„Watu Wote – All of us“ (Casting: Lorella Jowi) wurde 2017 bereits mit einem Studenten-Oscar ausgezeichnet und ist nun auch die deutsche Hoffnung im Kurzfilmsegment bei den diesjährigen Academy Awards am 4. März. Der 15-minütige Kurzfilm beruht auf wahren Begebenheiten. Ein Reisebus wird nahe der somalischen Grenze in Kenia von Mitgliedern der Terrormiliz Al-Shabaab attackiert. Als die Terroristen die Passagiere auffordern, sich nach religiöser Zugehörigkeit aufzuteilen, weigern sich diese und beweisen somit Mut zur Solidarität und Menschlichkeit im Angesicht des Terrors. Die Regisseurin Katja Benrath verriet uns im Telefoninterview die berührende Entstehungsgeschichte hinter dem Film und erzählte uns außerdem, wie das Leben einer Oscar-Nominierten aussieht.
Ihr Kurzfilm „Watu Wote“ ist für die Oscars im März nominiert. Wie war Ihre erste Reaktion, als Sie davon erfahren haben?
Wir haben uns die Verkündung der Nominierten gemeinsam mit dem gesamten 120-köpfigen Team in Nairobi angeschaut und es war schon eine große Spannung in der Luft. Für die Menschen ist der Film auch mit ihrer eigenen ganz persönlichen Geschichte verknüpft. Wir waren die Letzten, die aufgerufen wurden, weil das alphabetisch abläuft. Das war schon sehr aufregend und die Erleichterung und Freude war dementsprechend riesengroß. Weiterlesen
Oliver Zenglein von Crew United - Foto: (c) Julia Nimke
Vor der Berlinale-Eröffnung ging es in der Berliner Kulturbrauerei wieder zur Sache: Wie können die Filmschaffenden am besten für ihre Interessen einstehen? Crew-United-Geschäftsführer Oliver Zenglein appellierte in seiner Begrüßung, sich stärker zu organisieren.
Ich möchte mit einem Dankeschön beginnen, bei den Menschen, die diese Veranstaltung heute möglich gemacht haben: Zuallererst bei unseren Gästen, die diese Veranstaltung als Impulsgeber, Diskussionspartner oder Laudator mitgestalten. Wir freuen uns, dass Ihr alle gekommen seid. Herzlichen Dank! Bei der großartigen Band Die höchste Eisenbahn, bei Lisa Basten und Rüdiger Suchsland, unseren wunderbaren Moderatoren, bei Christian Dosch, zuständig für Nachhaltigkeit und Fairness bei Crew United, der diese Veranstaltung so toll organisiert hat. Und natürlich bei meinem Crew United Partner Vincent Lutz und dem gesamten Team von Crew United.
Gleich geht es los mir einer hoffentlich spannenden und inspirierenden Diskussion und danach werden wir die fairsten Produktionen 2017 auszeichnen. Das macht üblicherweise die Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verbände DIE FILMSCHAFFENDEN, mit der wir seit vielen Jahren eine Partnerschaft pflegen und für die wir die Umfrage zu den Arbeitsbedingungen seit der zweiten Preisverleihung 2012 durchführen. In diesem Jahr ist es ihr aber aus organisatorischen Gründen nicht möglich. Doch der Preis und das, wofür er steht, ist in der Branche in den letzten Jahren ins Bewusstsein vorgedrungen. Wir alle finden, dass wir nicht nachlassen sollten und der Preis gerade jetzt (und unbedingt) Kontinuität braucht. Deshalb hat Crew United auch die heutige Preisverleihung organisiert.
Das wirklich Großartige dabei: Wir können den Preis in diesem Jahr nicht nur im Namen von Die Filmschaffenden und ihren derzeit 4 Mitgliedsverbänden vergeben, sondern im Namen von über 30 Verbänden, Organisationen. Und im Namen von Verdi. Wir können uns nicht erinnern, dass diese vielen unterschiedlichen Interessenvertretungen sich jemals so einmütig und ohne Streit gemeinsam zu einer Sache bekannt haben: Heute ist die Premiere – der Einsatz für Fairness vereint uns alle! Vielleicht kann dies ein Anfang einer dauerhaften Annäherung sein!
Weiterhin gilt aber, dass dieser Preis keine glamouröse Angelegenheit sein soll und kann. Mehr noch: Ziel dieses Preises bleibt ja ganz klar eines – sich selbst abzuschaffen! Sobald es in der Branche durch die Bank fair zu geht, braucht kein Mensch mehr diesen Preis. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2018-03-01 08:37:412018-03-01 08:37:41Änderung ist möglich!
Die Veranstaltung zum Thema Fairness in der Film- und Fernsehbranche findet mit Unterstu?tzung der Pensionskasse Rundfunk und des Medienboards Berlin- Brandenburg sowie in Kooperation mit u?ber 30 Branchenverba?nden und ver.di statt. Diskussionen und Impulse mit Ga?sten aus der gesamten Kreativbranche sollen Lo?sungsansa?tze ausloten und der Frage nachgehen, wie die Film- und Fernsehschaffenden ihre Zukunft fair gestalten ko?nnen. Mit der Verleihung des FairFilmAwards 2018 werden Beispiele dafu?r ausgezeichnet, dass Film und Fairness sich nicht widersprechen mu?ssen.
Wie ko?nnen diese Leuchtturmbeispiele zur Branchennormalita?t werden? Filme machen ist Teamarbeit auf ho?chstem Niveau und unter gro?ßtem Druck – hochqualifizierte Menschen aus unterschiedlichsten Gewerken arbeiten mit Kreativita?t, Leidenschaft und Engagement zusammen, aber selten unter fairen und angemessenen Bedingungen. Die zunehmende Prekarisierung von Film- und Fernsehschaffenden in Deutschland wurde unla?ngst durch Studien und Umfragen belegt.
Sta?rke entsteht durch gemeinsames Auftreten – was kann Solidarita?t in der Filmbranche heißen, und wo sind ihre Grenzen? Wer ist legitimiert, im Namen der Filmschaffenden zu sprechen? Und welche Teile der Branche bleiben bislang ohne Vertretung? Kann man Kra?fte und Kompetenzen in neuer, besserer Weise bu?ndeln, ohne dass es von Anderen als Bedrohung aufgefasst wird? Welche Beispiele der Selbstorganisation, Kollektivita?t und Solidarita?t gibt es bereits in anderen Branchen der Kultur- und Kreativwirtschaft, aber auch in anderen La?ndern? Und wie lassen sie sich auf die Filmbranche u?bertragen?
Besta?tigte Ga?ste:
Prof. Carl Bergengruen, Gescha?ftsfu?hrer MFG Baden-Wu?rttemberg
Jutta Bru?ckner, Regisseurin und Autorin
Fabian Eder, Vorstandsvorsitzender des Dachverbands der o?sterreichischen Filmschaffenden und der Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden VdFS GenmbH
Lisa Jopt, Schauspielerin und Vorsitzende des ensemble-netzwerks e.V.
Alexander Thies, Vorsitzender des Gesamtvorstands der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen e.V.
Frank Werneke, Stellvertretender Bundesvorsitzender der ver.di
Magdalena Ziomek-Frackowiak, Gescha?ftsfu?hrung und Vorstand SMartDe eG
Moderation:
Lisa Basten (Wissenschaftszentrum Berlin fu?r Sozialforschung, Autorin von „Wir Kreative!“) gemeinsam mit Ru?diger Suchsland (Filmkritiker, Regisseur und Cultural Activist)
Crew United wird im Jahr 2018 u?bergangsweise fu?r die Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verba?nde DIE FILMSCHAFFENDEN den FairFilmAward 2018 vergeben. Bei der Preisverleihung, direkt im Anschluss an die Diskussionsveranstaltung, werden die Preise fu?r die fairsten Filmprojekte aus dem Jahr 2017 in den Kategorien Spielfilm und Serie vergeben. Grundlage fu?r die Auszeichnung ist eine umfassende Umfrage unter den projektbeteiligten Filmschaffenden.
Das Diskussionsforum findet am Donnerstag, den 15. Februar 2018 von 16:30 – 19:00 Uhr im Kesselhaus der Kulturbrauerei (Scho?nhauser Allee 36, 10435 Berlin) statt.
Die Veranstaltung wird per Livestream auf Out Takes und Facebook u?bertragen.
Crew United bietet als das gro?ßte und relevanteste Netzwerk der deutschsprachigen Branche seit fast 22 Jahren die Plattform fu?r alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor und hinter der Kamera, Produktionsfirmen, Dienstleister, Agenturen und mehr.
Ignoriert und ungeachtet: Die Filmschaffenden stehen alleine da. Und statt vereint für ihre Interessen zu kämpfen, beharken sie sich gegenseitig. | Archivfoto
Deutschlands Filmbranche ringt wieder um einen Tarifvertrag. Alle paar Jahre wiederholt sich die Prozedur, am Ergebnis scheiden sich meist die Geister. Ein Hauptstreitpunkt sind die Arbeitszeiten. Zwar konnte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) vor zwei Jahren leicht höhere Gagen aushandeln, scheiterte aber beim Versuch, die Tagearbeitszeiten einzugrenzen. Die „pendeln sich allgemein bei 12 bis 14 Stunden pro Drehtag ein“, stellte schon vor zehn Jahren der damalige Vorstand der Bundesvereinigung der Filmberufsverbände, Hans Schlosser, fest.
Für die Produzenten ist das Thema „existentiell“, um bei Dreharbeiten „die notwendige Flexibilität zu erhalten und Beschäftigung zu sichern“, hatte nach der letzten Tarifrunde die Produzentenallianz erklärt, die auf der anderen Seite des Verhandlungstischs sitzt. Das ist ziemlich dicht an der Darstellung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, die „flexible Beschäftigungsformen“ generell als Vorteil für beide Seiten sieht, die nötige Flexibilität aber ausschließlich von den Arbeitnehmern erwartet.
Die vorliegende cn-klappe zeigt einen Zusammenschnitt der Podiumsdikussion im Rahmen des Festivals Around the World in 14 Films.
Es diskutierten:
Martin Schwarz („Zitty“-Filmredakteur)
Peter Fleischmann (Regisseur, Produzent und Kinovisionär)
Christian Suhren („FSK – Kino am Oranienplatz“)
Rüdiger Suchsland (Filmjournalist und -kritiker)
Moderation: Felix Neunzerling (Zoom Medienfabrik)
Der Beitrag gliedert sich in folgende Kapitel (Achtung: in der Ecke links oben anklickbar!):
Intro
Kapitel 1: Arthouse Kino – aktuelle Zahlen & Fakten
Kapitel 2: Die Kunst der wirtschaftlichen Programmgestaltung
Kapitel 3: Das Kino muss hoch fliegen, um weit zu fliegen!
Abspann & Dankeschön
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Tina Thielehttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgTina Thiele2018-01-22 12:45:182018-01-22 12:45:38Digital ist Mist! — Fluch und Segen der Digitalisierung für den Arthouse Film
Mit dem alten Jahr ist auch die Umfrage bei Crew United zur fairsten Spielfilm- und Serienproduktion 2017 zu Ende gegangen! Herzlichen Dank für die großartige Beteiligung! Aber noch großartiger ist, dass dieser Preis der Die Filmschaffenden in diesem Jahr im Namen von mittlerweile 33 Verbänden, Organisationen und der Gewerkschaft vergeben werden! Ein starkes und wichtiges Zeichen!
Die Füchsin – Spur in die Vergangenheit https://www.crew-united.com/?mov=233123
TV-Film (Reihe), Regie: Sabine Derflinger, Herstellungsleiter: Thomas Höbbel, Produktionsleiterin: Claudia Schurian, Produktion: ODEON TV
Das schönste Mädchen der Welt https://www.crew-united.com/?mov=231675
Kinospielfilm, Regie: Aron Lehmann, Herstellungsleiter: Martin Cichy, Produktionsleiter: Joachim von Bülow, Produktion: Tobis Film GmbH & Co. KG
KATEGORIE SERIE
Die Kirche bleibt im Dorf – Die Serie (Folge 25-30) https://www.crew-united.com/?mov=225737
TV-Serie, Regie: Ulrike Grote, Herstellungsleiterin: Ilona Schultz, Produktionsleiter: Wolfgang Krenz, Produktion: Fortune Cookie Film GmbH
Club der roten Bänder (Folge 21-30) https://www.crew-united.com/?mov=228322
TV-Serie, Regie: Sabine Bernardi, Jan Martin Scharf, Felix Binder, Herstellungsleiter: Georg Bonhoeffer, Produktion: Bantry Bay Productions GmbH
Rentnercops (2017 | Folgen 25 – 32) https://www.crew-united.com/?mov=229759
TV-Serie, Regie: Thomas Durchschlag, Michael Schneider, Produktionsleiter: Andreas Thürnagel, Produktion: Bavaria Fiction GmbH
Crew United in den nächsten Tagen alle nominierten Produktionen kontaktieren und eine finale Bewertungsrunde durchführen, damit wirklich alle an den Projekten Beteiligten Ihre Stimme abgeben. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Oliver Zengleinhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgOliver Zenglein2018-01-03 15:47:002019-11-04 15:25:33Und hier sind sie! Die Nominierungen für den FairFilmAward 2018
Die Ufa feiert 2017 ihr 100. Gründungsjubiläum. Wir wollen einen Blick auf die langjährige Geschichte der Kult-Produktionsfirma aus der Sicht des Castings werfen und nehmen Euch mit auf eine Zeitreise. Wir stellen vier Besetzungsexperten vor, die Casting bei der Ufa mitgeprägt haben oder es heute noch tun.
Weimarer Republik – Jobst von Reiht-Zanthier
Erster Besetzungschef der Ufa wurde im Jahr 1931 Jobst von Reiht-Zanthier (1893–1965), kurz Jobst von Reiht genannt. Er erhielt den ersten anerkannten Casting-Credit für den Film „Münchhausen“. Der ehemalige Schauspieler war zuvor lange Jahre Regieassistent am Theater. Als rechte Hand von Max Reinhardt und Direktor Dr. Klein kannte dieser Allroundman die gesamte Theaterlandschaft vom Star bis zum Statisten. 1931 wurde er von Erich Pommer für die Ufa rekrutiert: „Wir brauchen Theaterleute. Der Tonfilm hat begonnen, nun müssen wir richtige Schauspieler finden. Überlegen Sie sich mal, wie man das am besten macht.“
Der Produktionschef der Ufa, Ernst-Hugo Corell, konkretisierte das Problem: „Können Sie uns wohl Schauspieler für den Film beschaffen? Sie müssen ja nun sprechen können, Schauspieler sein und noch fotogen dazu! Wo findet man die?“ Die Lage war ernst, da viele der stimmerfahrenen deutschen Stars Mitte der 20er-Jahre nach Hollywood gezogen waren. Corells Erwartung an Jobst von Reiht war eindeutig, der Produktionschef wollte neue Stars: „Mir ist erzählt worden, Marlene Dietrich kannten Sie gut, und die ist auch in Hollywood. Wollen Sie nicht auch mal für uns entdecken?“
Von Reiht riskierte den Sprung ins kalte Wasser, etwas Neues sollte entstehen, mit dem Namen Besetzungsbüro: „In Hollywood gab es das schon, die Casting-Büros, die aus aller Welt ihr Schauspielmaterial heranholten. Mir dämmerte eine Ahnung auf, dass eine Kartei entstehen müsste mit Bildern und Daten dazu.“ Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Tina Thielehttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgTina Thiele2017-12-15 13:43:132017-12-15 13:43:13100 Jahre Ufa – aus Castingsicht
Nach der Woche der Vorentscheidungen: Die Kulturstaatsministerin stellt in der Debatte um die Zukunft der Berlinale erste Weichen. Doch die Diskussion über die Zukunft der Berlinale verrät viel über den Zustand des deutschen Kinos – die Debatte um die Zukunft der Berlinale – Teil 2
»In der Kunst kann es keinen Frieden geben. Bewegung entsteht aus Konflikt. Das hat Geschichte.«
Thomas Heise / Christoph Hochhäusler, am 4.12.2017
Seit Ende November ist sie da und nicht mehr zu verdrängen: Die Debatte über die Zukunft der »Internationalen Berliner Filmfestspiele«. Ob deren Ursache auch in einer schwelenden Krise der gegenwärtigen Berlinale liegt und in persönlichen Schwächen der handelnden Akteure, darüber gehen die Meinungen schon wieder auseinander: Aber klar zu sein scheint: So wie es ist, kann, wird und soll es nicht weitergehen.
+ + +
Auf den am 24. November veröffentlichen Brief von über 80 deutschen Filmregisseuren, darunter sehr bekannte Namen wie Volker Schlöndorff, Fatih Akin und Maren Ade, die das bevorstehende Ende der Amtszeit des noch amtierenden Berlinale-Direktors zum Anlass genommen hatten, Fragen und Wünsche zur Zukunft der Berlinale zu stellen, und einen Neuanfang zu fordern, folgte eine Einladung des BKM zu einer Veranstaltung im »Haus der Kulturen der Welt« (HDKW) am 4. Dezember, in der es formal ganz allgemein und leicht verbrämt um »Filmfestivals heute« gehen sollte, obwohl doch jeder wusste, dass die Berlinale das einzige Thema war.
+ + +
War dies nun ein Befreiungsschlag für Monika Grütters? Die amtierende Kulturstaatsministerin (CDU) hatte sich, nicht ganz ohne eigenes Zutun, in den letzten Monaten in eine schwierige Position gebracht in der Frage nach der Zukunft des wichtigsten deutschen Filmfestivals, der Berlinale. Denn bisher hatte man aus ihrem Hause wenige klare Worte dazu gehört. Das zumindest hat der Brief der Regisseure bewirkt: Grütters sah sich offenbar zu gewissen Klarstellungen gezwungen. In ihrem Hause mag man argumentieren, dass das alles auch ohne den Brief der Regisseure entstanden wäre. Aber so wie die Dinge liegen, erscheint dieser wie ein Auslöser. Denn erst nach dem Brief der Regisseure wurde eine Veranstaltung im Berliner »Haus der Kulturen der Welt«, von der man bis dahin nur unter der Hand schon erfahren hatte, die nur »auf persönliche Einladung« zugänglich sein sollte, plötzlich »halböffentlich« und dann im Fortgang der Debatte »öffentlich«.
+ + +
Und erst nach dem Brief der Regisseure nutzte die amtierende Kulturstaatsministerin ihr Grußwort zu immerhin einigen unmissverständlichen Aussagen, und stellte schon an diesem Abend und am Tag darauf erste entscheidende Weichen: Ihr Grußwort nutzte die Ministerin zu der unmissverständlichen Aussage, dass der noch bis März 2019 amtierende Berlinale-Direktor Dieter Kosslick, der bis dato öffentlich wie hinter den Kulissen um ein Weitermachen gekämpft hatte, mit Auslaufen seines Vertrags tatsächlich aufhören muss, und auch nicht in anderen Entscheider-Funktionen mit im Boot bleibt. Denn nicht nur sagte Grütters, dass das Gerücht falsch sei, dass »der Name Dieter Kosslick für eine Schlüsselposition nach 2019 gesetzt ist«. Grütters betonte zudem ausdrücklich: »Missverstanden … wurde ganz offensichtlich die Ankündigung, dass Herr Kosslick dem Aufsichtsrat der KBB ein Konzept für die Zeit nach 2019 vorstellt. Deshalb auch dazu eine Klarstellung: Es handelt sich bei diesem Konzept um einen Diskussionsbeitrag unter mehreren.« Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2017-12-15 12:50:022017-12-15 12:50:02Die Debatte um die Zukunft der Berlinale – Teil 2: »Dann geh doch nach Duisburg!«
Katja Benrath – Oscar-Nominierung für „Watu Wote“
Tina ThieleKatja Benrath bei der Studenten-Oscar Verleihung
„Watu Wote – All of us“ (Casting: Lorella Jowi) wurde 2017 bereits mit einem Studenten-Oscar ausgezeichnet und ist nun auch die deutsche Hoffnung im Kurzfilmsegment bei den diesjährigen Academy Awards am 4. März. Der 15-minütige Kurzfilm beruht auf wahren Begebenheiten. Ein Reisebus wird nahe der somalischen Grenze in Kenia von Mitgliedern der Terrormiliz Al-Shabaab attackiert. Als die Terroristen die Passagiere auffordern, sich nach religiöser Zugehörigkeit aufzuteilen, weigern sich diese und beweisen somit Mut zur Solidarität und Menschlichkeit im Angesicht des Terrors. Die Regisseurin Katja Benrath verriet uns im Telefoninterview die berührende Entstehungsgeschichte hinter dem Film und erzählte uns außerdem, wie das Leben einer Oscar-Nominierten aussieht.
Ihr Kurzfilm „Watu Wote“ ist für die Oscars im März nominiert. Wie war Ihre erste Reaktion, als Sie davon erfahren haben?
Wir haben uns die Verkündung der Nominierten gemeinsam mit dem gesamten 120-köpfigen Team in Nairobi angeschaut und es war schon eine große Spannung in der Luft. Für die Menschen ist der Film auch mit ihrer eigenen ganz persönlichen Geschichte verknüpft. Wir waren die Letzten, die aufgerufen wurden, weil das alphabetisch abläuft. Das war schon sehr aufregend und die Erleichterung und Freude war dementsprechend riesengroß. Weiterlesen
Änderung ist möglich!
out takes, Peter HartigOliver Zenglein von Crew United - Foto: (c) Julia Nimke
Vor der Berlinale-Eröffnung ging es in der Berliner Kulturbrauerei wieder zur Sache: Wie können die Filmschaffenden am besten für ihre Interessen einstehen? Crew-United-Geschäftsführer Oliver Zenglein appellierte in seiner Begrüßung, sich stärker zu organisieren.
Text: Oliver Zenglein
Herzlich willkommen bei Film but Fair!
Ich möchte mit einem Dankeschön beginnen, bei den Menschen, die diese Veranstaltung heute möglich gemacht haben: Zuallererst bei unseren Gästen, die diese Veranstaltung als Impulsgeber, Diskussionspartner oder Laudator mitgestalten. Wir freuen uns, dass Ihr alle gekommen seid. Herzlichen Dank! Bei der großartigen Band Die höchste Eisenbahn, bei Lisa Basten und Rüdiger Suchsland, unseren wunderbaren Moderatoren, bei Christian Dosch, zuständig für Nachhaltigkeit und Fairness bei Crew United, der diese Veranstaltung so toll organisiert hat. Und natürlich bei meinem Crew United Partner Vincent Lutz und dem gesamten Team von Crew United.
Gleich geht es los mir einer hoffentlich spannenden und inspirierenden Diskussion und danach werden wir die fairsten Produktionen 2017 auszeichnen. Das macht üblicherweise die Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verbände DIE FILMSCHAFFENDEN, mit der wir seit vielen Jahren eine Partnerschaft pflegen und für die wir die Umfrage zu den Arbeitsbedingungen seit der zweiten Preisverleihung 2012 durchführen. In diesem Jahr ist es ihr aber aus organisatorischen Gründen nicht möglich. Doch der Preis und das, wofür er steht, ist in der Branche in den letzten Jahren ins Bewusstsein vorgedrungen. Wir alle finden, dass wir nicht nachlassen sollten und der Preis gerade jetzt (und unbedingt) Kontinuität braucht. Deshalb hat Crew United auch die heutige Preisverleihung organisiert.
Das wirklich Großartige dabei: Wir können den Preis in diesem Jahr nicht nur im Namen von Die Filmschaffenden und ihren derzeit 4 Mitgliedsverbänden vergeben, sondern im Namen von über 30 Verbänden, Organisationen. Und im Namen von Verdi. Wir können uns nicht erinnern, dass diese vielen unterschiedlichen Interessenvertretungen sich jemals so einmütig und ohne Streit gemeinsam zu einer Sache bekannt haben: Heute ist die Premiere – der Einsatz für Fairness vereint uns alle! Vielleicht kann dies ein Anfang einer dauerhaften Annäherung sein!
Weiterhin gilt aber, dass dieser Preis keine glamouröse Angelegenheit sein soll und kann. Mehr noch: Ziel dieses Preises bleibt ja ganz klar eines – sich selbst abzuschaffen! Sobald es in der Branche durch die Bank fair zu geht, braucht kein Mensch mehr diesen Preis. Weiterlesen
AUFZEICHNUNG – Film but Fair! Impulse, Diskussion & Verleihung des FairFilmAwards Fiction 2018
Oliver Zenglein, out takesDie Veranstaltung zum Thema Fairness in der Film- und Fernsehbranche findet mit Unterstu?tzung der Pensionskasse Rundfunk und des Medienboards Berlin- Brandenburg sowie in Kooperation mit u?ber 30 Branchenverba?nden und ver.di statt. Diskussionen und Impulse mit Ga?sten aus der gesamten Kreativbranche sollen Lo?sungsansa?tze ausloten und der Frage nachgehen, wie die Film- und Fernsehschaffenden ihre Zukunft fair gestalten ko?nnen. Mit der Verleihung des FairFilmAwards 2018 werden Beispiele dafu?r ausgezeichnet, dass Film und Fairness sich nicht widersprechen mu?ssen.
Wie ko?nnen diese Leuchtturmbeispiele zur Branchennormalita?t werden? Filme machen ist Teamarbeit auf ho?chstem Niveau und unter gro?ßtem Druck – hochqualifizierte Menschen aus unterschiedlichsten Gewerken arbeiten mit Kreativita?t, Leidenschaft und Engagement zusammen, aber selten unter fairen und angemessenen Bedingungen. Die zunehmende Prekarisierung von Film- und Fernsehschaffenden in Deutschland wurde unla?ngst durch Studien und Umfragen belegt.
Sta?rke entsteht durch gemeinsames Auftreten – was kann Solidarita?t in der Filmbranche heißen, und wo sind ihre Grenzen? Wer ist legitimiert, im Namen der Filmschaffenden zu sprechen? Und welche Teile der Branche bleiben bislang ohne Vertretung? Kann man Kra?fte und Kompetenzen in neuer, besserer Weise bu?ndeln, ohne dass es von Anderen als Bedrohung aufgefasst wird? Welche Beispiele der Selbstorganisation, Kollektivita?t und Solidarita?t gibt es bereits in anderen Branchen der Kultur- und Kreativwirtschaft, aber auch in anderen La?ndern? Und wie lassen sie sich auf die Filmbranche u?bertragen?
Besta?tigte Ga?ste:
Prof. Carl Bergengruen, Gescha?ftsfu?hrer MFG Baden-Wu?rttemberg
Jutta Bru?ckner, Regisseurin und Autorin
Fabian Eder, Vorstandsvorsitzender des Dachverbands der o?sterreichischen Filmschaffenden und der Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden VdFS GenmbH
Lisa Jopt, Schauspielerin und Vorsitzende des ensemble-netzwerks e.V.
Alexander Thies, Vorsitzender des Gesamtvorstands der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen e.V.
Frank Werneke, Stellvertretender Bundesvorsitzender der ver.di
Magdalena Ziomek-Frackowiak, Gescha?ftsfu?hrung und Vorstand SMartDe eG
Moderation:
Lisa Basten (Wissenschaftszentrum Berlin fu?r Sozialforschung, Autorin von „Wir Kreative!“) gemeinsam mit Ru?diger Suchsland (Filmkritiker, Regisseur und Cultural Activist)
Crew United wird im Jahr 2018 u?bergangsweise fu?r die Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verba?nde DIE FILMSCHAFFENDEN den FairFilmAward 2018 vergeben. Bei der Preisverleihung, direkt im Anschluss an die Diskussionsveranstaltung, werden die Preise fu?r die fairsten Filmprojekte aus dem Jahr 2017 in den Kategorien Spielfilm und Serie vergeben. Grundlage fu?r die Auszeichnung ist eine umfassende Umfrage unter den projektbeteiligten Filmschaffenden.
Das Diskussionsforum findet am Donnerstag, den 15. Februar 2018 von 16:30 – 19:00 Uhr im Kesselhaus der Kulturbrauerei (Scho?nhauser Allee 36, 10435 Berlin) statt.
Die Veranstaltung wird per Livestream auf Out Takes und Facebook u?bertragen.
Crew United bietet als das gro?ßte und relevanteste Netzwerk der deutschsprachigen Branche seit fast 22 Jahren die Plattform fu?r alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor und hinter der Kamera, Produktionsfirmen, Dienstleister, Agenturen und mehr.
Nominierungen für den FairFilmAward 2018: https://www.crew-united.com/downloads/2017_Fairness_Ergebnisse.pdf
Fairness-Kriterien FairFilmAward 2018: https://www.crew-united.com/downloads/Fairness_Kriterien.pdf
Branchenverbände als Partner: www.out-takes.de/index.php/2017/wir-suchen-die-fairste-filmproduktion-2017/
Die Veranstaltung auf Facebook: facebook.com/events/1876760305671672/
Vereinte Kakophonie
out takes, Peter HartigIgnoriert und ungeachtet: Die Filmschaffenden stehen alleine da. Und statt vereint für ihre Interessen zu kämpfen, beharken sie sich gegenseitig. | Archivfoto
Deutschlands Filmbranche ringt wieder um einen Tarifvertrag. Alle paar Jahre wiederholt sich die Prozedur, am Ergebnis scheiden sich meist die Geister. Ein Hauptstreitpunkt sind die Arbeitszeiten. Zwar konnte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) vor zwei Jahren leicht höhere Gagen aushandeln, scheiterte aber beim Versuch, die Tagearbeitszeiten einzugrenzen. Die „pendeln sich allgemein bei 12 bis 14 Stunden pro Drehtag ein“, stellte schon vor zehn Jahren der damalige Vorstand der Bundesvereinigung der Filmberufsverbände, Hans Schlosser, fest.
Für die Produzenten ist das Thema „existentiell“, um bei Dreharbeiten „die notwendige Flexibilität zu erhalten und Beschäftigung zu sichern“, hatte nach der letzten Tarifrunde die Produzentenallianz erklärt, die auf der anderen Seite des Verhandlungstischs sitzt. Das ist ziemlich dicht an der Darstellung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, die „flexible Beschäftigungsformen“ generell als Vorteil für beide Seiten sieht, die nötige Flexibilität aber ausschließlich von den Arbeitnehmern erwartet.
Weiterlesen
Digital ist Mist! — Fluch und Segen der Digitalisierung für den Arthouse Film
out takes, Tina ThieleDie vorliegende cn-klappe zeigt einen Zusammenschnitt der Podiumsdikussion im Rahmen des Festivals Around the World in 14 Films.
Es diskutierten:
Martin Schwarz („Zitty“-Filmredakteur)
Peter Fleischmann (Regisseur, Produzent und Kinovisionär)
Christian Suhren („FSK – Kino am Oranienplatz“)
Rüdiger Suchsland (Filmjournalist und -kritiker)
Moderation: Felix Neunzerling (Zoom Medienfabrik)
Der Beitrag gliedert sich in folgende Kapitel (Achtung: in der Ecke links oben anklickbar!):
Intro
Kapitel 1: Arthouse Kino – aktuelle Zahlen & Fakten
Kapitel 2: Die Kunst der wirtschaftlichen Programmgestaltung
Kapitel 3: Das Kino muss hoch fliegen, um weit zu fliegen!
Abspann & Dankeschön
Viel Spaß beim Anschauen hier.
Und hier sind sie! Die Nominierungen für den FairFilmAward 2018
Oliver Zenglein, out takesMit dem alten Jahr ist auch die Umfrage bei Crew United zur fairsten Spielfilm- und Serienproduktion 2017 zu Ende gegangen! Herzlichen Dank für die großartige Beteiligung! Aber noch großartiger ist, dass dieser Preis der Die Filmschaffenden in diesem Jahr im Namen von mittlerweile 33 Verbänden, Organisationen und der Gewerkschaft vergeben werden! Ein starkes und wichtiges Zeichen!
Als fairste Produktion 2017 sind nominiert:
KATEGORIE SPIELFILM
Der Vorname
https://www.crew-united.com/?mov=231010
Kinospielfilm, Regie: Sönke Wortmann, Produktionsleiter: Sebastian Fröhlich Produktion: Constantin Film
Die Füchsin – Spur in die Vergangenheit
https://www.crew-united.com/?mov=233123
TV-Film (Reihe), Regie: Sabine Derflinger, Herstellungsleiter: Thomas Höbbel, Produktionsleiterin: Claudia Schurian, Produktion: ODEON TV
Das schönste Mädchen der Welt
https://www.crew-united.com/?mov=231675
Kinospielfilm, Regie: Aron Lehmann, Herstellungsleiter: Martin Cichy, Produktionsleiter: Joachim von Bülow, Produktion: Tobis Film GmbH & Co. KG
KATEGORIE SERIE
Die Kirche bleibt im Dorf – Die Serie (Folge 25-30)
https://www.crew-united.com/?mov=225737
TV-Serie, Regie: Ulrike Grote, Herstellungsleiterin: Ilona Schultz, Produktionsleiter: Wolfgang Krenz, Produktion: Fortune Cookie Film GmbH
Club der roten Bänder (Folge 21-30)
https://www.crew-united.com/?mov=228322
TV-Serie, Regie: Sabine Bernardi, Jan Martin Scharf, Felix Binder, Herstellungsleiter: Georg Bonhoeffer, Produktion: Bantry Bay Productions GmbH
Rentnercops (2017 | Folgen 25 – 32)
https://www.crew-united.com/?mov=229759
TV-Serie, Regie: Thomas Durchschlag, Michael Schneider, Produktionsleiter: Andreas Thürnagel, Produktion: Bavaria Fiction GmbH
Die komplette Ergebnisliste 2017 finden Sie unter
https://www.crew-united.com/downloads/2017_Fairness_Ergebnisse.pdf
Crew United in den nächsten Tagen alle nominierten Produktionen kontaktieren und eine finale Bewertungsrunde durchführen, damit wirklich alle an den Projekten Beteiligten Ihre Stimme abgeben. Weiterlesen
100 Jahre Ufa – aus Castingsicht
out takes, Tina ThieleDie Ufa feiert 2017 ihr 100. Gründungsjubiläum. Wir wollen einen Blick auf die langjährige Geschichte der Kult-Produktionsfirma aus der Sicht des Castings werfen und nehmen Euch mit auf eine Zeitreise. Wir stellen vier Besetzungsexperten vor, die Casting bei der Ufa mitgeprägt haben oder es heute noch tun.
Weimarer Republik – Jobst von Reiht-Zanthier
Erster Besetzungschef der Ufa wurde im Jahr 1931 Jobst von Reiht-Zanthier (1893–1965), kurz Jobst von Reiht genannt. Er erhielt den ersten anerkannten Casting-Credit für den Film „Münchhausen“. Der ehemalige Schauspieler war zuvor lange Jahre Regieassistent am Theater. Als rechte Hand von Max Reinhardt und Direktor Dr. Klein kannte dieser Allroundman die gesamte Theaterlandschaft vom Star bis zum Statisten. 1931 wurde er von Erich Pommer für die Ufa rekrutiert: „Wir brauchen Theaterleute. Der Tonfilm hat begonnen, nun müssen wir richtige Schauspieler finden. Überlegen Sie sich mal, wie man das am besten macht.“
Der Produktionschef der Ufa, Ernst-Hugo Corell, konkretisierte das Problem: „Können Sie uns wohl Schauspieler für den Film beschaffen? Sie müssen ja nun sprechen können, Schauspieler sein und noch fotogen dazu! Wo findet man die?“ Die Lage war ernst, da viele der stimmerfahrenen deutschen Stars Mitte der 20er-Jahre nach Hollywood gezogen waren. Corells Erwartung an Jobst von Reiht war eindeutig, der Produktionschef wollte neue Stars: „Mir ist erzählt worden, Marlene Dietrich kannten Sie gut, und die ist auch in Hollywood. Wollen Sie nicht auch mal für uns entdecken?“
Von Reiht riskierte den Sprung ins kalte Wasser, etwas Neues sollte entstehen, mit dem Namen Besetzungsbüro: „In Hollywood gab es das schon, die Casting-Büros, die aus aller Welt ihr Schauspielmaterial heranholten. Mir dämmerte eine Ahnung auf, dass eine Kartei entstehen müsste mit Bildern und Daten dazu.“
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Die Debatte um die Zukunft der Berlinale – Teil 2: »Dann geh doch nach Duisburg!«
out takes, Rüdiger SuchslandNach der Woche der Vorentscheidungen: Die Kulturstaatsministerin stellt in der Debatte um die Zukunft der Berlinale erste Weichen. Doch die Diskussion über die Zukunft der Berlinale verrät viel über den Zustand des deutschen Kinos – die Debatte um die Zukunft der Berlinale – Teil 2
»In der Kunst kann es keinen Frieden geben. Bewegung entsteht aus Konflikt. Das hat Geschichte.«
Thomas Heise / Christoph Hochhäusler, am 4.12.2017
Seit Ende November ist sie da und nicht mehr zu verdrängen: Die Debatte über die Zukunft der »Internationalen Berliner Filmfestspiele«. Ob deren Ursache auch in einer schwelenden Krise der gegenwärtigen Berlinale liegt und in persönlichen Schwächen der handelnden Akteure, darüber gehen die Meinungen schon wieder auseinander: Aber klar zu sein scheint: So wie es ist, kann, wird und soll es nicht weitergehen.
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Auf den am 24. November veröffentlichen Brief von über 80 deutschen Filmregisseuren, darunter sehr bekannte Namen wie Volker Schlöndorff, Fatih Akin und Maren Ade, die das bevorstehende Ende der Amtszeit des noch amtierenden Berlinale-Direktors zum Anlass genommen hatten, Fragen und Wünsche zur Zukunft der Berlinale zu stellen, und einen Neuanfang zu fordern, folgte eine Einladung des BKM zu einer Veranstaltung im »Haus der Kulturen der Welt« (HDKW) am 4. Dezember, in der es formal ganz allgemein und leicht verbrämt um »Filmfestivals heute« gehen sollte, obwohl doch jeder wusste, dass die Berlinale das einzige Thema war.
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War dies nun ein Befreiungsschlag für Monika Grütters? Die amtierende Kulturstaatsministerin (CDU) hatte sich, nicht ganz ohne eigenes Zutun, in den letzten Monaten in eine schwierige Position gebracht in der Frage nach der Zukunft des wichtigsten deutschen Filmfestivals, der Berlinale. Denn bisher hatte man aus ihrem Hause wenige klare Worte dazu gehört. Das zumindest hat der Brief der Regisseure bewirkt: Grütters sah sich offenbar zu gewissen Klarstellungen gezwungen. In ihrem Hause mag man argumentieren, dass das alles auch ohne den Brief der Regisseure entstanden wäre. Aber so wie die Dinge liegen, erscheint dieser wie ein Auslöser. Denn erst nach dem Brief der Regisseure wurde eine Veranstaltung im Berliner »Haus der Kulturen der Welt«, von der man bis dahin nur unter der Hand schon erfahren hatte, die nur »auf persönliche Einladung« zugänglich sein sollte, plötzlich »halböffentlich« und dann im Fortgang der Debatte »öffentlich«.
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Und erst nach dem Brief der Regisseure nutzte die amtierende Kulturstaatsministerin ihr Grußwort zu immerhin einigen unmissverständlichen Aussagen, und stellte schon an diesem Abend und am Tag darauf erste entscheidende Weichen: Ihr Grußwort nutzte die Ministerin zu der unmissverständlichen Aussage, dass der noch bis März 2019 amtierende Berlinale-Direktor Dieter Kosslick, der bis dato öffentlich wie hinter den Kulissen um ein Weitermachen gekämpft hatte, mit Auslaufen seines Vertrags tatsächlich aufhören muss, und auch nicht in anderen Entscheider-Funktionen mit im Boot bleibt. Denn nicht nur sagte Grütters, dass das Gerücht falsch sei, dass »der Name Dieter Kosslick für eine Schlüsselposition nach 2019 gesetzt ist«. Grütters betonte zudem ausdrücklich: »Missverstanden … wurde ganz offensichtlich die Ankündigung, dass Herr Kosslick dem Aufsichtsrat der KBB ein Konzept für die Zeit nach 2019 vorstellt. Deshalb auch dazu eine Klarstellung: Es handelt sich bei diesem Konzept um einen Diskussionsbeitrag unter mehreren.« Weiterlesen