Die Casting Director Iris Baumüller hat 30 Jahre Erfahrung in der Filmbranche. Mit der DW spricht sie über sexuelle Belästigung in der deutschen Film- und Theaterszene – und wie man sie in Zukunft bekämpfen kann.
Der Bundesverband Casting (BVC) hat in einem öffentlichen Statement mit dem Titel „Sexuelle Übergriffe und (Macht-)Missbrauch sind ein trauriger Bestandteil unseres täglichen Lebens!“ alle Betroffenen der Film- und Theaterbranche aufgefordert, in einen Dialog über das Thema zu treten. Iris Baumüller (Artikelbild) ist Mitglied im BVC und im International Casting Directors Network. Sie hat vor 18 Jahren ihr eigenes Castingbüro gegründet und arbeitet als freie Dozentin an der Internationalen Filmschule und der Filmacting School Cologne.
Deutsche Welle: Im Statement des BVC ist häufig von ‚Wir‘ die Rede. Ist das eine Soldaritätsbekundung, oder sind Castingdirektoren auch von sexueller Belästigung betroffen?
Iris Baumüller: Beides. Wir sind ja alle einen langen Weg gegangen, um Castingdirektoren zu werden. Wir alle haben vorher am Set oder am Theater gearbeitet und sind mit dem Thema in Berührung gekommen oder waren selbst betroffen. Aber auch in unserer jetzigen Position sind wir vor Belästigungen nicht gefeit, denn wir sind zu 80% Frauen. Deshalb sitzen wir alle im selben Boot.
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