Eine Auswertung von künstlerischen und kommerziellen Filmproduktionen für Kino und Fernsehen. Von Belinde Ruth Stieve. Schauspielerin. Berlin.
Letztes Jahr gerieten die Filmfestspiele von Cannes u.a. deshalb in die Kritik, weil im Wettbewerb kein Film einer Regisseurin nominiert wurde. Aber eigentlich war das keine so große Überraschung, denn in Cannes laufen überwiegend Filme von Männern, und erst einmal hat eine Frau die goldene Palme, die seit 1955 verliehen wird, gewonnen: die Neuseeländerin Jane Campion 1983 für Das Piano. Eine andere Regisseurin, die Dänin Bodil Ipsen, hatte 1946 gemeinsam Ko-Regisseur Lau Lauritzen Jr. für den Film Rote Wiesen den Grand Prix erhalten. In diesem ersten Wettbewerb der Filmfestspiele wurden 11 der 43 Wettbewerbsbeiträge gleichberechtigt ausgezeichnet. Neben Ipsen war noch die portugiesische Regisseurin Bárbara Viginia im Wettbewerb dabei.
2013 lief der Film einer Regisseurin im Wettbewerb: Un Château en Italie / A Castle in Italy, von der Italo-Französin Valeria Bruni Tedeschi, neben 19 Filmen von 20 Regisseuren. Und wie sah es sonst hinter der Kamera aus? Dafür habe ich den 6-Gewerke-Check durchgeführt, bei dem ich den Frauenanteil bei Regie, Drehbuch, Produzent/in, Kamera, Ton und Schnitt für die Gesamtheit einer Gruppe von Filmen – in diesem Fall um die Goldene Palme – ermittle. Hier die Werte für die 20 Wettbewerbsfilme:
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Belinde Ruth Stievehttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgBelinde Ruth Stieve2013-06-07 11:48:102013-06-23 12:58:25Kunst oder Kommerz, wo arbeiten die Filmfrauen?
Out takes weist in der Regel nicht mit einem Artikel auf Sendetermine von Reportagen oder Dokumentationen hin, besonders nicht, wenn diese nicht die Kernthemen unseres Blogs betreffen.
In diesem Fall machen wir eine Ausnahme.
In den Medien trifft man regelmäßig auf die Begriffe „Schwarzgeld“ oder „Steuerhinterzieher“, aktuell und prominent im Zusammenhang mit der Selbstanzeige von Uli Hoeness.
Im Schatten des finanziellen Schadens dieser illegalen Geldgeschäfte liegt eine verborgene Gefahr: Was kann Menschen passieren, die diese Geschäfte anzeigen wollen, wenn auf der anderen Seite Personen mit großem Vermögen und Einfluss stehen, die sich vor Aufdeckung schützen wollen?
Der Fall Mollath – 2002 bis 2006: Gustl Mollath wird verräumt
Heutzutage ist es ein erträgliches Geschäft, Beweise über Steuerhinterzieher zu sammeln. Man speichert diese auf einem Datenträger und verkauft die Informationen an Länder und Finanzbehörden.
Auch Gustl Mollath, geboren 1956 in Nürnberg, sammelte Beweise, aber nicht, um diese zu verkaufen, sondern, um den Geldtransfers in die Schweiz seiner damaligen Frau und weiterer Mitarbeiter der HypoVereinsbank (HVB) und deren „Kunden“ Einhalt zu gebieten.
Als sich Gustl Mollath mit seinem Insiderwissen und den Beweisen zuerst an die betroffenen Banken und später an die Staatsanwaltschaft, Finanzbehörden und Politik wendet, wird er nicht belohnt, im Gegenteil, Gustl Mollaths Beweisen wird nicht nachgegangen, stattdessen wird er im Jahr 2006 mittels dubioser Beweisführung verurteilt und als wahnsinnig und allgemeingefährlich in die forensische Psychiatrie eingeschlossen.
Damit endet Teil 1 dieses Skandals. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Frank Fischerhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgFrank Fischer2013-06-02 00:09:302013-06-04 09:38:38Die Story im Ersten: „Der Fall Mollath – in den Fängen von Justiz, Politik und Psychiatrie“
Meine Schauspieleragentur MG Management aus München hat im Frühjahr 2013 ihren Geschäftsbetrieb eingestellt. Der Branche bleibe ich jedoch weiterhin mit der Komparsen- und Kleindarstelleragentur Casting Glocker erhalten. Ich verabschiede mich hiermit mit den folgenden Worten:
„Der von uns so sehr erhoffte Erfolg blieb aus – die Anfragen und Besetzungen kamen leider zu selten, um sich über Wasser zu halten. Ich bedanke mich für die vielen schönen Momente mit Ihnen und wünsche Ihnen allen ein glückliches, erfolgreiches Leben! Man trifft sich bekanntlich immer zweimal im Leben – wer weiß…”
Darüber hinaus habe ich anlässlich der Aufgabe von MG Management mit Tina Thiele beschlossen, meine persönlichen Beweggründe [ohne Anspruch auf repräsentativen Charakter, Anm. d. Red.] in einem kleinen Interview zu vertiefen. Weiterlesen
Auffällig viele Meldungen von Schließungen im Fachbereich Schauspieleragenturen/Managements erreichten unsere Redaktion in den vergangenen Monaten. Wobei, auf Wunsch der entsprechenden Agenten, nur schätzungsweise 50 Prozent dieser „Aufgaben“ im cn-magazin in dieser Rubrik veröffentlicht wurden. Wir fanden, dass es mal wieder Zeit für eine Bilanzaufnahme im deutschsprachigen Raum ist: Stirbt die private Agenturen-Landschaft aus? Aber blicken wir erst einmal zurück und schauen uns an, wie sich die Agenturenlandschaft in Deutschland entwickelt hat! Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Tina Thielehttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgTina Thiele2013-06-01 12:21:552016-05-18 12:52:22BILANZAUFNAHME: Die deutsche Schauspieleragenturen-Landschaft!
Unter den Filmfestspielen dieser Welt strahlt eines besonders hell. Kein anderes Festival schafft es, Kinokunst und Glamour so glänzend zu verbinden. Die Filme im Wettbewerb und auf der Siegerbühne sind zwar auch nicht massentauglicher als die anderer Festivals (manchmal sogar das Gegenteil), dennoch ist Cannes rund um die Welt ein Begriff, das berühmteste, ach was: beliebteste Filmfest. Sogar Lieder wurden darüber geschrieben. Heute noch.
Als das Festival am Sonntag zu Ende ging, bekräftigte es einmal mehr seinen Einsatz für das Wahre, Schöne, Gute. Und für dessen politische Verantwortung: Mit der „Goldenen Palme“ wurde „La vie d’Adèle“ ausgezeichnet, was auf Deutsch soviel wie „Adeles Leben“ heißt, auf Deutsch aber voraussichtlich unter dem Titel „Blue Is the Warmest Colour“ herauskommen wird, was sich anscheinend noch schlechter übersetzen lässt, weshalb also ein französischer Film auf Deutsch einen englischen Titel tragen wird, der mit dem Original nur wenig zu tun hat. Da ist ernicht allein … Aber ich komme vom Thema ab: Über drei Stunden erzählt der in Tunesien geborene französische Regisseur Abdellatif Kechiche („Couscous mit Fisch“) die Geschichte der 15-jährigen Schülerin Adèle aus, die sich mehr zu Mädchen hingezogen fühlt und das schließlich leidenschaftlich mit der etwas älteren Künstlerin Emma (Léa Seydoux) durchlebt. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2013-05-30 16:58:492013-11-18 12:31:37Ohne Glamour: Wie Festivalsieger entstehen
Während die Kinobranche in Deutschland noch mit dem Fernsehen ringt, droht draußen in der Welt schon neue Gefahr. Die USA und die Europäische Union verhandeln im Juni über ein Freihandelsabkommen (TTIP). Im Gegensatz zu früheren Vorschriften der Welthandelsorganisation ist dieses Mal aber keine „kulturelle Ausnahme“ für Audiovisuelles und Medien vorgesehen. Besonders das öffentliche Fördersystem, das nicht nur in Deutschland stark ausgeprägt ist, wird auf der anderen Seite als Wettbewerbsverzerrung gesehen.
Den wolle man ja gar nicht verzerren, erklärt dazu etwa Alexander Thies, Vorsitzender des Vorstands der Allianz Deutscher Produzenten. Doch im Gegensatz zur amerikanischen brauche die europäische Filmindustrie Förderung. Daß sie die auch bekommt, verzerre nicht den Wettbewerb, sondern mache ihn erst möglich: „Ohne Förderung, ohne ,kulturelle Ausnahme‘ gäbe es den europäischen Film nämlich gar nicht mehr, keine ,Oscar‘-Gewinner wie ,Liebe‘ oder europäische Blockbuster wie ,Ziemlich beste Freunde‘.“ – und somit keinen Wettbewerb. „Die Maßnahmen, mit denen in der EU und in den Mitgliedsstaaten Filme und andere audiovisuelle Medien gestützt und gefördert werden, sind die Voraussetzung für ein nennenswertes Filmschaffen in Europa.“
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2013-05-22 18:29:322013-05-22 18:38:29Kultur als Ausnahme: Eine Petition für Europas Kino
Ein Auftrag, den man nicht ablehnen kann –
Welches Programm fordert die Politik und welches liefern die öffentlich-rechtlichen Sender?
Es diskutierten zum Thema: Peter Frey (Chefredakteur des ZDF) Florian Hager (stellvertretender Programmdirektor ARTE) Wolfgang Kubicki (medienpolitischer Sprecher der FDP Schleswig-Holstein) Ines Pohl (Chefredakteurin der taz) Dagmar Reim (Intendantin des RBB)
Begrüßung: Gerhard Schmidt (Produzent & Vorstand DAfF)
Die Veranstaltung fand am 14. Februar 2013 im Rahmen der Berlinale in der Landesvertretung NRW statt.
Offizielle Website der Deutschen Akademie für Fernsehen (DAfF): www.deutscheakademiefuerfernsehen.de
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Tina Thielehttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgTina Thiele2013-05-18 19:01:352016-05-18 12:19:08cn-klappe: Diskurs der Deutschen Akademie für Fernsehen (DAfF)
Überbau in Oberhausen: Die Internationalen Kurzfilmtage und grundsätzliche Fragen über Flachbildschirme, flächige Bilder, flache Dramaturgien und die Flachheit der Kritik – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 62. Folge
Man hört Atemgeräusche, man sieht eine sonnendurchflutete Sommerlandschaft, Gras, Bäume, ein Fluss, ein Bergsee. Dann Früchte: Himbeeren in einer Hand, eine aufgebrochene Papaya an einem Mädchen-Mund, eine Rosenblüte, Vögel auf Ästen, Fische, Schmetterlinge, eine Biene, Blüten, fließender Honig, Füsse, Brüste, Arme, Münder, eine Off-Stimme, die von Natur erzählt, von Tagträumen und Sinneseindrücken und immer wieder ein offener Mund, der betont einatmet…
+ + +
»You are inside this body… its wet.« – Eine so assoziative wie genau komponierte Montage aus nur scheinbar unzusammenhängenden Bildern und Tönen, die sich zu einem bezwingenden Bewusstseinsstrom zusammenfügt, der uns in einen Garten Eden zurückführt und in das verlorene Paradies aus Adoleszenz und Entdeckung der Sexualität. Man erinnert sich an Filme von Jane Campion, Sofia Coppola und Lucille Halilhazovic – drei Frauen, die im Kino einen ganz eigenen Blick auf die sinnlichen Gewissheiten unseres Lebens geworfen haben, einen Blick, der so analytisch kühl ist, wie konkret, nie kalt distanziert.
Das Thema, das hier unaufdringlich, aber zwingend in 12 Minuten auf der Leinwand entfaltet wird, ist die Natur und die Körperlichkeit. Ein Film, der trotz der Begrenzung auf zwei Filmdimensionen, vieldimensional wirkt.
Er heißt Swallow und stammt von der in London lebenden französischen Künstlerin Laure Prouvost, und lief bei den Oberhausener Kurzfilmtagen im internationalen Wettbewerb. Bei der Preisverleihung gestern Abend ging er unverdientermaßen leer aus.
+ + +
Doch nur wenige Filme passten so gut zu dem übergreifenden Thema und der sie in zahlreichen Podiumsdiskussionen umspinnenden Debatte, der diesjährigen Kurzfilmtage.
Es ist in Oberhausen guter Brauch ein Thema zu setzen, und die Fülle der jährlichen, auch immer ein bisschen zufällig wirkenden Formen und Themen der Programme, die hunderte von Kurzfilmen zwischen 1 und 60 Minuten zeigen, zu bündeln, und mit einer Fragestellung zu strukturieren. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2013-05-12 11:00:332013-05-15 12:31:27Cinema Moralia – Folge 62: Flachheit, Dein Name ist Leib!
Kunst oder Kommerz, wo arbeiten die Filmfrauen?
Belinde Ruth StieveEine Auswertung von künstlerischen und kommerziellen Filmproduktionen für Kino und Fernsehen. Von Belinde Ruth Stieve. Schauspielerin. Berlin.
Letztes Jahr gerieten die Filmfestspiele von Cannes u.a. deshalb in die Kritik, weil im Wettbewerb kein Film einer Regisseurin nominiert wurde. Aber eigentlich war das keine so große Überraschung, denn in Cannes laufen überwiegend Filme von Männern, und erst einmal hat eine Frau die goldene Palme, die seit 1955 verliehen wird, gewonnen: die Neuseeländerin Jane Campion 1983 für Das Piano. Eine andere Regisseurin, die Dänin Bodil Ipsen, hatte 1946 gemeinsam Ko-Regisseur Lau Lauritzen Jr. für den Film Rote Wiesen den Grand Prix erhalten. In diesem ersten Wettbewerb der Filmfestspiele wurden 11 der 43 Wettbewerbsbeiträge gleichberechtigt ausgezeichnet. Neben Ipsen war noch die portugiesische Regisseurin Bárbara Viginia im Wettbewerb dabei.
2013 lief der Film einer Regisseurin im Wettbewerb: Un Château en Italie / A Castle in Italy, von der Italo-Französin Valeria Bruni Tedeschi, neben 19 Filmen von 20 Regisseuren. Und wie sah es sonst hinter der Kamera aus? Dafür habe ich den 6-Gewerke-Check durchgeführt, bei dem ich den Frauenanteil bei Regie, Drehbuch, Produzent/in, Kamera, Ton und Schnitt für die Gesamtheit einer Gruppe von Filmen – in diesem Fall um die Goldene Palme – ermittle. Hier die Werte für die 20 Wettbewerbsfilme:
Regie: 5 %
Drehbuch: 15 %
Produzent/in: 20 %
Kamera: 10 %
Ton: 13 %
Schnitt: 44 %
Weiterlesen
Die Story im Ersten: „Der Fall Mollath – in den Fängen von Justiz, Politik und Psychiatrie“
out takesOut takes weist in der Regel nicht mit einem Artikel auf Sendetermine von Reportagen oder Dokumentationen hin, besonders nicht, wenn diese nicht die Kernthemen unseres Blogs betreffen.
In diesem Fall machen wir eine Ausnahme.
Die Story im Ersten: 3.6.2013, 22.45 Uhr, ARD | Foto © Report Mainz/SWR
Update vom 4.6.2013:
Die Sendung wurde am 3.6. ausgestrahlt und ist nun in der ARD Mediathek zu sehen:
http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/799280_reportage-dokumentation/15028746_die-story-im-ersten-der-fall-mollath
In den Medien trifft man regelmäßig auf die Begriffe „Schwarzgeld“ oder „Steuerhinterzieher“, aktuell und prominent im Zusammenhang mit der Selbstanzeige von Uli Hoeness.
Im Schatten des finanziellen Schadens dieser illegalen Geldgeschäfte liegt eine verborgene Gefahr: Was kann Menschen passieren, die diese Geschäfte anzeigen wollen, wenn auf der anderen Seite Personen mit großem Vermögen und Einfluss stehen, die sich vor Aufdeckung schützen wollen?
Der Fall Mollath – 2002 bis 2006: Gustl Mollath wird verräumt
Heutzutage ist es ein erträgliches Geschäft, Beweise über Steuerhinterzieher zu sammeln. Man speichert diese auf einem Datenträger und verkauft die Informationen an Länder und Finanzbehörden.
Auch Gustl Mollath, geboren 1956 in Nürnberg, sammelte Beweise, aber nicht, um diese zu verkaufen, sondern, um den Geldtransfers in die Schweiz seiner damaligen Frau und weiterer Mitarbeiter der HypoVereinsbank (HVB) und deren „Kunden“ Einhalt zu gebieten.
Als sich Gustl Mollath mit seinem Insiderwissen und den Beweisen zuerst an die betroffenen Banken und später an die Staatsanwaltschaft, Finanzbehörden und Politik wendet, wird er nicht belohnt, im Gegenteil, Gustl Mollaths Beweisen wird nicht nachgegangen, stattdessen wird er im Jahr 2006 mittels dubioser Beweisführung verurteilt und als wahnsinnig und allgemeingefährlich in die forensische Psychiatrie eingeschlossen.
Damit endet Teil 1 dieses Skandals. Weiterlesen
Über die Schließung meiner Schauspieleragentur MG Management
Michaela GlockerMichaela Glocker | © Stéphanie Hill
Meine Schauspieleragentur MG Management aus München hat im Frühjahr 2013 ihren Geschäftsbetrieb eingestellt. Der Branche bleibe ich jedoch weiterhin mit der Komparsen- und Kleindarstelleragentur Casting Glocker erhalten. Ich verabschiede mich hiermit mit den folgenden Worten:
„Der von uns so sehr erhoffte Erfolg blieb aus – die Anfragen und Besetzungen kamen leider zu selten, um sich über Wasser zu halten. Ich bedanke mich für die vielen schönen Momente mit Ihnen und wünsche Ihnen allen ein glückliches, erfolgreiches Leben! Man trifft sich bekanntlich immer zweimal im Leben – wer weiß…”
Darüber hinaus habe ich anlässlich der Aufgabe von MG Management mit Tina Thiele beschlossen, meine persönlichen Beweggründe [ohne Anspruch auf repräsentativen Charakter, Anm. d. Red.] in einem kleinen Interview zu vertiefen. Weiterlesen
BILANZAUFNAHME: Die deutsche Schauspieleragenturen-Landschaft!
Tina Thiele© Straßenverkehrsamt
Ohne Glamour: Wie Festivalsieger entstehen
Peter HartigAuch auf dem roten Teppich in Cannes können Filmschaffende leicht mal im Regen stehen. | Foto © Archiv cinearte
Unter den Filmfestspielen dieser Welt strahlt eines besonders hell. Kein anderes Festival schafft es, Kinokunst und Glamour so glänzend zu verbinden. Die Filme im Wettbewerb und auf der Siegerbühne sind zwar auch nicht massentauglicher als die anderer Festivals (manchmal sogar das Gegenteil), dennoch ist Cannes rund um die Welt ein Begriff, das berühmteste, ach was: beliebteste Filmfest. Sogar Lieder wurden darüber geschrieben. Heute noch.
Als das Festival am Sonntag zu Ende ging, bekräftigte es einmal mehr seinen Einsatz für das Wahre, Schöne, Gute. Und für dessen politische Verantwortung: Mit der „Goldenen Palme“ wurde „La vie d’Adèle“ ausgezeichnet, was auf Deutsch soviel wie „Adeles Leben“ heißt, auf Deutsch aber voraussichtlich unter dem Titel „Blue Is the Warmest Colour“ herauskommen wird, was sich anscheinend noch schlechter übersetzen lässt, weshalb also ein französischer Film auf Deutsch einen englischen Titel tragen wird, der mit dem Original nur wenig zu tun hat. Da ist er nicht allein … Aber ich komme vom Thema ab: Über drei Stunden erzählt der in Tunesien geborene französische Regisseur Abdellatif Kechiche („Couscous mit Fisch“) die Geschichte der 15-jährigen Schülerin Adèle aus, die sich mehr zu Mädchen hingezogen fühlt und das schließlich leidenschaftlich mit der etwas älteren Künstlerin Emma (Léa Seydoux) durchlebt. Weiterlesen
Kultur als Ausnahme: Eine Petition für Europas Kino
Peter HartigDie Vielfalt Europas hatte nicht nur Cédric Klapisch inspiriert, der dem gemeinschaftlichen Kulturaustausch mit „L’auberge espagnole – Barcelona für ein Jahr“ ein Filmdenkmal samt Fortsetzung errichtet hatte. | Foto © Universum
Während die Kinobranche in Deutschland noch mit dem Fernsehen ringt, droht draußen in der Welt schon neue Gefahr. Die USA und die Europäische Union verhandeln im Juni über ein Freihandelsabkommen (TTIP). Im Gegensatz zu früheren Vorschriften der Welthandelsorganisation ist dieses Mal aber keine „kulturelle Ausnahme“ für Audiovisuelles und Medien vorgesehen. Besonders das öffentliche Fördersystem, das nicht nur in Deutschland stark ausgeprägt ist, wird auf der anderen Seite als Wettbewerbsverzerrung gesehen.
Den wolle man ja gar nicht verzerren, erklärt dazu etwa Alexander Thies, Vorsitzender des Vorstands der Allianz Deutscher Produzenten. Doch im Gegensatz zur amerikanischen brauche die europäische Filmindustrie Förderung. Daß sie die auch bekommt, verzerre nicht den Wettbewerb, sondern mache ihn erst möglich: „Ohne Förderung, ohne ,kulturelle Ausnahme‘ gäbe es den europäischen Film nämlich gar nicht mehr, keine ,Oscar‘-Gewinner wie ,Liebe‘ oder europäische Blockbuster wie ,Ziemlich beste Freunde‘.“ – und somit keinen Wettbewerb. „Die Maßnahmen, mit denen in der EU und in den Mitgliedsstaaten Filme und andere audiovisuelle Medien gestützt und gefördert werden, sind die Voraussetzung für ein nennenswertes Filmschaffen in Europa.“
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cn-klappe: Diskurs der Deutschen Akademie für Fernsehen (DAfF)
Tina ThieleDiskurs der Deutschen Akademie für Fernsehen (DAfF) | Foto © casting-network
Ein Auftrag, den man nicht ablehnen kann –
Welches Programm fordert die Politik und welches liefern die öffentlich-rechtlichen Sender?
Es diskutierten zum Thema:
Peter Frey (Chefredakteur des ZDF)
Florian Hager (stellvertretender Programmdirektor ARTE)
Wolfgang Kubicki (medienpolitischer Sprecher der FDP Schleswig-Holstein)
Ines Pohl (Chefredakteurin der taz)
Dagmar Reim (Intendantin des RBB)
Begrüßung:
Gerhard Schmidt (Produzent & Vorstand DAfF)
Keynote:
Adriana Altaras (Schriftstellerin & Schauspielerin)
Moderation:
Harald Staun (Medienseite der FAS)
Die Veranstaltung fand am 14. Februar 2013 im Rahmen der Berlinale in der Landesvertretung NRW statt.
Offizielle Website der Deutschen Akademie für Fernsehen (DAfF):
www.deutscheakademiefuerfernsehen.de
Link zum cn-klappe Video-Beitrag auf casting-network:
www.casting-network.de
Cinema Moralia – Folge 62: Flachheit, Dein Name ist Leib!
Rüdiger SuchslandStill aus Laure Prouvosts Swallow
Überbau in Oberhausen: Die Internationalen Kurzfilmtage und grundsätzliche Fragen über Flachbildschirme, flächige Bilder, flache Dramaturgien und die Flachheit der Kritik – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 62. Folge
Man hört Atemgeräusche, man sieht eine sonnendurchflutete Sommerlandschaft, Gras, Bäume, ein Fluss, ein Bergsee. Dann Früchte: Himbeeren in einer Hand, eine aufgebrochene Papaya an einem Mädchen-Mund, eine Rosenblüte, Vögel auf Ästen, Fische, Schmetterlinge, eine Biene, Blüten, fließender Honig, Füsse, Brüste, Arme, Münder, eine Off-Stimme, die von Natur erzählt, von Tagträumen und Sinneseindrücken und immer wieder ein offener Mund, der betont einatmet…
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»You are inside this body… its wet.« – Eine so assoziative wie genau komponierte Montage aus nur scheinbar unzusammenhängenden Bildern und Tönen, die sich zu einem bezwingenden Bewusstseinsstrom zusammenfügt, der uns in einen Garten Eden zurückführt und in das verlorene Paradies aus Adoleszenz und Entdeckung der Sexualität. Man erinnert sich an Filme von Jane Campion, Sofia Coppola und Lucille Halilhazovic – drei Frauen, die im Kino einen ganz eigenen Blick auf die sinnlichen Gewissheiten unseres Lebens geworfen haben, einen Blick, der so analytisch kühl ist, wie konkret, nie kalt distanziert.
Das Thema, das hier unaufdringlich, aber zwingend in 12 Minuten auf der Leinwand entfaltet wird, ist die Natur und die Körperlichkeit. Ein Film, der trotz der Begrenzung auf zwei Filmdimensionen, vieldimensional wirkt.
Er heißt Swallow und stammt von der in London lebenden französischen Künstlerin Laure Prouvost, und lief bei den Oberhausener Kurzfilmtagen im internationalen Wettbewerb. Bei der Preisverleihung gestern Abend ging er unverdientermaßen leer aus.
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Doch nur wenige Filme passten so gut zu dem übergreifenden Thema und der sie in zahlreichen Podiumsdiskussionen umspinnenden Debatte, der diesjährigen Kurzfilmtage.
Es ist in Oberhausen guter Brauch ein Thema zu setzen, und die Fülle der jährlichen, auch immer ein bisschen zufällig wirkenden Formen und Themen der Programme, die hunderte von Kurzfilmen zwischen 1 und 60 Minuten zeigen, zu bündeln, und mit einer Fragestellung zu strukturieren. Weiterlesen