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Willkommen bei den Tykwers! In „Das Licht“ wird eine dysfunktionale Familie von ihrer syrischen Haushälterin durchgerüttelt. Dabei ließ sich Tom Tykwer von einem alten Hit inspirieren. | Foto © X-Filme/Frederic Batier

Die Musik ist für Tom Tykwer nicht bloß ein Soundtrack. Für seinen neuen Film nahm sich der Regisseur die „Bohemian Rhapsody“ von Queen als Vorbild. Weil sie „die Musik in all ihren Facetten feiert“. Das wünscht er sich auch fürs Kino.

Fast zehn Jahre lang hat Tom Tykwer an einer Fernsehserie gearbeitet, jetzt ist er zurück im Kino. Und sein neuer Film „Licht“ sei „ein überbordendes Drama, das den Finger in aktuelle gesellschaftliche Befindlichkeiten legt“, findet Valerie Dirk im „Standard“. Untermalt wird das aktuelle Drama von einem alten Pop-Schlager: „Bohemian Rhapsody“ von Queen.   

„Das Lied hat mich mein Leben lang begleitet und hatte immer wieder überraschende Comebacks“, erklärt Tykwer. „Ich nehme an, es hat damit zu tun, dass man spürt, dass es die Musik in all ihren Sprachen, in all ihren Facetten feiert. Es ist ein Song, eine Oper, eine Ballade, Hardrock und irgendwie auch Elektro. Viele Genres, die geheimnisvoll ineinander verwebt werden. Obendrein ist es auch eine intime Erzählung, fast eine Beichte, die sich langsam, kunstvoll erschließt. ,Das Licht’ ist der Versuch, dazu ein Äquivalent fürs Kino zu schaffen. […] Ich habe das Gefühl, das künstlerische Kino erlebt gerade ein Comeback. Ganz schön wilde Filme finden wieder ein breites Publikum, das macht mich total glücklich. Es gab eine Zeit, in der das Publikum fremdgegangen ist, um herauszufinden, was es alles rausholen kann aus diesem Tsunami, der über die Streamer und die Mediatheken – also über dieses neue, serielle Erzählen – auf uns zugeflogen kam. Jetzt haben wir diese neue ästhetische Form begriffen und können einschätzen, was wir davon haben und was nicht. […] Im seriellen Erzählen gibt es die Freiheit, auch mal abbiegen zu können und Umwege zu gehen. Es ist facettenreich und vielstimmig. Das Kino, das vormals eher dem Joch des ökonomischen Erzählens unterworfen war, kann sich jetzt bestimmter Aspekte bedienen, die früher als zu experimentell wahrgenommen wurden. Filme können auch durchaus mal länger sein, weil wir völlig daran gewöhnt sind, uns auch in längeren Erzählungen aufzuhalten, und das sogar genießen. Es geht jetzt alles im Kino, wonach ich mich sehne. Und Filme, die kraftvoll die Möglichkeit des Kinos austarieren, werden gebraucht, um dem Aberwitz unserer Gegenwart einigermaßen gerecht zu werden.“ 

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Ernestine Hipper und Christian M. Goldbeck freuten sich sichtlich über ihre „Oscars“ fürs beste Szenenbild. Noch in drei weiteren Kategorien wurde „Im Westen nichts Neues“ ausgezeichnet – auch als bester internationaler Film. | Screenshot

Vier „Oscars“ für „Im Westen nichts Neues“! Da wird das Filmland gleich ein bisschen mitgefeiert. Dabei kann das gar nichts dafür.

Am Montag gab’s nur ein Thema, denn den Titel haben nicht wir uns ausgedacht, sondern German Films, die Außenhandelsorganisation der deutschen Filmbranche. Weil nämlich endlich mal wieder ein Film aus Deutschland den „Oscar“ für den besten internationalen Film gewonnen hat. Und nicht nur das: Insgesamt vier der neun Nominierungen konnte „Im Westen nichts Neues“ verwandeln! „Dies ist ein Meilenstein in der knapp 100-jährigen Geschichte der ,Oscar’-Zeremonie. Die beeindruckende Anzahl von insgesamt vier ,Oscars’ für den Film ist nicht nur ein Zeichen für die herausragende Qualität deutschen Filmschaffens auf internationalem Parkett, sondern auch Anerkennung und Wertschätzung für ein filmisches Werk, dessen politische Aussage nach wie vor zeitlos ist und nicht an Brisanz verliert“, schreibt Simone Baumann, die Geschäftsführerin von German Films heute in einem Newsletter.

Auch die Kulturstaatsministerin freut sich: Das sei „ein so noch nie dagewesener Rekord für den deutschen Film“ und werde „dem deutschen Film weltweit Beachtung bringen und ihm neue Bedeutung verschaffen“, lässt Claudia Roth gleich per Rund-Mail vermelden. Von der Filmförderungsanstalt gratuliert ihr Vorvorgänger und heutiger Förder-Präsident Bernd Neumann: „Dies ist auch eine große Anerkennung für die Qualität des deutschen Filmschaffens und die Kreativität und Kompetenz der Filmschaffenden in Deutschland.“ In Bayern gratuliert Judith Gerlach, die eigentlich das Staatsministerium für Digitales leitet, sich zur Feier aber eigens als „Bayerns Digital- und Filmministerin“ bezeichnen lässt. Das sei nämlich auch „ein großartiger Erfolg auch für den Filmstandort Deutschland“ und „unterstreicht, dass die deutsche und bayerische Filmbranche auch international ganz vorne dabei ist.“

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Er war der Geschichtsphilosoph der Filmmusik: Der italienische Filmkomponist Ennio Morricone ist heute gestorben. Er wurde 91 Jahre alt. | Foto © CC BY 2.0

Wieder mal Maskendebatte, der Geschichtsphilosoph der Filmmusik und die Verlierer der Krise: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 63.

„Was ist schon der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank.“
Bertolt Brecht

„Snyder: ,Wäre es nicht möglich, dieses viele Vieh, wenn es eh so wertlos ist, dass man’s verbrennen kann, den vielen, die da draußen stehen und die’s so gut gebrauchen können, einfach zu schenken?‘
Mauler: ,Lieber Herr Snyder, Sie haben den Kern der Lage nicht erfasst. Die vielen, die da draußen stehen: das sind die Käufer! […] Sie mögen niedrig scheinen, überflüssig, ja lästig manchmal, doch dem tiefen Blick kann nicht entgehen, dass sie die Käufer sind!’“
Bertolt Brecht

 

Er war der Geschichtsphilosoph der Filmmusik: Der große italienische Filmkomponist Ennio Morricone ist heute früh in Rom im Krankenhaus gestorben. Morricone wurde 91 Jahre alt und gehörte ganz ohne Zweifel zu den großen Filmmusikern. 

Berühmt wurde er mit den sogenannten Spaghetti-Western von Sergio Leone, mit Horrorfilmen von Dario Argento, bevor er mit Regisseuren wie Pier Paolo Pasolini, Bernardo Bertolucci, Henri Verneuil Brian De Palma und Quentin Tarantino zusammengearbeitet hat. Insgesamt hat Morricone die Musik für mehr als 500 Filme geschrieben. 

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Im Berliner Kino „Babylon“ wurden wieder herausragende Einzelleistungen im Deutschen Fernsehen ausgezeichnet. | Foto © DAFF

Zum siebten Mal vergab die Deutsche Akademie für Fernsehen (DAFF) am 16. November 2019 in Berlin im Kino „Babylon“ den unabhängigen Branchenpreis für herausragende Einzelleistungen im Deutschen Fernsehen. Insgesamt 100 Prominente, aber auch bisher unbekannte Fernsehmitwirkende waren nominiert für die Auszeichnungen der Akademie. Hier sind die Nominierten und (fett gedruckt) die  Gewinner*innen – wir gratulieren!

Bildgestaltung:
Philipp Haberlandt | Beat
Jakub Bejnarowicz | Parfum
Carlo Jelavic| Tatort: Das Nest

Casting:
Franziska Aigner | Der große Rudolph
Daniela Tolkien | Der Pass
Stefany Pohlmann | Nichts zu verlieren

Dokumentarfilm:
Britt Beyer & Vassili Silovic (Regie) & Volker Heise (Idee und Konzept) | 24h Europe – The Next Generation
Garry Keane & Andrew McConnell & (Regie) & Mick Mahon (Schnitt) & Brendan J. Byrne & Christian Beetz (Produzent) | GAZA – Leben an der Grenze
Regina Schilling (Regie) & Thomas Kufus (Produzent) | Kulenkampffs Schuhe

Drehbuch:
Alexander Adolph | Der große Rudolph
Jan Peter & Frédéric Goupil | Krieg der Träume
Dietrich Brüggemann | Tatort: Murot und das Murmeltier
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Szenenfoto aus „Allegro non troppo“ (Italien 1976): Das perfekte Zusammenspiel zwischen Bild und Ton kann einen Film zu einem Meisterwerk machen. Die Filmmusik ist Thema beim Indiefilmtalk mit dem Filmkomponisten Marko Cirkovic. | Foto © Archiv

Szenenfoto aus „Allegro non troppo“ (Italien 1976): Das perfekte Zusammenspiel zwischen Bild und Ton kann einen Film zu einem Meisterwerk machen. Die Filmmusik ist Thema beim Indiefilmtalk mit dem Filmkomponisten Marko Cirkovic. | Foto © Archiv

Die Filmmusik gibt es schon so lange, wie es den Film gibt. Anfangs waren die Filme zwar stumm, aber man erkannte die Macht der Töne und nutzte das Live-Spiel zur Untermalung der Bilder. So entwickelte sich die Filmmusik parallel zum Film immer weiter und wurde zu einem wichtigen Bestandteil: Sie kann die emotionale Bedeutung einer Szene in völlig andere Richtungen lenken oder die gewünschten Gefühle um ein Vielfaches verstärken. Was wäre Steven Spielbergs „Der weiße Hai“ ohne die Musik von John Williams oder „Mission Impossible“ ohne die ikonische Musik von Lalo Schifrin? Das perfekte Zusammenspiel zwischen Bild und Ton kann einen Film zu einem Meisterwerk machen. Weshalb einige Regisseur*innen und Komponist*innen über lange Zeit zusammenarbeiteten: Alfred Hitchcock und Bernard Herrmann, David Cronenberg und Howard Shore, Ken Loach und George Fenton, Tim Burton und Danny Elfman, J. J. Abrams und Michael Giacchino …
In dieser Folge sprechen wir mit dem Filmkomponisten Marko Cirkovic („Die Gewissensfrage“) über Beziehung und Arbeit zwischen Regisseur*innen, Produktionen und Komponist*innen, über die Arbeit an Projekten und schauen, ob es aktuell »die Filmmusik« aus Deutschland gibt.
www.indiefilmtalk.de