King Kong und die weiße Frau (1933)
Wer hat Angst vor Donald Trump? Der neue US-Präsident und das Kino, die Medien und die Propaganda – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 143. Folge
»All you need in this life is igorance and confidence and then success is sure.«
Mark Twain
»Die wirkliche Welt ist in Wahrheit nur eine Karikatur unserer großen Romane.«
Arno Schmidt
Ganz ruhig bleiben, Leute! Es ist einfach nicht so wichtig, wer Amerika regiert. Das wird alles überschätzt, gerade von den Amerika-hörigen Deutschen. In den 50er Jahren war der US-Präsident noch der »Führer der freien Welt«. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Politik ist komplizierter geworden, aber damit auch unamerikanischer: Amerikanische Verhältnisse sind längst nicht mehr der Maßstab für die hiesige Demokratie. Das ist eine gute Nachricht.
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Vielleicht geht es ja auch anderen so wie mir: Ich hätte viel dafür gegeben, heute Nacht Hillary Clintons Gesicht zu sehen, in dem Augenblick, in dem ihr klar wird, dass sie die Wahl verloren hat. Ich geb’s zu: Ihr und den ihren geschieht es recht, da bin ich schadenfroh.
Das ist wohl sowieso die entscheidende Botschaft: Für Hollywood und das Kino ist die Wahl von Donald Trump eine gute Nachricht. Zwar haben die ganzen Star-Kampagnen gegen Trump nichts gebracht. Ich fand die der Avengers am besten, in denen Robert Downey Jr, Scarlett Johansson und viele andere ganz witzig gegen Trump agitieren. Aber es hat nichts geholfen. Dafür können die Leute jetzt Anti-Trump-Filme machen. Acht Jahre Obama waren acht Jahre ohne kritische Präsidentenfilme. Weil Obama
irgendwie an Bambi erinnerte – da hatten alle Beißhemmung. Aber jetzt. Wir warten auf Oliver Stones Reaktion, wir warten sogar auf Michael Moore. Was wird Eastwood machen, mit dem Mann, der sich vor dem Vietnam-Einsatz gedrückt hat (was uns Liberalen doch sympathisch sein könnte).
Wer könnte Trump spielen? Hillary wurde vor Jahren bereits von Merryl Streep verkörpert, in Jonathan Demmes Remake von Frankenheimers Manchurian Candidate.
Aber wer könnte Trump verkörpern?
Natürlich erinnert Trump ein bisschen an King Kong, oder noch mehr an Godzilla – beide eher tolpatschig als wirklich böse, verursachen sie doch Massenpanik. Mal sehen.
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Vor acht Jahren waren die Deutschen glücklich: Barak Obama hieß der neue Hoffnungsträger. Der erste schwarze Präsident der USA, das musste einfach ein Messias sein. Ein glänzender Redner, versprach er mit Silberzunge, dass alles anders werden würde: Guantanamo geschlossen, das Klima gewandelt, der Kriegseinsatz im Nahen Osten und in Afghanistan beendet. Da war er: Der gute charismatische Führer, von dem die Deutschen seit jeher träumen, ein Friedrich Barbarossa mit dunkler
Haut.
Wenn man sich die Ergebnisse anschaut, ist aus den schönen Worten und Hoffnungen so gar nichts geworden: Außer der Gesundheitsreform und der Normalisierung der Beziehungen zu Kuba. Schluss, Aus! Dieser Präsident, der so hochgelobt und gefeiert worden ist, hat ansonsten nichts an realen Verbesserungen gebracht: Ein Bluffer und leerer Schönredner.
Jetzt gibt es wieder einen amerikanischen Politiker, der alle Phantasien der Deutschen bündelt: Er hat die rosig-weiße Haut des White Trash Amerikas und heißt Donald Trump. Trump ist nicht weniger wie Obama zu einem politischen Körper geworden, bloß ist er aus europäischer Sicht der Anti-Hoffnungsträger, der Albtraumträger.
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