Nachruf in Filmen: Menschen am Sonntag – im Double Feature mit High Noon
Die unerledigten Aufgaben der Filmministerin Monika Grütters und ihres heimlichen Vorgesetzten Günter Winands, der Ritterschlag für einen Kommunisten und ein Nachruf in Filmen – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 144. Folge
»Ich glaube schon, dass Kino ein stärkeres Medium als Literatur ist. Ich weiß nicht, ob die Jugend in der Literatur die Leitfiguren findet, die sie braucht. Eddie Constantine zum Beispiel hatte eine solche Komik und Gelassenheit, dass man von ihm, wenn man ihn öfter gesehen hat, Gelassenheit lernen konnte. Gelassenheit ist sehr wichtig.«
Ilse Aichinger
Ilse Aichinger ist gestorben, was mich aus vielen Gründen traurig gemacht hat. Einer davon ist, dass sie so großartig über Kino geschrieben hat, wie kaum jemand sonst in deutscher Sprache. Für sie war Kino nicht irgendwas, nicht Beiwerk, sondern das Essentielle. Eine Elementarerfahrung, ein Teil des Lebens und darum dem Tod verbunden. Auch dass sie fast zeitgleich starb, wie Leonard Cohen hat mich berührt, aber das ist eine Geschichte, über die muss ich später mal ausführlicher schreiben.
Aichinger starb zehn Tage nach ihrem 95. Geburtstag. Wer etwas von ihrer Beziehung zum Kino erfahren möchte, sollte »Film und Verhängnis« lesen, eine Art Autobiographie mit dem Kino. Film als Hoffnungszeichen wird dort beschrieben, wunderbare Sätze skizzieren die Kinolandschaft des Vorkriegs-Wien zwischen »Sascha-Palast«, »Schwarzenbergkino« und »Fasan«-Kino, mitten im Krieg, angesichts der Verfolgung, war Kino mehr als Eskapismus oder billiger Trost. »Die Erlösung war das Kino«. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2016-11-26 10:29:282016-11-26 10:30:03Cinema Moralia – Folge 144: »Mangel an Urteilskraft… Ignoranz… Zynismus in Reinkultur«
Im neuen Jahr soll auch ein neues Filmförderungsgesetz (FFG) gelten, und offenbar gefällt allen, was am 10. November nach zweiter und dritter Lesung im Bundestag beschlossen wurde. Natürlich hat die Opposition zu meckern: Es sei „die Chance vertan, die deutsche Filmlandschaft vielfältiger und gerechter zu gestalten“, sagt die filmpolitische Sprecherin der Grünen, doch schon ihr Kollege von der Linken gibt sich koalitionsbereiter und nennt es „zaghafte Schritte in die richtige Richtung.“
Im Dezember soll das neue Gesetz auch den Bundesrat passieren und gibt dann für die nächsten fünf Jahre die Rahmenbedingungen für die Filmförderungsanstalt (FFA) vor. Und womöglich nicht nur für die, denn auch Fördereinrichtungen der Länder orientieren sich mehr oder weniger daran. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Monika Grütters, selbst nannte das Gesetz „ausgewogen und gelungen“ und lobte bei der Gelegenheit den Deutschen Film: Mit einem Besucheranteil von 27,5 Prozent habe er 2015 nicht nur das beste Ergebnis seit Erfassung dieser Daten erzielt, lässt sie in einer Pressemitteilung verbreiten, sondern auch internationale Strahlkraft. Beleg dafür ist das Mantra dieses Sommers: „Toni Erdmann“, „der jetzt für einen Auslands-,Oscar‘ nominiert ist.”
Hier irrt die Kulturstaatsministerin: Nominiert ist noch gar keiner, „Toni Erdmann“ ist lediglich als deutscher Kandidat eingereicht worden – neben denen von 84 weiteren Ländern. Über die fünf Nominierungen wird bekanntlich immer erst im Januar entschieden. Bislang ist die Strahlkraft, was den „Oscar“ angeht, also eher nur national und ein kühner Wunsch. Stattdessen hätte Grütters ja darauf hinweisen können, dass der Film von Maren Ade auch bei den „Europäischen Filmpreisen“ im Dezember antritt, die auch ganz schön international sind. Da ist „Toni Erdmann“ sogar richtig nominiert und das gleich in sechs Kategorien.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2016-11-25 17:22:532016-11-28 16:17:08Luftnummer FFG – 1: Die Chefin und der Deutsche Film
Simone Stewens, Geschäftsführerin, ifs internationale filmschule köln gmbh
Gesine Enwaldt, freie Autorin (nominiert für: „Fast perfekt – Anke Engelke und die Selbstoptimierer“)
Herzlichen Dank an die Akademie und an Preproducer, dass wir die Aufzeichnung hier auch für alle, die nicht dabei sein konnten, zeigen können.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Tina Thielehttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgTina Thiele2016-11-23 19:06:332017-02-16 10:10:37Symposium der Deutschen Akademie für Fernsehen 2016 – Panel I: Nachwuchsförderung vs. Altersdiskriminierung
Von links nach rechts: Philipp Steffens, Dr. Gabriela Sperl, Patrick Simon und Dr. Barbara Buhl
Es geht weiter mit dem 2. Panel: Mordopfer Genrevielfalt / Über die Auswirkungen der Krimiflut
Moderation: Dr. Gabriela Sperl, Produzentin (nominiert für: „Mitten in Deutschland: NSU – (Die Trilogie)“)
Teilnehmer:
Dr. Barbara Buhl, Leiterin der Programmgruppe Fernsehfilm und Kino, Westdeutscher Rundfunk
Philipp Steffens, Leitung Fiction, RTL Television GmbH (nominiert für: „Duell der Brüder – Die Geschichte von Adidas und Puma“)
Patrick Simon, Programm-Manager, ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH (nominiert für: „Mordkommission Berlin 1“)
Herzlichen Dank an die Akademie und an Preproducer, dass wir die Aufzeichnung hier auch für alle, die nicht dabei sein konnten, zeigen können.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Tina Thielehttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgTina Thiele2016-11-21 17:45:082017-02-16 10:13:50Symposium der Deutschen Akademie für Fernsehen 2016 – Panel II: Mordopfer Genrevielfalt
Christian Schwochow (links) und Stephan Wagner im Gespräch
Aus in diesem Jahr veranstaltete die Deutsche Akademie für Fernsehen vor der abendlichen Preisverleihung ein Symposium mit 3 spannenden Panels. Wir veröffentlichen diesmal nicht alle drei auf einmal, sondern schenken nur immer einem unsere Aufmerksamkeit. Beginnen möchten wir mit dem sehr interessanten Gespräch mit einem beeindruckenden Christian Schwochow, der zu diesem Zeitpunkt der Aufzeichnung natürlich noch nicht wissen konnte, dass er am Abend dann für seinen Film Mitten in Deutschland: NSU – Die Täter: Heute ist nicht alle Tage mit dem Preis für die Beste Regie ausgezeichnet werden wird. Herzlichen Dank an die Akademie und an Preproducer, dass wir die Aufzeichnung hier auch für alle, die nicht dabei sein konnten, zeigen können.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Tina Thielehttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgTina Thiele2016-11-18 13:08:362017-02-16 10:15:09Symposium der Deutschen Akademie für Fernsehen 2016 – Panel III: Mitten in Deutschland – Ein Werkstattgespräch mit Christian Schwochow über Regiearbeit
Wer hat Angst vor Donald Trump? Der neue US-Präsident und das Kino, die Medien und die Propaganda – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 143. Folge
»All you need in this life is igorance and confidence and then success is sure.«
Mark Twain
»Die wirkliche Welt ist in Wahrheit nur eine Karikatur unserer großen Romane.« Arno Schmidt
Ganz ruhig bleiben, Leute! Es ist einfach nicht so wichtig, wer Amerika regiert. Das wird alles überschätzt, gerade von den Amerika-hörigen Deutschen. In den 50er Jahren war der US-Präsident noch der »Führer der freien Welt«. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Politik ist komplizierter geworden, aber damit auch unamerikanischer: Amerikanische Verhältnisse sind längst nicht mehr der Maßstab für die hiesige Demokratie. Das ist eine gute Nachricht.
+ + +
Vielleicht geht es ja auch anderen so wie mir: Ich hätte viel dafür gegeben, heute Nacht Hillary Clintons Gesicht zu sehen, in dem Augenblick, in dem ihr klar wird, dass sie die Wahl verloren hat. Ich geb’s zu: Ihr und den ihren geschieht es recht, da bin ich schadenfroh.
Das ist wohl sowieso die entscheidende Botschaft: Für Hollywood und das Kino ist die Wahl von Donald Trump eine gute Nachricht. Zwar haben die ganzen Star-Kampagnen gegen Trump nichts gebracht. Ich fand die der Avengers am besten, in denen Robert Downey Jr, Scarlett Johansson und viele andere ganz witzig gegen Trump agitieren. Aber es hat nichts geholfen. Dafür können die Leute jetzt Anti-Trump-Filme machen. Acht Jahre Obama waren acht Jahre ohne kritische Präsidentenfilme. Weil Obama
irgendwie an Bambi erinnerte – da hatten alle Beißhemmung. Aber jetzt. Wir warten auf Oliver Stones Reaktion, wir warten sogar auf Michael Moore. Was wird Eastwood machen, mit dem Mann, der sich vor dem Vietnam-Einsatz gedrückt hat (was uns Liberalen doch sympathisch sein könnte).
Wer könnte Trump spielen? Hillary wurde vor Jahren bereits von Merryl Streep verkörpert, in Jonathan Demmes Remake von Frankenheimers Manchurian Candidate.
Aber wer könnte Trump verkörpern?
Natürlich erinnert Trump ein bisschen an King Kong, oder noch mehr an Godzilla – beide eher tolpatschig als wirklich böse, verursachen sie doch Massenpanik. Mal sehen.
+ + +
Vor acht Jahren waren die Deutschen glücklich: Barak Obama hieß der neue Hoffnungsträger. Der erste schwarze Präsident der USA, das musste einfach ein Messias sein. Ein glänzender Redner, versprach er mit Silberzunge, dass alles anders werden würde: Guantanamo geschlossen, das Klima gewandelt, der Kriegseinsatz im Nahen Osten und in Afghanistan beendet. Da war er: Der gute charismatische Führer, von dem die Deutschen seit jeher träumen, ein Friedrich Barbarossa mit dunkler
Haut.
Wenn man sich die Ergebnisse anschaut, ist aus den schönen Worten und Hoffnungen so gar nichts geworden: Außer der Gesundheitsreform und der Normalisierung der Beziehungen zu Kuba. Schluss, Aus! Dieser Präsident, der so hochgelobt und gefeiert worden ist, hat ansonsten nichts an realen Verbesserungen gebracht: Ein Bluffer und leerer Schönredner.
Jetzt gibt es wieder einen amerikanischen Politiker, der alle Phantasien der Deutschen bündelt: Er hat die rosig-weiße Haut des White Trash Amerikas und heißt Donald Trump. Trump ist nicht weniger wie Obama zu einem politischen Körper geworden, bloß ist er aus europäischer Sicht der Anti-Hoffnungsträger, der Albtraumträger.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2016-11-13 12:35:372016-11-13 12:41:53Cinema Moralia – Folge 143: Er will doch nur spielen!
Am 12. November 2016 finden zum vierten Mal Symposium und Preisverleihung der DEUTSCHEN AKADEMIE FÜR FERNSEHEN im Filmforum NRW im Museum Ludwig, Köln, statt.
Der Nachmittag vor der abendlichen Preisverleihung bietet mit intensiven Diskussionen und Werkstatt-Gesprächen, mit nominierten Kreativen aus allen Gewerken, Einblicke in die Rahmenbedingungen des Arbeitens für das Fernsehen.
In der festlichen Abendveranstaltung werden die Auszeichnungen in 21 Kategorien verliehen.
Die Preisträger werden von den rund 800 Mitgliedern der AKADEMIE gewählt:
Eine Auszeichnung von Fernsehschaffenden für Fernsehschaffende.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Tina Thielehttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgTina Thiele2016-11-11 12:00:062016-12-15 15:15:22LIVE! Symposium & Verleihung der Auszeichnungen der Deutschen Akademie für Fernsehen 2016
Herr Schill, der Bundesverband Regie (BVR) hat im Februar seinen Vorstand erweitert. Nun vertreten Sie dort die Script-Continuitys. In den letzten Jahren hat sich der Verband überwiegend zum Urheberrecht geäußert, was Ihre Abteilung nun gar nicht betrifft. Zu den Tarifverhandlungen andererseits hatte man im vorigen Jahr nichts gehört.
Tatsächlich waren deshalb auch viele meiner Kollegen frustriert, auch wenn die Mehrheit der Mitglieder Regisseure sind. Wir haben nun seit Sommer einen Koordinator für die Belange von Script-Continuitys, Regie-Assistenten und Synchron-Regisseuren. Dies ist eine neue Position innerhalb des BVR, und mit einem ebenfalls neuen Sitz im Vorstand sind nun zwei weitere Personen im Verband vorhanden, die sich um unsere Belange kümmern. Das hat viele Außenstehende überzeugt. Die Zahl der Mitglieder aus unserem Feld konnten wir mit der personellen Erweiterung innerhalb des BVR verdoppeln.
Zudem ist anzumerken: Den Tarifvertrag für Film- und Fernsehschaffende, dem auch Script-Continuitys unterfallen, wird von Verdi verhandelt, der BVR ist bisher eher ein Zaungast. Wir hoffen, dass sich das zur nächsten Tarifrunde 2018 ändern lässt.
Wie haben Sie denn diesen Zulauf geschafft? Die meisten Verbände klagen eher, dass zu viele Filmschaffende sich nicht organisieren wollen.
Wir haben vor allem mit der Aussicht geworben, dass sich dadurch Script-Continuitys mehr Gehör im großen Verband verschaffen können. Und der Zulauf lag an den Argumenten: Wir haben mit den Leuten geredet. Wenn ich in Hamburg gedreht habe, habe ich dort die Kollegen darauf angesprochen. In München und Berlin genauso.
Dass die Filmszene in Deutschland so zerstreut ist, ist ein Problem. Die Leute wissen zu wenig voneinander, können den Wert ihrer Arbeit nicht untereinander vergleichen. Das wird immer wieder benutzt, um sich von der Produktionsseite übervorteilen zu lassen. Und wer nach einigen Drehwochen wieder zu Hause ist, will auch mal seine Ruhe haben. Überdurchschnittlich lange Drehtage über mehrere Wochen machen die Leute nicht kommunikativer. Auf der anderen Seite will man doch von dem Beruf richtig leben und eine Familie ernähren können. Das ist immer noch für viele eine Unmöglichkeit.
Viele Filmschaffende scheinen aber zu bezweifeln, dass Berufsverbände da helfen. Schnell überschlagen, ist gerade mal jeder Fünfte in einem Verband oder der Gewerkschaft.Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2016-11-04 18:56:562016-11-04 18:56:56Continuity: Zwei Augen mehr
Cinema Moralia – Folge 144: »Mangel an Urteilskraft… Ignoranz… Zynismus in Reinkultur«
out takes, Rüdiger SuchslandNachruf in Filmen: Menschen am Sonntag – im Double Feature mit High Noon
Die unerledigten Aufgaben der Filmministerin Monika Grütters und ihres heimlichen Vorgesetzten Günter Winands, der Ritterschlag für einen Kommunisten und ein Nachruf in Filmen – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 144. Folge
»Ich glaube schon, dass Kino ein stärkeres Medium als Literatur ist. Ich weiß nicht, ob die Jugend in der Literatur die Leitfiguren findet, die sie braucht. Eddie Constantine zum Beispiel hatte eine solche Komik und Gelassenheit, dass man von ihm, wenn man ihn öfter gesehen hat, Gelassenheit lernen konnte. Gelassenheit ist sehr wichtig.«
Ilse Aichinger
Ilse Aichinger ist gestorben, was mich aus vielen Gründen traurig gemacht hat. Einer davon ist, dass sie so großartig über Kino geschrieben hat, wie kaum jemand sonst in deutscher Sprache. Für sie war Kino nicht irgendwas, nicht Beiwerk, sondern das Essentielle. Eine Elementarerfahrung, ein Teil des Lebens und darum dem Tod verbunden. Auch dass sie fast zeitgleich starb, wie Leonard Cohen hat mich berührt, aber das ist eine Geschichte, über die muss ich später mal ausführlicher schreiben.
Aichinger starb zehn Tage nach ihrem 95. Geburtstag. Wer etwas von ihrer Beziehung zum Kino erfahren möchte, sollte »Film und Verhängnis« lesen, eine Art Autobiographie mit dem Kino. Film als Hoffnungszeichen wird dort beschrieben, wunderbare Sätze skizzieren die Kinolandschaft des Vorkriegs-Wien zwischen »Sascha-Palast«, »Schwarzenbergkino« und »Fasan«-Kino, mitten im Krieg, angesichts der Verfolgung, war Kino mehr als Eskapismus oder billiger Trost. »Die Erlösung war das Kino«.
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Luftnummer FFG – 1: Die Chefin und der Deutsche Film
out takes, Peter HartigVerarschen können wir uns selber??Die BKM kann’s besser. | Foto © API, Michael Tinnefeld für Deutsche Filmakademie
Im neuen Jahr soll auch ein neues Filmförderungsgesetz (FFG) gelten, und offenbar gefällt allen, was am 10. November nach zweiter und dritter Lesung im Bundestag beschlossen wurde. Natürlich hat die Opposition zu meckern: Es sei „die Chance vertan, die deutsche Filmlandschaft vielfältiger und gerechter zu gestalten“, sagt die filmpolitische Sprecherin der Grünen, doch schon ihr Kollege von der Linken gibt sich koalitionsbereiter und nennt es „zaghafte Schritte in die richtige Richtung.“
Im Dezember soll das neue Gesetz auch den Bundesrat passieren und gibt dann für die nächsten fünf Jahre die Rahmenbedingungen für die Filmförderungsanstalt (FFA) vor. Und womöglich nicht nur für die, denn auch Fördereinrichtungen der Länder orientieren sich mehr oder weniger daran. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Monika Grütters, selbst nannte das Gesetz „ausgewogen und gelungen“ und lobte bei der Gelegenheit den Deutschen Film: Mit einem Besucheranteil von 27,5 Prozent habe er 2015 nicht nur das beste Ergebnis seit Erfassung dieser Daten erzielt, lässt sie in einer Pressemitteilung verbreiten, sondern auch internationale Strahlkraft. Beleg dafür ist das Mantra dieses Sommers: „Toni Erdmann“, „der jetzt für einen Auslands-,Oscar‘ nominiert ist.”
Hier irrt die Kulturstaatsministerin: Nominiert ist noch gar keiner, „Toni Erdmann“ ist lediglich als deutscher Kandidat eingereicht worden – neben denen von 84 weiteren Ländern. Über die fünf Nominierungen wird bekanntlich immer erst im Januar entschieden. Bislang ist die Strahlkraft, was den „Oscar“ angeht, also eher nur national und ein kühner Wunsch. Stattdessen hätte Grütters ja darauf hinweisen können, dass der Film von Maren Ade auch bei den „Europäischen Filmpreisen“ im Dezember antritt, die auch ganz schön international sind. Da ist „Toni Erdmann“ sogar richtig nominiert und das gleich in sechs Kategorien.
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Symposium der Deutschen Akademie für Fernsehen 2016 – Panel I: Nachwuchsförderung vs. Altersdiskriminierung
out takes, Tina ThieleVon links nach rechts: Jörg Winger, Simone Stewens, Annette Reeker, Carola Raum, Gesine Enwaldt, Birgit Kniep-Gentis
Wir schließen die Reihe mit dem 1. Panel: Nachwuchsförderung vs. Altersdiskriminierung / Über Kollegialität und Konkurrenz
Moderation: Annette Reeker, Produzentin (nominiert für: „Cape Town“)
Teilnehmer:
Birgit Kniep-Gentis, Szenenbildnerin (nominiert für: „Schwarzach und die Hand des Todes“)
Carola Raum, Kostümbildnerin (nominiert für: „Mein Schwiegervater, der Stinkstiefel“)
Jörg Winger, Produzent (nominiert für: „Deutschland 83“)
Simone Stewens, Geschäftsführerin, ifs internationale filmschule köln gmbh
Gesine Enwaldt, freie Autorin (nominiert für: „Fast perfekt – Anke Engelke und die Selbstoptimierer“)
Herzlichen Dank an die Akademie und an Preproducer, dass wir die Aufzeichnung hier auch für alle, die nicht dabei sein konnten, zeigen können.
Symposium der Deutschen Akademie für Fernsehen 2016 – Panel II: Mordopfer Genrevielfalt
out takes, Tina ThieleVon links nach rechts: Philipp Steffens, Dr. Gabriela Sperl, Patrick Simon und Dr. Barbara Buhl
Es geht weiter mit dem 2. Panel: Mordopfer Genrevielfalt / Über die Auswirkungen der Krimiflut
Moderation: Dr. Gabriela Sperl, Produzentin (nominiert für: „Mitten in Deutschland: NSU – (Die Trilogie)“)
Teilnehmer:
Dr. Barbara Buhl, Leiterin der Programmgruppe Fernsehfilm und Kino, Westdeutscher Rundfunk
Philipp Steffens, Leitung Fiction, RTL Television GmbH (nominiert für: „Duell der Brüder – Die Geschichte von Adidas und Puma“)
Patrick Simon, Programm-Manager, ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH (nominiert für: „Mordkommission Berlin 1“)
Herzlichen Dank an die Akademie und an Preproducer, dass wir die Aufzeichnung hier auch für alle, die nicht dabei sein konnten, zeigen können.
Symposium der Deutschen Akademie für Fernsehen 2016 – Panel III: Mitten in Deutschland – Ein Werkstattgespräch mit Christian Schwochow über Regiearbeit
out takes, Tina ThieleChristian Schwochow (links) und Stephan Wagner im Gespräch
Aus in diesem Jahr veranstaltete die Deutsche Akademie für Fernsehen vor der abendlichen Preisverleihung ein Symposium mit 3 spannenden Panels. Wir veröffentlichen diesmal nicht alle drei auf einmal, sondern schenken nur immer einem unsere Aufmerksamkeit. Beginnen möchten wir mit dem sehr interessanten Gespräch mit einem beeindruckenden Christian Schwochow, der zu diesem Zeitpunkt der Aufzeichnung natürlich noch nicht wissen konnte, dass er am Abend dann für seinen Film Mitten in Deutschland: NSU – Die Täter: Heute ist nicht alle Tage mit dem Preis für die Beste Regie ausgezeichnet werden wird. Herzlichen Dank an die Akademie und an Preproducer, dass wir die Aufzeichnung hier auch für alle, die nicht dabei sein konnten, zeigen können.
Cinema Moralia – Folge 143: Er will doch nur spielen!
out takes, Rüdiger SuchslandKing Kong und die weiße Frau (1933)
Wer hat Angst vor Donald Trump? Der neue US-Präsident und das Kino, die Medien und die Propaganda – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 143. Folge
»All you need in this life is igorance and confidence and then success is sure.«
Mark Twain
»Die wirkliche Welt ist in Wahrheit nur eine Karikatur unserer großen Romane.«
Arno Schmidt
Ganz ruhig bleiben, Leute! Es ist einfach nicht so wichtig, wer Amerika regiert. Das wird alles überschätzt, gerade von den Amerika-hörigen Deutschen. In den 50er Jahren war der US-Präsident noch der »Führer der freien Welt«. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Politik ist komplizierter geworden, aber damit auch unamerikanischer: Amerikanische Verhältnisse sind längst nicht mehr der Maßstab für die hiesige Demokratie. Das ist eine gute Nachricht.
+ + +
Vielleicht geht es ja auch anderen so wie mir: Ich hätte viel dafür gegeben, heute Nacht Hillary Clintons Gesicht zu sehen, in dem Augenblick, in dem ihr klar wird, dass sie die Wahl verloren hat. Ich geb’s zu: Ihr und den ihren geschieht es recht, da bin ich schadenfroh.
Das ist wohl sowieso die entscheidende Botschaft: Für Hollywood und das Kino ist die Wahl von Donald Trump eine gute Nachricht. Zwar haben die ganzen Star-Kampagnen gegen Trump nichts gebracht. Ich fand die der Avengers am besten, in denen Robert Downey Jr, Scarlett Johansson und viele andere ganz witzig gegen Trump agitieren. Aber es hat nichts geholfen. Dafür können die Leute jetzt Anti-Trump-Filme machen. Acht Jahre Obama waren acht Jahre ohne kritische Präsidentenfilme. Weil Obama
irgendwie an Bambi erinnerte – da hatten alle Beißhemmung. Aber jetzt. Wir warten auf Oliver Stones Reaktion, wir warten sogar auf Michael Moore. Was wird Eastwood machen, mit dem Mann, der sich vor dem Vietnam-Einsatz gedrückt hat (was uns Liberalen doch sympathisch sein könnte).
Wer könnte Trump spielen? Hillary wurde vor Jahren bereits von Merryl Streep verkörpert, in Jonathan Demmes Remake von Frankenheimers Manchurian Candidate.
Aber wer könnte Trump verkörpern?
Natürlich erinnert Trump ein bisschen an King Kong, oder noch mehr an Godzilla – beide eher tolpatschig als wirklich böse, verursachen sie doch Massenpanik. Mal sehen.
+ + +
Vor acht Jahren waren die Deutschen glücklich: Barak Obama hieß der neue Hoffnungsträger. Der erste schwarze Präsident der USA, das musste einfach ein Messias sein. Ein glänzender Redner, versprach er mit Silberzunge, dass alles anders werden würde: Guantanamo geschlossen, das Klima gewandelt, der Kriegseinsatz im Nahen Osten und in Afghanistan beendet. Da war er: Der gute charismatische Führer, von dem die Deutschen seit jeher träumen, ein Friedrich Barbarossa mit dunkler
Haut.
Wenn man sich die Ergebnisse anschaut, ist aus den schönen Worten und Hoffnungen so gar nichts geworden: Außer der Gesundheitsreform und der Normalisierung der Beziehungen zu Kuba. Schluss, Aus! Dieser Präsident, der so hochgelobt und gefeiert worden ist, hat ansonsten nichts an realen Verbesserungen gebracht: Ein Bluffer und leerer Schönredner.
Jetzt gibt es wieder einen amerikanischen Politiker, der alle Phantasien der Deutschen bündelt: Er hat die rosig-weiße Haut des White Trash Amerikas und heißt Donald Trump. Trump ist nicht weniger wie Obama zu einem politischen Körper geworden, bloß ist er aus europäischer Sicht der Anti-Hoffnungsträger, der Albtraumträger.
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LIVE! Symposium & Verleihung der Auszeichnungen der Deutschen Akademie für Fernsehen 2016
out takes, Tina ThieleAm 12. November 2016 finden zum vierten Mal Symposium und Preisverleihung der DEUTSCHEN AKADEMIE FÜR FERNSEHEN im Filmforum NRW im Museum Ludwig, Köln, statt.
Der Nachmittag vor der abendlichen Preisverleihung bietet mit intensiven Diskussionen und Werkstatt-Gesprächen, mit nominierten Kreativen aus allen Gewerken, Einblicke in die Rahmenbedingungen des Arbeitens für das Fernsehen.
In der festlichen Abendveranstaltung werden die Auszeichnungen in 21 Kategorien verliehen.
Die Preisträger werden von den rund 800 Mitgliedern der AKADEMIE gewählt:
Eine Auszeichnung von Fernsehschaffenden für Fernsehschaffende.
Hier geht es zu den Nominierungen 2016: http://www.deutscheakademiefuerfernsehen.de/rl/nominierten-fuer-ihre-preisverleihung-2016/
Continuity: Zwei Augen mehr
out takes, Peter HartigAxel Schill ist seit Februar als Vorstandsmitglied für die Belange von Script-Continuitys zuständig. Er hat das Gewerk in Los Angeles gelernt und unterrichtet jetzt selbst. | Foto © privat
Herr Schill, der Bundesverband Regie (BVR) hat im Februar seinen Vorstand erweitert. Nun vertreten Sie dort die Script-Continuitys. In den letzten Jahren hat sich der Verband überwiegend zum Urheberrecht geäußert, was Ihre Abteilung nun gar nicht betrifft. Zu den Tarifverhandlungen andererseits hatte man im vorigen Jahr nichts gehört.
Tatsächlich waren deshalb auch viele meiner Kollegen frustriert, auch wenn die Mehrheit der Mitglieder Regisseure sind. Wir haben nun seit Sommer einen Koordinator für die Belange von Script-Continuitys, Regie-Assistenten und Synchron-Regisseuren. Dies ist eine neue Position innerhalb des BVR, und mit einem ebenfalls neuen Sitz im Vorstand sind nun zwei weitere Personen im Verband vorhanden, die sich um unsere Belange kümmern. Das hat viele Außenstehende überzeugt. Die Zahl der Mitglieder aus unserem Feld konnten wir mit der personellen Erweiterung innerhalb des BVR verdoppeln.
Zudem ist anzumerken: Den Tarifvertrag für Film- und Fernsehschaffende, dem auch Script-Continuitys unterfallen, wird von Verdi verhandelt, der BVR ist bisher eher ein Zaungast. Wir hoffen, dass sich das zur nächsten Tarifrunde 2018 ändern lässt.
Wie haben Sie denn diesen Zulauf geschafft? Die meisten Verbände klagen eher, dass zu viele Filmschaffende sich nicht organisieren wollen.
Wir haben vor allem mit der Aussicht geworben, dass sich dadurch Script-Continuitys mehr Gehör im großen Verband verschaffen können. Und der Zulauf lag an den Argumenten: Wir haben mit den Leuten geredet. Wenn ich in Hamburg gedreht habe, habe ich dort die Kollegen darauf angesprochen. In München und Berlin genauso.
Dass die Filmszene in Deutschland so zerstreut ist, ist ein Problem. Die Leute wissen zu wenig voneinander, können den Wert ihrer Arbeit nicht untereinander vergleichen. Das wird immer wieder benutzt, um sich von der Produktionsseite übervorteilen zu lassen. Und wer nach einigen Drehwochen wieder zu Hause ist, will auch mal seine Ruhe haben. Überdurchschnittlich lange Drehtage über mehrere Wochen machen die Leute nicht kommunikativer. Auf der anderen Seite will man doch von dem Beruf richtig leben und eine Familie ernähren können. Das ist immer noch für viele eine Unmöglichkeit.
Viele Filmschaffende scheinen aber zu bezweifeln, dass Berufsverbände da helfen. Schnell überschlagen, ist gerade mal jeder Fünfte in einem Verband oder der Gewerkschaft. Weiterlesen