Moralist, lässt Susanne Heinrich in ihrem Film „Das melancholische Mädchen“ sagen. Nein, ein Zyniker will unser Kolumnist nicht sein. | Foto © Stadtkino

Lese-, Hör- und Streamingtips fürs blogfreie Wochenende, Hilfe für eine Schauspielerin und ein paar Sätze in eigener Sache – Apokalyptiker & Integrierte; Gedanken in der Pandemie 05.

 

„The streets are that empty. It seems as though the bulk of the city has retreated to their quarters, rightfully so. At this time, it seems very poignant to avoid all public spaces. Even the bars, as I told Hemingway, but to that he punched me in the stomach, to which I asked if he had washed his hands. He hadn’t. He is much the denier, that one. Why, he considers the virus to be just influenza. I’m curious of his sources.“
Der US-Schriftsteller F. Scott Fitzgerald über sich und seinen Freund Ernest Hemingway während der Spanischen Grippe – leider zu schön, um wahr zu sein.

 

Fake News gibt es viele. So auch leider, leider dieses wunderbare Zitat von Francis Scott Fitzgerald, das in den letzten Tagen durch die Medien geisterte. Auch die „Taz“ ist ihm aufgesessen, reagiert aber souverän: „Warum soll man denn Fakes vergessen, Non-Fakes aber nicht? Das war mal genau andersherum: Als Romane noch buchstäblich ergreifend waren, und Zeitungen eher was für den ebenso schnell- wie leichtgläubigen Plebs.“ schreibt „Taz“-Autor Ralf Sotschek. Recht hat er.

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Eigentlich wollte ich heute mal nur über schöne Dinge schreiben. Aber das ist nicht ganz so einfach in Corona-Zeiten. 

So muss ich zuerst eine Schauspielerin erwähnen, der es gerade nicht gut geht, nicht zuletzt in der Hoffnung dass wir alle ihr helfen können. Es handelt sich um Halima Ilter. Sie kommt aus Berlin und ist Deutsche. In den letzten Wochen hat sie im kurdischen Teil des Irak (oder im irakischen Kurdistan, das ist egal jetzt) mit einer spanischen Crew einen Film gedreht. Jetzt wollte sie zurück, alle Flüge sind gecancelt, und das deutsche Konsulat in Erbil hat sich (anscheinend auch in nicht eben freundlichen Worten) geweigert, ihr zu helfen oder auch nur Unterkunft zu besorgen – warum auch immer. Nun muss sie im spanischen Konsulat wohnen. 

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Sebastian Höglinger (links) und Peter Schernhuber leiten seit 2016 die Diagonale. Theodor W. Adorno starb 1969. | Foto © Diagonale, Natascha Unkart

Loggt Euch alle ein! Filmfestivals als Lebensmittel: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 02.

„Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung.“
„Mir nicht.“
Theodor W. Adorno im Gespräch mit dem „Spiegel“ vom 5. Mai 1969.

„Wir möchten uns gegen eine Kunst und Kulturszene verwehren, die bloß anlassspezifisch, tagesaktuell und themenorientiert politisch agiert. Die Zusammenhänge sind komplexer. Und bedürfen des Zweifels. Wo er fehlt, regiert die Unsicherheit, von der uns gegenwärtig viel zu viel umgibt.“
Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber 2016 in ihrer ersten Diagonale-Eröffnungsrede.

 

Am Dienstag-Abend wurde die „Diagonale“ in Graz eröffnet, das wichtigste „Festival des österreichischen Films“ und eine der Veranstaltungen, auf die ich mich in den letzten Jahren immer gefreut habe. Graz ist so etwas wie der Frühlingsanfang des Filmjahres. Hier in der zweitgrößten Stadt Österreichs in der südlichen Steiermark ist es schon wärmer, man kann außer im Kino auch draußen in der Sonne sitzen, und die Filme sind sehr gut. Auch 2020 werde ich die Diagonale besuchen.

Aber wie bitte? Was heißt das: „besuchen“, „eröffnet“? Schließlich gelten in Österreich noch strengere Ausgangsregeln und Pandemie-Einschränkungen. Was soll es also, was ist gemeint?

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Ja, wir wissen es: Unser Foto zeigt einen Kleinbilddiafilm. Der hat aber auch 35 Millimeter und sieht ebenso cool aus. | Foto © Pexels auf Pixabay

Die Lage ist unübersichtlich – aber rege. Neue Hilfspakte sollen auch Soloselbständigen helfen, Produktionen werden unterbrochen und schaffen neue Unsicherheiten: Vermehrt erreichen uns Fragen zu Kündigungen und Vertragsauflösungen. Leider können wir zu Einzelfällen keine arbeitsrechtliche Einschätzung abgeben, und verweisen an die Kompetenz von Berufsverbänden, Gewerkschaften und Beratern. Wir wollen aber ab dieser Ausgabe versuchen, anhand der vielen Rückmeldungen doch etwas Überblick zu schaffen: Wo wird noch gedreht und wo nicht? Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare. Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können. 

 

Übrigens: Es geht nicht nur um das Leben von Oma und Opa. 

 

Selbstständige, Freiberufler und Kleinunternehmer sehen durch den Coronavirus auch ihre Existenzgrundlage bedroht. Welche Hilfen der Staat ihnen bietet und was sie selbst tun können, zeigt ein umfassender Überblick im Gründerlexikon. Zwei Maßnahmen werden, wo möglich, als erste Reaktion auf den Krisenmodus empfohlen:
1. Einnahmen vorziehen und Ausgaben zurückstellen: Noch offene Rechnungen sollten schnellstmöglich eingefordert, Betriebsausgaben verzögert und zurückgestellt werden.
2. Überstunden abbauen und Minusstunden aufbauen.

Mal sehen, was draus wird: Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat intern angeregt, ein „unbürokratisch und schnell umsetzbares“ Zuschussprogramm für alle Soloselbstständigen in Berlin aufzulegen, die durch alle bisher aufgelegten Förderprogramme fallen beziehungsweise nicht von Steuerermäßigungen profitieren können. Sie sollten mit jeweils 15.000 Euro unterstützt werden, meldet der „Tagesspiegel“.

Die Regisseurin Bettina Kenter-Götte hat in ihrem Buch „Heart’s Fear – Hartz IV – Geschichten von Armut und Ausgrenzung“ die Nöte von vielen Freischaffenden und Selbstständigen in Deutschland exemplarisch beschrieben – noch ganz ohne Coronakrise. Im Interview mit Radio Lora sprach sie am Dienstag über deren Auswirkungen auf die  freien Bühnen- und Medienschaffenden (ab Minute 26:50).  

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22 Jahre lang war Cornelia Ackers beim Bayerischen Rundfunk für den „Polizeiruf 110“ ­verantwortlich. Als Redakteurin hatte sie ungewöhnliche und beliebte ­Ermittlerfiguren mitentwickelt. ­Diesen Monat ­wurde sie ­abgesetzt. Die Gründe liegen im Dunkeln. | Foto © BR, Markus Kovalin

… und die Lügen, die wir Gegenwart nennen – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogängers, 209. Folge.

„Die Menschen zu zeigen ohne Maske, ohne Schminke, sie mit den Augen des Apparats zu packen im Moment des Nicht­spie­lens.“
Dziga Vertov

Eigent­lich ist Michael Klier kein Doku­men­tar­filmer, obwohl er von Anfang an auch doku­men­ta­risch gear­beitet hat. Kliers Filme lohnen immer den Besuch, und den zweiten, dritten Blick. Diese Kurzfilme aber, geist­reiche Refle­xionen über das Kino und die Cine­philie, seiner­zeit für die längst abge­wi­ckelte Film­re­dak­tion des WDR entstanden, kennt kaum einer. Und bei manchem, was man hier sieht, zum Beispiel Casting-Aufnahmen Unbe­kannter, die in den 1980ern zu Stars wurden, fragt man sich eh, wo der Mann dieses großar­tige Material her hat. „Lohnens­wert wäre eine DVD mit Kliers WDR-Filmen unter anderem über Jean-Marie Straub, Roberto Rossel­lini, und Godards Kame­ramänner“, schrieb vor ein paar Jahren Hans Helmut Prinzler.

Vorige Woche waren in der Brot­fa­brik in Berlin Kliers Kino­por­trät­filme zu sehen. Wenn man da Truffaut zuhört, wie er über die Frauen spricht, den kleinen Schwes­tern der Nouvelle Vague begegnet, die Kame­ramänner Renato Berta und William Lubt­chansky von ihrer Arbeit und den Konflikten mit Godard sprechen hört und Henri Alekan über die Arbeit mit Wim Wenders und Jean Cocteau, und Rossel­lini als Philo­so­phen entdeckt, wenn man Jean-Marie Straub und Danielle Huillet im römischen Exil entdeckt, dann ersteht eine Film-Land­schaft aus vergan­gener Zeit wieder auf.

Auch ein Diskurs übers Kino, den gerade Deutsch­land braucht: „Die Themen und Fragen, die von den ,Film­schaf­fenden‘ darin formu­liert werden, sind noch – oder wieder hoch­ak­tuell.“ schreibt Klier, der die Vorfüh­rung der Porträts wie einen einzelnen langen Episoden-Film angelegt hat.

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