Das Publikum soll ja möglichst ­viele ­europäische Produktionen ­sehen, meinen die Hersteller. Aber die Sender sollen dafür auch den angemessenen Preis zahlen. | Foto © Archiv

Das Publikum soll ja möglichst ­viele ­europäische Produktionen ­sehen, meinen die Hersteller. Aber die Sender sollen dafür auch den angemessenen Preis zahlen. | Foto © Archiv

Europa will den gemeinsamen Markt auch für digitale Inhalte: Fernsehsender müssten dann die ­Onlinerechte eines Films nur noch für ein Mitgliedsland erwerben, dürften sie aber in der gesamten EU anbieten. 411 Unternehmen und Verbände aus ganz Europa haben sich in einem Offenen Brief dagegen erklärt – darunter auch die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) mit ihrem ­Präsidenten Alfred Holighaus.

Herr Holighaus, Europa ringt um Einheit und den Wegfall der Grenzen, und bislang waren es gerade auch und vor allem „Kreative“, die sich dafür einsetzen. Nun formt sich ausgerechnet hier eine Allianz aus der gesamten EU, um die nationale Grenzen aufrechtzuerhalten. Wie passt das alles zusammen?
Gar nicht. Muss es aber auch nicht, weil das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. Keines der Filmunternehmen und kein Branchenverband spricht sich gegen Europa und die vier Grundfreiheiten des Europäischen Binnenmarktes aus. Im Gegenteil: Wir arbeiten als Filmwirtschaft so europäisch und international zusammen wie kaum eine andere Branche. So wird die Hälfte der deutschen Kinofilme als europäische Koproduktionen produziert und finanziert. Und dafür brauchen wir den Europäischen Binnenmarkt, für den wir uns auch einsetzen. Mit anderen Worten: Auf der Arbeitsebene, der Produktionsebene verwirklichen wir das europäische Motto „In Vielfalt geeint“ in Perfektion.
Das hat aber nichts mit der Frage zu tun, ob die deutschen und europäischen Filmemacher und Filmproduzenten nach den Vorstellungen der Europäischen Kommission und den Wünschen von Verbraucherschützern, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, den Kabelnetzbetreibern und großen Plattformen mit der Lizenz für ein EU-Mitgliedsland das Recht erwerben sollten, den Film in allen Mitgliedsstaaten ausstrahlen oder über ihre Mediatheken zugänglich machen zu können. Denn mit dieser Politik wird Europa lizenzrechtlich und somit erlöstechnisch auf nur ein Mitgliedsland reduziert.
Um es auch noch einmal an Zahlen zu verdeutlichen: Ein rein deutsch finanzierter Kinofilm hat ein durchschnittliches Produktionsbudget von 2,3 Millionen Euro, ein international koproduzierter Kinofilm von 11,3 Millionen Euro. Solche hohen Budgets sind möglich, weil europäische Koproduzenten zum Beispiel aus Frankreich oder Italien jeweils durch Rechteverkäufe in ihren Lizenzgebieten und nationale Fördermittel weitere Finanzmittel für die Produktion zur Verfügung stellen können. Gleichzeitig wird das Risiko der Filmherausbringung auf mehrere Schultern verteilt. Diese Möglichkeiten haben wir nicht mehr, wenn nur noch für ein Land lizenziert werden muss, um europaweit ausstrahlen zu können. Deshalb ist es für uns existenziell, innerhalb Europas unterschiedliche Gebietslizenzen für bestimmte Nutzungsarten auch exklusiv für einen bestimmten Zeitraum vergeben zu können.

So ähnlich haben auch die Mobilfunkanbieter im Streit um die Roaming-Gebühren argumentiert. Dennoch werden solche Zusatzkosten ab Juni abgeschafft, Verbraucher zahlen Für Telefonate und SMS künftig europaweit den Preis, den sie mit ihrem nationalen Anbieter vereinbart haben. Wieso sollte für die Filmbranche anderes gelten?
Weiterlesen

Aufwendige Greenscreen-Aufnahmen in Babelsberg. Manchen Filmschaffenden aber steht das Wasser bis zum Hals. Die Grünen wollen nun den Arbeits- und Produktionsbedingungen mehr Gewicht in Förderung und Filmpolitik geben. | Foto © Studio Babelsberg

Aufwendige Greenscreen-Aufnahmen in Babelsberg. Manchen Filmschaffenden aber steht das Wasser bis zum Hals. Die Grünen wollen nun den Arbeits- und Produktionsbedingungen mehr Gewicht in Förderung und Filmpolitik geben. | Foto © Studio Babelsberg

Etwas in der Branche bewegt sich doch: Jahrelang verhallten die Klagen über die Lage der Filmschaffenden unerhört in einem gleichgültigen Nirgendwo, da fand die Filmförderungsanstalt zum Jahresbeginn im neuen Filmförderungsgesetz (FFG) plötzlich eine neue Aufgabenbeschreibung: Sie habe „darauf hinzuwirken, daß in der Filmwirtschaft eingesetztes Personal zu sozialvertraglichen Bedingungen beschäftigt wird.“

Keine Panik: Das habe nicht mehr zu bedeuten als ein paar Euro für Workshops und Publikationen, erklärte die Kulturstaatsministerin Monika Grütters vor dem Bundestag – womit sie nicht nur die Position der CDU verkörpert, sondern zumindest faktisch auch die der SPD als Regierungspartner und Miturheber des neuen FFG.

Dennoch: Erstmals stehen nun die Arbeitsbedingungen in den Statuten einer deutschen Filmfördereinrichtung [PDF], noch dazu der machtvollsten. Und dass sie nun bis in deren Hallen erklingen, ist das Werk vieler. Berufsverbände, Politiker und Gewerkschaft hatten in den Stellungnahmen zum Gesetzentwurf darauf gedrängt.

Weiterlesen

Voriges Jahr auf dem Dokfest in München. Das Kino merkt noch nicht so viel von der neuen Begeisterung für den Dokumentarfilm. Vielleicht braucht er ja neue Wege zum Publikum. | Foto  © Dokfest

Voriges Jahr auf dem Dokfest in München. Das Kino merkt noch nicht so viel von der neuen Begeisterung für den Dokumentarfilm. Vielleicht braucht er ja neue Wege zum Publikum. | Foto © Dokfest

Nie zuvor waren so viele Dokumentarfilme im Kino zu sehen wie in den vergangenen Jahren. Ein großer Erfolg für die oft verkannte Erzählform. Doch dieser Erfolg ist verbunden mit den berechtigten Klagen der Verleiher und Kinobetreiber, die mit Dokumentarfilmen nur wenig Publikum und damit Einnahmen generieren. Dabei haben gerade Dokumentarfilmfestivals in den vergangenen Jahren einen enormen Zuwachs an Zuschauern. Wie kann das sein? Warum wird der Dokumentarfilm in seiner Auswertung zahlenmäßig unter Wert verkauft? Und wie können wir das ändern?

Nicht die Filme, der Begriff Dokumentarfilm zielt am großen Publikum vorbei. Anfangen hat alles mit einem Irrtum: Dieser liegt in dem englischsprachigen Begriff „Documentary“ begründet. Dokumentarfilme waren nie ein Dokument der Wirklichkeit. Dokumentarfilme sind eine Form des filmischen Erzählens und beziehen ihr Material wie der Spielfilm, der Roman oder das klassische Theater aus einer vorfilmischen Wirklichkeit. Allein ihr Entstehungsprozess ist in besonderer Weise mit dieser vorfilmischen Wirklichkeit verknüpft. Aus diesem Prozess ergibt sich eine klare Erwartungshaltung und der vermeintliche Vertrag mit dem Zuschauer: Ein Dokumentarfilm hat die Wirklichkeit zu repräsentieren.

Weiterlesen

Mit einem Lied präsentierte sich Nadine Wrietz 2011 und gewann den ersten SMS-Wettbewerb – an Weihnachten kommt sie als Hauptrolle ins Kino. Florian Hacke suchte 2013 ­vergeblich nach seinem Dialekt, ­gewann damit aber den Wettbewerb. Florentine Schara verzweifelte 2015 am Telefon an der Liebe, seither steht die Theaterschauspielerin mehr und mehr vor der Kamera (von links). | Fotos © Mirjam Knickriem | Nick Arthur Daniel | Joachim Gern

Mit einem Lied präsentierte sich Nadine Wrietz 2011 und gewann den ersten SMS-Wettbewerb – an Weihnachten kommt sie als Hauptrolle ins Kino. Florian Hacke suchte 2013 ­vergeblich nach seinem Dialekt, ­gewann damit aber den Wettbewerb. Florentine Schara verzweifelte 2015 am Telefon an der Liebe, seither steht die Theaterschauspielerin mehr und mehr vor der Kamera (von links). | Fotos © Mirjam Knickriem | Nick Arthur Daniel | Joachim Gern

Frau Wrietz, hat sich durch den SMS-Gewinn etwas verändert?

Es hat sich wahnsinnig viel für mich geändert. Nach dem Shorty-Gewinn waren viele Caster sehr neugierig auf mich, haben mich viel vorgeschlagen und mir ihr Vertrauen geschenkt, das ich versucht habe, Rolle für Rolle nicht zu enttäuschen. Ich durfte gleich im ersten Jahr wahnsinnig viel drehen. Fast immer Tagesrollen, in denen ich aber oft für den betreffenden Film prägnante Szenen spielen durfte. So hab ich viel Material sammeln können für ein neues, ganz aktuelles und facettenreiches Showreel, das mir wiederum sehr geholfen hat, besetzt zu werden.
Seit dem Gewinn damals durfte ich mittlerweile in über 50 sehr unterschiedlichen Produktionen mitspielen. Davon viel Kino und in den letzten zwei, drei Jahren immer größer werdende Rollen. Ich bin mittlerweile fest im Hauptcast einer RTL-Serie, war auf dem Traumschiff und werde von der Agentur Schlag vertreten. Im letzten Winter habe ich neben Elyas M’Barek und Philipp Schwarz meine erste Kinohauptrolle unter der Regie von Marc Rothemund drehen dürfen. Der Film heißt Dieses bescheuerte Herz und kommt Weihnachten 2017 in die Kinos.
Das ist zwar nur eine Momentaufnahme, und mir ist bewusst, dass das jederzeit wieder vorbei sein kann, wie schon mal in den Jahren vor dem SMS-Festival, aber umso glücklicher bin ich über die jetzige Situation. Bis heute werde ich regelmäßig auf das Shorty von 2011 angesprochen. Von Kollegen und Castern, auch Regisseuren und Produzenten und bin immer wieder baff, wie viel es gesehen wurde und offenbar einen Nerv getroffen hat. Darauf bin ich sehr stolz. Weiterlesen

SMS: Mein Traum – Neues aus der Traumfabrik Was hast Du geträumt, wovon träumst Du, was sind die Lebensträume die Dich leiten – oder die Alpträume, die Dich, womöglich, plagen? – Du träumst von Deinem eigenen Film? Dann mach ihn! Werde Filmfabrikant / Filmfabrikantin in Deiner eigenen Traumfabrik.

Auf ausgefeilte Filmtechnik kommt es nicht an, sondern auf Deine Kreativität, Fantasie zum Thema Traum und Deine Eigeninitiative. Deine Persönlichkeit soll im Zentrum stehen! Und das wollen wir dann auch feiern: mit einer Auswahl von 15 Shorties, die wir am 23. Juni 2017 um 14.00 Uhr im CinemaxX München zeigen. Anschließend ziehen wir weiter zum Get Together ins Vits – Die Kaffeerösterei gleich um die Ecke. Abends geht es für die, die noch weiter feiern möchten, zum Crew Call München. (Einladung und Anmeldung sind erforderlich!). Das wird ein besonderer Dreiklang während des Int. Münchner Filmfests 2017, auf den wir uns jetzt schon freuen.

Nur zwei Regeln – Mehr nicht!
*Einsendeschluss einhalten: Freitag 2. Juni 2017, 15.00 Uhr
*Länge des Traum-Shorties nicht über drei Minuten. – Es darf aber auch ausdrücklich kürzer sein!

Sehen und gesehen werden:
15 Shorties werden von der Fachjury ausgewählt und am Freitag, 23. Juni 2017, um 14.00 Uhr im CinemaxX München (Isartorplatz 8) groß präsentiert – und gefeiert. Das Publikum wählt noch vor Ort seine drei Lieblings-Shorties. Danach Get Together im Vits, Rumfordstraße 49.

Preise für die drei Lieblings-Shorties gibt’s auch:
1. Preis: 5 Jahre Premium Member video+ und 1 Jahr Premium-Bereich von casting network mit cast-box.
2. Preis: 3 Jahre Premium Member video+ und 1 Jahr Premium-Bereich von casting network mit cast-box.
3. Preis: 2 Jahre Premium Member video+ und 1 Jahr Premium-Bereich von casting network mit cast-box.
Anmerkung: Bei Teamarbeiten bis zu drei Beteiligten gelten die Preise für alle drei. Sind mehr Schauspieler beteiligt, werden die Preise für drei auf alle aufgeteilt.

Für die übrigen 12 ausgewählten Shorties: 1 Jahr Premium Member video+ für jeden am Traum-Shorty beteiligten Schauspieler.
Alle nominierten Shorties bleiben auf schauspielervideos abrufbar.

In diesem Jahr wartet auf die 3 Sieger noch ein ganz besonderer Überraschungspreis: Bevor Sie beim Crew Call München 2017 #ccmuc2017 bis in die Morgenstunden Ihren Erfolg feiern können, haben sie die wunderbare Gelegenheit, in einem feierlichen Ambiente viele Casting Directors persönlich kennenzulernen.

So kommen Eure Shorties zu uns: Bitte ladet Euren fertigen Film hier hoch: http://www.schauspielervideos.de/ecasting/bewerbung/sms-mein-traum-neues-aus-der-traumfabrik-mein-traum-self-made-shortie
(Hinweis für Schauspieler, die gemeinsam ein Shorty machen: Bitte nur einmal anmelden und den Weg zur Einreichung ohne Profil wählen. Bei allen Pflichtangaben (wie z.B. Geschlecht) bitte eine Option frei wählen. Die Namen (Vor- und Nachnamen zusammen) der beteiligten Schauspieler/-innen mit Kommas getrennt in die Felder für „Vorname“ und „Nachname“ so verteilt eintragen, dass beide Namensfelder gefüllt sind. Und bitte eine E-Mail-Adresse angeben, unter der die Einreichung für das gesamte Team abgewickelt wird. Als Foto am besten ein Gruppenbild hochladen. In der Nachricht an das Casting-Team sollten die Namen den Rollen zugeordnet werden bzw. kurz beschrieben werden, wer was macht.)

Die Auswahl. Alle Einsendungen werden auf einen Server hochgeladen und sind nur für die Jury einsehbar. Aus den Einsendungen wird eine Vorauswahl getroffen und diese zusätzlich in einer gemeinsamen Jurysitzung gesichtet, um die 15 Finalisten zu ermitteln.

Ein Traum: Die Jury 2017

Aus München: Franziska Aigner – kennt wahrscheinlich jede bayerische Schauspielerin, jeden bayerischen Schauspieler. Manche – und damit sie selbst – haben den neuen bayerischen Film geprägt: etwa mit dem Niederbayern-Triptychon Grießnockerlaffäre, Schweinskopf al dente und Winterkartoffelknödel. Deborah Congia aus Hamburg verbindet man sofort mit modernem Kino, mit Fatih Akins Filmen, neuerdings auch mit Christian Ulmens anarchischen TV-Umtrieben (Jerks). Wir freuen uns auf Susanne Ritter aus Köln, die für die Besetzung feiner und mutiger Kinofilme steht: siehe Tannöd oder Egoshooter. Das Regiefach ist mit einem Meister des Psycho-Dramas besetzt: Johannes Fabrick – siehe Zweimal lebenslänglich, Wenn es am schönsten ist, Die Tochter des Mörders. Dr. Liane Jessen ist mit Herz und Mut zum Risiko die Chefin der Spielfilmredaktion des Hessischen Rundfunks, einer Redaktion also, die noch selbst produziert. Sie verantwortet u.a. den „Tatort“ mit Ulrich Tukur, oft genug changierend zwischen (Alp)Traum und traumatischer Wahrhaftigkeit, wie Im Schmerz geboren. Mit Anita Schneider, OLGA FILM haben wir eine Produzentin und Produktionsfirma gewonnen, die für große Kino-Leidenschaft und feine Fernsehunterhaltung steht: Die Reihe Kommissarin Lucas, Vincent will Meer, zahlreiche Filme von Doris Dörrie u.v.m. Wer Florentine Schara gesehen hat, vergisst es nicht – das Problem mit der Katze. Bester Beweis für die Wirksamkeit eines SMS Shorties. Sie wurde damit Gewinnerin des letztens und somit Jurymitglied des aktuellen Festivals. Tim Seyfi hat es allen gezeigt: man muss, man kann an seinem Traum arbeiten, professionell, charmant, realistisch, optimistisch. In München kannten und schätzen ihn schon sehr viele  – jetzt kennt ihn ganz Deutschland, als „Kommissar Pascha“.

Was ist ein Selfmade-Shorty Ein selbstgemachter, kurzer Film, in dem man sich selbst in Szene setzt und als Schauspieler/in präsentiert

Für wen sind SMS – Self Made Shorties? Für alle, denen Showreel-Material fehlt – dann heißt unsere Devise: lieber selber machen – lieber selber etwas drehen und damit die Datenbanken bevölkern, als auf die große Gelegenheit, die tolle Rolle warten! Für diejenigen, die schon zig Rollen auf ihrem Showreel haben, kann ein Selfmade Shorty eine sinnvolle Ergänzung sein: „Super, jetzt zeig‘ ich mal eine Seite oder Fähigkeit von mir, die noch keiner kennt.“ Oder einfach: weil ich schon immer mal meinen eigenen Film machen wollte. Nützen sollen SMS – Self Made Shorties – allen , die Rollen besetzen: Casting Directors, Regisseuren, Redakteuren, Produzenten – weil man hier Persönlichkeiten entdecken kann und natürlich den Schauspieler und die Schauspielerin für die richtige Rolle.

Wie sollen die SMS aussehen – gibt es technische Vorgaben? Wir wollen keine Vorschriften machen, außer: weitgehend selbst konzipiert und gemacht. Es kommt auf Euch an – nicht auf das Knowhow von Regie-, Kamera- oder Schnittprofis. Und nicht länger als drei Minuten! Man kann mit Videokamera oder Webcam oder mit dem Handy drehen.

Wer darf mitmachen? Professionelle Schauspieler und Schauspielstudenten einer staatlich anerkannten Schauspielschule ab dem zweiten Jahrgang, keine Altersbeschränkung.

Wann erfahre ich, ob ich in der Auswahl bin? Beim Festival am 23. Juni 2017 um 14:00 Uhr im CinemaxX, München.

Wo gibt es Kinotickets für die Veranstaltung?
Kostenlose Tickets kann man ab Anfang Juni online bestellen. Die Adresse wird hier bekannt gegeben.

Noch eine Bitte: Verwendet Euer Traum Shorty öffentlich erst nach dem Festival am 23. Juni 2017, um die Spannung zu erhalten. Dann aber wo immer es geht!

Hier findet Ihr ein Interview mit den wunderbaren Siegern der SMS-Festivals 2013, 2015 und 2017: https://out-takes.de/index.php/2017/zeit-zum-traeumen/

Mit einem Lied präsentierte sich Nadine Wrietz 2011 und gewann den ersten SMS-Wettbewerb – an Weihnachten kommt sie als Hauptrolle ins Kino. Florian Hacke suchte 2013 ­vergeblich nach seinem Dialekt, ­gewann damit aber den Wettbewerb. Florentine Schara verzweifelte 2015 am Telefon an der Liebe, seither steht die Theaterschauspielerin mehr und mehr vor der Kamera (von links). | Fotos © Mirjam Knickriem | Nick Arthur Daniel | Joachim Gern

Mit einem Lied präsentierte sich Nadine Wrietz 2011 und gewann den ersten SMS-Wettbewerb – an Weihnachten kommt sie als Hauptrolle ins Kino. Florian Hacke suchte 2013 ­vergeblich nach seinem Dialekt, ­gewann damit aber den Wettbewerb. Florentine Schara verzweifelte 2015 am Telefon an der Liebe, seither steht die Theaterschauspielerin mehr und mehr vor der Kamera (von links). | Fotos © Mirjam Knickriem | Nick Arthur Daniel | Joachim Gern

Hier kann man einen Einblick gewinnen in das Festival 2015 – damals ging es um das große Thema Liebe: SMS Loveshorties – Das Festival des Liebesfilms.

Und hier noch einmal die nominierten Shorties von 2011 und 2013:
SMS Self Made Shorties 2011 – Die Nominierten
SMS Self Made Shorties 2013 – Die Nominierten

Casting Network wird wieder die Berichterstattung machen. Hier der Film über die Veranstaltung 2015:

Die Veranstaltung ist auch auf Facebook zu finden:
SMS Self Made Shorties 2017 auf Facebook

Kontakt für alle Anfragen rund ums Festival:
Bitte wendet Euch an Schauspielervideos.
E-Mail: (Aktiviere Javascript, um die Email-Adresse zu sehen), Fon: +49.30 – 99 19 49 70

Und nun viel Spaß und Erfolg mit Eurem Traum-Shorty

Daniel, David, Urs, Oliver und Vincent

Das 4. Self Made Shorties – Festival ist eine Veranstaltung von crew united & schauspielervideos in Kooperation mit casting-network und out takes, unterstützt von cinearte .

Grafische Gestaltung: Cernodesign

Konzeption und Beratung: ZAV Künstlervermittlung.

 

 

ZAV Künstlervermittlung Film / TV
Kapuzinerstr. 26,
80377 München
Tel +49 (0)89 381 707-19
mobil +49 (0)176 430 648 52
(Aktiviere Javascript, um die Email-Adresse zu sehen)

v.l. Jaqueline Macaulay, Hans-Werner Meyer, Manuela Schwesig, Julia Beerhold, Ann-Kathrin Kramer, Harald Krassnitzer und Andrea Gerhard © Phil Dera

Am 14.2.2017 lud der Bundesverband Schauspiel (BFFS) in Kooperation mit dem Bundesfamilienministerium zu einem Stehempfang zum Thema „Gender Pay Gap im Bereich Schauspiel“ ein.

Vor rund 200 geladenen Gästen aus Politik und Kultur sprachen Bundesministerin Manuela Schwesig, Schauspielerin und BFFS-Vorstandsmitglied Julia Beerhold und die Podiumsgäste Ann-Kathrin Kramer, Harald Krassnitzer, Hans-Werner Meyer und Jacqueline Macauley über die Auswirkungen geschlechtsabhängiger Bezahlung und Präsenz auf dem Bildschirm und der Bühne.

Hintergrund-Fakten:

Die Lohnlücke zwischen Schauspielerinnen und Schauspielern betrug in den Jahren 2000 bis 2009 im Bereich Fernsehen im Schnitt 22,7 Prozent.
Quelle: Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL).

Nicht nur niedrigere Gagen für Frauen, sondern auch die geringere Präsenz weiblicher Figuren auf dem Bildschirm sind die Ursache für die Lohnlücke im Bereich Schauspiel.

Der Bundesverband Schauspiel fordert daher die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender und die Filmförderanstalten auf, regelmäßig ein Monitoring durchzuführen und zu veröffentlichen. Ein Mal im Jahr sollen Sender und Förderanstalten darlegen, wie viele Frauen und Männer sie vor der Kamera beschäftigen, und wie viel die Gesamtheit der Männer und die Gesamtheit der Frauen jeweils verdienen

Eine höhere Bildwiederholrate macht das Bild klarer – doch es verliert auch den Kino-Look und wirkt befremdlich plastisch. Die ­Saar­brücker Forscher nutzen die Werkzeuge der Postproduktion: Mittels Masken und Tracking werden Bildbereiche ausgewählt und ­verfolgt, die unterschiedliche Wiederholraten bekommen. Bildausschnitte eines Videos können ­beliebig in Richtung höherer Brillianz und ­Detailreichtum oder gewünschter Ästhetik ­verändert werden. Die Algorithmen verhindern Artefakte zwischen den Teilbereichen. So läßt sich auch dies für die Bildgestaltung nutzen. | Foto © Max-Planck-Institut, Blender Foundation?(CC)

Eine höhere Bildwiederholrate macht das Bild klarer – doch es verliert auch den Kino-Look und wirkt befremdlich plastisch. Die ­Saar­brücker Forscher nutzen die Werkzeuge der Postproduktion: Mittels Masken und Tracking werden Bildbereiche ausgewählt und ­verfolgt, die unterschiedliche Wiederholraten bekommen. Bildausschnitte eines Videos können ­beliebig in Richtung höherer Brillianz und ­Detailreichtum oder gewünschter Ästhetik ­verändert werden. Die Algorithmen verhindern Artefakte zwischen den Teilbereichen. So läßt sich auch dies für die Bildgestaltung nutzen. | Foto © Max-Planck-Institut, Blender Foundation?(CC)

Visuelle Artefakte im Film oder im Video sind häufig der begrenzten Bildwiederholrate geschuldet, gerne auch Framerate genannt. Die legt fest, wie weit ein Objekt bestimmter Geschwindigkeit zwischen aufeinanderfolgenden Einzelbildern verschoben wird. Schnelle Bewegungen führen bei niedrigen Bildwiederholraten mitunter zu störenden Effekten – das Bild verschwimmt, flackert oder ruckelt. Teilweise treten auch optische Illusionen auf, wie etwa der ­„Wagenradeffekt“, bei dem ein Speichenrad rückwärts zu laufen scheint, wenn die Bildwiederholrate zu niedrig und der Szene nicht angepasst ist.

Höhere Bildwiederholraten können diese Artefakte reduzieren oder vermeiden, feinere Details darstellen und die Brillianz erhöhen. Die bessere Bildqualität ist in der Lage, bewegte ­Objekte präziser darzustellen, kann jedoch zugleich einen plastischen Look wie in einer Seifenoper erzeugen. Manche Zuschauer mögen das nicht.

Weiterlesen

Von links nach recht: Burkhard Blienert, Sol Bondy, Prof. Dr. Ursula von Keitz, Prof. Dr. Andreas Schreitmüller, Lisa Basten, Dr. Klaus Lederer, Christine Berg, Rüdiger Suchsland - FOTO: Christian Dosch

Im Folgenden haben wir versucht, die wesentlichen Aussagen unserer Panelgäste zusammenzustellen:

lederer

Dr. Klaus Lederer, Bürgermeister von Berlin, Senator für Kultur und Europa
Unterm Strich gibt es eine Gemeinsamkeit zwischen einem Metzger und einem Filmschaffenden, auch wenn diese gerne verwischt wird und Kunstschaffende dies selbst gerne lieber verdrängen würden: Es handelt sich um die Verausgabung menschlicher Arbeit. Insofern ist es ein Arbeitsprozess, der einen Wert hat und entsprechend entgolten werden muss […]. Dies sollte nicht nur über die Einflussnahme von Koalitionsverhandlungen und die damit einhergehende Kontrolle von Untergrenzen bei den Vergabekriterien erfolgen, sondern auch in der Branche selbst thematisiert werden, wie dies beispielsweise von Crew United und Ensemble Netzwerken im Theaterbereich bereits getan wird. Es braucht einen gesellschaftlichen Aufbruch, der deutlich macht, dass Kunst und Kultur nicht aus- schließlich anhand von Kriterien des Marktes und des Niederkonkurrierens erzeugt werden können.

Es geht hierbei nicht um den guten oder bösen Willen der Produzenten, sondern um bestimmte Marktstrukturen und Kräfteverhältnisse in einem bestimmten gesellschaftlichen Milieu und das ist hier die Kunst- und Kreativklasse. Es ist ein Missverständnis zu glauben, dass persönliche Freiheit einerseits verbunden sein muss mit der permanenten Gefahr des sozialen Falls ins Nichts. Es ist kein Zufall, dass die Kampfstärke der Gewerkschaften gerade in diesen prekären Bereichen so gering ist. Dies ist mit dem Wegdrängen der klassischen Gewerkschaftsorganisationen aus diesen Bereichen verbunden. Es gab Zeiten, in denen Filmschaffende in den Streik getreten sind. Heute kann dies durch die bestehenden Marktstrukturen umgangen werden.

basten
Lisa Marie Basten, Autorin und Wissenschaftlerin
Jörg Langers Umfrage aus dem letzten Jahr zeigte, dass nur einer von zehn Filmschaffenden ausreichend fürs Alter vorgesorgt hat. Nicht etwa weil Künstler kein Interesse daran haben, sondern zwei Drittel gaben an, dass ihnen schlichtweg das Geld hierfür fehlt. Es gibt ein strukturelles Problem: Wir haben nichts Vergleichbares zu den Gewerkschaften in anderen Bereichen, die eine Durchsetzungskraft haben und auf Augenhöhe verhandeln können. […] Die Film- und Fernsehbranche als Teil der Kultur- und Kreativwirtschaft ist auch eine Modellbranche. Wir sind vor strukturelle Probleme gestellt, in denen auch der Gesetzgeber gefordert ist.

Die Diskussion geht an der Realität vorbei, wenn wir uns nicht immer wieder vor Augen halten, dass eine projekt- basierte Beschäftigung, die demnach keine unbefristete Vollzeitstelle ist, fundamental infrage stellt, was soziale Absicherung ist. Daher ist dies kein Luxusproblem, sondern eine Debatte, die essentiell für die Zukunft dieses Landes ist. Ein beispielhafter Ansatz wäre die Pensionskasse Rundfunk verpflichtend zu machen. Außerdem braucht es in irgendeiner Form Kontrollmechanismen. Die Festlegung des Sozialverträglichkeitsgesetzes alleine reicht an diesem Punkt nicht.

blienertBurkhard Blienert, Mitglied des Deutschen Bundestags, Filmpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion
Der Mindestlohn von 8,84 Euro wird verändern und verändert jetzt schon, da die Lohnuntergrenze Menschen hilft, die andernfalls abgespeist würden. […] Die Debatte sollte man jedoch losgelöst von der Mindestlohndebatte führen und schauen, wie die tatsächliche soziale Lage von Kreativen ist. Es ist schwierig im aktuellen System, das unter anderem nach 40-Stundenwochen ausgelegt ist, Antworten auf diese Fragen für die Filmschaffenden zu finden, wo viele weitere Aspekte wie beispielsweise Fehlzeiten zwischen den Produktionen hinzukommen.

bondySol Bondy, Filmproduzent, One Two Films GmbH

Ich kann nicht für alle Produzenten sprechen, aber bei einer kleinen Produktionsfirma wie unserer kam es bereits durchaus vor, dass wir den Mindestlohn nicht zahlen konnten. Das ist eine traurige Wahrheit und nichts, worauf wir stolz sind. Das betrifft nicht nur die Angestellten, sondern auch uns Geschäftsführer. Wir, als Produzenten von Filmen, die auf großen Festivals ausgezeichnet werden, erhalten in sechs Jahren Firma erst seit Januar diesen Jahres ein Gehalt auf Mindestlohnniveau.

keitzProf. Dr. Ursula von Keitz, Institutsleitung Filmmuseum Potsdam, Professorin Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf

Im Alter von 22 Jahren denken die meisten Studenten natürlich noch nicht unbedingt an ihre Altersvorsorge. Es gibt jedoch inzwischen einen starken Gründungsservice an der Uni. Das Bewusstsein dahingehend, ob man sich die Prekarisierung von allen möglichen Jobs auch im künstlerischen Bereich antut, ist in vollem Gange.

schreitmüller

Prof. Dr. Andreas Schreitmüller, Leiter der Hauptredaktion Spielfilm und Fernsehfilm ARTE
Es ist erschreckend, wie viel man über das Konsumentenverhalten weiß und in radikalem Kontrast dazu, wie gering das Bewusstsein für die sozialen Verhältnisse der Film- und Fernsehschaffenden ist – dies gilt auch für die Entscheidungsträger. Vergleicht man Frankreich und Deutschland, so fällt auf, dass in Frankreich vieles überreguliert ist. Das halte ich im kreativen Bereich jedoch für ambivalent, da dies Folgeschwierigkeiten mit sich ziehen kann. Was Sender-Budgets angeht, wurde in letzter Zeit häufig über zu kurze Drehzeiten geklagt, was immerhin auch eine Frage von fairen Arbeitsbedingungen ist. Daher ist es womöglich sinnvoll, sich auf die Produktion weniger Programme zu reduzieren und dafür im Einzelnen ein höheres Budget zur Verfügung zu stellen.

bergChristine Berg, Stellvertretender Vorstand / Leiterin Förderung, Filmförderungsanstalt

Das Ganze ist ein Zusammenspiel, in dem niemand alleine etwas bewirken kann. Die Politik hat bereits einen Anstoß gegeben, dass etwas passieren muss. Die FFA hat bereits vor drei Jahren eine Mindestförderquote eingerichtet. Wir fördern demnach weniger Projekte, diese jedoch mit mehr Geld, da wir der Ansicht sind, dass gute Budgets wichtig sind, damit die Beteiligten gut bezahlt werden können. Wie wir das, was der Gesetzgeber vorgegeben hat, umsetzen, d.h. ob wir die Löhne kontrollieren, müssen wir noch schauen. Es ist jedoch wichtig, dass neben den Sendern und den Länderförderungen vor allem von Seiten der Gewerkschaft ver.di für faire Arbeitsbedingungen gekämpft wird.

Das Programm der ­Berlinale wächst und wächst. Aber nicht die Zahl deutscher Filme, wie der Vergleich ­nationaler und ­internationaler Festivalbeiträge aller Längen zeigt (oben). Dabei wollte ­Festivalleiter Dieter Kosslick die doch ­besonders fördern. | Grafik © Krainhöfer/Wiedemann/Schreiber

Das Programm der ­Berlinale wächst und wächst. Aber nicht die Zahl deutscher Filme, wie der Vergleich ­nationaler und ­internationaler ­Festivalbeiträge aller Längen zeigt (oben). Dabei wollte ­Festivalleiter Dieter Kosslick die doch ­besonders fördern. | Grafik © Krainhöfer/Wiedemann/Schreiber

Die Berlinale war schon immer politisch. 1951 begründet, im Kalten Krieg im zerstörten und geteilten Berlin, nach der Idee eines amerikanischen Offiziers: Ein „Schaufenster der freien Welt“ sollte an der Nahtstelle zum Ostblock eröffnet werden, Filmstars und Hollywood-Kino von der Überlegenheit des Westens überzeugen.

Die Filmfestspiele blieben dem Grundgedanken treu, wenn auch anders als ursprünglich gedacht. 1974 nahm erstmals ein sowjetischer Film teil. „Den kulturellen Dialog zwischen den Systemen zu fördern“ erklärte Moritz de Hadeln, Festivalleiter ab 1979, später als seine „ausdrücklich“ vorgesehene Aufgabe. Und darüber hinaus: De Hadeln holte das asiatische Kino nach Berlin, sein Nachfolger Dieter Kosslick setzte den Kurs fort: Der World Cinema Fund fördert Produktionen in filmtechnisch weniger erschlossenen Ecken der Welt. Der Programmumfang hat sich seit 1980 mehr als verdoppelt, 340 Produktionen eröffneten in diesem Jahr in den fünf Hauptsektionen Wettbewerb, Panorama, Forum, Perspektive Deutsches Kino und Generation einen breiten Blickwinkel aus 66 Ländern der Welt.

Gut, man kann annehmen, daß in diesen Ländern meist eher andere Filme gesehen werden. Die Berlinale hat sich nun mal der Filmkunst verschieben, und die meidet alles, was nach Mainstream oder Mittelstand klingen könnte und sucht nach den großen Themen und existenziellen Situationen, die sie eher an den Rändern der Gesellschaft, oben wie unten, rechts wie links, vermutet. Kurz: Gibt ein preisgekrönter Regisseur wie Brillante Mendoza tatsächlich einen Einblick in die Welt seiner mehr als 100 Millionen Landsleute auf den Philippinen – oder treiben die ganz andere Fragen um? Doch das ist ein anderes Thema.
Weiterlesen

Berlinale-Panel von Crew United mit Unterstützung der Pensionskasse Rundfunk.


Von links nach rechts: Burkhard Blienert, Sol Bondy, Prof. Dr. Ursula von Keitz, Prof. Dr. Andreas Schreitmüller, Lisa Basten, Dr. Klaus Lederer, Christine Berg, Rüdiger Suchsland

Der Film zeigt einen Zusammenschnitt des Berlinale-Panels von Crew United vom 9. Februar 2017 im Kesselhaus der Kulturbrauerei in Berlin. Die Redaktion des Schnitts hatte Tina Thiele von Casting Network.

Wenn vom Deutschen Film die Rede ist, geht es um seinen wirtschaftlichen Erfolg oder seinen künstlerischen Wert. Es geht nicht um die Menschen, die diese Werke herstellen, nicht um die Bedingungen, unter denen sie entstehen. Die Budgets sind so gestrickt, dass kaum Luft zum Atmen bleibt. Die Menschen, aber auch die Qualität der Filme bleiben auf der Strecke – und damit die künstlerische sowie wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit unserer Branche.

Die Situation der deutschen Filmbranche und dem Großteil der Menschen, die darin arbeiten ist desolat: Am Tropf von Sendern und Filmförderung, allein gelassen von der Politik, vertreten von zahnlosen Verbänden, unterbezahlt und überarbeitet oder Hartz 4, die Altersarmut fest im Blick. Als Filmland ist Deutschland ein Schwellenland. Nur zwei von fünf Filmschaffenden können allein von ihrem Beruf leben – das belegt eine aktuelle Umfrage des Bundesverbands „Die Filmschaffenden e.V.”, an der 3.827 Filmschaffende teilnahmen.

Doch erstmals zeichnen sich positive Veränderungen ab. Im neuen Filmförderungsgesetz werden erstmals Sozialverträglichkeit und Nachhaltigkeit als Ziele genannt, der Koalitionsvertrag der neuen Berliner Regierung weist in dieselbe Richtung, die Berücksichtigung der Pensionskassen-Beiträge auch bei geförderten Projekten ist dank der Limburger Lösung nur noch eine Frage der Zeit. Sind das nur Luftnummern, oder ist dies tatsächlich der zaghafte Anfang einer grundlegenden Verbesserung? Werden nur neue Regeln aufgestellt, oder auch die Menschen hinter diesen Zielen gesehen und gehört?

Was sind gangbare Alternativen und notwendige Veränderungen? Wer fühlt sich dafür verantwortlich? Wer ist bereit, neue Wege zu gehen? Das diskutierte der Filmkritiker und Cultural Activist Rüdiger Suchsland vor Eröffnung der Berlinale mit Gästen aus Film und Politik.

Auf dem Podium waren vertreten:

basten
Lisa Marie Basten, Autorin und Wissenschaftlerin Lisa Basten ist Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung und promoviert am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zum Thema „Projektarbeit“ im Rahmen des Kollegs „Gute Arbeit. Ansätze zur Gestaltung der Arbeitswelt von Morgen“. Ihr Fokus liegt dabei auf den kreativen Branchen, in ihrer aktuellen Publikation „Wir Kreative! Das Selbstverständnis einer Branche“ stellt sie insbesondere die Film- und Fernsehwirtschaft in den Mittelpunkt. Nach einem Komparatistik- und Soziologiestudium war sie in links-alternativen Projekten in Europa unterwegs und landete schließlich in der Medienbranche. Mit einem Masterabschluss an der Hochschule für Film und Fernsehen (Filmuniversität „Konrad Wolf“ in Babelsberg) wandte sie sich den Arbeitsbedingungen in der Medienbranche zu. Seitdem liegt ihr Forschungsfokus auf dem Wandel der Arbeitswelt, Möglichkeiten kollektiver Organisation und Mitbestimmungsprozessen der Zukunft. Die gebürtige Münchnerin lebt seit 10 Jahren in Berlin und hat zwei Kinder. Fotocredit: © Helge Renner

bergChristine Berg, Stellvertretender Vorstand / Leiterin Förderung, Filmförderungsanstalt
Christine Berg ist seit dem 1. Februar 2012 stellvertretender Vorstand der Filmförderungsanstalt (FFA). In dieser Funktion verantwortet sie den gesamten Förderbereich der FFA. Zuvor war sie Projektleiterin des Deutschen Filmförderfonds (DFFF), der zum 1. Januar 2007 vom Beauftragten der Bundesregierung fu?r Kultur und Medien (BKM) eingefu?hrt wurde und durch die FFA koordiniert wird. Davor war die gebu?rtige Hamburgerin u. a. Geschäftsfu?hrerin der Gesellschaft zur Förderung audiovisueller Werke in Schleswig-Holstein mbH (MSH) und Intendantin der Nordischen Filmtage Lu?beck, Leiterin des Location-Bu?ros der Filmförderung Hamburg sowie Aufnahmeleiterin bei verschiedenen Spielfilmproduktionen. Fotocredit: © FFA

blienertBurkhard Blienert, Mitglied des Deutschen Bundestags, Filmpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion
Burkhard Blienert ist Mitglied des Deutschen Bundestags und filmpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Er wurde am 30. März 1966 in Braubach geboren. Nach Abitur und Zivildienst studierte er an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und schloss mit einem Magister Artium (M.A.) ab. Von 1994 bis 2010 war er unter anderem Mitarbeiter bei Bundestagsabgeordneten, Geschäftsführer eines SPD-Unterbezirks und wissenschaftlicher Referent bei der SPD-Landtagsfraktion Nordrhein-Westfalen. Aktuell ist er Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien des Deutschen Bundestags, Mitglied des Verwaltungsrates der FFA und Mitglied des Hörfunkrates von Deutschlandradio.

bondySol Bondy, Filmproduzent, One Two Films GmbH
Sol Bondy wurde 1979 geboren und ist in London, Spanien und Berlin aufgewachsen. Er studierte Filmproduktion an der dffb Berlin. Im Laufe seines Studiums produzierte er eine Vielzahl von mehrfach ausgezeichneten Kurzfilmen, z.B. mit dem Deutschen Kurzfilmpreis in Gold. Sein abendfüllender Abschlussfilm DIE VERMISSTEN wurde auf der Berlinale 2012 uraufgeführt und für den Europäischen Filmpreis nominiert. 2010 gründete er mit der Produzentin Jamila Wenske und dem Investor Christoph Lange die One Two Films GmbH in Berlin, die in sechs Jahren sechs Filme produzierte. 2013 absolvierte er das Trans Atlantic Partners Programm und wurde von der Fachzeitschrift Screen International als einer von weltweit 30 „Future Leader: Producers“ ausgezeichnet. 2015 konnte die indische Koproduktion ANGRY INDIAN GODDESSES einen der begehrten Publikumspreise in Toronto gewinnen. In 2016 gewann die finnische Koproduktion THE HAPPIEST DAY IN THE LIFE OF OLLI MÄKI den Hauptpreis der Reihe „Un Certain Regard“ in Cannes und den Europäischen Filmpreis. Sol Bondy ist Mitglied der Europäischen Filmakademie und doziert an diversen Filmschulen, z.B. der dffb Berlin, der Filmuniversität Babelsberg oder der FAMU (Prag). Fotocredit: © One Two Films

lederer

Dr. Klaus Lederer, Bürgermeister von Berlin, Senator für Kultur und Europa, Klaus Lederer ist seit Dezember 2016 Bürgermeister und Senator für Kultur und Europa des Landes Berlin. 1974 in Mecklenburg geboren, zog er mit seinen Eltern Ende der 80er nach Berlin – hinein in die „Zeit der Wende“. Die spannende Zeit mit ihrem kreativen Chaos prägte ihn: sich engagieren, mitreden, mitmachen – anpacken ab 1992 in der PDS. Demokratischer Sozialismus – das Beste aus zwei Welten. Klaus Lederer studierte Rechtswissenschaften und ist Anwalt. Von 2003 bis 2016 saß er im Abgeordnetenhaus, war von 2005 bis 2016 Landesvorsitzender der LINKEN in Berlin. Als Landesvorsitzender führte er seine Partei als Spitzenkandidat in den Wahlkampf, in die Koalitionsgespräche und in die rot-rot-grüne Landesregierung, der er nun als Senator angehört. Fotocredit: © DiG/Trialon

schreitmüller

Prof. Dr. Andreas Schreitmüller, Leiter der Hauptredaktion Spielfilm und Fernsehfilm ARTE
Prof. Dr. Andreas Schreitmüller ist 1956 in Konstanz geboren. Nach seinem Studium der Linguistik an den Universitäten Konstanz und Manchester (UK) promovierte er zum Thema „Filmtitel“. Er war Lehrbeauftragter an der Jiao Tong-Universität Shanghai, stellvertretender Leiter der Kurzfilmtage Oberhausen und Redakteur beim ZDF in der Redaktion „Das kleine Fernsehspiel“. Seit 1991 ist er Leiter der Redaktion Fernsehfilm bei ARTE in Straßburg, seit 2000 zusätzlich Redaktionsleiter Spielfilm. Zudem arbeitet er als Honorarprofessor für Medienwissenschaft an der Universität Konstanz, ist Mitglied der französischen Filmakademie, der Europäischen Filmakademie sowie der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste. Andreas Schreitmüller wurde mit dem französischen Orden “Chevalier dans l’Ordre des Arts et Lettres” ausgezeichnet. Er veröffentlichte u.a. folgende Schriften: „Filme aus Filmen – Möglichkeiten des Episodenfilms“ (1983), „Filmtitel“ (1994) und „Alle Bilder lügen“ (2005). Andreas Schreitmüller war Redakteur bei zahlreichen Filmen, u.a. „Drachenfutter“, „Jenseits der Stille“, „Lola rennt“, „Good Bye, Lenin!“, „Das Leben der Anderen“, „Sophie Scholl“, „Alles auf Zucker“, „Der freie Wille“, „Im Angesicht des Verbrechens“, „Wolke 9“ und „Victoria“. Fotocredit: © Stephanie Gagel

keitzProf. Dr. Ursula von Keitz, Institutsleitung Filmmuseum Potsdam, Professorin Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf
Prof. Dr. Ursula von Keitz lebt in Berlin, lehrt nach Professuren in Bonn und Konstanz seit 2014 an der Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“ und ist Direktorin des Filmmuseums Potsdam. Sie ist Mitglied des Netzwerks “FilmBildRaum” der Humboldt-Universität zu Berlin, Vorstandsmitglied von Cinegraph Babelsberg e.V. und Mitglied des Runden Tisches der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) zum sog. Vorbehaltsfilm. Seit 2012 ist sie Co-Leiterin des Langzeitprojekts zur Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland von 1945 bis zur Gegenwart der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). In den 1990er Jahren war sie u.a. als Sammlungsleiterin des Deutschen Filminstituts in Frankfurt am Main, als Ausstellungskuratorin, Drehbuchlektorin und Synchronregisseurin tätig. Sie hat zahlreiche Schriften zur Ästhetik, Geschichte und Theorie des Films veröffentlicht. Mitte 2017 erscheint beim Verlag Schüren der Band zur gleichnamigen Ausstellung “Alles dreht sich und bewegt sich. Der Tanz und das Kino”, die Ursula von Keitz am Filmmuseum Potsdam kuratiert. Fotocredit: © Universität Konstanz

Der Beitrag gliedert sich in folgende Kapitel:

Intro
Kapitel 1 ? Bestandsaufnahme: Was ist faul im Staate Deutschland?
Kapitel 2 ? Lösungsansätze: Quo Vadis?
Kapitel 3 ? Publikumsstimmen

Heike-Melba Fendel (Foto: privat)

Heike-Melba Fendel, Autorin, Film­kri­ti­kerin und Agentin, über »Pro Quote Regie« und den soge­nannten weib­li­chen Blick

Eigent­lich wollten wir nur gemeinsam zu Mittag essen, und über Heike-Melba Fendels neuen Roman reden, »Zehn Tage im Februar«, der auch ein Buch über die Berlinale ist, und über das Kino. Doch dann wurde es ein Gespräch zur Lage der Frau und über die selbst­er­nannten Anwäl­tinnen der Frau­en­rechte im deutschen Film, »Pro Quote Regie«.
Ein offenes Gespräch mit einer unab­hän­gigen Autorin – die darauf besteht, keine Quote nötig zu haben.

Das Gespräch führte Rüdiger Suchsland.

+ + +

Heike-Melba Fendel schreibt Essays, Storys und Kritiken für diverse Publi­ka­tionen und ist Kolum­nistin bei Zeit Online. Sie leitet die Künstler- und Veran­stal­tungs­agentur Barba­rella Enter­tain­ment. Außerdem ist sie Verfech­terin von selbst­ver­fassten Inter­views und versteht sich darin vor allem als Autorin, wie sie im Tages­spiegel offenbart. Das hier veröf­fent­lichte Interview wurde demgemäß von ihr »mitver­fasst«. Fendel mag es eben gerne, wenn sie die Kontrolle über die Dinge behält. [Anmerkung der Redaktion]

artechock: Mir scheint, dass öffent­liche Debatten in Deutsch­land gegen­wärtig sehr häufig von einer mehr­fa­chen Beflis­sen­heit regiert werden. Man traut sich Dinge nicht zu sagen: Aus Rücksicht und Scho­nungs­trieb gegenüber jenen, die es betrifft; aus Angst als Nest­be­schmutzer zu gelten, oder als Neid­hammel; aus Unlust, Spiel­ver­derber zu sein; aus Furcht vor Konse­quenzen. Darum traut sich kaum noch einer, etwas gegen »Pro Quote Regie« zu sagen, weil man dann – und frau erst recht – geradezu stali­nis­tisch abge­watscht und gebashed wird. Darum kriti­siert niemand die Förderer, ihre Entschei­dungen, ihre Richt­li­nien, die Besetzung der Kommis­sionen, weil man fürchtet, dass sich das beim nächsten Antrag rächt. Darum sagt kaum einer es öffent­lich, wenn er Toni Erdmann viel­leicht nicht für den besten deutschen Film des Jahres hält, weil man dann »ja nur neidisch« ist, und sich doch bitte auch mal freuen soll. So wie man immer für die deutsche Fußball­na­tio­nal­mann­schaft sein muss.
Kurzum: Es gibt keine Streit­kultur, keine Offenheit und Neugier auf kontro­verse Posi­tionen, keine Lust an der Debatte – nur die alles ersti­ckende Käseg­locke der political correct­ness.
Oder sind das alles Klischees? Soll man zum Beispiel öffent­lich auf die Lügen und Halb­wahr­heiten in den Pres­se­mit­tei­lungen der Film­för­derer reagieren und das zurech­trü­cken?

Heike-Melba Fendel: Natürlich…

artechock: Ellen Wietstock von der Black Box sagt das auch. Sie sagt, das Problem sei, dass sich keiner traut, offen über seine Erfah­rungen zu reden – es nutze aber niemandem, wenn er sich anpasst.

Fendel: Du weißt ja, mit wem du hier redest. Ich habe mir natürlich vor gut zwei Jahren überlegt, ob ich nochmal meine Kritik an »Pro Quote Regie« äußern soll. Ich mache in meinem Text im Tages­spiegel in gewisser Weise wieder, indem ich dieses Teppich­ge­döns bei der Berlinale »im Duktus einer sauer­töp­fi­schen Femi­nistin« geißele, wie man das dann gerne nennt, und ande­rer­seits zu kriti­sieren, dass »Pro Quote Regie« nur die »Pro Quote Regie«-Karte spielt – und so immer im Erwar­tungs­rahmen bleibt.
Muss ich also jetzt »schon wieder« so was machen? Ja, muss ich. Weil ich sonst schon Teil dessen werde, was man kriti­sieren muss:
Dass also überhaupt nicht mehr hinter­fragt wird, wieso eine Schau­spie­lerin auch für Arthouse-Filme unbe­setzbar ist, jeden­falls unbe­setzbar im Sinne der Förder­gre­mien, wenn sie dieses Spiel nicht mitspielt. Weiterlesen

Toni Erdmann: Ist nach der männlichen (!) Hauptfigur benannt. Ob er wohl ästhetischen Maßstäben gerecht wird?

Frauen vor Film­land­schaft – was der deutsche Film wirklich braucht; Cinema Moralia, Tagebuch eines Kino­ge­hers, 150. Folge

Für mich ist jeder Tag Welt­frau­entag. Ich bin ein Feminist. Gleiche Rechte, gleiche Chancen, gleiche Bezahlung, das ist alles überhaupt nicht die Frage.

+ + +

Sehr wohl eine Frage ist aber die Perspek­tive. Worum geht es eigent­lich bei der ganzen Frauen-Quoten-Gleich­be­rech­ti­gungs-Political-Correct­ness-Debatte? Provo­kativ formu­liert: Nutzt es mir, wenn Frauke Petry genauso gut bezahlt wird, wie Björn Höcke?
Oder nutzt es mir mehr, wenn es einfach mehr gute Filme gibt? Egal, ob sie von Männern oder von Frauen kommen? Klar: Das war jetzt eine rheto­ri­sche Frage. Und eine pole­mi­sche.

+ + +

Frauen sollen auch das Recht haben, schlechte Filme zu machen – dies ist einer der dümmeren, dieser an klugen Sätze nicht sehr reichen Debatte.
Ich finde viele Argumente, die da aufge­bracht werden, irrele­vant, oft into­le­rant, gele­gent­lich stali­nis­tisch. Neulich hab ich zum Beispiel den Newspeak-Begriff »Cultural Appro­pria­tion« gelernt, »kultu­relle Aneignung«. Gemeint ist damit unter anderem, im Fasching als Indianer rumzu­laufen. Ist böse, weil man die Indianer nicht gefragt hat. Der Ausdruck wiederum ist bestimmt nicht gerechte Sprache. Nun inter­es­siert mich, ehrlich gesagt, gerechte Sprache nicht die Bohne. Schon deshalb, weil gerechte Sprache das Gegenteil von Gerech­tig­keit ist. Gerechte Sprache verfälscht die realen Verhält­nisse. Tarnt und maskiert und gibt den Spre­chenden noch ein gutes Gewissen. Gibt es weniger Rassismus, weil wir nicht mehr »Neger« sagen?
Es ist noch nichts auf der Welt besser geworden, weil wir unsere Sprache verändert haben. Was die Verhält­nisse besser macht, sind Verän­de­rungen der Macht­ver­hält­nisse.
Weil das die Linken nicht begreifen, gewinnen sie bei Wahlen nicht die Macht.

Weiterlesen

Christiane Hörbiger im ARD-Film 'Auf der Straße' - Foto: Svenja von Schultzend/ARD Degeto

Frau Basten, Sie beschäftigen sich mit der Kreativbranche insgesamt, kennen aber die Welt der Filmschaffenden aus der Nähe. Was genau ist hier das Problem?

Das Problem ist erstens branchenintern: Obwohl viel Geld in die Filmbranche fließt, sehen wir große Defizite in Entlohnung und Absicherung derjenigen, die dort arbeiten. Etwa in punkto Altervorsorge: Nur jeder zehnte Filmschaffende gibt an, ausreichend für das Alter vorgesorgt zu haben, der Rest ist sich unsicher oder verneint. Der Grund dafür, zeigen uns aktuelle Umfragen, ist schlicht, weil sie dafür kein Geld haben. Obwohl es etwa mit dem Tarifvertrag für auf Produktionsdauer beschäftigte Film- und Fernsehschaffende (TVFFS) für viele Gewerke einen klaren Rahmen für angemessene Bezahlung gibt, erreicht nur weniger als ein Drittel der auf Produktionsdauer Beschäftigten im Regelfall die Tarifgage. Die ist ja noch dazu eigentlich als Einstiegsgage konzipiert. Unter den Selbstständigen können sich sogar nur 13 Prozent auf ein Honorar in dieser Höhe verlassen.
Das brancheninterne Problem ist also, daß trotz Regulierungsversuchen für viele Erwerbstätige die Entscheidung für die Branche ein hohes Risiko der Prekarisierung birgt.
Zweitens sind da die politischen Rahmenbedingungen für Projektarbeit allgemein, wie sie bei Film und Fernsehen vorherrscht. Aber eben auch in anderen Branchen, etwa im Games-Bereich, in der Plattformökonomie, im Bühnenund Musikbereich oder auch in weiten Teilen der IT-Branche und der Wissenschaft. Die staatlichen Systeme sozialer Absicherung gegen Alter, Krankheit und Arbeitslosigkeit sind auf Normalarbeitsverhältnisse ausgelegt, nicht auf die unsteten, projektbezogenen Verträgen.

Wieso kann man die Sozialversicherungen nicht an diese Gegebenheiten anpassen?

Die Anpassung solcher gewachsenen Systeme ist langsam und langwierig. Es gibt ja auch keine Lobby der Projektarbeiter oder auch nur der Kreativen, die einen Anpassungsprozeß im Großen vorantreiben würde. Eher im Gegenteil, wenn wir die Uneinigkeit der Interessenvertretungen allein in der Filmbranche betrachten. »Mit einer Stimme sprechen« gibt es nicht, entsprechend wenig wird die Vielzahl der sich zum Teil widersprechenden Stimmen gehört. Weiterlesen

Von links nach recht: Burkhard Blienert, Sol Bondy, Prof. Dr. Ursula von Keitz, Prof. Dr. Andreas Schreitmüller, Lisa Basten, Dr. Klaus Lederer, Christine Berg, Rüdiger Suchsland - FOTO: Christian Dosch

Die Branche lebt. Immer mehr Veranstaltungen um die Berlinale rücken die Filmpraxis in den Fokus. Am Tag der Eröffnung der Berlinale 2017 in der Kulturbrauerei.

Einen kleinen Fortschritt gibt es doch: Die Berliner Filmfestspiele sind längst nicht mehr nur Glamour fürs Frühstücksfernsehen – der Alltag der Filmproduktion rückt allmählich ins Bewußtsein. Immer mehr Podiumsdiskussionen drehen sich um die Lage der Filmschaffenden, angefeuert durch mehrere Untersuchungen und Umfragen. So stellte die Filmförderungsanstalt (FFA) ihre Studien zur Gendergerechtigkeit in Film und Fernsehen vor, der Berufsdachverband »Die Filmschaffenden« hatte die Situation der Beschäftigten in der Branche erforschen lassen (Seite 5 Cinearte 390).

Deren Ergebnisse überraschen nicht, auch Branchenferne hatten schon vor 15 Jahren von einem Arbeitsmarkt erfahren können, der zum Teil an die Frühindustrialisierung erinnert (cine arte 020). Doch mit 3.827 Teilnehmern und 100 Fragen ist dies nun die bislang ausführlichste Dokumentation des Themas und »garantiert so erstmals eine hohe Aussagekraft und valide Daten«, schreibt Jörg Langer, selbst viele Jahre lang Dokumentarfilmer und heute Berater für Film- und Fernsehproduktionsfirmen und Dozent für an der Beuth-Hochschule für Technik in Berlin.

Den Auftakt machte Crew United. Am Nachmittag vor der Berlinale-Eröffnung und dem traditionellen Crew Call lud man zur Podiums – diskussion in die Berliner Kulturfabrik: »Wie wollen wir arbeiten? Wie wollen wir leben?« waren die Frage und das Thema, das vor mehr als 300 Gästen unter der Moderation des Filmjournalisten Rüdiger Suchsland besprochen wurde.
Mit seiner ersten eigenen großen Veranstaltung dieser Art wollte das Branchennetzwerk auf die Probleme aufmerksam machen, eine Bestandsaufnahme versuchen und mögliche Partner für eine Lösung zusammenbringen.

Weiterlesen

Die Perspektive »Neues deutsches Kino« auf der Berlinale: Ghetto fürs deutsche Kino? (Foto: Szene aus Mascha Schilinskis in der Perspektive laufenden Film Die Tochter)

Die Regis­seure werden immer älter, die Frauen nicht mehr und die Deutschen laufen im Ghetto – was tut Dieter Kosslicks Berlinale wirklich für den deutschen Film? Eine Münchner Studie liefert über­ra­schende Ergeb­nisse – Berlinale-Tagebuch, Folge 06

Die Berlinale ist das mit Abstand größte deutsche Film­fes­tival und auch eines der inter­na­tional bedeu­tendsten Film­fes­ti­vals der Welt. Dort laufen in über einem Dutzend Sektionen und Unter­sek­tionen Filme aus aller Welt, nicht zuletzt auch immer mehr Filme von Regis­seu­rinnen und immer mehr Filme aus Deutsch­land. Denn die Berlinale behauptet von sich, dass sie Frauen fördert und viel für das hiesige Kino tut, ein Schau­fenster für den deutschen Film ist.

»Wir haben 74 deutsche Filme in allen Programmen der Berlinale, das ist ja auch wichtig und drei im Wett­be­werb und mehrere deutsche Filme noch im ‚Berlinale-Spezial‘.« Also sprach Berlinale Direktor Dieter Kosslick erst vor einer Woche, als er das dies­jäh­rige Programm vorstellte. Stimmt doch auch. Oder etwa nicht?

Es stimmt zumindest nicht ganz, muss man zugeben. Drei Wissen­schaftler der LMU, der Münchner Univer­sität und der HFF München, der Münchner Film­hoch­schule, Tanja C. Krainhöfer, Konrad Schreiber und Dr. Thomas Wiedemann,haben jetzt etwas genauer hinge­schaut, was wirklich an den voll­mun­digen Behaup­tungen und dem Selbstlob der Berlinale dran ist.

Das Ergebnis ist ernüch­ternd.

Die Wissen­schaftler haben 37 Jahre Berlinale-Programm gründlich unter die Lupe genommen und nach Herkunft, Alter und Geschlecht der Filme­ma­cher aufge­schlüs­selt. Weil im Gegensatz zu Cannes oder Venedig in Berlin die Leiter leicht die Amts­zeiten sowje­ti­scher Partei­funk­ti­onäre über­schreiten, werden damit genau­ge­nommen nur zwei Inten­danten mitein­ander vergli­chen: Der Schweizer Moritz de Hadeln, der 1980 die Leitung der Berlinale übernahm, und sein Nach­folger nach 21 Jahren,
Dieter Kosslick, der, wenn er im Jahr 2019 aufhört, auch 19 Jahre im Amt sein wird.

Was etwas trocken als »Unter­su­chung der Programm­di­ver­sität« – also der Programm­viel­falt – »der Inter­na­tio­nalen Film­fest­spiele Berlin« bezeichnet wird, ist
viel mehr nur eine enorme Fleiß­ar­beit – hinter allerlei Zahlen­ta­bellen und Diagrammen enthält der Text auch einigen kultur­po­li­ti­schen Spreng­stoff.

Das wich­tigste Ergebnis: Der Anstieg des deutschen Produk­ti­ons­auf­kom­mens spiegelt sich nicht in einer Erhöhung der program­mierten deutschen Produk­tionen wider. Gemessen am Gesamt­pro­gramm, das in den letzten Jahr­zehnten mehr als verdrei­facht wurde, hat der Anteil der deutschen Filme sogar abge­nommen.

Weiterlesen