
Wenn der deutsche Film Erfolge feiert, freuen sich auch die deutschen Filmförderer und lassen sich gerne publikumswirksam ablichten. Unter welchen Produktionsbedingungen mancher Erfolg möglich wurde, interessiert die Förderung freilich nicht. | Foto © Deutscher Filmpreis
In der Filmwelt rumort es – zumindest im Untergrund. Der rote Teppich endet für die meisten Filmschaffenden spätestens hinter den Kulissen, da, wo es ums Geld geht. Was in vielen Berufszweigen undenkbar ist, überrascht in der Filmbranche niemanden mehr: Man arbeitet für lau. Nicht immer, aber immer wieder und immer in der Hoffnung auf den nächsten, hoffentlich bezahlten Job. Oder man wird nur im Erfolgsfall bezahlt. Rückstellungsvertrag nennt sich das, wenn der Arbeitnehmer das unternehmerische Risiko mitträgt. Immer noch besser, als gar keine Arbeit zu haben. Obwohl man da durchaus anderer Meinung sein kann. Und längst betrifft das nicht nur Low-Budget- oder Studentenfilme.
„Viel Ehre, doch kaum Verdienst“: Zu diesem Schluss kam auch eine Studie der Forschungsgruppe BEMA der Universität Münster aus dem Sommer 2010. Wenngleich diese Studie vom Bundesverband für Film- und Fernsehschauspieler in Auftrag gegeben wurde, ist sie mit 710 Teilnehmern doch recht groß angelegt. Die Hälfte der Befragten schätzt dort den eigenen finanziellen Status als eher schlecht ein. Fast zwei Drittel verdienten von Sommer 2009 bis 2010 etwa 2.520 Euro im Monat. Der Rest: 833. Das entspricht laut Statistischem Bundesamt in Wiesbaden dem Existenzminimum in Deutschland. Laut BFFS-Studie können über die Hälfte der Befragten die neuen Bedingungen für das Arbeitslosengeld (ALG I) nicht erfüllen. Sie rutschen gleich ins ALG II, die beschönigende Bezeichnung für das, was früher Sozialhilfe hieß und heute gemeinhin „Hartz 4“ genannt wird.
Selber schuld, könnte man sagen – organisiert Euch halt. Nicht mal 4.000 Filmschaffende im Land sind Mitglied eines der Berufsverbände der Branche oder der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) – das ist vielleicht jeder zehnte. Wie soll da genügend Druck aufgebaut werden, wenn man mit der anderen Seite um Gagen und Arbeitszeiten streitet? Und dort sieht es auch nicht viel besser aus: Die Mitglieder der Produzentenallianz können frei entscheiden, wie sie’s mit dem Tarifvertrag halten, den ihr Verband ausgehandelt hat. Viele Filmschaffende halten es darum für besser, Einzelkämpfer zu bleiben in einer Branche, die sich selbst uneins ist und in der jeder nach seinen eigenen Regeln spielt. Und so wird es im Untergrund wohl noch lange weiter rumoren, ohne dass sich etwas ändert. Weiterlesen