2. Das Fernsehen muss sich vom Kinofilm komplett zurückziehen.
3. Wir brauchen das Kino als Ort der Filmkultur.
4. Wir fordern Filmbildung in allen Schulen.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Oliver Zengleinhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgOliver Zenglein2018-04-13 16:01:532019-11-04 15:24:194 Thesen von Edgar Reitz zur Zukunft des Deuschen Films #zukunftfilm
Filmförderung ist, was die Politik will. Achternbuschs Gespenst wurde einst in Bayern verboten, Gansels betulicher Jim Knopf ist durchgefördert. Gut, dass Achternbusch damals schon so schön die Zunge rausgestreckt hat.
Das Gespenst: Die Zukunft des deutschen Films. Und seine Gegenwart – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 174. Folge
»In all my early films, from Jaws to Raiders to E.T., I was telling the story from a seat in the theater ― from the audience, for the audience ― and I haven’t done that in a long time, I haven’t really done that since Jurassic Park, and that was in the ’90s.« Steven Spielberg, im Gespräch mit der »New York Times«
»FilmFernsehFonds Bayern – Verleihförderung: 250.000 € (3/2018) DFFF Deutscher Filmförderfonds: 4.000.000 € German Motion Picture Fund – Produktionsförderung: 2.500.000 € Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg – Produktionsförderung: 450.000 € (10/2016) Filmförderungsanstalt – Produktionsförderung: 800.000 € (11/2016) FilmFernsehFonds Bayern – Produktionsförderung: 1.024.087
€ (10/2016) Medienboard Berlin-Brandenburg – Produktionsförderung: 800.000 € (8/2016)« Fördergelder für Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, »Ratpack« Filmproduktion, München
Der deutsche Film ist ein Scheinriese. Es gibt unglaublich viel Geld, daran liegt es nicht. Deutschland ist das europäische Land mit dem zweithöchsten Förderetat aller Länder. Und gerade daran gemessen kommt unglaublich wenig heraus. Bei Filmfestivals, vor allem den guten, ist es kaum vertreten, viel weniger als nominell »kleine« Filmländer wie zum Beispiel Dänemark, Österreich oder Rumänien. Ins Ausland verkaufen sich deutsche Filme schlecht. Es gibt kaum internationale deutsche Stars – zwar ergötzen sich deutsche Filmfunktionäre und ihr Publikum an einer Romy Schneider für Arme in einem Biopic, das außer einem maßgeblichen ARTE-Redakteur keiner gebraucht hat – die Zeiten einer Romy Schneider oder eines Gerd Fröbe, einer Karin Dor und eines Curt Jürgens, eines Horst Buchholz oder einer Senta Berger (Im Kino, nicht im Fernsehen! In Hollywood, nicht »unter Verdacht«!!) sind lange vorbei. Aber das war ja auch »Opas Kino«, und das war ja angeblich ganz, ganz schlecht – sagen die, die es meistens gar nicht kennen. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2018-04-13 13:50:412018-04-13 13:52:29Cinema Moralia – Folge 174: Achternbusch in der Staatskanzlei
Dietrich Brüggemann am 11. März 2018: „Als ich am vergangenen Freitag in Wiesbaden war, weil „Stau“ den deutschen Fernsehkrimipreis gewann, hatte ich keine Dankesrede vorbereitet, denn irgendwas fällt einem ja immer spontan ein. Während nun die Preisverleihung so vor sich hinlief, kam mir aber ein Gedanke, und der verwandelte sich im Lauf der folgenden 20 Minuten in eine flammende Rede, die ich dann aus dem Stegreif hielt. Was hier folgt, ist die stark erweiterte und ausformulierte Version. Es hat ja seine Gründe, daß man Reden schreibt, bevor man sie hält, aber in Ausnahmefällen kann man es auch hinterher tun. Los ging es natürlich mit einem ausführlichen Dankeschön in alle Himmelsrichtungen, denn Filme macht man bekanntlich nicht allein, au contraire, und nun zur Sache, sehr geehrte Damen und Herren.
Wenn Sie nach der Preisverleihung in diesem Saal sitzenbleiben und unseren Film nochmal anschauen, werden Sie feststellen, daß er im Breitwandformat 1:2,35 gedreht ist (umgangssprachlich „Cinemascope“ oder kurz „Scope“). Wenn das Bild also auf dieser Leinwand gleich breiter wird, dann ist das Absicht. Wenn es stattdessen oben und unten schwarze Balken bekäme, wäre das auch Absicht, in diesem Kinosaal aber trotzdem verkehrt, denn der Platz links und rechts wäre ja vorhanden.
Mir fiel vorhin beim Zusammenschnitt der nominierten Filme auf, daß da einige in Cinemascope waren. Und gerade in diesen Tagen lief im Ersten ein umwerfender Zweiteiler, der rein gar nichts von der Betulichkeit hatte, die im deutschen TV oft so nervt. „Gladbeck“ war ein rasantes Stück Kino im Fernsehen, und natürlich auch in Cinemascope, denn dieses Bildformat ist wundervoll – nicht nur für Western-Panoramen, sondern genausogut für intime Kammerspiele. In Cinemascope kriegt man nämlich viel eleganter zwei oder mehr Menschen gleichberechtigt in ein Bild. Meine Filme sind immer Ensemblefilme, und deswegen drehe ich immer in Cinemascope. Das fernsehübliche 16:9-Format mag ich eigentlich überhaupt nicht. Darin kann man meinetwegen Tagesschau drehen, aber keine Spielfilme.
Nun geht der deutsche Fernsehkrimipreis also an einen Cinemascope-Tatort, aber es wird leider der letzte gewesen sein, denn kurz nach unseren Dreharbeiten wurde das in der ARD verboten. Ab sofort darf es in der ARD keine Filme in Cinemascope mehr geben. Grund? Unklar. Vermutlich haben sich von den schätzungsweise dreißig Zuschauern, die noch auf 30cm-Röhrenfernsehern gucken, zwei oder drei über die Balken im Bild beschwert. Diese Neuregelung kam von ganz oben, von irgendwelchen Leuten auf der Programmdirektionsebene, mit denen ich als kleiner Filmemacher ohnehin nie zu tun habe, also kann ich sie auch ungeniert beleidigen, indem ich hier ungefiltert wiedergebe, was ich als erstes dachte, als mir das zu Ohren kam, nämlich: Was für Vollidioten.
Als dann unser „Tatort“ vor einem halben Jahr ausgestrahlt wurde, schrieb irgendjemand: Ein gelungenes Experiment.
Schön, dachte ich, aber andererseits: Experiment? Ich habe einfach versucht, das Genre ein wenig weiterzudenken, das Rad etwas weiterzudrehen, und allerhand Sachen weggelassen, die ich beim „Tatort“ schon immer doof fand. Ist das schon ein Experiment? Wenn ja, dann wäre das sehr traurig, denn Experimente wird es beim Tatort ab sofort nur noch zweimal im Jahr geben. Auch das ist nämlich eine neue Regelung, die die ARD-Programmdirektion sich in ihrer Weisheit ausgedacht hat: Ab sofort nur noch zwei experimentelle „Tatorte“ pro Jahr. Alle anderen haben bitteschön unexperimentell zu sein.
Das wirft natürlich Fragen auf, die kaum zu beantworten sind: Ab wann ist ein Film experimentell? Kriege ich dann beim nächsten Tatort bitte eine möglichst detaillierte Checkliste, was alles gewährleistet sein muß, damit er als unexperimenteller Tatort durchgeht?
Man kann aber noch weiter ausholen und den Begriff des Experiments hinterfragen. Der ist zwar seit Jahrzehnten modern, hat aber meiner Meinung nach in der Kunst nichts zu suchen. Wer Kunst macht, sollte nicht herumprobieren, sondern gefälligst wissen, was er will. Wer Kunst macht, hat aber umgekehrt auch die verdammte Pflicht, das Rad jeweils neu zu erfinden. Also irgendetwas zu machen, das vorher noch niemand so gemacht hat. Und wenn das schon experimentell ist, dann interessiert mich überhaupt nur das Experimentelle, und dann hätte ich von der ARD gern nicht zwei, sondern vierzig experimentelle Tatorte pro Jahr. Stattdessen bekomme ich Durchschnittsware, bei der ich nach fünf Minuten abschalte, wenn ich überhaupt mal einschalte. Diejenigen Tatorte, die unter „experimentell“ laufen, finde ich beileibe nicht immer so toll, aber immer noch deutlich erfrischender als das, was man sonst so sieht.
Also, zusammengefasst: Wir stehen in der Blüte eines goldenen TV-Zeitalters, überall auf der Welt entstehen aufsehenerregende Seriengesamtkunstwerke, und der Boom ist endlich auch in Deutschland angekommen, nach Jahrzehnten der öffentlich-rechtlichen Monokultur kommt endlich Leben in die Bude, auf einmal entstehen hier wirklich tolle Sachen, alle freuen sich, nur die ARD-Programmdirektion hält es für eine gute Idee, den experimentellen Tatort, was immer das sein soll, auf zwei Stück pro Jahr zu beschränken und Cinemascope zu verbieten.
Haben die eigentlich den Schuß nicht gehört?
Haben die aus dem Untergang der DDR nichts gelernt?
Es geht hier nicht darum, mal wieder die alte Front zwischen den Kreativen und den doofen Sendern aufzumachen. Die ist falsch. Die gibt es so nicht. Die Front verläuft vielmehr zwischen den guten Leuten, die gute Sachen machen wollen, und den Apparatschiks, die alles verhindern wollen, was auch nur irgendwen irgendwo stören könnte. Und die guten Leute, die sitzen natürlich auch in großer Zahl in den Sendern. Das sind diejenigen Redakteure und Fernsehspielchefs, denen noch nicht alles egal ist, die vom eigenen sicheren Job noch nicht korrumpiert wurden oder sich in selbstgefällige Bonzen verwandelt haben. Die gute Filme machen wollen und die ich stets als äußerst faire und engagierte Partner erlebt habe. Gerade diese guten Leute haben im eigenen Haus ständig zu kämpfen mit Sparzwängen und der Konkurrenz von Nachrichten und Unterhaltung und Sport. Diese Leute brauchen wir, und diese Leute brauchen jede erdenkliche Unterstützung von uns. Die sind nämlich ständig unter Beschuß und führen einen zermürbenden Dauerkampf in alle Richtungen gleichzeitig. Aber ohne die könnten wir alle einpacken und nach Amerika auswandern.
All denen sei dieser Preis gewidmet. Wenn ich jemals wieder einen Tatort machen sollte, dann in Cinemascope. Und experimentell wird er vermutlich am Ende auch.“
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Oliver Zengleinhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgOliver Zenglein2018-03-12 13:44:542019-11-04 15:24:25Cinemascopeverbot und fast keine Experimente
Nach dem FairFilmAward Fiction ist vor dem FairFilmAward Non Fiction! Wir verleihen am 3. Mai 2018 in Kooperation mit dem DOK.fest München und mit Unterstützung der Pensionskasse Rundfunk erstmals den FairFilmAward Non-Fiction. Er zeichnet die Produktionsfirma aus, welche die fairsten Produktions- und Arbeitsbedingungen bei der Herstellung von Dokumentarfilmen in den Jahren 2016/17 ermöglichte. Der Preis wird verliehen im Namen zahlreicher Branchenverbände.
Auch in der Rubrik Non-Fiction gilt: Es ist ein Preis, der sich selbst abschaffen soll. Im Bereich des Dokumentarfilms ein sicher schwieriger und langwieriger Weg – aber von hoher Dringlichkeit. Die unterste (Selbst)Ausbeutungsgrenze ist erreicht. Zu viele non-fiktionale Filme entstehen unter Voraussetzungen, die qualitäts- und existenzgefährdend zugleich sind.
Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir die Fairness-Kriterien für den Non-Fiction Bereich angepasst und definiert, welche Projektsparten teilnehmen können. Anmerkungen, Kritik und Feedback sind ausdrücklich erwünscht!
In einem ersten Schritt möchten wir alle Filmschaffenden, Filmproduktionen und Dienstleistungsunternehmen im Bereich Non-Fiction bitten, bis Freitag, 23. März 2018 zu prüfen, ob ihre Non-Fiction Projekte vom 1.1.2016 bis 22.4.2018 bei Crew United gelistet sind und sich ggf. bei Projekten hinzuzufügen, Projekte/Unternehmen zu ergänzen oder auch andere Branchenteilnehmer.innen über die Möglichkeit zu informieren. Voraussetzung dafür ist aus Gründen der Qualitätssicherung und Transparenz ein kostenloser Basis-Member-Eintrag bei Crew United.
Am Montag, den 26.3. startet dann die Bewertungsphase. Eine Bewertung setzt sich aus jeweils sechs Teilnoten zu folgenden Bereichen zusammen: Arbeitszeiten und Arbeitsschutz – Vertrag, Gagen und Entgelte – Kommunikation und Arbeitsklima – Professionalität und Qualifizierung – Chancengerechtigkeit, Gleichbehandlung und Diversität – Nachhaltigkeit, Solidarität und Perspektiven.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Oliver Zengleinhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgOliver Zenglein2018-03-06 16:23:362019-11-04 15:24:30Verleihung des FairFilmAwards Non Fiction 2018 – Aufruf zur Teilnahme
Lisa Jopt, Schauspielerin und Vorsitzende des ensemble-netzwerks e.V. - (c) Foto: Julia Nimke Photography
Engagiert Euch! Das sagt sich so leicht … und ist es eigentlich auch. Lisa Jopt ist Vorsitzende des Ensemble-Netzwerks, das sich vor drei Jahren gründete. In ihrer Impulsrede zur Diskussion Film but Fair erzählte sie, wie die Schauspieler an deutschen Theatern das gemacht haben.
Text Lisa Jopt.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich sage jetzt einfach mal Kolleginnen und Kollegen, denn so fühle ich es. Obschon ich vom Theater komme, tun wir, die wir alle hier heute aus den unterschiedlichsten Abteilungen beim »Fair Film Award« sind, das Gleiche: Wir arbeiten für die Darstellenden Künste. Ob Theater, Film oder Fernsehen – wir sind mit unseren vielen unterschiedlichen Berufen und Departements eine absolut wichtige und tragende Säule unserer freien, demokratischen Gesellschaft und Bedeutungsträger unserer kulturellen Vielschichtigkeit.
Aber warum stehe ausgerechnet ich heute hier? Sie kennen mich nicht aus dem Fernsehen. Ich bin keine prominente Persönlichkeit, die sich medienwirksam für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen einsetzten könnte. Ich bin auch keine Politikerin, die Entscheidungsgewalt hätte.
Nein, ich bin bloß eine Schauspielerin, die hauptsächlich am Theater beschäftigt ist und die seit sieben Jahren meist peinlichst unterbezahlt an öffentlich geförderten Theatern spielt. Am Schauspiel Essen, am Oldenburgischen Staatstheater oder eben jetzt am Schauspielhaus Bochum.
Und als ich ans Theater kam und mein großer Traum, Schauspielerin zu werden, sich endlich erfüllte, habe ich früh erkennen müssen, dass mein Traumberuf und die Arbeitsrealität unverschämt weit auseinanderliegen. Wie wohl die meisten hier, denn sonst würde es den »Fair Film Award« wohl nicht geben. Vielleicht kommt Ihnen folgende Aussage bekannt vor, selbst, wenn die meisten hier freischaffend sind: Es wird zu viel produziert. In zu kurzer Zeit. Mit zu wenig Leuten. Und zu wenig Geld. Das ist ein massives Problem an vielen Theatern, aber der Frust darüber kanalisiert sich eher in der Kantine oder der Kneipe. Viel Gemekker und Beschwerde von tollen, gestanden Künstler/innen über »die da oben«.
Und je länger man diesem Negativ-Narrativ ausgesetzt ist, dieser sich selbst wiederholenden Hilflosigkeitsbekundung, desto mehr hat man den Eindruck, man könne tatsächlich nichts verändern. Denn wenn die Kolleg/innen, die schon so viel mehr Erfahrung haben als ich, die tolle Schauspieler/innen sind, das nicht können, dann geht es wohl auch wirklich nicht. »So ist das halt am Theater.«
Eine Resignation hatte sich breit gemacht, die sich mit einem Rückzug ins Private, Einzelgängertum oder in zu vielen Feierabendbieren zeigte. Eine traditionelle Erzählung, die angeblich zur Künstler/innen-DNA gehört, sollte nun angeblich auch meine Berufsrealität sein. Meine Lebensperspektive bestimmen. Wir nennen das heute übrigens Theaterfolklore. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2018-03-05 09:37:032018-03-06 08:30:35Über dem Tellerrand
„Watu Wote – All of us“ (Casting: Lorella Jowi) wurde 2017 bereits mit einem Studenten-Oscar ausgezeichnet und ist nun auch die deutsche Hoffnung im Kurzfilmsegment bei den diesjährigen Academy Awards am 4. März. Der 15-minütige Kurzfilm beruht auf wahren Begebenheiten. Ein Reisebus wird nahe der somalischen Grenze in Kenia von Mitgliedern der Terrormiliz Al-Shabaab attackiert. Als die Terroristen die Passagiere auffordern, sich nach religiöser Zugehörigkeit aufzuteilen, weigern sich diese und beweisen somit Mut zur Solidarität und Menschlichkeit im Angesicht des Terrors. Die Regisseurin Katja Benrath verriet uns im Telefoninterview die berührende Entstehungsgeschichte hinter dem Film und erzählte uns außerdem, wie das Leben einer Oscar-Nominierten aussieht.
Ihr Kurzfilm „Watu Wote“ ist für die Oscars im März nominiert. Wie war Ihre erste Reaktion, als Sie davon erfahren haben?
Wir haben uns die Verkündung der Nominierten gemeinsam mit dem gesamten 120-köpfigen Team in Nairobi angeschaut und es war schon eine große Spannung in der Luft. Für die Menschen ist der Film auch mit ihrer eigenen ganz persönlichen Geschichte verknüpft. Wir waren die Letzten, die aufgerufen wurden, weil das alphabetisch abläuft. Das war schon sehr aufregend und die Erleichterung und Freude war dementsprechend riesengroß. Weiterlesen
Oliver Zenglein von Crew United - Foto: (c) Julia Nimke
Vor der Berlinale-Eröffnung ging es in der Berliner Kulturbrauerei wieder zur Sache: Wie können die Filmschaffenden am besten für ihre Interessen einstehen? Crew-United-Geschäftsführer Oliver Zenglein appellierte in seiner Begrüßung, sich stärker zu organisieren.
Ich möchte mit einem Dankeschön beginnen, bei den Menschen, die diese Veranstaltung heute möglich gemacht haben: Zuallererst bei unseren Gästen, die diese Veranstaltung als Impulsgeber, Diskussionspartner oder Laudator mitgestalten. Wir freuen uns, dass Ihr alle gekommen seid. Herzlichen Dank! Bei der großartigen Band Die höchste Eisenbahn, bei Lisa Basten und Rüdiger Suchsland, unseren wunderbaren Moderatoren, bei Christian Dosch, zuständig für Nachhaltigkeit und Fairness bei Crew United, der diese Veranstaltung so toll organisiert hat. Und natürlich bei meinem Crew United Partner Vincent Lutz und dem gesamten Team von Crew United.
Gleich geht es los mir einer hoffentlich spannenden und inspirierenden Diskussion und danach werden wir die fairsten Produktionen 2017 auszeichnen. Das macht üblicherweise die Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verbände DIE FILMSCHAFFENDEN, mit der wir seit vielen Jahren eine Partnerschaft pflegen und für die wir die Umfrage zu den Arbeitsbedingungen seit der zweiten Preisverleihung 2012 durchführen. In diesem Jahr ist es ihr aber aus organisatorischen Gründen nicht möglich. Doch der Preis und das, wofür er steht, ist in der Branche in den letzten Jahren ins Bewusstsein vorgedrungen. Wir alle finden, dass wir nicht nachlassen sollten und der Preis gerade jetzt (und unbedingt) Kontinuität braucht. Deshalb hat Crew United auch die heutige Preisverleihung organisiert.
Das wirklich Großartige dabei: Wir können den Preis in diesem Jahr nicht nur im Namen von Die Filmschaffenden und ihren derzeit 4 Mitgliedsverbänden vergeben, sondern im Namen von über 30 Verbänden, Organisationen. Und im Namen von Verdi. Wir können uns nicht erinnern, dass diese vielen unterschiedlichen Interessenvertretungen sich jemals so einmütig und ohne Streit gemeinsam zu einer Sache bekannt haben: Heute ist die Premiere – der Einsatz für Fairness vereint uns alle! Vielleicht kann dies ein Anfang einer dauerhaften Annäherung sein!
Weiterhin gilt aber, dass dieser Preis keine glamouröse Angelegenheit sein soll und kann. Mehr noch: Ziel dieses Preises bleibt ja ganz klar eines – sich selbst abzuschaffen! Sobald es in der Branche durch die Bank fair zu geht, braucht kein Mensch mehr diesen Preis. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2018-03-01 08:37:412018-03-01 08:37:41Änderung ist möglich!
Die Veranstaltung zum Thema Fairness in der Film- und Fernsehbranche findet mit Unterstu?tzung der Pensionskasse Rundfunk und des Medienboards Berlin- Brandenburg sowie in Kooperation mit u?ber 30 Branchenverba?nden und ver.di statt. Diskussionen und Impulse mit Ga?sten aus der gesamten Kreativbranche sollen Lo?sungsansa?tze ausloten und der Frage nachgehen, wie die Film- und Fernsehschaffenden ihre Zukunft fair gestalten ko?nnen. Mit der Verleihung des FairFilmAwards 2018 werden Beispiele dafu?r ausgezeichnet, dass Film und Fairness sich nicht widersprechen mu?ssen.
Wie ko?nnen diese Leuchtturmbeispiele zur Branchennormalita?t werden? Filme machen ist Teamarbeit auf ho?chstem Niveau und unter gro?ßtem Druck – hochqualifizierte Menschen aus unterschiedlichsten Gewerken arbeiten mit Kreativita?t, Leidenschaft und Engagement zusammen, aber selten unter fairen und angemessenen Bedingungen. Die zunehmende Prekarisierung von Film- und Fernsehschaffenden in Deutschland wurde unla?ngst durch Studien und Umfragen belegt.
Sta?rke entsteht durch gemeinsames Auftreten – was kann Solidarita?t in der Filmbranche heißen, und wo sind ihre Grenzen? Wer ist legitimiert, im Namen der Filmschaffenden zu sprechen? Und welche Teile der Branche bleiben bislang ohne Vertretung? Kann man Kra?fte und Kompetenzen in neuer, besserer Weise bu?ndeln, ohne dass es von Anderen als Bedrohung aufgefasst wird? Welche Beispiele der Selbstorganisation, Kollektivita?t und Solidarita?t gibt es bereits in anderen Branchen der Kultur- und Kreativwirtschaft, aber auch in anderen La?ndern? Und wie lassen sie sich auf die Filmbranche u?bertragen?
Besta?tigte Ga?ste:
Prof. Carl Bergengruen, Gescha?ftsfu?hrer MFG Baden-Wu?rttemberg
Jutta Bru?ckner, Regisseurin und Autorin
Fabian Eder, Vorstandsvorsitzender des Dachverbands der o?sterreichischen Filmschaffenden und der Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden VdFS GenmbH
Lisa Jopt, Schauspielerin und Vorsitzende des ensemble-netzwerks e.V.
Alexander Thies, Vorsitzender des Gesamtvorstands der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen e.V.
Frank Werneke, Stellvertretender Bundesvorsitzender der ver.di
Magdalena Ziomek-Frackowiak, Gescha?ftsfu?hrung und Vorstand SMartDe eG
Moderation:
Lisa Basten (Wissenschaftszentrum Berlin fu?r Sozialforschung, Autorin von „Wir Kreative!“) gemeinsam mit Ru?diger Suchsland (Filmkritiker, Regisseur und Cultural Activist)
Crew United wird im Jahr 2018 u?bergangsweise fu?r die Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verba?nde DIE FILMSCHAFFENDEN den FairFilmAward 2018 vergeben. Bei der Preisverleihung, direkt im Anschluss an die Diskussionsveranstaltung, werden die Preise fu?r die fairsten Filmprojekte aus dem Jahr 2017 in den Kategorien Spielfilm und Serie vergeben. Grundlage fu?r die Auszeichnung ist eine umfassende Umfrage unter den projektbeteiligten Filmschaffenden.
Das Diskussionsforum findet am Donnerstag, den 15. Februar 2018 von 16:30 – 19:00 Uhr im Kesselhaus der Kulturbrauerei (Scho?nhauser Allee 36, 10435 Berlin) statt.
Die Veranstaltung wird per Livestream auf Out Takes und Facebook u?bertragen.
Crew United bietet als das gro?ßte und relevanteste Netzwerk der deutschsprachigen Branche seit fast 22 Jahren die Plattform fu?r alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor und hinter der Kamera, Produktionsfirmen, Dienstleister, Agenturen und mehr.
4 Thesen von Edgar Reitz zur Zukunft des Deuschen Films #zukunftfilm
Oliver Zenglein, out takesEdgar Reitz, Schirmherr und Mitinitiator des Kongresses zu Perspektiven der deutschen Film- und Kinokultur ZUKUNFT DEUTSCHER FILM, im Kurzinterview mit Christian Dosch von Crew United.
Seine 4 Thesen:
1. Der deutsche Gremienfilm hat ausgedient.
2. Das Fernsehen muss sich vom Kinofilm komplett zurückziehen.
3. Wir brauchen das Kino als Ort der Filmkultur.
4. Wir fordern Filmbildung in allen Schulen.
Cinema Moralia – Folge 174: Achternbusch in der Staatskanzlei
out takes, Rüdiger SuchslandFilmförderung ist, was die Politik will. Achternbuschs Gespenst wurde einst in Bayern verboten, Gansels betulicher Jim Knopf ist durchgefördert. Gut, dass Achternbusch damals schon so schön die Zunge rausgestreckt hat.
Das Gespenst: Die Zukunft des deutschen Films. Und seine Gegenwart – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 174. Folge
Der deutsche Film ist ein Scheinriese. Es gibt unglaublich viel Geld, daran liegt es nicht. Deutschland ist das europäische Land mit dem zweithöchsten Förderetat aller Länder. Und gerade daran gemessen kommt unglaublich wenig heraus. Bei Filmfestivals, vor allem den guten, ist es kaum vertreten, viel weniger als nominell »kleine« Filmländer wie zum Beispiel Dänemark, Österreich oder Rumänien. Ins Ausland verkaufen sich deutsche Filme schlecht. Es gibt kaum internationale deutsche Stars – zwar ergötzen sich deutsche Filmfunktionäre und ihr Publikum an einer Romy Schneider für Arme in einem Biopic, das außer einem maßgeblichen ARTE-Redakteur keiner gebraucht hat – die Zeiten einer Romy Schneider oder eines Gerd Fröbe, einer Karin Dor und eines Curt Jürgens, eines Horst Buchholz oder einer Senta Berger (Im Kino, nicht im Fernsehen! In Hollywood, nicht »unter Verdacht«!!) sind lange vorbei. Aber das war ja auch »Opas Kino«, und das war ja angeblich ganz, ganz schlecht – sagen die, die es meistens gar nicht kennen. Weiterlesen
Cinemascopeverbot und fast keine Experimente
Oliver Zenglein, out takesSzenenfoto aus dem Tatort - Stau von Dietrich Brüggemann Bild: SWR/Andreas Schäfauer
Der von Dietrich Brüggemann und Daniel Bickermann geschriebene und von Dietrich Brüggemann inszenierte Tatort: Stau hat den Deutschen Fernsehkrimi-Preis 2018 beim Deutsche Fernsehkrimi-Festival 2018 in Wiesbaden gewonnen.
Für seinen Blog hat Dietrich Brüggemann die Dankesrede vom Freitag „stark erweitert und ausformuliert“ und uns erlaubt, den Text hier ebenfalls zu veröffentlichen. Der Link zum Originalbeitrag lautet: https://d-trick.de/blog/cinemascopeverbot-und-keine-experimente/
Dietrich Brüggemann am 11. März 2018: „Als ich am vergangenen Freitag in Wiesbaden war, weil „Stau“ den deutschen Fernsehkrimipreis gewann, hatte ich keine Dankesrede vorbereitet, denn irgendwas fällt einem ja immer spontan ein. Während nun die Preisverleihung so vor sich hinlief, kam mir aber ein Gedanke, und der verwandelte sich im Lauf der folgenden 20 Minuten in eine flammende Rede, die ich dann aus dem Stegreif hielt. Was hier folgt, ist die stark erweiterte und ausformulierte Version. Es hat ja seine Gründe, daß man Reden schreibt, bevor man sie hält, aber in Ausnahmefällen kann man es auch hinterher tun. Los ging es natürlich mit einem ausführlichen Dankeschön in alle Himmelsrichtungen, denn Filme macht man bekanntlich nicht allein, au contraire, und nun zur Sache, sehr geehrte Damen und Herren.
Wenn Sie nach der Preisverleihung in diesem Saal sitzenbleiben und unseren Film nochmal anschauen, werden Sie feststellen, daß er im Breitwandformat 1:2,35 gedreht ist (umgangssprachlich „Cinemascope“ oder kurz „Scope“). Wenn das Bild also auf dieser Leinwand gleich breiter wird, dann ist das Absicht. Wenn es stattdessen oben und unten schwarze Balken bekäme, wäre das auch Absicht, in diesem Kinosaal aber trotzdem verkehrt, denn der Platz links und rechts wäre ja vorhanden.
Mir fiel vorhin beim Zusammenschnitt der nominierten Filme auf, daß da einige in Cinemascope waren. Und gerade in diesen Tagen lief im Ersten ein umwerfender Zweiteiler, der rein gar nichts von der Betulichkeit hatte, die im deutschen TV oft so nervt. „Gladbeck“ war ein rasantes Stück Kino im Fernsehen, und natürlich auch in Cinemascope, denn dieses Bildformat ist wundervoll – nicht nur für Western-Panoramen, sondern genausogut für intime Kammerspiele. In Cinemascope kriegt man nämlich viel eleganter zwei oder mehr Menschen gleichberechtigt in ein Bild. Meine Filme sind immer Ensemblefilme, und deswegen drehe ich immer in Cinemascope. Das fernsehübliche 16:9-Format mag ich eigentlich überhaupt nicht. Darin kann man meinetwegen Tagesschau drehen, aber keine Spielfilme.
Nun geht der deutsche Fernsehkrimipreis also an einen Cinemascope-Tatort, aber es wird leider der letzte gewesen sein, denn kurz nach unseren Dreharbeiten wurde das in der ARD verboten. Ab sofort darf es in der ARD keine Filme in Cinemascope mehr geben. Grund? Unklar. Vermutlich haben sich von den schätzungsweise dreißig Zuschauern, die noch auf 30cm-Röhrenfernsehern gucken, zwei oder drei über die Balken im Bild beschwert. Diese Neuregelung kam von ganz oben, von irgendwelchen Leuten auf der Programmdirektionsebene, mit denen ich als kleiner Filmemacher ohnehin nie zu tun habe, also kann ich sie auch ungeniert beleidigen, indem ich hier ungefiltert wiedergebe, was ich als erstes dachte, als mir das zu Ohren kam, nämlich: Was für Vollidioten.
Als dann unser „Tatort“ vor einem halben Jahr ausgestrahlt wurde, schrieb irgendjemand: Ein gelungenes Experiment.
Schön, dachte ich, aber andererseits: Experiment? Ich habe einfach versucht, das Genre ein wenig weiterzudenken, das Rad etwas weiterzudrehen, und allerhand Sachen weggelassen, die ich beim „Tatort“ schon immer doof fand. Ist das schon ein Experiment? Wenn ja, dann wäre das sehr traurig, denn Experimente wird es beim Tatort ab sofort nur noch zweimal im Jahr geben. Auch das ist nämlich eine neue Regelung, die die ARD-Programmdirektion sich in ihrer Weisheit ausgedacht hat: Ab sofort nur noch zwei experimentelle „Tatorte“ pro Jahr. Alle anderen haben bitteschön unexperimentell zu sein.
Das wirft natürlich Fragen auf, die kaum zu beantworten sind: Ab wann ist ein Film experimentell? Kriege ich dann beim nächsten Tatort bitte eine möglichst detaillierte Checkliste, was alles gewährleistet sein muß, damit er als unexperimenteller Tatort durchgeht?
Man kann aber noch weiter ausholen und den Begriff des Experiments hinterfragen. Der ist zwar seit Jahrzehnten modern, hat aber meiner Meinung nach in der Kunst nichts zu suchen. Wer Kunst macht, sollte nicht herumprobieren, sondern gefälligst wissen, was er will. Wer Kunst macht, hat aber umgekehrt auch die verdammte Pflicht, das Rad jeweils neu zu erfinden. Also irgendetwas zu machen, das vorher noch niemand so gemacht hat. Und wenn das schon experimentell ist, dann interessiert mich überhaupt nur das Experimentelle, und dann hätte ich von der ARD gern nicht zwei, sondern vierzig experimentelle Tatorte pro Jahr. Stattdessen bekomme ich Durchschnittsware, bei der ich nach fünf Minuten abschalte, wenn ich überhaupt mal einschalte. Diejenigen Tatorte, die unter „experimentell“ laufen, finde ich beileibe nicht immer so toll, aber immer noch deutlich erfrischender als das, was man sonst so sieht.
Also, zusammengefasst: Wir stehen in der Blüte eines goldenen TV-Zeitalters, überall auf der Welt entstehen aufsehenerregende Seriengesamtkunstwerke, und der Boom ist endlich auch in Deutschland angekommen, nach Jahrzehnten der öffentlich-rechtlichen Monokultur kommt endlich Leben in die Bude, auf einmal entstehen hier wirklich tolle Sachen, alle freuen sich, nur die ARD-Programmdirektion hält es für eine gute Idee, den experimentellen Tatort, was immer das sein soll, auf zwei Stück pro Jahr zu beschränken und Cinemascope zu verbieten.
Haben die eigentlich den Schuß nicht gehört?
Haben die aus dem Untergang der DDR nichts gelernt?
Es geht hier nicht darum, mal wieder die alte Front zwischen den Kreativen und den doofen Sendern aufzumachen. Die ist falsch. Die gibt es so nicht. Die Front verläuft vielmehr zwischen den guten Leuten, die gute Sachen machen wollen, und den Apparatschiks, die alles verhindern wollen, was auch nur irgendwen irgendwo stören könnte. Und die guten Leute, die sitzen natürlich auch in großer Zahl in den Sendern. Das sind diejenigen Redakteure und Fernsehspielchefs, denen noch nicht alles egal ist, die vom eigenen sicheren Job noch nicht korrumpiert wurden oder sich in selbstgefällige Bonzen verwandelt haben. Die gute Filme machen wollen und die ich stets als äußerst faire und engagierte Partner erlebt habe. Gerade diese guten Leute haben im eigenen Haus ständig zu kämpfen mit Sparzwängen und der Konkurrenz von Nachrichten und Unterhaltung und Sport. Diese Leute brauchen wir, und diese Leute brauchen jede erdenkliche Unterstützung von uns. Die sind nämlich ständig unter Beschuß und führen einen zermürbenden Dauerkampf in alle Richtungen gleichzeitig. Aber ohne die könnten wir alle einpacken und nach Amerika auswandern.
All denen sei dieser Preis gewidmet. Wenn ich jemals wieder einen Tatort machen sollte, dann in Cinemascope. Und experimentell wird er vermutlich am Ende auch.“
Verleihung des FairFilmAwards Non Fiction 2018 – Aufruf zur Teilnahme
Oliver ZengleinNach dem FairFilmAward Fiction ist vor dem FairFilmAward Non Fiction! Wir verleihen am 3. Mai 2018 in Kooperation mit dem DOK.fest München und mit Unterstützung der Pensionskasse Rundfunk erstmals den FairFilmAward Non-Fiction. Er zeichnet die Produktionsfirma aus, welche die fairsten Produktions- und Arbeitsbedingungen bei der Herstellung von Dokumentarfilmen in den Jahren 2016/17 ermöglichte. Der Preis wird verliehen im Namen zahlreicher Branchenverbände.
Auch in der Rubrik Non-Fiction gilt: Es ist ein Preis, der sich selbst abschaffen soll. Im Bereich des Dokumentarfilms ein sicher schwieriger und langwieriger Weg – aber von hoher Dringlichkeit. Die unterste (Selbst)Ausbeutungsgrenze ist erreicht. Zu viele non-fiktionale Filme entstehen unter Voraussetzungen, die qualitäts- und existenzgefährdend zugleich sind.
Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir die Fairness-Kriterien für den Non-Fiction Bereich angepasst und definiert, welche Projektsparten teilnehmen können. Anmerkungen, Kritik und Feedback sind ausdrücklich erwünscht!
In einem ersten Schritt möchten wir alle Filmschaffenden, Filmproduktionen und Dienstleistungsunternehmen im Bereich Non-Fiction bitten, bis Freitag, 23. März 2018 zu prüfen, ob ihre Non-Fiction Projekte vom 1.1.2016 bis 22.4.2018 bei Crew United gelistet sind und sich ggf. bei Projekten hinzuzufügen, Projekte/Unternehmen zu ergänzen oder auch andere Branchenteilnehmer.innen über die Möglichkeit zu informieren. Voraussetzung dafür ist aus Gründen der Qualitätssicherung und Transparenz ein kostenloser Basis-Member-Eintrag bei Crew United.
Am Montag, den 26.3. startet dann die Bewertungsphase. Eine Bewertung setzt sich aus jeweils sechs Teilnoten zu folgenden Bereichen zusammen: Arbeitszeiten und Arbeitsschutz – Vertrag, Gagen und Entgelte – Kommunikation und Arbeitsklima – Professionalität und Qualifizierung – Chancengerechtigkeit, Gleichbehandlung und Diversität – Nachhaltigkeit, Solidarität und Perspektiven.
Über dem Tellerrand
out takes, Peter HartigLisa Jopt, Schauspielerin und Vorsitzende des ensemble-netzwerks e.V. - (c) Foto: Julia Nimke Photography
Engagiert Euch! Das sagt sich so leicht … und ist es eigentlich auch. Lisa Jopt ist Vorsitzende des Ensemble-Netzwerks, das sich vor drei Jahren gründete. In ihrer Impulsrede zur Diskussion Film but Fair erzählte sie, wie die Schauspieler an deutschen Theatern das gemacht haben.
Text Lisa Jopt.
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich sage jetzt einfach mal Kolleginnen und Kollegen, denn so fühle ich es. Obschon ich vom Theater komme, tun wir, die wir alle hier heute aus den unterschiedlichsten Abteilungen beim »Fair Film Award« sind, das Gleiche: Wir arbeiten für die Darstellenden Künste. Ob Theater, Film oder Fernsehen – wir sind mit unseren vielen unterschiedlichen Berufen und Departements eine absolut wichtige und tragende Säule unserer freien, demokratischen Gesellschaft und Bedeutungsträger unserer kulturellen Vielschichtigkeit.
Aber warum stehe ausgerechnet ich heute hier? Sie kennen mich nicht aus dem Fernsehen. Ich bin keine prominente Persönlichkeit, die sich medienwirksam für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen einsetzten könnte. Ich bin auch keine Politikerin, die Entscheidungsgewalt hätte.
Nein, ich bin bloß eine Schauspielerin, die hauptsächlich am Theater beschäftigt ist und die seit sieben Jahren meist peinlichst unterbezahlt an öffentlich geförderten Theatern spielt. Am Schauspiel Essen, am Oldenburgischen Staatstheater oder eben jetzt am Schauspielhaus Bochum.
Und als ich ans Theater kam und mein großer Traum, Schauspielerin zu werden, sich endlich erfüllte, habe ich früh erkennen müssen, dass mein Traumberuf und die Arbeitsrealität unverschämt weit auseinanderliegen. Wie wohl die meisten hier, denn sonst würde es den »Fair Film Award« wohl nicht geben. Vielleicht kommt Ihnen folgende Aussage bekannt vor, selbst, wenn die meisten hier freischaffend sind: Es wird zu viel produziert. In zu kurzer Zeit. Mit zu wenig Leuten. Und zu wenig Geld. Das ist ein massives Problem an vielen Theatern, aber der Frust darüber kanalisiert sich eher in der Kantine oder der Kneipe. Viel Gemekker und Beschwerde von tollen, gestanden Künstler/innen über »die da oben«.
Und je länger man diesem Negativ-Narrativ ausgesetzt ist, dieser sich selbst wiederholenden Hilflosigkeitsbekundung, desto mehr hat man den Eindruck, man könne tatsächlich nichts verändern. Denn wenn die Kolleg/innen, die schon so viel mehr Erfahrung haben als ich, die tolle Schauspieler/innen sind, das nicht können, dann geht es wohl auch wirklich nicht. »So ist das halt am Theater.«
Eine Resignation hatte sich breit gemacht, die sich mit einem Rückzug ins Private, Einzelgängertum oder in zu vielen Feierabendbieren zeigte. Eine traditionelle Erzählung, die angeblich zur Künstler/innen-DNA gehört, sollte nun angeblich auch meine Berufsrealität sein. Meine Lebensperspektive bestimmen. Wir nennen das heute übrigens Theaterfolklore. Weiterlesen
Katja Benrath – Oscar-Nominierung für „Watu Wote“
Tina ThieleKatja Benrath bei der Studenten-Oscar Verleihung
„Watu Wote – All of us“ (Casting: Lorella Jowi) wurde 2017 bereits mit einem Studenten-Oscar ausgezeichnet und ist nun auch die deutsche Hoffnung im Kurzfilmsegment bei den diesjährigen Academy Awards am 4. März. Der 15-minütige Kurzfilm beruht auf wahren Begebenheiten. Ein Reisebus wird nahe der somalischen Grenze in Kenia von Mitgliedern der Terrormiliz Al-Shabaab attackiert. Als die Terroristen die Passagiere auffordern, sich nach religiöser Zugehörigkeit aufzuteilen, weigern sich diese und beweisen somit Mut zur Solidarität und Menschlichkeit im Angesicht des Terrors. Die Regisseurin Katja Benrath verriet uns im Telefoninterview die berührende Entstehungsgeschichte hinter dem Film und erzählte uns außerdem, wie das Leben einer Oscar-Nominierten aussieht.
Wir haben uns die Verkündung der Nominierten gemeinsam mit dem gesamten 120-köpfigen Team in Nairobi angeschaut und es war schon eine große Spannung in der Luft. Für die Menschen ist der Film auch mit ihrer eigenen ganz persönlichen Geschichte verknüpft. Wir waren die Letzten, die aufgerufen wurden, weil das alphabetisch abläuft. Das war schon sehr aufregend und die Erleichterung und Freude war dementsprechend riesengroß. Weiterlesen
Änderung ist möglich!
out takes, Peter HartigOliver Zenglein von Crew United - Foto: (c) Julia Nimke
Vor der Berlinale-Eröffnung ging es in der Berliner Kulturbrauerei wieder zur Sache: Wie können die Filmschaffenden am besten für ihre Interessen einstehen? Crew-United-Geschäftsführer Oliver Zenglein appellierte in seiner Begrüßung, sich stärker zu organisieren.
Text: Oliver Zenglein
Herzlich willkommen bei Film but Fair!
Ich möchte mit einem Dankeschön beginnen, bei den Menschen, die diese Veranstaltung heute möglich gemacht haben: Zuallererst bei unseren Gästen, die diese Veranstaltung als Impulsgeber, Diskussionspartner oder Laudator mitgestalten. Wir freuen uns, dass Ihr alle gekommen seid. Herzlichen Dank! Bei der großartigen Band Die höchste Eisenbahn, bei Lisa Basten und Rüdiger Suchsland, unseren wunderbaren Moderatoren, bei Christian Dosch, zuständig für Nachhaltigkeit und Fairness bei Crew United, der diese Veranstaltung so toll organisiert hat. Und natürlich bei meinem Crew United Partner Vincent Lutz und dem gesamten Team von Crew United.
Gleich geht es los mir einer hoffentlich spannenden und inspirierenden Diskussion und danach werden wir die fairsten Produktionen 2017 auszeichnen. Das macht üblicherweise die Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verbände DIE FILMSCHAFFENDEN, mit der wir seit vielen Jahren eine Partnerschaft pflegen und für die wir die Umfrage zu den Arbeitsbedingungen seit der zweiten Preisverleihung 2012 durchführen. In diesem Jahr ist es ihr aber aus organisatorischen Gründen nicht möglich. Doch der Preis und das, wofür er steht, ist in der Branche in den letzten Jahren ins Bewusstsein vorgedrungen. Wir alle finden, dass wir nicht nachlassen sollten und der Preis gerade jetzt (und unbedingt) Kontinuität braucht. Deshalb hat Crew United auch die heutige Preisverleihung organisiert.
Das wirklich Großartige dabei: Wir können den Preis in diesem Jahr nicht nur im Namen von Die Filmschaffenden und ihren derzeit 4 Mitgliedsverbänden vergeben, sondern im Namen von über 30 Verbänden, Organisationen. Und im Namen von Verdi. Wir können uns nicht erinnern, dass diese vielen unterschiedlichen Interessenvertretungen sich jemals so einmütig und ohne Streit gemeinsam zu einer Sache bekannt haben: Heute ist die Premiere – der Einsatz für Fairness vereint uns alle! Vielleicht kann dies ein Anfang einer dauerhaften Annäherung sein!
Weiterhin gilt aber, dass dieser Preis keine glamouröse Angelegenheit sein soll und kann. Mehr noch: Ziel dieses Preises bleibt ja ganz klar eines – sich selbst abzuschaffen! Sobald es in der Branche durch die Bank fair zu geht, braucht kein Mensch mehr diesen Preis. Weiterlesen
AUFZEICHNUNG – Film but Fair! Impulse, Diskussion & Verleihung des FairFilmAwards Fiction 2018
Oliver Zenglein, out takesDie Veranstaltung zum Thema Fairness in der Film- und Fernsehbranche findet mit Unterstu?tzung der Pensionskasse Rundfunk und des Medienboards Berlin- Brandenburg sowie in Kooperation mit u?ber 30 Branchenverba?nden und ver.di statt. Diskussionen und Impulse mit Ga?sten aus der gesamten Kreativbranche sollen Lo?sungsansa?tze ausloten und der Frage nachgehen, wie die Film- und Fernsehschaffenden ihre Zukunft fair gestalten ko?nnen. Mit der Verleihung des FairFilmAwards 2018 werden Beispiele dafu?r ausgezeichnet, dass Film und Fairness sich nicht widersprechen mu?ssen.
Wie ko?nnen diese Leuchtturmbeispiele zur Branchennormalita?t werden? Filme machen ist Teamarbeit auf ho?chstem Niveau und unter gro?ßtem Druck – hochqualifizierte Menschen aus unterschiedlichsten Gewerken arbeiten mit Kreativita?t, Leidenschaft und Engagement zusammen, aber selten unter fairen und angemessenen Bedingungen. Die zunehmende Prekarisierung von Film- und Fernsehschaffenden in Deutschland wurde unla?ngst durch Studien und Umfragen belegt.
Sta?rke entsteht durch gemeinsames Auftreten – was kann Solidarita?t in der Filmbranche heißen, und wo sind ihre Grenzen? Wer ist legitimiert, im Namen der Filmschaffenden zu sprechen? Und welche Teile der Branche bleiben bislang ohne Vertretung? Kann man Kra?fte und Kompetenzen in neuer, besserer Weise bu?ndeln, ohne dass es von Anderen als Bedrohung aufgefasst wird? Welche Beispiele der Selbstorganisation, Kollektivita?t und Solidarita?t gibt es bereits in anderen Branchen der Kultur- und Kreativwirtschaft, aber auch in anderen La?ndern? Und wie lassen sie sich auf die Filmbranche u?bertragen?
Besta?tigte Ga?ste:
Prof. Carl Bergengruen, Gescha?ftsfu?hrer MFG Baden-Wu?rttemberg
Jutta Bru?ckner, Regisseurin und Autorin
Fabian Eder, Vorstandsvorsitzender des Dachverbands der o?sterreichischen Filmschaffenden und der Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden VdFS GenmbH
Lisa Jopt, Schauspielerin und Vorsitzende des ensemble-netzwerks e.V.
Alexander Thies, Vorsitzender des Gesamtvorstands der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen e.V.
Frank Werneke, Stellvertretender Bundesvorsitzender der ver.di
Magdalena Ziomek-Frackowiak, Gescha?ftsfu?hrung und Vorstand SMartDe eG
Moderation:
Lisa Basten (Wissenschaftszentrum Berlin fu?r Sozialforschung, Autorin von „Wir Kreative!“) gemeinsam mit Ru?diger Suchsland (Filmkritiker, Regisseur und Cultural Activist)
Crew United wird im Jahr 2018 u?bergangsweise fu?r die Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verba?nde DIE FILMSCHAFFENDEN den FairFilmAward 2018 vergeben. Bei der Preisverleihung, direkt im Anschluss an die Diskussionsveranstaltung, werden die Preise fu?r die fairsten Filmprojekte aus dem Jahr 2017 in den Kategorien Spielfilm und Serie vergeben. Grundlage fu?r die Auszeichnung ist eine umfassende Umfrage unter den projektbeteiligten Filmschaffenden.
Das Diskussionsforum findet am Donnerstag, den 15. Februar 2018 von 16:30 – 19:00 Uhr im Kesselhaus der Kulturbrauerei (Scho?nhauser Allee 36, 10435 Berlin) statt.
Die Veranstaltung wird per Livestream auf Out Takes und Facebook u?bertragen.
Crew United bietet als das gro?ßte und relevanteste Netzwerk der deutschsprachigen Branche seit fast 22 Jahren die Plattform fu?r alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor und hinter der Kamera, Produktionsfirmen, Dienstleister, Agenturen und mehr.
Nominierungen für den FairFilmAward 2018: https://www.crew-united.com/downloads/2017_Fairness_Ergebnisse.pdf
Fairness-Kriterien FairFilmAward 2018: https://www.crew-united.com/downloads/Fairness_Kriterien.pdf
Branchenverbände als Partner: www.out-takes.de/index.php/2017/wir-suchen-die-fairste-filmproduktion-2017/
Die Veranstaltung auf Facebook: facebook.com/events/1876760305671672/