Beim Kongress „Zukunft Deutscher Film” haben Filmemacher und Fachleute Vorschläge erarbeitet, was besser gemacht werden könnte. Wir stellen die Handlungsempfehlungen vorab vor. Alfred Holighaus präsentierte die Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Ausbildung und Nachwuchs“:
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2018-04-18 16:35:122018-04-18 16:35:12Deutscher Film: Neue Wege in die Zukunft III
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2018-04-17 16:15:092018-04-17 16:19:15Deutscher Film: Neue Wege in die Zukunft II
Schön, wenn man miteinander geredet hat. Aber was dann? Ohne einen Ausblick wollten die Organisatoren des Kongresses „Zukunft Deutscher Film“ ihre Besucher nicht gehen lassen. Deshalb ließen sie, angeregt durch die Thesen von Edgar Reitz, 26 Filmemacher und Fachleute an beiden Tagen in drei Arbeitsgruppen die drängenden Themen diskutieren. Das Ergebnis sollten Handlungsempfehlungen sein, die Zum Abschluss im Großen Saal des Zoo-Gesellschaftshauses vorgestellt wurden.
Vorgetragen wurden sie von den jeweiligen Moderatoren der Arbeitsgruppen: Martin Hagemann, Produzent und Professor an der Filmuniversität „Konrad Wolf“ Babelsberg, teilte sich die Präsentation zu „Förderung und Finanzen“ mit der Regisseurin Julia von Heinz; Alfred Holighaus, Präsident der Spitzenorganisation der deutschen Filmwirtschaft (Spio), schilderte die Vorstellungen zu „Ausbildung und Nachwuchs“; und Claudia Dillmann, ehemalige Direktorin des Deutschen Filmmuseums und des Deutschen Filminstituts sprach über „Distribution & Kinokultur“.
Wir veröffentlichen in den nächsten vier Tagen gekürzte Mitschriften der Vorträge. An der endgültigen Formulierung wird noch gearbeitet, sie soll voraussichtlich diese Woche auf der Kongress-Website veröffentlicht werden. Den Anfang machte Martin Hagemann mit Förderung und Finanzen – Kino:
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2018-04-16 19:26:142018-04-16 19:26:14Deutscher Film: Neue Wege in die Zukunft I
2. Das Fernsehen muss sich vom Kinofilm komplett zurückziehen.
3. Wir brauchen das Kino als Ort der Filmkultur.
4. Wir fordern Filmbildung in allen Schulen.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Oliver Zengleinhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgOliver Zenglein2018-04-13 16:01:532019-11-04 15:24:194 Thesen von Edgar Reitz zur Zukunft des Deuschen Films #zukunftfilm
Filmförderung ist, was die Politik will. Achternbuschs Gespenst wurde einst in Bayern verboten, Gansels betulicher Jim Knopf ist durchgefördert. Gut, dass Achternbusch damals schon so schön die Zunge rausgestreckt hat.
Das Gespenst: Die Zukunft des deutschen Films. Und seine Gegenwart – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 174. Folge
»In all my early films, from Jaws to Raiders to E.T., I was telling the story from a seat in the theater ― from the audience, for the audience ― and I haven’t done that in a long time, I haven’t really done that since Jurassic Park, and that was in the ’90s.« Steven Spielberg, im Gespräch mit der »New York Times«
»FilmFernsehFonds Bayern – Verleihförderung: 250.000 € (3/2018) DFFF Deutscher Filmförderfonds: 4.000.000 € German Motion Picture Fund – Produktionsförderung: 2.500.000 € Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg – Produktionsförderung: 450.000 € (10/2016) Filmförderungsanstalt – Produktionsförderung: 800.000 € (11/2016) FilmFernsehFonds Bayern – Produktionsförderung: 1.024.087
€ (10/2016) Medienboard Berlin-Brandenburg – Produktionsförderung: 800.000 € (8/2016)« Fördergelder für Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, »Ratpack« Filmproduktion, München
Der deutsche Film ist ein Scheinriese. Es gibt unglaublich viel Geld, daran liegt es nicht. Deutschland ist das europäische Land mit dem zweithöchsten Förderetat aller Länder. Und gerade daran gemessen kommt unglaublich wenig heraus. Bei Filmfestivals, vor allem den guten, ist es kaum vertreten, viel weniger als nominell »kleine« Filmländer wie zum Beispiel Dänemark, Österreich oder Rumänien. Ins Ausland verkaufen sich deutsche Filme schlecht. Es gibt kaum internationale deutsche Stars – zwar ergötzen sich deutsche Filmfunktionäre und ihr Publikum an einer Romy Schneider für Arme in einem Biopic, das außer einem maßgeblichen ARTE-Redakteur keiner gebraucht hat – die Zeiten einer Romy Schneider oder eines Gerd Fröbe, einer Karin Dor und eines Curt Jürgens, eines Horst Buchholz oder einer Senta Berger (Im Kino, nicht im Fernsehen! In Hollywood, nicht »unter Verdacht«!!) sind lange vorbei. Aber das war ja auch »Opas Kino«, und das war ja angeblich ganz, ganz schlecht – sagen die, die es meistens gar nicht kennen. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2018-04-13 13:50:412018-04-13 13:52:29Cinema Moralia – Folge 174: Achternbusch in der Staatskanzlei
Dietrich Brüggemann am 11. März 2018: „Als ich am vergangenen Freitag in Wiesbaden war, weil „Stau“ den deutschen Fernsehkrimipreis gewann, hatte ich keine Dankesrede vorbereitet, denn irgendwas fällt einem ja immer spontan ein. Während nun die Preisverleihung so vor sich hinlief, kam mir aber ein Gedanke, und der verwandelte sich im Lauf der folgenden 20 Minuten in eine flammende Rede, die ich dann aus dem Stegreif hielt. Was hier folgt, ist die stark erweiterte und ausformulierte Version. Es hat ja seine Gründe, daß man Reden schreibt, bevor man sie hält, aber in Ausnahmefällen kann man es auch hinterher tun. Los ging es natürlich mit einem ausführlichen Dankeschön in alle Himmelsrichtungen, denn Filme macht man bekanntlich nicht allein, au contraire, und nun zur Sache, sehr geehrte Damen und Herren.
Wenn Sie nach der Preisverleihung in diesem Saal sitzenbleiben und unseren Film nochmal anschauen, werden Sie feststellen, daß er im Breitwandformat 1:2,35 gedreht ist (umgangssprachlich „Cinemascope“ oder kurz „Scope“). Wenn das Bild also auf dieser Leinwand gleich breiter wird, dann ist das Absicht. Wenn es stattdessen oben und unten schwarze Balken bekäme, wäre das auch Absicht, in diesem Kinosaal aber trotzdem verkehrt, denn der Platz links und rechts wäre ja vorhanden.
Mir fiel vorhin beim Zusammenschnitt der nominierten Filme auf, daß da einige in Cinemascope waren. Und gerade in diesen Tagen lief im Ersten ein umwerfender Zweiteiler, der rein gar nichts von der Betulichkeit hatte, die im deutschen TV oft so nervt. „Gladbeck“ war ein rasantes Stück Kino im Fernsehen, und natürlich auch in Cinemascope, denn dieses Bildformat ist wundervoll – nicht nur für Western-Panoramen, sondern genausogut für intime Kammerspiele. In Cinemascope kriegt man nämlich viel eleganter zwei oder mehr Menschen gleichberechtigt in ein Bild. Meine Filme sind immer Ensemblefilme, und deswegen drehe ich immer in Cinemascope. Das fernsehübliche 16:9-Format mag ich eigentlich überhaupt nicht. Darin kann man meinetwegen Tagesschau drehen, aber keine Spielfilme.
Nun geht der deutsche Fernsehkrimipreis also an einen Cinemascope-Tatort, aber es wird leider der letzte gewesen sein, denn kurz nach unseren Dreharbeiten wurde das in der ARD verboten. Ab sofort darf es in der ARD keine Filme in Cinemascope mehr geben. Grund? Unklar. Vermutlich haben sich von den schätzungsweise dreißig Zuschauern, die noch auf 30cm-Röhrenfernsehern gucken, zwei oder drei über die Balken im Bild beschwert. Diese Neuregelung kam von ganz oben, von irgendwelchen Leuten auf der Programmdirektionsebene, mit denen ich als kleiner Filmemacher ohnehin nie zu tun habe, also kann ich sie auch ungeniert beleidigen, indem ich hier ungefiltert wiedergebe, was ich als erstes dachte, als mir das zu Ohren kam, nämlich: Was für Vollidioten.
Als dann unser „Tatort“ vor einem halben Jahr ausgestrahlt wurde, schrieb irgendjemand: Ein gelungenes Experiment.
Schön, dachte ich, aber andererseits: Experiment? Ich habe einfach versucht, das Genre ein wenig weiterzudenken, das Rad etwas weiterzudrehen, und allerhand Sachen weggelassen, die ich beim „Tatort“ schon immer doof fand. Ist das schon ein Experiment? Wenn ja, dann wäre das sehr traurig, denn Experimente wird es beim Tatort ab sofort nur noch zweimal im Jahr geben. Auch das ist nämlich eine neue Regelung, die die ARD-Programmdirektion sich in ihrer Weisheit ausgedacht hat: Ab sofort nur noch zwei experimentelle „Tatorte“ pro Jahr. Alle anderen haben bitteschön unexperimentell zu sein.
Das wirft natürlich Fragen auf, die kaum zu beantworten sind: Ab wann ist ein Film experimentell? Kriege ich dann beim nächsten Tatort bitte eine möglichst detaillierte Checkliste, was alles gewährleistet sein muß, damit er als unexperimenteller Tatort durchgeht?
Man kann aber noch weiter ausholen und den Begriff des Experiments hinterfragen. Der ist zwar seit Jahrzehnten modern, hat aber meiner Meinung nach in der Kunst nichts zu suchen. Wer Kunst macht, sollte nicht herumprobieren, sondern gefälligst wissen, was er will. Wer Kunst macht, hat aber umgekehrt auch die verdammte Pflicht, das Rad jeweils neu zu erfinden. Also irgendetwas zu machen, das vorher noch niemand so gemacht hat. Und wenn das schon experimentell ist, dann interessiert mich überhaupt nur das Experimentelle, und dann hätte ich von der ARD gern nicht zwei, sondern vierzig experimentelle Tatorte pro Jahr. Stattdessen bekomme ich Durchschnittsware, bei der ich nach fünf Minuten abschalte, wenn ich überhaupt mal einschalte. Diejenigen Tatorte, die unter „experimentell“ laufen, finde ich beileibe nicht immer so toll, aber immer noch deutlich erfrischender als das, was man sonst so sieht.
Also, zusammengefasst: Wir stehen in der Blüte eines goldenen TV-Zeitalters, überall auf der Welt entstehen aufsehenerregende Seriengesamtkunstwerke, und der Boom ist endlich auch in Deutschland angekommen, nach Jahrzehnten der öffentlich-rechtlichen Monokultur kommt endlich Leben in die Bude, auf einmal entstehen hier wirklich tolle Sachen, alle freuen sich, nur die ARD-Programmdirektion hält es für eine gute Idee, den experimentellen Tatort, was immer das sein soll, auf zwei Stück pro Jahr zu beschränken und Cinemascope zu verbieten.
Haben die eigentlich den Schuß nicht gehört?
Haben die aus dem Untergang der DDR nichts gelernt?
Es geht hier nicht darum, mal wieder die alte Front zwischen den Kreativen und den doofen Sendern aufzumachen. Die ist falsch. Die gibt es so nicht. Die Front verläuft vielmehr zwischen den guten Leuten, die gute Sachen machen wollen, und den Apparatschiks, die alles verhindern wollen, was auch nur irgendwen irgendwo stören könnte. Und die guten Leute, die sitzen natürlich auch in großer Zahl in den Sendern. Das sind diejenigen Redakteure und Fernsehspielchefs, denen noch nicht alles egal ist, die vom eigenen sicheren Job noch nicht korrumpiert wurden oder sich in selbstgefällige Bonzen verwandelt haben. Die gute Filme machen wollen und die ich stets als äußerst faire und engagierte Partner erlebt habe. Gerade diese guten Leute haben im eigenen Haus ständig zu kämpfen mit Sparzwängen und der Konkurrenz von Nachrichten und Unterhaltung und Sport. Diese Leute brauchen wir, und diese Leute brauchen jede erdenkliche Unterstützung von uns. Die sind nämlich ständig unter Beschuß und führen einen zermürbenden Dauerkampf in alle Richtungen gleichzeitig. Aber ohne die könnten wir alle einpacken und nach Amerika auswandern.
All denen sei dieser Preis gewidmet. Wenn ich jemals wieder einen Tatort machen sollte, dann in Cinemascope. Und experimentell wird er vermutlich am Ende auch.“
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Oliver Zengleinhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgOliver Zenglein2018-03-12 13:44:542019-11-04 15:24:25Cinemascopeverbot und fast keine Experimente
Nach dem FairFilmAward Fiction ist vor dem FairFilmAward Non Fiction! Wir verleihen am 3. Mai 2018 in Kooperation mit dem DOK.fest München und mit Unterstützung der Pensionskasse Rundfunk erstmals den FairFilmAward Non-Fiction. Er zeichnet die Produktionsfirma aus, welche die fairsten Produktions- und Arbeitsbedingungen bei der Herstellung von Dokumentarfilmen in den Jahren 2016/17 ermöglichte. Der Preis wird verliehen im Namen zahlreicher Branchenverbände.
Auch in der Rubrik Non-Fiction gilt: Es ist ein Preis, der sich selbst abschaffen soll. Im Bereich des Dokumentarfilms ein sicher schwieriger und langwieriger Weg – aber von hoher Dringlichkeit. Die unterste (Selbst)Ausbeutungsgrenze ist erreicht. Zu viele non-fiktionale Filme entstehen unter Voraussetzungen, die qualitäts- und existenzgefährdend zugleich sind.
Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir die Fairness-Kriterien für den Non-Fiction Bereich angepasst und definiert, welche Projektsparten teilnehmen können. Anmerkungen, Kritik und Feedback sind ausdrücklich erwünscht!
In einem ersten Schritt möchten wir alle Filmschaffenden, Filmproduktionen und Dienstleistungsunternehmen im Bereich Non-Fiction bitten, bis Freitag, 23. März 2018 zu prüfen, ob ihre Non-Fiction Projekte vom 1.1.2016 bis 22.4.2018 bei Crew United gelistet sind und sich ggf. bei Projekten hinzuzufügen, Projekte/Unternehmen zu ergänzen oder auch andere Branchenteilnehmer.innen über die Möglichkeit zu informieren. Voraussetzung dafür ist aus Gründen der Qualitätssicherung und Transparenz ein kostenloser Basis-Member-Eintrag bei Crew United.
Am Montag, den 26.3. startet dann die Bewertungsphase. Eine Bewertung setzt sich aus jeweils sechs Teilnoten zu folgenden Bereichen zusammen: Arbeitszeiten und Arbeitsschutz – Vertrag, Gagen und Entgelte – Kommunikation und Arbeitsklima – Professionalität und Qualifizierung – Chancengerechtigkeit, Gleichbehandlung und Diversität – Nachhaltigkeit, Solidarität und Perspektiven.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Oliver Zengleinhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgOliver Zenglein2018-03-06 16:23:362019-11-04 15:24:30Verleihung des FairFilmAwards Non Fiction 2018 – Aufruf zur Teilnahme
Lisa Jopt, Schauspielerin und Vorsitzende des ensemble-netzwerks e.V. - (c) Foto: Julia Nimke Photography
Engagiert Euch! Das sagt sich so leicht … und ist es eigentlich auch. Lisa Jopt ist Vorsitzende des Ensemble-Netzwerks, das sich vor drei Jahren gründete. In ihrer Impulsrede zur Diskussion Film but Fair erzählte sie, wie die Schauspieler an deutschen Theatern das gemacht haben.
Text Lisa Jopt.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich sage jetzt einfach mal Kolleginnen und Kollegen, denn so fühle ich es. Obschon ich vom Theater komme, tun wir, die wir alle hier heute aus den unterschiedlichsten Abteilungen beim »Fair Film Award« sind, das Gleiche: Wir arbeiten für die Darstellenden Künste. Ob Theater, Film oder Fernsehen – wir sind mit unseren vielen unterschiedlichen Berufen und Departements eine absolut wichtige und tragende Säule unserer freien, demokratischen Gesellschaft und Bedeutungsträger unserer kulturellen Vielschichtigkeit.
Aber warum stehe ausgerechnet ich heute hier? Sie kennen mich nicht aus dem Fernsehen. Ich bin keine prominente Persönlichkeit, die sich medienwirksam für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen einsetzten könnte. Ich bin auch keine Politikerin, die Entscheidungsgewalt hätte.
Nein, ich bin bloß eine Schauspielerin, die hauptsächlich am Theater beschäftigt ist und die seit sieben Jahren meist peinlichst unterbezahlt an öffentlich geförderten Theatern spielt. Am Schauspiel Essen, am Oldenburgischen Staatstheater oder eben jetzt am Schauspielhaus Bochum.
Und als ich ans Theater kam und mein großer Traum, Schauspielerin zu werden, sich endlich erfüllte, habe ich früh erkennen müssen, dass mein Traumberuf und die Arbeitsrealität unverschämt weit auseinanderliegen. Wie wohl die meisten hier, denn sonst würde es den »Fair Film Award« wohl nicht geben. Vielleicht kommt Ihnen folgende Aussage bekannt vor, selbst, wenn die meisten hier freischaffend sind: Es wird zu viel produziert. In zu kurzer Zeit. Mit zu wenig Leuten. Und zu wenig Geld. Das ist ein massives Problem an vielen Theatern, aber der Frust darüber kanalisiert sich eher in der Kantine oder der Kneipe. Viel Gemekker und Beschwerde von tollen, gestanden Künstler/innen über »die da oben«.
Und je länger man diesem Negativ-Narrativ ausgesetzt ist, dieser sich selbst wiederholenden Hilflosigkeitsbekundung, desto mehr hat man den Eindruck, man könne tatsächlich nichts verändern. Denn wenn die Kolleg/innen, die schon so viel mehr Erfahrung haben als ich, die tolle Schauspieler/innen sind, das nicht können, dann geht es wohl auch wirklich nicht. »So ist das halt am Theater.«
Eine Resignation hatte sich breit gemacht, die sich mit einem Rückzug ins Private, Einzelgängertum oder in zu vielen Feierabendbieren zeigte. Eine traditionelle Erzählung, die angeblich zur Künstler/innen-DNA gehört, sollte nun angeblich auch meine Berufsrealität sein. Meine Lebensperspektive bestimmen. Wir nennen das heute übrigens Theaterfolklore. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2018-03-05 09:37:032018-03-06 08:30:35Über dem Tellerrand
Deutscher Film: Neue Wege in die Zukunft III
out takes, Peter HartigZum Abschluss des Kongresses „Zukunft Deutscher Film“ in Frankfurt wurden die Verbesserungsvorschläge vor vollem Saal präsentiert. | Foto © Klaus Rebmann
Beim Kongress „Zukunft Deutscher Film” haben Filmemacher und Fachleute Vorschläge erarbeitet, was besser gemacht werden könnte. Wir stellen die Handlungsempfehlungen vorab vor. Alfred Holighaus präsentierte die Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Ausbildung und Nachwuchs“:
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Deutscher Film: Neue Wege in die Zukunft II
out takes, Peter HartigAn der großen Wand von Crew United konnten sich auch die Kongressgäste ihre eigenen Gedanken machen. Am Ende war sie voll. | Foto © Tom Nestler
Beim Kongress „Zukunft Deutscher Film” haben Filmemacher und Fachleute Vorschläge erarbeitet, was besser gemacht werden könnte. Wir stellen die Handlungsempfehlungen vorab vor. Im zweiten Teil der Arbeitsgruppe „Förderung und Finanzen“ präsentierte die Regisseurin Julia von Heinz die Vorschläge zum Fernsehen:
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Deutscher Film: Neue Wege in die Zukunft I
out takes, Peter HartigAuf dem Podium (von links):?Martin Hagemann, Julia von Heinz, Alfred Holighaus, Claudia Dillman. | Foto © Klaus Redmann
Schön, wenn man miteinander geredet hat. Aber was dann? Ohne einen Ausblick wollten die Organisatoren des Kongresses „Zukunft Deutscher Film“ ihre Besucher nicht gehen lassen. Deshalb ließen sie, angeregt durch die Thesen von Edgar Reitz, 26 Filmemacher und Fachleute an beiden Tagen in drei Arbeitsgruppen die drängenden Themen diskutieren. Das Ergebnis sollten Handlungsempfehlungen sein, die Zum Abschluss im Großen Saal des Zoo-Gesellschaftshauses vorgestellt wurden.
Vorgetragen wurden sie von den jeweiligen Moderatoren der Arbeitsgruppen: Martin Hagemann, Produzent und Professor an der Filmuniversität „Konrad Wolf“ Babelsberg, teilte sich die Präsentation zu „Förderung und Finanzen“ mit der Regisseurin Julia von Heinz; Alfred Holighaus, Präsident der Spitzenorganisation der deutschen Filmwirtschaft (Spio), schilderte die Vorstellungen zu „Ausbildung und Nachwuchs“; und Claudia Dillmann, ehemalige Direktorin des Deutschen Filmmuseums und des Deutschen Filminstituts sprach über „Distribution & Kinokultur“.
Wir veröffentlichen in den nächsten vier Tagen gekürzte Mitschriften der Vorträge. An der endgültigen Formulierung wird noch gearbeitet, sie soll voraussichtlich diese Woche auf der Kongress-Website veröffentlicht werden. Den Anfang machte Martin Hagemann mit Förderung und Finanzen – Kino:
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4 Thesen von Edgar Reitz zur Zukunft des Deuschen Films #zukunftfilm
Oliver Zenglein, out takesEdgar Reitz, Schirmherr und Mitinitiator des Kongresses zu Perspektiven der deutschen Film- und Kinokultur ZUKUNFT DEUTSCHER FILM, im Kurzinterview mit Christian Dosch von Crew United.
Seine 4 Thesen:
1. Der deutsche Gremienfilm hat ausgedient.
2. Das Fernsehen muss sich vom Kinofilm komplett zurückziehen.
3. Wir brauchen das Kino als Ort der Filmkultur.
4. Wir fordern Filmbildung in allen Schulen.
Cinema Moralia – Folge 174: Achternbusch in der Staatskanzlei
out takes, Rüdiger SuchslandFilmförderung ist, was die Politik will. Achternbuschs Gespenst wurde einst in Bayern verboten, Gansels betulicher Jim Knopf ist durchgefördert. Gut, dass Achternbusch damals schon so schön die Zunge rausgestreckt hat.
Das Gespenst: Die Zukunft des deutschen Films. Und seine Gegenwart – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 174. Folge
Der deutsche Film ist ein Scheinriese. Es gibt unglaublich viel Geld, daran liegt es nicht. Deutschland ist das europäische Land mit dem zweithöchsten Förderetat aller Länder. Und gerade daran gemessen kommt unglaublich wenig heraus. Bei Filmfestivals, vor allem den guten, ist es kaum vertreten, viel weniger als nominell »kleine« Filmländer wie zum Beispiel Dänemark, Österreich oder Rumänien. Ins Ausland verkaufen sich deutsche Filme schlecht. Es gibt kaum internationale deutsche Stars – zwar ergötzen sich deutsche Filmfunktionäre und ihr Publikum an einer Romy Schneider für Arme in einem Biopic, das außer einem maßgeblichen ARTE-Redakteur keiner gebraucht hat – die Zeiten einer Romy Schneider oder eines Gerd Fröbe, einer Karin Dor und eines Curt Jürgens, eines Horst Buchholz oder einer Senta Berger (Im Kino, nicht im Fernsehen! In Hollywood, nicht »unter Verdacht«!!) sind lange vorbei. Aber das war ja auch »Opas Kino«, und das war ja angeblich ganz, ganz schlecht – sagen die, die es meistens gar nicht kennen. Weiterlesen
Cinemascopeverbot und fast keine Experimente
Oliver Zenglein, out takesSzenenfoto aus dem Tatort - Stau von Dietrich Brüggemann Bild: SWR/Andreas Schäfauer
Der von Dietrich Brüggemann und Daniel Bickermann geschriebene und von Dietrich Brüggemann inszenierte Tatort: Stau hat den Deutschen Fernsehkrimi-Preis 2018 beim Deutsche Fernsehkrimi-Festival 2018 in Wiesbaden gewonnen.
Für seinen Blog hat Dietrich Brüggemann die Dankesrede vom Freitag „stark erweitert und ausformuliert“ und uns erlaubt, den Text hier ebenfalls zu veröffentlichen. Der Link zum Originalbeitrag lautet: https://d-trick.de/blog/cinemascopeverbot-und-keine-experimente/
Dietrich Brüggemann am 11. März 2018: „Als ich am vergangenen Freitag in Wiesbaden war, weil „Stau“ den deutschen Fernsehkrimipreis gewann, hatte ich keine Dankesrede vorbereitet, denn irgendwas fällt einem ja immer spontan ein. Während nun die Preisverleihung so vor sich hinlief, kam mir aber ein Gedanke, und der verwandelte sich im Lauf der folgenden 20 Minuten in eine flammende Rede, die ich dann aus dem Stegreif hielt. Was hier folgt, ist die stark erweiterte und ausformulierte Version. Es hat ja seine Gründe, daß man Reden schreibt, bevor man sie hält, aber in Ausnahmefällen kann man es auch hinterher tun. Los ging es natürlich mit einem ausführlichen Dankeschön in alle Himmelsrichtungen, denn Filme macht man bekanntlich nicht allein, au contraire, und nun zur Sache, sehr geehrte Damen und Herren.
Wenn Sie nach der Preisverleihung in diesem Saal sitzenbleiben und unseren Film nochmal anschauen, werden Sie feststellen, daß er im Breitwandformat 1:2,35 gedreht ist (umgangssprachlich „Cinemascope“ oder kurz „Scope“). Wenn das Bild also auf dieser Leinwand gleich breiter wird, dann ist das Absicht. Wenn es stattdessen oben und unten schwarze Balken bekäme, wäre das auch Absicht, in diesem Kinosaal aber trotzdem verkehrt, denn der Platz links und rechts wäre ja vorhanden.
Mir fiel vorhin beim Zusammenschnitt der nominierten Filme auf, daß da einige in Cinemascope waren. Und gerade in diesen Tagen lief im Ersten ein umwerfender Zweiteiler, der rein gar nichts von der Betulichkeit hatte, die im deutschen TV oft so nervt. „Gladbeck“ war ein rasantes Stück Kino im Fernsehen, und natürlich auch in Cinemascope, denn dieses Bildformat ist wundervoll – nicht nur für Western-Panoramen, sondern genausogut für intime Kammerspiele. In Cinemascope kriegt man nämlich viel eleganter zwei oder mehr Menschen gleichberechtigt in ein Bild. Meine Filme sind immer Ensemblefilme, und deswegen drehe ich immer in Cinemascope. Das fernsehübliche 16:9-Format mag ich eigentlich überhaupt nicht. Darin kann man meinetwegen Tagesschau drehen, aber keine Spielfilme.
Nun geht der deutsche Fernsehkrimipreis also an einen Cinemascope-Tatort, aber es wird leider der letzte gewesen sein, denn kurz nach unseren Dreharbeiten wurde das in der ARD verboten. Ab sofort darf es in der ARD keine Filme in Cinemascope mehr geben. Grund? Unklar. Vermutlich haben sich von den schätzungsweise dreißig Zuschauern, die noch auf 30cm-Röhrenfernsehern gucken, zwei oder drei über die Balken im Bild beschwert. Diese Neuregelung kam von ganz oben, von irgendwelchen Leuten auf der Programmdirektionsebene, mit denen ich als kleiner Filmemacher ohnehin nie zu tun habe, also kann ich sie auch ungeniert beleidigen, indem ich hier ungefiltert wiedergebe, was ich als erstes dachte, als mir das zu Ohren kam, nämlich: Was für Vollidioten.
Als dann unser „Tatort“ vor einem halben Jahr ausgestrahlt wurde, schrieb irgendjemand: Ein gelungenes Experiment.
Schön, dachte ich, aber andererseits: Experiment? Ich habe einfach versucht, das Genre ein wenig weiterzudenken, das Rad etwas weiterzudrehen, und allerhand Sachen weggelassen, die ich beim „Tatort“ schon immer doof fand. Ist das schon ein Experiment? Wenn ja, dann wäre das sehr traurig, denn Experimente wird es beim Tatort ab sofort nur noch zweimal im Jahr geben. Auch das ist nämlich eine neue Regelung, die die ARD-Programmdirektion sich in ihrer Weisheit ausgedacht hat: Ab sofort nur noch zwei experimentelle „Tatorte“ pro Jahr. Alle anderen haben bitteschön unexperimentell zu sein.
Das wirft natürlich Fragen auf, die kaum zu beantworten sind: Ab wann ist ein Film experimentell? Kriege ich dann beim nächsten Tatort bitte eine möglichst detaillierte Checkliste, was alles gewährleistet sein muß, damit er als unexperimenteller Tatort durchgeht?
Man kann aber noch weiter ausholen und den Begriff des Experiments hinterfragen. Der ist zwar seit Jahrzehnten modern, hat aber meiner Meinung nach in der Kunst nichts zu suchen. Wer Kunst macht, sollte nicht herumprobieren, sondern gefälligst wissen, was er will. Wer Kunst macht, hat aber umgekehrt auch die verdammte Pflicht, das Rad jeweils neu zu erfinden. Also irgendetwas zu machen, das vorher noch niemand so gemacht hat. Und wenn das schon experimentell ist, dann interessiert mich überhaupt nur das Experimentelle, und dann hätte ich von der ARD gern nicht zwei, sondern vierzig experimentelle Tatorte pro Jahr. Stattdessen bekomme ich Durchschnittsware, bei der ich nach fünf Minuten abschalte, wenn ich überhaupt mal einschalte. Diejenigen Tatorte, die unter „experimentell“ laufen, finde ich beileibe nicht immer so toll, aber immer noch deutlich erfrischender als das, was man sonst so sieht.
Also, zusammengefasst: Wir stehen in der Blüte eines goldenen TV-Zeitalters, überall auf der Welt entstehen aufsehenerregende Seriengesamtkunstwerke, und der Boom ist endlich auch in Deutschland angekommen, nach Jahrzehnten der öffentlich-rechtlichen Monokultur kommt endlich Leben in die Bude, auf einmal entstehen hier wirklich tolle Sachen, alle freuen sich, nur die ARD-Programmdirektion hält es für eine gute Idee, den experimentellen Tatort, was immer das sein soll, auf zwei Stück pro Jahr zu beschränken und Cinemascope zu verbieten.
Haben die eigentlich den Schuß nicht gehört?
Haben die aus dem Untergang der DDR nichts gelernt?
Es geht hier nicht darum, mal wieder die alte Front zwischen den Kreativen und den doofen Sendern aufzumachen. Die ist falsch. Die gibt es so nicht. Die Front verläuft vielmehr zwischen den guten Leuten, die gute Sachen machen wollen, und den Apparatschiks, die alles verhindern wollen, was auch nur irgendwen irgendwo stören könnte. Und die guten Leute, die sitzen natürlich auch in großer Zahl in den Sendern. Das sind diejenigen Redakteure und Fernsehspielchefs, denen noch nicht alles egal ist, die vom eigenen sicheren Job noch nicht korrumpiert wurden oder sich in selbstgefällige Bonzen verwandelt haben. Die gute Filme machen wollen und die ich stets als äußerst faire und engagierte Partner erlebt habe. Gerade diese guten Leute haben im eigenen Haus ständig zu kämpfen mit Sparzwängen und der Konkurrenz von Nachrichten und Unterhaltung und Sport. Diese Leute brauchen wir, und diese Leute brauchen jede erdenkliche Unterstützung von uns. Die sind nämlich ständig unter Beschuß und führen einen zermürbenden Dauerkampf in alle Richtungen gleichzeitig. Aber ohne die könnten wir alle einpacken und nach Amerika auswandern.
All denen sei dieser Preis gewidmet. Wenn ich jemals wieder einen Tatort machen sollte, dann in Cinemascope. Und experimentell wird er vermutlich am Ende auch.“
Verleihung des FairFilmAwards Non Fiction 2018 – Aufruf zur Teilnahme
Oliver ZengleinNach dem FairFilmAward Fiction ist vor dem FairFilmAward Non Fiction! Wir verleihen am 3. Mai 2018 in Kooperation mit dem DOK.fest München und mit Unterstützung der Pensionskasse Rundfunk erstmals den FairFilmAward Non-Fiction. Er zeichnet die Produktionsfirma aus, welche die fairsten Produktions- und Arbeitsbedingungen bei der Herstellung von Dokumentarfilmen in den Jahren 2016/17 ermöglichte. Der Preis wird verliehen im Namen zahlreicher Branchenverbände.
Auch in der Rubrik Non-Fiction gilt: Es ist ein Preis, der sich selbst abschaffen soll. Im Bereich des Dokumentarfilms ein sicher schwieriger und langwieriger Weg – aber von hoher Dringlichkeit. Die unterste (Selbst)Ausbeutungsgrenze ist erreicht. Zu viele non-fiktionale Filme entstehen unter Voraussetzungen, die qualitäts- und existenzgefährdend zugleich sind.
Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir die Fairness-Kriterien für den Non-Fiction Bereich angepasst und definiert, welche Projektsparten teilnehmen können. Anmerkungen, Kritik und Feedback sind ausdrücklich erwünscht!
In einem ersten Schritt möchten wir alle Filmschaffenden, Filmproduktionen und Dienstleistungsunternehmen im Bereich Non-Fiction bitten, bis Freitag, 23. März 2018 zu prüfen, ob ihre Non-Fiction Projekte vom 1.1.2016 bis 22.4.2018 bei Crew United gelistet sind und sich ggf. bei Projekten hinzuzufügen, Projekte/Unternehmen zu ergänzen oder auch andere Branchenteilnehmer.innen über die Möglichkeit zu informieren. Voraussetzung dafür ist aus Gründen der Qualitätssicherung und Transparenz ein kostenloser Basis-Member-Eintrag bei Crew United.
Am Montag, den 26.3. startet dann die Bewertungsphase. Eine Bewertung setzt sich aus jeweils sechs Teilnoten zu folgenden Bereichen zusammen: Arbeitszeiten und Arbeitsschutz – Vertrag, Gagen und Entgelte – Kommunikation und Arbeitsklima – Professionalität und Qualifizierung – Chancengerechtigkeit, Gleichbehandlung und Diversität – Nachhaltigkeit, Solidarität und Perspektiven.
Über dem Tellerrand
out takes, Peter HartigLisa Jopt, Schauspielerin und Vorsitzende des ensemble-netzwerks e.V. - (c) Foto: Julia Nimke Photography
Engagiert Euch! Das sagt sich so leicht … und ist es eigentlich auch. Lisa Jopt ist Vorsitzende des Ensemble-Netzwerks, das sich vor drei Jahren gründete. In ihrer Impulsrede zur Diskussion Film but Fair erzählte sie, wie die Schauspieler an deutschen Theatern das gemacht haben.
Text Lisa Jopt.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich sage jetzt einfach mal Kolleginnen und Kollegen, denn so fühle ich es. Obschon ich vom Theater komme, tun wir, die wir alle hier heute aus den unterschiedlichsten Abteilungen beim »Fair Film Award« sind, das Gleiche: Wir arbeiten für die Darstellenden Künste. Ob Theater, Film oder Fernsehen – wir sind mit unseren vielen unterschiedlichen Berufen und Departements eine absolut wichtige und tragende Säule unserer freien, demokratischen Gesellschaft und Bedeutungsträger unserer kulturellen Vielschichtigkeit.
Aber warum stehe ausgerechnet ich heute hier? Sie kennen mich nicht aus dem Fernsehen. Ich bin keine prominente Persönlichkeit, die sich medienwirksam für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen einsetzten könnte. Ich bin auch keine Politikerin, die Entscheidungsgewalt hätte.
Nein, ich bin bloß eine Schauspielerin, die hauptsächlich am Theater beschäftigt ist und die seit sieben Jahren meist peinlichst unterbezahlt an öffentlich geförderten Theatern spielt. Am Schauspiel Essen, am Oldenburgischen Staatstheater oder eben jetzt am Schauspielhaus Bochum.
Und als ich ans Theater kam und mein großer Traum, Schauspielerin zu werden, sich endlich erfüllte, habe ich früh erkennen müssen, dass mein Traumberuf und die Arbeitsrealität unverschämt weit auseinanderliegen. Wie wohl die meisten hier, denn sonst würde es den »Fair Film Award« wohl nicht geben. Vielleicht kommt Ihnen folgende Aussage bekannt vor, selbst, wenn die meisten hier freischaffend sind: Es wird zu viel produziert. In zu kurzer Zeit. Mit zu wenig Leuten. Und zu wenig Geld. Das ist ein massives Problem an vielen Theatern, aber der Frust darüber kanalisiert sich eher in der Kantine oder der Kneipe. Viel Gemekker und Beschwerde von tollen, gestanden Künstler/innen über »die da oben«.
Und je länger man diesem Negativ-Narrativ ausgesetzt ist, dieser sich selbst wiederholenden Hilflosigkeitsbekundung, desto mehr hat man den Eindruck, man könne tatsächlich nichts verändern. Denn wenn die Kolleg/innen, die schon so viel mehr Erfahrung haben als ich, die tolle Schauspieler/innen sind, das nicht können, dann geht es wohl auch wirklich nicht. »So ist das halt am Theater.«
Eine Resignation hatte sich breit gemacht, die sich mit einem Rückzug ins Private, Einzelgängertum oder in zu vielen Feierabendbieren zeigte. Eine traditionelle Erzählung, die angeblich zur Künstler/innen-DNA gehört, sollte nun angeblich auch meine Berufsrealität sein. Meine Lebensperspektive bestimmen. Wir nennen das heute übrigens Theaterfolklore. Weiterlesen