Christiane Hörbiger im ARD-Film 'Auf der Straße' - Foto: Svenja von Schultzend/ARD Degeto
Frau Basten, Sie beschäftigen sich mit der Kreativbranche insgesamt, kennen aber die Welt der Filmschaffenden aus der Nähe. Was genau ist hier das Problem?
Das Problem ist erstens branchenintern: Obwohl viel Geld in die Filmbranche fließt, sehen wir große Defizite in Entlohnung und Absicherung derjenigen, die dort arbeiten. Etwa in punkto Altervorsorge: Nur jeder zehnte Filmschaffende gibt an, ausreichend für das Alter vorgesorgt zu haben, der Rest ist sich unsicher oder verneint. Der Grund dafür, zeigen uns aktuelle Umfragen, ist schlicht, weil sie dafür kein Geld haben. Obwohl es etwa mit dem Tarifvertrag für auf Produktionsdauer beschäftigte Film- und Fernsehschaffende (TVFFS) für viele Gewerke einen klaren Rahmen für angemessene Bezahlung gibt, erreicht nur weniger als ein Drittel der auf Produktionsdauer Beschäftigten im Regelfall die Tarifgage. Die ist ja noch dazu eigentlich als Einstiegsgage konzipiert. Unter den Selbstständigen können sich sogar nur 13 Prozent auf ein Honorar in dieser Höhe verlassen.
Das brancheninterne Problem ist also, daß trotz Regulierungsversuchen für viele Erwerbstätige die Entscheidung für die Branche ein hohes Risiko der Prekarisierung birgt.
Zweitens sind da die politischen Rahmenbedingungen für Projektarbeit allgemein, wie sie bei Film und Fernsehen vorherrscht. Aber eben auch in anderen Branchen, etwa im Games-Bereich, in der Plattformökonomie, im Bühnenund Musikbereich oder auch in weiten Teilen der IT-Branche und der Wissenschaft. Die staatlichen Systeme sozialer Absicherung gegen Alter, Krankheit und Arbeitslosigkeit sind auf Normalarbeitsverhältnisse ausgelegt, nicht auf die unsteten, projektbezogenen Verträgen.
Wieso kann man die Sozialversicherungen nicht an diese Gegebenheiten anpassen?
Die Anpassung solcher gewachsenen Systeme ist langsam und langwierig. Es gibt ja auch keine Lobby der Projektarbeiter oder auch nur der Kreativen, die einen Anpassungsprozeß im Großen vorantreiben würde. Eher im Gegenteil, wenn wir die Uneinigkeit der Interessenvertretungen allein in der Filmbranche betrachten. »Mit einer Stimme sprechen« gibt es nicht, entsprechend wenig wird die Vielzahl der sich zum Teil widersprechenden Stimmen gehört. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2017-02-28 17:06:322017-10-03 13:30:41Arm, aber hip!
Von links nach recht: Burkhard Blienert, Sol Bondy, Prof. Dr. Ursula von Keitz, Prof. Dr. Andreas Schreitmüller, Lisa Basten, Dr. Klaus Lederer, Christine Berg, Rüdiger Suchsland - FOTO: Christian Dosch
Die Branche lebt. Immer mehr Veranstaltungen um die Berlinale rücken die Filmpraxis in den Fokus. Am Tag der Eröffnung der Berlinale 2017 in der Kulturbrauerei.
Einen kleinen Fortschritt gibt es doch: Die Berliner Filmfestspiele sind längst nicht mehr nur Glamour fürs Frühstücksfernsehen – der Alltag der Filmproduktion rückt allmählich ins Bewußtsein. Immer mehr Podiumsdiskussionen drehen sich um die Lage der Filmschaffenden, angefeuert durch mehrere Untersuchungen und Umfragen. So stellte die Filmförderungsanstalt (FFA) ihre Studien zur Gendergerechtigkeit in Film und Fernsehen vor, der Berufsdachverband »Die Filmschaffenden« hatte die Situation der Beschäftigten in der Branche erforschen lassen (Seite 5 Cinearte 390).
Deren Ergebnisse überraschen nicht, auch Branchenferne hatten schon vor 15 Jahren von einem Arbeitsmarkt erfahren können, der zum Teil an die Frühindustrialisierung erinnert (cine arte 020). Doch mit 3.827 Teilnehmern und 100 Fragen ist dies nun die bislang ausführlichste Dokumentation des Themas und »garantiert so erstmals eine hohe Aussagekraft und valide Daten«, schreibt Jörg Langer, selbst viele Jahre lang Dokumentarfilmer und heute Berater für Film- und Fernsehproduktionsfirmen und Dozent für an der Beuth-Hochschule für Technik in Berlin.
Den Auftakt machte Crew United. Am Nachmittag vor der Berlinale-Eröffnung und dem traditionellen Crew Call lud man zur Podiums – diskussion in die Berliner Kulturfabrik: »Wie wollen wir arbeiten? Wie wollen wir leben?« waren die Frage und das Thema, das vor mehr als 300 Gästen unter der Moderation des Filmjournalisten Rüdiger Suchsland besprochen wurde.
Mit seiner ersten eigenen großen Veranstaltung dieser Art wollte das Branchennetzwerk auf die Probleme aufmerksam machen, eine Bestandsaufnahme versuchen und mögliche Partner für eine Lösung zusammenbringen.
Die Perspektive »Neues deutsches Kino« auf der Berlinale: Ghetto fürs deutsche Kino? (Foto: Szene aus Mascha Schilinskis in der Perspektive laufenden Film Die Tochter)
Die Regisseure werden immer älter, die Frauen nicht mehr und die Deutschen laufen im Ghetto – was tut Dieter Kosslicks Berlinale wirklich für den deutschen Film? Eine Münchner Studie liefert überraschende Ergebnisse – Berlinale-Tagebuch, Folge 06
Die Berlinale ist das mit Abstand größte deutsche Filmfestival und auch eines der international bedeutendsten Filmfestivals der Welt. Dort laufen in über einem Dutzend Sektionen und Untersektionen Filme aus aller Welt, nicht zuletzt auch immer mehr Filme von Regisseurinnen und immer mehr Filme aus Deutschland. Denn die Berlinale behauptet von sich, dass sie Frauen fördert und viel für das hiesige Kino tut, ein Schaufenster für den deutschen Film ist.
»Wir haben 74 deutsche Filme in allen Programmen der Berlinale, das ist ja auch wichtig und drei im Wettbewerb und mehrere deutsche Filme noch im ‚Berlinale-Spezial‘.« Also sprach Berlinale Direktor Dieter Kosslick erst vor einer Woche, als er das diesjährige Programm vorstellte. Stimmt doch auch. Oder etwa nicht?
Es stimmt zumindest nicht ganz, muss man zugeben. Drei Wissenschaftler der LMU, der Münchner Universität und der HFF München, der Münchner Filmhochschule, Tanja C. Krainhöfer, Konrad Schreiber und Dr. Thomas Wiedemann,haben jetzt etwas genauer hingeschaut, was wirklich an den vollmundigen Behauptungen und dem Selbstlob der Berlinale dran ist.
Das Ergebnis ist ernüchternd.
Die Wissenschaftler haben 37 Jahre Berlinale-Programm gründlich unter die Lupe genommen und nach Herkunft, Alter und Geschlecht der Filmemacher aufgeschlüsselt. Weil im Gegensatz zu Cannes oder Venedig in Berlin die Leiter leicht die Amtszeiten sowjetischer Parteifunktionäre überschreiten, werden damit genaugenommen nur zwei Intendanten miteinander verglichen: Der Schweizer Moritz de Hadeln, der 1980 die Leitung der Berlinale übernahm, und sein Nachfolger nach 21 Jahren,
Dieter Kosslick, der, wenn er im Jahr 2019 aufhört, auch 19 Jahre im Amt sein wird.
Das wichtigste Ergebnis: Der Anstieg des deutschen Produktionsaufkommens spiegelt sich nicht in einer Erhöhung der programmierten deutschen Produktionen wider. Gemessen am Gesamtprogramm, das in den letzten Jahrzehnten mehr als verdreifacht wurde, hat der Anteil der deutschen Filme sogar abgenommen.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2017-02-18 11:36:122017-05-12 15:48:11Artechock Berlinale-Tagebuch Folge 6: Die Berlinale zeigt heute weniger deutsche Filme als in den 90er Jahren
Oliver Zenglein, einer der beiden Gründer und Geschäftsführer von Crew United (Foto: Steffi Henn)
Dieses Interview wurde von Jens Thomas geführt und am 9.2.3017 auf Creative City Berlin veröffentlicht.
Alle sind im Berlinale-Fieber. Das läuft. Wie gut ist es aber um die deutsche Filmbranche bestellt? Crew United hat gerade einen Aufruf zu „Faires Filmproduzieren“ veröffentlicht. Was meint faires Filmproduzieren? Was muss in der Branche passieren? Was kann jeder einzelne tun? Welche Rolle spielen die Gewerkschaften? Wir sprachen mit Oliver Zenglein, Co-Founder und Managing Partner von Crew United.
CCB Magazin: Hallo Oliver, ihr wollt die Arbeitsbedingungen für Filmschaffende in Deutschland verbessern. In Eurem Aufruf schreibt ihr: „Die Situation der deutschen Filmbranche und dem Großteil der Menschen, die darin arbeiten, ist desolat“. Was genau ist desolat?
Oliver Zenglein: Wirklich eine ganze Menge: Zunächst einmal fallen die meisten Beteiligten der Film- und Fernsehbranche durch das Raster des Sozialstaates, der keine fairen und angemessenen Lösungen für Arbeitnehmer jenseits des „klassischen Normalarbeitsverhältnisses“ bereithält. Ein Beispiel: Filmschaffende sind in der Regel mit Ausnahmen von beispielsweise Regisseuren oder Kameraleuten weisungsgebunden. Damit sind sie verpflichtet, ein befristetes sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis einzugehen. Folglich müssen sie Beiträge zur Arbeitslosenversicherung abführen. Seit 2005 müssen Antragsteller aber auf ALG 360 Sozialversicherungstage innerhalb einer Rahmenfrist von zwei Jahren nachweisen, um Arbeitslosengeld I (ALG I) zu erhalten. Vor 2005 betrug die Rahmenfrist drei Jahre. Immer mehr Film- und Fernsehschaffende werden darum unverschuldet zu Arbeitslosengeld II-Empfängern – trotz ihrer hohen Beitragszahlungen zur Arbeitslosenversicherung. Das ist im Grunde ein Euphemismus aus der Schröder-Zeit, denn es ist die Sozialhilfe und eben nicht die Arbeitslosenversicherung, in die sie eingezahlt haben. Ein weiteres Problem ist, dass nur knapp 12 Prozent aller Filmschaffenden über eine ausreichende Altersvorsorge verfügen. Drohende Altersarmut ist für einen großen Teil der Filmschaffenden vorprogrammiert.
CCB Magazin:Ein Problem, das ihr ebenfalls benennt, ist der Faktor Zeit: „Es wäre viel einfacher, fair und nachhaltig Filme zu produzieren, wenn wir alle mehr Zeit hätten“. Wie bekommt man dieses Problem in den Griff?
Oliver Zenglein: Das Problem ist, dass Budgets und Drehpläne meist so gestrickt sind, dass kaum Luft zum Atmen bleibt. Die Menschen, die Qualität der Filme und die künstlerische sowie wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit unserer Branche bleiben auf der Strecke. In der Filmbranche gibt es eben schon immer gute Gründe für lange Arbeitstage: Ein Motiv oder ein Schauspieler muss abgedreht werden, das Wetter und damit das Licht wechselt komplett usw. Sollte ja kein Problem sein. Ist es aber oft in vielfacher Weise.
Herr Andexel, nächste Woche startet die Berlinale, und in der Stadt prangen knallgelbe Plakate mit einem abgerissenen Bärenkopf. Die Genrenale versteht sich als eine Art Gegenveranstaltung zum großen Festival. Was haben Sie gegen das anspruchsvolle Kino? Paul Andexel: Die Frage allein eröffnet bereits eines der grundlegenden Probleme, denen wir uns seit der ersten Genrenale stellen: Genrefilmen wohnt immer der Ansatz von Banalität, Abartigkeit und etwas Minderwertigem bei. Ihre Frage impliziert ja, dass Genrefilme nicht anspruchsvoll wären. Aber würden Sie Filmen wie „2001 – Odyssee im Weltall“, „E.T. – Der Außerirdische“ oder „Metropolis“ unterstellen, nicht anspruchsvoll zu sein?
Wir widersprechen mit der Genrenale und unserer Leidenschaft für Genrefilme der eingeübten Trennung von Anspruch und Unterhaltung, E gegen U, der alten Mär von der Hoch- und der Trivialkultur. Sie sehen da keinen Unterschied? Paul Andexel: Ich glaube, dass der Unterschied zwischen „anspruchsvollem” und „Unterhaltungskino” komplett ausgedacht ist. Arthouse-Filme, Dramen, Vergangeheitsbewältiungs-Filme, Biopics oder Melodramen folgen genauso etablierten Genremustern. Der deutsche Film besticht leider immer noch sehr stark durch seine realistische Art, fernab jeglicher Fantasie und filmischer Überhöhung. Mir scheint, dass der Begriff „Realismus” immer noch mit dem Begriff „anspruchsvoll” verwechselt wird. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2017-02-11 15:12:082017-02-11 15:12:08Made in Germany
Aufzeichnung vom 9.2.2017 aus dem Kesselhaus der Kulturbrauerei Berlin
Die Branchenplattform Crew United präsentiert mit Unterstützung der Pensionskasse Rundfunk am 9. Februar 2017 in Berlin das Panel „Wie wollen wir Filme machen, wie wollen wir leben?“. Im Mittelpunkt der hochkarätig besetzen Gesprächsrunde mit Gästen aus Politik, Film und TV stehen Sozialverträglichkeit und Nachhaltigkeit der deutschen Filmbranche.
Die Lage ist desolat: Am Tropf von Sendern und Filmförderung, kaum beachtet von der Politik, unterfinanziert, innovations- und mutlos. Dabei bleiben nicht nur die Menschen, sondern auch die Qualität der Filme auf der Strecke – und damit die Konkurrenzfähigkeit der gesamten Branche. Zudem belegt eine aktuelle Umfrage des Bundesverbands „Die Filmschaffenden e.V.”: Nur zwei von fünf Filmschaffenden können von ihrem Beruf leben. Was sind gangbare Alternativen und notwendige Veränderungen? Wer fühlt sich dafür verantwortlich? Wer ist bereit, neue Wege zu gehen?
Im neuen Filmförderungsgesetz werden allerdings erstmals Sozialverträglichkeit und Nachhaltigkeit als Ziele genannt, und der Koalitionsvertrag der neuen Berliner Regierung weist in dieselbe Richtung. Ist das der Anfang einer grundlegenden Verbesserung? Diese Fragen diskutiert Filmkritiker und Cultural Activist Rüdiger Suchsland vor Eröffnung der Berlinale mit folgenden Gästen:
Burkhard Blienert, Mitglied des Deutschen Bundestags, Filmpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Burkhard Blienert ist Mitglied des Deutschen Bundestags und filmpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Er wurde am 30. März 1966 in Braubach geboren. Nach Abitur und Zivildienst studierte er an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und schloss mit einem Magister Artium (M.A.) ab. Von 1994 bis 2010 war er unter anderem Mitarbeiter bei Bundestagsabgeordneten, Geschäftsführer eines SPD-Unterbezirks und wissenschaftlicher Referent bei der SPD-Landtagsfraktion Nordrhein-Westfalen. Aktuell ist er Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien des Deutschen Bundestags, Mitglied des Verwaltungsrates der FFA und Mitglied des Hörfunkrates von Deutschlandradio.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2017-02-02 13:45:552017-02-20 09:25:19Panel: Wie wollen wir Filme machen, wie wollen wir leben?
Vorab eine Anmerkung des Autors: „In den Facebook-Kommentaren verstehen manche Menschen die Szene jetzt als so eine Art Generalabrechnung – nein, das sollte es nicht sein. Ich wollte nur keine staubtrockene Keynote als Diskussionseinstieg halten, sondern etwas Launiges, schließlich sind wir im Unterhaltungs-Business. Natürlich gründet sich das alles auf reale Erfahrungen von mir und von Kollegen – aber natürlich habe ich maßlos und bösartig übertrieben …“ | Illustration: cinearte
Stoffentwicklung in der Drehbuchhölle: Für die Fachtagung Film-Stoff-Entwicklung hatte der Drehbuchautor Robert Hummel im November seine Berufserfahrungen ironisch zusammengefasst.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Robert Hummelhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRobert Hummel2017-01-28 16:59:002017-01-28 17:25:57„Ich stell’ mal eine ketzerische Frage“
Herzlichen Glückwunsch, Herr Herchenröder. Der Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD) wird 30. Allerdings hört man von ihrem Verband weniger als von anderen. Einmal im Jahr schaut die Kulturstaatsministerin vorbei und vergibt den „Deutschen Drehbuchpreis“, und das war’s auch schon. Ist die Drehbuchwerkstatt die letzte Idylle im Filmland?
Zunächst herzlichen Dank für den Glückwunsch. Die Verleihung des Deutsche Drehbuchpreises im Rahmen des VDD-Empfangs während der Berlinale ist sicherlich der Leuchtturmevent in unserem Jahreskalender. Er bildet regelmäßig den Abschluss eines langen Verbandstags mit intensiven Diskussionen auf unserer jährlichen Mitgliederversammlung. Wie in der ganzen Branche, ist der Spardruck der öffentlich-rechtlichen Sender und die wachsende Schere zwischen Leistungsanspruch und Honoraren dabei ein bestimmendes Thema. Es geht aber auch um die Forderung eines dringend notwendigen Paradigmenwechsels in der Stoffentwicklung, um Drehbuchförderung, Digitalisierung, nationale und internationale Medienpolitik, das Urheberrecht, soziale Absicherung, um Maßnahmen zur Nachwuchsbindung.
Neben den politischen Herausforderungen stellen wir uns in unseren öffentlichen Veranstaltungen drehbuchspezifischen Themen. 2016 waren wir präsent unter anderem auf dem Film Festival Cologne, auf dem Medienforum NRW, dem Film Fest Hamburg, der Berliner Tagung Film-Stoff-Entwicklung. Im Rahmen des Fünf-Seen-Film-Festivals hielten wir zum fünften Mal die publikumswirksame Veranstaltungsreihe „Fokus Drehbuch“ ab. Nicht zu vergessen die Exposé-Förderung, die wir seit drei Jahren gemeinsam mit Pro Sieben Sat.1 ausschreiben.
Darüber hinaus setzen wir uns für die Interessen der Drehbuchautoren in der FFA ein, auf Fachpanels, bei Anhörungen im Bundestag, in Gesprächen mit der Politik und verhandeln mit Sendern und Produzenten über Honorarrahmen. Wir sind also nicht weniger unterwegs als „die Anderen“. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2017-01-20 18:33:242017-01-25 10:54:40Die Filmerzähler: 30 Jahre VDD
Arm, aber hip!
out takes, Peter HartigChristiane Hörbiger im ARD-Film 'Auf der Straße' - Foto: Svenja von Schultzend/ARD Degeto
Frau Basten, Sie beschäftigen sich mit der Kreativbranche insgesamt, kennen aber die Welt der Filmschaffenden aus der Nähe. Was genau ist hier das Problem?
Das Problem ist erstens branchenintern: Obwohl viel Geld in die Filmbranche fließt, sehen wir große Defizite in Entlohnung und Absicherung derjenigen, die dort arbeiten. Etwa in punkto Altervorsorge: Nur jeder zehnte Filmschaffende gibt an, ausreichend für das Alter vorgesorgt zu haben, der Rest ist sich unsicher oder verneint. Der Grund dafür, zeigen uns aktuelle Umfragen, ist schlicht, weil sie dafür kein Geld haben. Obwohl es etwa mit dem Tarifvertrag für auf Produktionsdauer beschäftigte Film- und Fernsehschaffende (TVFFS) für viele Gewerke einen klaren Rahmen für angemessene Bezahlung gibt, erreicht nur weniger als ein Drittel der auf Produktionsdauer Beschäftigten im Regelfall die Tarifgage. Die ist ja noch dazu eigentlich als Einstiegsgage konzipiert. Unter den Selbstständigen können sich sogar nur 13 Prozent auf ein Honorar in dieser Höhe verlassen.
Das brancheninterne Problem ist also, daß trotz Regulierungsversuchen für viele Erwerbstätige die Entscheidung für die Branche ein hohes Risiko der Prekarisierung birgt.
Zweitens sind da die politischen Rahmenbedingungen für Projektarbeit allgemein, wie sie bei Film und Fernsehen vorherrscht. Aber eben auch in anderen Branchen, etwa im Games-Bereich, in der Plattformökonomie, im Bühnenund Musikbereich oder auch in weiten Teilen der IT-Branche und der Wissenschaft. Die staatlichen Systeme sozialer Absicherung gegen Alter, Krankheit und Arbeitslosigkeit sind auf Normalarbeitsverhältnisse ausgelegt, nicht auf die unsteten, projektbezogenen Verträgen.
Wieso kann man die Sozialversicherungen nicht an diese Gegebenheiten anpassen?
Die Anpassung solcher gewachsenen Systeme ist langsam und langwierig. Es gibt ja auch keine Lobby der Projektarbeiter oder auch nur der Kreativen, die einen Anpassungsprozeß im Großen vorantreiben würde. Eher im Gegenteil, wenn wir die Uneinigkeit der Interessenvertretungen allein in der Filmbranche betrachten. »Mit einer Stimme sprechen« gibt es nicht, entsprechend wenig wird die Vielzahl der sich zum Teil widersprechenden Stimmen gehört. Weiterlesen
Annäherungen
out takes, Peter HartigVon links nach recht: Burkhard Blienert, Sol Bondy, Prof. Dr. Ursula von Keitz, Prof. Dr. Andreas Schreitmüller, Lisa Basten, Dr. Klaus Lederer, Christine Berg, Rüdiger Suchsland - FOTO: Christian Dosch
Die Branche lebt. Immer mehr Veranstaltungen um die Berlinale rücken die Filmpraxis in den Fokus. Am Tag der Eröffnung der Berlinale 2017 in der Kulturbrauerei.
Einen kleinen Fortschritt gibt es doch: Die Berliner Filmfestspiele sind längst nicht mehr nur Glamour fürs Frühstücksfernsehen – der Alltag der Filmproduktion rückt allmählich ins Bewußtsein. Immer mehr Podiumsdiskussionen drehen sich um die Lage der Filmschaffenden, angefeuert durch mehrere Untersuchungen und Umfragen. So stellte die Filmförderungsanstalt (FFA) ihre Studien zur Gendergerechtigkeit in Film und Fernsehen vor, der Berufsdachverband »Die Filmschaffenden« hatte die Situation der Beschäftigten in der Branche erforschen lassen (Seite 5 Cinearte 390).
Deren Ergebnisse überraschen nicht, auch Branchenferne hatten schon vor 15 Jahren von einem Arbeitsmarkt erfahren können, der zum Teil an die Frühindustrialisierung erinnert (cine arte 020). Doch mit 3.827 Teilnehmern und 100 Fragen ist dies nun die bislang ausführlichste Dokumentation des Themas und »garantiert so erstmals eine hohe Aussagekraft und valide Daten«, schreibt Jörg Langer, selbst viele Jahre lang Dokumentarfilmer und heute Berater für Film- und Fernsehproduktionsfirmen und Dozent für an der Beuth-Hochschule für Technik in Berlin.
Den Auftakt machte Crew United. Am Nachmittag vor der Berlinale-Eröffnung und dem traditionellen Crew Call lud man zur Podiums – diskussion in die Berliner Kulturfabrik: »Wie wollen wir arbeiten? Wie wollen wir leben?« waren die Frage und das Thema, das vor mehr als 300 Gästen unter der Moderation des Filmjournalisten Rüdiger Suchsland besprochen wurde.
Mit seiner ersten eigenen großen Veranstaltung dieser Art wollte das Branchennetzwerk auf die Probleme aufmerksam machen, eine Bestandsaufnahme versuchen und mögliche Partner für eine Lösung zusammenbringen.
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Artechock Berlinale-Tagebuch Folge 6: Die Berlinale zeigt heute weniger deutsche Filme als in den 90er Jahren
out takes, Rüdiger SuchslandDie Perspektive »Neues deutsches Kino« auf der Berlinale: Ghetto fürs deutsche Kino? (Foto: Szene aus Mascha Schilinskis in der Perspektive laufenden Film Die Tochter)
Die Regisseure werden immer älter, die Frauen nicht mehr und die Deutschen laufen im Ghetto – was tut Dieter Kosslicks Berlinale wirklich für den deutschen Film? Eine Münchner Studie liefert überraschende Ergebnisse – Berlinale-Tagebuch, Folge 06
Die Berlinale ist das mit Abstand größte deutsche Filmfestival und auch eines der international bedeutendsten Filmfestivals der Welt. Dort laufen in über einem Dutzend Sektionen und Untersektionen Filme aus aller Welt, nicht zuletzt auch immer mehr Filme von Regisseurinnen und immer mehr Filme aus Deutschland. Denn die Berlinale behauptet von sich, dass sie Frauen fördert und viel für das hiesige Kino tut, ein Schaufenster für den deutschen Film ist.
»Wir haben 74 deutsche Filme in allen Programmen der Berlinale, das ist ja auch wichtig und drei im Wettbewerb und mehrere deutsche Filme noch im ‚Berlinale-Spezial‘.« Also sprach Berlinale Direktor Dieter Kosslick erst vor einer Woche, als er das diesjährige Programm vorstellte. Stimmt doch auch. Oder etwa nicht?
Es stimmt zumindest nicht ganz, muss man zugeben. Drei Wissenschaftler der LMU, der Münchner Universität und der HFF München, der Münchner Filmhochschule, Tanja C. Krainhöfer, Konrad Schreiber und Dr. Thomas Wiedemann,haben jetzt etwas genauer hingeschaut, was wirklich an den vollmundigen Behauptungen und dem Selbstlob der Berlinale dran ist.
Das Ergebnis ist ernüchternd.
Die Wissenschaftler haben 37 Jahre Berlinale-Programm gründlich unter die Lupe genommen und nach Herkunft, Alter und Geschlecht der Filmemacher aufgeschlüsselt. Weil im Gegensatz zu Cannes oder Venedig in Berlin die Leiter leicht die Amtszeiten sowjetischer Parteifunktionäre überschreiten, werden damit genaugenommen nur zwei Intendanten miteinander verglichen: Der Schweizer Moritz de Hadeln, der 1980 die Leitung der Berlinale übernahm, und sein Nachfolger nach 21 Jahren,
Dieter Kosslick, der, wenn er im Jahr 2019 aufhört, auch 19 Jahre im Amt sein wird.
Was etwas trocken als »Untersuchung der Programmdiversität« – also der Programmvielfalt – »der Internationalen Filmfestspiele Berlin« bezeichnet wird, ist
viel mehr nur eine enorme Fleißarbeit – hinter allerlei Zahlentabellen und Diagrammen enthält der Text auch einigen kulturpolitischen Sprengstoff.
Das wichtigste Ergebnis: Der Anstieg des deutschen Produktionsaufkommens spiegelt sich nicht in einer Erhöhung der programmierten deutschen Produktionen wider. Gemessen am Gesamtprogramm, das in den letzten Jahrzehnten mehr als verdreifacht wurde, hat der Anteil der deutschen Filme sogar abgenommen.
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Crew United: „Die Situation ist desolat“
Jens Thomas, out takesOliver Zenglein, einer der beiden Gründer und Geschäftsführer von Crew United (Foto: Steffi Henn)
Dieses Interview wurde von Jens Thomas geführt und am 9.2.3017 auf Creative City Berlin veröffentlicht.
Alle sind im Berlinale-Fieber. Das läuft. Wie gut ist es aber um die deutsche Filmbranche bestellt? Crew United hat gerade einen Aufruf zu „Faires Filmproduzieren“ veröffentlicht. Was meint faires Filmproduzieren? Was muss in der Branche passieren? Was kann jeder einzelne tun? Welche Rolle spielen die Gewerkschaften? Wir sprachen mit Oliver Zenglein, Co-Founder und Managing Partner von Crew United.
CCB Magazin: Hallo Oliver, ihr wollt die Arbeitsbedingungen für Filmschaffende in Deutschland verbessern. In Eurem Aufruf schreibt ihr: „Die Situation der deutschen Filmbranche und dem Großteil der Menschen, die darin arbeiten, ist desolat“. Was genau ist desolat?
Oliver Zenglein: Wirklich eine ganze Menge: Zunächst einmal fallen die meisten Beteiligten der Film- und Fernsehbranche durch das Raster des Sozialstaates, der keine fairen und angemessenen Lösungen für Arbeitnehmer jenseits des „klassischen Normalarbeitsverhältnisses“ bereithält. Ein Beispiel: Filmschaffende sind in der Regel mit Ausnahmen von beispielsweise Regisseuren oder Kameraleuten weisungsgebunden. Damit sind sie verpflichtet, ein befristetes sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis einzugehen. Folglich müssen sie Beiträge zur Arbeitslosenversicherung abführen. Seit 2005 müssen Antragsteller aber auf ALG 360 Sozialversicherungstage innerhalb einer Rahmenfrist von zwei Jahren nachweisen, um Arbeitslosengeld I (ALG I) zu erhalten. Vor 2005 betrug die Rahmenfrist drei Jahre. Immer mehr Film- und Fernsehschaffende werden darum unverschuldet zu Arbeitslosengeld II-Empfängern – trotz ihrer hohen Beitragszahlungen zur Arbeitslosenversicherung. Das ist im Grunde ein Euphemismus aus der Schröder-Zeit, denn es ist die Sozialhilfe und eben nicht die Arbeitslosenversicherung, in die sie eingezahlt haben. Ein weiteres Problem ist, dass nur knapp 12 Prozent aller Filmschaffenden über eine ausreichende Altersvorsorge verfügen. Drohende Altersarmut ist für einen großen Teil der Filmschaffenden vorprogrammiert.
CCB Magazin:Ein Problem, das ihr ebenfalls benennt, ist der Faktor Zeit: „Es wäre viel einfacher, fair und nachhaltig Filme zu produzieren, wenn wir alle mehr Zeit hätten“. Wie bekommt man dieses Problem in den Griff?
Oliver Zenglein: Das Problem ist, dass Budgets und Drehpläne meist so gestrickt sind, dass kaum Luft zum Atmen bleibt. Die Menschen, die Qualität der Filme und die künstlerische sowie wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit unserer Branche bleiben auf der Strecke. In der Filmbranche gibt es eben schon immer gute Gründe für lange Arbeitstage: Ein Motiv oder ein Schauspieler muss abgedreht werden, das Wetter und damit das Licht wechselt komplett usw. Sollte ja kein Problem sein. Ist es aber oft in vielfacher Weise.
CCB Magazin:Was ist denn das Problem im Kern?
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Made in Germany
out takes„Für eine gesunde, florierende Genre-Kultur braucht es nicht nur einzelne Bienchen, sondern einen ganzen Schwarm. Einen lebendigen Bienenstock, der summt und brummt.“ Paul Andexel (links) und Mark Wachholz machen sich für einen deutschen Genrefilm stark. Und drehen auch selber welche. | Foto © Genrenale
Herr Andexel, nächste Woche startet die Berlinale, und in der Stadt prangen knallgelbe Plakate mit einem abgerissenen Bärenkopf. Die Genrenale versteht sich als eine Art Gegenveranstaltung zum großen Festival. Was haben Sie gegen das anspruchsvolle Kino?
Paul Andexel: Die Frage allein eröffnet bereits eines der grundlegenden Probleme, denen wir uns seit der ersten Genrenale stellen: Genrefilmen wohnt immer der Ansatz von Banalität, Abartigkeit und etwas Minderwertigem bei. Ihre Frage impliziert ja, dass Genrefilme nicht anspruchsvoll wären. Aber würden Sie Filmen wie „2001 – Odyssee im Weltall“, „E.T. – Der Außerirdische“ oder „Metropolis“ unterstellen, nicht anspruchsvoll zu sein?
Wir widersprechen mit der Genrenale und unserer Leidenschaft für Genrefilme der eingeübten Trennung von Anspruch und Unterhaltung, E gegen U, der alten Mär von der Hoch- und der Trivialkultur.
Sie sehen da keinen Unterschied?
Paul Andexel: Ich glaube, dass der Unterschied zwischen „anspruchsvollem” und „Unterhaltungskino” komplett ausgedacht ist. Arthouse-Filme, Dramen, Vergangeheitsbewältiungs-Filme, Biopics oder Melodramen folgen genauso etablierten Genremustern. Der deutsche Film besticht leider immer noch sehr stark durch seine realistische Art, fernab jeglicher Fantasie und filmischer Überhöhung. Mir scheint, dass der Begriff „Realismus” immer noch mit dem Begriff „anspruchsvoll” verwechselt wird. Weiterlesen
Panel: Wie wollen wir Filme machen, wie wollen wir leben?
out takes, Peter HartigAufzeichnung vom 9.2.2017 aus dem Kesselhaus der Kulturbrauerei Berlin
Die Branchenplattform Crew United präsentiert mit Unterstützung der Pensionskasse Rundfunk am 9. Februar 2017 in Berlin das Panel „Wie wollen wir Filme machen, wie wollen wir leben?“. Im Mittelpunkt der hochkarätig besetzen Gesprächsrunde mit Gästen aus Politik, Film und TV stehen Sozialverträglichkeit und Nachhaltigkeit der deutschen Filmbranche.
Die Lage ist desolat: Am Tropf von Sendern und Filmförderung, kaum beachtet von der Politik, unterfinanziert, innovations- und mutlos. Dabei bleiben nicht nur die Menschen, sondern auch die Qualität der Filme auf der Strecke – und damit die Konkurrenzfähigkeit der gesamten Branche. Zudem belegt eine aktuelle Umfrage des Bundesverbands „Die Filmschaffenden e.V.”: Nur zwei von fünf Filmschaffenden können von ihrem Beruf leben. Was sind gangbare Alternativen und notwendige Veränderungen? Wer fühlt sich dafür verantwortlich? Wer ist bereit, neue Wege zu gehen?
Im neuen Filmförderungsgesetz werden allerdings erstmals Sozialverträglichkeit und Nachhaltigkeit als Ziele genannt, und der Koalitionsvertrag der neuen Berliner Regierung weist in dieselbe Richtung. Ist das der Anfang einer grundlegenden Verbesserung? Diese Fragen diskutiert Filmkritiker und Cultural Activist Rüdiger Suchsland vor Eröffnung der Berlinale mit folgenden Gästen:
Lisa Marie Basten, Autorin und Wissenschaftlerin
Lisa Basten ist Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung und promoviert am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zum Thema „Projektarbeit“ im Rahmen des Kollegs „Gute Arbeit. Ansätze zur Gestaltung der Arbeitswelt von Morgen“. Ihr Fokus liegt dabei auf den kreativen Branchen, in ihrer aktuellen Publikation „Wir Kreative! Das Selbstverständnis einer Branche“ stellt sie insbesondere die Film- und Fernsehwirtschaft in den Mittelpunkt. Nach einem Komparatistik- und Soziologiestudium war sie in links-alternativen Projekten in Europa unterwegs und landete schließlich in der Medienbranche. Mit einem Masterabschluss an der Hochschule für Film und Fernsehen (Filmuniversität „Konrad Wolf“ in Babelsberg) wandte sie sich den Arbeitsbedingungen in der Medienbranche zu. Seitdem liegt ihr Forschungsfokus auf dem Wandel der Arbeitswelt, Möglichkeiten kollektiver Organisation und Mitbestimmungsprozessen der Zukunft. Die gebürtige Münchnerin lebt seit 10 Jahren in Berlin und hat zwei Kinder. Fotocredit: © Helge Renner
Christine Berg ist seit dem 1. Februar 2012 stellvertretender Vorstand der Filmförderungsanstalt (FFA). In dieser Funktion verantwortet sie den gesamten Förderbereich der FFA. Zuvor war sie Projektleiterin des Deutschen Filmförderfonds (DFFF), der zum 1. Januar 2007 vom Beauftragten der Bundesregierung fu?r Kultur und Medien (BKM) eingefu?hrt wurde und durch die FFA koordiniert wird. Davor war die gebu?rtige Hamburgerin u. a. Geschäftsfu?hrerin der Gesellschaft zur Förderung audiovisueller Werke in Schleswig-Holstein mbH (MSH) und Intendantin der Nordischen Filmtage Lu?beck, Leiterin des Location-Bu?ros der Filmförderung Hamburg sowie Aufnahmeleiterin bei verschiedenen Spielfilmproduktionen. Fotocredit: © FFA
Burkhard Blienert ist Mitglied des Deutschen Bundestags und filmpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Er wurde am 30. März 1966 in Braubach geboren. Nach Abitur und Zivildienst studierte er an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und schloss mit einem Magister Artium (M.A.) ab. Von 1994 bis 2010 war er unter anderem Mitarbeiter bei Bundestagsabgeordneten, Geschäftsführer eines SPD-Unterbezirks und wissenschaftlicher Referent bei der SPD-Landtagsfraktion Nordrhein-Westfalen. Aktuell ist er Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien des Deutschen Bundestags, Mitglied des Verwaltungsrates der FFA und Mitglied des Hörfunkrates von Deutschlandradio.
Sol Bondy wurde 1979 geboren und ist in London, Spanien und Berlin aufgewachsen. Er studierte Filmproduktion an der dffb Berlin. Im Laufe seines Studiums produzierte er eine Vielzahl von mehrfach ausgezeichneten Kurzfilmen, z.B. mit dem Deutschen Kurzfilmpreis in Gold. Sein abendfüllender Abschlussfilm DIE VERMISSTEN wurde auf der Berlinale 2012 uraufgeführt und für den Europäischen Filmpreis nominiert. 2010 gründete er mit der Produzentin Jamila Wenske und dem Investor Christoph Lange die One Two Films GmbH in Berlin, die in sechs Jahren sechs Filme produzierte. 2013 absolvierte er das Trans Atlantic Partners Programm und wurde von der Fachzeitschrift Screen International als einer von weltweit 30 „Future Leader: Producers“ ausgezeichnet. 2015 konnte die indische Koproduktion ANGRY INDIAN GODDESSES einen der begehrten Publikumspreise in Toronto gewinnen. In 2016 gewann die finnische Koproduktion THE HAPPIEST DAY IN THE LIFE OF OLLI MÄKI den Hauptpreis der Reihe „Un Certain Regard“ in Cannes und den Europäischen Filmpreis. Sol Bondy ist Mitglied der Europäischen Filmakademie und doziert an diversen Filmschulen, z.B. der dffb Berlin, der Filmuniversität Babelsberg oder der FAMU (Prag). Fotocredit: © One Two Films
Dr. Klaus Lederer, Bürgermeister von Berlin, Senator für Kultur und Europa, Klaus Lederer ist seit Dezember 2016 Bürgermeister und Senator für Kultur und Europa des Landes Berlin. 1974 in Mecklenburg geboren, zog er mit seinen Eltern Ende der 80er nach Berlin – hinein in die „Zeit der Wende“. Die spannende Zeit mit ihrem kreativen Chaos prägte ihn: sich engagieren, mitreden, mitmachen – anpacken ab 1992 in der PDS. Demokratischer Sozialismus – das Beste aus zwei Welten. Klaus Lederer studierte Rechtswissenschaften und ist Anwalt. Von 2003 bis 2016 saß er im Abgeordnetenhaus, war von 2005 bis 2016 Landesvorsitzender der LINKEN in Berlin. Als Landesvorsitzender führte er seine Partei als Spitzenkandidat in den Wahlkampf, in die Koalitionsgespräche und in die rot-rot-grüne Landesregierung, der er nun als Senator angehört. Fotocredit: © DiG/Trialon
Prof. Dr. Andreas Schreitmüller, Leiter der Hauptredaktion Spielfilm und Fernsehfilm ARTE
Prof. Dr. Andreas Schreitmüller ist 1956 in Konstanz geboren. Nach seinem Studium der Linguistik an den Universitäten Konstanz und Manchester (UK) promovierte er zum Thema „Filmtitel“. Er war Lehrbeauftragter an der Jiao Tong-Universität Shanghai, stellvertretender Leiter der Kurzfilmtage Oberhausen und Redakteur beim ZDF in der Redaktion „Das kleine Fernsehspiel“. Seit 1991 ist er Leiter der Redaktion Fernsehfilm bei ARTE in Straßburg, seit 2000 zusätzlich Redaktionsleiter Spielfilm. Zudem arbeitet er als Honorarprofessor für Medienwissenschaft an der Universität Konstanz, ist Mitglied der französischen Filmakademie, der Europäischen Filmakademie sowie der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste. Andreas Schreitmüller wurde mit dem französischen Orden “Chevalier dans l’Ordre des Arts et Lettres” ausgezeichnet. Er veröffentlichte u.a. folgende Schriften: „Filme aus Filmen – Möglichkeiten des Episodenfilms“ (1983), „Filmtitel“ (1994) und „Alle Bilder lügen“ (2005). Andreas Schreitmüller war Redakteur bei zahlreichen Filmen, u.a. „Drachenfutter“, „Jenseits der Stille“, „Lola rennt“, „Good Bye, Lenin!“, „Das Leben der Anderen“, „Sophie Scholl“, „Alles auf Zucker“, „Der freie Wille“, „Im Angesicht des Verbrechens“, „Wolke 9“ und „Victoria“. Fotocredit: © Stephanie Gagel
Prof. Dr. Ursula von Keitz lebt in Berlin, lehrt nach Professuren in Bonn und Konstanz seit 2014 an der Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“ und ist Direktorin des Filmmuseums Potsdam. Sie ist Mitglied des Netzwerks “FilmBildRaum” der Humboldt-Universität zu Berlin, Vorstandsmitglied von Cinegraph Babelsberg e.V. und Mitglied des Runden Tisches der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) zum sog. Vorbehaltsfilm. Seit 2012 ist sie Co-Leiterin des Langzeitprojekts zur Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland von 1945 bis zur Gegenwart der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). In den 1990er Jahren war sie u.a. als Sammlungsleiterin des Deutschen Filminstituts in Frankfurt am Main, als Ausstellungskuratorin, Drehbuchlektorin und Synchronregisseurin tätig. Sie hat zahlreiche Schriften zur Ästhetik, Geschichte und Theorie des Films veröffentlicht. Mitte 2017 erscheint beim Verlag Schüren der Band zur gleichnamigen Ausstellung “Alles dreht sich und bewegt sich. Der Tanz und das Kino”, die Ursula von Keitz am Filmmuseum Potsdam kuratiert. Fotocredit: © Universität Konstanz
„Ich stell’ mal eine ketzerische Frage“
Robert Hummel, Unsere GästeVorab eine Anmerkung des Autors: „In den Facebook-Kommentaren verstehen manche Menschen die Szene jetzt als so eine Art Generalabrechnung – nein, das sollte es nicht sein. Ich wollte nur keine staubtrockene Keynote als Diskussionseinstieg halten, sondern etwas Launiges, schließlich sind wir im Unterhaltungs-Business. Natürlich gründet sich das alles auf reale Erfahrungen von mir und von Kollegen – aber natürlich habe ich maßlos und bösartig übertrieben …“ | Illustration: cinearte
Stoffentwicklung in der Drehbuchhölle: Für die Fachtagung Film-Stoff-Entwicklung hatte der Drehbuchautor Robert Hummel im November seine Berufserfahrungen ironisch zusammengefasst.
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Die Filmerzähler: 30 Jahre VDD
out takes, Peter HartigJedes Jahr zur Berlinale vergibt die Kulturstaatsministerin den „Deutschen Drehbuchpreis“. Vor dem Empfang haben die Drehbuchautoren dann aber schon den ganzen Tag lang über weniger schillernde Themen diskutiert, erklärt VDD-Geschäftsführer Jan Herchenröder (Mitte). | Foto © Christine Kisorys
Herzlichen Glückwunsch, Herr Herchenröder. Der Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD) wird 30. Allerdings hört man von ihrem Verband weniger als von anderen. Einmal im Jahr schaut die Kulturstaatsministerin vorbei und vergibt den „Deutschen Drehbuchpreis“, und das war’s auch schon. Ist die Drehbuchwerkstatt die letzte Idylle im Filmland?
Zunächst herzlichen Dank für den Glückwunsch. Die Verleihung des Deutsche Drehbuchpreises im Rahmen des VDD-Empfangs während der Berlinale ist sicherlich der Leuchtturmevent in unserem Jahreskalender. Er bildet regelmäßig den Abschluss eines langen Verbandstags mit intensiven Diskussionen auf unserer jährlichen Mitgliederversammlung. Wie in der ganzen Branche, ist der Spardruck der öffentlich-rechtlichen Sender und die wachsende Schere zwischen Leistungsanspruch und Honoraren dabei ein bestimmendes Thema. Es geht aber auch um die Forderung eines dringend notwendigen Paradigmenwechsels in der Stoffentwicklung, um Drehbuchförderung, Digitalisierung, nationale und internationale Medienpolitik, das Urheberrecht, soziale Absicherung, um Maßnahmen zur Nachwuchsbindung.
Neben den politischen Herausforderungen stellen wir uns in unseren öffentlichen Veranstaltungen drehbuchspezifischen Themen. 2016 waren wir präsent unter anderem auf dem Film Festival Cologne, auf dem Medienforum NRW, dem Film Fest Hamburg, der Berliner Tagung Film-Stoff-Entwicklung. Im Rahmen des Fünf-Seen-Film-Festivals hielten wir zum fünften Mal die publikumswirksame Veranstaltungsreihe „Fokus Drehbuch“ ab. Nicht zu vergessen die Exposé-Förderung, die wir seit drei Jahren gemeinsam mit Pro Sieben Sat.1 ausschreiben.
Darüber hinaus setzen wir uns für die Interessen der Drehbuchautoren in der FFA ein, auf Fachpanels, bei Anhörungen im Bundestag, in Gesprächen mit der Politik und verhandeln mit Sendern und Produzenten über Honorarrahmen. Wir sind also nicht weniger unterwegs als „die Anderen“. Weiterlesen