Beiträge

Seit Jahrzehnten ringt die Branche um bessere Arbeitsbedingungen. Meist vergeblich, weil’s angeblich nicht anders geht. In der Diskussionsreihe „Ausnahmezustand Film?!“ kommen sie zu anderen Antworten. Auf dem Podium (von links): Judith Frahm, Fritzie Benesch, Christine Günther, Katja Rivas Pinzon und Oliver Zenglein. | Foto © Oliver Dietze

Wenn wir gute Filme machen wollen, muss auch das Umfeld stimmen. Gute Idee. Beim Max-Ophüls-Festival wurde diskutiert, wie das aussehen sollte. 

Für den deutschsprachigen Filmnachwuchs ist Saarbrücken die erste Adresse: Schon drei Wochen vor der Berlinale präsentiert der Max-Ophüls-Preis „junge Talente aus Deutschland, Österreich und der Schweiz“. Allein um die Entdeckung geht’s dem Nachwuchs offenbar nicht mehr. Mit Problemen in der Filmkunst hatten sich schon frühere Panels beschäftigt. Doch hier ging’s um Grundsätzliches: um „soziale Nachhaltigkeit und wie wir miteinander arbeiten wollen“. Und das Panel war gut besucht an einem Samstagmorgen um 10. 

Es war bereits die fünfte Veranstaltung in der Diskussionsreihe „Ausnahmezustand Film?!“, die Judith Frahm und Fritzie Benesch erst im November an der Filmuniversität Babelsberg gestartet hatten. Der Titel klingt reißerisch, trifft aber nur die Realität. Darauf stimmten die beiden Produktionsstudentinnen mit ein paar Zahlen aus Großbritannien ein („Varieté“ [auf Englisch] berichtete ausführlich): Neun von zehn Menschen, die dort in der Filmbranche arbeiten, hätten Probleme mit mentaler Gesundheit. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Angststörung zu leiden, sei doppelt so hoch wie in der übrigen Bevölkerung, 20 Prozent mehr Menschen seien  im Vergleich zur Gesamtbevölkerung an einer Depression erkrankt. „Das fanden wir ganz schön krass und dachten, wir öffnen mal mit diesen kleinen Zahlen unsere Gespräche.“

Weiterlesen

 

Regisseurin Eléna Weiss bei den Dreharbeiten mit Florentine Schlecht und Leonard Grobien. Die Versicherung hatte den Hauptdarsteller unbesehen abgelehnt. Letztlich verbiete diese Praxis, „dass gewisse Menschen mit Behinderung arbeiten und ihrem Traum nachgehen können“, sagt Grobien. | Foto © Eléna Weiss

Divers und inklusiv wollten Studierende der Hamburg Media School ihren Abschlussfilm drehen. „Was wir wollen“ feiert morgen im Wettbewerb beim Max-Ophüls-Festival Premiere. Doch auf dem Weg dorthin sahen sich die Filmemacher*innen vor ungeahnten Hürden: Die Versicherungspraxis diskriminiere Menschen mit Behinderung. Und das sagen nicht nur sie. Ein Panel zur Berlinale soll nach Lösungen suchen.

Eine schöne Geschichte hatte sich die Drehbuchstudentin Sophie Dittmer im Dezember 2021 ausgedacht. Mit Eléna Weiss (Regie), Matthias Pöltinger (Kamera) und Paula Maria Martin-Karg (Produktion) formte sie ein Team für den Abschlussfilm an der Hamburg Media School. „Was wir wollen“ sollte eine Coming-of-Age-Dramedy werden. Über zwei junge Verliebte, die gemeinsam ihr „erstes Mal“ planen. Und beide im Rollstuhl sitzen. Leonard Grobien und Florentine Schlecht spielen das Paar. „Von Anfang an war uns allen klar, dass wir die Rollen mit Menschen mit Behinderung besetzen wollten“, sagt Sophie. Und so teilten sie es auch der Hochschule mit. Und damit begannen, ganz ohne Ironie, neue Erfahrungen.

Weiterlesen

Am deutschen Set hat Galina Sokolovska einiges gelernt, anderes hat sie eher verblüfft. Aber letztlich seien Filmmenschen doch überall gleich, findet die Kostümbildnerin. | Screenshot

Beim Pilotprojekt „Train to Work“ der ARD Degeto sollten Filmschaffende aus der Ukraine die Arbeitsweise an den hiesigen Filmsets kennenlernen – und hinterher ihre Erfahrungen schildern. Die Kostümbildnerin Galina Sokolovska tat das auf Instagram:

Auf diesem Foto bin ich mit Uwe Ochsenknecht zu sehen, einem deutschen Star und der Hauptfigur des Projekts, an dem ich gerade nach meiner meiner Zwangsauswanderung gearbeitet habe. 

41 Drehtage und mehrere Wochen der Vorbereitung im Team, in dem ich die einzige Person war, die kein Deutsch sprach. Obwohl meine Erfahrungen am lettischen Set bewiesen haben, dass das Verständnis des Drehprozesses ohne Sprache funktionieren kann, war dieses Projekt eine echte Herausforderung für mich. Im ersten Monat der Arbeit verglich ich mich mit „Alice hinter den Spiegeln“: „Um stehenzubleiben, muss man sehr schnell rennen.“ 

Weiterlesen

„Es war ein kleines Märchen“: Bei „Ein Bett für Papa“ wanderte Juls Dekarchuk durch mehrere Stationen. Es war „einer der besten Monate in meinem Leben“, sagt die ukrainische Filmemacherin. | Foto © Juls Dekarchuk

Beim Pilotprojekt „Train to Work“ sollten Filmschaffende aus der Ukraine die Arbeitsweise an den hiesigen Filmsets kennenlernen – und hinterher ihre Erfahrungen schildern. 

Ich bin Juls Dekarchuk, ukrainische Filmemacherin, und ich möchte Sie zu einer kleinen Geschichte über einen der besten Monate in meinem Leben einladen. Ich finde, ein einfaches „Danke“ würde nicht ausreichen, um auszudrücken, wie dankbar ich der Degeto, Pyjama Pictures, dem „Train-to-Work“-Projekt, Crew United, dem EBFP-Filmteam und all den Menschen bin, die ukrainische Filmemacher*innen  unterstützen.  

Mein Weg zum Film begann mit einem Online-Kurs, der alles veränderte und mich dazu brachte, mich ein für alle Mal ins Videomachen zu verlieben. Während ich Werbevideos für soziale Medien drehte, habe ich mich immer gefragt, wie „große Filme“ gemacht werden, aber selbst in meinen kühnsten Träumen konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich bei einem so großartigen Filmprojekt wie „Ein Bett für Papa“ in Deutschland mitmachen würde, und das so schnell.  

Meine Geschichte beginnt also mit einem mutigen Mädchen, einem großartigen Projekt, das von der Degeto unterstützt wird, einem unterstützenden Kurator Denis Glebik, der durch alle Prozesse führt, und einem Videotelefonat mit den Produzenten Ina-Christina Kersten und Sebastian Gleinig, die an dieses Mädchen glauben und ihr die Chance geben, herauszufinden, wozu sie fähig ist.

Weiterlesen

In der Ukraine hatte Lena Shramko ihre eigene Werbeproduktion. Bei „Train to Work“ sammelte sie als Kostümbildassistentin bei einer vollbesetzten Serie ganz neue Erfahrungen. | Foto © Lena Shramko

Beim Pilotprojekt „Train to Work“ sollten Filmschaffende aus der Ukraine die Arbeitsweise an den hiesigen Filmsets kennenlernen – und hinterher ihre Erfahrungen schildern. 

Mein Name ist Lena Shramko. Ich bin 42 Jahre alt und komme aus Kyjiw, Ukraine.

In Kyjiw war ich Produzentin und alleinige Eigentümerin der Filmgesellschaft Gulliver Cinema, die sich seit 1998 auf Werbung spezialisiert hat! Wir haben eine unglaubliche Anzahl von Projekten für sehr große und nicht sehr große Kunden gedreht. Ich habe auch eine gewisse Ausbildung als Regisseur, selbst kreative Texte geschrieben und für kleine Kunden gedreht. Unsere Projekte waren ziemlich bekannt, und bis 2010 waren wir Teilnehmer in Cannes bei den „Cannes Lions“, haben unsere Arbeit gezeigt und weitere akquiriert. Wir waren immer an der Spitze der Filmindustrie in der Ukraine. Sie können sich unser Showreel auf Youtube ansehen.

Im Moment ist mein Büro in Kiew nicht in Betrieb, da der Krieg irreparable Schäden verursacht hat: Eine Rakete explodierte in unserem Büro. Gott sei Dank sind meine Mitarbeiter*innen am Leben und helfen unserem Land so gut wie möglich.

Weiterlesen

Serafima Chala hat als Garderobiere bei Sabotage Films an „Ostsee für Sturköppe“ mitgewirkt. Als „eine lebenslange Erfahrung“ beschreibt sie die Arbeit im Team.  | Foto © Serafima Chala

Beim Pilotprojekt „Train to Work“ sollten Filmschaffende aus der Ukraine die Arbeitsweise an den hiesigen Filmsets kennenlernen – und hinterher ihre Erfahrungen schildern. 

Seit dem Überfall auf die Ukraine befinden sich auch viele Filmschaffende auf der Flucht. Um ihnen den Einstieg in die deutsche Film- und Fernsehbranche zu ermöglichen, hatte die ARD-Produktionstochter Degeto im Sommer das Pilotprojekt „Train to Work“ gestartet: Bis zu vier Wochen wirkten Ukrainer*innen bei Auftragsproduktionen mit, um die Arbeitsweise an den hiesigen Filmsets kennenzulernen. Die Idee zu „Train to Work“ hatte Nikolai Nikitin von der School of Film Advancement (Sofa). Für die kurzfristige Umsetzung sorgten das Branchennetzwerk Crew United und dessen Hilfsportal Filmmakers for Ukraine. Koordinator und begleitender Ansprechpartner der ukrainische Location Manager Denys Rudenko.

Eine Bitte gab’s an die Teilnehmer*innen: Sie sollten nach Drehschluss ihre Erfahrungen schildern. Unsere Reihe eröffnet Serafima Chala. Sie hat als Garderobiere bei Sabotage Films an „Ostsee für Sturköppe“ mitgearbeitet: 

Weiterlesen

Auf dem Podium (von links): Ita Zbroniec-Zajt, Daniel Locicero, Agnieszka Kokowska (Übersetzerin), Maciej Maciejewski, Piotr Sliskowski, Erika Addis, Piotr Niemyjski und die Moderatorin Genevieve Trainor. | Foto © Witek Szydlowski/Camerimage

Um Arbeitsicherheit und Überstunden ging es bei einem Panel auf dem Camerimage. Die polnische Filmgewerkschaft ZZF und Crew United hatten eingeladen. Filmschaffende berichteten über die Situation in Ländern rund um die Welt.

Zur Einstimmung ein paar Zahlen: 176 Filmschaffende wurden zwischen 2000 und 2020 bei Arbeitsunfällen schwer verletzt oder getötet (wobei die Liste der englischsprachigen Wikipedia nicht mal vollständig ist).  Die Ursachen liegen anscheinend auch im System: In Großbritannien hatte die Gewerkschaft Bectu vor fünf Jahren nach Arbeitszeiten und Produktivität in der Branche gefragt. 9 von 10 befragten Crew-Mitgliedern gaben an, sich wegen Übermüdung bei der Arbeit oder auf dem Arbeitsweg unsicher gefühlt zu haben. Für 28 Prozent der Befragten meinten, dass schwere Unfälle durch extreme Übermüdung verursacht worden seien. In Polen fragte die junge Filmgewerkschaft Zwi?zek Zawodowy Filmowców (ZZF) [auf Polnisch] nach der Arbeitssicherheit. Überlange Drehzeiten gehörten auch hier zu den mistgenannten Gründen für Unfälle. 

„Who needs sleep?“ [hier auf Vimeo] hatte der verstorbene DoP und Filmemacher Haxell Wexler schon 2006 gefragt. Seither hat sich offenbar wenig verändert: Die „Long Hours Culture“ ist ein globales Problem. Mindestens 12 Stunden am Tag, bis zu 60 Stunden die Woche wird in fast allen Ländern gedreht.

Weiterlesen

„Schneiden ist für mich genau wie Schreiben und Drehen: Ich gehe einfach hin und probiere Dinge aus“, sagt der Regisseur und Editor Fred Baillif. Man müsse sich die Freiheit nehmen für Intuition und Improvisation.

Beim „Edimotion“ wurden wieder die besten Arbeiten der Filmmontage ausgezeichnet. Wir beschließen unsere Interview-Reihe mit den drei Preisträger*innen mit Fred Baillif, Regisseur und Editor des Spielfilms „La Mif“.

Lieber Fred, Dein hybrider Spielfilm „La Mif“ ist einer von mehreren Filmen beim diesjährigen Edimotion-Festival, der ausschließlich nicht-professionelle Schauspieler*innen einsetzt. Bevor wir also auf die Montage des Films zu sprechen kommen, etwas zum Hintergrund: Du selbst bist ausgebildeter Sozialarbeiter und hast mehrere Jahre in solch einer Jugendschutz-Einrichtung gearbeitet, wie sie im Film vorkommt. Wie hast Du Deine Protagonistinnen ausgesucht, und wie hast Du sie auf den Dreh vorbereitet?
Ich wollte von Anfang an einen Ensemble-Film machen. Also beginnt alles mit dem Casting. Ich setze mich hin und spreche mit ganz vielen Menschen. Ich verbringe Zeit mit ihnen und versuche ihren Hintergrund, aber auch ihre Gefühle und Persönlichkeit, zu verstehen.
Ich mache auch Improvisations-Workshops, in denen ich versuche herauszufinden, wer wer ist und welche Persönlichkeiten sie haben. Das ist in gewisser Weise wie ein Schauspiel-Workshop, aber es geht mehr darum, ihnen zu helfen, sie selbst zu sein und nicht bloß zu spielen. Das ist die erste Regel, die ich aufstelle: Ich sage ihnen, sie sollen nicht schauspielern, sondern einfach so reagieren, wie sie wollen, und ihre eigene Sprache und ihren Instinkt benutzen. So kann ich dann eine Geschichte schreiben, die auf dem basiert, was ich beobachtet habe. Das bleibt aber ein Drehbuch ohne Dialoge.

Weiterlesen

In „Walchensee forever“ erzählt Janna Ji Wonders ein Jahrhundert eigener Familiengeschichte. Anja Pohl brachte die Erzählungen mit der Regisseurin in Form: „Als Editorin bin ich die erste Zuschauerin, das heißt, ich versuchte dieses Familiensystem zu begreifen und stellte Fragen, die Janna vielleicht nie gestellt hätte, weil sie die Antwort ja bereits kannte.“ | Foto © Edimotion/Juliane Guder

Beim „Edimotion“ wurden im Oktober wieder Filmschnitt und Montagekunst gefeiert und ausgezeichnet. Den „Schnitt-Preis“ für die beste Dokumentarfilmarbeit gewann die Editorin Anja Pohl für „Walchensee forever“. 

Anja Pohl, Glückwunsch zum diesjährigen Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm. Sie sind ja eine sehr erfahrene und vielfach prämierte Editorin, für Regisseurin Janna Ji Wonders war „Walchensee forever“ ihr Langfilmdebüt. Wie haben Sie sich kennengelernt und wie kam es zur Zusammenarbeit?
Als Janna in der HFF studierte, betreute ich ihre Kameraübung in der Schnittphase, ein kurzes Porträt ihrer Großmutter Norma, die am Walchensee das Café Bucherer in zweiter Generation führte, mit fast 90 Jahren:  „Warten auf den Sommer“. Die Vorgabe für diese Filmübung war: 16 Millimeter, Schwarz-Weiß, rein beobachtend. Ich war damals beeindruckt von der Klarheit und meditativen Kraft der Einstellungen und der Umsetzung. Als Janna mich Jahre später fragte, ob ich bei „Walchensee forever“ mitarbeiten würde, sagte ich ohne Zögern: „Ja!“

Die Regisseurin ist hier gleichzeitig auch Protagonistin, porträtiert die Frauen ihrer Familie über mehrere Generationen hinweg – wo lagen hier die Herausforderungen für die Montage?
Ich gebe zu, der Anfang war nicht leicht, und die Herausforderungen vielschichtig.
Es war zwar von Anfang an klar, dass die Frauen der Familie im Zentrum stehen. Aber alleine das Leben von Norma, Jannas Mutter Anna und deren Schwester Frauke war so reich und auch bewegt, dass wir über jede der Frauen einen eigenen Film hätten bauen können. Das bereitete uns einige Kopfschmerzen, Janna naturgemäß mehr, sie ist ja Teil dieses Familien-Psychogramms. Wie lässt sich eine verzweigten Erzählweise zulassen, ohne den „Hauptstamm“ aus den Augen zu verlieren, und das zusammengepackt in einen Dokumentarfilm, der nicht länger als maximal 99 Minuten sein sollte. Es wurden dann 109 Minuten.

Weiterlesen

„Vibration – Inner Music“ zeigt die Tänzerin und Schauspielerin Kassandra Wedel, die Geräusche und Bewegungen auf ihre Art aufnimmt. Wedel ist gehörlos. Ilya Gavrilenkov versuchte, ihre Wahrnehmung in der Montage wiederzugeben. | Foto ©  Edimotion/Juliane Guder

Beim Edimotion wurden vorige Woche in Köln die besten Montage-Arbeiten des Jahres ausgezeichnet. Die „Schnittpreise“ werden in drei Kategorien ausgelobt. Wir sprachen mit den Preisträger*innen und beginnen die diesjährige Interview-Reihe wieder mit dem Kurzfilm: Ilya Gavrilenkov gewann für „Vibrations – Inner Music“ den „Förderpreis Schnitt“. 

Bei „Vibration – Inner Music“ warst Du auch als Regieassistent tätig. War das ein Vorteil für die spätere Arbeit im Schnitt?
Ich mag die Arbeit am Set genauso wie die im Schneideraum, deshalb habe ich bei diesem Projekt auch die Positionen von DIT (Materialassistent) und 1st AD übernommen. Ich konnte dadurch nach jedem Drehtag die Muster sichten und mir schon einen ersten Eindruck vom Material verschaffen, was uns, glaube ich, irgendwann sehr geholfen hat. Wir haben vor dem Dreh mit der Regisseurin des Films Cadenza Zhao die Struktur und die Richtung besprochen, die wir einschlagen möchten.
Ich hatte also schon zu diesem Zeitpunkt eine ziemlich klare Vorstellung davon, was wir brauchen könnten. Und als wir anfingen, den Performance-Teil zu drehen, wurde mir klar, dass wir zum Beispiel mehr Details von Instrumenten oder emotionalere Nahaufnahmen von Musikern brauchen würden, um den Temporhythmus und die Spannung aufzubauen. 

Weiterlesen

Der Fachkräftemangel wir die Filmbranche noch für Jahre beschäftigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Fallstudie. Es fehle vor allem an Konzepten für die Aus- und Weiterbildung, meint der Weiterbildungsverbund Media Collective. | Foto © EPI

Der Branche fehlen die Arbeitskräfte. Das liege vor allem an der Aus- und Weiterbildung, findet eine neue Fallstudie des Erich-Pommer-Instituts. Es fehle ein „strukturiertes Qualifizierungskonzept“ für alle Gewerke. 

Der Fachkräftemangel wir die Filmbranche noch für Jahre beschäftigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Fallstudie des Weiterbildungsverbunds Media Collective des Erich-Pommer-Instituts. Grundlage ist eine bundesweite Befragung, unter anderem von zahlreichen Verbänden und Institutionen der Branche. Am Netzwerk beteiligen sich unter anderem die beiden Verbände der Produzent*innen, der Bundesverband Produktion, die Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, Medienboard Berlin-Brandenburg, Netflix, Studio Babelsberg, die Ufa und der RBB.

95 Unternehmen und 414 Filmschaffende hatten geantwortet. Dabei wurden unterschiedliche Fragebögen verwendet, wird eingangs erklärt, „um eventuelle Unterschiede in der Wahrnehmung der Situation festzustellen und die Formulierungen auf die jeweilige Befragtengruppe anzupassen. Es ließen sich aber im Ergebnis keine signifikanten Unterschiede feststellen. Die Antworten beider Zielgruppen ergänzten sich größtenteils.“ 45 Seiten hat das Papier, zehn „Kernfakten“ werden herausgestellt:

Weiterlesen

Jean-Luc Godard in seinem Film „Schütze deine Rechte“ (1987). Mit seinem Debüt brach er alle Regeln des Kinos und machte auch später, was er wollte. Mit 91 Jahren ist der Mitbegründer der Nouvelle Vague freiwillig aus dem Leben geschieden: „Er war nicht krank, er war erschöpft“. | Foto © J.L.G Films

Mit seinem Spielfilmdebüt hatte Jean-Luc Godard dem Kino eine neue Freiheit verliehen. Am Dienstag ist der Mitbegründer der Nouvelle Vague mit 91 Jahren verstorben.

Jean-Luc Godard ist tot. Der Filmemacher starb am Dienstag im Alter von 91 Jahren. Wie die Zeitung „Libération“ [auf Französisch] meldete, hatte er Sterbehilfe in Anspruch genommen: „Er war nicht krank, er war erschöpft.“ 

„Das Kino soll Trauer tragen!“ fordert Patrick Straumann in der „Neuen Zürcher Zeitung“. „Kein anderer Regisseur hat die filmische Sprache so radikal mit ihren eigenen Möglichkeiten und Grenzen konfrontiert. Seit seinen Anfängen als Mitgründer der avantgardistischen Bewegung Nouvelle Vague brach Godard alle nur erdenklichen stilistischen, grammatischen und dramaturgischen Regeln des Films. In einem sechs Jahrzehnte dauernden Werkprozess hat er einen zerklüfteten, von brillanten Intuitionen, ästhetischen Wüsten und Meisterwerken durchzogenen Filmkatalog aufgebaut, der weder auf Modellen beruht noch auf Nachfolge zählen kann. Weit über 100 Titel umfasst sein Filmverzeichnis.“ 

Weiterlesen

„Wir müssen weiterhin Geschichten erzählen, denn unsere Stimme muss neben den anderen Stimmen gehört werden“, sagt die Regisseurin Marina Stepanksa. Der russische Angriffskrieg hat auch ihr Leben Sie ist eine von zehn ukrainischen Filmschaffenden, die mit dem diesjährigen „Kieser-Preis“ aisgezeichnet werden. | Screenshot

Die Hilfsplattform „Filmmakers for Ukraine“ wurde in Los Angeles mit dem „Kieser-Preis“. Das Preisgeld ging an Filmschaffende, deren Lebensumstände sich seit Ausbruch des Krieges radikal verändert haben. 

Filmmakers for Ukraine wurde am Freitag in Los Angeles mit dem diesjährigen „Kieser-Preis“ ausgezeichnet. Damit wird die Arbeit der Internetplattform gewürdigt, die ukrainische Film- und Fernsehgemeinschaft, die vom Krieg betroffen ist, mit Ressourcen, Arbeitsplätzen und Geld zur Deckung der Grundbedürfnisse zu versorgen. 

Der Preis ist mit 10.000 US-Dollar dotiert, das Geld wurde über die NGO Filmmakers for Refugees bereits vorab an die eigentlichen Preisträger weitergereicht: Zehn ukrainische Filmschaffende, deren Lebensumstände sich seit Ausbruch des Krieges radikal verändert haben. Mikrostipendien über je 1.000 Dollar sollen sie unterstützen. Die Dokumentarfilmerin Alisa Kovalenko etwa meldete sich mit Kriegsausbruch zur Armee. Auch Roman Liubyi, Regisseur, Kameramann und Editor, soll einberufen werden.  

Weiterlesen

Nicht nur „Asterix“-Fans kennen die Zeilen zu diesem Bild. So ähnlich stellt sich zurzeit die deutsche Filmbranche dar, findet die Assistant Directors Union: „Drehen hat sich seit den 1950er-Jahren in Deutschland massiv verändert – lediglich das Drehsystem ist nicht mit der Zeit gegangen.“ | Illustration © Ehapa

Das AD-System ist keineswegs gescheitert, sagt die Assistant Directors Union (ADU). Sondern internationaler Standard. Und der funktioniere auch in Ländern, die beim Filmemachen kleiner denken müssen. Auf „Outtakes“ antwortet der Verband ausführlich auf „mehrere fragwürdige Aussagen“ der vergangenen Wochen.

Als Berufsverband für alle szenisch arbeitenden Regieassistent*innen, Assistant Directors (AD) und Production Assistants (PA) sind uns als ADU in der vergangenen Woche gleich mehrere fragwürdige Aussagen von unterschiedlichen Personen zum „internationalen Drehsystem“ aufgefallen, die wir nicht unkommentiert lassen wollen. Zum einen sind im BVR-Grußwort des Regisseurs Rainer Matsutani zur sogenannten „Showrunner“ Position erstaunliche Behauptungen gespickt mit Seitenhieben auf das internationale Drehsystem zu finden. Aber auch die Aussagen von Kirsten Frehse, Herstellungsleiterin bei der Degeto, zeichnen ein gefährlich falsches Bild, das uns um die Zukunftsfähigkeit der deutschen Filmbranche bangen lässt.

Weiterlesen

Fürs Fernsehen war Dieter Wedel ein Erfolgsgarant – und besaß eine Macht, wie sie kein anderer Regisseur hatte. Filmschaffende, die mit ihm zusammengearbeitet hatten, berichteten von einem toxischen Arbeitsklima. Dieter Wedel (in Schwarz) bei den Dreharbeiten vom „König von St. Pauli“. | Foto © Sat. 1

In den 90ern herrschte Dieter Wedel über die Fernsehbildschirme. Vor vier Jahren wurden ihm sexuelle Übergriffe und Vergewaltigung vorgeworfen. Juristisch wird die Anklage nicht mehr geklärt. Der Regisseur ist vorige Woche im Alter von 82 Jahren gestorben. 

Dieter Wedel ist tot. Der Regisseur zählte zu den erfolgreichsten deutschen Filmemachern, berichten „Der Spiegel“, „Süddeutsche Zeitung“ und andere (via DPA): „Mit seinen Mehrteilern begeisterte er ein Millionenpublikum und schrieb Fernsehgeschichte. Wedel startete vor allem in den Neunzigerjahren durch. Ein Erfolg jagte den nächsten: ,Der große Bellheim’ (1993), ,Der Schattenmann’ (1996), ,Der König von St. Pauli’ (1998) und ,Die Affäre Semmeling’ (2002). Wenn der Geschichtenerzähler sein neuestes Werk herausbrachte, sprach man mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Neugier vom ,neuen Wedel’. Das klang wie ein Gütesiegel – und bewahrheitete sich oft.“ 

Vom Werk ist allerdings weniger die Rede in den ersten Nachrufen. Wedel war bereits am 13. Juli in Hamburg gestorben, doch bekannt wurde das erst gestern: Das Landgericht München I wollte mitteilen, ob (und wann) es zum Strafverfahren gegen Wedel wegen mutmaßlicher Vergewaltigung kommt. Die Schauspielerin Jany Tempel wirft Wedel vor, sie vor 25 Jahren bei einem Vorsprechen vergewaltigt zu haben. Drei Jahre hatte die Staatsanwaltschaft ermittelt, bis sie Anklage erhob. Das war im März vorigen Jahres. Vor kurzem hatte Tempels Anwalt die Verzögerung im Verfahren gerügt: „Seit Anklageerhebung sind nunmehr über 14 Monate vergangen“, seine Mandantin leide „sehr unter der langen Verfahrensdauer“. 

Weiterlesen