Ziemlich sensationell, was am Freitag beim „Deutschen Filmpreis“ passierte: Ein Debütfilm räumte ab, und das gleich achtfach – das hatten in 70 Jahren nur drei Filme geschafft. Leider schaute kaum jemand zu bei der Geistergala im Livestream.
Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare. Leider können wir nicht alle persönlich beantworten.
Im Gefängnis hat man wenigstens noch Hofgang – Apokalyptiker & Integrierte; Gedanken in der Pandemie 23. Von Rüdiger Suchsland
„In der Welt gibt es eine schreckliche Sache, nämlich dass jeder seine guten Gründe hat.“ Jean Renoir, „La règle du jeu“
„Denn die einen sind im Dunkeln Und die andern sind im Licht Und man siehet die im Lichte Die im Dunkeln sieht man nicht.“
Bertolt Brecht, „Die Dreigroschenoper“
Heiligt der Zweck eigentlich die Mittel? Wir würden diese Frage ja intuitiv in den allermeisten Fällen verneinen. In der Corona-Pandemie verändern sich hier nach meinem Eindruck gerade die Maßstäbe.
Das muss nichts Schlechtes sein. Vielleicht geht es im Gegenteil gar nicht anders, und vielleicht trifft auch hier der Satz zu, nach dem außergewöhnliche Umstände außergewöhnliche Maßnahmen erfordern.
Aber gehen wir mal weg von der Ebene der schnellen Bewertung, und schauen auf die Tatsachen. Was geschieht hier? Denkt die Regierung ihr Handeln in diesen Kategorien? Und falls ja: Hat sie recht?
Heiligt der Zweck der Pandemie-Eindämmung und der Vermeidung des Sterbens Einiger durch Covid-19 das Mittel der gewaltigen, generellen Rechteeinschränkung und des Herunterfahrens einer ganzen Gesellschaft?
Heiligt der Zweck der Pandemie-Eindämmung und der Vermeidung des Sterbens Einiger durch Covid-19 auch das Mittel gewaltiger Kosten, ganz konkret zur Zeit je nach Berechnung und statistischen Daten zwischen 10 und 400 Millionen Euro pro vermiedenem Corona-Toten?
Man kann beide Male darauf antworten: „Ja, unbedingt!“ Aber dazu muss man gefragt werden.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2020-04-24 21:30:112020-04-24 21:30:11Gedanken in der Pandemie 23: Das Verwalten der Alten
Heute Abend wird zum 70. Mal der „Deutsche Filmpreis“ vergeben. Das soll zum Wochenausklang mal den Vorspann für sich alleine bekommen.
Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare an (Aktiviere Javascript, um die Email-Adresse zu sehen). Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können.
Das Wochenende naht, da kommt man früh morgens vor dem Spiegel auf die besten Ideen: Gibt’s denn eigentlich schon eine Website für die originellsten Corona-Masken? Doch eigentlich interessieren uns andere Eigenarten unserer Spezies, darum fragten wir Google nach „stupid things you can do with your corona mask“.
Wer’s nicht ganz so flach mag, kann ja das Essay „Die Maske“ in der „New York Times“ lesen. Und zwar auf Englisch.
Normalerweise lädt „Blickpunkt Film“ die für den besten Film nominierten Produzent*innen zum Roundtable-Gespräch. Dieses Jahr geht das nur nacheinander. Hier antworten Jochen Laube und Fabian Maubach von Sommerhaus Filmproduktion für „Berlin Alexanderplatz“.
Was wirklich wichtig ist: Die Schauspielerin Jannika Jira erklärt bei #wirspielenzusammen, wie „Self Hugging“ geht. | Screenshot
Erinnern Sie sich noch an die Petition zum Arbeitslosengeld, die viele betrifft, aber noch immer zu wenige unterschrieben haben? Der Geist zumindest wurde offenbar weitergetragen: Die Regierungskoalition will am Arbeitslosengeld drehen und die Bezugsdauer vorübergehend verlängern. Auch im Kulturausschuss wurde gestern die Lage der Kreativen erörtert. Einig waren sich alle Fraktionen: So, wie es ist, reicht es noch nicht!
Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare an (Aktiviere Javascript, um die Email-Adresse zu sehen). Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können.
Wir beginnen mit einer frohen Botschaft: Es gibt Bewegung beim Kurzarbeit- (KUG) und Arbeitslosengeld (ALG). Der Koalitionsausschuss von CDU/CSU und SPD hat sich gestern auf weitere Maßnahmen in der Coronakrise verständigt, darunter auch lange geforderte Erleichterungen für die Filmschaffenden:
# Die Bezugsdauer von ALG1 wird um drei Monate verlängert: Voraussetzung: Man hat bereits vor der Krise ALG1 bezogen, und der Anspruch würde zwischen dem 1. Mai und 31. Dezember 2020 enden.
# Das KUG wird ab dem 4. Monat auf 70 Prozent, ab dem 7. Monat auf 80 Prozent erhöht – „längstens bis 31. Dezember 2020. Die bereits bestehenden Hinzuverdienstmöglichkeiten werden bis zur vollen Höhe des bisherigen Monatseinkommens für alle Berufe geöffnet.
Was vorige Nacht von den Regierungsparteien abgesprochen wurde, bringt für viele Erleichterung. Doch nicht wenige fallen immer noch durchs Raster, weil sie nicht die nötigen Anwartszeiten zusammenbekommen haben. Vielleicht sollten sie nochmal nachzählen, denn zum Jahresbeginn hat sich da einiges verändert. Der Rechtsanwalt Steffen Schmidt-Hug, der mit seiner Künstler-Kanzlei Filmschaffende in arbeitsrechtlichen Fragen berät und vertritt, erklärt, was neu und besser ist:
Politik in Zeiten demokratischer Zumutungen: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 22.
„Diese Pandemie ist eine demokratische Zumutung.“
Angela Merkel
„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“
Paulus
„Now this is not the end. It is not even the beginning of the end. But it is, perhaps, the end of the beginning.“ Winston Churchill
Wir alle kennen inzwischen Alexander S. Kekulé. Manche sind richtige Fans, und schreiben auf Facebook vom Camp Kekulé, andere gehören eher zur Boygroup von Christian Drosten. Wie die beiden sich eigentlich inhaltlich unterscheiden, kann man gar nicht so genau sagen, es geht eher um Stilfragen. Und die hängen wieder damit zusammen, dass der eine „drinnen“ ist, der andere „draußen“. Und auch wenn der Münchner Kekulé erklärter Fan des FC Bayern ist, ist er hier eher der Homo Novus, der mächtige. mit ein wenig Ressentiment ausgestattete Außenseiter, so eine Art RB Leipzig der Virologie. Drosten Regierungsberater, Kekulé Möchtegernregierungsberater.
Kekulé hat viele interessante, zum Teil filmaffine Verwandte, und es würde sich lohnen, hier einmal richtig in Ruhe nachzuforschen: Der Uropa August Kekulé einer der Begründer der modernen Chemie, der Opa Oswald Urchs ein Nazi, der für die IG Farben in Indien tätig war und den Spitznamen „Gauleiter von Indien“ trug, Mutter und Vater Autoren und Filmemacher, Stiefvater auch Filmemacher, eine weitere Anverwandte (seine Tante?) eine der drei WG-Genossinnen von Uschi Obermeier in Rudolf Thomés „Rote Sonne“, einem der besten deutschen Filme aller Zeiten.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2020-04-23 22:31:372020-04-23 22:31:37Gedanken in der Pandemie 22: Am Anfang des Endes
„Das Autokino erlebt eine Renaissance“ titelt „Der Tagesspiegel“ in Berlin. Die Bundesnetzagentur, die dafür die Frequenzen zuteilt, erhält immer mehr entsprechende Anträge. Frische Blockbuster aus dem Startplaner darf man natürlich dort nicht erwarten. Was mir fehlt, und was es durchaus schon gab, wären Kurzfilme im U-Bahn-TV, zumindest für die, die zur Arbeit fahren müssen.
Als neue Abspielmöglichkeit entdeckt man nun Hinterhofwände, um sogenanntes Fassadenkino zu ermöglichen. Berlin machte den Anfang und streamte den „Himmel über Berlin“ in einem Hinterhof im Prenzlauer Berg. Die Initiative hinter Windowflicks möchte gleichzeitig die Berliner Programmkinos der Initiative „Fortsetzung folgt“ unterstützen. Für eine Fassadenvorführung kann man sich bewerben, zur Verfügung steht neben dem Wim Wenders-Klassiker im Verleih von Studiocanal auch „Shaun das Schaf – Der Film: UFO-Alarm“ ebenfalls von Studiocanal oder „Loving Vincent“ und der Berlin-Film „Cleo“ von Weltkino und „The Artist“ von DCM. Bewerben können sich Hausgemeinschaften ab 20 Parteien mit entsprechender Sicht auf eine ausreichend große Feuerwand. Das sollte dann auch dem Schwarzen Brett in Hausfluren Auftrieb geben. Vorführungen finden Donnerstags und Samstags statt.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Elisabeth Nagyhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgElisabeth Nagy2020-04-23 22:28:042020-04-23 22:28:04Kino in Zeiten von Corona 5
Corona in Grafiken: „Die Zeit“ zeigt anhand von Daten, wie das Virus unseren Alltag verändert | Screenshot
Kultur ist wichtig! So schmettert es seit Beginn der Krise so oft durchs Land wie nie zuvor. Nur ganz oben, hinter verschlossenen Türen, wird anscheinend Klartext geredet: Während der Sitzung des CDU-Präsidiums am Montag soll die Kanzlerin gesagt haben, was wirklich zählt – und was eher doch nicht ganz so wichtig ist. Gezählt haben wir auch und verraten die ersten Daten aus der Kurzumfrage zur Lage der Filmschaffenden in der Corona-Krise.
Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare an (Aktiviere Javascript, um die Email-Adresse zu sehen). Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können.
Welche Folgen hat die Corona-Pandemie für die Film- und Fernsehschaffenden? Und wie wirksam sind die Soforthilfe-Maßnahmen? Darum ging’s in der Kurzumfrage, die Jörg Langer mit Unterstützung von AG Dok, BFS, BVFK, Crew United und Fair TV führte. 3.921 Filmschaffende hatten es durch den Fragenkatalog geschafft, Durchschnittsalter: 36 Jahre. Und damit beginnen auch schon die Daten, die gewonnen werden sollten. Eine erste, noch sehr schnelle Auswertung auf Bundesebene liegt uns vor, das endgültige Ergebnis ist Ende nächster Woche zu erwarten.
Der Großteil der Befragten verteilt sich gleichmäßig auf zwei Gruppen:44,1% sind auf Produktionsdauer beschäftigt, 42,7% selbständig (Soloselbständige, Freiberufler*innen, Einzelunternehmer*innen).
37,9% sind „unterschiedlich tätig“ und arbeiten mal auf Lohnsteuerkarte, mal auf Rechnung. Nur 5,2% beschäftigen Angestellte.
Die Corona-Pandemie-Maßnahmen werden sich bei fast allen negativ auf das Einkommen auswirken:
12,6% befürchten, in diesem Jahr überhaupt kein Einkommen mehr zu haben,
67,0% ein beträchtliches Sinken des Einkommens,
12,8% ein leichtes Sinken.
Beim aktuellen Dauerthema fällt uns komischerweise immer zuerst Vic Dorn ein: Nun nehmen Sie doch mal diese schreckliche Maske ab! | Screenshot
Wenn Nationalstaaten Klopapier kaufen: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 21. Von Rüdiger Suchsland
„Das Dogma ist weniger wert als ein Kuhfladen.“
Mao Tse-tung
„Unmöglich zu erklären. Allmählich entfernte sie sich von jener Zone, in der die Gegenstände eine feste Form und Konturen haben, wo alles einen zuverlässigen und unveränderlichen Namen hat. Sie versank immer mehr in einer fließenden, ruhigen, unergründlichen Region, wo unbestimmte frische Nebel der Morgenfrühe schwebten.“ Clarice Lispector, „Nah dem wilden Herzen“
Zwei Inder werden sich ihr Leben lang an die Coronapandemie erinnern. Am 27. März erblickten in Raipur Zwillinge das Licht der Welt. Den Jungen nannten die Eltern Covid und das Mädchen Corona.
+++
Es passiert wirklich gerade soviel, dass es mir schwerfällt, den richtigen Anfang zu finden. Nicht erst heute. Genau genommen stört es mich selbst, hier oft soviel über Einzelheiten der Pandemie-Bekämpfung zu schreiben (auch wenn diese interessant sind, und voller kultureller Aspekte) und dafür so wenig „Feuilleton“ zu machen. So wenig spielerisch zu sein. Es wäre auch nötig, viel mehr darüber zu schreiben, wie wir leben in der Pandemie. Wie wir mit der Langeweile umgehen, mit der Langsamkeit und der Sprachlosigkeit unseres derzeitigen Lebens, mit der Leere auf den Straßen. Genauso wichtig ist es, über die Politik zu schreiben und über deren mediale Verarbeitung. Aber gleichzeitig ist es mindestens genauso wichtig, auf die Lebensrealität der Menschen zu schauen, wie ich das versucht habe, gestern zu tun: Was heißt das eigentlich, mit Kindern in der Pandemie zu leben? Und was heißt es eigentlich zum Beispiel, jetzt alleinerziehend zu sein? Genauso könnte man einmal über die Single-Haushalte sprechen, über diejenigen, die jetzt quasi gezwungen waren, einen Monat lang allein zu Haus zu stecken. Und die, wenn sie die Maßnahmen der Regierung korrekt befolgt haben, mit kaum jemanden physisch in Kontakt zu sein, schon gar nicht mit mehreren zusammen, ganz brutal vereinsamt sein müssen, allen technischen Kontaktprothesen zum Trotz.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2020-04-22 21:34:112020-04-22 21:34:11Gedanken in der Pandemie 21: Was man macht, und was man kann
Corona: Brancheninfo 29
out takes, Peter Hartig„Systemsprenger“! Das Debüt der Regisseurin Nora Fingscheidt wurde gleich achtfach mit dem „Deutschen Filmpreis“ ausgezeichnet. | Foto © Weydemann Bros.
Ziemlich sensationell, was am Freitag beim „Deutschen Filmpreis“ passierte: Ein Debütfilm räumte ab, und das gleich achtfach – das hatten in 70 Jahren nur drei Filme geschafft. Leider schaute kaum jemand zu bei der Geistergala im Livestream.
Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare. Leider können wir nicht alle persönlich beantworten.
Alles anders diesmal bei der Lola, staunt „Die Zeit“: Ein Debütfilm bekommt den Hauptpreis, eine Elfjährige den Preis als beste Schauspielerin – und das Ganze auch noch ohne Publikum.
Acht „Lolas“ für „Systemsprenger“. Das Drama von Nora Fingscheidt hat am Freitag beim „Deutschen Filmpreis“ abgeräumt. Nur zwei Filme hatten in 70 Jahren mehr Auszeichnungen.
Eine „Übung im Trockenschwimmen“ nennt die „FAZ“ die „Lola“-Gala im Corona-Stil. Gut gemeint, aber … findet auch die „Berliner Zeitung“ die „Geistergala“. Die „Süddeutsche Zeitung“ findet’s trotzdem „schön und ermutigend“ und sah auch „noch immer dieses Strahlen“: „Leidenschaft und Zusammenhalt der Szene waren spürbarer.“
Nur das Publikum selbst zeigte wenig Interesse am Deutschen Film.
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Gedanken in der Pandemie 23: Das Verwalten der Alten
Rüdiger Suchsland, Unsere GästeAuf der arte-Mediathek ist zurzeit Olivier Assayas’ Film „Ende eines Sommers“ sehen – von 2008 und aktueller denn je. | Foto © MK2 Diffusion
Im Gefängnis hat man wenigstens noch Hofgang – Apokalyptiker & Integrierte; Gedanken in der Pandemie 23. Von Rüdiger Suchsland
„In der Welt gibt es eine schreckliche Sache, nämlich dass jeder seine guten Gründe hat.“
Jean Renoir, „La règle du jeu“
„Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht
Und man siehet die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht.“
Bertolt Brecht, „Die Dreigroschenoper“
Heiligt der Zweck eigentlich die Mittel? Wir würden diese Frage ja intuitiv in den allermeisten Fällen verneinen. In der Corona-Pandemie verändern sich hier nach meinem Eindruck gerade die Maßstäbe.
Das muss nichts Schlechtes sein. Vielleicht geht es im Gegenteil gar nicht anders, und vielleicht trifft auch hier der Satz zu, nach dem außergewöhnliche Umstände außergewöhnliche Maßnahmen erfordern.
Aber gehen wir mal weg von der Ebene der schnellen Bewertung, und schauen auf die Tatsachen. Was geschieht hier? Denkt die Regierung ihr Handeln in diesen Kategorien? Und falls ja: Hat sie recht?
Heiligt der Zweck der Pandemie-Eindämmung und der Vermeidung des Sterbens Einiger durch Covid-19 das Mittel der gewaltigen, generellen Rechteeinschränkung und des Herunterfahrens einer ganzen Gesellschaft?
Heiligt der Zweck der Pandemie-Eindämmung und der Vermeidung des Sterbens Einiger durch Covid-19 auch das Mittel gewaltiger Kosten, ganz konkret zur Zeit je nach Berechnung und statistischen Daten zwischen 10 und 400 Millionen Euro pro vermiedenem Corona-Toten?
Man kann beide Male darauf antworten: „Ja, unbedingt!“ Aber dazu muss man gefragt werden.
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Corona: Brancheninfo 28
out takes, Peter HartigDie Krise hat auch gute Effekte: Heute Abend werden die „Lolas“ verliehen. Zum 70. Mal. Aber erstmals live und im Ersten. | Foto © Deutscher Filmpreis
Heute Abend wird zum 70. Mal der „Deutsche Filmpreis“ vergeben. Das soll zum Wochenausklang mal den Vorspann für sich alleine bekommen.
Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare an (Aktiviere Javascript, um die Email-Adresse zu sehen). Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können.
Das Wochenende naht, da kommt man früh morgens vor dem Spiegel auf die besten Ideen: Gibt’s denn eigentlich schon eine Website für die originellsten Corona-Masken? Doch eigentlich interessieren uns andere Eigenarten unserer Spezies, darum fragten wir Google nach „stupid things you can do with your corona mask“.
Wer’s nicht ganz so flach mag, kann ja das Essay „Die Maske“ in der „New York Times“ lesen. Und zwar auf Englisch.
Erstmals live und im Ersten: Heute abend wird der „Deutsche Filmpreis“ verliehen. Zum 70. Mal. Um 22:30 Uhr geht’s los, der Livestream läuft hier.
Wer die Favoriten bei der Lola-Gala sind, weiß „Der Tagesspiegel“, der RBB aber auch. Und die Deutsche Welle.
Normalerweise lädt „Blickpunkt Film“ die für den besten Film nominierten Produzent*innen zum Roundtable-Gespräch. Dieses Jahr geht das nur nacheinander. Hier antworten Jochen Laube und Fabian Maubach von Sommerhaus Filmproduktion für „Berlin Alexanderplatz“.
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Corona: Brancheninfo 27
out takes, Peter HartigWas wirklich wichtig ist: Die Schauspielerin Jannika Jira erklärt bei #wirspielenzusammen, wie „Self Hugging“ geht. | Screenshot
Erinnern Sie sich noch an die Petition zum Arbeitslosengeld, die viele betrifft, aber noch immer zu wenige unterschrieben haben? Der Geist zumindest wurde offenbar weitergetragen: Die Regierungskoalition will am Arbeitslosengeld drehen und die Bezugsdauer vorübergehend verlängern. Auch im Kulturausschuss wurde gestern die Lage der Kreativen erörtert. Einig waren sich alle Fraktionen: So, wie es ist, reicht es noch nicht!
Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare an (Aktiviere Javascript, um die Email-Adresse zu sehen). Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können.
Wir beginnen mit einer frohen Botschaft: Es gibt Bewegung beim Kurzarbeit- (KUG) und Arbeitslosengeld (ALG). Der Koalitionsausschuss von CDU/CSU und SPD hat sich gestern auf weitere Maßnahmen in der Coronakrise verständigt, darunter auch lange geforderte Erleichterungen für die Filmschaffenden:
# Die Bezugsdauer von ALG1 wird um drei Monate verlängert: Voraussetzung: Man hat bereits vor der Krise ALG1 bezogen, und der Anspruch würde zwischen dem 1. Mai und 31. Dezember 2020 enden.
# Das KUG wird ab dem 4. Monat auf 70 Prozent, ab dem 7. Monat auf 80 Prozent erhöht – „längstens bis 31. Dezember 2020. Die bereits bestehenden Hinzuverdienstmöglichkeiten werden bis zur vollen Höhe des bisherigen Monatseinkommens für alle Berufe geöffnet.
Was vorige Nacht von den Regierungsparteien abgesprochen wurde, bringt für viele Erleichterung. Doch nicht wenige fallen immer noch durchs Raster, weil sie nicht die nötigen Anwartszeiten zusammenbekommen haben. Vielleicht sollten sie nochmal nachzählen, denn zum Jahresbeginn hat sich da einiges verändert. Der Rechtsanwalt Steffen Schmidt-Hug, der mit seiner Künstler-Kanzlei Filmschaffende in arbeitsrechtlichen Fragen berät und vertritt, erklärt, was neu und besser ist:
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Gedanken in der Pandemie 22: Am Anfang des Endes
Rüdiger Suchsland, Unsere GästeEiner der besten deutschen Filme aller Zeiten: Rudolf Thomés „Rote Sonne“ von 1970. | Foto © Arthaus
Politik in Zeiten demokratischer Zumutungen: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 22.
„Diese Pandemie ist eine demokratische Zumutung.“
Angela Merkel
„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“
Paulus
„Now this is not the end. It is not even the beginning of the end. But it is, perhaps, the end of the beginning.“
Winston Churchill
Wir alle kennen inzwischen Alexander S. Kekulé. Manche sind richtige Fans, und schreiben auf Facebook vom Camp Kekulé, andere gehören eher zur Boygroup von Christian Drosten. Wie die beiden sich eigentlich inhaltlich unterscheiden, kann man gar nicht so genau sagen, es geht eher um Stilfragen. Und die hängen wieder damit zusammen, dass der eine „drinnen“ ist, der andere „draußen“. Und auch wenn der Münchner Kekulé erklärter Fan des FC Bayern ist, ist er hier eher der Homo Novus, der mächtige. mit ein wenig Ressentiment ausgestattete Außenseiter, so eine Art RB Leipzig der Virologie. Drosten Regierungsberater, Kekulé Möchtegernregierungsberater.
Kekulé hat viele interessante, zum Teil filmaffine Verwandte, und es würde sich lohnen, hier einmal richtig in Ruhe nachzuforschen: Der Uropa August Kekulé einer der Begründer der modernen Chemie, der Opa Oswald Urchs ein Nazi, der für die IG Farben in Indien tätig war und den Spitznamen „Gauleiter von Indien“ trug, Mutter und Vater Autoren und Filmemacher, Stiefvater auch Filmemacher, eine weitere Anverwandte (seine Tante?) eine der drei WG-Genossinnen von Uschi Obermeier in Rudolf Thomés „Rote Sonne“, einem der besten deutschen Filme aller Zeiten.
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Kino in Zeiten von Corona 5
Elisabeth Nagy, Unsere Gäste„Der Himmel über Berlin“ im Hinterhof: Die Initiative Windowflicks hilft mit Freiluft-Kino-on-Demand den Programmkinos in der Hauptstadt. | Foto © Windowflicks
„Das Autokino erlebt eine Renaissance“ titelt „Der Tagesspiegel“ in Berlin. Die Bundesnetzagentur, die dafür die Frequenzen zuteilt, erhält immer mehr entsprechende Anträge. Frische Blockbuster aus dem Startplaner darf man natürlich dort nicht erwarten. Was mir fehlt, und was es durchaus schon gab, wären Kurzfilme im U-Bahn-TV, zumindest für die, die zur Arbeit fahren müssen.
Als neue Abspielmöglichkeit entdeckt man nun Hinterhofwände, um sogenanntes Fassadenkino zu ermöglichen. Berlin machte den Anfang und streamte den „Himmel über Berlin“ in einem Hinterhof im Prenzlauer Berg. Die Initiative hinter Windowflicks möchte gleichzeitig die Berliner Programmkinos der Initiative „Fortsetzung folgt“ unterstützen. Für eine Fassadenvorführung kann man sich bewerben, zur Verfügung steht neben dem Wim Wenders-Klassiker im Verleih von Studiocanal auch „Shaun das Schaf – Der Film: UFO-Alarm“ ebenfalls von Studiocanal oder „Loving Vincent“ und der Berlin-Film „Cleo“ von Weltkino und „The Artist“ von DCM. Bewerben können sich Hausgemeinschaften ab 20 Parteien mit entsprechender Sicht auf eine ausreichend große Feuerwand. Das sollte dann auch dem Schwarzen Brett in Hausfluren Auftrieb geben. Vorführungen finden Donnerstags und Samstags statt.
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Corona: Brancheninfo 26
out takes, Peter HartigCorona in Grafiken: „Die Zeit“ zeigt anhand von Daten, wie das Virus unseren Alltag verändert | Screenshot
Kultur ist wichtig! So schmettert es seit Beginn der Krise so oft durchs Land wie nie zuvor. Nur ganz oben, hinter verschlossenen Türen, wird anscheinend Klartext geredet: Während der Sitzung des CDU-Präsidiums am Montag soll die Kanzlerin gesagt haben, was wirklich zählt – und was eher doch nicht ganz so wichtig ist. Gezählt haben wir auch und verraten die ersten Daten aus der Kurzumfrage zur Lage der Filmschaffenden in der Corona-Krise.
Wir danken Ihnen für Ihre Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und Kommentare an (Aktiviere Javascript, um die Email-Adresse zu sehen). Und bitten um Verständnis, wenn wir nicht alle persönlich beantworten können.
Welche Folgen hat die Corona-Pandemie für die Film- und Fernsehschaffenden? Und wie wirksam sind die Soforthilfe-Maßnahmen? Darum ging’s in der Kurzumfrage, die Jörg Langer mit Unterstützung von AG Dok, BFS, BVFK, Crew United und Fair TV führte. 3.921 Filmschaffende hatten es durch den Fragenkatalog geschafft, Durchschnittsalter: 36 Jahre. Und damit beginnen auch schon die Daten, die gewonnen werden sollten. Eine erste, noch sehr schnelle Auswertung auf Bundesebene liegt uns vor, das endgültige Ergebnis ist Ende nächster Woche zu erwarten.
Der Großteil der Befragten verteilt sich gleichmäßig auf zwei Gruppen: 44,1% sind auf Produktionsdauer beschäftigt, 42,7% selbständig (Soloselbständige, Freiberufler*innen, Einzelunternehmer*innen).
37,9% sind „unterschiedlich tätig“ und arbeiten mal auf Lohnsteuerkarte, mal auf Rechnung. Nur 5,2% beschäftigen Angestellte.
Die Corona-Pandemie-Maßnahmen werden sich bei fast allen negativ auf das Einkommen auswirken:
12,6% befürchten, in diesem Jahr überhaupt kein Einkommen mehr zu haben,
67,0% ein beträchtliches Sinken des Einkommens,
12,8% ein leichtes Sinken.
Weiterlesen
Gedanken in der Pandemie 21: Was man macht, und was man kann
Rüdiger Suchsland, Unsere GästeBeim aktuellen Dauerthema fällt uns komischerweise immer zuerst Vic Dorn ein:
Nun nehmen Sie doch mal diese schreckliche Maske ab! | Screenshot
Wenn Nationalstaaten Klopapier kaufen: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 21. Von Rüdiger Suchsland
„Das Dogma ist weniger wert als ein Kuhfladen.“
Mao Tse-tung
„Unmöglich zu erklären. Allmählich entfernte sie sich von jener Zone, in der die Gegenstände eine feste Form und Konturen haben, wo alles einen zuverlässigen und unveränderlichen Namen hat. Sie versank immer mehr in einer fließenden, ruhigen, unergründlichen Region, wo unbestimmte frische Nebel der Morgenfrühe schwebten.“
Clarice Lispector, „Nah dem wilden Herzen“
Zwei Inder werden sich ihr Leben lang an die Coronapandemie erinnern. Am 27. März erblickten in Raipur Zwillinge das Licht der Welt. Den Jungen nannten die Eltern Covid und das Mädchen Corona.
+++
Es passiert wirklich gerade soviel, dass es mir schwerfällt, den richtigen Anfang zu finden. Nicht erst heute. Genau genommen stört es mich selbst, hier oft soviel über Einzelheiten der Pandemie-Bekämpfung zu schreiben (auch wenn diese interessant sind, und voller kultureller Aspekte) und dafür so wenig „Feuilleton“ zu machen. So wenig spielerisch zu sein. Es wäre auch nötig, viel mehr darüber zu schreiben, wie wir leben in der Pandemie. Wie wir mit der Langeweile umgehen, mit der Langsamkeit und der Sprachlosigkeit unseres derzeitigen Lebens, mit der Leere auf den Straßen. Genauso wichtig ist es, über die Politik zu schreiben und über deren mediale Verarbeitung. Aber gleichzeitig ist es mindestens genauso wichtig, auf die Lebensrealität der Menschen zu schauen, wie ich das versucht habe, gestern zu tun: Was heißt das eigentlich, mit Kindern in der Pandemie zu leben? Und was heißt es eigentlich zum Beispiel, jetzt alleinerziehend zu sein? Genauso könnte man einmal über die Single-Haushalte sprechen, über diejenigen, die jetzt quasi gezwungen waren, einen Monat lang allein zu Haus zu stecken. Und die, wenn sie die Maßnahmen der Regierung korrekt befolgt haben, mit kaum jemanden physisch in Kontakt zu sein, schon gar nicht mit mehreren zusammen, ganz brutal vereinsamt sein müssen, allen technischen Kontaktprothesen zum Trotz.
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