Auch so ein Fall von »jugendaffinem« Mainstream: Mein Lotta-Leben - (c) Wild Bunch
Eine Revision der Film- und Medienbildung für Kinder und Jugendliche ist nötig – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogängers, 202. Folge
»Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung.« John F. Kennedy
Alle reden von Filmbildung. In Sonntagsreden. In der Praxis passiert fast nichts. Dem Kino, dem deutschen vor allem stirbt sein Publikum weg. Das neue wächst nicht genug nach und wird, wo es noch existiert von amerikanischer B-Ware geprägt, die zum Massenverbrauch konzipiert wurde. Filmkunst ist Fehlanzeige.
Es passiert da absolut nichts. Peter Dinges, der Geschäftsführer der Filmförderanstalt des Bundes (FFA) hat bestimmt ein paar gute Ideen und ist gutwillig, aber in der Praxis kommt nichts rum.
Was sich »Vision Kino« nennt, die einzige Filminitiative des Bundes zur Filmbildung, die es überhaupt gibt, ist bestenfalls eine verschlafene Veranstaltung, die niemand wahrnimmt. Das wundert auch niemanden, der weiß, wer dort den Ton angibt.
+ + +
Laut Wikipedia wurde »Vision Kino« 2005 durch Initiative des BKM, der FFA, der Stiftung Deutsche Kinemathek sowie der »Kino macht Schule« ins Leben gerufen. Vision Kino steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten.
+ + +
Dabei ist Filmbildung wichtiger als fast alles, was im Bund in Filmzusammenhängen so gefördert wird. Filmbildung ist unglaublich wichtig – denn das deutsche Kino kann nur eine Zukunft haben, wenn es ein Publikum hat. Und gute Kinos, gute Filme bilden und formen ihr Publikum, nicht umgekehrt. Kinder müssen Kino lernen.
+ + +
Jetzt ist bei »Vision Kino« eine Stelle frei, und zwar die der Geschäftsführerin. Die bisherige, Sarah Duve, ist jetzt die neue starke Frau bei der FFA, was dort keineswegs alle freut, dafür aber manche bei »Vision Kino«.
Die anstehende Neubesetzung der Geschäftsführung ist jetzt Anlass für eine gemeinsame Erklärung mehrerer Verbände und Institutionen (AG Kurzfilm, Bundesverband Kommunale Filmarbeit, FILM MACHT SCHULE, HVC Hauptverband Cinephilie, Produzentenverband, Verband der deutschen Filmkritik) bei »Vision Kino« einen »Neustart« und eine »Revision der bisherigen Arbeit« zu fordern. Filmbildung und -vermittlung sowie ein Verständnis für Kino als eines attraktiven sozialen
Orts des Austauschs müssten »als wesentlicher Bestandteil von Filmpolitik begriffen werden, denn die Förderung von Filmkultur bei Heranwachsenden ist wichtiger denn je.« Gesellschafter und Aufsichtsrat werden aufgefordert, die bisherige Arbeit von »Vision Kino« kritisch an den ursprünglichen Absichten dieser gemeinnützigen Gesellschaft zu messen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird als Schirmherr von »Vision Kino« gebeten, »seine Fürsorgepflicht auch
inhaltlich wahrzunehmen.«
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2019-09-12 07:54:192019-09-12 07:54:19Cinema Moralia – Folge 202: Ein Neustart für »Vision Kino« ist unumgänglich
Lars Jessen gehört zu den ganz wenigen Kreativen und Regisseur*innen unserer Branche, die sich nachhaltig und glaubwürdig für ökologische Nachhaltigkeit einsetzen. Sein simpler Ansatz für effektives Grünes Drehen: FLÜGE STREICHEN, WENIGER FLEISCHKONSUM. Kostet nix und bewirkt viel!
Hört rein in das wunderbare Intverview von Andrea Gerhard mit Lars Jessen in Ihrem Podcast ZWEIvorZWÖLF
Die vorliegende cn-klappe zeigt einen Zusammenschnitt des BVC-Panels im Rahmen des Filmfest München.
Die anhaltenden Diskussionen um eine Frauenquote in Medien, Politik und Management sowie der Gender Wage Gap sind nach wie vor ernüchternd und machen deutlich, dass existierende strukturelle Ungleichheiten die Geschlechterdifferenz, trotz Gleichberechtigung von Mann und Frau im Grundgesetz, nach wie vor aufrechterhalten.
Frauen sind im deutschen Fernsehen und in den heimischen Kinoproduktionen nicht nur deutlich unterrepräsentiert, sondern verkörpern häufig auch ein sehr klischeehaftes Frauenbild. Ebenso werden Männer und Frauen mit Migrationshintergrund in deutschen Produktionen immer noch vor allem in stereotypischen Rollen gezeigt. Jedoch hat sich in den letzten ein bis zwei Jahren auch schon einiges bewegt und verändert – die Veranstalter*innen freuen uns sehr über eine spannende Diskussion.
Der Bundesverband Casting (BVC) lud ein zu einer Diskussion über bestehende Strukturen und Perspektiven. Der Verband wollte Meinungen hören, Ideen sammeln und Sensibilität schaffen, um gemeinsam etwas zu verändern.
Offizielle Website des Bundesverband Casting (BVC): www.castingverband.de
Viel Spaß beim Anschauen!
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Tina Thielehttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgTina Thiele2019-08-22 17:24:482019-08-25 05:21:21Rollenbilder in den Medien?
Seit zwei Jahren hat die Filmförderungsanstalt (FFA) des Bundes eine weitere Aufgabe erhalten, nämlich „darauf hinzuwirken, dass in der Filmwirtschaft eingesetztes Personal zu sozialverträglichen Bedingungen beschäftigt wird.“
Wie und wann das geschehen soll, wird nicht erklärt. Lediglich eine konkrete Handlungsanweisung gibt das Filmförderungsgesetz (FFG) [PDF] von 2017 der FFA: Der jährliche Förderbericht soll fortan „eine statistische Auswertung der Informationen zur Anwendbarkeit von Branchentarifverträgen oder vergleichbaren sozialen Standards“ enthalten, besagt Paragraf 169.
Doch der Geschäftsbericht 2017, der erste unter dem aktuellen Gesetz, enthielt nichts dergleichen. Die „genannten Daten werden mit der Schlussprüfung erhoben, normalerweise zwei bis drei Jahre nach der Förderzusage“, erklärte die FFA im Mai auf Nachfrage von cinearte. „Eine statistische Auswertung ist also frühestens 2019 möglich und wird dann im entsprechenden Förderbericht veröffentlicht.“
Der Geschäftsbericht 2018 erschien am 11. Juli dieses Jahres – wieder ohne die verlangte Statistik, weil „belastbare Daten aus den seit 2017 geförderten Produktionen erst frühestens Mitte 2019 vorliegen werden“, schreibt die FFA wieder als Erklärung dazu. Um der Verpflichtung des Paragrafen 169 dennoch nachzukommen, griff sie einfach auf die „Produzentenstudie 2018“ zurück, die bereits im vorigen Herbst erschienen ist, und druckte den „entsprechenden Abschnitt“ einfach nach [PDF].
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2019-08-18 08:39:262020-12-09 14:54:37Orientierungslos – die FFA, die Produzenten und der Tarif
Wonder Woman kämpft sich zwischen den Fronten nach vorne, die X-Men erhalten Verstärkung von Jean Grey, das Kübelkind und „Das melancholische Mädchen“ treffen unabhängig voneinander bei der Suche nach einer Bleibe auf verschiedene Menschen. Wir setzten die feministische Filmbrille auf und reden darüber, welche Wirkung diese Filme auf uns haben. Und dürfen Filme, die starke Frauenfiguren mimen und dabei nicht immer ganz 100-prozentig gendersensibel sind, auch einfach mal nur Spaß machen? Die Antwort ist: „Ja, natürlich!“
Sophie-Charlotte Rieger steht uns mit Rat, Tat und vor allem dem genauen Blick zur Seite. Was ist „emanzipatorisch wertvoll“ und vor allem wann ist es „emanzipatorisch wertvoll“? Mit dem Blog der Filmlöwin bereichert sie seit 2014 die deutsche Filmlandschaft. Neben aktuellen Beiträgen zu großen Hollywoodfilmen, beschäftigt sich die Site auch mit Independentproduktionen. Es geht um die Darstellung der Frau im Film, um die Sichtbarmachung von Filmfrauen, darum, feministischer Filmkritik einen Weg in den Mainstream zu ebnen.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Yugen Yahhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgYugen Yah2019-08-17 19:25:062019-08-17 19:25:06Indiefilmtalk #53: Das Märchen von Heldinnen und der Chancengleichheit im Film
Auf 70mm nur fürs Kino gemacht: Tenet von Christopher Nolan
Warum in Frankreich das Kino funktioniert und wie in Deutschland die öffentliche Hand das Sterben des Mediums Kino finanziert – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogängers, 201. Folge
»Paris ist nicht bloß die Hauptstadt von Frankreich, sondern der ganzen zivilisierten Welt. … Versammelt ist hier alles, was groß ist durch Liebe und Hass, durch Fühlen und Denken, durch Wissen oder Können, durch Glück oder Unglück, durch Zukunft oder Vergangenheit.« (Heinrich Heine)
+ + +
Der Filmemacher Christopher Nolan, ob man ihn nun richtig mag, oder nicht, ist ohne Frage der wichtigste, also kulturell einflussreichste Regisseur unseres Zeitalters. Nicht del Toro, nicht Tarantino, auch leider nicht mehr Godard und nicht mal, wer hätte es gedacht, Til Schweiger.
Jetzt wurde der erste Teaser seines neuen Films Tenet, eines Spionagethrillers veröffentlicht. Aber wir haben ihn noch nicht gesehen. Wir können ihn nicht sehen! Denn er wird bisher nur im Kino gezeigt. Ist das nun eine Frechheit gegenüber seinen Fans, zum Beispiel in München? Oder ist es nicht ganz wunderbar, dass dieser Regisseur das Kino und das Filmmaterial – Nolan dreht nicht digital, sondern in diesem Fall auf 70mm und im IMAX-Format –
wirklich verteidigt. Dass da einer ist, der es sich erlauben kann und der darum dem Kino ein Alleinstellungsmerkmal gibt, das diesem gebührt.
+ + +
Wir würden ja niemals der Kulturstaatsministerin Monika Grütters absprechen, dass auch sie sich wirklich ums Kino bemüht. Dass sie ein veritables und ernst gemeintes Interesse daran hat, den Standort Kino zu stärken. Vielleicht nicht mehr in fünf Jahren, aber jetzt. Was ich aber nicht glaube, ist, dass sie immer gut beraten und umfangreich informiert wird – sondern im Gegenteil ziemlich einseitig.
Das Grütters-Interview in der »Süddeutschen«, aus dem wir vergangene Woche schon zitiert hatten, war in der Hinsicht sehr aufschlussreich. Taktisch und rhetorisch war das Konzept klar: Die Dinge laufen schlecht, obwohl Grütters mehr Geld gibt, brechen die Zuschauer weg. Also »nennt« Grütters die Fehler und Probleme – dann kann sie ja nicht dran schuld sein, oder?
Vielleicht aber doch. Vielleicht sind die Erfolgskriterien genau so schräg, wie die der Länderförderer, und vielleicht trägt eine Förderpolitik, die auf »Leuchttürme« und Prestigeprojekte setzt und die Breite verdorren lässt, gehörig zur Misere bei. Vor allem ist auch die Förderei im BKM höchst widersprüchlich.
+ + +
Ein Beispiel hierfür: Beim vom BKM hoch geförderten Filmfestival von Berlin läuft der deutsche Film Ich war zuhause, aber… von Angela Schanelec im Wettbewerb und gewinnt sogar den Silbernen Bären für Beste Regie. Dann beantragt der Verleiher beim BKM Verleihförderung. Diese wird nicht gewährt. Natürlich redet man sich beim BKM auf die »Unabhängigkeit der Juryentscheidung« heraus, und wer wollte schon etwas gegen unabhängige Jurys sagen?
Aber wie kann das sein?? Wie ist das in Gottes Namen möglich??? Das BKM ist ja nicht irgendeine von Tante Emma geführte Länderbutze, sondern angeblich die »kulturelle Filmförderung«. Ein schwieriger Film (den ich persönlich auch gar nicht besonders schätze, aber es geht ums Prinzip), ein schwieriger Film, der mehr als alle Wiedemann & Bergs & X- und Y-Filme zusammen auf kulturelle Förderung angewiesen ist, und der nebenbei die Behauptung widerlegen könnte, dass man in Deutschland nur mit Schrott im Kino Geld verdienen kann, und dass die Berlinale und ihre Preise eh nix wert sind, und an der Kasse nichts bringen, einem solchen Film verwehrt man das, was man allen möglichen Filmen zugesteht: Unterstützung bei Kinostart im schwierigen Gelände.
Warum pumpt man viel Geld in die Berlinale, sorgt aber nicht dafür, dass wenigstens die dort ausgezeichneten Filme auch vernünftige Startchancen bekommen?
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2019-08-12 13:19:572019-08-12 13:24:19Cinema Moralia – Folge 201: Vive la France, bonsoir, Allemagne
Die SOFA-Workshops bringen Projekte und Experten aus Ost- und Mitteleuropa zusammen – mit beeindruckenden Ergebnissen. Ganz oben auf dem diesjährigen Programm: Crew United Polen. Es sei auch höchste Zeit dafür, meint Irena Gruca und schildert, wie es der Branche im Nachbarland geht.
Interview: Peter Hartig
Foto von Irena: Daniel Raczy?ski/fotografowie.com
Frau Gruca, Crew United Frankreich steht am Start, jetzt stellen Sie das Projekt Crew United Polen vor. Die polnische Filmbranche brauche eine solche Plattform, sagen Sie. Und irgendwie klingt das dringend.
Ich möchte es anders formulieren: ich bin davon überzeugt, dass die Zeit für die Crew-United-Erweiterung Richtung Polen sehr gut ist. Dieses Jahr, genau genommen im Februar, wurde in Polen das neue Gesetz über Steueranreize im Bereich Filmproduktion verabschiedet und eingeführt. Produzenten von Spielfilmen, Animationen, Dokumentationen und TV-Serien erhalten 30 Prozent Bargeldrabatt oder Erstattung von Kosten, die für Produktionskosten anfallen. Zu welchem Zweck?
Zum einen, die polnische audiovisuelle Industrie weiterzuentwickeln, zum anderen, das polnische Kulturerbe in der Welt zu fördern. Unter künstlerischen Gesichtspunkten waren die letzen Jahre eine Reihe von polnischen Erfolgen. Nun gibt wieder starke wirtschaftliche Gründe, Richtung Polen zu schauen, das wieder konkurrenzfähig wurde – und zwar nicht nur im Bereich der Filmproduktion und -koproduktion, sondern auch als starke Film-Service-Landschaft mit modernster Infrastruktur und hochqualifiziertem Personal. Abgewickelt werden diese Steueranreize durch das Polnische Filminstitut, das Pendant zur deutschen Filmförderungsanstalt. Das Filminstitut lädt bereits internationale Filmproduzenten nach Polen ein, intensive Promotionsmaßnahmen erfolgen auf Festivals weltweit. Das heißt, es kommen ohnehin gute Zeiten auf Polens Filmschaffende zu?
Die Systemlösungen sind natürlich schön und gut, aber für die Situation der einzelnen Filmschaffenden selbst wird zurzeit nicht unbedingt viel getan. Wo können sich Profis, also sowohl Crew als auch Schauspieler*innen, die an einer Zusammenarbeit mit ausländischen Produktionen interessiert sind, über aktuelle Projekte informieren, die internationale Teams suchen? Wo gibt es eine glaubwürdige Stelle, wo sie ihre Leistungen präsentieren können und wo sie sofort gefunden werden können? Da bietet sich ein professionelles Werkzeug wie Crew United eigentlich perfekt an – eine anerkannte internationale Plattform, das aktuelle, vollständige und korrekte Informationen aus dem Bereich der audiovisuellen Produktion in Deutschland, und bald in Frankreich, Luxemburg und Belgien, anbietet. In 23 Jahren hat sich Crew United nicht nur einen Ruf und Anerkennung erarbeitet – wir haben über die Zeit unzählige Rückmeldungen erhalten, wie Jobs, Aufträge und Kooperationen nur dank der Online-Präsenz zustande kamen. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2019-08-07 12:56:252019-08-07 15:06:16Richtung Europa
„Alle vier Jahre gibt es eine Fußballweltmeisterschaft, jedes Jahr einen Sommer, jede Woche zwei neue Netflix-Serien – und die Filmbranche trifft sich alle vier bis fünf Jahre zur FFG-Novelle.“ So richtig glaubt man bei der Deutschen Filmakademie wohl nicht an Besserung. Zumindest nicht durch das FFG. Nun wird es also im „52. Jahr zum 13. Mal“ überarbeitet, derweil „nicht davon auszugehen“ sei, „dass sich die Situation des deutschen Kinos und des deutschen Kinofilms fundamental verbessern wird.“
Derart fatalistisch beginnt die Deutsche Filmakademie ihre Stellungnahme zur Novellierung des Filmförderungsgesetzes (FFG), das 2022 in Kraft treten soll. Vier Punkte macht sie als Problem aus und beginnt gleich mit einem Paukenschlag:
1. Viele deutsche Kinofilme hätten „eine häufig zu niedrige Qualität“ und „fehlende Publikumsaffinität“ (übersetzt: sie sind schlecht gemacht und uninteressant).
Nanu! Streut sich da gerade jemand Asche aufs Haupt? Schließlich stellen doch die Sektionen Drehbuch, Regie und besonders Produktion den größten Teil der Akademie-Mitglieder. Doch von Ideenlosigkeit oder fehlendem Wagemut ist hier nicht die Rede. Das Problem hat für die Filmakademie allein einen betriebswirtschaftlichen Grund: „Viele interessante deutsche Kinofilmprojekte sind zum Zeitpunkt der Finanzierung unterentwickelt und gehen unterfinanziert in die Produktion.“
Also sind nur die Produzent*innen schuld? „Von einem Filmproduzenten spricht man, wenn er die wirtschaftliche und technische Verantwortung für die Produktion trägt, ihre Durchführung organisiert und sie inhaltlich beeinflusst“, erklärt die Wikipedia.
Aber nein, auch sie können in der Erklärkette der Filmakademie auch nichts dafür, denn …
Cinema Moralia – Folge 202: Ein Neustart für »Vision Kino« ist unumgänglich
Rüdiger SuchslandAuch so ein Fall von »jugendaffinem« Mainstream: Mein Lotta-Leben - (c) Wild Bunch
Eine Revision der Film- und Medienbildung für Kinder und Jugendliche ist nötig – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogängers, 202. Folge
Alle reden von Filmbildung. In Sonntagsreden. In der Praxis passiert fast nichts. Dem Kino, dem deutschen vor allem stirbt sein Publikum weg. Das neue wächst nicht genug nach und wird, wo es noch existiert von amerikanischer B-Ware geprägt, die zum Massenverbrauch konzipiert wurde. Filmkunst ist Fehlanzeige.
Es passiert da absolut nichts. Peter Dinges, der Geschäftsführer der Filmförderanstalt des Bundes (FFA) hat bestimmt ein paar gute Ideen und ist gutwillig, aber in der Praxis kommt nichts rum.
Was sich »Vision Kino« nennt, die einzige Filminitiative des Bundes zur Filmbildung, die es überhaupt gibt, ist bestenfalls eine verschlafene Veranstaltung, die niemand wahrnimmt. Das wundert auch niemanden, der weiß, wer dort den Ton angibt.
+ + +
Laut Wikipedia wurde »Vision Kino« 2005 durch Initiative des BKM, der FFA, der Stiftung Deutsche Kinemathek sowie der »Kino macht Schule« ins Leben gerufen. Vision Kino steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten.
+ + +
Dabei ist Filmbildung wichtiger als fast alles, was im Bund in Filmzusammenhängen so gefördert wird. Filmbildung ist unglaublich wichtig – denn das deutsche Kino kann nur eine Zukunft haben, wenn es ein Publikum hat. Und gute Kinos, gute Filme bilden und formen ihr Publikum, nicht umgekehrt. Kinder müssen Kino lernen.
+ + +
Jetzt ist bei »Vision Kino« eine Stelle frei, und zwar die der Geschäftsführerin. Die bisherige, Sarah Duve, ist jetzt die neue starke Frau bei der FFA, was dort keineswegs alle freut, dafür aber manche bei »Vision Kino«.
Die anstehende Neubesetzung der Geschäftsführung ist jetzt Anlass für eine gemeinsame Erklärung mehrerer Verbände und Institutionen (AG Kurzfilm, Bundesverband Kommunale Filmarbeit, FILM MACHT SCHULE, HVC Hauptverband Cinephilie, Produzentenverband, Verband der deutschen Filmkritik) bei »Vision Kino« einen »Neustart« und eine »Revision der bisherigen Arbeit« zu fordern.
Filmbildung und -vermittlung sowie ein Verständnis für Kino als eines attraktiven sozialen
Orts des Austauschs müssten »als wesentlicher Bestandteil von Filmpolitik begriffen werden, denn die Förderung von Filmkultur bei Heranwachsenden ist wichtiger denn je.«
Gesellschafter und Aufsichtsrat werden aufgefordert, die bisherige Arbeit von »Vision Kino« kritisch an den ursprünglichen Absichten dieser gemeinnützigen Gesellschaft zu messen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird als Schirmherr von »Vision Kino« gebeten, »seine Fürsorgepflicht auch
inhaltlich wahrzunehmen.«
Weiterlesen
Podcast-Tipp: ZWEIvorZWÖLF #09 Lars Jessen: Grüner Filmdreh
Oliver Zenglein, out takesLars Jessen gehört zu den ganz wenigen Kreativen und Regisseur*innen unserer Branche, die sich nachhaltig und glaubwürdig für ökologische Nachhaltigkeit einsetzen. Sein simpler Ansatz für effektives Grünes Drehen: FLÜGE STREICHEN, WENIGER FLEISCHKONSUM. Kostet nix und bewirkt viel!
Hört rein in das wunderbare Intverview von Andrea Gerhard mit Lars Jessen in Ihrem Podcast ZWEIvorZWÖLF
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Rollenbilder in den Medien?
Tina ThieleDie vorliegende cn-klappe zeigt einen Zusammenschnitt des BVC-Panels im Rahmen des Filmfest München.
Die anhaltenden Diskussionen um eine Frauenquote in Medien, Politik und Management sowie der Gender Wage Gap sind nach wie vor ernüchternd und machen deutlich, dass existierende strukturelle Ungleichheiten die Geschlechterdifferenz, trotz Gleichberechtigung von Mann und Frau im Grundgesetz, nach wie vor aufrechterhalten.
Frauen sind im deutschen Fernsehen und in den heimischen Kinoproduktionen nicht nur deutlich unterrepräsentiert, sondern verkörpern häufig auch ein sehr klischeehaftes Frauenbild. Ebenso werden Männer und Frauen mit Migrationshintergrund in deutschen Produktionen immer noch vor allem in stereotypischen Rollen gezeigt. Jedoch hat sich in den letzten ein bis zwei Jahren auch schon einiges bewegt und verändert – die Veranstalter*innen freuen uns sehr über eine spannende Diskussion.
Der Bundesverband Casting (BVC) lud ein zu einer Diskussion über bestehende Strukturen und Perspektiven. Der Verband wollte Meinungen hören, Ideen sammeln und Sensibilität schaffen, um gemeinsam etwas zu verändern.
Auf dem Podium diskutierten:
Sabine Derflinger (Regisseurin)
Maria Furtwängler (Schauspielerin, MaLisa Stiftung)
Marcus Ammon (Sky)
Claudia Simionescu (Bayerischer Rundfunk)
Von Seiten des Bundesverband Casting (BVC) waren vertreten:
Marion Haack (BVC | Hamburg)
Manolya Mutlu (BVC | Stuttgart)
Moderation: Stephen Sikder (BVC | München)
Der Beitrag gliedert sich in folgende Kapitel:
Intro
Kapitel 1: Auftaktrunde – Geschlechterdarstellungen in Film und Fernsehen
Kapitel 2: Im Dialog bleiben – Audiovisuelle Diversität als Selbstverständlichkeit
Kapitel 3: Den Blick schulen – Genderkompetenz an den Filmhochschulen fördern
Kapitel 4: Abschlussrunde mit Publikum – Was will der Zuschauer eigentlich?
Abspann & Dankeschön
Offizielle Website des Bundesverband Casting (BVC): www.castingverband.de
Viel Spaß beim Anschauen!
Orientierungslos – die FFA, die Produzenten und der Tarif
out takes, Peter HartigWie hältst du’s mit dem Tarifvertrag? Die Filmförderungsanstalt (FFA) wollte es wissen, die Produzentenallianz ließ anders fragen, und antworten konnte jeder, wie er wollte. Ergebnis: 72 Prozent der Produktionsunternehmen orientieren sich „immer“ oder „überwiegend“ am Gagentarifvertrag. Die FFA druckte das anstelle einer echten statistischen Auswertung nach. | Grafik © cinearte
Seit zwei Jahren hat die Filmförderungsanstalt (FFA) des Bundes eine weitere Aufgabe erhalten, nämlich „darauf hinzuwirken, dass in der Filmwirtschaft eingesetztes Personal zu sozialverträglichen Bedingungen beschäftigt wird.“
Wie und wann das geschehen soll, wird nicht erklärt. Lediglich eine konkrete Handlungsanweisung gibt das Filmförderungsgesetz (FFG) [PDF] von 2017 der FFA: Der jährliche Förderbericht soll fortan „eine statistische Auswertung der Informationen zur Anwendbarkeit von Branchentarifverträgen oder vergleichbaren sozialen Standards“ enthalten, besagt Paragraf 169.
Doch der Geschäftsbericht 2017, der erste unter dem aktuellen Gesetz, enthielt nichts dergleichen. Die „genannten Daten werden mit der Schlussprüfung erhoben, normalerweise zwei bis drei Jahre nach der Förderzusage“, erklärte die FFA im Mai auf Nachfrage von cinearte. „Eine statistische Auswertung ist also frühestens 2019 möglich und wird dann im entsprechenden Förderbericht veröffentlicht.“
Der Geschäftsbericht 2018 erschien am 11. Juli dieses Jahres – wieder ohne die verlangte Statistik, weil „belastbare Daten aus den seit 2017 geförderten Produktionen erst frühestens Mitte 2019 vorliegen werden“, schreibt die FFA wieder als Erklärung dazu. Um der Verpflichtung des Paragrafen 169 dennoch nachzukommen, griff sie einfach auf die „Produzentenstudie 2018“ zurück, die bereits im vorigen Herbst erschienen ist, und druckte den „entsprechenden Abschnitt“ einfach nach [PDF].
Weiterlesen
Indiefilmtalk #53: Das Märchen von Heldinnen und der Chancengleichheit im Film
Unsere Gäste, Yugen YahWas ist „emanzipatorisch wertvoll“? Und vor allem: wann? Szenenfoto aus „Das melancholische Mädchen“. | Foto © Salzgeber
Wonder Woman kämpft sich zwischen den Fronten nach vorne, die X-Men erhalten Verstärkung von Jean Grey, das Kübelkind und „Das melancholische Mädchen“ treffen unabhängig voneinander bei der Suche nach einer Bleibe auf verschiedene Menschen. Wir setzten die feministische Filmbrille auf und reden darüber, welche Wirkung diese Filme auf uns haben. Und dürfen Filme, die starke Frauenfiguren mimen und dabei nicht immer ganz 100-prozentig gendersensibel sind, auch einfach mal nur Spaß machen? Die Antwort ist: „Ja, natürlich!“
Sophie-Charlotte Rieger steht uns mit Rat, Tat und vor allem dem genauen Blick zur Seite. Was ist „emanzipatorisch wertvoll“ und vor allem wann ist es „emanzipatorisch wertvoll“? Mit dem Blog der Filmlöwin bereichert sie seit 2014 die deutsche Filmlandschaft. Neben aktuellen Beiträgen zu großen Hollywoodfilmen, beschäftigt sich die Site auch mit Independentproduktionen. Es geht um die Darstellung der Frau im Film, um die Sichtbarmachung von Filmfrauen, darum, feministischer Filmkritik einen Weg in den Mainstream zu ebnen.
Cinema Moralia – Folge 201: Vive la France, bonsoir, Allemagne
out takes, Rüdiger SuchslandAuf 70mm nur fürs Kino gemacht: Tenet von Christopher Nolan
Warum in Frankreich das Kino funktioniert und wie in Deutschland die öffentliche Hand das Sterben des Mediums Kino finanziert – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogängers, 201. Folge
»Paris ist nicht bloß die Hauptstadt von Frankreich, sondern der ganzen zivilisierten Welt. … Versammelt ist hier alles, was groß ist durch Liebe und Hass, durch Fühlen und Denken, durch Wissen oder Können, durch Glück oder Unglück, durch Zukunft oder Vergangenheit.«
(Heinrich Heine)
+ + +
Der Filmemacher Christopher Nolan, ob man ihn nun richtig mag, oder nicht, ist ohne Frage der wichtigste, also kulturell einflussreichste Regisseur unseres Zeitalters. Nicht del Toro, nicht Tarantino, auch leider nicht mehr Godard und nicht mal, wer hätte es gedacht, Til Schweiger.
Jetzt wurde der erste Teaser seines neuen Films Tenet, eines Spionagethrillers veröffentlicht. Aber wir haben ihn noch nicht gesehen. Wir können ihn nicht sehen! Denn er wird bisher nur im Kino gezeigt. Ist das nun eine Frechheit gegenüber seinen Fans, zum Beispiel in München? Oder ist es nicht ganz wunderbar, dass dieser Regisseur das Kino und das Filmmaterial – Nolan dreht nicht digital, sondern in diesem Fall auf 70mm und im IMAX-Format –
wirklich verteidigt. Dass da einer ist, der es sich erlauben kann und der darum dem Kino ein Alleinstellungsmerkmal gibt, das diesem gebührt.
+ + +
Wir würden ja niemals der Kulturstaatsministerin Monika Grütters absprechen, dass auch sie sich wirklich ums Kino bemüht. Dass sie ein veritables und ernst gemeintes Interesse daran hat, den Standort Kino zu stärken. Vielleicht nicht mehr in fünf Jahren, aber jetzt. Was ich aber nicht glaube, ist, dass sie immer gut beraten und umfangreich informiert wird – sondern im Gegenteil ziemlich einseitig.
Das Grütters-Interview in der »Süddeutschen«, aus dem wir vergangene Woche schon zitiert hatten, war in der Hinsicht sehr aufschlussreich. Taktisch und rhetorisch war das Konzept klar: Die Dinge laufen schlecht, obwohl Grütters mehr Geld gibt, brechen die Zuschauer weg. Also »nennt« Grütters die Fehler und Probleme – dann kann sie ja nicht dran schuld sein, oder?
Vielleicht aber doch. Vielleicht sind die Erfolgskriterien genau so schräg, wie die der Länderförderer, und vielleicht trägt eine Förderpolitik, die auf »Leuchttürme« und Prestigeprojekte setzt und die Breite verdorren lässt, gehörig zur Misere bei. Vor allem ist auch die Förderei im BKM höchst widersprüchlich.
+ + +
Ein Beispiel hierfür: Beim vom BKM hoch geförderten Filmfestival von Berlin läuft der deutsche Film Ich war zuhause, aber… von Angela Schanelec im Wettbewerb und gewinnt sogar den Silbernen Bären für Beste Regie.
Dann beantragt der Verleiher beim BKM Verleihförderung. Diese wird nicht gewährt. Natürlich redet man sich beim BKM auf die »Unabhängigkeit der Juryentscheidung« heraus, und wer wollte schon etwas gegen unabhängige Jurys sagen?
Aber wie kann das sein?? Wie ist das in Gottes Namen möglich??? Das BKM ist ja nicht irgendeine von Tante Emma geführte Länderbutze, sondern angeblich die »kulturelle Filmförderung«. Ein schwieriger Film (den ich persönlich auch gar nicht besonders schätze, aber es geht ums Prinzip), ein schwieriger Film, der mehr als alle Wiedemann & Bergs & X- und Y-Filme zusammen auf kulturelle Förderung angewiesen ist, und der nebenbei die Behauptung widerlegen könnte, dass man in Deutschland nur mit Schrott im Kino Geld verdienen kann, und dass die Berlinale und ihre Preise eh nix wert sind, und an der Kasse nichts bringen, einem solchen Film verwehrt man das, was man allen möglichen Filmen zugesteht: Unterstützung bei Kinostart im schwierigen Gelände.
Warum pumpt man viel Geld in die Berlinale, sorgt aber nicht dafür, dass wenigstens die dort ausgezeichneten Filme auch vernünftige Startchancen bekommen?
Weiterlesen
Richtung Europa
out takes, Peter HartigDie SOFA-Workshops bringen Projekte und Experten aus Ost- und Mitteleuropa zusammen – mit beeindruckenden Ergebnissen. Ganz oben auf dem diesjährigen Programm: Crew United Polen. Es sei auch höchste Zeit dafür, meint Irena Gruca und schildert, wie es der Branche im Nachbarland geht.
Interview: Peter Hartig
Foto von Irena: Daniel Raczy?ski/fotografowie.com
Frau Gruca, Crew United Frankreich steht am Start, jetzt stellen Sie das Projekt Crew United Polen vor. Die polnische Filmbranche brauche eine solche Plattform, sagen Sie. Und irgendwie klingt das dringend.
Ich möchte es anders formulieren: ich bin davon überzeugt, dass die Zeit für die Crew-United-Erweiterung Richtung Polen sehr gut ist. Dieses Jahr, genau genommen im Februar, wurde in Polen das neue Gesetz über Steueranreize im Bereich Filmproduktion verabschiedet und eingeführt. Produzenten von Spielfilmen, Animationen, Dokumentationen und TV-Serien erhalten 30 Prozent Bargeldrabatt oder Erstattung von Kosten, die für Produktionskosten anfallen.
Zu welchem Zweck?
Zum einen, die polnische audiovisuelle Industrie weiterzuentwickeln, zum anderen, das polnische Kulturerbe in der Welt zu fördern. Unter künstlerischen Gesichtspunkten waren die letzen Jahre eine Reihe von polnischen Erfolgen. Nun gibt wieder starke wirtschaftliche Gründe, Richtung Polen zu schauen, das wieder konkurrenzfähig wurde – und zwar nicht nur im Bereich der Filmproduktion und -koproduktion, sondern auch als starke Film-Service-Landschaft mit modernster Infrastruktur und hochqualifiziertem Personal. Abgewickelt werden diese Steueranreize durch das Polnische Filminstitut, das Pendant zur deutschen Filmförderungsanstalt. Das Filminstitut lädt bereits internationale Filmproduzenten nach Polen ein, intensive Promotionsmaßnahmen erfolgen auf Festivals weltweit.
Das heißt, es kommen ohnehin gute Zeiten auf Polens Filmschaffende zu?
Die Systemlösungen sind natürlich schön und gut, aber für die Situation der einzelnen Filmschaffenden selbst wird zurzeit nicht unbedingt viel getan. Wo können sich Profis, also sowohl Crew als auch Schauspieler*innen, die an einer Zusammenarbeit mit ausländischen Produktionen interessiert sind, über aktuelle Projekte informieren, die internationale Teams suchen? Wo gibt es eine glaubwürdige Stelle, wo sie ihre Leistungen präsentieren können und wo sie sofort gefunden werden können? Da bietet sich ein professionelles Werkzeug wie Crew United eigentlich perfekt an – eine anerkannte internationale Plattform, das aktuelle, vollständige und korrekte Informationen aus dem Bereich der audiovisuellen Produktion in Deutschland, und bald in Frankreich, Luxemburg und Belgien, anbietet. In 23 Jahren hat sich Crew United nicht nur einen Ruf und Anerkennung erarbeitet – wir haben über die Zeit unzählige Rückmeldungen erhalten, wie Jobs, Aufträge und Kooperationen nur dank der Online-Präsenz zustande kamen. Weiterlesen
FFG 2022 – Stellungnahmen 7: Deutsche Filmakademie
out takes, Peter HartigSchlecht gemacht und am Publikum vorbei!?So harsch urteilt die Deutsche Filmakademie über den deutsche Filme. Schuld habe das gegenwärtige Fördersystem. | Foto © Deutsche Filmakademie, Franziska Krug
„Alle vier Jahre gibt es eine Fußballweltmeisterschaft, jedes Jahr einen Sommer, jede Woche zwei neue Netflix-Serien – und die Filmbranche trifft sich alle vier bis fünf Jahre zur FFG-Novelle.“ So richtig glaubt man bei der Deutschen Filmakademie wohl nicht an Besserung. Zumindest nicht durch das FFG. Nun wird es also im „52. Jahr zum 13. Mal“ überarbeitet, derweil „nicht davon auszugehen“ sei, „dass sich die Situation des deutschen Kinos und des deutschen Kinofilms fundamental verbessern wird.“
Derart fatalistisch beginnt die Deutsche Filmakademie ihre Stellungnahme zur Novellierung des Filmförderungsgesetzes (FFG), das 2022 in Kraft treten soll. Vier Punkte macht sie als Problem aus und beginnt gleich mit einem Paukenschlag:
1. Viele deutsche Kinofilme hätten „eine häufig zu niedrige Qualität“ und „fehlende Publikumsaffinität“ (übersetzt: sie sind schlecht gemacht und uninteressant).
Nanu! Streut sich da gerade jemand Asche aufs Haupt? Schließlich stellen doch die Sektionen Drehbuch, Regie und besonders Produktion den größten Teil der Akademie-Mitglieder. Doch von Ideenlosigkeit oder fehlendem Wagemut ist hier nicht die Rede. Das Problem hat für die Filmakademie allein einen betriebswirtschaftlichen Grund: „Viele interessante deutsche Kinofilmprojekte sind zum Zeitpunkt der Finanzierung unterentwickelt und gehen unterfinanziert in die Produktion.“
Also sind nur die Produzent*innen schuld? „Von einem Filmproduzenten spricht man, wenn er die wirtschaftliche und technische Verantwortung für die Produktion trägt, ihre Durchführung organisiert und sie inhaltlich beeinflusst“, erklärt die Wikipedia.
Aber nein, auch sie können in der Erklärkette der Filmakademie auch nichts dafür, denn …
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