Die Ufa feiert 2017 ihr 100. Gründungsjubiläum. Wir wollen einen Blick auf die langjährige Geschichte der Kult-Produktionsfirma aus der Sicht des Castings werfen und nehmen Euch mit auf eine Zeitreise. Wir stellen vier Besetzungsexperten vor, die Casting bei der Ufa mitgeprägt haben oder es heute noch tun.
Weimarer Republik – Jobst von Reiht-Zanthier
Erster Besetzungschef der Ufa wurde im Jahr 1931 Jobst von Reiht-Zanthier (1893–1965), kurz Jobst von Reiht genannt. Er erhielt den ersten anerkannten Casting-Credit für den Film „Münchhausen“. Der ehemalige Schauspieler war zuvor lange Jahre Regieassistent am Theater. Als rechte Hand von Max Reinhardt und Direktor Dr. Klein kannte dieser Allroundman die gesamte Theaterlandschaft vom Star bis zum Statisten. 1931 wurde er von Erich Pommer für die Ufa rekrutiert: „Wir brauchen Theaterleute. Der Tonfilm hat begonnen, nun müssen wir richtige Schauspieler finden. Überlegen Sie sich mal, wie man das am besten macht.“
Der Produktionschef der Ufa, Ernst-Hugo Corell, konkretisierte das Problem: „Können Sie uns wohl Schauspieler für den Film beschaffen? Sie müssen ja nun sprechen können, Schauspieler sein und noch fotogen dazu! Wo findet man die?“ Die Lage war ernst, da viele der stimmerfahrenen deutschen Stars Mitte der 20er-Jahre nach Hollywood gezogen waren. Corells Erwartung an Jobst von Reiht war eindeutig, der Produktionschef wollte neue Stars: „Mir ist erzählt worden, Marlene Dietrich kannten Sie gut, und die ist auch in Hollywood. Wollen Sie nicht auch mal für uns entdecken?“
Von Reiht riskierte den Sprung ins kalte Wasser, etwas Neues sollte entstehen, mit dem Namen Besetzungsbüro: „In Hollywood gab es das schon, die Casting-Büros, die aus aller Welt ihr Schauspielmaterial heranholten. Mir dämmerte eine Ahnung auf, dass eine Kartei entstehen müsste mit Bildern und Daten dazu.“ Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Tina Thielehttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgTina Thiele2017-12-15 13:43:132017-12-15 13:43:13100 Jahre Ufa – aus Castingsicht
Nach der Woche der Vorentscheidungen: Die Kulturstaatsministerin stellt in der Debatte um die Zukunft der Berlinale erste Weichen. Doch die Diskussion über die Zukunft der Berlinale verrät viel über den Zustand des deutschen Kinos – die Debatte um die Zukunft der Berlinale – Teil 2
»In der Kunst kann es keinen Frieden geben. Bewegung entsteht aus Konflikt. Das hat Geschichte.«
Thomas Heise / Christoph Hochhäusler, am 4.12.2017
Seit Ende November ist sie da und nicht mehr zu verdrängen: Die Debatte über die Zukunft der »Internationalen Berliner Filmfestspiele«. Ob deren Ursache auch in einer schwelenden Krise der gegenwärtigen Berlinale liegt und in persönlichen Schwächen der handelnden Akteure, darüber gehen die Meinungen schon wieder auseinander: Aber klar zu sein scheint: So wie es ist, kann, wird und soll es nicht weitergehen.
+ + +
Auf den am 24. November veröffentlichen Brief von über 80 deutschen Filmregisseuren, darunter sehr bekannte Namen wie Volker Schlöndorff, Fatih Akin und Maren Ade, die das bevorstehende Ende der Amtszeit des noch amtierenden Berlinale-Direktors zum Anlass genommen hatten, Fragen und Wünsche zur Zukunft der Berlinale zu stellen, und einen Neuanfang zu fordern, folgte eine Einladung des BKM zu einer Veranstaltung im »Haus der Kulturen der Welt« (HDKW) am 4. Dezember, in der es formal ganz allgemein und leicht verbrämt um »Filmfestivals heute« gehen sollte, obwohl doch jeder wusste, dass die Berlinale das einzige Thema war.
+ + +
War dies nun ein Befreiungsschlag für Monika Grütters? Die amtierende Kulturstaatsministerin (CDU) hatte sich, nicht ganz ohne eigenes Zutun, in den letzten Monaten in eine schwierige Position gebracht in der Frage nach der Zukunft des wichtigsten deutschen Filmfestivals, der Berlinale. Denn bisher hatte man aus ihrem Hause wenige klare Worte dazu gehört. Das zumindest hat der Brief der Regisseure bewirkt: Grütters sah sich offenbar zu gewissen Klarstellungen gezwungen. In ihrem Hause mag man argumentieren, dass das alles auch ohne den Brief der Regisseure entstanden wäre. Aber so wie die Dinge liegen, erscheint dieser wie ein Auslöser. Denn erst nach dem Brief der Regisseure wurde eine Veranstaltung im Berliner »Haus der Kulturen der Welt«, von der man bis dahin nur unter der Hand schon erfahren hatte, die nur »auf persönliche Einladung« zugänglich sein sollte, plötzlich »halböffentlich« und dann im Fortgang der Debatte »öffentlich«.
+ + +
Und erst nach dem Brief der Regisseure nutzte die amtierende Kulturstaatsministerin ihr Grußwort zu immerhin einigen unmissverständlichen Aussagen, und stellte schon an diesem Abend und am Tag darauf erste entscheidende Weichen: Ihr Grußwort nutzte die Ministerin zu der unmissverständlichen Aussage, dass der noch bis März 2019 amtierende Berlinale-Direktor Dieter Kosslick, der bis dato öffentlich wie hinter den Kulissen um ein Weitermachen gekämpft hatte, mit Auslaufen seines Vertrags tatsächlich aufhören muss, und auch nicht in anderen Entscheider-Funktionen mit im Boot bleibt. Denn nicht nur sagte Grütters, dass das Gerücht falsch sei, dass »der Name Dieter Kosslick für eine Schlüsselposition nach 2019 gesetzt ist«. Grütters betonte zudem ausdrücklich: »Missverstanden … wurde ganz offensichtlich die Ankündigung, dass Herr Kosslick dem Aufsichtsrat der KBB ein Konzept für die Zeit nach 2019 vorstellt. Deshalb auch dazu eine Klarstellung: Es handelt sich bei diesem Konzept um einen Diskussionsbeitrag unter mehreren.« Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2017-12-15 12:50:022017-12-15 12:50:02Die Debatte um die Zukunft der Berlinale – Teil 2: »Dann geh doch nach Duisburg!«
Deutschlands größtes Filmfestival braucht eine neue Leitung. Noch zweimal wird Dieter Kosslick zur Berlinale laden, dann läuft sein Vertrag aus, und über 70 wird er dann ja auch schon sein. Und so ist in den jüngsten Wochen eine Diskussion in Gang gekommen, wer ihm denn wohl nachfolgen könnte oder sollte oder müsste …
Mitunter erinnern die Vorwürfe an die späten 1990er-Jahre, als Kosslicks Vorgänger Moritz de Hadeln vom Hof gejagt wurde. Eine neue Ära brach an, die Berlinale wurde plötzlich wieder sexy. „Ohne Dieter Kosslick wäre die Berlinale nicht das heutige herausragende Filmkunstereignis mit internationaler Strahlkraft, auf das wir in Berlin so stolz sind“, sagt Monika Grütters, die Staatsministerin für Kultur und Medien (BKM). Und die ganze Diskussion habe zudem „kampagnenhafte Züge“, kritisiert zugleich der Aufsichtsrat der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin (KBB), der für die Berlinale zuständig ist. Dreihundertdreißigtausend verkaufte Karten, eine halbe Million Besucher – was soll es da zu meckern geben?
Nach wie vor ist es notwendig, auf die fairen Produktionen hinzuweisen, weil sie alles andere als die Regel sind. Es hat auch nichts genutzt, dass in der seit 01.01.2017 gültigen Neuauflage des Filmfördergesetzes (§2 9. FFG) erstmals “sozialverträgliche Bedingungen” als Fördergrundlage verankert wurden. Deshalb rufen wir auch dieses Jahr alle Member von Crew United zur Bewertung auf!
Die Kriterien für Faire Filmproduktion wurden erneut weiter entwickelt und überarbeitet. Die Umfrage ist bis einschließlich 31.12.2017 online und nur für die Nominierung ausschlaggebend. Für die Preisvergabe werden alle Teammitglieder nochmals extra befragt – also auch die, die kein Profil bei Crew United haben.
Zwei, vielleicht auch drei wichtige Änderungen wird es dieses Jahr geben:
Am Donnerstag, den 15.2.2018, werden wir um 16.30 Uhr in der Kulturbrauerei ein Panel veranstalten, das dann in eine kurze, feierliche Preisverleihung übergeht. Im Anschluss beginnt der Crew Call Berlin. Der Bundesverband Die Filmschaffenden wird im Jahr 2018 keine Preisverleihung veranstalten. Den Preis der DIE FILMSCHAFFENDEN werden wir daher zusätzlich im Namen zahlreicher Verbände, Vereinigungen, Organisationen und Gewerkschaften überreichen, die sich für faire Arbeitsbedingungen einsetzen und den Preis unterstützen, egal ob sie Mitglied bei DIE FIlMSCHAFFENDEN sind oder nicht. Noch haben nicht alle auf die laufende Anfrage antworten können, aber schon jetzt liegen 33 Zusagen vor.
* Wir werden dieses Jahr den Preis in zwei Kategorien vergeben: Spielfilm und Serie. Eine Preis für die fairste Dokumentarfilmproduktion wird es wohl in Zusammenarbeit mit dem DOK.fest München im Mai 2018 geben. Dafür wird eine gesonderte Umfrage stattfinden.
* Anfangs hieß die Auszeichnung Hoffnungsschimmer, die letzten beiden Jahre hieß sie Fair Film Award, der zukünftige Name ist durch eine laufende markenrechtliche Prüfung noch offen. Bis zur Preisverleihung werden wir aber wissen, wie der Preis heißen wird.
Egal wie viel Hoffnung auf Veränderung Sie mit dem Fairness Award verbinden:
Er wird von der Politik und der Branche wahrgenommen und Mitmachen kostet nichts! Einfach ins Crew United Profil einloggen und die Projekte bewerten! Jede Stimme zählt! Und wer noch nicht registriert ist, kann das gerne kostenfrei für die Abstimmung machen.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Oliver Zengleinhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgOliver Zenglein2017-12-04 12:19:302019-11-04 15:25:42FairFilmAward 2018: Wir suchen die fairste Filmproduktion 2017!
Trouble in Paradise: Die Regisseure, der Festivalleiter und die Ministerin – der Kampf um die Zukunft der Berlinale – Teil 1
Manche, auch wohlgesonnene Menschen, behaupten dieser Tage, wir hätten ja etwas gegen die Berlinale. Wir würden sie nicht mögen, oder würden die Berlinale schlecht machen.
Das ist falsch. Wer so redet, hat das Entscheidende nicht verstanden. Wer die Berlinale kritisiert, der tut das, weil sie ihm am Herzen liegt. Weil man sie mag und gern dorthin geht. Weil es der Mühe wert ist, seine Zeit damit zuzubringen, sie zu kritisieren. Kritik muss man sich verdienen. Die Berlinale hat sich Kritik verdient, denn sie könnte besser sein, als sie ist, und wenn man das weiß, dann versucht man seinen Beitrag dazu zu tun, sie besser zu machen.
Wenn manche jetzt den amtierenden Festivalleiter kritisieren, oder sogar die Nichtverlängerung seines Vertrages wünschen, dann sollte man dies nicht mit Kritik an der Berlinale verwechseln. Die Vermischung von Institution und Person, von Amt und Amtsinhaber ist derzeit die Strategie des amtierenden Festivalleiters, um sich an sein Amt zu klammern. Man sollte auf diese Taktik nicht hereinfallen.
Die Berlinale ist wichtiger als jede Person. Wer das leugnet, beschädigt die Berlinale.
+ + +
Die derzeitige Debatte um die Zukunft der Berlinale ist überaus spannend und ein Paradebeispiel für kulturpolitische Kämpfe, politische Strategien und mediale Taktiken.
Es ist in allererster Linie ein Kampf um die Meinungsmacht.
Wer die Vorgänge genau und kühl beobachtet, kann hier viel lernen, weit über den Gegenstand hinaus. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2017-12-02 12:15:062017-12-02 12:15:06Der Kampf um die Zukunft der Berlinale – Teil 1: Kampf um die Meinungsmacht
Amerika, du hast es besser. Nirgendwo scheint der alte Spruch noch mehr zu gelten als in der Filmbranche. Sehnsüchtig schauen manche Filmschaffende Richtung Hollywood, wo größere Budgets und bessere Strukturen vermeintlich die Filmarbeit erleichtern. Einen Einblick in der Realität versuchten auf den Regietagen am Wochenende in München Julia Eplinius und Sebastian Fahr-Brix für ihr Tätigkeitsfeld zu vermitteln: die Regieassistenz – im angelsächsischen Sprachraum First Assistant Director, kurz 1. AD.
Doch sind beide Systeme oder weiteres zu vergleichen? Sebastian Fahr-Brix hat als 1. AD fast alle Filme von Tom Tykwer begleitet – bis hin zur neuen Serie „Babylon Berlin“, die mit einem Rekordbudget von 40 Millionen Euro mit den Produktionen von Streamingdiensten und Abosendern konkurrieren soll. Julia Eplinius vertritt als Vorstand die Regieassistenten im Bundesverband Regie (BVR). Einem Laien ist schon der Beruf des Regieassistenten schwer begreiflich. Die meisten stellen sich darunter tatsächlich nur eine „rechte Hand“ vor, die dem Regisseur alles vom Leibe hält, was ihn von seiner kreativen Arbeit ablenkt – bis hin zum Kaffeeholen. Und irgendwann darf dieses Helferlein dann auch mal endlich selber einen Film inszenieren …
Kodak ist wieder da. Auf den Regietagen stellte sich der einstige Traditionsriese Anfang November in München mit einer Podiumsdiskussion wieder vor. Auf der Bühne diskutierte der Regisseur Christian Wagner mit Kollegen aus Bildgestaltung, Regie, Produktion und Postproduktion über Für und Wider von analoger und digitaler Aufnahmetechnik.
Wenn man’s so beschreibt, klingt es kalt und trocken. Tatsächlich rührt die Frage aber mehr an als nur den Verstand. Zwar werde nicht mal mehr ein Prozent der weltweiten Filmproduktion noch auf Film gedreht, sagte Michael Boxrucker. Kodak-„Botschafter“ und selbst DoP. Das heißt aber nicht, dass die Filmemacher den Film nicht vermissen würden.
Das ist keine bloße Nostalgie: Konzentration, Entschleunigung, Gewissenhaftigkeit und Expertise lauteten die Argumente für das Traditionsformat. Die Digitalisierung fördere die Nachlässigkeit. Lediglich Tom Fährmann, DoP und Professor für Bildgestaltung an der HFF, nahm den Fortschritt uneingeschränkt in Schutz.
Eine Zusammenfassung der zweistündigen Podiumsdiskussion können Sie im Video sehen. Für die schlechte Bild- und Tonqualität bitten wir um Entschuldigung. Die geplante professionelle Aufzeichnung ist leider kurzfristig an technischen Problemen gescheitert. Zum Glück gibt es aber kleine Digitalkameras. Die Meinungen auf dem Podium bieten wir hier im Überblick.
Peter Zeitlinger, DoP („Königin der Wüste“)
„Analoger Film ist Massage für die Retina.“
„Digital ist Fast Food mit Geschmacksverstärker (das sind die Codecs). Ich will lieber Bio.“
„Die Videoausspiegelung war der Anfang vom Untergang.“
„Wenn wir auf Film drehen, herrscht eine ganz andere Atmosphäre am Set. Jeder konzentriert sich.“
„Beim Film wird bei den Mitarbeitern die Spreu vom Weizen getrennt. Bei Digital kommen die noch mit. Aber das sind „Garbage“-Produktionen.“
„Ich habe in Köln studiert. Da hatten wir zwei Übungen auf 35 Millimeter. Das muss in den Filmschulen wiedererweckt werden.“
Leena Koppe, DoP („Die Vaterlosen“)
„Willst Du mit Tiefe erzählen, ist Film das Material. Die digitale Kamera ist fast überscharf.“
„Im Moment ist das Digitale dabei, den Film umzubringen. In Österreich wurde gerade das letzte Labor geschlossen.“
„Mich stört, dass die Industrie drüberbrettert, und verspricht, dass alles besser und billiger wird. Das ist aber nicht so.“
„Die Formatfrage sollte eine freie Entscheidung sein.“
Tom Fährmann, DoP („Das Wunder von Bern“)
„Es ergibt keinen Sinn, von analog auf digital zu wechseln, wenn das Digitale nicht besser ist. Das aber ist mit der Alexa tatsächlich passiert. Bis dahin wirkten Hauttöne eher wie Porzellan. Nun sehen sie nahezu organisch aus. Alles, was ich über Digital dachte, hat sich geändert. “
„Ab dem Digital Intermediate sind alle Schritte in der Postproduktion exakt die gleichen.“
„Die Probleme sind in der Anzahl gleich. Sie haben nur einen anderen Namen.“
„Ich höre da immer wieder, dass der Film durch die geringe Menge disziplinierend wirke. Aber wir sind doch keine Kinder.“
Michel Morales, Produzent („Lola auf der Erbse“)
„Für kleine Produktionen ist Digital sinnvoll. Bei großen Budgets gibt sich beides nichts mehr.“
„Die digitale Kamera läuft die ganze Zeit über. Die Postproduktion und das Sichten des Materials kosten dann wieder mehr …“
„Das Set ist wie ein Sack voller Flöhe. Die Kamera am Set schafft eine Magie – alle sind konzentrierter.“
„Ich freue mich, wenn ein Regisseur oder eine Kamerafrau sagt, sie will auf Film drehen.
„Die Industrie treibt dauernd eine andere Sau durchs Dorf und sagt, dass es billiger werde.“
Marc Rothemund, Regisseur („Sophie Scholl – Die letzten Tage“)
„Nachträglich Korn einzusetzen, ist extrem schwierig – Szenen haben eine Eigendynamik.“
„Das Material lebt beim Film.“
„Digitalkameras sind nicht handhabbarer. Der Lüfter da ist lauter als das Surren der Filmstreifen, die Kabellage anfällig. Und die Konzentration ist bei Film schon eine andere.“
„Seit ich digital drehe, habe ich viel mehr Unschärfen. “
„Die Maske dauert länger.“
„Die meisten Produzenten sagen, Film sei zu teuer, ohne profundes Fachwissen. Das ist so plakativ.“
Hinter den Blitzlichtern ist die Freude nicht mehr so groß. Auf den Regietagen Anfang November hatte der Bundesverband Regie (BVR) seinen „Diversitätsbericht für das Jahr 2016“ [PDF] vorgestellt. Es ist bereits der vierte. Untersucht wird nicht weniger als die „Regievergabepraxis in Deutschen fiktionalen Primetime-Programmen von ARD, ZDF, RTL Sat1 und Vox sowie in deutschen Kinospielfilmen.“ Wer dreht oder darf drehen, was am meisten und liebsten gesehen wird?
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2017-11-25 13:53:002017-12-04 18:25:48Alles beim Alten
100 Jahre Ufa – aus Castingsicht
out takes, Tina ThieleDie Ufa feiert 2017 ihr 100. Gründungsjubiläum. Wir wollen einen Blick auf die langjährige Geschichte der Kult-Produktionsfirma aus der Sicht des Castings werfen und nehmen Euch mit auf eine Zeitreise. Wir stellen vier Besetzungsexperten vor, die Casting bei der Ufa mitgeprägt haben oder es heute noch tun.
Weimarer Republik – Jobst von Reiht-Zanthier
Erster Besetzungschef der Ufa wurde im Jahr 1931 Jobst von Reiht-Zanthier (1893–1965), kurz Jobst von Reiht genannt. Er erhielt den ersten anerkannten Casting-Credit für den Film „Münchhausen“. Der ehemalige Schauspieler war zuvor lange Jahre Regieassistent am Theater. Als rechte Hand von Max Reinhardt und Direktor Dr. Klein kannte dieser Allroundman die gesamte Theaterlandschaft vom Star bis zum Statisten. 1931 wurde er von Erich Pommer für die Ufa rekrutiert: „Wir brauchen Theaterleute. Der Tonfilm hat begonnen, nun müssen wir richtige Schauspieler finden. Überlegen Sie sich mal, wie man das am besten macht.“
Der Produktionschef der Ufa, Ernst-Hugo Corell, konkretisierte das Problem: „Können Sie uns wohl Schauspieler für den Film beschaffen? Sie müssen ja nun sprechen können, Schauspieler sein und noch fotogen dazu! Wo findet man die?“ Die Lage war ernst, da viele der stimmerfahrenen deutschen Stars Mitte der 20er-Jahre nach Hollywood gezogen waren. Corells Erwartung an Jobst von Reiht war eindeutig, der Produktionschef wollte neue Stars: „Mir ist erzählt worden, Marlene Dietrich kannten Sie gut, und die ist auch in Hollywood. Wollen Sie nicht auch mal für uns entdecken?“
Von Reiht riskierte den Sprung ins kalte Wasser, etwas Neues sollte entstehen, mit dem Namen Besetzungsbüro: „In Hollywood gab es das schon, die Casting-Büros, die aus aller Welt ihr Schauspielmaterial heranholten. Mir dämmerte eine Ahnung auf, dass eine Kartei entstehen müsste mit Bildern und Daten dazu.“
Weiterlesen
Die Debatte um die Zukunft der Berlinale – Teil 2: »Dann geh doch nach Duisburg!«
out takes, Rüdiger SuchslandNach der Woche der Vorentscheidungen: Die Kulturstaatsministerin stellt in der Debatte um die Zukunft der Berlinale erste Weichen. Doch die Diskussion über die Zukunft der Berlinale verrät viel über den Zustand des deutschen Kinos – die Debatte um die Zukunft der Berlinale – Teil 2
»In der Kunst kann es keinen Frieden geben. Bewegung entsteht aus Konflikt. Das hat Geschichte.«
Thomas Heise / Christoph Hochhäusler, am 4.12.2017
Seit Ende November ist sie da und nicht mehr zu verdrängen: Die Debatte über die Zukunft der »Internationalen Berliner Filmfestspiele«. Ob deren Ursache auch in einer schwelenden Krise der gegenwärtigen Berlinale liegt und in persönlichen Schwächen der handelnden Akteure, darüber gehen die Meinungen schon wieder auseinander: Aber klar zu sein scheint: So wie es ist, kann, wird und soll es nicht weitergehen.
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Auf den am 24. November veröffentlichen Brief von über 80 deutschen Filmregisseuren, darunter sehr bekannte Namen wie Volker Schlöndorff, Fatih Akin und Maren Ade, die das bevorstehende Ende der Amtszeit des noch amtierenden Berlinale-Direktors zum Anlass genommen hatten, Fragen und Wünsche zur Zukunft der Berlinale zu stellen, und einen Neuanfang zu fordern, folgte eine Einladung des BKM zu einer Veranstaltung im »Haus der Kulturen der Welt« (HDKW) am 4. Dezember, in der es formal ganz allgemein und leicht verbrämt um »Filmfestivals heute« gehen sollte, obwohl doch jeder wusste, dass die Berlinale das einzige Thema war.
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War dies nun ein Befreiungsschlag für Monika Grütters? Die amtierende Kulturstaatsministerin (CDU) hatte sich, nicht ganz ohne eigenes Zutun, in den letzten Monaten in eine schwierige Position gebracht in der Frage nach der Zukunft des wichtigsten deutschen Filmfestivals, der Berlinale. Denn bisher hatte man aus ihrem Hause wenige klare Worte dazu gehört. Das zumindest hat der Brief der Regisseure bewirkt: Grütters sah sich offenbar zu gewissen Klarstellungen gezwungen. In ihrem Hause mag man argumentieren, dass das alles auch ohne den Brief der Regisseure entstanden wäre. Aber so wie die Dinge liegen, erscheint dieser wie ein Auslöser. Denn erst nach dem Brief der Regisseure wurde eine Veranstaltung im Berliner »Haus der Kulturen der Welt«, von der man bis dahin nur unter der Hand schon erfahren hatte, die nur »auf persönliche Einladung« zugänglich sein sollte, plötzlich »halböffentlich« und dann im Fortgang der Debatte »öffentlich«.
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Und erst nach dem Brief der Regisseure nutzte die amtierende Kulturstaatsministerin ihr Grußwort zu immerhin einigen unmissverständlichen Aussagen, und stellte schon an diesem Abend und am Tag darauf erste entscheidende Weichen: Ihr Grußwort nutzte die Ministerin zu der unmissverständlichen Aussage, dass der noch bis März 2019 amtierende Berlinale-Direktor Dieter Kosslick, der bis dato öffentlich wie hinter den Kulissen um ein Weitermachen gekämpft hatte, mit Auslaufen seines Vertrags tatsächlich aufhören muss, und auch nicht in anderen Entscheider-Funktionen mit im Boot bleibt. Denn nicht nur sagte Grütters, dass das Gerücht falsch sei, dass »der Name Dieter Kosslick für eine Schlüsselposition nach 2019 gesetzt ist«. Grütters betonte zudem ausdrücklich: »Missverstanden … wurde ganz offensichtlich die Ankündigung, dass Herr Kosslick dem Aufsichtsrat der KBB ein Konzept für die Zeit nach 2019 vorstellt. Deshalb auch dazu eine Klarstellung: Es handelt sich bei diesem Konzept um einen Diskussionsbeitrag unter mehreren.« Weiterlesen
Wie geht’s weiter?
out takes, Peter HartigAuf dem Podium (von links): der Produzent Thomas Kufus, der Regisseur Volker Schlöndorff, Moderator Philipp Weinges, die Präsidentin der HFF München, Bettina Reitz, der Regisseur Christoph Hochhäusler und Christiane Peitz („Tagesspiegel“). | Foto © Bundesregierung/Koall
Deutschlands größtes Filmfestival braucht eine neue Leitung. Noch zweimal wird Dieter Kosslick zur Berlinale laden, dann läuft sein Vertrag aus, und über 70 wird er dann ja auch schon sein. Und so ist in den jüngsten Wochen eine Diskussion in Gang gekommen, wer ihm denn wohl nachfolgen könnte oder sollte oder müsste …
Debattiert wird freilich nur in den Filmspalten im Kulturteil, denn so sehr interessieren sich dann doch nur die Wenigsten fürs Hauptstadt-Festival mit Weltrang oder die öffentliche Personalpolitik. Dafür sind die Positionen umso klarer und fest: Die Berlinale habe kein Profil, der Wettbewerb keine Inspiration, das Renommee hätten andere Festivals, lassen sich die kritischen Stimmen grob zusammenfassen.
Mitunter erinnern die Vorwürfe an die späten 1990er-Jahre, als Kosslicks Vorgänger Moritz de Hadeln vom Hof gejagt wurde. Eine neue Ära brach an, die Berlinale wurde plötzlich wieder sexy. „Ohne Dieter Kosslick wäre die Berlinale nicht das heutige herausragende Filmkunstereignis mit internationaler Strahlkraft, auf das wir in Berlin so stolz sind“, sagt Monika Grütters, die Staatsministerin für Kultur und Medien (BKM). Und die ganze Diskussion habe zudem „kampagnenhafte Züge“, kritisiert zugleich der Aufsichtsrat der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin (KBB), der für die Berlinale zuständig ist. Dreihundertdreißigtausend verkaufte Karten, eine halbe Million Besucher – was soll es da zu meckern geben?
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FairFilmAward 2018: Wir suchen die fairste Filmproduktion 2017!
Oliver ZengleinNach wie vor ist es notwendig, auf die fairen Produktionen hinzuweisen, weil sie alles andere als die Regel sind. Es hat auch nichts genutzt, dass in der seit 01.01.2017 gültigen Neuauflage des Filmfördergesetzes (§2 9. FFG) erstmals “sozialverträgliche Bedingungen” als Fördergrundlage verankert wurden. Deshalb rufen wir auch dieses Jahr alle Member von Crew United zur Bewertung auf!
Die Kriterien für Faire Filmproduktion wurden erneut weiter entwickelt und überarbeitet. Die Umfrage ist bis einschließlich 31.12.2017 online und nur für die Nominierung ausschlaggebend. Für die Preisvergabe werden alle Teammitglieder nochmals extra befragt – also auch die, die kein Profil bei Crew United haben.
Zwei, vielleicht auch drei wichtige Änderungen wird es dieses Jahr geben:
Am Donnerstag, den 15.2.2018, werden wir um 16.30 Uhr in der Kulturbrauerei ein Panel veranstalten, das dann in eine kurze, feierliche Preisverleihung übergeht. Im Anschluss beginnt der Crew Call Berlin. Der Bundesverband Die Filmschaffenden wird im Jahr 2018 keine Preisverleihung veranstalten. Den Preis der DIE FILMSCHAFFENDEN werden wir daher zusätzlich im Namen zahlreicher Verbände, Vereinigungen, Organisationen und Gewerkschaften überreichen, die sich für faire Arbeitsbedingungen einsetzen und den Preis unterstützen, egal ob sie Mitglied bei DIE FIlMSCHAFFENDEN sind oder nicht. Noch haben nicht alle auf die laufende Anfrage antworten können, aber schon jetzt liegen 33 Zusagen vor.
AG DOK
Allianz Unabhängiger Filmdienstleister
art but fair
Berufsvereinigung Filmton
Bundesverband Beleuchtung und Bühne
Berufsverband Kinematografie e.V.
Bundesverband Casting e.V.
Bundesverband der Fernsehkameraleute e.V.
Bundesverband deutscher Stuntleute e.V.
Bundesverband Filmschnitt Editor
Bundesverband Locationscouts e.V.
Bundesverband Produktion e.V.
Bundesverband Regie
Bundesverband Schauspiel – Bühne|Film|Fernsehen|Sprache
Bundesvereinigung Maskenbild
DEFKOM Deutsche Filmkomponistenunion
Deutsche Akademie für Fernsehen e.V.
Festivalarbeit in ver.di
FairTV
DIE FILMSCHAFFENDEN
Filmunion Verdi
Filmverband Südwest e.V.
Interessengemeinschaft Licht und Bühne München
Interessenverband Deutscher Schauspieler e.V.
InteressenVerband Synchronschauspieler e.V.
Pro Quote Film
Verband der Agenturen für Film, TV und Theater
Verband der Berufsgruppen Szenenbild und Kostümbild
Verband der Requisiteure & Setdecorator
Verband Deutscher Drehbuchautoren E.V.
Verband Deutscher Filmproduzenten e.V. – VDFP
Verband Deutscher Schauspieler Agenturen
Verband Deutscher Sprecher e.V.
* Wir werden dieses Jahr den Preis in zwei Kategorien vergeben: Spielfilm und Serie. Eine Preis für die fairste Dokumentarfilmproduktion wird es wohl in Zusammenarbeit mit dem DOK.fest München im Mai 2018 geben. Dafür wird eine gesonderte Umfrage stattfinden.
* Anfangs hieß die Auszeichnung Hoffnungsschimmer, die letzten beiden Jahre hieß sie Fair Film Award, der zukünftige Name ist durch eine laufende markenrechtliche Prüfung noch offen. Bis zur Preisverleihung werden wir aber wissen, wie der Preis heißen wird.
Egal wie viel Hoffnung auf Veränderung Sie mit dem Fairness Award verbinden:
Er wird von der Politik und der Branche wahrgenommen und Mitmachen kostet nichts! Einfach ins Crew United Profil einloggen und die Projekte bewerten! Jede Stimme zählt! Und wer noch nicht registriert ist, kann das gerne kostenfrei für die Abstimmung machen.
Der Kampf um die Zukunft der Berlinale – Teil 1: Kampf um die Meinungsmacht
out takes, Rüdiger SuchslandTrouble in Paradise: Die Regisseure, der Festivalleiter und die Ministerin – der Kampf um die Zukunft der Berlinale – Teil 1
Manche, auch wohlgesonnene Menschen, behaupten dieser Tage, wir hätten ja etwas gegen die Berlinale. Wir würden sie nicht mögen, oder würden die Berlinale schlecht machen.
Das ist falsch. Wer so redet, hat das Entscheidende nicht verstanden. Wer die Berlinale kritisiert, der tut das, weil sie ihm am Herzen liegt. Weil man sie mag und gern dorthin geht. Weil es der Mühe wert ist, seine Zeit damit zuzubringen, sie zu kritisieren. Kritik muss man sich verdienen. Die Berlinale hat sich Kritik verdient, denn sie könnte besser sein, als sie ist, und wenn man das weiß, dann versucht man seinen Beitrag dazu zu tun, sie besser zu machen.
Wenn manche jetzt den amtierenden Festivalleiter kritisieren, oder sogar die Nichtverlängerung seines Vertrages wünschen, dann sollte man dies nicht mit Kritik an der Berlinale verwechseln. Die Vermischung von Institution und Person, von Amt und Amtsinhaber ist derzeit die Strategie des amtierenden Festivalleiters, um sich an sein Amt zu klammern. Man sollte auf diese Taktik nicht hereinfallen.
Die Berlinale ist wichtiger als jede Person. Wer das leugnet, beschädigt die Berlinale.
+ + +
Die derzeitige Debatte um die Zukunft der Berlinale ist überaus spannend und ein Paradebeispiel für kulturpolitische Kämpfe, politische Strategien und mediale Taktiken.
Es ist in allererster Linie ein Kampf um die Meinungsmacht.
Wer die Vorgänge genau und kühl beobachtet, kann hier viel lernen, weit über den Gegenstand hinaus. Weiterlesen
Ein anderer Stellenwert
out takes, Peter HartigEin 1. AD hat alle Hände voll zu tun, eine Regieassistentin auch. Wie sich die beiden Berufsbilder unterscheiden und weshalb sie in Deutschland doch gerne vermischt werden, erörterten Julia Eplinius und Sebastian Fahr-Brix auf den Regietagen. | Foto © BVR, Christof Arnold
Amerika, du hast es besser. Nirgendwo scheint der alte Spruch noch mehr zu gelten als in der Filmbranche. Sehnsüchtig schauen manche Filmschaffende Richtung Hollywood, wo größere Budgets und bessere Strukturen vermeintlich die Filmarbeit erleichtern. Einen Einblick in der Realität versuchten auf den Regietagen am Wochenende in München Julia Eplinius und Sebastian Fahr-Brix für ihr Tätigkeitsfeld zu vermitteln: die Regieassistenz – im angelsächsischen Sprachraum First Assistant Director, kurz 1. AD.
Doch sind beide Systeme oder weiteres zu vergleichen? Sebastian Fahr-Brix hat als 1. AD fast alle Filme von Tom Tykwer begleitet – bis hin zur neuen Serie „Babylon Berlin“, die mit einem Rekordbudget von 40 Millionen Euro mit den Produktionen von Streamingdiensten und Abosendern konkurrieren soll. Julia Eplinius vertritt als Vorstand die Regieassistenten im Bundesverband Regie (BVR). Einem Laien ist schon der Beruf des Regieassistenten schwer begreiflich. Die meisten stellen sich darunter tatsächlich nur eine „rechte Hand“ vor, die dem Regisseur alles vom Leibe hält, was ihn von seiner kreativen Arbeit ablenkt – bis hin zum Kaffeeholen. Und irgendwann darf dieses Helferlein dann auch mal endlich selber einen Film inszenieren …
Weiterlesen
Formatfragen
out takes, Peter HartigKodak ist wieder da. Auf den Regietagen stellte sich der einstige Traditionsriese Anfang November in München mit einer Podiumsdiskussion wieder vor. Auf der Bühne diskutierte der Regisseur Christian Wagner mit Kollegen aus Bildgestaltung, Regie, Produktion und Postproduktion über Für und Wider von analoger und digitaler Aufnahmetechnik.
Wenn man’s so beschreibt, klingt es kalt und trocken. Tatsächlich rührt die Frage aber mehr an als nur den Verstand. Zwar werde nicht mal mehr ein Prozent der weltweiten Filmproduktion noch auf Film gedreht, sagte Michael Boxrucker. Kodak-„Botschafter“ und selbst DoP. Das heißt aber nicht, dass die Filmemacher den Film nicht vermissen würden.
Das ist keine bloße Nostalgie: Konzentration, Entschleunigung, Gewissenhaftigkeit und Expertise lauteten die Argumente für das Traditionsformat. Die Digitalisierung fördere die Nachlässigkeit. Lediglich Tom Fährmann, DoP und Professor für Bildgestaltung an der HFF, nahm den Fortschritt uneingeschränkt in Schutz.
Eine Zusammenfassung der zweistündigen Podiumsdiskussion können Sie im Video sehen. Für die schlechte Bild- und Tonqualität bitten wir um Entschuldigung. Die geplante professionelle Aufzeichnung ist leider kurzfristig an technischen Problemen gescheitert. Zum Glück gibt es aber kleine Digitalkameras. Die Meinungen auf dem Podium bieten wir hier im Überblick.
Peter Zeitlinger, DoP („Königin der Wüste“)
„Analoger Film ist Massage für die Retina.“
„Digital ist Fast Food mit Geschmacksverstärker (das sind die Codecs). Ich will lieber Bio.“
„Die Videoausspiegelung war der Anfang vom Untergang.“
„Wenn wir auf Film drehen, herrscht eine ganz andere Atmosphäre am Set. Jeder konzentriert sich.“
„Beim Film wird bei den Mitarbeitern die Spreu vom Weizen getrennt. Bei Digital kommen die noch mit. Aber das sind „Garbage“-Produktionen.“
Kyrill Ahlvers (Silbersalz-Film)
„Ich habe in Köln studiert. Da hatten wir zwei Übungen auf 35 Millimeter. Das muss in den Filmschulen wiedererweckt werden.“
Leena Koppe, DoP („Die Vaterlosen“)
„Willst Du mit Tiefe erzählen, ist Film das Material. Die digitale Kamera ist fast überscharf.“
„Im Moment ist das Digitale dabei, den Film umzubringen. In Österreich wurde gerade das letzte Labor geschlossen.“
„Mich stört, dass die Industrie drüberbrettert, und verspricht, dass alles besser und billiger wird. Das ist aber nicht so.“
„Die Formatfrage sollte eine freie Entscheidung sein.“
Tom Fährmann, DoP („Das Wunder von Bern“)
„Es ergibt keinen Sinn, von analog auf digital zu wechseln, wenn das Digitale nicht besser ist. Das aber ist mit der Alexa tatsächlich passiert. Bis dahin wirkten Hauttöne eher wie Porzellan. Nun sehen sie nahezu organisch aus. Alles, was ich über Digital dachte, hat sich geändert. “
„Ab dem Digital Intermediate sind alle Schritte in der Postproduktion exakt die gleichen.“
„Die Probleme sind in der Anzahl gleich. Sie haben nur einen anderen Namen.“
„Ich höre da immer wieder, dass der Film durch die geringe Menge disziplinierend wirke. Aber wir sind doch keine Kinder.“
Michel Morales, Produzent („Lola auf der Erbse“)
„Für kleine Produktionen ist Digital sinnvoll. Bei großen Budgets gibt sich beides nichts mehr.“
„Die digitale Kamera läuft die ganze Zeit über. Die Postproduktion und das Sichten des Materials kosten dann wieder mehr …“
„Das Set ist wie ein Sack voller Flöhe. Die Kamera am Set schafft eine Magie – alle sind konzentrierter.“
„Ich freue mich, wenn ein Regisseur oder eine Kamerafrau sagt, sie will auf Film drehen.
„Die Industrie treibt dauernd eine andere Sau durchs Dorf und sagt, dass es billiger werde.“
Marc Rothemund, Regisseur („Sophie Scholl – Die letzten Tage“)
„Nachträglich Korn einzusetzen, ist extrem schwierig – Szenen haben eine Eigendynamik.“
„Das Material lebt beim Film.“
„Digitalkameras sind nicht handhabbarer. Der Lüfter da ist lauter als das Surren der Filmstreifen, die Kabellage anfällig. Und die Konzentration ist bei Film schon eine andere.“
„Seit ich digital drehe, habe ich viel mehr Unschärfen. “
„Die Maske dauert länger.“
„Die meisten Produzenten sagen, Film sei zu teuer, ohne profundes Fachwissen. Das ist so plakativ.“
Alles beim Alten
out takes, Peter HartigAuf dem Podium bei den Regietagen (von links):?Skadi Loist, von der Universität Rostock, Moderatorin Margrét Rún, die Produzentin Uschi Reich, die Regisseurin Julia von Heinz, Claudia Tronnier, Leiterin des „Kleinen Fernsehspiels“, und Studio-Hamburg-Chef Michael Lehmann. | Foto © BVR, Stella Boda
2016 war das Jahr der Regisseurinnen, war 2016 zu lesen. Maren Ade hatte mit „Toni Erdmann“ in Cannes die Herzen erobert, Maria Schrader mit „Vor der Morgenröte“ begeistert, Nicolette Krebitz mit „Wild“ überrascht. „Toni Erdmann“ gewann sechs „Europäische Filmpreise“ und in diesem Jahr noch mal fünf „Lolas“, jeweils auch in den Kategorien für den besten Film und die beste Regie. Wo übrigens beim „Deutschen Filmpreis“ drei der sechs nomierten Filme von Frauen inszeniert waren, drei der vier nominierten Regisseure Frauen waren. Na bitte, geht doch! Und alles ohne offizielle Quote.
Hinter den Blitzlichtern ist die Freude nicht mehr so groß. Auf den Regietagen Anfang November hatte der Bundesverband Regie (BVR) seinen „Diversitätsbericht für das Jahr 2016“ [PDF] vorgestellt. Es ist bereits der vierte. Untersucht wird nicht weniger als die „Regievergabepraxis in Deutschen fiktionalen Primetime-Programmen von ARD, ZDF, RTL Sat1 und Vox sowie in deutschen Kinospielfilmen.“ Wer dreht oder darf drehen, was am meisten und liebsten gesehen wird?
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