»Gefühle runterbrechen...« – Netflix Serie THE GET DOWN

Die Rettung des deutschen Films durch Netflix – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kino­ge­hers, 140. Folge

»Es hat ange­fangen ein neuer Akt der
gött­li­chen Komödie, und sein Leit­spruch
lautet: Die Menschen wissen, daß sie im
Himmel sind.«

Johannes Baader

»Wir leben unter einem mörde­ri­schen, absurden Regime, einer kanni­ba­li­schen Welt, die wir radikal ändern müssen.«
Jean Ziegler in dem Film »Jean Ziegler – l’optimisme de la volonté« von Nicolas Wadimoff

»Dada ist Netflix, Netflix ist Dada.«
Alte Bauern­regel

Wie erlangt man die ewige Seligkeit? Indem man Netflix sagt. Wie wird man berühmt? Indem man Netflix sagt. Mit edlem Gestus und mit feinem Anstand. Bis zum Irrsinn, bis zur Bewusst­lo­sig­keit. Wie kann man alles Aalige und Jour­na­lige, alles Nette und Adrette, alles Vermo­ra­li­sierte, Vertierte, Gezierte abtun? Indem man Netflix sagt. Netflix ist die Weltseele, Netflix ist der Clou, Netflix ist das beste nächste große Ding der Welt.

+ + +

Gespräch über ein Seri­en­pro­jekt. Natürlich für Netflix, wasnsonst. Es geht um ein Doku-Projekt zur Avant­garde nach der Jahr­hun­dert­wende: Dada. Im Raum: ein Regisseur, ein Autor, eine Produ­zentin, ein Produzent, zwei Producer.
Der Regisseur: gepflegter Bart, gepflegte Bräune, Ringel­so­cken: wurst­fin­ger­dicke blaue Streifen auf weiß, dazu ein Holz­fäl­ler­hemd und eine Fahr­rad­ku­rier­ta­sche, aber aus Leder, bestimmt 200 Euro, wahr­schein­lich mehr. Natürlich ein Apple Air Book.
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Podiumsdiskussion der Deutschen Akademie für Fernsehen (DAFF) im Rahmen des Filmfest München 2016 | © casting network

Auf dem Podium waren vertreten:
Dr. Gabriela Sperl (Produzentin)
Roland Suso Richter (Regisseur)
Frank Jastfelder (Redakteur Sky)
Jochen Greve (Drehbuchautor)
Michael Schmidl (Redakteur SWR).

Es moderierte:
Michael Brandner (BFFS)

Der Beitrag gliedert sich in folgende Kapitel (Achtung in der Ecke links oben anklickbar!):

Intro
Kapitel 1: Produktion vs. Redaktion
Kapitel 2: Effiziente Senderstrukturen
Kapitel 3: Regie-Alltag
Kapitel 4: Was macht Sky anders?
Kapitel 5: Alles auf den letzten Drücker?
Kapitel 6: War früher alles besser?
Abspann & Dankeschön

Offizielle Website der Deutschen Akademie für Fernsehen (DAFF)
www.deutschakademiefuerfrensehen.de

Viel Spaß beim Anschauen: Zur cn-klappe bei casting-network

Karin Dix koordiniert das International Casting Directors Network (ICDN), ist Leiterin der European Shooting Stars und hat nun mit dem Festival von Locarno den neuen European Casting Director Award ins Leben gerufen. | Foto © European Film Promotion

Frau Dix, woher kam die Idee, einen europäischen Casting-Preis ins Leben zu rufen?
Die Mitglieder des Internationalen Casting Directors Network (ICDN) treffen sich während der Berlinale im Kontext unserer Veranstaltung European Shooting Stars. Hier hat sich 2005 auch das Netzwerk gegründet. Die Casting Directors spürten einfach die Notwendigkeit, sich auszutauschen und sich kennenzulernen. Manche hatten am gleichen Film gearbeitet, aber kannten sich nicht. Während der jährlichen Mitgliederversammlung im Rahmen der Berlinale werden unterschiedliche Themen diskutiert. Zum Beispiel das Budget oder die Art und Weise wie gearbeitet wird und was bezahlt wird. Es ist wichtig für die Casting Directors, die unterschiedlichen Arbeitsmethoden zu kennen. Die Preisspannen in den unterschiedlichen Ländern differieren stark. Ein weiteres Thema ist die Nennung im Abspann. An welcher Stelle steht das Casting oder wird es überhaupt genannt? Die Akzeptanz der nationalen Filmakademien gehört ebenso zum Thema wie die fehlende Einladung in die Jurys der Filmfestivals und so weiter. Alles in allem gehört ein Casting Director noch immer nicht selbstverständlich zur Filmcommunity. Die Academy of Motion Picture Arts and Science (AMPAS) hat 2013 endlich einen neuen Zweig für Casting Directors gegründet. Zur Academy gehören mittlerweile einige der ICDN Casting Directors und ICDN Mitglied Lora Kennedy ist sogar Governor. Diese Entwicklung, Casting Directors mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen und ihnen im künstlerischen Dasein die Anerkennung zu zollen, die sie verdient haben, wollte das ICDN tatkräftig unterstützen und vorantreiben. Das ICDN hat sich deshalb einen Preis gewünscht.

Es gibt aktuell nur einen deutschen Casting-Preis, der von der Deutschen Akademie für Fernsehen verliehen wird. Welche Intention steckt dahinter, einen internationalen Casting-Preis zu vergeben?
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Eine Welt im Ausnahmezustand zeigt Edward Zwick inThe Siege

Wir wollen ja nicht speku­lieren: Medien im Ausnah­me­zu­stand und die große Terror-Show der ARD – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kino­ge­hers, 137. Folge

Immer weniger Menschen sterben an Terror­akten. Und doch lassen sich die Gesell­schaften des Westens, insbe­son­dere die deutsche, ins Bockshorn jagen. Wie das geht, hat uns das Kino schon lange erzählt.
Man könnte sich dazu Fritz Langs Mabuse-Filme ansehen, noch frap­pie­render ist aber der vor 9/11 entstan­dene The Siege (Ausnah­me­zu­stand) von Edward Zwick. Bruce Willis spielt darin einen Militär, der den realen Terror ausnutzt, um über den Ausnah­me­zu­stand eine faschis­toide Diktatur zu instal­lieren – New York sieht plötzlich aus wie Pinochets Chile. Und erschre­ckend aktuell sind die Inter­nie­rungs­lager und folternde Militärs.

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Weniger realis­tisch im Äußeren und der Form, dafür viel­leicht im Empfinden ist Roberto Rodriguez‘ Planet Terror, gutes Schund­kino, das man in beide Rich­tungen lesen kann: Wenn Zombies abge­knallt werden und die Ekel­schwelle immer höher steigt, dann ist das ein Anti­ter­ror­kampf als Schlacht­platte. Aber viel­leicht ist der Film noch etwas cleverer: Viel­leicht macht er uns nur zu willen­losen Amok­schützen? »Sensa­tio­nell ist Rose McGowan, die ihr ampu­tiertes Bein mit einem Maschi­nen­ge­wehr ersetzt und damit zu unge­ahnter Effek­ti­vität und Attrak­ti­vität aufläuft«, schrieb Michael Althen zu dem Film vor neun Jahren in der FAZ, und weiter großartig: »Im Grunde befreit sich das Kino hier aus dem Abbil­dungs­t­error und schwingt sich zu abstrakter Kunst empor. Ein Fall für die Documenta.« Ja! Ein Fall für die Documenta – das könnte auch noch für so manches gelten, das sich in den letzten zwei Wochen ereignete.
Vorher soll aber erwähnt werden, dass Bruce Willis auch hier einen kleinen kurzen effek­tiven Auftritt hat.

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© Holger Borggrefe

Die vorliegende cn-klappe zeigt einen Zusammenschnitt des BVC-Panels im Rahmen des Filmfest München.

Kriterien des Casting, der Regie und der Redaktion zur idealen Besetzung. Wer passt am besten zu der Rolle und zu dem Ensemble? Wie kommt es zu einer Entscheidung?

Als Regisseure/Redakteur waren vertreten:
Lars Montag (Regisseur)
Thorsten Ritsch (Redakteur ZDF)
Thomas Stuber (Regisseur)

Die Casting Directors des BVCs waren vertreten durch:
Anja Dihrberg (Berlin/Köln)
Karimah El-Giamal (Leipzig)
Stefany Pohlmann (München)

Moderation: Stephen Sikder (BVC) München

Der Beitrag gliedert sich in folgende Kapitel (Achtung in der Ecke links oben anklickbar!):

Intro
Kapitel 1: Zusammenspiel zwischen Redakteur & Caster
Kapitel 2: Redaktionell nicht durchsetzbar!?
Kapitel 3: Schranken in den Köpfen
Kapitel 4: Deal für die Quote
Kapitel 5: Marktwert erhöhen?!
Kapitel 6: Kreative Reibung im Casting-Prozess
Kapitel 7: Auf sich aufmerksam machen
Abspann & Dankeschön

Offizielle Website des Bundesverband Casting (BVC): www.castingverband.de

Viel Spaß beim Anschauen: Zur cn-klappe bei casting-network

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Im folgenden sehen Sie einen Zusammenschnitt des Deutschen Schauspielerpreises vom 20. Mai 2016. Aus rechtlichen Gründen musste das Livestream-Material gekürzt werden.

Der Mitschnitt des Livestreams wurde ermöglicht durch die Sponsoren:
Pensionskasse Rundfunk
Crew United
Preproducer
casting-network

Und ein herzliches Dankeschön an Schauspielervideos für das Hosting der Aufzeichnung.

Die Liveübertragung des Deutschen Schauspielerpreises 2016 wird präsentiert von Pensionskasse Rundfunk, Preproducer, Casting Network und Crew United.

Der Stream beginnt am Freitag, den 20. Mai um 18.30 Uhr

Motiv: Thomas Schmuckert | Credit: Katja Kuhl

Der Deutsche Schauspielerpreis wird am 20. Mai 2016 zum fünften Mal vergeben. Ein Grund mehr, ihn zu feiern. Thomas Schmuckert erzählt im folgenden Interview über den Preis, die Enstehungsgeschichte und den Marathon rund um die Organisation.

Steckbrief Thomas Schmuckert
Thomas Schmuckert, geboren am 1. April 1965, ist ein deutscher Schauspieler, Hörspiel- und Synchronsprecher. Nach dem Schauspielstudium, u.a. an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin, folgten Theaterengagements und Gastauftritte in ganz Deutschland, Luxemburg und sogar Philadelphia (USA). Seit 1994 steht Thomas Schmuckert für Film und Fernsehen vor der Kamera und ist in Spielfilmen, in Reihen und Serien wie zum Beispiel „Wilsberg und der Schuss im Morgengrauen“ (Casting: Sabine Weimann) und „SOKO Leipzig – Dumm gelaufen“ (Casting: Cornelia Mareth & Maria Rölcke) sowie in Kinofilmen wie „Kaptn Oskar“ (Casting: Marc Schötteldreier | BVC) zu sehen. Seine charismatische Stimme leiht er mannigfaltigen Rollen in Kinofilmen, Serien und Hörspielen – für seine Titelfigur „Dorian Hunter” in der gleichnamigen Hörspielserie erhielt er 2009 den Hörspiel Award als „Bester Sprecher”. Seit 2007 ist er außerdem Vorstandsmitglied beim Bundesverband Schauspiel (BFFS) und Mitinitiator und CEO des Deutschen Schauspielerpreises (DSP).

Herzlichen Glückwunsch – der Deutsche Schauspielerpreis wird zum fünften Mal vergeben! Was ist das für ein Gefühl?
Herzerwärmend in den Wahnsinn treibend! Wer hätte gedacht, dass aus einem kleinen Boot einmal eine so große Yacht werden würde, die aber nichts von ihrem Charme und ihrer Herzlichkeit eingebüßt hat. Ein tolles Gefühl! Weiterlesen

Fördermillionen und Trophäen gehen an Mainstream-Suchendes, Eigensinniges wie „Wild“ wird ignoriert oder erst gar nicht eingereicht. Die offizielle Filmszene liebt das Mittelmaß – alles andere wird an den Rand gedrängt. | Foto © NFP

Es liest sich wie nichts, eine Randnotiz in der Zeitung. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, fliegt anlässlich der „Oscars“ nach Hollywood. Deutsche Politiker in L. A., das ist in den letzten Jahren nicht unüblich. Auch wenn sie in der Regel zur Gala gar nicht eingeladen sind. Darüber macht sich die Zeitung auch ein wenig lustig, doch was die Reise des Regierenden für sie wirklich bemerkenswert macht, ist, dass dessen Tochter mitfährt. Allerdings betonen Müllers Sprecher sogleich, dass sie ihren Flug selbst bezahlt hat. Okay, ja, kann man klarstellen, ist so verkehrt nicht, sind ja Steuern. Aber es geht noch weiter: Die Tochter, so heißt es ganz offiziell, durfte auf keine Party mit.

Ist das nicht albern? Spaßbefreit? Jugendfeindlich? Ist unser Misstrauen oder der vorauseilende Gehorsam so groß? Es wird gute Gründe für diese Politik geben. Aber sie fühlen sich alles andere als richtig an. Überall Ethik, selbst wenn es ums Kino geht.

Aufgeblasen zur Großindustrie. Dabei könnte man schon mit einem kurzen Blick auf Müllers Politik was zum Lachen haben. Schon im vergangenen Jahr hat sein Adjutant, Senatskanzleichef Björn Böhning, das Wasser getestet für eine neue Filmpolitik. Jetzt hat auch Müller sie sich zu eigen gemacht: Im Vorfeld der Berlinale präsentierte er eine „Industriepolitik“, die so großkotzig klingt, wie sie leer ist. Deren Wiederholung auf höherer hierarchischer Ebene macht sie nicht richtiger. Eine „Industriepolitik“ für einen Wirtschaftszweig zu fordern, der so deutlich mittelständisch ist wie die hiesige Filmproduktion, das kann nur eine Nebelkerze sein. Weiterlesen

Die ARD-Reihe „Die Diplomatin“ will seine Geschichten nah am Zeitgeschehen erzählen, schert sich aber nicht um Fakten. In der jüngsten Folge werden den Zuschauern die Philippinen präsentiert, doch Elefanten, Tuk-tuks und Linksverkehr gibt es erst zwei Länder weiter in Thailand. | Foto © ARD Degeto/Hans-Joachim Pfeiffer

Die ARD hat mit „Die Diplomatin“ eine neue Samstagabend-Reihe gestartet: Natalia Wörner ist Karla Lorenz, eine Troubleshooterin des Auswärtigen Amtes, die immer dann in ein Krisengebiet dieser Welt geschickt wird, wenn es dort für Deutsche brenzlig wird. Das Erste wagt sich auf internationales Parkett – und das geht gründlich schief. Hier soll es nicht um schauspielerische Leistungen oder künstlerische Qualitäten bei der Umsetzung eines TV-Movies gehen sondern um die Frage: Wie weit darf Fernsehen sich die Realität zurechtbiegen, wie authentisch muss Fiktion sein?

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Wer Pauschalverträge unterschreibt, sollte ahnen, daß damit unbezahlte Überstunden auf ihn zukommen, meint das Arbeitsgericht. Zugleich kassierte es aber die Vereinbarung: Die „unangemessene Benachteiligung“ des Arbeitnehmers mache sie unwirksam. | Foto © Vincent Lutz

Das Arbeitsgericht Berlin hat vergangenes Jahr in einem von der Künstlerkanzlei Schmidt-Hug geführten Verfahren eine Berliner Produktionsfirma verurteilt, einem Filmschaffenden alle geleisteten Überstunden nachzubezahlen. Der Produzent vertrat zuvor die Ansicht, daß nach dem Vertrag „mit der vereinbarten außertariflichen pauschalen Vergütung“ alle Ansprüche abgegolten seien, zudem heiße es im Vertrag ausdrücklich, „der Vertragspartner hat keinen Anspruch auf Mehrarbeit (Überstunden, sechster Arbeitstag in der Woche, Nacht- und Sonntagsarbeit)“.
Mit Berufung auf das Bundesarbeitsgericht stellte das Gericht fest, daß der Arbeitnehmer bereits bei Vertragsschluß erkennen können muß, was gegebenenfalls „auf ihn zukommt“ und welche Leistung er für die vereinbarte Vergütung maximal erbringen muß. Bemerkenswerterweise konkretisierte das Gericht zum hier vorliegenden Fall der Pauschalvergütung in der Filmbranche ausdrücklich: „nach dem Inhalt der Regelung könnte der Arbeitnehmer mangels Festlegung irgendwelcher erkennbaren Begrenzungen theoretisch ,rund um die Uhr‘ arbeiten und unter Überschreitung der gesetzlichen Höchstarbeitszeiten, ohne hierfür eine zusätzliche Vergütung zu erhalten“. Dieser Regelung erteilte das Gericht eine deutliche Abfuhr und führte sie als „unangemessene Benachteiligung“ zur „Unwirksamkeit“ (Arbeitsgericht Berlin, Az.: 53 Ca 12217/14).
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Es wird nachjustiert: Die ARD hat für Auftragsproduktionen einige Berufsgruppen erstmals anerkannt. Auch bei Vorsorge und Gagen sind Verbesserungen für die Filmschaffenden vereinbart. | Foto © Vincent Lutz

Nach zweijährigen Verhandlungen der Produzentenallianz mit der ARD hat diese nun im Januar eine neue „Selbstverpflichtungserklärung“ für künftige Auftragsproduktionen beschlossen. Die Produzenten konnten einige erhebliche Verbesserungen für sich erzielen. Manche davon bewirken mittelbar auch echte Verbesserungen für das Filmschaffen und die Filmschaffenden:

Unter dem Punkt „Kalkulationsrealismus“ haben die ARD-Anstalten nun zum einen die verbindliche Anerkennung des Tarifvertrages für Film- und Fernsehschaffende als Kalkulationsgrundlage erklärt, einschließlich der Mehrkosten für das Zeitkonto sowie Feiertags- und Nachtzuschläge. Künftig kann es also keine Ausflüchte mehr zu Sonn-, Feiertags- und Nacht­zuschlägen geben.

Dabei ist zu beachten, dass diese steuer- und sozialabgabenfrei sind, also brutto wie netto ausgezahlt werden. Daher sollte man sich bei Vertragsverhandlungen auch nicht statt dieser Zuschläge auf eine höhere Pauschalgage einlassen, weil die Hälfte der dadurch höheren Gage von Steuer- und Sozialversicherung „aufgefressen“ wird.

 

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Ein Gesetz, dass Urheber und ausübende Künstler stärken sollte, läuft Gefahr, sich ins Gegenteil zu verkehren. Betroffen sind nicht nur Autoren und Journalisten, sondern auch Filmschaffende wie Regisseure als Urheber, oder andere ausübende Künstler wie Cutter, Sounddesigner, Schauspieler u.v.a.

Der aktuelle Gesetzentwurf zur Reform des Urhebervertragsrechts, wie er nun von der Bundesregierung vorgelegt wurde, stößt auf massive Kritik auf Seiten der Urheber und ausübenden Künstler.

Während der Berlinale hatte Bundesjustizminister Heiko Maas bei einer Podiumsdiskussion des BFFS in der Akademie der Künste noch betont, dass er zentrale Punkte seines Reformvorhabens für das Urhebervertragsrecht wie bspw. den Auskunftsanspruch zugunsten der Urheber über die Nutzungs- und Verwertungsumfang ihrer Werke oder das Verbandsklagerecht durchboxen wolle.
Wenige Tage später wurde durch den Regierungsentwurf klar, dass dem Lobbying ? insbesondere von Seiten der Verlage ? in weiten Teilen nachgegeben wurde und zentrale Punkte des ursprünglichen Referentenentwurfs zum Opfer fallen werden. Weiterlesen


Vorwort aus aktuellem Anlass:
Bei der vorliegenden cn-klappe handelt es sich um einen Mitschnitt des Panels „Braucht die Kultur Klimaziele? Ein Gespräch zur Großwetterlage im Urhebervertragsrecht“, welches im Rahmen der Berlinale am 14. Februar 2016 stattfand. Ausrichter der Veranstaltung waren der Bundesverband Schauspiel (BFFS) in Kooperation mit der Initiative Urheberrecht und der Akademie der Künste.

Zu dieser Zeit lag ein Entwurf zur Novelle des Urhebervertragsrechts vor, der von der Mehrheit der Interessenvertretungen der Künstler und Filmschaffenden begrüßt wurde. Gegen die Interessen der übermächtigen Sender und Verwerter wollte Bundesjustizminister Heiko Maas eine deutliche Stärkung der Urheber durchsetzen. Dies betraf u.a. die Beteiligung an der Auswertung durch eine Einschränkung von Buyout-Verträgen, die Option eines Verbandsklagerechts im Streitfall und eine weitgehende Auskunftspflicht über die erzielten Erlöse von Filmen und anderen Kunstwerken.

Als am 10. März nun der Regierungsentwurf bekannt wurde, schien nicht mehr viel von den guten Vorsätzen des Justizministers vom Kabinett übernommen worden zu sein. So ist die Auskunftspflicht deutlich eingeschränkt, Werknutzer können sich dem Verbandsklagerecht durch Austritt aus Verwerterverbänden entziehen, und der ursprünglich ausdrücklich vorgesehene Anspruch auf die Vergütung jeder einzelnen Nutzung würde wesentlich unkonkreter formuliert. Total-Buyout-Verträge bleiben auch künftig möglich. Weiterlesen

Sybille Flöter © Urban Ruths

Sibylle Flöter leitete von 1995 bis 2015 erfolgreich ihre eigene Schauspielagentur in München und war Gründungsmitglied des Verbandes der Agenturen für Film, Fernsehen und Theater, welcher 1998 von 16 namhaften Agenturen in Berlin gegründet wurde. Seit Beendigung ihrer aktiven Tätigkeit als Agentin ist sie Ehrenmitglied des Verbandes und arbeitet in diversen Arbeitskreisen mit. In der Mitgliederversammlung während der diesjährigen Berlinale ist die Diplompolitologin auf drei Jahre zur neuen Vorstandsvorsitzenden des Verbandes gewählt worden.

Verband der Agenturen für Film, Fernsehen und Theater
Der VdA vertritt seit 1998 die Interessen der privaten Künstler- Agenten in den Bereichen Film, Fernsehen und Bühne im deutschsprachigen Raum. Die 60 Mitgliedsagenturen repräsentieren über 2.600 Schauspieler, Regisseure, Autoren, Kameraleute und Komponisten.

Das Interview führte Tina Thiele von Casting Network

20 Jahre waren Sie mit Ihrer Agentur Sibylle Flöter als Schauspielagentin tätig. Was nehmen Sie für sich aus dieser Zeit mit?

Bevor ich mich selbstständig machte, hatte ich 22 Jahre lang im öffentlichen Dienst gearbeitet. Davon habe ich acht Jahre lang bei der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) den Film- und Fernsehbereich geleitet. Insgesamt 20 Jahre war ich daraufhin mit meiner eigenen Schauspieleragentur selbstständig. Während der langen Zeit im öffentlichen Dienst hatte ich das Gefühl dafür verloren, was ich kann und was ich tatsächlich leiste. Was ich aus der selbstständigen Berufstätigkeit mitgenommen habe, ist vor allem Selbstvertrauen. Als ich 1995 meine eigene Agentur eröffnete, war ich sehr unsicher, ob ich mich auf dem freien Markt würde behaupten können. Aber das hat 20 Jahre gut funktioniert und da wusste ich, das ist meine Leistung, dafür trage ich die Verantwortung. Ansonsten habe ich in der ganzen Zeit das gelernt, was das tägliche Brot aller Agenten ist: Auf eine freundliche Art und Weise konstant Widerstand zu leisten (lacht). Ich denke, dies habe ich im beruflichen Bereich gemeistert und es kam mir auch privat zugute.

Sie stehen dem Verband der Agenturen für Film, Fernsehen und Theater e.V. (VdA) als Mitbegründerin natürlich sehr nah. Was war damals der Ansporn den Verband mit zu gründen? Weiterlesen